Das Necronjubiläum - der etwas andere Rückblick - Liste 5: Nichts bleibt so, wie es ist

Die Regeln und Umstände, durch die der Monolith so stark war, mögen aus heutiger Sicht weniger mächtig wirken. Es ist aber zu bedenken, dass in der Zeit, in der der erste Codex der Necrons aktuell war, Panzerabwehrwaffen, Wiederholungswürfe und Profilwertsteigerungen eher die Ausnahme als die Regel war.

Eine der wohl bekanntesten Regeln des Monoliths war das auch heute noch vertretene Lebende Metall. Doch was heute den Modellen, die diese Sonderregel haben, einen bloßen Lebenspunkt wiedergibt, machte den Monolithen als damals einziges Necronfahrzeug unverschämt widerstandsfähig. Der Monolith ignorierte dadurch Lanzeneffekte und Effekte, die den Panzerungsdurchschlag verbessert.

Egal ob Melter, Kettenfäuste, Monster oder Laserlanzen: All die sonst so zuverlässigen Panzerabwehrwaffen konnten die Hülle nur mit Mühe durchdringen. Und selbst wenn sie es schafften musste man auf der Schadenstabelle für Fahrzeuge noch einmal hoch genug würfeln, um ihn zu zerstören.

Und wer den Monolith im Nahkampf angreifen wollte, musste diesen Koloss erst mal treffen. Denn da er eine Antigrav-Fahrzeug war, konnte er im Nahkampf nur auf eine 6 getroffen werden.

Schlimmer (oder besser, je nach Perspektive ;)) wurde es in der 5. Edition. Während die Metallxenos aufgrund der geänderten Nahkampfregeln und ihrer Phase-out-Regel deutlich einstecken mussten, wurde ausgerechnet die Einheit verbessert, die es am wenigsten nötig hatte: Der Monolith. Dank der geänderten Fahrzeugschadensregel wurden Waffe-zerstört-Ergebnisse in Lahmgelegt und schließlich Fahrzeug zerstört umgewandelt, sofern der Panzer keine Waffen mehr besaß, die zerstört werden konnten. Allerdings besaß der Monolith eine unzerstörbare Waffe und auch Games Workshop bestätigte, dass er dadurch nur durch Volltreffer zerstört werden kann. Das heißt, der Gegner brauchte mindestens (seltene) Stärke-9-Waffen und genug Würfelglück, um die Pyramide zu vernichten.

Ach ja: Er konnte in Gegner schocken und statt zerstört zu werden, hat er sie einfach beiseite geschoben. Das war gleich doppelt fies, denn...

...es gab nichts Herrlicheres als einen Monolithen mitten in die feindliche Armee zu schocken und dann um sich schießen zu lassen. Der Monolith durfte gegen jede (!) Feindeinheit in 12“ W6 Schuss mit S5 und DS4 abfeuern. In einer Zeit, als 3+ Rüstungen nicht die Norm waren, konnte man ein eine beachtliche Zahl Modelle rausnehmen und kleiner Trupps erledigen, ohne dass man 20 Krieger für sie „verschwenden“ musste.
Zudem waren diese Waffen Gausswaffen, wodurch man mit ein einem einzigen glücklichen Streifschuss auch einen Land Raider (und potentielle seine Insassen) ins Nirvana befördern konnte.
Schließlich war der Monolith für einige Jahre einer der besten Scharfschützen des Spiels. Die Besonderheit seines Geschützes besagte, dass das Modell unter dem Loch der Geschützschablone mit DS 1 getroffen wurde. In einem Errata wurde klargestellt, dass das tatsächliche Modell unter der Schablone als Verlust entfernt werden musste.
Necronspieler konnten also Waffen wie Melter oder Laserkanonen gezielt wegschießen und es so noch schwerer oder gar unmöglich machen, dass der Monolith zerstört werden konnte.

Neben seinen Nehmer- und Offensivqualitäten war der Monolith auch Dreh- und Angelpunkt der Infanterieunterstützung.
Die Necrons hatten schon mit dem Schleier der Finsternis ein mächtiges Werkzeug, um Truppen zu verlegen. Der Monolith setzte noch einen oben drauf. Er konnte eine Einheiten mit der regel Necron in 18“ zu sich teleportieren.
Das klingt zunächst nicht nach viel, aber so konnte man Necrons einerseits aus einem bestehenden Nahkampf retten und die Einheit durfte danach sogar normal agieren (bewegen, schießen, angreifen etc.). Phantomen war es bspw. so möglich, sich bis zu 49“ weit zu bewegen.
Das teleportieren hatte aber noch den schönen Effekt, dass...

...die teleportierte Einheit einfach so verpatzte REAP-Würfe (damals offiziell Ich komme wieder..! genannt) wiederholen durfte. Jeder Gegner, der sich gefreut hatte, einen der eklig robusten Kriegereinheiten auf ein bis zwei Modelle reduziert zu haben, knirschte genervt mit den Zähnen, wenn sie durch den Monolith nicht nur in Sicherheit teleportiert wurde, sondern von 19 Verlusten 15 wieder aufstanden.

Wie kann man die oben genannten Punkte noch toppen? Einfach: man verfünffacht sie und schmeißt noch ein paar mächtige Sonderregel oben drauf.
Mit der hervorragenden Erweiterung Apocalypse schaffte Games Workshop die Grundlage, alle Einheiten ohne restriktiven Armeeorganisationsplan oder Fraktionszugehörigkeit in Riesenschlachten mit- und gegeneinander aufs zu führen. Einige Einheiten konnte man für einen Aufpreis und zusätzliche Sonderregel in Verbände organisieren (faktisch der Großvater der Formationen aus der 7. Edition).
Der Monolith bekam als einzige Necroneinheit einen solchen Verband. Grundlage waren 3-5 Monolithen mit all ihren Vorteilen und Stärken. Doch es kam noch so einiges oben drauf. Die Monolithen mussten in einem in der Nähe zueinander aufgestellt werden, so dass sie ein Drei-, Vier- oder Fünfeck entstand. Necrons innerhalb des Feldes bekamen einen 3+ REAP (mit teleport wiederholbar), im Feld und in das Feld hinein konnten keine Psikräfte gewirkt werden und Schüsse ohne Gauss (die Necrons hatten damals bis auf 3 Waffen nur Gausswaffen) in das Feld hinein hatten -1 auf ihre Stärke.
Die schwer zu tötenden Necrons wurden nun noch schwerer zu erledigen. Alles dank einer fliegenden Pyramide mit grünem Kristall.

Necronfahrzeuge

Wechsel von: Dritter Codex: Necrons (7. Edition) → Index: Xenos 1 (8. Edition)

Was war neu: Okay, sprechen wir gleich den Canoptek-Elephanten in der Necrongruft an. Als jüngste bedeutende Änderung fiel mit der offiziellen Einführung der 8. Edition der größte Unterschied zwischen Fahrzeugen und Infanterie weg: Die Schadenstabelle und die Panzerungswerte. Fahrzeuge haben nunmehr ein „Infanterie“-Profil. Sie müssen sich nun graduellen Einschränkungen (je nach erlittener Schadensmenge) statt absoluter Ergebnisse, wie kompletter Bewegungsunfähigkeit oder sofortiger Unbrauchbarkeit der Waffensysteme herumschlagen. Auch ein aktiver Schutzwurf ist nun allen Fahrzeugen gegeben worden. Vor allem können sie nun nur noch selten durch den Lucky Shot einer einzelnen Waffe zerstört werden.
Bis auf wenige Ausnahmen haben Necron-Fahrzeuge nun im Grunde die gleichen Vorteile und Einschränkungen wie ihre Infanterie-Kollegen. Besonders die Catacomb Command Barge und die Doomsday Ark haben davon profitiert. Erstere kann sich nun dank ihrer Character-Regel vor Beschuss schützen (zusätzlich zu Rüster und Quantenschilde, die selbst auch nochmal lächerlich stark geworden sind), letztere muss nun nicht mehr durch einen blöden, einzelnen Schadenswurf des Gegners auf ihre Hauptwaffe verzichten.

Monolith

Wechsel von: Erster Codex: Necrons → Zweiter Codex: Necrons

Was war neu: Im Englischen gibt es die treffende Redewendung „How the mighty have fallen“. Das trifft den Nagel in Bezug auf den Monolithen perfekt auf den Kopf. Hatte der Monolith mit dem ersten Codex noch einen garantierten Stammplatz in jeder Necronliste, wurde er mit seinem Downgrade im zweiten Codex zu einem stiefmütterlichen Eintrag, dessen neuer kleiner Cousin, die Annihilation Barge, ihm vorgezogen wurde.
Lebendes Metall wurde deutlich abgewertet und bot nun keinen zuverlässigen Schutz mehr vor Meltern und Lanzen, sicheres Schocken war nicht mehr möglich, das Geschütz war nun zerstörbar und die Fluxprojektoren verloren ihren buchstäblichen Feuerregen. Zu teuer und zu langsam war der Monolith keine ernstzunehmende (und keine ernstgenommen) Konkurrenz im Unterstützungssegment der Necrons mehr.
Er hatte seinen absoluten und zugegeben übertrieben starken Zenit mit dem ersten Codex. Von den Regeländerungen im zweiten Codex hat er sich nie erholt.

C’tan (Shards)

Wechsel von: Erster Codex: Necrons → Zweiter Codex: Necrons

Was war neu: Die C’tan sind ein interessanter Fall in dieser Liste, da sie nicht allein durch einen regelbedingten Codexwechsel geändert wurden, sondern weil der Fluff der Necrons im Zuge eines soft reboot umgeschrieben wurde.
Im ersten Codex waren die C’tan die Meister der versklavten Roboterskelette, die die Galaxis bis zum letzten Bakterium mit einem für die damalige Zeit mächtigen Profil und fiesen Sonderregeln auslöschen wollten.
Einen Codex später sind die Meister zu den Sklaven geworden und fristeten als Fragmente ein klägliches Dasein.
Das führte einerseits zu einer Abschwächung des Profils und andererseits zur Reduzierung der Sonderregeln. Ach ja, und zu einem neuen Namen. In Verbindung mit dem rapiden Ansteigen von Kadenz und Stärke vieler Waffen waren aus dem unkaputtbaren Göttern Punktegräber geworden, deren Einsatz sich selten lohnte.
Dadurch, dass man sich jedoch nicht mehr auf zwei C’tan beschränken musste, hatte man nun einen C’tan-Shard-Regelbaukasten, durch den man seinem eigenen gefallenen Sternengott basteln konnte. Eine beliebte Kombination war ein Shard mit Realitätsbeben und einem Boten der Verwandlung. Der Bote verwandelte mit seiner Waffe normales in schwieriges Gelände und das Shard schwieriges in gefährliches.

Warum der Hintergrund und die Regeln der C’tan geändern wurden, weiß ich nicht. Vermutlich wusste man nicht, wie man die göttliche Macht in spielbare Regeln gießen konnte. Da Games Workshop zu dieser Zeit W40k einen Anstrich von Realismus verpassen wollte, ist dieser Grund sicherlich zumindest ein Faktor gewesen.

Scarabäen(-schwarm)

Wechsel von: White-Dwarf-Armeeliste Necrons → Erster Codex: Necrons

Was war neu: Die kleinen miesen Metallkäfer waren mit Sicherheit immer nervige kleine Biester, die man zwar leicht zertreten konnte, aber die in erstickender Masse auftraten, richtig?

Falsch!

In der ersten Armeeliste, die 1998 im White Dwarf 25 erschien, erhielten die Scarabs ihr erstes Profil. Sie waren einzelne Modelle, die Fahrzeuge schwächen konnten, indem sie sie als Taxi benutzten, die sich in die Luftsprengen konnten und die Widerstand 8 (!) besaßen.
Plötzlich war alles anders: Aus den robusten, blinden Passagieren waren silbrige Schwärme geworden, die super zum Binden feindlicher Fahrzeuge und Fernkämpfer geeignet waren, die jedoch beim bloßen Anblick einer Schablonenwaffen ohnmächtig umkippten. Aus fahrzeugvernichtender Klasse war nun fragile, infanterieschützende Masse geworden.
Einige Regeln der Skarabäen der ersten Armeeliste haben im Laufe der Jahre in Form von Entropiestoß oder Gefechtsoptionen ihren Weg zeitweise zurückgefunden.
Der Regelwechsel der Skarabäen mag gravierend gewesen sein, dennoch sind heute vor allem die nervigen kleine Schwärme statt der ursprünglichen, monströsen Metallkäfer bekannt.

Destroyer

Wechsel von: White-Dwarf-Armeeliste Necrons → Erster Codex: Necrons

Was war neu: Als Produkt des bedeutenden Wechsels von der 2. zur 3. Edition von W40k ist der Destroyer quasi der Hipster unter den Necron-Einheiten: Er ist ein Fahrzeug, dass zur Infanterie wurde, bevor es mit der 8. Edition cool war. Statt Panzerungswerten bekam er Lebenspunkte. Statt unkontrollierter Fahrzeugschäden landete er (vorrübergebend) leblos im Staub des Schlachtfeldes. Er wurde auch noch in zwei Sektionen unterteilt: normal (im Sturm) und schwer (in der Unterstützung). Die Destroyer mussten sich nun auch vor kleinkalibrigem Feuer in Acht nehmen, konnten dafür aber auch in Einheiten mit mehreren Modellen aufgestellt werden, bekamen besser und einfacher Deckung und konnten natürlich wiederkommen, falls sie ausgeschaltet wurden.
Ob sie dadurch haltbarer wurden, kann wohl nur ein alter 40k-Hase einschätzen.