Wie viel Romantik verträgt eine 40K-Story?

  • Ich hoffe, die Frage ruft nicht sofort Abwehrreflexe hervor. :D Es geht darum, dass ich schon vor einigen Jahren einen Roman geschrieben hatte über die Charaktere meines Weltenschiffs. Der ist jetzt arg überarbeitungsbedürftig, weil sich die Fluffgrundlage inzwischen gewandelt hat und neue eigene Charaktere dazu gekommen sind, die ich einbringen möchte. Vor dem Hintergrund die oben genannte Frage, denn bisher war eine Romanze durchaus Teil. Ich bin mit mitlerweile aber unschlüssig, wie stark das ausgearbeitet sein dürfte, damit es nicht zu viel wird. Im Vordergrund, also Haupthandlungsstrang sollte es ohnehin nicht sein.

  • Ich lehne mich letzt mal weit aus dem Fenster und sage, dass mir das im allgemeinen ohnehin zu kurz kommt in den Romanen :D

    Klar ist das primäre Setting "Grim Dark" - aber so lange die kleinen Menschlein oder was auch immer nicht in Bruttanks geklont werden, sollte es auch sowas wie romantische Beziehungen zwischen Personen geben, und die trotz oder gerade wegen des allgegenwärtigen Todes.

    Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass mir bisher bis auf die Gaunts Ghosts-Reihe kein 40k-Roman wirklich gefallen hat: Nicht nur Romantik, sondern generell die meiste Form von zwischenmenschlicher Interaktion kommt da für mich oft zu kurz, mit dem Ergebnis, dass die Charaktere blass bleiben und ich am Ende des Romans denke "irgendwie waren das jetzt alles blöde Armleuchter, jeder einzelne". Und wenn ich keinen Charakter in einer Story mögen kann, dann will ich auch nicht wissen, wie es ihnen geht, und damit ist die Geschichte öde.

    Also: Nur zu, was mich betrifft ;)

  • Ich denke es gibt zwei Gründe warum es kaum Romantik in den bekannten 40K Romanen gibt:

    1. Das Zielpublikum ist meist Männlich und zwischen 15 und 30...

    2. Wenn man von Space Marines Geschichten schreibt wird das irgendwie schwer.

    Die Diskussion gab es ja schon mehrmals ob Space Marines überhaupt Nachkommen haben können, jedenfalls sind Space Marines definitiv keine Menschen mehr im herkömmlichen Sinn.


    Auf den Millionen von Welten gibt es sicherlich Romantik, denn nicht alles steckt direkt im Krieg, sondern füttert "nur" die Kriegsmaschinerie.

    Wie ist denn das bei den Eldar, haben die nicht Angst sich zu sehr in Emotionen zu verlieren, dass sie nicht auf den Pfad der Dark Eldar landen?


    Nachtschatten

    Es gibt schon einige gute Romane, bei denen man mit den Protagonisten mitfiebern kann. Ghaunts Ghost schaffen das nur mittelmäßig und auch nur in den ersten Bänden. Einige wenige Horus Heresy Bücher sind auch Perlen, während die meisten eher langweilige Geschichten sind. Kann mich an ein Buch erinnern, in dem es um ein Mädel auf dem Mars ging, die irgendwie zwischen die Fronten vom Mechanicum landete

    Momentan lese ich "Die Klaue des Horus" und das Buch fällt mir positiv auf. Da geht es um einen Thousand Son Psioniker nach dem Fall von Horus, der sich im Auge des Schreckens irgendwie zurechtfinden will und bei Abaddon landet.

  • [...]

    Klar ist das primäre Setting "Grim Dark" - aber so lange die kleinen Menschlein oder was auch immer nicht in Bruttanks geklont werden, sollte es auch sowas wie romantische Beziehungen zwischen Personen geben, und die trotz oder gerade wegen des allgegenwärtigen Todes.

    [...]

    Bruttanks? Klonen? Allgegenwärtiger Tod? Habe ich gerade Death Korps of Krieg gehört? *happy gasmask noises*


    Zum Thema: Romantik passt meinerseits gut zu WH40K. Auch wenn es sehr unromantische Bereiche in diesem Universum gibt (Dark Eldar, Space Marines, Tyraniden und viele viele mehr) Aber das Maß ist hier entscheidend. GrimDark und Co. stehen ganz klar im Vordergrund. Aber ohne zwischenmenschliche Interaktion ist GrimDark langweilig. Dazu gehört Kameradschaft, Hass und neben vielen anderen Emotionen auch Romantik. Da macht es die Kombination aus. Aber wie in vielen fiktiven Welten ist die jeweilige Welt auch bei Warhammmer in den Köpfen seiner Fans jedes mal eine andere. Mein Warhammer ist nicht dein Warhammer. Jeder legt die Schwerpunkte in der jeweiligen fiktiven Welt anders. Daher finde ich es auch interessant, was andere in diesem Hobby erschaffen. Sei es ein Armeeprojekt mit Hintergrund oder ein FanFic bzw. Roman. Kurz: Ich habe interesse!


    Achja... Romantik ist Canon bei WH40K. Sogar bei den Death Korps! So stammt laut offiziellen Hintergrund der berühmte Roman "My Wish to Generate Children with You is Only Exceeded by My Devotion to Him." von Krieg. *more happy gasmask noises*

  • Es ist halt auch immer die Frage welche Geschichte wird so einem Roman erzählt. Und es muss halt eben zu den Charakteren passen.

    Auf einem Weltenschiff kann ich mir das sehr gut vorstellen. Ich bin schon sehr gespannt wie du das umsetzt. Gerade bei Eldar stelle ich mir das extrem schwierig vor. Die sind ja nun mal doch ganz anders drauf als Menschen ;)

    "One unbreakable shield against the coming darkness,
    One last blade forged in defiance of fate,
    Let them be my legacy to the galaxy I conquered,
    And my final gift to the species I failed."

    — Inscription upon the Arcus Daemonica, attributed to the Emperor of Mankind


    In der Kampagne "Krieg um Smarhon" erhaltene Orden:


    photo-26513-b4243151.jpg

  • Es ist halt auch immer die Frage welche Geschichte wird so einem Roman erzählt. Und es muss halt eben zu den Charakteren passen.

    Auf einem Weltenschiff kann ich mir das sehr gut vorstellen. Ich bin schon sehr gespannt wie du das umsetzt. Gerade bei Eldar stelle ich mir das extrem schwierig vor. Die sind ja nun mal doch ganz anders drauf als Menschen ;)

    Naja, da habe ich wohl den Vorteil, dass meine Protagonisten Drukhari und Weltenwanderer sind.:)

  • Ich sehe da überhaupt kein Problem sondern ganz im Gegenteil sogar sehr viel Potential. Die Welt in 40k ist sowas von grausam und menschenverachtend, deshalb finde ich es immer sehr interessant, wenn die nicht militärischen Aspekte des Lebens mal genauer beschrieben werden. Im Alltag spielt sich meiner Meinung nach das eigentliche Drama von 40k ab.


    Die Umsetzung halte ich jedoch für ziemlich anspruchsvoll aber das ist Romantik immer. Man kennt das ja aus vielen Filmen, dass sich eine Lovestory irgendwie aufgesetzt, platt oder erzwungen anfühlt, wenn die komplexen und teils auch widersprüchlichen Gefühle einer Romanze nicht mit ausreichend Tiefe und Empathie dargestellt werden.

  • Es gibt ein paar 40k Romane, die die romantische Zwischenmenschliche Beziehungen durchaus anschnitten werden, so dass ich das gar nicht für so ungewöhnlich erachte. Es ist aber meist unterschwellig mit dem Ziel Personen zu formen und Ereignisse vorzubereiten, zu erklären. Oftmals in Rückblenden, stellt es sich in Form von Ängsten um die Liebste(n), oder als sinnbild der Unsicherheit dar, im extremsten Fall macht es den Spagat zwischen die Beziehung zwischen zwei Menschen und der Bedeutungslosigkeit eines Menschenlebens.

    In diesem Rahmen finde ich das auch vollkommen in Ordnung, eine wirklich offene Liebesgeschichte halte ich aus verschiedenen Gründen, die hier genannt wurden wie inhaltlich, aber auch vom Zielpublikum eher unpassend.


    Mit Blick auf die Eldar empfehle ich dir da die Eldar Triologie von Gav Thorpe. Dort finde ich es auch sehr gelungen, die Zuneigung, die Eifersucht und Missgunst, die aufgrund der Zuneigung dort besteht und sich durch die Bücher zieht, unterschwellig darzustellen und in die Entwicklung des Charakters einzubauen.



    Ansonsten, Fan Fiction darf alles. Wenn du eine Liebesgeschichte über deine Eldar schreiben willst, dann mach es.



    grüße

  • Ich stimme meinen Vorrednern zu - es ist schwierig umzusetzen, aber ich fände es einfach toll! Mir persönlich fehlt der Alltags-Aspekt in 40K-Geschichten immer und ich würde es begrüßen mal eine weniger platte mit tieferen Charakteren zu lesen :)

  • Naja, da habe ich wohl den Vorteil, dass meine Protagonisten Drukhari und Weltenwanderer sind. :)

    Ich finde das macht es jetzt nicht unbedingt einfacher. Gerade der erste Teil dürfte doch sehr schwer werden dies glaubwürdig rüber zu bringen.

    Ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt und hoffe du lässt uns eine Kostprobe hier ;)


    Mit Blick auf die Eldar empfehle ich dir da die Eldar Triologie von Gav Thorpe. Dort finde ich es auch sehr gelungen, die Zuneigung, die Eifersucht und Missgunst, die aufgrund der Zuneigung dort besteht und sich durch die Bücher zieht, unterschwellig darzustellen und in die Entwicklung des Charakters einzubauen.

    Ja die kann ich auch empfehlen wirklich sehr gute Bücherreihe.

    "One unbreakable shield against the coming darkness,
    One last blade forged in defiance of fate,
    Let them be my legacy to the galaxy I conquered,
    And my final gift to the species I failed."

    — Inscription upon the Arcus Daemonica, attributed to the Emperor of Mankind


    In der Kampagne "Krieg um Smarhon" erhaltene Orden:


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  • *Lehrer-Modus an* Man darf nie vergessen, dass es als Gegenpol zur Romantik auch die schwarze Romantik gibt aus literaturwissenschaftlicher Sicht, in der Tod, Siechtum, Grauen und Verderben durchaus eine große Rolle neben der Liebe (in den meisten Fällen eine hoffnungslose, unerwiederte Liebe oder eine nicht erreichbare) spielen. Von dieser Seite aus betrachtet macht also durchaus auch romantische Stimmung im "Grim Dark"-Setting sehr viel Sinn und sollte auch Teil davon sein. *Lehrer-Modus aus*


    Ich erinnere hier gerne an Eisenhorn, der zwar sehr offensichtlich Bequin liebt, aber eine Verbindung eben aufgrund ihrer Existenz als Pariah und seiner als Psioniker nicht möglich ist.

    Wobei ich auch denke, dass das eher möglich ist in Romanen abseits der Space Marines, also bei den Eldar durchaus möglich.

    :beat: Newbieschubse vom Dienst :beat:


    “Pain is an illusion of the senses, fear an illusion of the mind, beyond these only death waits as silent judge o'er all.“ :ctan:


    About me:

    "die gute, wenn auch teils schräge, Seele des Forums." (von Zerzano)

    "Unsere zarte Schokolade, die, glaub ich, bei Reizung zur Zartbitter-Schokolade wird" (von Maxumus)



  • Literaturwissenschaft hab ich im Studium nur das nötigste gemacht. Mit Linguistik kann ich in der Praxis jetzt auch mehr Anfangen.:D

    Bei mir wars andersherum. Ich habe Literaturwissenschaft geliebt, Linguistik war mein notwendiges Übel. :D

    :beat: Newbieschubse vom Dienst :beat:


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  • Tatsächlich ist das Wie das schwierigere.

    Inwiefern?
    Ich persönlich sehe bei 40k keinen Platz für Romantik.
    Und exakt deswegen sehe ich bei 40k einen Platz für Romantik!
    Es gibt doch tausende Möglchkeiten, die sich im Fluff super anbieten würden. Ob nun Romeo und Julia zwischen zwei Makropolgangs oder verfeindeten Knight-Häusern, oder ob es nun doch eher Richtung die Reifeprüfung geht, in der eine Ministorum-Priesterin kurz vor ihrer Weihe mit einer gekaperten Walküre und einem jungen Schüler der Schola Progenium einen unachtsamen Schritt in eine ungewisse Zukunft tut... Es gibt SO viele Möglichkeiten. :)

    Ich denke z.B. auch an Space Marines, die a) zum Renegaten werden, weil sie (wie Ventris in Warriors of Ultramar) einen Moment des Neides auf die Normalsterblichen und ihre Familien empfinden - hier aber persönliches Scheitern erfahren, oder b) sich vielleicht in einen Ordensbruder verlieben oder c) einfach nur eine harmlose Schwärmerei für eine PDF-Soldatin entwickeln und sich dabei eben (komisch) ungebührlich verhalten.

    Es ist eben ein bisschen wie mit Filmen und im weiteren Sinne auch Rollenspielabenteuern. Der Protagonist wird nicht dabei gezeigt, wie er sich die Nase putzt, aufs Klo geht oder Toilettenpapier kaufen geht, wenn es nicht auf irgendeine Art und Weise den Plot voranträgt oder eine Bedeutung hat. Aber es geschieht, denn Film und Abenteuer zeigen außergewöhnliche Situationen und nicht den Alltag.
    Soldaten an Bord ihres Raumschiffes machen auch den Großteil des Tages Übungen oder Arbeiten entsprechend ihres Soldatenjobs, aber am Abend wollen sie ein Schlückchen Amasec, ein LHO-Stäbchen oder ein gewärmtes Bett.
    Und das lässt sich hervorragend in den Plot einarbeiten, finde ich - im Geschosshagel um den Partner fürchten zu müssen ist absolut 40k, nur mal von der menschlichen Seite beleuchtet. :)

  • Mondschatten da Du ja schon geschrieben hast, dass Dein Roman fluffmäßig aktualisiert werden muss, kann ich Dir was den aktuellen Kontext angeht, leider nicht viel weiterhelfen. In der zweiten Edition waren die Weltenschiff-Eldar als zur Selbstkontrolle verdammt, da sie vor der Intensität ihrer eigenen Emotionen nicht geschützt waren. Die ausgelebte Leidenschaft und der Kontrollverlust über die Emotionen wurde sehr ausführlich für die Exarchen beschrieben. Die aufgrund der Vertiefung in diesen Pfad nicht mehr zurück ins zivile Leben gefunden haben und den Rest ihrer Existenz als Krieger verbrachten. Gleiches galt für jeden anderen Weg, also auch für Künstler, Musiker, Wissenschaftler usw.. Allerdings war es wohl auch so, dass die Elder, die im Krieg waren, fast ausschließlich Hass, Neigung zur Gewalt und Erregung des Kampfes spürten, die alle anderen Emotionen für die Dauer des Krieges komplett überlagerten.

    Die Dark Eldar gab es nicht, aber Hinweise auf deren komplett, in jeder Hinsicht enthemmtes Leben, vor dem Fall der Eldar gibt es durchaus. Die Exoditen und die Weltenwanderer waren damals als weniger disziplinfanatisch beschrieben, aber eben doch "vernünftig" genug, um eben nicht den Fehler ihrer Vorfahren zu machen. Sie wären sozusagen das Bindeglied zwischen den Dark Eldar und den Weltschiff-Eldar.

    Vor dem Hintergrund stelle ich mir Romantik schwierig vor (zumal ich einfach mal unterstelle, dass die Geschichte kriegerische Aspekte haben wird. Da Du ja über Drukhari und Weltenwanderer schreibst, könnte ich mir dennoch gut vorstellen, dass Emotionen einen ordentlichen Platz finden würden. Ich fände es spannend, einen Versuch zu lesen, wie so etwas ablaufen würde.:)