Ein weicher Verlauf gilt für viele (insbesondere Neueinsteiger) als der Heilige Gral der Miniaturenmalerei. Dafür gibt es allerdings keine Musterlösung, die Malerei ist eben eine Kunst und keine Wissenschaft, allerdings hilft es enorm die wissenschaftlichen Prinzipien dahinter zu verstehen. Es gibt zwar viele Techniken, um einen Verlauf zu erzeugen, sie alle haben jedoch eine große Gemeinsamkeit, die auch schon im nächsten Teil beschrieben wird. In erster Linie richtet sich dieser Thread an Neueinsteiger, aber auch geübte Maler können sicherlich ein paar interessante Infos mitnehmen oder gerne auch beisteuern
Was ist ein Verlauf?
Die grundsätzliche Frage zuerst, was ist eigentlich ein Verlauf?
Ein Verlauf (oder auch Blending) ist ein mehr oder weniger stufenloser Wechsel von einer Farbe zu einer anderen. Keine großen Überraschungen soweit, vielen Dank Captain Obvious ^^. Ein Verlauf ist viel mehr jedoch nur die Illusion, dass eine Farbe (stufenlos) zu einer anderen wechseln würde, die erst in unserem Gehirn stattfindet, nicht auf dem Objekt selbst. Das liegt am Aufbau des menschlichen Auges (sowie fast sämtlicher Fotozellen, die nahezu immer auf dem menschlichen Auge basieren), dazu müssen wir etwas weiter ausholen.
Das menschlichte Auge verfügt über verschiedene Rezeptoren, darunter zwei Gruppen, von denen die eine für Helligkeit (Stäbchen) und die andere für Farben zuständig ist (Zapfen). Wir sehen in etwa 200 Farbnuancen und 500 Helligkeitsstufen, damit sehen wir gut 20 millionen Farbtöne (in der Theorie zumindest ). Dabei haben wir jedoch gar nicht 200 unterschiedliche Arten von Zapfen, tatsächlich haben wir lediglich 3 davon - Rot, Grün und Blau - und erst unser Gehirn erzeugt je nach Reiz dieser 3 Arten den eigentlichen Farbton in unserem Gehirn.
Das ist das wesentliche wissenschaftliche Prinzip, dass für alle weitere Farbtheorie sehr wichtig ist: Farbe entsteht nicht auf dem Objekt, auch nicht im Auge sondern erst im Gehirn
Das lässt sich gut mit einem gedruckten Bild veranschaulichen, wenn man es ordentlich vergrößert: Man sieht recht leicht, dass die Farben aus vielen sehr kleinen Punkten bestehen, bei einem Schwarz-Weiß-Bild ist das am deutlichsten. Hier ein Beispielbild:
Im Druck werden lediglich 4 Farben verwendet, Magenta, Cyan, Gelb und Schwarz. Sie werden wie gesagt als sehr kleine Punkte auf das Papier gedruckt, durch unterschiedliche Größe und Dichte der Punkte entsteht dabei die Farbintensität. Wenn eine Fläche also Grün erscheint, ist sie es nicht wirklich, da sind lediglich sehr viele Punkte in Gelb und Cyan, die sich erst im Gehirn zu dem Eindruck von Grün addieren.
Dieser kleine Exkurs hilft uns insoweit, dass es sich mit den Farbpigmenten ähnlich verhält. Nur selten ist eine Farbe "rein", enthält also lediglich ein Farbpigment, sondern meist sind unterschiedliche Farbpigmente im Medium gelöst, die erst gemeinsam den entsprechenden Farbeindruck erzeugen. Nehmt z.B. etwas rote und etwas weiße Farbe, wenn ihr die mischt entstehen nicht auf wundersame Weise pinke Farbpigmente, sondern die roten und weißen Farbpigmente bleiben wie sie sind, wirken zusammen jedoch pink. Mit diesem Wissen können wir nun nämlich zu der wirklich interessanten Frage:
Wie entsteht ein Verlauf?
Ein Verlauf entsteht, indem die Dichte und Verteilung der Farbpigmente kontrolliert erhöht und gesenkt wird
Das ist die große Gemeinsamkeit aller Verlaufstechniken, sie haben alle zum Ziel die Pigmentdichte kontrolliert zu beeinflussen und insbesondere zu senken. Wie die verschiedenen Techniken das erreichen, werden wir nun im Detail besprechen. Über die folgenden Links könnte ihr die Techniken direkt abrufen.
Layering
Drybrushing
Wetblending & Loaded Brush
Glazing
Feathering & 2-Brush-Technique
Stippling
Schlussbemerkungen