CONTROL 5 - IN DUNKLEN TUNNELN
PROLOG: UNGEBETENE GÄSTE
Die sechs Soldaten saßen, wie jeden Abend den sie nicht mit Übungen oder Frauen verbrachten, um den stählernen Tisch ihres Stammlokals herum und spielten Karten. Es war eine bizarre Truppe, die hier das etwas an Blackjack erinnernde Kartenspiel spielte.
Markus saß wie immer verkehrt herum auf seinem Stuhl. Hauptsächlich deshalb, da er sich mit seinem momentanen Promillewert nicht ohne Stütze auf dem Stuhl halten konnte. Er war die letzten drei Runden übersprungen worden, ohne es auch nur zu merken. Daneben saß Skrag. Der Grotsöldner saß auf einem ganzen Stapel Sitzkissen um mit seinen Kameraden auf Augenhöhe zu bleiben. Er war vor einiger Zeit auf der unfreundlichen Todeswelt gestrandet und hatte wie durch ein Wunder die Hölle der Oberfläche überlebt. Unter der Erde konnte er zu seinem Glück feststellen, dass die menschlichen Bewohner dieses Planeten Fremden gegenüber sehr aufgeschlossen waren, sofern diese nicht permanent versuchten, ihre Organe über die Station zu verteilen. Ein ähnliches Schicksal hatte Kharh durchgemacht. Der eigentümlich anmutende Kroot war vor ca. 2 Wochen in der Station erschienen und schlug sich als Söldner durch. Viele Leute wurden misstrauisch, da er für einen einfachen Söldner entschieden zu professionell war und sein ganzes Gebaren den hochrangigen Militär verriet. Iwan und seine beiden Kollegen störte das nur wenig. Der Soldat hatte genug durch gemacht um zu wissen, dass sie jede Hilfe brauchen würden, um die aus den Sperrzonen sprudelnden Mutanten aufzuhalten. Besonders die einzigartigen Kreaturen, die ab und an einmal auftauchten machten ihnen zu schaffen. Manchmal sahen sie aus wie Menschen, doch meistens völlig anders. Sie wurden in den Tiefen des Planeten geboren und stellen die ultimative Waffe der Mutanten dar. Sagen zumindest manche, doch für die meisten waren sie lediglich eine Laune der Natur. Diese Bestien waren nicht organisiert, sie waren Tiere. Der Mann links neben Iwan, Markomir, meldete sich zu Wort.
„Habt ihr gehört?“ Jedes seiner Gespräche begann so, und Iwan stellte ganz automatisch die Frage, die jedes Mal folgte: „Was gehört?“
„Es sind merkwürdige Fremde gelandet... Sie sollen sich momentan in 36 12 aufhalten.“ Station 36 12 war ein kleiner und unbedeutender Vorposten, der von den Imperialen Lieferanten so gut wie nie beachtet wurde. Dass Fremde, noch dazu solche, die man in dieser Gegend als „merkwürdig“ betrachtete dort gelandet waren ließ sie alle aufmerken. Markomir fuhr fort.
„Soweit ich gehört habe macht einer von denen richtig gute Musik... Er hat seinen Leibwächter dabei, und ein paar Schreiber. Sind aber alle recht gut bewaffnet habe ich mir sagen lassen.“
„Das muss man dieser Zeit auch sein!“ antwortete Anton, der Mann auf Iwans anderer Seite. Skrag meldete sich zu Wort. „Deine Informationen sind erschreckend genau... woher hast du sie?“ Der Grot hatte eine relativ hohe und für Menschen unangenehme Stimme weshalb er nicht gerne Plauderte. Den Orkischen Akzent hatte er sich beeindruckend schnell abtrainiert. Markomir lächelte geheimnisvoll.
Doch es waren auch Wesen nach Idraza4 gelangt, von denen Markomir nicht einmal etwas ahnte.
Auf dem stürmischen Gipfel eines Berges, nahe dem Punkt unter dem sich die sechs Gestalten in trauter Runde ihren Getränken und den Spielkarten widmeten riss der Schleier des Realraums auf. Dies allein war auf Idraza4 kaum ungewöhnlich. Sehr ungewöhnlich jedoch war, dass tatsächlich etwas hindurch gelangte. Szin Eden erschien, von donnerndem Getöse begleitet in einem Meer von rot- und lilafarbenen Blitzen auf dem Gipfel des Berges. Die abscheuliche Gestalt kam allein. Der Chaosgeneral der Fallen Dragons war viel zu geizig mit seinen Opfern, als dass er sie teilen würde. Die mit ihrer Rüstung verschmolzene Gestalt marschierte gemessenen Schrittes den Berghang hinunter. Er hatte Zeit! Das riesige Energieschwert auf dem Rücken spie Funken, als Szins gestalt von einem Nachblitz aus dem Warp getroffen wurde. Die dämonen der Oberfläche ließen Khorns Diener passieren. Er hatte Blut zu vergießen, Blut im Namen des Chaos und dies allein ermächtigte ihn bereits, unbehelligt zu seinen Opfern zu marschieren.
Außerhalb von Szins Sichtweite ging eine Landungskapsel auf den Planeten nieder. Dies allein war schon ein gefährliches Unterfangen, da die permanenten Stürme, die die Oberfläche heimsuchten drohten, jede Kapsel in der Luft zu zerreißen. Tiberius Silbernebel jedoch hatte Glück. Die Kapsel schlug heftig auf der Oberfläche auf und begrub einen Mutanten unter sich, der in Erwartung eines Neuankömmlings dem Lichtstreifen gefolgt war. Tiberius hatte schier unvorstellbares Glück. Er war nicht weit entfernt von einer Abwurfzone gelandet, über der soeben zwei gewaltige Cargobehälter niedergingen. Tiberius schritt zu den beiden vergleichsweise sanft aufsetzenden Giganten. Die Behälter hatten eigene Schubdüsen und Antigravmodule, die ihren Transport unter die Oberfläche erleichterten. Als neben ihm zischend dampf aus einem Überdruckventil schoss sprang der Kompanieveteran reflexartig zurück. Aus der Luke stieg einer seiner Brüder der Space Wolves. Tiberius ließ die Waffe sinken, hielt sie aber bereit. Er deutete das Zeichen des Aquilla an, sofern es mit gezogener Waffe möglich war. Sein Gegenüber erwiederte den Gruß, zog aber keine Waffe. „Ich grüße euch, Bruder! Ich bin Thormen von den Space Wolfes, auf einem kleinen Landurlaub.“
Tiberius runzelte die Stirn. Landurlaub? „Ich bin Tiberius Silbernebel, Veteran der Soulravens auf der Jagd nach einem jener, die einst unsere Brüder waren.“
„Jagd?“ Thormen grinste. „Das klingt verdammt gut. Wo-“ in diesem Moment kam eine sechsbeinige, schwarze Bestie über den Cargo gesprungen und fiel die beiden Söhne des Imperators an. Großer Fehler! Thormen richtete sich auf, den Kopf der Bestie noch in der Hand. „Und jetzt?“
„Warten?“ „Ich weiß nicht...“
Khorga Skroll befand sich noch im Orbit. Er hatte den Planeten zwischen sich und die Imperialen Lieferanten gebracht. Er musste nun warten, bis sie sie verzogen hatten bevor er den menschen jagen konnte, dessen schwarzes Schiff er den ganzen Weg hierher verfolgt hatte. Doch dazu musste er sich erst einmal etwas einfallen lassen, um heruas zu bekommen wo er war. Sollte er nach unten? Sein Erscheinen würde die Schwächlinge Alarmieren. Mr. Skroll rückte sein Monokel zurecht und sah auf seine Kontrollen. Da beobachtete er, wie ein witeres Schiff auftauchte, genau genommen zwei... aber nicht aus dem Warp. Das Schiff von Dalharuk'il fiel aus dem Netz der tausend Tore. Fast sofort schickte der Dark Eldar eine seiner Gefährlichsten Waffen hinunter. Xy'ssa´kra'chax war alles andere als Loyal, genau genommen traute er dem Nachtteufel weniger weit, als er ihn werfen konnte. Aber er sollte nur Chaos stiften, und das konnte er wirklich gut. Während sein unfreiwilliger Vorbote in die Tunnel der Welt huschte ließ Dalharuk'il seinen Blick wandern. Was für ein Drecksloch! Doch irgendetwas gab es dort unten, was ein mächtiges Geschenk für seine Herren wäre, das wusste er. Die Menschen hatten dort unten etwas verborgen, von dem sie selbst kaum wussten. Selbst jene, die die Entdeckung verhindern sollten wussten seltenst, was sie überhaupt bewachten. Und das war ein Vorteil! Leider der einzige, denn abgesehen davon, dass es tief unten sein musste hatte Dalharuk'il keine Ahnung wo und was es war...
Er brauchte einen Plan.
Hinter ihm, fiel ein blinder Passagier aus dem Netz. Kyrasz war auf der Suche nach neuen Technologien, was sich für einen Necron als schwierig gestaltete. Aber hier schien er auf einen grünen Zweig zu kommen. Für eine seiner zahlreichen Verfehlungen, die man ihm ohnehin nur wegen seinen herausragenden Fähigkeiten nachsah war er an diesen Ort geschickt worden, begleitet von seinen acht Phantomen, um eine technologie zu bergen, die sich wahrscheinlich unter dieser Welt versteckte. Und er wusste auch ungefähr, wo er suchen musste. Per Portalfokus gelangte der Necron in eine der Sperrzonen nahe 36 11. Ab hier versagten seine Geräte, doch er war auf der richtigen Spur. Wie nur sollte er an neue Informationen kommen?