Control 9 - Convulsio mortis (Spielbereich)

  • Control 9 - Convulsio mortis


    Prolog: Leichentuch


    Die rubinfarbenen Strahlen des Sterns Laurin, die Bewohner von Hakuset nannten ihre Sonne Ka'ul,
    wichen den Schatten der schwarzen Kiefern die sich hoch über den Berghang erstreckten und die untergehende Sonne zu verschlucken schienen. Die letzten Viehtreiber brachten ihre Tiere zurück in die einfachen, Robusten Verschläge, welche die Stadt wie ein Schwarm unförmiger Insekten umgaben und die Bürger verschlossen Fensterläden und Türen um sich vor den Gestalten der Nacht zu schützen. Im geschäftigen Alltagstreiben zur späten Abendstunde bemerkte kaum jemand die Sternschnuppe, die im Schein der letzten Sonne versteckt über den Bergen nieder ging. Wer den schmalen, leuchtenden Streifen bemerkte sah ihn als gutes Omen, als Bote einer guten Ernte oder eines lang anhaltenden Sommers. Diese mit Unwissenheit gesegneten Menschen schliefen diese Nacht besonders gut... in der Nacht, in der alles seinen Anfang nahm.
    „Laura, komm schnell, sieh dir das an!“
    „Was denn?“ Laura sprang über einen umgestürzten Baumstamm und kniete sich neben ihre Freundin Melissa in den weichen, nach Kiefernadeln duftenden Waldboden. Melissa hielt eine gezackte, schillernde schwarze Scheibe in den Händen. Sie war leicht gebogen. Laura lächelte unwillkürlich. So etwas schönes so tief im Wald. Sie nahm Melissa die Scheibe aus der Hand. Sie war dicker als ihr Daumen und unerwartet schwer, fühlte sich aber ganz warm an.
    „Was das wohl ist?“
    „Vielleicht ein Edelstein?“
    „Nein, Steine sind kalt und-“ hinter ihnen raschelte es und die beiden Mädchen fuhren herum. Nichts war zu sehen.
    „Vielleicht nur eine Maus?“ fragte Laura vorsichtig. Ihre Stimme verriet, dass sie das selbst nicht glaubte. „Ich will nach hause!“ sage Melissa mit zitternder Stimme. Laura nickte und die Mädchen rannten los, bis es neben ihnen raschelte und sie panisch die Richtung änderten. Das unheilvolle Etwas lenkte sie ohne das sie es merkten immer tiefer in den Wald. Schließlich standen die beiden Mädchen vor einer Moosbewachsenen Felswand, die sie noch nie gesehen hatten. „Wir haben uns verirrt!“ weinte Laura und sah zu ihrer Freundin. Melissa war ein Jahr älter als sie, schon elf, und hielt tapfer die Tränen zurück. „Wir finden schon wieder heim. Ich klettere auf den Stein, dann sehen wir wo die Stadt ist.“ Der Fels war nicht annähernd hoch genug um die Baumwipfel zu erreichen, aber Laura nickte trotzdem. Entschlossen griff Melissa in einen Büschel Moos- und sah überrascht nach unten. Was wie ein fleckiges Gewächs aussah war hart, warm und scharfkantig, es fühlte sich an wie die Scheibe in ihrer Tasche. Unter ihrer Hand wechselte die Scheibe von einem fleckigen Grünbraun zu schwarz, dann lief ein zittern durch den ganzen Fels.Die beiden Mädchen schauten, vor Angst gelähmt auf die Felswand, aus der sich eine wahrhaft gigantische Kreatur schälte. Die beiden Sensenklauen streckten sich in den Himmel, dann fuhren sie herab.


    Die krähenfüßige Landefähre setzte mit dem Ächten eines uralten Mechanismus auf dem vom Wetter gefurchten Stein des Berges auf. Zischend öffnete sich die breite Ladeluke des modifizierten Transporters und spie einen für ihre Verhältnisse erstaunlich gut organisierten Haufen Orks aus.
    „Gäbiet sicharn!“ brüllte einer der Orks der Meute zu. Er ging mit geschwellter Brust durch ihre Mitte, einen langen, mit allerlei Schrott geschmückten Stab in der Hand und ein weites Laken mit schwarz-gelbem Fledermaussymbol um den Leib gewickelt.
    „Da Boss will, dat der Eisarne zufriedan is! Dann gibbet extra Zähnä für alle!“ Die Orks stürmten begeistert auseinander, erklommen kleinere Felsvorsprünge und kontrollierten jede Ecke des Plateaus. Darin waren Orks wirklich gut: Verstecke finden. Schließlich brauchten sie die oft genug selbst. Der Großteil von ihnen konzentrierte sich auf die weiträumige höhle, die der Ziel des Anflugs gewesen war. Nun trat eine weitere Grünhaut aus dem Shuttle. Und gesellte sich zu dem in Stoff gehüllten Wyrdboy.
    „Sach' an, Petar...“ meinte Ugnulz Manstomper nur, der Anführer der kleinen Söldnertruppe.
    „Uff dem ganzen Berg is' kein schwächlichar Menschling, nich' mal'n Reh oder sowas... Aber auch nix aus Eis'n in der Höhla!“
    „Dat wird'm Eisänmann nich' gefall'n...“
    „Soll einer von da Git'z Meldung mach'n geh'n?
    „Lass ma Petar, dat mach' ich selbar....“
    Damit drehte sich der Boss um und stapfte wieder in die Landefähre zurück. Oben an der Rampe blieb er nochmal stehen.
    „Ach un' schick' 'n paar Gitz dat Zeug vom Chef auslad'n!“ dann stapfte er wieder nach innen während Peter sich daran machte, wild mit dem Batman-Cape wedelnd die Gitz zu koordinieren.
    Kopfschüttelnd sah Synalízomaj Aódêss dem Manstomper nach, der gerade seine Kabine verließ. Die feine Servomechanik in seinem Hals summte bei der Bewegung in einem sonoren grollen, so leise das es eher zu ahnen war. Er war sich so sicher gewesen, dass die Fabrik hier war. Hier in diesem Berg. Er war im richtigen System, das stand außer Frage... doch war er am richtigen Ort? Als Versteck und gleichzeitig guter Zugangspunkt kam nur diese Höhle in Frage... doch sie stellte sich als Fehlgriff heraus, sofern die Orks richtig gearbeitet hatten. Die Orks- Auf seinen Reisen war er auf den Söldner gestoßen als er gerade versuchte, die Technologie der Grünhäute zu ergründen... es war vergeblich. Es war faszinierend, dass sich die Funktionsweise ihrer Waffen jedem höheren Verstand entzog, wenn das hier vorbei war würde er sich damit befassen.
    Auf seinen vier Beinen schwebte Synalízomaj fast schon durch den überfüllten Raum. Seine Gemächer glichen einer Werkstatt, die man provisorisch in einer Bibliothek eingerichtet hatte. Überall lagen Bücher, Schriftrollen, Werkzeuge, mysteriöse Elektroteile und rohe Panzerplatten neben Autofedern, Datenblöcken, schweren Folianten und knäulen verschmorter Kabel. Zwei Servitoren arbeiteten sich unermüdlich durch das Chaos und versuchten die Ordnung wieder herzustellen, nachdem ihr Meister die Arbeit kurz niedergelegt hatte. Aódêss selbst wischte eine Hand voll Pergament von seinem selbst gebauten Tacticum und aktivierte es mit einem kurzen Gedanken, der durch seine Gedankeninterventionseinheit raste und die Maschine zum Leben erweckte. Sofort erschien ein hololytisches Bild des Systems mit seinen beiden Welten. Laurin I, eine kahle Todeswelt und Laurin II, die klasse M Feudalwelt, von ihren Bewohnern Nalon genannt, kreisten um den Stern Laurin, der hier Ka'ul hieß. Irgendwo in diesem System verbargen sich uralte Fertigungshallen für wundersame Waffen. Dieses Wissen war extrem schwer zu beschaffen gewesen und es war nahezu unmöglich zu sagen, wer sonst noch darüber verfügte... Auf jeden Fall eignete sich die Höhle, gut versteckt in den Bergen und mit einem natürlich abgeschirmten Landeplatz vor der Tür sehr gut für eine weitere Recherche. Sein Schiff, eine kleine Fregatte der Schwertklasse, hatte sich hinter den Mond Libos zurückgezogen, ein kleiner, ungenutzter Trabend der idealerweise immer den Planeten zwischen sich und dem zweiten Mond der Welt, Eiris hatte, auf dem ein Raumhafen lag. Dort tummelte sich allerlei eventuell nützliches Gesindel. Wie auch immer, er würde sich beeilen müssen, der Stern ließ ihm keine Zeit.


    Orlond schlenderte durch die nächtlichen Straßen von Hakuset. Er hatte keine Angst. Es gab nichts auf diesen Straßen, was ihm gefährlich werden könnte. Dummerweise gab es immer wieder Nachtwächter und Halunken gleichermaßen, die er daran erinnern musste. Seine Vergangenheit hüllte er in Schweigen... naja, er ging zumindest nicht damit hausieren, allerdings sprachen seine vielen Tätowierungen und sein noch immer exakter Bürstenschnitt für sich. Er war ein guter Soldat, ein brillanter Taktiker gewesen, am Ende hatte er den nachwuchs seines Regiments ausgebildet, bis dieser unverschämte, verachtenswerte Inquisitor Krueger hochnäsig und arrogant über seine Truppe hergezogen war... was wohl aus diesem Ekelpaket geworden war? Tief in Gedanken versunken spazierte Lars durch die dunklen Gassen bis er auf der Hauptstraße ankam, einem von vier großen Armen eines gepflasterten Kreuzes, das die vier Viertel der Stadt voneinander trennte. Lars hatte sich für die Aufteilung nie interessiert, am Ende war jeder Teil der Stadt gleich schändlich und heruntergekommen... was für eine Ironie, dass gerade diese Schändlichen Ecken sich seiner Besuche erfreuen konnten. Über die Ironie seiner Gedanken lachend kam Lars auf dem Marktplatz an. Unter einer der großen Öllaternen stand das gewaltige Hölzerne Brett, auf dem die Nachrichten des Tages angeschlagen wurden. Lars kam immer in der Nacht hierher, kurz bevor die Blätter abgehängt und durch neue ersetzt wurden. So konnte er als erster und weit Abseits des Gedränges lesen was die Stadt erreichte, und Abends nochmal was sich über Tag getan hatte oder was von den hohen Herren Verändert oder entfernt worden war. Welche politischen Parolen von tollkühnen jugendlichen im Schutze der Dämmerung widerrechtlich angeschlagen wurden und welche Propaganda von den selben Leuten entfernt wurde. Über Tag erfuhr er dann die inoffiziellen Meldungen aus den Spelunken und Bordellen der Randviertel. So war Lars Orlond, obwohl im Exil noch immer ein bestens informierter und hochintelligenter Mann, und das Gefühl, von allem zu wissen und wenn er wollte alles manipulieren zu können war eine der wenigen Erfüllungen, die ihm geblieben waren. So stand er auch jetzt, wie jede Nacht vor dem Brett und sah die am morgen gelesenen Meldungen noch einmal durch, suchte nach auffälligen Änderungen. Sein Blick blieb an einer eher unscheinbaren Meldung unten am Brett hängen. Noch zwei Mädchen wurden vermisst. Seit einem Jahr verschwanden immer wieder Menschen in dem gigantischen Wald, der sich zwischen dem Gebirge und der Stadt erstreckte. Die Randbezirke, in denen die Holzfäller unterwegs waren sind einigermaßen sicher, doch meist verschwanden unglückliche Jäger und spielende Kinder, die sich durch die Verbote ihrer Eltern nicht zurückhalten ließen spurlos im Wald. Oft fand man nur noch Kleidung, allerdings nie eine Spur der Leiche. Das hatte vor drei Jahren begonnen. Durch die wachsende Furcht und Vorsicht der Menschen waren die Fälle seltener geworden und die Propaganda tat ihr übriges, so waren solche Fälle wenn dann nur noch sehr klein und weit unten am Brett zu finden. So wie jetzt.
    „Kann ich Ihnen helfen?“
    Lars tat, als würde er aus seinen Gedanken hochschrecken. Er hatte die beiden Männer gehört, seit sie den Platz betreten hatten. Eine Stadtwache in der Uniform der Garde sowie ein zerlumpt aussehender Packer mit einem Stapel Papier unter dem Arm standen hinter ihm.
    „Ah, hallo, Lars...“ sagte der Packer.
    „Spar' die das Süßholz, Sepp, und mach deinen Job, ich friere mir hier den Arsch ab wenn du nicht bald was zu lesen bei schaffst!“ Die beiden Männer lachten und gaben sich die Hand, dann machte der Packer Sepp sich an die Arbeit und tauschte die Nachrichten aus. „Ich kann ihnen nur wieder einmal sagen, wie bedenklich es ist, dass Sie sich jede Nacht in den Straßen herumtreiben, Orlond... irgendwann erwischt es auch sie!“ sagte der Nachtwächter. Das war seine rituelle Begrüßung.
    „Ich habe schon schlimmeres gesehen...“ winkte Lars ab. Sein Blick fiel wehmütig auf die Laserpistole, die der Wachmann in krassem Gegensatz zu seiner obligatorischen Hellebarde am Gürtel trug. Wenn der Mann wüsste... Dar Wachmann brummte etwas und wandte sich ab. Lars sah ihm nach. Dieser Einfaltspinsel. Wenn er auf seiner Patroullie tatsächlich auf jemanden treffen sollte, der es wert wäre, aufgehalten zu werden würde er sich wie jeder andere Bürger feige in die hinterste Ecke verziehen. Solch ein Soldat ist eine Schande für die Armee... Orlond sah zum Himmel. Ob er je wieder etwas sinnvolles zu tun haben würde...?


    Beveron saß über einem Teller galvinischer Nudeln und starrte durch das Meterdicke Panzerglas hinaus auf den stählernen Raumhafen von Eiris. Diese Welt war abgelegen und zurückgeblieben, doch für eine Feudalwelt reich bevölkert. Ein idealer Nährboden für seine frohe Botschaft. Durch die Gunst eines reichen Schülers von seinem letzten Erfolg hatte er eine Passage auf dem Freihändler „Niederlicht“ bekommen und war nach Laurin II geflogen. Die Reise verlief ereignislos, er war nicht erkannt worden, In den unteren Decks hatte er sich mit ein paar Zwangsarbeitern angefreundet und mit ihrer Hilfe auf einer alten Presse einige Pamphlete verfasst, die seine neuen Kameraden nun unter der Besatzung verbreiteten. Bis dem Freihändler der Makel auffallen würde wäre er schon längst als einer der gesichtslosen Arbeiter von Bord gegangen. Was dann passierte wussten nur die Götter allein. Im besten Fall kam es zu einer Revolution oder einer Verbreitung auf anderen Welten. Keros sah auf und genau in die Augen seiner Klette. Zeke nannte sich der Kerl, der immer eine seidene Kapuze trug und sich fast ausschließlich auf den öffentlichen Decks herumtrieb. Dieser Schnüffler redete mit allem und jedem über alles und jeden. Er war wissensdurstig und verschlang Informationen genauso gut wie er sie versteckte. Beveron kam es vor, als wäre er die einzige Person auf dem ganzen Schiff, die Zeke noch nicht angesprochen hatte. Dafür folgte der durchdringende Blick dieses Kerls jeder seiner Bewegungen, als würde er ahnen, was er verbarg. Beveron schüttelte sich. Dieser Mistkerl sollte nicht sein Problem sein. Dies war seine letzte Mahlzeit. In drei Stunden war er unten auf Laurin II, und dann konnte dieses ganze Schiff wenn es nach ihm ginge zum Warp fahren, besonders gerne sogar.
    Zach'Riel spürte tatsächlich, dass von Keros Ärger ausging, wenn auch nicht konkret. Seine Träume und Visionen waren von Schatten geplagt und die Runen hatten ihn in dieses System geschickt. Etwas großes würde hier vor sich gehen... etwas gigantisches. Und es wurde Zeit. Er wandte sich von dem zwielichtigen Menschen ab und sah durch das Fenster am Mond vorbei auf die rote Sonne. Dieser Stern lag im sterben, das spürte er ganz deutlich. Es war fraglich, ob der Planet das Ende des Sommers noch erleben würde... Doch wenn wer auch immer es schaffen würde, die Gefahr vorher zu bergen wäre sie in der Galaxis entfesselt... Zach'Riel musste nicht einmal wissen, um was es ging. Er musste nur verzögern, bis der Lauf des Universums dieses System und alles, was darin lauerte ausradierte. Doch irgendwas sagte ihm, dass er nicht der einzige war, der sich der drängenden Zeit bewusst war...


    Gleißendes Licht, kreischende Stimmen.
    Vergil hasste es jedes Mal, wenn sein Körper desintegriert und sein Geist durch den Warp gewirbelt wurde. Zeit war hier bedeutungslos. Er konnte noch Minuten in Gedanken schwelgen, das hatte eine Reise ohne Zeitverlust so an sich. Gleich wäre er auf Myridon, einer brennenden Welt voller kreischender Stimmen, und er würde jede einzelne davon wenn es sein musste mit bloßen Händen zurück in den Warp treiben. Seine Seele wurde durch den Schleier zurück in die Wirklichkeit gepresst seine neu entstandenen Augen erfassten ein erstes Bild seiner Umgebung. Eine nahezu endlose, grüne Weide, ein blauer Abendhimmel, Lichter in der Ferne- und von seinen Brüdern keine Spur. Vergils Verstand versuchte die Lage zu erfassen, dies war gewiss nicht Myridon. Er hörte ein Röhren hinter sich und wirbelte herum, das Psischwert pfiff durch die Luft und spaltete mühelos einen gewaltigen Schädel. Vergil stieß überrascht die Luft aus seiner Lunge als er den Ochsen vor sich zu Boden gehen sah. Dieses Tier war hässlich, aber gewiss keine Warpkreatur gewesen. Kopfschüttelnd drehte sich der Grey Knight einmal im Kreis, dann steckte er das Schwert an den Gürtel zurück. „Teleportleitstelle, hier Bruder Vergil, Meldung!“
    Keine Antwort. Thron, das fing ja super an...


    „Niven, hast du was Neues?“
    „Nein... ich bin der Beste meines Jahrgangs, und der fünf davor... ich würde mich melden hätte ich 'was Neues'!“
    Case verrollte die Augen. Nicht autorisierter Schiffsverkehr, eine Häufung von Mordfällen und ungewöhnliche Energiesignaturen in einem System voller Hinterweltler und Einsiedler. Vor drei Jahren hatte der Hilferuf von Laurin II die Mühlen der imperialen Bürokratie betreten, nun waren die Arbites da, um die quasi nicht vorhandene, planetare Polizei zu unterstützen. In den vergangenen Jahren hatte es keine Beweisaufnahme oder Ermittlungen gegeben. So wühlten sich Case und die anderen vier Mitglieder seines Teams nun durch alles, was an Nachrichten in digitaler Form am Raumhafen vorlag. Und das war gar nichts. Unmengen von Aufzeichnungen der Handelsflotte bei denen Case sich fragte, mit was hier denn groß gehandelt wurde, aber keine einzige Erwähnung der Fälle.
    „Sir?“
    Halon Tempus, Case' Einsatzleiter, horchte auf. „Niven? Haben sie etwas?“
    „Nein, Sir, und ich bin sicher wir finden auch nichts mehr. Wir müssen da runter, wir müssen vor Ort. Vielleicht findet sich da jemand, der uns weiter helfen kann.“
    „Ist das Ihre Überzeugung oder Ihr Bauchgefühl?“
    „Beides, Sir!“
    „Nun, dann packen Sie, Niven. In zwei Stunden fliegt ihr Shuttle in die Stadt Hakuset. Viel Glück!“
    Case schnaufte, das war nicht der Plan gewesen... dann machte er sich eben einen neuen!

  • Runde I: Alte und neue Gesichter


    Weite Landschaft aus Stein. Lebewesen die sich tummeln weite, grüne Felder. Pflanzen, stark und groß... Die Erinnerungen und Gefühlseindrücke der beiden Mädchen fluteten durch den auf Hochtouren arbeitenden Verstand des Liktors, während er die Hirnmasse der beiden Menschenkindern aus ihren Schädeln saugte. So rein, so köstlich. Das Gehirn war das Beste an der Beute. Und das nützlichste. Durch sie nahm der Vorbote des Schwarms Informationen über die Welt auf. Alles, was die Beute erlebt hatte kam dem Schwarm zugute. Die Bilder zeigten ihm eine Welt voller Biomasse. Nahezu der ganze Planet war mit Pflanzen oder Wasser bedeckt, und die wenigen, leblosen Steinlandschaften waren voller Beute. Die Empfindungen und Gefühle die er aufnahm verrieten ihm, dass sie in einer Gesellschaft, in Rudeln und Familienverbänden lebten. Es gab großen Zusammenhalt, Misstrauen und Zwietracht unter ihnen. Es sollte allerdings unmöglich sein, den Planeten ohne eine organisierte Gegenwehr zu übernehmen. Laut den Bildern war sie aber viel zu schwach besiedelt, um ein Problem darzustellen.
    Eine Welt, reich an Biomasse ohne ersichtliche Problematik, das war exzellent. Die erhaltenen Informationen setzten Endomorphismen frei, welche die Bestie für ihre Tat belohnten. Das einzige Manko war, dass kein Anzeichen auf weitere Boten des Schwarms hindeutete, doch das ließe sich ja ändern... außerdem schätzte der viehische Verstand des liktors die Wahrscheinlichkeit, dass diese junge Beute über besonders viel über die Welt wusste. Er würde sich nach mehr umsehen müssen.
    Aus einer Richtung lockte der Geruch, der auch den beiden jungen Beutetieren anhaftete, aus einer anderen ein ganz neuer, fremdartiger und interessanter Geruch. Dieser war näher.
    Der Schatten huschte in den Wald hinein. Seinem neuen Ziel entgegen.


    Aódêss stand zusammen mit Manstomper oben auf einer Klippe über dem Eingang ihres Unterschlupfs und sah auf das Plateau hinaus. Um die Orks zu beschäftigen hatte er einen Großteil der Truppe von Manstomper, also rund zehn Grünhäute, in die umliegende Landschaft gesandt. Sie durften alles töten, was ihnen in den Weg kam, sofern keine Gefahr bestand entdeckt zu werden. Allerdings hatte er wenig Befürchtungen. Die Stadt, die am Horizont aufragte war Tabu, das hatte Manstomper seiner Horde eingebläut, und sonst hatte er beim Landeanflug weit und breit keine Siedlung gesehen. Trotzdem war er sich unsicher. Die Orks waren wankelmütig und unberechenbar. Allerdings faszinierten sie ihn auch und er schien mit Ugnubz kleinem Haufen bei den intelligenteren Vertretern ihrer Spezies gelandet zu sein. Zusammen standen sie auf der Klippe und überwachten den nun schon fast abgeschlossenen Aufbau des Basislagers. In der Höhle selbst kamen alle wichtigen Gerätschaften und die Schlafstätten unter. Auf dem Plateau selbst stand die Landefähre, von der Kabelbündel Energie in die Höhle leiteten und deren Verteidigungsanlagen nun das Plateau schützten. Synalízomaj hatte kurz überlegt, den Reaktor ausbauen und in die Höhle schaffen zu lassen. Hier draußen war die Energieversorgung vergleichsweise ungeschützt, wenn ein Feind ins Shuttle kam hatte er aber andere Sorgen und wenn er die Fähre brauchen würde musste sie einsatzbereit sein. Auch war er nicht sicher, ob die Orks diese technische Meisterleistung überhaupt vollbringen konnten. Der Rest des Plateaus war natürlicherweise gut geschützt. Lediglich die Squiggruben wurden noch ausgehoben, wohlweislich auf der von der Stadt abgewandten Seite des Berges. Manstomper grunzte neben ihm.
    „Wat hamse denn nu vor, Chef?“
    „Wie meinst du?“ fragte Aódêss. Er konnte nicht sagen, wessen Stimme bedrohlicher klang.
    „Ja wir sitz'n jetz hiar auf dem Planet'n.... Un ham nich gefunden was hier sein sollte. Wie langä werdn wir wart'n?“
    „Wir warten nicht... wir lauern!“
    Gerade als der Ork erwidern wollte, dass er da keinen unterschied sähe kam ein Ork den Hang hinauf.
    „Boss, Chef, wir ham wat gefang'n!“
    Synalízomaj war einigermaßen überrascht, doch folgte er wie der Boss kommentarlos, als der Boy sie nach unten an den Eingang des Plateaus führte. Hier lagen zwei Menschen auf dem Boden, ein Mann mittleren Alters, gezeichnet von lebenslanger, schwerer Arbeit, verwundet und zerlumpt. In den Armen hielt er ein schluchzendes Mädchen, zitternd aber unverletzt.
    „Die anderen?“ fragte Synalízomaj.
    „Da war'n Hof, nur noch drei anderä. Zwei Frauen und en Menschanboy... allä tot.“
    Zufrieden ging Synalízomaj auf die Menschen zu.
    „Ihr seid also... von einer Farm, ja?“
    Der Mann schwieg, starrte nur entschlossen und ängstlich zu Boden. Aódêss ging vor ihm in die Hocke indem er seinen Oberkörper zwischen den Spinnenbeinen herabsenkte. „Du wirst mir gar nichts sagen, was?“
    Nun sah der Mann hoch. „Lieber sterbe ich!“ er spie die Worte förmlich aus.
    Ugnubz ging grinsend einen Schritt auf ihn zu, da flog Synalízomaj Hand in die Höhe und hielt ihn zurück. „Keine Sorge, das wirst du, das wirst du.“ lächelte er. „Aber es liegt ganz an dem, was du vorher sagst, ob sie dein Schicksal teilt.“
    Er nickte in Richtung des Mädchens. Die Augen des Mannes weiteten sich vor Entsetzen.
    Synalízomaj sprach weiter, die Stimme zu einem Flüstern gesenkt. Das machte sie fast noch bedrohlicher. „Wenn du redest, dann wirst du sterben, ohne Zweifel. Aber sie, sie wird dieses Plateau völlig unbeschadet verlassen!“
    Das Mädchen schien gar nicht zu realisieren, was um es herum geschah, nur der Mann weinte jetzt still, während er auf sie herab sah, dann nickte er.
    „Gut, dann wollen wir mal anfangen. Was weißt du über diesen Planeten?“
    Der Mann schluckte. „Naja, es geht so seinen Gang. Wir sind eigenständig... also, waren es auf unserem Hof.“ Er hielt sich tapfer und schien ganz versessen darauf, sein Gegenüber zufrieden zu stellen. „Schiffe kommen nur noch selten her, seit die Raffinerien geschlossen wurden... und das war lange vor meiner Zeit. Warum man den Raumhafen überhaupt noch unterhält... ich schätze mal, dass einige Fremdweltler die Idylle dieser Welt zu schätzen wissen und gerne hier her kommen wenn sie es sich leisten können.“
    Aódêss wurde hellhörig. „Raffinerien?“
    „Ja... auf einer nahen Welt soll es etwas geben was man teuer verkaufen kann, Eisen und Stein, keine Ahnung... man erzählt es sich nur.“
    Aódêss nickte. Die Todeswelt war wohl mal eine Mine gewesen... das erklärte den Raumhafen. Diese Welt hier wurde nur als Quelle für Arbeiter und teures Urlaubsziel gehandelt.
    So weit so gut.
    „Und diese Welt? Die Umgebung hier? Diese Berge?“
    „Nun, Viel Wald, eine Stadt... die nächste Stadt danach ist die Hafenfestung Willes. Im Wald verschwinden immer wieder Leute, von Tieren gerissen schätze ich... oder von euch. Man erzählt sich Geschichten.“
    Aódêss löcherte den Mann noch eine ganze halbe Stunde, ohne irgend etwas interessantes zu erfahren. Schließlich erhob er sich.
    „Das Mädchen kann gehen!“
    Überrascht sah Manstomper ihn an, hatte er doch so darauf beharrt niemanden entkommen zu lassen. Der Mann sah verblüfft drein, dann weinte er, und schob das Mädchen von sich, sie sagte etwas, schüttelte den Kopf. Er küsste ihre Stirn, beide weinten. Dann stieß er sie wieder fort. Sie stand noch eine Sekunde reglos da und starrte ihn an, dann wirbelte sie herum und rannte zu dem Pfad, der von dem Plateau herunter führte. Kaum hatte sie ihn erreicht sandte Aódêss ihr einen Strahl reiner Hitze hinterher, der ihre Beine und ihren Unterleib verdampfte. Mehr überrascht als alles andere schrie sie auf als ihr Rumpf mit rudernden Armen zu Boden fiel. Sie blutete nicht, die Wunde war kauterisiert. Der Mann brüllte auf und wollte zu ihr rennen, da hielt Manstomper ihn fest. Synalízomaj wandte sich an einen der Orks. „Zieh ihr die Zähne, das ist euer Trinkgeld. Dann brecht ihr zur Sicherheit ihre Arme und lasst sie liegen. In ein bis zwei Tagen ist sie verdurstet, wenn der Schmerz sie nicht vorher umbringt.“
    Gackernd machte der Ork sich auf den Weg.
    Synalízomaj deutete auf einen anderen der zehn Orks starken Truppe. „Du nimmst dir den Mann mit. Er soll die Squiggruben ausheben und reinigen... Aber binde ihn an damit er nicht entkommt, wir müssten etwas Stacheldraht auf Lager haben...“ Ein kreischendes, binäres Lachen kam aus seiner Stimmeinheit. „Du Schwein, du Hundesohn!“ brüllte der Mann. „Du hast mir ihr Leben versprochen!“
    „Nein, ich versprach, dass sie das Plateau unversehrt verlässt, und das hat sie! Ich halte mein Wort, was sie und dich betrifft. Nicht mehr, nicht weniger. Sei versichert, dass sie noch lange leidet.“
    Wie aufs Stichwort rollte die gequälte Stimme des Mädchens über den platz, als der gackernde Ork ihr die Zähne aus dem Kiefer riss. Sein Kollege ging mit dem Mann fort.
    „Gut gemacht, meine grünen Freunde. Erinnert mich daran, euch etwas Pilsbier auszugeben wenn ihr es erbeuten solltet!“ Damit schritt Synalízomaj mit Manstomper an seiner Seite in die Höhle zurück. Es gab viel zu besprechen.


    Lars ging missmutig durch die Straßen, wie eigentlich immer. Dieses Exil war die Hölle. Manchmal wünschte er sich einfach sehnlichst wieder in eine Schlacht zurück, oder das der ganze imperatorverlassene Planet geradewegs zur Hölle fuhr. Nun ja, man sollte aufpassen, was man sich wünscht. Gegen Mittag des nächsten Tages erhob sich das Donnern von großen Triebwerken über der Stadt. Einigermaßen interessiert beobachtete Orlond, wie sich ein schwarzes Shuttle des Adeptus Arbites über der Burg senkte. Ob da einer der Obermacker wieder mal seinen Blick zu weit über seinen Tellerrand gehoben hatte? Naja. Er würde es erfahren.
    Schneller als er dachte. Die Antwort ereilte ihn, als er gerade im „Grauen Fuchs“, einer heruntergekommen Spelunke am Stadtrand saß.
    „Na, Lars... wieder die Spezialität des Hauses du Eigenbrötler?“
    Orlond grinste. „Dein übliches Gesöff, du Halsabschneider!“
    Glucksend zapfte der Wirt ein ungesund aussehendes Bier in ein trübes Glas und stellte Lars den Humpen auf seinen Tisch in der Ecke, bevor er sich ihm gegenüber auf einen Stuhl fallen ließ. Das Holz ächzte unter dem gewaltigen Gewicht des Wirts. Das Möbelstück bestand aus altem, verwittertem Holz, dass von Nässe und Schmutz sehr dunkel, fast schwarz war und machte einen wenig vertrauenerweckenden Eindruck. Damit passte es im Wesentlichen zum Rest des Raumes.
    „Also... dann erzähle mal... was liegt an?“
    „Ach, erzähl' mir nichts. Du weißt genau, was anliegt. Die Arbites, was könnten sie hier wollen?“
    Der Wirt schaute Lars abschätzend an, worauf dieser ihm drei kleine münzen auf den Tisch warf.
    „Wirklich? Nur drei? Du Geizhals.“
    „Hör mal, Pip, ich frage rein aus Interesse, die Jungs sind nicht mein Problem!“
    „Lars Orlond?“ Der Angesprochene sah auf, genau wie der Wirt. Etwa einen Meter vom Tisch entfernt standen drei schwarz gerüstete Gestalten. Der kleinste Arbites hatte seinen Helm abgenommen und sah Lars fragend an.
    „Ähm, was sagtest du gerade?“ fragte Pip, während er aufstand und sich in Richtung Tresen entfernte. Lars sah die Neuankömmlinge abschätzend an. Der Anführer der Truppe war schmächtig und blass, machte aber einen freundlichen Eindruck.
    „Vielleicht.“ antwortete Lars.
    Dem Arbites schien das zu genügen, denn er trat einen Schritt vor und sagte: „Guten Abend, Herr Orlond. Mein Name ist Case Niven, es ist mir eine Freude, Sie kennen zu lernen.“
    „Warum?“
    „Nun, man sagt, wenn irgend etwas in dieser Stadt vor sich ginge, dann wüssten Sie davon.“
    Lars lächelte und stieß mit dem Fuß den gegenüberliegenden Stuhl zurück. Case setzte sich.


    Vergil hatte sich auf einer saftig grünen Wiese wieder materialisiert, abgesehen von diesem einzelnen, unglücklichen Tier befand sich keine intelligente Lebensform in näherem Umkreis. Auch nach mehrmaligem Versuch eine Funkverbindung mit dem Schlachtkreuzer "Licht des Imperators" aufzubauen kam nur statisches Rauschen. Aber dies war es nicht was Vergil am meisten zu schaffen machte,o der auch das was am stärksten zeigte das er weit weg von seiner Einheit war. Er spürte sie nicht mehr. Als Grey Knight war er ein Psioniker und ein Grey Knight Trupp war auf eine tiefe Art miteinander verbunden wovon andere Wesen nur träumen konnten. Dieses Band der Bruderschaft verschmolz ihren Geist miteinander, so das sie perfekt aufeinander abgestimmt reagieren und sich vor den dämonischen Energien des Warp schützen konnten. Von seinen Brüdern getrennt zu sein war unerträglich, wie ein Verdurstender in der Wüste, der weit und breit keine Quelle findet. Die Systeme seiner Servorüstung hatten die Luft als atembar identifiziert, woraufhin Vergil seinen Helm abgenommen hatte. Seine kantigen Gesichtszüge befanden sich unterhalb eines kahl rasierten Kopfes, dunkle Augen beobachteten den nahen Horizont. Er brauchte keine technischen Hilfsmittel um zu erkennen, dass er sich hier auf keiner hochtechnisierten Welt befand. Der Himmel war zu klar, die Luft zu frisch und ohne die Verschmutzungen, die Schwerindustrie mit sich brachte. Weite Flächen voller Wälder waren zu sehen, nur durch leichte Abholzung angegriffen. Die weiten Felder waren voll von gesundem Gras. Eine urtümliche Schönheit hatte die Welt um den Astartes herum erfasst. Einen Moment ließ er diese auf sich wirken, bevor er seine Augen zusammen kniff. Dort am Horizont waren einzelne Rauchfahnen zu erkennen. Anzeichen für Besiedlungen, ob von einer unbekannten Xenos-Spezies oder aber von Menschen war von hier aus schwer zu ermitteln. Trotzdem war es eine Spur, ein Anhaltspunkt mit dessen Hilfe Vergil herausfinden konnte wo er sich befand und wie er zurück zum Ordo Malleus gelangen konnte. Die Tücken des Warp konnten ihn ein System weiter geschleudert haben, an das andere Ende der Galaxis oder sogar über diese hinaus…das war zwar nur schwer vorstellbar aber ebenso möglich. Er zog seinen
    barocken Helm wieder auf, mit einem zischen rastete er ein. Mit seinem Nemesis-Psischwert, einem Meisterwerk der Techmarines des Titan am Gürtel marschierte der Grey Knight los in Richtung der fernen Stadt. Er schätzte, dass er zwar einige Zeit brauchen würde um in die Nähe der Stadt zu gelangen, insbesondere weil er sich durch das Dickicht der Wälder würde schlagen müssen, jedoch musste er keine Pause einlegen und würde nur wenig Kräfte brauchen, da er er in einen speziellen Gang verfiel der es ihm erlaubte seine Kraft zu sparen. Und er würde sie brauchen. Seine stampfenden Schritte hatten ihn noch nicht lange durch den Wald getragen, als ein Jäger auf ihn aufmerksam wurde. Ein Jäger, den sein auf Chaos und Dämonen gepolter Spürsinn nicht vermutete...


    Bevron hatte den Rest seiner drei Stunden damit verbracht, seine sieben Sachen in einer Reisetasche unter zu bringen und seine Spuren zu verwischen. Er war zu jedem seiner Kontaktleute gegangen und hatte neue Abmachungen geschlossen, neue Termine für ein Treffen vereinbart und sogar schon zwei kleinere Zahlungen im Voraus abgeschlossen. Das Geld würde er auf Laurin II nicht brauchen, und so vermutete niemand, weder Freund noch Feind, dass er vor hatte von Bord zu gehen. Sein Verschwinden würde erst auffallen, wenn das Schiff in den Tiefen des Immateriums verschwunden war.
    Sein Shuttle führte ihn zusammen mit knapp drei Dutzend weiteren Reisenden nach unten. Sie landeten nebst einer schwarzen Fähre der Arbites auf dem einzigen Landeplatz von Hakuset, der sich selbstredend in der Obhut der Obrigkeit befand. Allerdings machten sich die Hinterweltler nicht einmal die Mühe, irgendwelche Personenkontrollen durchzuführen, sondern sorgten sich lediglich darum, dass auch ja alle Passagiere die Mauern des Bollwerks verließen. Beveron war das nur allzu recht. Inmitten des kleinen Menschenstroms schlängelte er sich aus der kleinen Gruppe in die Masse der Menschen, die draußen auf den Straßen unterwegs waren. Er hatte nicht vor, aufzufallen. Zunächst musste Aufklärungsarbeit betrieben werden, vielleicht gab es ja schon eine Art Kult oder Sekte auf dem Planeten, irgend etwas, wo sich ansetzen ließ...
    Die Straßen Hakusets führten Bevron zunächst in eine einfache Taverne im Herzen der Stadt. Der Name des Gasthauses war „Schlummertrunk“. Keros lächelte. Das war der richtige Startpunkt für jemanden wie ihn. Voller Elan betrat er die Taverne. Es war schlicht, hauptsächlich aus hellem Holz, die Wände mit blauen Tüchern behängt, und sehr sauber. Lächelnd schritt Bevron zum Tresen.
    „Seid gegrüßt!“
    Die Dame hinter dem Tresen, er schätzte sie auf nicht einmal zwanzig Jahre, wandte ihr wunderschönes, weiches Gesicht zu ihm und musterte ihn mit überraschtem Blick.
    „Seid gegrüßt? Ihr seid nicht von hier, oder?“
    Bevron lächelte. „Nein, ich bin ein Reisender.“
    Sie musterte ihn interessiert. „Aus Willes?“
    „Nein, ich komme doch von etwas weiter her... und könnte eine stärkende Mahlzeit und ein Bett brauchen...“
    Sie sah ihn stirnrunzelnd an, dann hellten sich ihre Züge auf, als sie die Throne sah, die er auf den Tresen fallen ließ.
    „Oooh, Ihr seid Fremdweltler!“ Sie war hellauf begeistert.
    Bevron lächelte. „Ja, da habt Ihr wohl Recht...“
    Sie grinste breit und stellte ihm ein Glas auf den Tisch.
    „Hier, geht auf's Haus... Ihr müsst mir alles erzählen! Nadine, kannst du mal übernehmen?“
    Bevron grinste noch breiter. Ja das ging ja verdammt gut los!


    Zach'Riel hatte beschlossen, seine Zeit bis zum Abflug auf den Planeten in Meditation zu verbringen. Es sah nicht danach aus, dass hier etwas zu hohlen war. Zu spät erst hatte er versucht, der zwielichtigen Gestalt, die so nach Ärger stand, auf den Grund zu gehen. Nun musste er eben wieder die Sterne um Rat fragen. Seine Visionen waren nur schattenhaft, nicht in Worte zu fassen. Zwei Rehkitze rannten durch einen Kiefernwald und wurden von einer gigantischen Gottesanbeterin gerissen. Eine dünne, schwarze Spinne baute ihr Netz in einem ausgehöhlten Stein und ein ganzer Haufen von Maden suhlte sich in einem vermodernden Baumstamm. Zach'Riel schlug die Augen auf. Das führte doch alles zu nichts. Festen Schrittes machte er sich auf den Weg.


    Hakuset war schön. Für eine Siedlung der Menschen sehr urtümlich und natürlich. Ihr haftete eine rohe Schönheit an, die dem Rest dieser Spezies schon lange verloren schien. Zach'Riel wanderte über das schwarze Kopfsteinpflaster, weg von der Burg, in deren Hof sie gelandet waren hin zum Stadtkern, in dem er einen großen, freien Platz erspäht hatte. Er musste sich zunächst ein umfassendes Bild der Lage machen. Und das ging am Besten dort, wo die selbst ernannten Herr'n der Lage Hof hielten.
    Der Platz wurde von einem gewaltigen Brunnen dominiert. Nicht unweit davon war ein Nachrichtenbrett im Boden verankert. Interessiert trat Zach'Riel näher. Schnell wurde er fündig. Das Brett sprach von zwei vermissten Mädchen, von denen immer noch jede Spur fehlt, zumindest aus dem Tenor der Nachricht ließ sich erkennen, das noch weitere, ähnliche Fälle aufgetreten sein mussten, vermutlich schien der Bürger der Straße hier was Wissen anbelangt an der kurzen Leine gehalten zu werden. Eine weitere Meldung erregte seine Aufmerksamkeit, demnach schienen merkwürdige Sternbewegungen aus Bemühungen der Flotte zu stammen, die den Planeten kartografieren möchte. Das klang in der Tat wenig sinnvoll, aber für einen Feudalweltler doch schlüssig. Zach'Riel lächelte, dann wandte er sich ab. Einer inneren Eingebung folgend wanderte sein Blick zum Horizont. Hinter den Hausdächern erstreckte sich nur der Wald am Fuße der Berge. Er seufzte, dann suchte er sich eine Bleibe.
    Zach'Riel machte ein etwas besseres Etablissement aus, „Schlummertrunk“ hieß die Taverne, an deren Tresen ihm ein furchtbar aufgedrehtes Mädchen gegen ein paar Münzen, die er auf dem Marktplatz aufgesammelt hatte einen Schlüssel überreichte. Sehr gut, so schöpfte zumindest niemand Verdacht. Auf dem Weg nach oben begegnete er zwei Männern, die sich mitten im Treppenhaus unterhielten. „Neussen's Hof?“
    „Ja, bestimmt! Die Leichen sind fürchterlich zugerichtet sagt man... jetzt macht es nicht mal mehr vor Häusern halt!
    „Es?“
    „Malice sagt, da wäre ein Alp im Wald!“
    „Das ist doch Unsinn!“
    „Ach? Wie erklärst du dir dann-“
    Zach'Riel schüttelte den Kopf und ging weiter. Alles Interessante hatte er erfahren. Der Rest... würde interessant werden. Im Treppenhaus flitzten zwei Gestalten an ihm vorbei ohne ihn zu erkennen.


    Case warf noch einen letzten, prüfenden Blick in seine Tasche: Pistole, Rüstung, Boltpistole, Datenblock, Multiadapter... und jede Menge Kabel. Er lächelte. Damit sollte er auf alles vorbereitet sein, was dort unten lauert.
    Am Flugdeck erwarteten ihn zwei Arbites in voller Einsatzrüstung. Einer war mit einer Boltpistole und einem Schockstab bewaffnet, der andere hatte ein Schafschützengewehr auf dem Rücken.
    Der Kollege mit der Pistole nahm seinen Helm ab und kam auf ihn zu.
    „Arbitor Niven?“
    „Ja bitte?“ fragte Case freundlich.
    „Sie sind unser Einsatzleiter, ich bin Arbitor Fredd, Das ist Heya.“ Der Schafschütze nickte.
    „Wunderbar, sie wurden bereits gebrieft?“
    „Jawohl Sir!“
    „Dann lasst uns anfangen!“
    Auf dem Flug ging Case mit seinem Team die Einsatzbesprechung durch. Fredd war ein stahlharter Knochen der immer exakt nach Protokoll arbeitete, Heya war eher locker und gut gelaunt. An den Abzeichen an seiner Rüstung erkannte Niven, dass man ihm keinen Amateur zur Seite gestellt hatte. Man schien entgegen der Art, auf die man ihn abkommandiert hatte doch auf seine Intuition zu vertrauen.
    Am Boden traf er sich mit dem Kopf der Stadtwache, einem im Grunde völlig unfähigen Mann namens James Murky. Er konnte ihnen nichts Neues erzählen, lediglich Fälle von vermissten Kindern und ein frischer Überfall auf einen Einsiedlerhof. Case hörte ihm gar nicht mehr zu. Irgendwer brachte die Wache zum schweigen, irgend etwas war hier faul. Er musste sich auf anderen Plätzen umschauen. Von offiziellen Quellen hatte er genug.
    Fündig wurde er auf der Liste von Verdächtigen. Viele Wachen vermuteten das Wirken eines gewissen Lars Orlond aufgrund seines Verhaltens und seiner schwammigen Vergangenheit. Eine kurze Rückfrage beim Adeptus löste das Rätsel für Case, ein ehemaliger Soldat. Damit war Orlond für Case kein Verdächtiger, sondern eine potentielle Quelle für genau die Informationen, die es zu sichern galt.
    „Nun, machen wir uns auf die Suche!“

  • Runde II: Dunkelheit erhebt sich


    Lars trank einen kräftigen Schluck aus seinem Humpen.
    „Auch eines?“ fragte er sein Gegenüber.
    Der Schmächtige Arbites namens Niven lehnte ab. „Dienst... aber je schneller wir hier durch sind, je schneller kann ich meinen Feierabend genießen!“
    Lars schnaubte amüsiert. „Sie wollen doch etwas von mir?!“
    Niven lächelte. „Ihre Dienste... Sie sind hier in dieser Stadt meine vielversprechendste Quelle... nicht zuletzt wegen Ihrer Vergangenheit!“
    Lars runzelte die Stirn. Vielleicht war das DIE Gelegenheit! Die Gelegenheit, etwas sinnvolles zu tun, seinem Leben wieder einen Sinn zu geben, wieder für etwas zu kämpfen. Oder die imperiale Bürokratie presste ihn auf ihrer gigantischen Saftpresse von nichtsnutzigen Regeln und langsamen Dienstwegen genüsslich aus und warf ihn weg.
    „Meiner Vergangenheit?“
    „Ja... sie waren Soldat?“
    „Das stimmt. Ich habe unter Anderem ausgebildet.“
    „Und sich dann zur Ruhe gesetzt?“
    „So könnte man es ausdrücken...“
    Niven lächelte. Natürlich bekam Lars mit, wie der hintere Mann, auf dessen Marke „Heya“ stand, auf seinem Unterarm herum tippte. Er wurde geprüft und Niven hatte sicher einen Knopf im Ohr.
    Dieser zog allerdings nur die Augenbraue hoch. „Also waren Sie Sergeant?“
    „Verdammt, ja!“ grinste Lars. Niven lächelte. „Warum sind Sie dann gegangen?“
    Lars zeigte keine Regung, er hatte gewusst, dass diese Frage jetzt kommen würde und versuchte lediglich herauszufinden, ob Niven die Antwort schon kannte.
    „Ich wurde Pensioniert... irgendwann macht der Körper nicht mehr so mit wie man es möchte.“
    Er sollte nicht zu viel preisgeben.
    Case lächelte. Dann griff er in seine Jacke. Lars spannte sich an. Wenn der Arbitor wusste, dass er gelogen hatte konnte nun wer weiß was passieren. Mit diesem Niven wurde er fertig, aber die beiden anderen waren außerhalb direkter Reichweite und in Überzahl.
    Niven zog einen Stapel Ausdrucke aus der Tasche und legte sie behutsam zwischen sie und strich sie aus, so dass Lars sie betrachten konnte.
    Es war interessantes Material, Berichte über Energiesignaturen im Orbit, mit denen Lars nichts anfangen konnte, eine Messung von Korona-stürmen, die ihm ebenso wenig sagte und eine Liste mit Namen, die ihm etwas sagte. Seiner stand ganz oben.
    „Die Fahndungsliste?“
    Niven lächelte. „Nein, nur die... für Verdacht in Verdacht kommenden...“
    Lars grunzte, dann überflog er die Bilder. Ein wirklich übel zugerichtetes Gebäude. Ein paar Stofffetzen über einem Ast, die bei näherem Hinsehen einmal Kleidung gewesen sein konnten. Extrem fremdartige Spuren im Wald...
    „Wie lange sind sie schon hier? Ich hätte schwören können es ist erst seit heute...“
    Niven lächelte weiter und strich das Material dann wieder ein.
    „Das ist nicht von mir, nicht alles. Aber ich denke, Sie wussten bei vielem, worum es geht, bei mehr als ich.“
    Lars lehnte sich zurück. „Möglich.“
    Niven stand abrupt auf. „Überlegen Sie es sich, es soll nicht zu Ihrem Schaden sein. Ich kann mir denken, dass Sie Ihre momentane Situation ändern möchten... ich helfe Ihnen, wenn sie mir helfen.“
    Jetzt war Lars überrascht.
    „Wie? Das war's schon? Warum denn so nachgiebig?“
    Case Niven lachte. „Ich glaube wir sehen uns wieder. Kommen Sie zur Burg, wenn sie mit mir kooperieren wollen, wenn nicht werde ich Sie nicht mehr belästigen.“
    Lars legte den Kopf schräg während Case seinen Helm aufzog.
    „Warum die Offenheit?“
    Der Arbitor zwinkerte. „Weil wir auf der selben Seite stehen, immerhin bin ich doch kein Inquisitor.“ Damit drehte er sich um und verließ die Bar, seine beiden Flügelmänner im Schlepptau.
    Lars starrte auf seinen Bierkrug, dann trank er ihn aus.
    „Du wirst nicht zu ihnen gehen, oder?“ Pip setzte sich wieder.
    „Die Leute werden fragen stellen, wenn du mit ihnen gemeinsame Sache machst... und wer weiß, was die hier wollen...“
    Lars nickte langsam. „Ja... wer weiß.“


    Case stapfte mit Fredd zur Burg zurück, in deren Keller sie einige Räume bekommen hatten. Heya hatte zu tun. Niven hatte es vorgezogen, nicht bei der örtlichen Polizei oder in einem der Prunkzimmer des Schlosses zu residieren. Er wusste praktisch nichts über diese Leute. Der Burgkeller erschien ihm am sichersten.
    Bei Tisch dachte er nach. Zuerst musste er mehr darüber erfahren, wem er trauen konnte und wem nicht. Er hatte ein sehr rudimentäres Vox-Relais mitgebracht, aber für die hier geltende Technik reichte es aus. Nach dem Essen zog er sich in sein Zimmer zurück und sprach von seiner Datentafel aus über das Relais das Shuttle an, um Das Signal zu verstärken. Es kam kaum durch die Wände der Burg. Einmal auf Empfang klinkte er sich in das Voxnetz der Stadt. Viel mehr das Netzwerk der drei Funkrelais die es hier gab. Seines, das der Burg und das der Wache. Und noch eine weitere Frequenz, die von Codes geschützt wurde, die der Schlachtflotte alle Ehre machten, ihr aber nicht gehörte. Case runzelte die Stirn. Die Kanäle der Stadt waren in wenigen Augenblicken geknackt, wurden zu seiner Enttäuschung aber kaum benutzt. Was nutzten diese Einsiedler nur? Brieftauben? Bei dem Gedanken, dass er der Wahrheit damit näher sein konnte als beabsichtigt wusste er nicht, ob er lachen oder weinen sollte.


    „Ich bin der Hammer!“
    Vergils Schritte Pflügten unbarmherzig durch das Unterholz während er die Liber Daemonicus rezitierte.
    „Ich bin das Schwert in seiner Hand...“
    Die ewige Litanei hielt seine Wachsamkeit auf hohem Niveau und bewahrte seine geistige Gesundheit.
    „...Ich bin die Spitze seines Speers, ich bin der Handschuh über seiner Faust...“
    Er wanderte stets in Richtung der Rauchsäulen. Er musste die Bewohner dieser Welt finden, wer immer sie auch waren... Von den vielen Geräuschen das Waldes ließ er sich nicht beirren, sein Geist war immer wachsam.
    „... Ich bin der Fluch seiner Feinde und das Leid der Verräter - „
    Ohne die Litanei zu unterbrechen lauschte Vergil konzentrierter in den Wald... dieses Geräusch, es kam immer wieder... ein klacken, ein zischen, und etwas verschwand. Vergil lächelte zufrieden in sich hinein, kein Tier würde sich ihm in den Weg stellen.
    „ICH BIN DAS ENDE!“


    Am Abend erreichte er den Waldrand. Etwas erhöht, auf einem Hügel stand eine steinerne Stadt, von einer hohen, massiven Mauer umrahmt und von einer gewaltigen Burg beherrscht. Alles sah roh und schmucklos aus. Genau nach seinem Geschmack.
    Die Siedlung war höchstwahrscheinlich menschlich. Er würde sich nicht in der Nacht nähern, wenn sie noch nie einen Astartes gesehen hatten könnte das kompliziert werden, es-
    Vergil zuckte zusammen als sein Geist einen Stich versetzt bekam. Sein Blick wandte zu den Bergen, dann zur Stadt. Beide Orte waren auf einmal fast schon bedrohlich. Was war hier los?
    Es knackte in seinem Kom. Er sah auf die Rune. Irgend eine unbekannte Kennung wurde registriert. Sollte er sich melden? Wenn nicht würde er wohl am Tag zur Stadt wandern. Sie konnten sich auf einen Auftritt gefasst machen!
    Wieder knackte es, irgendwo hinter ihm. Ein Geräusch, das sicher nicht dort hin gehörte.
    Vergil runzelte die Stirn und zog sich in den Wald zurück, scheinbar um ein bisschen Buschwerk zwischen sich und die Stadt zu bekommen. Nun, das war zumindest teilweise richtig...
    Vergil fuhr herum und rannte los, direkt in die Richtung, in der er denjenigen vermutete, der so fehl am Platze war. Der gewaltige Astartes brach durch eine junge Kastanie, oder etwas ganz ähnliches, und sprang wie ein entfesselter Gorilla über einen umgestürzten Baum. Er roch etwas, etwas ganz vertrautes. Suchend blickte er sich um, dann vernahm er ein Wimmern und drehte sich zu dem Baumstamm. Unten in einer Senke kauerte ein junger Mann, kaum volljährig, offensichtlich ängstlich. Vergil sah im entgegen. Wie sollte er mit der Situation umgehen. Er glaubte einfach nicht, dass es diesem Menschen gelungen sein soll, ihn so lange zu beschatten.


    Zach'Riel ging wieder nach unten. Diesmal waren seine Träume leer gewesen. Er hatte auch kaum eine Stunde meditiert. Sonderlich Überraschend war das nicht. Schließlich hatte er ja schon, was er brauchte. Als er wieder in den Barraum trat, diesmal mit zurückgeschlagener Kapuze, war dieser so gut wie leer. Die Blicke der wenigen Anwesenden folgten ihm, wieder wurde er sich seiner Ausstrahlung bewusst. Er glaubte nicht, dass sie ihn als Xenos erkannten, wohl aber als Fremdweltler, das war nicht zu übersehen.
    Er ging zur Theke und bestellte ein Bier. Eigentlich mochte er es nicht besonders und in dieser Dosierung war das Zellgift, dass die Menschen so gerne ihn ihre Getränke mischten auch wirkungslos auf seinen Metabolismus, doch er wollte möglichst nahe an die Leute herankommen.
    Während er noch überlegte, wie er das anstellen sollte stellte sich zu seiner Überraschung jemand neben ihn. Das Gesicht des Menschen war blass, aber er war hoch gewachsen und ganz in graues Leinen gehüllt.
    „Hey, ich bin Mal...“ sagte der Fremde. Dann winkte er der Frau hinter der Theke. „Nadine, bringst du mir mal ein Bier?“ Die Frau sah ihn etwas erstaunt an, dann lächelte sie und machte sich ans Werk. Mal wartet geduldig, bis seine Bestellung erhalten und bezahlt war, dann wandte er sich wieder Zach'Riel zu. Dieser musterte ihn seinerseits. Etwas ungutes haftete an ihm wie ein schlechter Geruch, doch sein Gesicht war offen und Zach'Riel konnte keine List in seinen Augen erkennen.
    „Zeke... angenehm!“ sagte Zach'Riel freundlich. Sein Gegenüber grinste. „Angenehm? Ja, ich habe gleich gesehen, dass du nicht von hier bist Zeke...“
    Der Eldar hob eine Augenbraue. Dieser Mensch war ja ein Blitzmerker.
    „Was treibt dich in diesen abgelegenen Flecken der Galaxis?“
    Ach was? Dieser war wohl auch nicht von hier.
    „Ich bin Jäger und Sammler von exotischer Beute und Beutestücken.“ sagte Zach'Riel. Und betonte die Worte sehr sonor, damit sie nicht so zurechtgelegt wirkten wie sie waren.
    „Und hier gibt es exotische Beute?“ fragte Mal. Er wirkte ehrlich interessiert. Zach'Riel fiel auf, das seiner Blässe wohl kein Mangel an Sonnenlicht zu Grunde lag, sondern sein Gesicht geschminkt war. Vielleicht mit Puder. Das war jedoch wohl sehr ungewöhnlich für diese Gegend. Trotzdem schien er öfter hier zu sein. Die Frau namens Nadine schien ihn zumindest besser zu kennen.
    „Das erzählt man sich zumindest...“ grinste Zach'Riel. „Ich habe gehört es gibt Ärger hier, ungeklärte Morde deuten oft auf interessante Einflüsse hin.“
    Mal lachte. „Das kann man wohl sagen... Dann seid Ihr unser Geisterjäger? Malice erzählt allen, da wäre-“
    „Ein Alp im Wald?“ ergänzte Zach'Riel. Mal nickte. „Mit dir hat sie also auch schon gesprochen... ich weiß nicht. An Geister glaube ich nicht. Runen und Magie... ausgemachter Blödsinn.“
    Zach'Riel grinste in sich hinein, wenn der wüsste mit wem er redet.
    „Eben... darum tippe ich ja auf etwas exotisches...“
    Mal wurde auf einmal ernst.
    „Wenn du das ernst meinst, Zeke, dann solltest du bei Neussens Hof suchen, das war die letzte kleine Katastrophe hier. Nun, abgesehen von den Linas Töchtern... das arme Ding... sie sind in den letzten Tagen spurlos verschwunden.“
    Zach'Riel nickte. „Kannst du mir sagen, wie ich da hin komme?“
    „Klar... immer in Richtung der Berge, der Straße folgend. Kannst du gar nicht verfehlen...“
    „Danke... Mal. Du hast mir noch gar nicht erzählt wer du bist... Du scheinst hier genauso fremd wie ich...“
    Mal grinste und prostete Nadine zu, die das Gespräch mithörte, aber sich äußerst pietätvoll auf die Gläser konzentrierte, die sie sauber wischte. Etwas hatten wohl alle bewohnten Welten gemein.
    „Ich bin kein Fremder... aber ich werde jetzt auch mal los machen, den Abend will ich es noch richtig krachen lassen!“
    Er klopfte Zach'Riel auf die Schulter, dann ging er. Stirnrunzelnd trank der Eldar aus und ging in Richtung des Hofes. Er war tatsächlich nicht zu verfehlen, aber weit draußen. Zach'Riel war gut zu Fuß, brauchte aber trotzdem über eine Stunde, bis er den Hof erreicht hatte.
    Zu seiner Enttäuschung war das Gelände voller Leute. Keine brauchbaren, sondern Städter, fast ausschließlich Männer, die die Trümmer durchforsteten. Viel mehr war nicht übrig. Die Scheune und der Stall waren niedergebrannt, mitsamt der Tiere wie es roch. Zach'Riel ließ den Blick über die geschäftige Gesellschaft streifen und duckte sich etwas tiefer in den Wald. Es waren nur drei bewaffnete anwesend, Wachen aus der Stadt, jede mit einer Hellebarde und einer Armbrust bewaffnet, einer hatte modern aussehende Bolzen am Gürtel.
    Geschickt schleichend suchte Zach'Riel die Umgebung ab. Die Menschen hatten das Gebiet völlig zertrampelt, konzentrierten sich aber auf das Wohnhaus. Das Feuer hatte es nicht angerührt, trotzdem sah die Hütte aus, als hätte ein gewaltiger Sturm sie heimgesucht. Die gesamte Außenfassade war mit Kratzern und Macken übersät, die eindeutig keine Gebrauchsspuren waren.
    Ob hier noch etwas zu finden war? Zach'Riel sah den Berg hoch. Oder waren vielleicht Felsen dort herunter gekommen? Bevor die Menschen weg waren konnte er zumindest nichts mehr feststellen, außer er gab sich zu erkennen.


    Mann aus Metall.
    In den Farben des Waldes schlich der Jäger durch das Unterholz bis er einen hünenhaften Menschen fand, der durch das Unterholz brach. Er gab sich keine Mühe, sich zu verstecken.
    Urghsss stellten sich die Schuppen im Nacken auf. Dieser war keine Beute... dieser war ein Jäger... und es war nicht dienlich, hier anzugreifen. Der Fluchtinstinkt meldete sich und der Liktor verschwand im Unterholz. Jagte weiter ziellos durch den Wald, immer auf der Suche nach neuen Gerüchen, neuer Beute und somit neuer Erinnerung. Er musste etwas finden. Dieser Planet war so reich an Nahrung, er-
    Erstarrte. Er hatte etwas wahrgenommen. Nicht mit den Sinnen, sondern mit dem Geist. Eine Synapse meldete sich. Bilder flossen durch seinen Geist.
    Dunkle Gänge... kurz das Licht einer Fackel. Dann das schuppige Gesicht eines Menschen der ihn anlachte.
    Die Bildfolge riss ab. Doch nun verspürte er ein ziehen im Geist, nicht sehr stark, aber stets anwesend. Er wusste, wo die Synapse war. Sie lag in die selbe Richtung, die der Jäger genommen hatte. Er schickte ein Bild des stählernen Menschen zurück. Eine Warnung, die vielleicht sein Vorhaben retten konnte. Dann zuckte er wieder. Ein Tosen raste durch den Wald, gierige Flammen verbrannten den Himmel, den Mond, den Wald und schließlich auch ihn. Der Gedanke verschwand. Was versuchte er ihm zu sagen?


    „Ich stand also da, an diesem Wahrlich magischen Ort. Du hättest es sehen müssen. Das Band des Kometen zog sich glitzernd über den ganzen Himmel.“
    Sie waren stehen geblieben und Malices Kopf lag an seiner Schulter. Bevron lächelte. Sie hatten im Barraum noch etwas getrunken, dann waren sie aus Nadines neugierigen Blicken verschwunden und in die Abendluft geflohen. Bevron erzählte Geschichten aus der Leere. Sie waren fast alle frei erfunden. Doch da Malice keinen Zweifel daran hatte, dass er aus dem All kam spielte das keine Rolle. Sie mochte ihn, und er freute sich ungemein darüber. Nicht, weil er das erwiderte, sondern
    weil er in ihr einen Materiellen Rückhalt und eine Informantin finden konnte. Malice war eine junge Frau, die auf den ersten Blick wie ein naives Mauerblümchen wirkte. Doch ihre schlichte Kleidung verbarg einen wunderschönen Körper, und ihre Augen hatten ein Feuer inne, dass die ruhige Gestalt Lügen strafte.
    „Du lebst schon immer in dieser Stadt?“
    Sie sah ihn aus großen,tiefen Augen an. „Natürlich, warum?“
    „Nun... sie macht einen so stillen und ruhigen Eindruck... wird es hier nicht langweilig?“
    Ihre Augen blitzten, dann lachte sie neckisch. „Du hast ja den Rest noch nicht gesehen...“ Sie wurde kurz still, dann lächelte sie. „Was hast du denn diese Nacht noch vor?“
    Bevron zog die Augenbraue hoch ob dieser direkten Frage.
    „Ich habe nichts weiter geplant... warum? Was sind denn meine Alternativen?“
    „Nun, wir könnten doch etwas Spaß haben? Du hast doch sicher viel gesehen, und du machst den Eindruck, als hätte ich den richtigen Laden für dich im Sinn.“
    Bevron nickte bedächtig. Es war schwer vorzustellen, dass diese mittelalterliche Stadt eine Art Nachtleben hatte, aber gerade darum verbrachte er ja seine Zeit mit der Frau, Insiderinformationen. Und wie sich herausstellen sollte war er goldrichtig gewesen, auch wenn er es noch nicht ahnte, und sie auch nicht, war sie wohl nicht die treibende Kraft hinter ihrer Sympathie für ihn.
    Sie zog ihn an der Hand durch die Straßen. Mittlerweile war kaum jemand mehr zu sehen, die Stadt wirkte kalt und ausgestorben. Als sie in eine enge, dunkle Seitengasse einbogen zog er sie seinerseits zu sich.
    „Hast du keine Angst, einen wildfremden Mann durch solche dunklen Gassen zu geleiten?“ fragte er spielerisch. Er hatte nicht vor ihr etwas an zu tun, zumal er sich sicher war, dass es für ihn auch andere Wege in ihr Bett gäbe.
    Sie grinste und nahezu im selben Moment spürte er ein Ziehen am Hals, als sich ein gezackter Dolch auf sein Schlüsselbein legte. Einen halben Wimpernschlag später verschwand die Waffe wieder in ihrem Kleid. Sie zwinkerte.
    „Keine weiteren Fragen...“ sagte Bevron. Diese Frau wurde ja immer interessanter.
    Lachend über seinen Blick zog sie ihn zu einem kleinen Hauseingang und klopfte dreimal mit dem schweren Türklopfer aus Messing.
    Fast sofort schwang die eisenbeschlagene Holztür auf und sie traten ein. Ein junger Mann begrüßte Malice mit einem freundlichen Nicken, dann musterte er Keros.
    „Ah, schön, dass du wieder vorbei schaust, und diesmal hast du dir jemanden mitgebracht?“
    Sie grinste. „Ich kann doch nicht immer auf Kosten des Hauses speisen.“ Sie zwinkerte, dann zog sie Bevron weiter. Das Haus war staubig und kündete von längst vergangenem Prunk. Tücher hingen zerrissen an den Wänden, und uralte Eisenbeschläge zierten den Stein. Malice führte ihn drei gewundene Treppen herunter bis vor eine schwere Doppeltür. Der Mann folgte ihnen und betätigte einen Hebel. Die Tür schwang auf und Bevron trat hinter Malice ein. Krachend schloss sich die Tür, und Bevrons Pupillen weiteten sich vor Unglaube. Sie standen oben auf einer Galerie die einen großen, kerzenerleuchteten Saal zierte und starrten nach unten. Gut sechzig junge Menschen wanden sich dort, nackt und in ein bizarres Liebesspiel vertieft. Auf einem Podium in der Mitte waren drei Männer mit einer fremdartig aussehenden Frau zugange, die als einzige noch eine Tunika trug. Der Kerzenschein und die vielstimmigen Laute der Menschen verliehen der Szene eine wirklich perverse Atmosphäre. Doch Bevrons Blick lag nur kurz auf der Masse unter ihm, dann wanderte er zur Decke. Ein ganz in violett gearbeitetes Relief eines wohl bekannten Symbols thronte über dem Saal.
    „Und? Schließen wir uns ihnen an? Was meinst du?“ lachte Malice.
    Bevron grinste, wenn vielleicht auch aus einem anderen Grund als sie dachte. „Alles was du sagst...“


    Synalízomaj Aódêss war ganz und gar nicht zufrieden mit sich. Dieser Planet versprach... gar nichts. Zeitverschwendung. Aber hier musste einfach etwas sein.
    Wütend fegte er einen Stapel Datentafeln und Pergamente von einem seiner Schreibtische und stieß ein paar erlesene Flüche auf binär aus.
    „Manstomper!“
    Der Ork kam durch eine Tür gestürzt. Er machte sich nicht mal die Mühe, sie vorher zu öffnen. Zwei Boyz die Kisten gezogen hatten flohen panisch zur Seite.
    „Wat, Boss?“
    „Schaue was du hier tun kannst, baue das Lager aus, schau was die Umgebung bietet. Ich werde für eine Weile verschwinden....“
    „Warum?“
    Aódêss sah auf. „Ich sehe besser aus der Entfernung.
    Kurz darauf hob das Shuttle ab.

  • Runde III: Kochendes Blut


    Von oben sah diese Welt sogar noch unbedeutender aus. Aódêss war absichtlich mitten am Tag gestartet. In der Nacht würde der aufsteigende Stern der Schubdüsen viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich lenken. Tief in Gedanken versunken sah er aus dem Fenster.
    Die Welt unter ihm war größtenteils grün, voller Felder, Wälder und Flüsse. Keine der Städte, die er ausmachen konnte war größer als Hakuset und im Vergleich mit den Siedlungen in der näheren Umgebung war sie noch am vielversprechendsten. Um die Stadt herum lagen der Wald und die Berge, aus denen er einem verdorbenen Phönix gleich heraufgefahren war. Dazwischen schlängelte sich eine Straße hindurch zum Meer. Sie war gewunden und bestand größtenteils aus festgetretener Erde. An ihrem anderen Ende lag eine kleine Hafenstadt. An Sonsten gab es nur noch unbedeutende Siedlungen, zwei größere Burgen, die allerdings verlassen wirkten und aufgrund ihrer Lage vielleicht für die Orks von Interesse wären. Aber von verschollener Technologie oder alten Ruinen war weit und breit nichts zu sehen. Synalízomaj schnaubte. Er konnte sich nicht geirrt haben. Dies war definitiv das richtige System. Warum also fand er nichts?
    Über ihm rasten immernoch die Schiffe der Flotte durch das System. Sie mussten längst wissen, wie es um den Stern stand, und trotzdem... irgendwas wollten sie.
    Wollte er das auch?


    Lars saß über seinem sechsten Bier innerhalb der letzten Stunde.
    Er hatte keinen Schimmer wie er auf die Neuankömmlinge reagieren sollte und auch gerade keine Lust, sich darüber Gedanken zu machen. Seit der Ankunft des Arbitors war nicht mal viel Zeit vergangen, doch über das Gefühl dafür war er längst hinweg. Seine Wege hatten ihn auf der Suche nach Zerstreuung tief in die Randgebiete geführt. Dort hin, wo niemand mehr lästern oder reden würde. Keiner würde jemandem erzählen, dass Lars dort gewesen war... weil niemand zugeben wollte, selbst dort gewesen zu sein. Hier war es warm und schmutzig, der Geruch von Schweiß und Adrenalin lag genauso in der Luft wie der von Obscura und Amasec. Eine Frau setzte sich zu ihm. Im roten Schein der Lampen wirkte sie so unnatürlich...
    „Na...? Du wirst die Nacht doch wohl kaum mit einem Bier verbringen wollen?“
    Lars sah sie nicht an. „Nein...“
    „Und... weißt du, was du statt dessen möchtest?“
    Orlond seufzte schwer. Wenn er das nur wüsste. Er nahm den Inhalator entgegen, den sie ihm reichte, dann folgte er ihr. Vielleicht musste es steil nach unten gehen, bevor es hinauf gehen konnte... doch konnte es das?


    Bevron saß erschöpft mit dem Rücken am mittleren Podium inmitten der unzüchtigen Versammlung. Von seinen Kleidern fehlte jede Spur und Malice lag entspannt neben ihm, den Kopf in seinem Schoß. Die „Feierlichkeiten“ hatten gerade mal zwei Stunden gedauert, dann waren die meisten wieder gegangen. Nur wenige blieben, um auf dem verschmierten Boden beisammen zu sitzen. Einige beteten in dunklen Gesängen, die so gar nicht zum vorausgegangenen animalischen Treiben passten. Die Frau aus der Mitte kam auf ihn zu, in einen dunklen, pelzigen Mantel gehüllt.
    Sie reichte ihm ebenfalls zwei Mäntel und weckte Malice mit einem sanften Tritt. „Steht auf, wir gehen nach oben.“ Malice blinzelte. „Nein... du weißt doch.... ich bleibe nie länger...“
    Bevron beschloss, es zu riskieren. „Ich würde gerne bleiben!“
    Die Frau lächelte. „Er hat Recht... Malice, du kommst schon so lange zu uns, du solltest dich auch an anderem beteiligen. Es gibt so viel mehr...“
    Ihr war das nicht geheuer. „Nadine wartet...“
    „Und sie kann weiter warten!“ entschied Bevron und zog sie nach oben.
    In ihre neuen Mäntel gehüllt, sie waren weich, warm und vor allem sauber, marschierten sie die Treppe hoch zurück in das verfallene Herrenhaus. In einem größeren Saal, dessen einzige Möbel gewaltige Sitzkissen waren, ließen sie sich mit an den zwanzig anderen übrigen Gästen nieder.
    Sie freuten sich alle, dass Malice mitgekommen war. Bevron hingegen begegneten sie mit Zurückhaltung.
    Wie auf ein stummes Kommando hin begann die Gruppe zu singen. Malice sang mit, ohne ein Zögern, ohne Kenntnis des Textes. Auch in Bevron hob sich die Melodie, doch er kämpfte sie nieder. Die unbekannte Anführerin quittierte das mit einem Lächeln. Sie zog ihn hoch ohne das einer der singenden es mit bekam und ließ sich etwas abseits mit ihm nieder.
    „Ich habe gesehen, wie du die Decke angesehen hast...“ sagte sie unumwunden.
    „Du bist Fremdweltler... und kennst doch das Siegel unseres Prinzen. Was weißt du?“
    Bevron lächelte. „Ich kann euch so vieles zeigen!“ Damit entbrannte ein Gespräch. Bevron war vorsichtig und lenkte das Gespräch bewusst nicht auf seine genaue Vergangenheit und seinen Vater, den er mit so vielen anderen teilte. Doch seine Kenntnis der Wahren Künste überstieg die der Frau bei weitem. Er erfuhr, dass es nur drei ernsthafte Rituale in diesem Kult gegeben hatte seit sie ihn übernommen hatte... Das war bemitleidenswert.... und es musste geändert werden. Unten krachte es, dann ertönte ein langer, spitzer Schrei.
    „Teil drei des Festes?“ fragte Bevron. Blass schüttelte die Frau den Kopf. „Ich erwarte niemanden mehr.
    Ein zweiter Schrei, dann durchbrach etwas die Tür des Foyers...


    Klippe um Klippe stieg der Liktor das Geröllfeld in die Höhe. Er sendete ein Bild seiner Umgebung an die Kreatur, die Kontakt aufgenommen hatte. Die Antwort kam postwendend. Das Bild einer kleinen Felsspalte nicht weit entfernt. Der Liktor kostete die Luft. Es war niemand hier. Kein Beutetier, kein Jäger. Sich wie eine Schlange windend arbeitete sich der Liktor unter Zuhilfenahme seiner Fanghaken an der Felswand empor und glitt in den Spalt. Eine neue Bilderflut überkam ihn. Ein ganzer Schwarm, der durch verbrannte Welten flutet und sich an ihrem Gravitationsfeld entlangzieht. Eine Macht, die ihnen entgegenstünde. Das Bild einer gewaltigen, stählernen Maschine auf einer schon jetzt toten Welt. Sterne aus Licht, die sich von diesem Planeten hoben...
    Und das glänzen von duzenden Citinpanzern direkt vor ihm. Der Liktor stieß ein triumphales Heulen aus, worauf sich die Kreaturen vor ihm bewegten, langsam erwachten. Wohin die Bilder ihn schicken würden hatte er selbst zu entscheiden.


    Die Wachen waren gereizt, aber eher gelangweilt. Sie sahen keinen Sinn darin, hier zu sein und hatten Angst vor dem Grund.
    Die Menschen waren ihren Unterhaltungen nach zu urteilen Städter, die hier hoch gekommen waren um zu retten was zu retten war. Und das bedeutete plündern. Niemand rechnete damit, einen verwertbaren Hinweis oder ein Lebenszeichen zu finden, hier wurde alles mitgenommen was nicht verbrannt, zerschlagen oder geraubt war. Und das war wirklich wenig.
    Zach'Riel schlich sich in die Ruinen der Scheune und des Stalls während die Menschen beim Wohnhaus waren. Heruntergefallene, verkohlte Balken stapelten sich auf schwelenden Pferdekadavern. Wer hier gewesen war hatte kein Interesse an Bereicherung verspürt. Es schien das Töten selbst gewesen zu sein, das ihn gelockt hatte. Dem entgegen standen die Beobachtungen der Scheune. Alles an Werkzeug und Rohmaterial, was vielleicht einmal hier gelagert hatte war verschwunden. Zach'Riel hatte einen Verdacht. Und wenn er sich die dichten Wälder um sich herum ansah, dann betete er inständig, dass sich dieser Verdacht nicht erfüllen würde. Entschlossenen Schrittes wandte er sich zum Berg. Dann zögerte er und kniff die Augen zusammen. War das... Dampf? Die Säule war mehr zu erahnen, als zu sehen, selbst für seine Augen. Oder spielte ihm seine Paranoia einen Streich?
    Der Eldar lief los und fand schon bald einen Pfad, der ihn die Berge hinauf führte. Er war keine halbe Stunde gerannt, als er ein am Boden liegendes Bündel ausmachte. Als er es näher untersuchte fröstelte er. Es war ein Menschenkind. Die Beine waren verschwunden, das Gesicht fürchterlich entstellt. Das Mädchen atmete noch. Zach'Riel sah hinter sie. Eine Schleifspur zog sich durch die Erde. Ganz sacht aber für seine Augen gut zu sehen. Sie musste sich durch den Staub den Berg hinab gezogen haben. Was war zu tun?


    Vorsichtig ging Vergil auf den zitternden Kerl zu und beugte sich zu ihm vor.
    "Mein Name ist Vendetitas, ich bin ein Astartes, ein Space Marine. Wie ist euer Name Bürger?"
    Der Mann riss die Augen auf. Nein, er war keine Gefahr... und hatte wohl auch nichts im Schilde geführt.
    „Kropp...“ sagte der Mann, dann ergriff er Vergils Hand und ließ sich hochziehen.
    „Warum verfolgt Ihr mich, Kropp?“ fragte Vergil mit metallern verzerrter Stimme durch seinen Helm.
    „Ich bin Euch nicht gefolgt... nun.. nicht lange. Ich sah es am Waldrand glänzen und-“
    „Lüg' mich nicht an, Kerl!“ donnerte der Astartes, was den Menschen zusammenzucken ließ.
    „Ich stand keine fünf Sekunden dort.“
    „N-nun....“
    Vergil sah keine Tücke in den Augen des Anderen, aber ihm ein bisschen Respekt einzubläuen konnte nicht schaden.
    „W-wir dürfen nicht in den Wald, der Meister verbietet es...
    Ich wollte nach den Kindern suchen, alle anderen haben die Hoffnung schon aufgegeben, und ich dachte... nun ich dachte...“
    „Du dachtest ich wäre ein Kind?“ schnaubte Vergil.
    „I-ich d-dachte Ihr wärt der Grund, aus dem sie verschwunden sind...s-seit Ihr es?“
    Insgeheim staunte der Marine über die Courage des Mannes.
    „Nein. Ich bin keinem Menschen vor dir hier begegnet. Ich komme, um...“ Ja, warum war er hier....
    „Der Imperator selbst schickt mich! Und in seinem gelobten Namen verlange ich, den Herrscher der Nahen Stadt zu sprechen. Fürchtet euch nicht, ich werde euch nichts tun."
    Kopp sah ihn kurz an, dann nickte er. „N-nun, den Fürsten kenne ich nicht, aber ich bin sicher sie lassen uns rein...“
    Vergil nickte. „Das sollten sie auch!“


    Zusammen marschierten sie zur Stadt. Vergil blieb hinter dem jungen Burschen. Vielleicht war er der Schlüssel zu einem friedlichen Kontakt. Er würde weniger als ein Feind erscheinen. Auf dem Weg erfuhr Vergil, dass Kropp als Schmied in einer der Vorsiedlungen arbeitete und „Meister“ lediglich die Bezeichnung des Vorarbeiters war. An dem Kerl schien nichts verwerfliches. Die Wachen sahen sie schon von weitem kommen und verschlossen das Tor. Niemand schoss.
    Zehn Meter vor den stahlbeschlagenen Lärchenholzflügeln rief ein Wachtposten sie sollten stehen bleiben. Kropp sah zu Vergil, dieser stand wie ihm geheißen. Keine Konflikte.
    Der Posten vor dem Tor trat langsam und zögerlich auf sie zu.
    „W-Wer sind sie?“
    „Ich bin Vendetitas. Ein Gesandter des Imperators, ein Mitglied des Adeptus Astartes und im Namen seiner Heiligkeit auf Terra verlange ich, den Fürsten dieser Stadt zu sprechen!“
    Der Wächter stand da wie vom Donner gerührt.
    „Ääähm... ich bin Kropp, ich arbeite hier.“ Sagte Kropp kleinlaut.
    Der Wächter drehte sich zu seinen Kameraden auf der Mauer. Sie sahen nicht besser aus. Einer hob scheinbar sprachlos die Hände und wedelte damit in der Luft, dann öffneten sie das Tor.
    „Wir werden Euch zum Schloss bringen...“


    Die Straßen der Stadt wurden voller, je weiter sich die Kunde von Vergils Ankunft verbreitete. Trotzdem hatten sie keine Mühe, durch das Gedränge zu gelangen. Niemand wollte dem Neuankömmling zu nahe kommen. Kropp blieb immer an seiner Seite. Er schien die Aufregung zu genießen. Vergil war etwas überrascht, als er im Vorhof des Schlosses eine raumtaugliche Fähre der Arbites vorfand. Diese Welt war zwar unterentwickelt, aber doch eng mit dem Imperium verbunden wie es schien. Es gab eine Möglichkeit sie zu verlassen. Warum sollte er sie nicht gleich nutzen? Sollte er sich direkt an die Arbites wenden? Oder den Fürsten, und was würde er dem erzählen?


    Ugnubz Manstomper krachte in einen großen, hölzernen Planwagen und zerstampfte das Gefährt zusammen mit seinen Passagieren zu blutigen Splittern. Der Rest seiner zwölf Mann starken Truppe fiel Sekunden später über die Handelskarawane her, die sich auf halbem Weg zwischen der Hafenstadt und Hakuset befunden hatte als die Orks aus dem Hinterhalt zuschlugen.
    Unter Manstompas Führung wurden die wenigen Wachen einfach überrant. Die Orks brachen Schädel, zerfetzten Bäuche und rissen Arme aus ihren Gelenken. In wenigen Sekunden war alles vorbei. Drei der fünf Wagen standen noch als sich der Boss umsah.
    „Räumt alles aus! Zaigt miar mal wat se ham....“
    Unter seiner strengen Aufsicht räumten die Orks die Wagen aus. Teure Tücher, Gewürze und allerlei Tand wurden einfach am Wegesrand abgestellt. Aber ein Karren hatte Stein geladen, sehr massiv und und rohe Blöcke geschlagen. Auf dem anderen lagerte Holz und auf dem letzten allerlei Speisen. Ugnubz lächelte zufrieden. Genau was sie suchten.
    „Schafft das Zeuch weg von da Straßä! Die Menschenz müss'n nich wissen, dat wiar hier war'n!“
    Schnaufend hievte er sich auf einen der Kutschböcke, die Pferde waren längst tot oder durchgegangen. „Un' der Rest zieht mein' Wag'n!“
    Er konnte nur hoffen, das seine Strähne so weiter laufen würde. Wenn die Boyz im Lager keinen Mist gebaut hatten, dann würden nur noch ein paar dieser Überfälle reichen, um ihre beschränkten Möglichkeiten deutlich auszubauen. Seine kleine Truppe würde schon bald wieder Fuß fassen.

  • Runde IV: Heerschau


    Rein aus Interesse ging Synalízomaj über der nördlichen Burg in Sinkflug. Irgendwo musste man ja anfangen... vielleicht war dort unten ja ein besserer Vorposten, oder tatsächlich etwas von dem, was er suchte. Er sah nach oben, auf die untergehende Sonne. Eventuell lief ihm wirklich die Zeit davon. Das musste schneller gehen.
    Wie ein Schwarm krankmachender Insekten schwärmten seine Schädelsonden aus dem Bauch der Flugmaschine und fluteten in die Burg ein. Er war nicht bereit, sich in Geduld zu üben wenn es nicht erforderlich war. Etwas musste geschehen, und wenn es das tat, dann gleich.
    Die Schädel fanden nichts bis auf ein paar kleine Tiere, die voller Angst vor dem kaum hörbaren Summen der Schädel flohen. Doch die Burg barg Rückhalt. Und war bis auf die äußere Fassade noch gut in Schuss, warum sie wohl verlassen worden war?
    Gerade auf einer solchen Welt war eine Festung dieser Größe nichts, was man aufgibt. Voller Interesse sank Synalízomaj stählerner Vogel zwischen den Zinnen nieder.
    Zwischen den Türmen hielt er nochmal inne. Nur nicht zu voreilig. Von seiner neuen Position aus und mit Hilfe der unzähligen Auspex- Signale seiner Drohnen startete Synalízomaj Tiefenscans der Burg. Dort unten war etwas, tief unter dem Stein war eine verborgene Quelle. Dort unten war Technik... Reine Technik, alte Technik.
    Aódêss wurde aufgeregter. Konnte das sein? Ein Glückstreffer?
    Als nächstes war sein Servitor dran. Der lobotomisierte Diener glitt auf dürren Beinen hinunter in die Festung.
    Wärend seiner Arbeit lehnte sein Meister sich oben zurück. Und wenn er richtig war... warum dann den Posten verlassen?
    Etwas summte. Der Servotor hatte bestätigt. Kurz darauf befand sich Aódêss selbst unten im Gewölbe. Er stand vor einem gewaltigen, steinernen Fresko des Leichengottes. Interessant. Dies war keine Darstellung des falschen Throns auf Terra. Dies war ein Fresko eines hühnenhaften Mannes in strahlender Rüstung. Die langen, dunklen Haare flatterten im Wind unbekannter Zeiten und seine düsteren Augen über den hohen, asketischen Wangenknochen starrten auf Synalízomaj herab. Dieser lächelte. „Schau' dich heute an....“ Er suchte gar nicht lange sondern riss die steinerne Zwischenwand in all ihrer Herrlichkeit kurzerhand ein. Dahinter lag etwas, das wohl einmal ein Horchposten gewesen war. Die Systeme waren heruntergefahren und uralter Staub lastete auf den Geräten. Er konnte viele hundert, wenn nicht viele tausend Jahre alt sein. Synalízomaj trat ein und sah sich um. Der Reaktor befand sich in der Mitte, eine kleine Plasmabank... völlig erkaltet. Und die gewaltigen Antennen, die mal als Augen und Ohren der Geräte hier gedient hatten waren offenkundig entfernt worden. Was hatte dieser Wachhund hier beschützt? Und warum tat er es nicht mehr? Synalízomaj schüttelte den Kopf und trat wieder aus der Kammer heraus. Er musste zurück zu seinen Orks.Auf dem Flug konnte er sich überlegen, ob ihn das Gesehene weiter brachte. Auf dem Weg nach draußen stolperte er über ein Trümmerstück, auf dem ein strenges, wachsames Auge eingraviert war. Synalízomaj hob eines seiner spindeldürren Beine und zerschmetterte es.


    Lars schlug die Augen auf. Er lag auf dickem, schmutzigem Teppich. Müde wälzte er seinen Kopf auf die andere Seite. Aus dem Bett über seinem Kopf hing ein schöner Knöchel heraus. Er verdrehte die Augen und setzte sich seufzend auf.
    Sein Kopf dröhnte, doch das Gefühl war seltsam vertraut. Er war mal wieder ganz unten angekommen. Klammheimlich stahl er sich durch das Fenster, über das Dach aus dem Haus. Wenn er gestern nicht bezahlt hatte, dann hatte die Dame sich sicherlich schon mehr geholt als ihr zustand. Ihm war es gleich. Dies war sein Abschiedsgeschenk an diese jämmerliche Stadt. Er musste etwas unternehmen, sofort!
    Lars wanderte zum Fluss hinunter und wusch sich erst einmal gründlich. Schließlich war es fast Mittag. Dann ging er nach hause um zu packen. Alles wichtige und wertvolle konnte er am Leib tragen. Es war genau das, was er bei seiner Ankunft getragen hatte. Seine alte Rüstung, seine Abzeichen, seine Waffe. Es war ein vertrautes Gefühl. Seine Schmerzen waren wie weggeblasen. Sein Körper erinnerte sich seiner alten Kraft, jetzt, da er wieder der war, der er sein sollte, er war alles, das er immer sein wollte.
    Fest entschlossen trat Lars aus der Hütte. Er glaubte nicht, dass er zurück kehren würde...
    Komisch... dachte Lars, als er durch die Straße zur Burg schritt. Die Blicke der Leute kümmerten ihn nicht. Er wusste nicht, was los war. Er hatte das erste Mal seit er hier war keine Ahnung, was vor sich ging, und das reichte um sicher zu sein. Seine alte Leidenschaft war erwacht.
    Ich komme.


    Bevron sprang auf und drehte sich zur Lady um.
    „Gibt es noch einen Weg hier heraus?“
    Sie nickte nur.
    „Dann verliert keine Zeit, ich sehe mir das an.“
    Er wartete gar nicht auf die Antwort, sondern huschte die Treppe herunter. Seine Nerven waren zum zerreißen gespannt. Er erwartete einen Angriff, aber wenn dort unten nur ein dummer Zufall stattgefunden hat... irgend ein Nachzügler... das war Quatsch. Und den Beweis dafür bekam er, als er die zweite Treppe herabgestiegen war. Im Flur lag die Leiche ihres Torwächters. Er war entsetzlich zerschnetzelt worden. Ein wütender Dämon hätte es nicht besser machen können. Nur seinen messerscharfen Sinnen verdankte Bevron, dass er noch lebte. Er spürte einen ganz sanften Lufthauch im Nacken und ließ sich schlicht fallen, rollte sich nach vorne und kam mit einer halben Schraube auf die Beine, den Blick auf seinen Angreifer gerichtet. Dort stand eine hoch gewachsene, ganz in einen grauen Kapuzenmantel gehüllte Gestalt, in jeder Hand ein schlichtes, schlankes aber sehr geschickt gefertigtes Schwert. Das Markanteste an der Gestalt war das Gesicht. Die eine Hälfte war mit weißem Puder überzogen, die andere mit schwarzer Asche. Die Gestalt redete nicht lange sondern schoss nach vorne, ein grauer Wirbel aus Klingen und Stoff - und diesem verdammten Grinsen. Bevron rollte sich erneut zurück und griff an seinen Gürtel. Mit einem Jaulen erwachte das Kettenschwert zum Leben. Die Gestalt sprang vor seinem Hieb zurück, änderte quasi mitten im Sprung die Richtung. Bevron schlug erneut zu und diesmal parierte sein Gegenüber. Das Kettenschwert prallte von der einfachen Klinge ab und Funken stoben auf. Die Zweite klinge schoss Millimeter an Bevrons Kopf vorbei. Dieser Bastard. Wieder flog Bevrons Hand zum Gürtel und
    zückte die nächste Waffe. Der zweite Hieb des Schwertes wurde von einem Schuss aus der Pistole begleitet. Der sengende Laserstrahl brannte sich in den Unterarm des Angreifers und wieder änderte er mitten im Sprung die Richtung und prallte zurück. Bevron nutzte die Chance. Der Typ war gefährlich! Er sprang zur Treppe. Drei Stufen auf einmal nehmend sprang er sie hinauf und gab dabei noch drei Schüsse blind über die Schulter ab. Dann drehte er sich mitten auf der Treppe herum. Sein Angreifer stand am Fuß der Treppe, ein kleines, qualmendes Loch im Unterarm, doch die Klinge hielt er fest. Dann machte er einen Schritt vorwärts und Bevron hieb das Kettenschwert in die Schräge der Decke. Jaulend blieb es stecken. Verwirrt und panisch sah Keros heruauf und der andere rannte los. Mit einem Ruck riss Bevron die Klinge aus der Decke und die Hälfte eben jener stürzte hinterher. Als das Poltern verstummte sah er nach unten. Zentimeter von seinem Bauch entfernt ragte die Spitze einer Klinge aus dem Schutthaufen, dann wurde sie mit einem Ruck zurück gezogen. Von der anderen Seite hämmerte es gegen den Schuttberg. „Grüße die Pest von mir!“ brüllte eine amüsierte, weiche Stimme von der Gegenseite, dann war Ruhe. Das war grotesk. Als würde jemand dieser Schnelligkeit keinen anderen Weg in ein einfaches Gutshaus finden. Doch er hatte wohl nicht vor, es weiter zu versuchen... Und Bevron war nicht sicher, ob er ihn bezwungen hätte.
    Schweren Schrittes ging Bevron wieder nach oben. Daraus ließ sich doch etwas machen. Die Begegnung hatte keine Minute gedauert. Als Bevron oben ankam verschwanden gerade die letzten hinter einem Teppich an der Wand. Wie originell. Jemand der hier eindrang ließ sich davon bestimmt täuchen. Bevron lachte in sich hinein, dann schlüpfte er hinter den Teppich. Empfangen wurde er vom Kopf der Bande. Sie atmete schwer. „Vielleicht ist es an der Zeit, dass Ihr uns etwas von Eurer Kunst zeigt....“


    Diesmal waren sie zu fünft.
    Normalerweise waren es drei, die sich in den Wald aufmachten um nach Spuren zu suchen, nach Hinweisen auf wilde Tiere oder Räuber, die dort im Unterholz lauerten und verantwortlich waren für alle die Verbrechen, die das Tal und seine Bewohner heimsuchten. Diesmal waren sie nach Südwesten vorgedrungen. Nicht in die Berge, oder oben am Hof waren genug Menschen. Aber hier unten, am weitesten entfernt von all den ungeklärten Fällen, hier hatte noch keiner gesucht.
    „Boss?“
    Der angesprochene, ein Bär von einem Mann und ebenso beharrt, drehte sich herum.
    „Was? Bekommst du etwa Angst?“
    „Nein... ich finde das solltest du sehen!“
    Die fünf Männer kamen zusammen und sahen zu Boden. Eine Spur.
    „Was ist das?“
    „Sieht aus wie von einem Reh...“
    „In der Größe? Mit nur zwei Beinen?“
    „Quatsch.... Pflanzenfresser töten keine Menschen!“
    „Allesfresser schon!“
    „Wildschweine tun es!“
    „Die haben vier Beine.“
    „Gob?“
    Die vier sahen sich um. Der fünfte war verschwunden. Spurlos.
    „Leute?“
    Sie fuhren herum. Blut rann von einem nahen Baumstumpf zu Boden. Darauf saß eine groteske Kreatur. Fleisch, Klauen und Citin... und darunter zwei dunkle Augen, so unheimlich dunkel, so unheimlich böse!
    Der erste Mann hob seine Flinte, dann fiel eine Flut von Sensenklauen über sie her und massakrierte sie in Sekunden.
    Tief ins eine Höhle saß der Jäger alleine und schickte seine kleine Schar aus knapp drei Dutzend Organismen über das Land. Es dauerte nicht lange, da brachten sie ihm etwas leckeres. Etwas grünes. Sein Geist war fremdartig, doch seine Erinnerungen vollkommen. Der Andere hatte es gesagt. Diese Welt wird brennen. Sie mussten viele werden, stark werden, und alles begleiten, das es schafft diese Welt zu verlassen... und in den Bergen gab es genau so etwas! Er schickte ein paar Bilder an den Anderen, und es kamen welche zurück, leicht verunstaltete Menschen in langen Roben in dunklen Kellern... sie waren viele... und sie wurden mehr. Wenn es einen Weg gab, Menschen von dieser Welt zu evakuieren, dann wären sie gewiss dabei!
    Doch dies war nicht der Weg des Jägers. Ihn gelüstete nach anderer Beute!


    Zach'Riel fackelte nicht mehr lange sondern hob den geschundenen Körper auf. Er strich einmal mit der Hand darüber und versuchte, geistige Kraft zu übermitteln. Sie war seine beste Chance. Mit flatternden Lidern öffnete sie die Augen und sah ihn an.
    „Ich bin Zeke... ich werde dich retten.“ er sprach beruhigend. Er glaubte nicht, dass sie die Worte verstand, aber die Bedeutung musste klar sein. Sie versuchte etwas zu sagen, doch ihr Kiefer war deformiert, gebrochen und entzündet. Und in ihrem Mund fehlte jeder Zahn.
    Seltsam, das passte so gar nicht zur Verletzung der Beine.
    Zach'Riel sah auf, als er Stimmen hörte, grobschlächtige Stimmen vom Fuß des Berges. Er warf sich den kleinen Mensch über die Schulter und kletterte die Felswand am Rand des Pfades hinauf. Gerade noch rechtzeitig machte er sich an den Abstieg. Die Orks gemerkten das Fehlen des Mädchens auf dem Weg gar nicht... zu gut gelaunt waren sie ob ihrer Beute. Doch auch Zeke hatte keine Augen für die Grünhäute. Er kletterte die Wand hinab ohne einen Blick zurück zu werfen. Das war im Grund völlig kontraproduktiv und er wusste es. Allerdings hatte er sich die Stelle eingeprägt und das Mädchen ging jetzt vor. Sie wusste sicher sehr, sehr viel mehr.
    Der Rückweg dauerte dreimal so lange wie der Hinweg. Am Hof war niemand mehr. Zeke lief ungesehen in die Stadt. Die Wachen würden fragen stellen. Drinnen konnte er sich jemanden suchen der-
    „Hey, Zeke!“
    Zach'Riel blieb stehen und drehte sich um. Über die Straße lief eine bekannte Gestalt auf ihn zu.
    „Mal... was machst du so spät noch hier draußen?“
    „Das könnte ich dich fragen!“ sagte dieser gut gelaunt, doch das Lächeln flog von seinem verschmierten Gesicht, er hatte die Schminke verwischt. Die Haut wirkte nun irgendwie gräulich.
    Mal wurde immer langsamer, dann wieder schneller als sein Blick auf das Kind in Zekes Armen viel.
    „Verdammt Zeke wo-“ er brach ab. „Du warst am Hof... du hast sie gefunden?“
    Zach'Riel lächelte. „Oben in den Bergen... kennst du sie?“
    „Nein... Aber das muss Miretta sein... Ihre Leiche wurde oben nicht gefunden... sagt man.“
    „Sagt man?“
    „Man erzählt uns hier ja nichts... und ich war selbst nicht da.“
    „Kannst du mir sagen, wo ich mit ihr hin muss?“
    „Naja... zur Wache würde ich meinen... Aber zu so später Abendstunde... es ist fast dunkel... wenn du da mit einem Verkrüppelten, vermissten Mädchen auftauchst, als Fremdweltler...“
    „Also was?“ Zach'Riels Blick fiel auf ein kleines, rundes Brandloch in Mal's Umhang.
    „Von den Fremdweltlern sind auch Wachen hier angerückt... sie haben mit dem alten Orlond geredet...“
    Zach'Riel nickte... „Also spaziere ich einfach zur Burg... du....“ er erinnerte sich an sein letztes Gespräch mit Mal.
    „Du hast es 'krachen lassen'?“
    Mal grinste. „Und wie! Es gibt aber immer wieder Leute, die einem die Stimmung vermiesen wollen.“
    Er klopfte Zach'Riel auf den Rücken.
    „Ich mache mal weiter. Morgen wieder auf einen Drink in der Bar? Würde mich sehr freuen, Spitzohr!“
    Damit ging er. Zach'Riel hätte ihn aufhalten können, aber er hatte andere Sorgen.
    Festen Schrittes machte er sich auf zur Burg.


    Krachend flog die Doppeltür zum Thronsaal auf.
    Es war nicht schwer gewesen, eine Audienz zu bekommen. Vergil hatte nicht mal bitten müssen.
    Vergil schritt unter den erstaunten Blicken des Fürsten in die Mitte des Saals und zog langsam, und mit dem charakteristischen Schleifen einer Klinge, die aus der Scheide gezogen wurde sein Schwert. Er richtete die Spitze auf den Boden und legte die Rechte auf den Knauf. Mit der linken Hand zog er seinen Helm vom Kopf und sah den Fürsten an. Zeigte ihm, dass er wie er war, und doch viel mehr.
    „Ich bin ein Sohn des einen Imperators, dem Ihr die Treue schuldig seid! Ich bin ein Astartes, ein Engel des Todes und ich fordere, eure Welt verlassen zu dürfen! Ich fordere, dass ihr mit dem Imperium Kontakt aufnehmt und von meiner Anwesenheit hier kündet!“
    Der Fürst hob den Kopf leicht an. Vergil interessierte sein Name nicht.
    „Das wird keinProblem sein. Wir stehen in engem Kontakt zum Imperium im Himmel. Allerdings könnten wir Eure Hilfe gebrauchen... bis die Nachricht auf dem Weg ist versteht sich!“
    Vergil zog die Brauen zusammen.
    „Keine Spielschen, Mensch! Welcher Planet ist dies? Welches Segmentum, wo sind wir hier?“
    „Ihr nennt diese Welten Laurin... mehr weiß ich nicht. Es sind Gäste von außerhalb da.“
    Vergil lächelte. „Schicken Sie Ihre Nachricht. Wenn morgen niemand Kontakt mit mir aufgebaut hat, dann möge der Imperator mit Ihnen gnädig sein! Glauben Sie mir, Sie wollen mich nicht auf Ihrer Welt ohne das ich es will!“
    Damit schritt er heraus, er hatte eine vielversprechendere Adresse.


    Die beiden Boyz stänkerten sich wild gegenseitig an während sie den Weg hinaufgingen. Mit ihren taumelnden, zänkernden Schritten zerstampften sie die letzten schwachen Spuren, die Zach'Riel hinterlassen hatte. Schon bald folgte ihnen die Karawane mit der Beute nach. Manstomper war extrem zufrieden mit sich. Die Orks begannen schon bald, die Wagen zu entladen und alles, was sie finden konnten zu „verarbeitan!“
    Manstomper sah sich im Lager um. Sie waren nicht angegriffen worden, und der Gefangene war immernoch bis zu den Knien in Grotmist versunken.
    Keinen Moment zu früh. Ein Donnern kündete von der Rückkehr des Chefs. Als das Shuttle landete stand er schon in der Offenen Luke.
    „Es gibt Neuigkeiten!“
    „Hiar auch, Cheffe!“
    Kurz tauschen die beiden ihre Neuigkeiten aus.
    „Also soll'n wa in die Burg?“
    „Ich weiß es nicht wirklich... Vielleicht werde ich mich nach etwas Vorbereitung erstmal selbst umschauen... Aber...“ Sein Blick glitt in die Ferne.
    „Wo ist das Mädchen?“
    „Wat?“
    „Das Mädchen... war sie noch da als ihr zurück kamt?“
    „Ääähm....“
    Aódêss fuhr herum so schnell ihn seine surrenden Beinde trugen. „Manstomper?“
    „Dat wiard hässlich...“


    Case Sah frustriert auf seinen Computer. Die Frequenz hatte er verloren.
    Wütend schwang er sich aus dem Bett und legte seine Uniform ab. Er wollte raus auf die Straße, in Zivil, wo ihn keiner direkt als Arbitor erkannte.
    „Fredd?“
    „Sir?“
    Halten Sie hier die Stellung... ich werde irgendwann in der Nacht zurückkommen. Ab jetzt bin ich nicht im Dienst!“
    „Verstanden!“ kam die knappe Antwort. Arbitor Joseph Fredd redete nie mehr, als er musste.
    So verlies Case mit sorgsam getarnten Waffen sein Quartier und machte sich auf nach draußen. Weit kam er nicht. Am Burgtor diskutierten zwei Wachen heftig mit einem Neuankömmling.
    Case trat näher.
    „Orlond?“
    Der ehemalige Sergeant stand in voller Uniform vor dem Burgtor.
    „Sir? Bitte meinen Dienst antreten zu dürfen!“
    Case lächelte. „Und ich wollte gerade auf eigene Faust in die Bars... schade...“
    Lars kam heran, die Wachen traten zurück.
    „Was läuft hier eigentlich? Ich bin bereit, Ihnen zu helfen! Aber.... ich möchte eine Gegenleistung!“
    „Und die wäre, Mr. Orlond?“
    „Ich will hier weg!“
    Case lächelte. „In Anbetracht der Umstände ist das sicherlich das Beste! Deal!“
    „Deal!“ sagte Lars lächelnd und gab Case die Hand.
    „Sir?“
    Hinter Orlond tauchte Heya auf.
    „Wo kommt der denn her?“ fragte Lars misstrauisch.
    Case lachte. „Ich musste Ihnen doch einen Beschützer mitgeben!“
    Orlond grummelte. Aber was hatte er erwartet?
    „Entschuldigt, wenn ich störe...“
    Die beiden drehten sich um. Eine schlanke Gestalt drang aus den Schatten, einen reglosen, halben Körper im Arm.
    Case ging auf die Gestalt zu. „Wo haben Sie?“
    „Berge...“ sagte Zach'Riel.
    „Sie müssten mir alles erzählen und-“
    „Sir?“
    Das war Fredd's Stimme.
    „Da kommt was Großes zu Ihnen raus, Sir!“
    „Was?“
    Die Antwort erübrigte sich, als Vergil aus dem Schloss schritt.

  • Runde V: Feuertanz


    „Ihr engstirnigen Vollidioten!“
    Magos Synalízomaj Aódêss Stimme zitterte vor Wut und wurde von ärgerlichem Kratzen auf Binär untermalt. Seine stählernen, dürren Beine erzeugten ein Unheilvolles Klappern als er über den Boden auf die drei Orks vor ihm zulief. Die gesamte Haltung des Maschine gewordenen monsters verriet Empörung.
    „Da bin ich einen Tag nicht hier... und ihr bringt die ganze Operation in Gefahr ohne dass wir dem Ziel einen Schritt näher sind!“ seine Gedanken schweiften kurz zu seinen letzten Messungen vom instabilen Stern des Systems. Ihnen lief die Zeit davon, ihm lief die Zeit davon. Manstomper und seine psyonische Unterstützung Peter standen etwas abseits. Sie alle waren sich bewusst, dass die zornige Litanei eigentlich ihnen galt. Aus Höflichkeit und vor Allem Rücksicht auf den brüchigen, nur auf materieller Zuwendung und losen Versprechungen basierenden Vertrag zwischen ihnen richtete Synalízomaj Aódêss seine Wut auf die drei unglücklichen „Freiwilligen“ vor sich und nicht direkt auf die Verantwortlichen. Er brauchte sie noch.
    „Wo soll sie sein?“
    Der gematerte Körper fehlte...
    „V-vielleicht eins von da viehchern, Boss?“
    „Wilde Tiere? DAS wollt ihr mir verkaufen? Selbst wenn sie schon tot war. Zwei Duzend Orks stinken zum Himmel! Kein Tier mit Verstand würde sich in unsere Nähe wagen.“
    Die Orks grinsten. Sie hatten eine etwas andere Einstellung zu ihren körpergerüchen als die Menschen.
    „Geht raus und FINDET sie! Oder was noch übrig ist!“
    Die drei brauchten einige Wimpernschläge um zu begreifen dass sie entlassen waren, dann verließen sie fast fluchtartig den Höhlenabschnitt, den der Magos zum persönlichen Gebrauch nutzte. Rasselnd schnaubte Aódêss, dann drehte er sich surrend auf dem Spinnenleib zu den einzig verbliebenen Orks um und sprach in gefasstem Ton weiter.
    „So etwas dürfen wir uns nicht mehr leisten, Manstomper!“
    Ugnubz nickte und trat einen Schritt vor.
    „Lass die verbliebenen alles zusammenräumen. Ich will schnell verschwinden können wenn es sein muss. Und versuche die Barrikaden zu verstärken damit es eben NICHT sein muss... Tut, was ihr könnte. ALLES was ihr könnt!“
    Damit entließ er die beiden Orks. Seufzend aktivierte er seinen privaten Cogitator und startete seine Sonden. Er musste alles sehen.


    Ugnubz und Peter traten vor die Höhle ins helle Tageslicht hinaus. Das Bettlaken-Cape des Wyrdboys flatterte im Wind als Manstomper ihn am Arm packte.
    „Du... suchst auch! Hiar!“ er tippte sich mit der Stirn an seine daumendicke Schläfe.
    „Dat...“ Peter zögerte. „Da geistertricks von da Menschenz sin nich so mein Ding, Boss... Ich bin bessar im explodieren lass'n.“
    „Dann finde was zum hochjag'n!“


    „ALSO IMMER MIT DER RUHE!“
    Case Niven brüllte mit einer Stimme, die man seiner Schmächtigen Gestalt nicht zugetraut hätte.
    Alle blickten ihn an. Selbst der gewaltige Astartes hörte auf, den Neuankömmling anzubrüllen.
    Case griff sich an die Schläfe. Lars Orlond war gekommen. Dann der Landstreicher mit dem Mädchen, und dann taucht aus dem Nichts ein Space Marine auf. Ein Astartes der heiligen Inquisition. Ein Agent des Throns.
    Case wandte sich an den Landstreicher. Um Orlond konnte er sich später kümmern.
    „Ihr Name?“
    Zach'Riel runzelte die Stirn. Wirklich? DAS war jetzt wichtig?
    „Ich weiß es nicht, aber sie muss umgehend medizinisch versorgt werden.“
    Case nickte Heya zu. Der Scharfschütze nickte. Er rannte zur Burg und schickte einen Boten auf den Weg, dann erklomm er die Leiter zum Turm.
    „Ich meinte IHREN Namen... Herr..?“
    „Zeke... können wir uns jetzt erst um sie kümmern?“
    „Gewiss!“ nickte Case, zog seine Jacke aus und legte sie auf den Boden. Zach'Riel legte das Mädchen ab. Case und Lars knieten sich seitlich zu ihr.
    Die schreckliche Verwundung der Beine, oder des Ortes wo sie sein sollten, war kauterisiert. Aber ihr offener, furchtbar deformierter Kiefer entzündete sich. Fredd kam aus der Burg, zwei mann mit einer Trage im Schlepptau.
    „Gebt ihr Wasser und versorgt die Infektion. Dann sediert sie und schaut,w as ihr für ihr Gesicht tun könnt... und Fredd?“
    „Sir?“
    „Niemand außer den Ärzten darf zu ihr, Sie lassen niemanden mit ihr alleine. Sollte sich ihr Zustand verschlechtern informiert mich. Und fordert Unterstützung von oben an. Wir werden fortschrittlichere Medizin benötigen. Aber sie muss so lange durchhalten. „Ja, Sir!“ Fredd zog ab, den Sanitätern hinterher.
    „Zeke?“
    „Arbitor?“
    „Wer sind Sie, und wo haben Sie sie gefunden?“
    "Zeke Malbo, Jäger und Sammler von exotischer Beute und Beutestücken, daher die Bewaffnung, und die Verkleidung hab ich damit meine Fans nicht erkennen und mir die Jagd versauen, hach es ist nicht leicht berühmt zu sein."
    Case hob eine Augenbraue, er glaubte kein Wort. „Haben Sie den Satz auswendig gelernt? Ich meine Fans? Hier? Berühmt, hier? Beute.... hier?!“
    Zach'Riel lächelte unsicher.
    „Sie lag oben bei einem Pfad ins Gebierge hinter Neussen's Hof. Sie muss mit roher Gewalt und fortschrittlichen Waffen angegriffen worden sein.“
    Case nickte. „Das habe ich gesehen. Nun, Sie haben Sie her gebracht. Ich kann also davon ausgehen, dass sie uns zumindest nichts Böses wollen? Wer auch immer Sie wirklich sind?“
    „Ja.“
    „Gut... dann wäre das erstmal alles...“
    „Sehr gut!“ grollte eine Stimme.
    Vergil schlug so schnell zu, dass Zach'Riel dem Schlag kaum ausweichen konnte. Die gepanzerte Faust traf, wenn auch mit viel weniger Wucht als ursprünglich. Der Aufschlag ließ den federleichten Eldar über den Boden kullern, so dass er in einen Holzkarren einschlug, der auf dem Hof stand. Die leichten aber genauso stabilen Röhrenknochen hielten glücklicherweise problemlos stand.
    „Dann kann ich dich ja jetzt zerquetschen, elender!“
    Zach'Riel sprang auf als der Astartes mit großen Schritten auf ihn zu kam. Er könnte abhauen, mit zwei Sprüngen über den Wagen auf die Mauer und dann über den Graben. Das schaffte er. Aber wenn es einen anderen Weg gäbe...
    „HALT!“
    Vergil blieb tatsächlich stehen und drehte sich zu Case um. Dieser hielt einen kleinen Datenblock in der Hand, fixierte aber Vergil.
    „Ihr habt hier kein Recht mich dermaßen anzufahren, Arbitor. Dieser dort ist kein Mensch! Und ich werde seine widernatürliche Existenz beenden.“
    „Das werden sie nicht!“
    Der Mut, den Arbitor Niven für dieses Streitgespräch aufbrachte überraschte alle Anwesenden inklusive ihm selbst.
    „Ich habe jedes Recht dazu. Das dort ist mein Zeuge, und ein potentieller Verbündeter. Über einen Dämon würdet Ihr euch nicht mit mir streiten. Und darum interessiert mich nicht, was er ist. Nur wer. Wir haben größere Probleme.“
    „Dies zu beurteilen ist nicht Ihre Sache!“
    Zach'Riel stand noch an Ort und stelle, aber er hatte sich seine Flucht gut zurechtgelegt. Er wäre in zwei Sekunden verschwunden.
    „Vielleicht. Aber Ihr braucht mich, wenn Ihr hier weg wollt. Und allmählich glaube ich, ich brauche auch Euch, um meine Arbeit hier zu tun.“
    Er hob die Datentafel.


    Der Jäer räkelte sich und erhob sich aus seiner Höhle. Sie hatten etwas gefunden.
    Vor dem Eingang saßen sechs seiner Horde um einen reglosen Körper. Die Fresstentakel des Jägers glitten über die harte Haut... sie war von einem satten, dunklen Grün. Das Blut das er roch war nicht ausschließlich von der Kreatur. Aber er wusste längst, was ihn der Schmaus gekostet hatte. Es war jedes Gramm Biomasse Wert gewesen. Krachend fuhr er durch den harten Schädel und schlürfte die graue Masse im Inneren. Bilder durchfluteten ihn. Die Berge. Das All, die Wut... Sie suchten etwas. Irgendwas. Eine Spinnenbeinige Gestalt, groß und Düster. Was wollten sie hier?
    Etwas erregte seine Aufmerksamkeit. Ein kaum vernehmliches Summen in der Luft... ein vibrieren. Seine Horde merkte nichts, doch er-
    Blitzschnell fuhr er herum und schoss zwei seiner Fanghaken ab. Einer bohrte sich krachend in Knochen. Langsam zog er den noch immer surrenden und blinkenden Schädel heran. Sah tief in das flackernde, rote Auge. Dann spaltete er Knochen und Stahl mit seiner Sensenklaue. Aódêss zuckte am anderen Ende der Leitung zusammen, als das infernalische, letzte Störgeräusch durch den Empfänger flutete.
    Das Spiel begann.


    „Es sind Signale aufgetaucht...“ Alle Anwesenden traten zu Case heran. Unter Heyas wachsamen Blicken schlich Zeke umd ie Gruppe herum und gesellte sich neben Niven, nicht zuletzt um den größtmöglichen Abstand zwischen sich und Vergil zu bringen. Der Marine kochte vor unterdrücktem Hass und blanker Wut, und er war sich noch nicht sicher, was er draus machen wollte.
    „Was für Signale?“ fragte Orlond mit einem routinierten, militärischen Unterton in der Stimme.
    „Keine Ahnung, sehr Schwach und sehr klein... und sehr viele. Es wäre mir nie aufgefallen, wenn sie nicht das einzige elektrische Signal außerhalb der Mauern darstellen würden. In der Stille da draußen kann man metaphorisch eine Stecknadel fallen hören.“
    „Eine was?“ fragte Zeke. Vergils Blick war vernichtend. Case winkte ab.
    „Nicht wirklich wichtig... Sind Sie sicher, dass Sie niemand gesehen hat?“
    „Zu 90 Prozent.“
    „Das reicht nicht aus, bei Weitem nicht...“
    „Stimmt!“
    Die kleine Gruppe fuhr herum. Die Beiden Wachen am Tor lagen reglos am Boden. Zwischen ihnen stand eine hoch gewachsene Gestalt, ein dürrer grauer Schemen mit bleichem Gesicht.
    „Ihr habt große Probleme, dort draußen wie auch hier drinnen!“
    „Mal?“ fragte Zach'Riel.
    Weiter kam er nicht. Die Unverwechselbare Präsenz des Mannes ließ bei Vergil alle Alarmglocken losgehen. Mit wütendem Gebrüll stürzte sich der Astartes auf den Mann im Tor. Dieser sprang zurück und verschwand um die Ecke. Vergil hielt sich nicht mit dem eisenbeschlagenen Torflügel auf, sondern rammte ihn einfach nieder. Doch der Mann war verschwunden. Nach fünf Sekunden war Vergil sich sicher. Vor Wut keuchend kehrte er zurück.
    „Vielleicht hast du ja Recht, du stinkendes Stück Xeno-Abfall!“
    Zach'Riel nickte zaghaft. Das war sicher mehr, als er erwartet hatte.
    Vergil wandte sich zu Case um.
    „Ihr wart untätig, Arbitor. Wie lange seid Ihr schon hier?“


    „Ihr ward nicht untätig, Lady... wie lange seid Ihr schon hier?“
    Keros war nicht begeistert... aber das musste er seine Umgebung ja nicht spüren lassen.
    Der Kult, oder besser dieses Kultähnliche Grüppchen, war eine von vier Gruppierungen in der Stadt. Jede schien sich einem anderen Boten des Immateriums zuzuneigen, auch wenn die Übergänge fließend waren. Die Grupperiung bei der er glandet war bestand aus dem kläglichen Rest, der sie einst waren. Sie trafen sich zu ihren dunklen Ritualen, von Kampf und wahrer Magie hatten sie keinen Schimmer seit der Adel sie verlassen hatte. Keros bot sich an, ihnen zu alter Größe zu verhelfen.
    „Einst muss Euch klar sein... aus eurem Schatten zu treten erfordert Opfer. Bei eurem nächsten Treffen sollten nur die kommen, die wahrlich bereit sind Leib und Seele ihrem Prinzen zu widmen!“
    Der Blick der Lady wurde hart. „Es musste so kommen, oder?“
    „Nichts geringeres verlangt er... und viel mehr bietet er. Wer ist euer Freund aus dem Treppenhaus?“
    Sie wurde noch ernster. Ihre Mine war wie Stein.
    „Ein Verräter, ein Abtrünniger. Der Renegat war einst unser Bruder... für kurze Zeit. Wir sahen in ihm einen Boten unserer Herren. So stark, so wissend. Dann war er verschwunden. Aber er blieb genauso kurz fort wie da. Jetzt ist er der Schatten der uns Jagt. Und er hört nicht auf.“
    Bevron lächelte gequält. „Ich bin sicher ich kann ihn überreden...“ In Wahrheit war er sich ganz und gar nicht sicher.
    Keine fünf Minuten später hatte er den Kult wieder verlassen. Jetzt brauchte er eine Bleibe. Eine sichere.
    Einer der anderen Kulte? Der Renegat hatte diesen hier angegriffen, aber die Gegenwehr war hier ein Witz. Trotzdem... und in der Öffentlichkeit konnte er auch nicht bleiben.
    Aber hatte er eine Wahl? Am besten wäre sicherlich eine unscheinbare Privatperson... oder ihre Identität.... Grübelnd schritt Bevron die Straße hinab.


    „Weniger als eine Woche am Boden. Mit Vorbereitung im Raum. Die Flotte ist sehr geschäftig... immer neue Schiffe brechen zum Stern auf um Messungen vorzunehmen. Der Admiral ist ganz wild. Sie haben eine Blockade um die Todeswelt verhängt.“
    „Die Todeswelt?“ fragte Vergil.
    „Fragt nicht mich...“ Case hob abwehrend die Hände.
    „Und wohin werdet Ihr gegen? Wenn das hier erledigt ist?“
    Case lächelte. „Hoffentlich erstmal in Urlaub. Wohin ich gebraucht werde... aber Ihr... Euch werde ich zur Flotte senden.“
    „Versucht nicht, mich zu unterjochen, Arbitor.Ich muss nur rufen und werde geholt.“
    „Nicht, wenn Euch niemand hört!“
    Vergil war wie vor den Kopf gestoßen. „ Ihr erpresst einen Astartes der Grey Knights? Das ist Ketzerei, das ist Wahnisnn!“
    Case grinnste. „Wahnsinn? Das ist Nerdwut!“


    In diesem Moment fuhr eine gewaltige Entladung durch die Stadt. Sie war kaum zu spüren, doch Zeke und Vergil keuchten auf als die Welle ihren Geist traf und der Landstreicher sank auf ein Knie. Case bekam Gänsehaut.
    „Thron, was war das denn?“
    „Ungezügelte Psionik!“ keuchte Vergil und erhob sich.
    „Ein roher Rundumschlag... jemand hat ausgelotet, auf welchen Wiederstand er trifft... und ich war nicht der einzige hier...“
    Zeke trat von einem Fuß auf den anderen und zog sich die Kaputze tiefer.

  • RUNDE VI: Stagnation


    Die „Stolz des Throns“ lag weit hinter der verlassenen Industriewelt im Inneren des Systems. Die feinen Sensoren ihres komplexen Antennensystems waren zur Mitte des sterbenden Systems gerichtet. In sein schlagendes Herz. Sie war eines von fast zwei Dutzend Schiffen, die um Laurin Stellung bezogen hatten. Wie ausgetrocknete Schwämme sogen sie alles an Daten auf, was sie über die Vorgänge im Inneren des feurigen Infernos in Erfahrung bringen konnten. Dieser Bereich des Universums war auch jetzt noch kaum erforscht, und das Mechanicum zahlte eine ordentliche Summe für jede verwertbare Messung.
    „Sir? Ich habe hier ein Interessantes Bild!“
    Maugan Refäk, der Kommandant der „Stolz des Throns“ sah zur primären Sensorik hinab, wo einer seiner Besten, Kasslan, vor seinem Schirm saß.
    „Lasst sehen, Kasslan.“
    Das flackernde Bild des Sterns zeigte sich auf Maugans eigenem Schirm. Die Oberfläche unter der Korona zog sich zu einem glühenden Fleck zusammen.
    „Was sagt die Temperatur?“
    „Temperaturabfall, deutlich ersichtlich!“
    „Warum wird es dann...“ Refäk sog scharf die Luft ein, als ihm die Bedeutung der Messwerte klar wurde.
    „Sofort hart Steuerbord! Und-“
    Knisternd überluden die Deflektorschilde des Kreuzers als der Koronasturm aus dem Stern hervorbrach und der glühende Atem des Sterns das Schiff verschlang. Die „Stolz des Throns“ verging ohne eine Spur zu hinterlassen. Der Tod eines einzelnen Raumschiffes war in diesem kosmischen Kataklysmus kaum auszumachen.


    „Räumt die Ausrüstung dort hinüber... ja, in den Vorhof!“
    Aódêss stand mit Manstompe rund Peter in der Rampe seiner Fähre und blickte auf die verfallene Burg. Sie hatten ihre drei Sündenböcke zusammen mit einer Handvoll ihrer Kameraden im Lager zurück gelassen. Wenn sie aufgeflogen waren und angegriffen wurden, dann würden sie kaum Ressourcen verlieren. Wenn nicht blieb zumindest ein Rückzugspunkt. Er hatte den Orks ein Hochleistungsfinkgerät da gelassen, damit sie sich in einem Notfall bei ihm melden konnten. Nicht, dass er gedachte ihnen zu helfen, aber er wollte einfach wissen wenn sich etwas tat. Peter hatte von erstaunlichen Präsenzen berichtet. Mehrere Psyoniker fanden sich in der Stadt. Drei von ihnen ganz eindeutig nicht menschlich. Und über allem lag ein dünner, grauer Schatten wie vor einem losbrechenden Surm. Als Synalízomaj den Sonnenuntergang beobachtet hatte war ihm ein weiterer Koronasturm aufgefallen. Es war der fünfte seid sie hier waren. Die Sonne lag in Todeskrämpfen. Die Zeit war gegen ihn. Was immer er finden würde, er müsste es einsammeln, verwerten, analsyieren oder sogar fortschaffen bevor der Tod des Sterns das System verschlang.
    Darum war er mit seiner Schar in die Burg gezogen. Sein deutlichster Hinweis, die beste Spur. Zusammen mit seinen beiden Lakaien beobachtete er, wie die Orks eine schwere Plasmazelle in die Burg trugen. Er hoffte, zumindest einen Teil der Geräte reaktivieren zu können damit sie ihre Geheimnisse preis gaben. Der Horchposten sah nach einer vorgeschobenen Wachstube aus. Er hatte in die Leere hinein gelauscht, nicht den Planeten überwacht. Und das.... er zögerte. War es möglich, dass er auf der falschen Welt war?
    Nun... zuerst musste er die Maschinen wecken, vielleicht konnten sie von ihren Träumen erzählen.


    „Bist du sicher, dass wir richtig sind?“
    Bevron war Malice aus dem verfallenen Hintergässchen des fragwürdigen Herrenhauses über die Hauptstraße und den Marktplatz mit der großen Tafel bis in eine der nobleren Gegenden der Stadt gefolgt. Die Leute, die er suchte schienen hier... fehl am Platz.
    Sie drehte sich um und grinste ihn an. „Zweifelst du etwa an meiner Ortskunde? Ich bin hier aufgewachsen!“
    Malice hatte die Gefahr, in der sie geschwebt waren und es technisch gesehen noch taten überhaupt nicht realisiert. Sie war weiter vergnügt und nach ihrem Besuch im Paradies des Prinzen ausgesprochen gut gelaunt. Auch Bevron hatte die Odyssee genossen, wenn er dem auch kaum Bedeutung zumaß.
    „Natürlich nicht... ich wundere mich nur... wäre nicht etwas Diskretion zu erwarten?“
    „Wenn du etwas verstecken willst, dann sorge dafür dass es jeder sieht!“ sie lächelte, ergriff ihn bei der Hand und sprang voraus. „Was hoffst du zu finden?“
    Ja... was eigentlich.
    Nurgleths Diener waren seine wahrscheinlichsten und wohl auch brauchbarsten Verbündeten. Dennoch... nach der eher enttäuschenden Begegnung mit der anderen Strömung des Kults... er wagte nicht zu hoffen.
    Malice ging zu einer prächtigen und gepflegten, dennoch recht kleinen Villa. Und klopfte beherzt an die Tür.
    Kurze Zeit geschah gar nichts und Bevron blickte sich um. Ein gesunder, gepflegter Vorgarten, Wände aus weißem Kalk, ein klarer Teich auf der rechten Seite. Nichts deutete auf den Segen Nurgles hin. Die Tür wurde einen Spalt breit geöffnet und hing dann an einer Kette fest. Ein einäugiger Butler blickte nach draußen.
    „Sie wünschen?“
    „Wir würden gerne mit dem Hausherren Sprechen.“ flötete Malice.
    „Der Herr empfängt zur Zeit keine Besucher!“
    Bevor der Mann sich abwenden konnte reagierte Bevron. Mit einem Satz hatte er den Fuß in der Tür. „Sollte er aber, wir haben den selben Vater!“
    Der Mann starrte ihn kurz an, dann schob er Bevrons Fuß sachte bei Seite, schloss die Tür und entfernte die Kette. Dann zog er sie auf.
    „Kommen Sie herein, bleiben Sie im Flur stehen und treten Sie sich die Füße ab!“
    Damit drehte er sich herum und verschwand den Flur hinab und eine Treppe hinauf.
    Bevron wusste sich nicht zu helfen. Hier war er sicher falsch. Trotzdem trat er ein, ohne der Bemerkung des Butlers Beachtung zu schenken, und sah sich um. Kein Anzeichen kultischer Symbolik, keine Anzeichen von Verfall.
    Nach einigen Minuten kam ein Junger Mann, gefolgt von Einauge die Treppe herunter.
    Er blieb vor seinen Besuchern stehen.
    „Guten Tag, ich bin Nerreth Gurras, Ihr Gastgeber. Womit verdiene ich diesen Titel?“
    Malice sah Bevron an der lächelte. „Werter Gurras, ich bin ein Geschenk eures Vaters... Und hier um seine Kinder zusammenzuführen.“
    Gurras lächelte, dann drang ein geistiger Speer mit so viel Wucht in Bevron ein, dass er die Grenzen zu körperlichem Schmerz weit hinter sich ließ. Knurrend taumelte Keros einen Schritt zurück als der fremde Verstand durch seinen Flutete. Erinnerungen und Daten interessierten ihn nicht im Geringsten. Er fegte zielstrebig, wie ein Catacanischer Teufel durch Bevrons Verstand bis in jene dunkle, verfallene Ecke, in der seine ergebensten Gedanken ruhten. Dann zog er sich zurück.
    „Entschuldigt den Überfall... aber ich musste sicher sein. Ich hatte es im Blut, dass Ihr kommen würdet! Morgen werden wir uns mit den Kindern treffen. So lange dürft Ihr gerne hier bleiben und euch über unsere nächsten Schritte klar werden.“


    Weiter... immer weiter.
    Die kleine Rotte Ganten raste mit dem Jäger in ihrer Mitte tief geduckt über felsigen Boden. Er hatte eine Entscheidung getroffen. Mächtige Beute war in ihrem Revier. Sie störten die geistige Verbindung. Sie kamen mit schwellenden Muskeln und auf stählernen Beinen.
    So trieb er seine Horde nach Westen, tief in sumpfiges Gebiet. Unwegsames Gelände für die schwerfällige Beute.
    Im gewaltigen, umgstürzten Stamm eines tiefwurzelnden, gewaltigen Baumes rollte er sich wieder zusammen. Er versuchte wieder, die Synapse zu erreichen. Jenes Individuum, das sich irgendwo in seinem Revier verborgen hielt und sein Wissen mit ihm teilte, seinen Instinkt anfeuerte und seinen Jagdtrieb regulierte.
    Regulierte?
    Regulierte??
    Der Andere wollte ihm etwas mitteilen. Tief in Gedanken versunken ließ der Jäger die Gedankenbilder des Fremden noch einmal Revue passieren.


    Case sah dem Fremden nach, der entschlossen und, besonders an Vergil, extrem schnell vorrüber lief und zur Burg rannte. Zach'Riel wollte dem Mädchen nicht von der Seite weichen. Die Truppe hatte einen brüchigen Frieden, doch keines ihrer Mitglieder schien irgend eine Ahnung zu haben,was nun zu tun war.
    Lars konnte beobachten wie sich Vergil und Case einer erneuten Diskussion über Zuständigkeiten verfielen. Die beiden Arbites betrachteten die Situation mit wachsendem Unbehagen
    Zach'Riel hielt neben dem zur unkenntlichkeit zugerichtetem mädchen Wache. Die Heiler der Stadt und Ärzte der Flotte kümmerten sich erstaunlich intensiv. Jemand hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt.
    Zach'Riel kniete sich nieder und legte ihr die Hand auf die Stirn. Sollte er es wagen in ihren Geist einzufallen?

  • RUNDE VII: Freier Fall


    „M-Mutter?“
    Zach'Riel sah auf und der Pfleger, der am Bett stand trat respektvoll zwei Schritte zurück.
    „Nein... weißt du, wer du bist?“ sagte der Eldar mit sanfter Stimme.
    Das Mädchen lächelte gequält. Etwas sog am Geist des Runenpropheten, ganz sachte, wie ein Zupfen am Ärmel.
    „Die Monster waren wieder da, Mamma... die Monster....“
    Zach'Riel ließ sich nicht beirren: „Erinnerst du dich an deinen Namen... wie heißt du?“
    „Doch, bestimmt...“ sie sprach im Fieber, Zach'Riel begriff wie zwecklos die Wahl seiner Worte war. Angst keimte in ihm.
    „Sie waren wieder da, aus meinen Träumen... so oft... so viele...und...“
    Angst? Wovor hatte er denn Angst?
    Die Augen des Mädchen weiteten sich. „Und... sie haben dich... dich... getö-“
    Ihre Stimme brach ab und maßloses Entsetzen flutete Zach'Riels Geist. Ihr Entsetzen.
    „W-wer bist du?“
    Er hob beschwichtigend die Hand und schickte einen beruhigenden Gedanken.
    „Zeke, ich habe dich gefunden.“
    „Ist...“ sie zitterte. „Bleibst du?“
    „Natürlich.“
    Sie lächelte matt und ihre Muskeln entspannten sich kraftlos. Müdigkeit ergriff den Eldar. Dieses Kind war gefährlich... oder? Oder war es sein eigenes psionisches Echo, welches das Signal verursachte.
    „Die Spinne...“ dann schlief sie ein. Zach'Riel sah zu dem Pfleger empor, der zu einer seiner Technichen Schwestern trat.
    „Schlaf... normaler Schlaf. Seien Sie unbesorgt.“ Er lächelte berufsmäßig.
    „Danke.“ sagte Zach'Riel, dann stand er auf und verließ mit einem letzten Blick auf das schlafende Mädchen den Saal.


    Manstompa arbeitete auf Hochtouren. Seine Boyz kamen gerade von dem kleinen Plasmareaktor zurück, den sie für Lord Aódêss in den Turmkeller gebracht hatten. Ugnbutz und Peter standen Schulter an Schulter auf der Shuttlerampe.
    „Formieran!“ bellte Manstomper und die Orks bildeten ein loses, unruhiges Spalier.
    Der Boss war aufgeregt und entschlossen. Es wurde auch langsam mal Zeit.
    Es dauerte keine drei Minuten bis Aódêss klackernder und hydraulisch zischender Gang ertönte und der spinnenartige Ketzer aus der Tiefe stieg.
    „Warum dauert das so lange?! Ich brauche die andere Hälfte!“
    Unheilvoll klackernd trat er auf Manstomper zu.
    „Schicke deine Leute zurück an die Arbeit!“
    „Nein!“
    Das Wort verhallte in absoluter Stille bis Synalízomaj das Wort erhob.
    „Wie bitte?“
    „Wiar sin' seit Wochan hiar.... du hast uns Blut und Zähne versprochen!“
    „Ihr hattet Blut, und ihr bekommt die Zähne-“
    „Wir hatt'n weichliche Menschanz... kein' richt'gen Waaagh!“
    Der Ketzer wurde wütend. „Ich bekommt euren Lohn, sobald ich habe, was ich suche!“
    „Wie lange wird das dauern?“
    „ICH WEISS ES NICHT!“
    Der Ork schwieg kurz, dann nickte er.
    „Ich will die Hälfte von dem Technik Zeugs hiar... und das Schiff!“#
    Synalízomaj Aódêss sah ihn einfach nur verdutzt an. „Was?“
    Es waren hunderte.
    Aus allen Schichten des Volkes. Hier waren Bauern, Handwerker, Buchmacher, Anwälte und Beamte. Bevron erkannte sogar einige Uniformen der planetaren Arbites. Das war schon eher nach seinem Geschmack. Rechts neben ihm stand Malice und wackelte unruhig von einem Fuß auf den anderen. Dieser Kult war ihr nicht bekannt, und das Umfeld ungewohnt. Links stand Nerreth Gurras und sah stolz auf seine selbsternannten „Kinder“ herab. Es hatte eine halbe Stunde gedauert, bis sich alle in dem weitläufigen Konzertsaal eingefunden hatten. Eine bemerkenswerte Leistung.
    „Wolen Sie mir sagen, Sie alle hier sind eingeschworene Jünger des Vaters der Seuchen?“
    Garret grinste, während in der Versammlng langsam Ruhe einkehrte.
    „Fast alle... wir haben manche, wie Ihre Begleiterin, die sich nur gelegentlich sehen lässt, den geistigen Test aber bestanden haben.“
    Keros schüttelte nur den Kopf. Kulte mit einer solchen Offenheit und dieser Größe unentdeckt für Dekaden auf einer Imperialen Welt... das war so unwahrscheinlich, dass es ihn kaum überraschte.
    „Sind die anderen Kulte auch so groß?“
    „Drei von ihnen, allerdings bestehen sie größtenteils aus den selben Mitgliedern... bis auf die Fanatiker.“ Bevron zog eine Augenbraue hoch. „Sie meinen sich?“ Garret lachte auf. „Warum sind alle Gesund?“ fragte Bevron weiter. „Nun... die Zeit war nicht reif...“
    „Und wann ist sie es?“
    „Vielleicht schon sehr bald...“ nachdenklich sah Gurras auf eine Fliege, die auf seinem Handrücken saß und sich spitzbübig die Hände rieb.
    „Wollen wir anfangen?“


    Case beriet sich gerade mit Arbitor Fredd als Zeke aus dem Portal der Burg schritt und schnell zu ihnen herüberging. „Bedenken Sie das Gesetz, Fredd.“ Dieser drehte sich noch einmal um. „Für die Leute da draußen gilt ICH bin das Gesetz!“
    Damit ging er.
    „Wohin?“ fragte Zeke. Case drehte sich um. Der Mann sah geradezu winzig vor dem hoch gewachsenen Eldar auf.
    „Wir sind Ermittler, wir ermitteln. Und wer sind Sie eigentlich genau?“
    Zeke zog eine Augenbraue hoch. „Ich sagte doch, ich sammle-“
    „Jajaja!“ Nieven hob die Hand. „Und wer sind Sie...WIRKLICH?“
    Zeke lächelte. „Bekomme ich ein Funkgerät von Ihnen?“
    „Sicher!“ lächelte der Arbites. „Dann kann ich Sie besser im Auge behalten!“


    Die beiden Orks saßen mitten auf dem von gewaltigen Füßen plattgetretenen Platz und spielten ein undurchschaubares Würfelspiel unter Verwendung eines Schachbretts, einer hohlen Schädelkappe, vermutlich ausgeschlagenen Zähnen und jede Menge Stänkerei. Das Spiel schien Nebensache, nur ein Grund der die Raufereien legitimierte.
    Wie Kinder... Ahnungslose, riesige, grüne Kinder.
    Zach'Riel schüttelte den Kopf. Er hatte das klobige Funkgerät neben sich abgestellt und den verräterischen Begleiter abgeschaltet. Ton oder Signale konnte er jetzt nicht brauchen. Er war dem Pfad von der Stelle aus gefolgt, an der er das Mädchen gefunden hatte. Er war von Schatten zu Schatten gegangen, geschützt vor neugierigen Blicken. Völlig vergebens. Niemand war hier. Außer den beiden Orks und ihrem gefangenem, einem Mann der an einem rostigen Abflussrohr festgebunden war. Zach'Riel sog scharft die Luft ein. Der Mann war gebrochen, am Ende. Doch in seinen Augen glomm ein Funke den er kannte. Nun ja... immernoch nicht die Mamma.
    Einer der Orks stand nun auf und marschierte zu dem Eingang der gewaltigen Höhle, welche die gesamte Rückwand des Plateaus einnahm.
    Der Ork klappte eine Plan zurück und zog eine Tonflasche aus einer der Kisten, die am Eingang im Schatten standen. Was auch immer es war, er spühlte die gesamte Flasche mit offensichtlichem Genuss herunter.
    „Bring' ma mehr von da Pilzbier!“ brüllte sein Kumpane.
    „Will da Menschän au wat?“
    „Au ja, den will ich mit ner Flasche Bier im Kopp mal seh'n!“
    Der hintere der Orks drehte sich in Richtung der Squigggruben, in denen der Mann gefesselt war.
    Er war verschwunden, die Leine hing schlaff herunter.
    kullerte den Berg hinab auf das Plateau der Orks. Das Wesen fauchte, als sein Angriff fehlgeschlagen war und sprang den Eldar wütend an. Dieser wich beiden Sensenklauen aus und rammte der wolfsgroßen Kreatur das spitze Dreieck seiner Schulter gegen dich Schnauze. Wild fauchend ruderte sie vorwärts und gemeinsam schlugen sie auf dem Plateau auf.
    Die Orks fuhren herum. Der vordere sah stumpfsinnig auf das Knäul aus Fleisch und Chitin. Der Gant taumelte jetzt zurück und schüttelte den Kopf, war kurzzeitig orientierungslos.
    „Eye Gob, sieh dir dat an!“
    „Gob?“
    Der Ork sah sich um, von Gob war keine Spur. Ein warmer Wind frischte auf und jagdte über die Ebene.„Wat?“
    Der Ork rannte los und blieb am Rande der Grube stehen.
    „Ick sagte doch du sollst ihn im Auge behalt'n! Boss macht uns platt wenn da Mensch weg is... der Chaosboy wollt-“
    Zach'Riel bemerkte eine Bewegung und warf sich zur Seite.
    Vier Fangharken schlugen neben ihm in den Geröllboden ein. Das Funkgerät wurde getroffen und kullerte den Berg hinab auf das Plateau der Orks. Das Wesen fauchte, als sein Angriff fehlgeschlagen war und sprang den Eldar wütend an. Dieser wich beiden Sensenklauen aus und rammte der wolfsgroßen Kreatur das spitze Dreieck seiner Schulter gegen dich Schnauze. Wild fauchend ruderte sie vorwärts und gemeinsam schlugen sie auf dem Plateau auf.
    Die Orks fuhren herum. Der vordere sah stumpfsinnig auf das Knäul aus Fleisch und Chitin. Der Gant taumelte jetzt zurück und schüttelte den Kopf, war kurzzeitig orientierungslos.
    „Eye Gob, sieh dir dat an!“
    „Gob?“
    Der Ork sah sich um, von Gob war keine Spur. Ein warmer Wind frischte auf und jagdte über die Ebene.