Für Solomon Kain [Adeptus Sororitas, unvollendet]

  • „Denn du bist das Licht, das den Schatten bannt, das die Dunkelheit vertreibt und der Nacht den Schrecken nimmt, du bist das Licht, das uns leitet, das uns führt und uns halt gibt in jenen finsteren Zeiten. Du bist die gepanzerte Hand, die schützend über uns wacht, an deren Faust unsere Feinde zerschellen, die uns schützt vor den Gefahren die auf uns lauern, die nach uns
    greift und uns Halt gibt, uns aufrichtet und die ihre Feinde zerschmettert…“


    Gewöhnliche Soldaten neigen dazu zu schlafen, oder nur fast apathisch auf einen imaginären Punkt auf dem Metall zu starren, das sie umgibt, wenn sie in der Enge eines gepanzerten Transporters eingeschlossen sind, entweder um ihre erschöpften Körper wenigstens teilweise wieder zu regenerieren, oder um die Schrecken des Krieges zu verarbeiten.


    Doch die zehn Frauen, die sich an Bord des Rhinos Flamme des Glaubens galt dies nicht, denn sie waren keine gewöhnlichen Soldaten, sie waren heilige Schwestern des Ordens des immerwährenden Feuers, Adepta Sorroritas, Töchter des Imperators militärischer Arm des Ordo Hereticus der heiligen Inquisition. Sie nutzten die ihnen gegebene Zeit um ihren Glauben an den Gottimperator der Menschheit, der von dem heiligen Terra aus über die Menschheit wachte, im Gebet zu erneuern und zu bestärken. Zwar waren auch sie Menschen und keine genetisch veränderten Krieger, Engel des Todes, wie die Space Marines, doch hielt sie der Glaube und der rechtschaffende Zorn gegen alle Feinde der Menschheit und des Imperators wach und erfrischte ihre Körper und Geist mehr, als jeder Schlaf in dem Gefährt, das sich schaukelnd seinen Weg durch die verödete Landschaft von Truncatis bahnte, es je gekonnt hätte.


    Salome hatte ihren Helm wie die übrigen Schwestern abgenommen, da die Hülle des Rhino sie vor der giftigen und ätzenden Atmosphäre der Minenwelt schütze, der fast die gesamte Flora und Fauna des einst von mächtigen Urwäldern bedeckten Planeten zum Opfer gefallen war. Die einst mächtigen Wäldern mit ihrem alles bedeckenden und ihrer reichhaltigen Tierwelt den Planeten für Äonen beherrscht hatten waren verschwunden. Riesige Minenanlagen und Raffinerien waren kurz nach dem Eintreffen der ersten Menschen auf dem Planeten entstanden, nach dem die Siedler seinen Reichtum entdeckt hatten. Ihre Schornsteine und Schlote hatten ihre giftigen Abgase in dunklen Schwaden in die Atmosphäre geblasen und der Wald wurde zur Einöde, Seen und Meere vergiftet und der einst fruchtbare Boden verdarb mehr und mehr, als die Stollen immer tiefer in die äußere Hülle von Truncatis getrieben wurden. Mit jedem Schlag der Spitzhacken wich der Wald ein paar Meter weiter zurück, bis schlussendlich nichts mehr von ihm übrig war und die Erinnerung an ihn in den endlosen Tiefen der imperialen Archive verloren wurde.


    Von der einstigen Strategischen Wichtigkeit von Truncatis war nicht mehr viel geblieben, da man im Laufe der Jahrtausende den größten Teil der Erze und Brennstoffe der Erde entrissen hatte. Der Zenit war längst überschritten und die Welt lag bereits seit einiger Zeit im Sterben und riss, der Fähigkeit zum Ackerbau und zur Produktion von Sauerstoff schon lange beraubt, unaufhaltsam ihre Bewohner mit sich in den Abgrund. Würde der beständig kleiner werdende Strom von Promethium und Metallen ganz versiegen, würden auch keine Schiffe des Imperiums mehr kommen, die im Tausch die Bewohner versorgten.


    Allerdings war der Strom trotz seines absehbaren Endes immer noch groß genug, um ein Faktor innerhalb der gigantischen Maschinerie zu sein, die das Imperium mit den dringend benötigten Waffen versorgte, auf die es für seinen immerwährenden Überlebenskampf benötigt.


    Noch erinnerten sich die imperialen Bürokraten an Truncatis, noch war er auf den gewaltigen Sternenkarten verzeichnet, die versuchten die unbeschreibliche Macht und Größe des Imperiums, das der Imperator mit seinem großen Kreuzzug geschaffen hatte, in Bildern zu beschreiben. Als die Schiffe nicht mehr nur Rohstoffe, sondern auch Dunkelheit und Gerüchte über Hexereien und Ketzerei vom östlichen Rand des Imperiums in sein Inneres trugen, reagierten die Bürokraten. Man sagt die Mühlen der Justiz malen langsam und die Mühlen des imperialen Verwaltungsapparates sind fürwahr gewaltig und so vergingen Jahrzehnte, bis man aus den Gerüchten schreckliche Gewissheit machte und weitere Dekaden vergingen, bis man die Schwestern des Ordens des immerwährenden Feuers entsannte, nicht um die aufkeimende Ketzerei zu ersticken, sondern um die offene Rebellion, die Teile des Planeten und seiner Streitkräfte erfasst hatte, niederzuschlagen und den Rohstofffluss aufrecht zu erhalten.


    Der enge Innenraum des Rhinos war nicht nur von den Gebeten der heiligen Schwestern erfüllt, auch der betörende Duft von Weihrauch und heiligen Ölen mit denen die Schwestern und ihre Ausrüstung vor Verlassen des Lagers von den Priesterinnen des Ordens gesalbt und geweiht worden drang in Solomes Nase. Auch der Rhino selbst war durch die heiligen Rituale gesalbt und geweiht worden und auch sein Rumpf war von demselben Öl bedeckt, das die engen Servorüstungen und die heiligen Bolter der Schwestern in einen seidigen Glanz hüllte. Das Öl besänftigte nicht nur den Maschinengeist des Fahrzeugs und der Waffen, sondern schütze sie gleichzeitig auch vor der korrosiven Atmosphäre des
    Planeten.
    Ihr Auftrag war es aufzuklären, den Feind aufzuspüren und dessen Stärke und Schlagkraft zu bestimmen, damit weitere Schlachtpläne geschmiedet werden konnten.


    Die Principalis hatte bei der Einsatzbesprechung betont, das es notwendig sei, am Boden aufzuklären und die Ketzer zu finden, da dies aus den im Orbit befindlichen Schiffen nicht möglich war, da die Ruß und Rostpartikel in den oberen Schichten der Atmosphäre Truncatis den Planeten vor den Sensoren der Kriegsschiffe abschirmten. Der Orden des immerwährendes Feuers zeichnete sich in der Kriegsführung seit seiner Gründung durch das taktische Genie seiner
    Führer aus, die besonderen Wert auf gute Schlachtpläne legten und diese mit größter Sorgfalt und rechtschaffendem Eifer ausarbeiteten und so den Ruhm ihres Ordens im Namen des Imperators mehrten.


    „Es genügt nicht, die Position der Höhle zu kennen, in der sich die Schlange befindet. Ich muss wissen was für ein Gift die Schlange in ihren Fängen trägt und dies erfahre ich nur, in dem ich die Schlange mit Feuer aus der ihrem Bau treibe, in dem sie sich vor dem Zorn und der Vergeltung des Imperators feige verkriecht und ihren Biss teste. Nur so erfahre ich, wie stark die Schlange ist und wie ich sie läutern kann“


    Die Worte der Principalis waren selbstverständlich allen Schwestern an Bord der Flamme des Glaubens bekannt und Solome erkannte die Weisheit ihrer Principalis in ihnen. Ihr Auftrag war nicht nur die bloße Aufklärung der ketzerischen Kräfte, nein es war die Aufklärung durch Kampf. Es entsprach auch nicht dem Wesen der Töchter des Imperators Ketzerei nicht mit gerechtem Feuer zu beantworten und zu handeln, ohne die Ketzer dem Tod und der ewigen Verdammnis zu überantworten.


    Zu diesem Zweck wurde der Trupp von dem Exorzist Panzer Litanei des Glaubens begleitet, der dem Rhino in einiger Entfernung folgte und das nötige Feuer entfachen konnte, um die Schlange aus ihrem Bau zu treiben. Dann war es an Solome und ihren Schwestern ihren Biss zu testen und ihrer Principalis zu berichten. Sie waren Köder und Peitsche zugleich.


    Es gab vergleichsweise nur wenig Licht, das den Boden von Truncatis erreichte, denn selbst die Strahlen der mächtigen Sonne, die Truncatis als achter Planet umkreiste, waren nicht stark genug die verseuchte Atmosphäre und die schwarzen Giftwolken seines Himmels zu durchbrechen. Der Höhepunkt eines jeden Tages war ein diffuser Dämmerzustand.


    Trotzdem hob sich die kantige Siluette der Flamme des Glaubens deutlich von den sanften Rundungen der Staubdünen und kleinen Hügel ab, die der Wind in die Einöde geblasen hatte. Schwester Pastia, die den Rhino in seiner vorderen Kabine steuerte war zwar stets darauf bedacht nur so viel Leistung der alten Maschine abzurufen, wie gerade so nötig war, um den Panzer möglichst leise durch die staubige Einöde zu bewegen, aber dennoch hatte die Schlange ihre Höhle bereits unbemerkt verlassen.


    Xerkus richtete die Maschinenkanone, die einst von unzähligen Soldaten der Hammergarde, der PVS Truncatis, gesäubert und geölt worden war, seit geraumer Zeit auf die linke Seite des Panzers aus, der sich am Horizont als dunkler Schatten von der Umgebung abhob und von rechts nach links bewegte. Die guten Tage der Waffe waren längst gezählt und ihr Metall war von Rost überzogen und von der Atmosphäre angegriffen worden.


    Auch Xerkus war in einen langen Staubmantel gehüllt und trug einen alten Respirator, doch seine Hände lagen frei und der Wind hatte mit Hilfe des Roststaubes an einigen Stellen die Haut von den Fingern geschabt und so flossen Blut und Eiter über den Griff der Waffe, als er seine Hände unter Schmerzen zu Fäusten schloss und den Abzug betätigte, um die Zerstörungskraft der Maschinenkanone gegen jene zu entfesseln, die ihn und seine Heimatwelt im Namen des Imperators im Sterben zurückgelassen hatten.
    Die Waffe ächzte und verwandt sich, doch er hielt dem Druck der heißen Gase stand, der den gehärteten Stahl des Geschosses durch seinen geschwächten Lauf trieb. Das Projektil wurde mit einer Wolke aus Rost, Feuer und angefressenem Metall in das Zwielicht der Dämmerung entlassen.


    Schwester Yori, die am Stumbolter in der Luke neben Pastia stand bemerkte das entfernte flackernde Leuchten des Mündungsfeuers, als die Maschinenkanone ihren totbringenden Hagel aus Stahl in ihre Richtung spuckte, doch es war zu spät, um zu reagieren.
    In nur einem Wimpernschlag mehr als eine Sekunde, hatten die Projektile die Flamme des Glaubens erreicht und das erste Geschoss schlug gegen die Seitenwand. Seine Kraft reichte nicht aus, um die Panzerung des Panzers zu überwinden, doch der Knall des Einschlags übertönte das Gebet der Schwestern im Inneren und seine Wucht schwächte die Stelle und löste eine Wolke aus rasiermesserscharfen Metallsplittern von der Innenwand, die durch den hinteren Kampfraum des Rhinos stob. Warmes Blut und Hirnmasse spritzte Solome ins Gesicht, als Schwester Cana von der Splitterwolke aus ihrem Gebet gerissen wurde, die sich von hinten ihren Weg durch ihren Kopf bahnte und dabei eine Welle aus Knochensplittern und dem, was von Canas Gehirn noch übrig war, vor sich herschob und durch die Stirn wieder austrat. Das zweite Geschoss schlug nicht weit vom ersten ein, doch diesmal wurden die Splitter von Canas Servorüstung aufgefangen und ließen ihren enthaupteten Körper zucken.


    Solome konnte gerade noch instinktiv ihren Arm vor ihr Gesicht reißen, als die Geschosse durch die geschwächte Panzerung brachen. Canas Leichnam wurde aus ihrem Sitz gerissen und fiel zwischen Solomes Beine, während glühende Metallstücke durch den Kampfraum stoben. Solomes Trommelfelle waren geplatzt und Blut floss aus ihren vom Lärm der Treffer geschändeten Gehörgängen, als ein weiterer Schuss seinen Weg in den Panzer fand und sie frontal unterhalb ihrer üppigen Brüste traf. Trotz ihrer Servorüstung wurde die Luft auf Solomes Lungen gepresst und das beständige Schlagen ihres Herzens brutal aus dem Takt gerissen, als der Einschlag sie mit unglaublicher Wucht und Brutalität aus dem Sitz hob und mit brutaler Kraft gegen die Seitenwand des Rhinos drückte.


    Dann entschwand sowohl der Schmerz, als auch ihr Bewusstsein in die Dunkelheit



    ***



    Solome hatte sechs Winter gesehen, als ihre Heimat brannte.


    Das Leben war für ihre Familie und sie schon immer hart gewesen auf dem Farmplaneten, doch auch immer ehrlich und fair. Zwar nahm die Arbeit auf dem Hof und auf den Feldern die meißte Zeit im Leben ihrer Eltern ein, doch mit der Geburt ihrer Tochter fanden sie für sich das größtmögliche Glück, das es zu finden gab und erfreuten sich nach der Arbeit am Spiel mit Solome und daran das kleine Mädchen aufwachsen zu sehen.


    Doch etwas veränderte sich. Ein unsichtbarer Schatten zog heraus und die Nächte wurden kälter. Viele Ernten verdarben, das Wasser wurde schal und brackig, Leute und Vieh verschwanden. Einige Bewohner wurden von Alpträumen heimgesucht, andere verfielen offen dem Wahnsinn.
    Die Ältesten des Dorfes verbrachten immer mehr Zeit im Schrein, den man zu Ehren des Imperators errichtet hatte, um für Schutz zu beten. Schon bald darauf vernahm man Gerüchte, der König hätte nach Hexenjägerinnen, heiligen Kriegerinnen von jenseits der Sterne geschickt, um den Verfall und das Sterben der ihm überantworteten Welt aufzuhalten und den Schrecken und die Alpträume zu beenden.


    Salome spielte in dem Versteck, das ihr Vater unter ihremHof für sie und ihre Familie gegraben hatte, als das Feuer kam.


    Sie konnte sehen, wie Männer in dunklen Roben, die Gesichter hinter seltsamen Masken verhüllt, das Feuer brachten. Sie hielten Maschinen in ihren Händen, die denen, die Salomes Vater nutzte, um die Felder vor Schädlingen zu schützen, nicht unähnlich wahren, doch brachten diese das Feuerund den Tod über ihr Dorf und keinen Schutz.


    Salome sah wie die Bewohner, die vom Feuer umhüllt wurden sich zu schwarzen Schemen auflösten und dann zu Staub zerfielen. Sie hörte die Schreie der Sterbenden, sie sah wie Häuser und Höfe in Flammen aufgingen und das Vieh abgeschlachtet wurde. All dies geschah methodisch und ohne Mitleid, trotz des Flehens und des Weinens der zusammengetriebenen Dorfbewohner. Die verhüllten Männer sangen und schrien in einer fremden Sprache, als sie alles
    verbrannten, was Solome jemals kennengelernt hatte.


    Auch Solomes Haus wurde vom Feuer erfasst und das letzte was sie durch das grelle Licht des Feuers hindurch sah, war ein grauer Schatten. Er wirkte fast wie die übergroße Karikatur eines Menschen. Er war von einer
    solchen Größe, das er kein Mensch sein konnte. Er überragte selbst Sepp, den größte Mann, den Solome jemals gesehen hatte und mindestens 3 Köpfe und die blauen Augen seines unnatürlich kantigen Schädels leuchteten trotz des hellen
    Feuers dämonisch und bedrohlich.


    Als Solomes Kleidung zu schwelen begann und sich heiß in ihre Haut brannte, schwor sie Rache, dann verlor sie das Bewusstsein, als das Feuer den Sauerstoff in ihrem Versteck verzehrt hatte.

  • Mondschatten

    Hat den Titel des Themas von „[40k] Für Solomon Kain“ zu „Für Solomon Kain [Adeptus Sororitas, unvollendet]“ geändert.