Schwierigkeiten beim Wiedereinstieg

  • Seit einigen Tagen versuche ich wieder ins Basteln und Malen zu kommen, muss aber feststellen das dies nicht so einfach wie Fahrradfahren ist.


    Beim Malen hatte ich noch nie eine wirklich ruhige Hand. Ein Grund warum ich nie Freehands oder Edge Highlights angegangen bin. Das habe ich dann meistens mit Geduld ausgeglichen. Nun musste ich feststellen das ich auch keine Geduld mehr habe. Mehrere Layers auf eine Stelle aufzutragen und dann die Fehler zu korrigieren dauert mir einfach zu lange.


    Dummerweise ist meine Armee, wie die meisten hier sich sicher erinnern können, Dämonen. Da gibt es dann hier die Kette, da das Amulett, dort das Kultsymbol. Alles Sachen die man nicht einfach beim Malen ignorieren kann da alles auf der Haut der Dämonen aufliegt.


    Deswegen wollte ich nun hier mal eine Frage an die Experten stellen. Wie kann man ohne ruhige Hand oder Geduld feine Details malen?


    Ich rede hier nicht davon einen besonderen Mallevel zu erreichen. Sondern einfach von sowas wie eine Goldkette über den Bauch einen Heralds. Base, Wash, Highlight ohne das ich hinterher die Haut wieder base, wash, highlighten muss.


    Habt ihr da irgendwelche Tips und Tricks?

  • Habt ihr da irgendwelche Tips und Tricks?

    Das kommt drauf an, welchen Grad an Perfektion Du anstrebst.

    Mein erste Rat wäre: Setze Deine Ansprüche herab. Für mich was das der wesentliche Schlüssel, um überhaupt erfolgreich voranzukommen. Dann reicht es z.B. vielleicht schon, wenn Du die Kette nur andeutest, d.h. nur ganz leicht mit der Pinselspitze über die Kettenglieder streichst, so dass nur die erhöhten Stellen überhaupt Farbe abbekommen. Der Rest bleibt grundiert und wirkt damit wie Schatten (es sei denn natürlich, Du hast weiß grundiert).

    Eine Alternative wäre, die Kette ordentlich anzumalen, und danach dann wieder mit der benachbarten Farbe (in Deinem Falle wohl Haut) die Malfehler auszugleichen. So funktioniert das für mich meist: Ich bekomme keinen dünnen Strich hin? Dann male ich einen dicken Strich und male anschließend mit der Nachbarfarbe wieder drüber, so lange, bis er so dünn ist, wie ich ihn möchte ;)


    Vielleicht funktioniert sowas ja für Dich?

  • Das mit der Haut ausgleichen ist gerade das was ich vermeiden will. Wenn die Haut mal gemalt ist, finde ich es extrem aufwendig das nachzubessern. Und wenn ich dann noch sichergehen will das es nicht auffaellt muss ich dann wegen eines falschen Striches eine ziemlich grosse Fläche neumalen / anpassen.


    Ansprueche heruntersetzen ist sicher ein Ansatz. Nur dann hier eine Mini voller Malfehler zu posten widerstrebt mir.

  • Kannst Du denn die Reihenfolge nicht einfach generell umdrehen? Also erst die schwierigen Stellen mit Farbe versehen, und dann die restliche Haut, so dass Du sie nicht korrigieren musst, weil Du sie sowieso zum ersten Mal malst? Oder geht das aus bestimmten Gründen nicht?


    Und mit den reduzierten Ansprüchen meinte ich natürlich keine offensichtlichen Malfehler ... sondern z.B. den Unterschied zwischen

    a) Grundfarbe auf die grundierte Kette / Washen / Highlighten / Fehler ausbessern und

    b) Grundfarbe nur als Highlight auf die Grundierung, die damit zum "Schatten" wird und das Washen, Highlighten und im Idealfall auch das Fehler korrigieren obsolet werden läßt

  • Sauberkeit beim Malen vs nachträgliches Ausbessern - eins von beidem muss wohl sein, wenn man über Malfehler nicht hinwegsehen kann. Allerdings gibt es einen wesentlichen Unterschied, nämlich den Zeitpunkt: Wenn man weniger sauber arbeitet, kann man nachträglich noch abwägen, ob tatsächlich jeder Fehler ausgebessert werden muss, oder man an ein paar Stellen nicht lieber Fünfe gerade sein lässt. Bemüht man sich im Voraus um Sauberkeit, kann man sich sehr leicht verzetteln und betreibt ggf. mehr Aufwand, als die eigenen Ansprüche erfordern.


    Wobei das größte Problem hier sicher darin besteht, dass dir das Malen so keinen Spaß macht. Du willst schnelle solide Ergebnisse, die dir dann die Motivation erhalten - so lese ich das zumindest heraus. Das geht sehr klar Richtung Speedpainting und da ist das klassische Layern nicht die beste Wahl. Ich würde also schauen von dieser Technik weg zu einer effizienteren Malweise zu wechseln.


    Bei Dämonen hätte ich da zwei Vorschläge mit unterschiedlichen Schwerpunkten:

    1. Das sogenannte Value-Sketching: Mit zwei-Komponenten-Grundierung werden die Helligkeiten auf den Minis verteilt, ggf. noch mit Pinsel, Schwarz und Weiß nachgebessert. Die Farbe kommt erst nachträglich über Glazes oder Contrast-Paints, wobei CP vermutlich mit weniger oder ganz ohne Vorarbeit auskommt, das hängt von den Ansprüchen ab. Beim Einfärben ist etwas Sauberkeit gefordert, doch da Malfehler meist an den Grenzen zwischen zwei Farben auftreten, kann man sie ggf. mit Shade verstecken anstatt sie wirklich auszubessern. Je nach Ansprüchen, Vorarbeit und Umsetzung besteht die meiste Nacharbeit in partiellen Highlights, doch die kann man vergleichsweise spärlich setzen und so auch einen Fokus setzen - man sieht bei Speedpaintern oft, dass Akzente nur um das Gesicht herum bzw. prominente Stellen und die oberen Bereiche gesetzt werden. Bei dieser Technik kann man sehr kräftige Farben erzielen und so die Vielfarbigkeit von Dämonen stark betonen, dafür ist der Kontrast ohne Nacharbeit etwas reduziert.
    2. Oil-Washes / Grim Dark: Hier werden zuerst alle Grundfarben aufgetragen und Akzente gesetzt, das Shading erfolgt erst nachträglich und meist auch mit nur einer Farbe. Um den Aufwand beim Akzentuieren zu reduzieren, könnte man auch die Akzente einfarbig setzen, eine neutrale Knochen- oder Sandfarbe harmoniert mit sehr vielen Grundfarben und wenn man die Farbigkeit erhalten will, kann man an diesen Stellen die Akzente durch Glazing wieder einfärben. Wenn man mit nur einer Farbe akzentuiert, kann man das mit einem großzügigen Drybrush erstaunlich schnell abhaken, was Zeit und Nerven spart. Allerdings braucht man für diese Malweise natürlich das Material, also Ölfarben und Verdünner, das ist ja nicht auf Wasserbasis. Bei dieser Technik kann man sehr starke Kontraste erzeugen, allerdings wirken die Farben nicht ganz so kräftig und der allgemeine Eindruck ist nicht sonderlich sauber. Auch hier treten die Malfehler am ehesten zwischen unterschiedlichen Bereichen auf, doch das abschließende Wash verdeckt sehr viel davon, zumindest an klaren Kanten.

    Wenn man in einem laufenden Projekt die Herangehensweise grundlegend ändert, wird das Ergebnis sicher etwas anders aussehen, als man es bisher gewohnt war - keine gute Idee, wenn man besonderen Wert auf Einheitlichkeit legt. Allerdings kann man nicht alles gleichzeitig haben und zumindest ich finde es am wichtigsten, dass man am Malen auch etwas Spaß hat. Vielleicht ist es gerade in dieser Hinsicht eine gute Idee die über Jahre ausgelatschten Pfade zu verlassen :zwinker:

  • Endlich komme ich dazu euch hier zu antworten. Die letzten Tage waren auf der Arbeit etwas … stressig.


    Vielen Dank für eure Tipps und Tricks. Vor allem für MisterSinister für den langen Text. Mein Problem ist allerdings weniger der unterschied zwischen verschiedenen „Hautpartien“ als vielmehr da wo Haut auf Metall trifft. Bei Haut zu Haar oder Horn benutze ich meist sehr ähnliche Farben und kann damit Fehler gut mit einem Drybrush oder einer zusaetzlichen Schicht Wash ausgleichen.


    Wo es dabb wirklich ärgerlich wird wenn meine Hand bei der feingliedrigen Kette die sich über einen Bauch spannt ausrutscht und ich Metallfarbe auf den schon gewashten und gedrybrushten (sorry fûr das Denglish) Bauch bekomme. Dann muss ich zunaechst die Grundfarbe wieder druebermalen, dann washen (und zwar so das eszum rest des Bauches passt) und schliesslich bürsten. Letzteres uebermalt dann wieder die Kette, denn so fein das ich nur das übermalte element treffe kann ich nicht bürsten.

    Wenn die Kette dann nicht nur flach aussehen soll muss zumindest noch ein Wash drüber der wiederum die Gefahr eines Missgeschicks beinhalted.


    Das einfachste wäre die Kette einfach zu ignorieren und in der gleichen Farbe des Bauches zu malen, aber das funktioniert im Endergebnis für mich einfach nicht.


    Aber vielleicht sollte ich wie Nachtschatten schreibt meine Ansprüche runterschrauben und nur noch Grundfarben ohen Schattierung auftragen. Fürchte nur das diese dann auf dem Feld sehr gegen meine bestehende Armee herausstechen werden.

  • Aber vielleicht sollte ich wie Nachtschatten schreibt meine Ansprüche runterschrauben und nur noch Grundfarben ohen Schattierung auftragen.

    Ganz so drastisch hatte ich es nicht gemeint ;) Nur Grundfarbe ohne Schattierung wäre dann doch ein bisschen sehr weit herunter mit den Ansprüchen ;)

  • Ketten oder Bänder könnte man auch mit einer hellen beigen Farbe zusammen mt der Haut trockenbürsten. Oder man bürstet die Kette nach dem Trockenbürsten mit Beige nochmal vorsichtig mit Metall trocken.

  • Sebi81 Wenn ich so gezielt trockenbürsten könnte hätte ich keine Probleme ;)


    Nachtschatten In welcher Form soll ich denn dann meine Ansprüche herunterschrauben? Alle meine Figuren sind im Base, Wash, Drybrush Verfahren entstanden. Ich setze keinerlei weiteren Techniken ein. Welchen der 3 Schritte soll ich denn auslassen?

  • Aber das meine ich ja gerade. Eben nicht gezielt trockenbürsten, sondern z.B. die goldene Kette und die Haut mit derselben hellen Farbe in einem Durchgang trockenbürsten.

  • Lässt sich vielleicht die Reihenfolge deiner Schritte so anpassen, dass das Risiko großer Fehler reduziert wird? Sagen wir z.B. du machst den Bauch bis aufs Trockenbürsten erstmal fertig, für die Kette Base + Wash. Dann Trockenbürsten für den Bauch, wobei die Kette natürlich auch Farbe fängt, aber vielleicht ist es so wenig, dass die Fehler beim Akzentuieren der Kette versteckt werden? Oder man lässt die Kette direkt schwarz und malt das Metall nur auf die erhabenen Stellen, doch das erfordert wieder ziemlich viel Sauberkeit.


    Ansonsten ist das Ausbessern gerade bei Metallfarben schwierig, umso mehr, wenn auch Washes und Trockenbürsten involviert sind. Dein Ausbessern ist im Grunde ein Neumalen, weil die sich überlagernden Effekte ja erst das Gesamtbild erzeugen. Wäre natürlich weniger aufwändig, wenn du dir einen Ton zum Ausbessern mischen und einfach nur drübermalen würdest, doch dabei wird die Optik sehr wahrscheinlich etwas abweichen. Ist vielleicht eher die Richtung, die Nachtschatten bezüglich reduzierter Ansprüche meinte :zwinker:


    Zuletzt könnte man beim Bürsten vielleicht ansetzen. Bürsten ist eng mit Tupfen verwandt, doch beim Tupfen kann man sehr viel kontrollierter/genauer arbeiten. Es entsteht eine andere Struktur (mehr körnig statt streifig), aber vielleicht ist es nah genug, um zum Ausbessern geeignet zu sein. Ich denke, dass man mit wirklich seeeehr wenig Farbe im Pinsel ein recht ähnliches Ergebnis erzielen kann. Das Tupfen könnte auch geeignet sein, wenn du die Kette schwarz lässt und nur die erhabenen Stellen metallisch malst. Das geht besonders gut mit Schminkschwämmen, die man sich entsprechend klein zuschneidet und an einen Zahnsocher klebt oder mit einer Pinzette hält.

  • In welcher Form soll ich denn dann meine Ansprüche herunterschrauben? Alle meine Figuren sind im Base, Wash, Drybrush Verfahren entstanden. Ich setze keinerlei weiteren Techniken ein. Welchen der 3 Schritte soll ich denn auslassen?

    Okay ...

    Zum einen wusste ich bisher nicht, dass Du ohnehin "nur" mit diesen drei Schritten arbeitest. Deine ursprüngliche Beschreibung klang für mich nach mehr investierter Arbeit z.B. mit den Hauttönen. Wenn auf der Haut nämlich ohnehin nur Grundfarbe und Wash drauf ist, dann ist es aus meiner Sicht auch ein überschaubarer Aufwand, ggf. nochmal mit Hautfarbe und wieder Wash auszubessern, wenn was anderes danebengeht.

    Zum zweiten bezog sich das Vereinfachen primär auf die Sache mit der Kette. Normalerweise ist die ja schwarz grundiert, dann malst Du metallfarbe drauf, washs die Metallfarbe und setzt dann Highlights, je nach Laune mit nochmal der ursprünglichen Metallfarbe, einer helleren Metallfarbe usw.

    Wenn Du nun auf die erste Schicht Metallfarbe und das Wash verzichtest und die schwarzen Kettenglieder nur ein Mal vorsichtig mit Metallfarbe highlightest, hättest Du ggf. einen ähnlichen, aber viel einfacher erzeugten Effekt, und durch die Reduzierung der Schritte verringert sich auch die Gefahr des Danebenmalens. Zumal Du die Kette auch nicht mit der recht groben Trockenbürst-Technik highlighten müßtest, sondern mit einem normalen Pinsel, mit dem Du nur "flach" über die Kanten der Kette streichst.

  • Ich weiß ja nicht, mit welcher Pinselgröße du beim drybrushen arbeitest, aber vielleicht wäre das auch ein Ansatz, da mit verschiedenen Größen zu arbeiten.

    Ich mache das hauptsächlich mit Make Up Pinseln. Die gibts in verschiedenen Größen und Formen und eignen sich wunderbar zum büsten. Ich habe da, unter anderem, einen flachen Pinsel, der vielleicht genau das Problem mit dem übermalen lösen könnte.

    Gibts in jedem Drogeriemarkt und kosten nicht die Welt.


    Das wäre so mein Tipp für dich (falls du das nicht eh schon tust).


    Ansonsten kann ich dir nur raten, finde deine Geduld wieder, du wirst sie vermutlich brauchen. :D

  • Weiterhin vielen Dank für die ganzen Mühen und die Geduld mit mir.


    Ketten bemale ich normalerweise direkt mit der Metallfarbe. Schwarz ist bei mir nur im Spiel wenn ich schwarz grundiere. Über die Metallfarbe kommt dann ein Wash (bei Metall ist das Nuln Oil) und dann wird nochmal mit der Grundfarbe gebürstet. Zum Bürsten benutze ich die Small Drybrushs von GW oder Army Painter. Je nachdem in welchem Laden ich zuletzt eingekauft hab.


    Nachtschatten: ich verstehe das aus deiner Sicht meine Methode nicht wie ein grosser Aufwand aussieht. Für mich fühlt sich das washen bei dem man aufpassen muss das kein Pfützen entstehen und das Bürsten bei dem ich aufpassen muss das keine Schlieren / Streifen entstehen wie viel Aufwand an.


    Sind halt zwei unterschiedliche Perspektiven aufs Hobby. Umso dankbarer bin ich das ihr alle euch hier die Zeit nehmt um einem Nicht-Maler Tipps zu geben wie er weniger Zeit mit diesem Teil des Hobbys verbringen kann.


    Vielleicht muss ich am Ende einfach schon bei der Figurenauswahl mehr darauf achten was fuer Details an den Minis sind. Leider sehen halt so viele Daemonen so schick aus (auch von anderen Herstellern) das es irgendwie schade ist sie nicht in der Armee zu haben.


    Was ich sicher ausprobieren werde ist die Kette nur seicht von Oben mir Lead Blecher zu bemalen. Da muss ich dann schauen wie mir das von Nahem gefällt wenn man dann von manchen Winkeln die Kette in der Hautfarbe sieht.


    Wenn ich wieder was gemalt habe werde ich auf jeden Fall davon berichten.

  • ich verstehe das aus deiner Sicht meine Methode nicht wie ein grosser Aufwand aussieht. Für mich fühlt sich das washen bei dem man aufpassen muss das kein Pfützen entstehen und das Bürsten bei dem ich aufpassen muss das keine Schlieren / Streifen entstehen wie viel Aufwand an.

    Ich wollte das keinesfalls abwerten! Ich meinte nur, dass man das ja mit zig Schichten Layerfarben auch noch weitaus aufwändiger treiben kann, und dass dann das nachträgliche Ausbessern nahezu unmöglich wird.

    Was ich auf keinen Fall tun würde an Deiner Stelle: Minis nicht mit in die Armee nehmen, die Du toll findest, nur weil sie schwer zu bemalen sind.

    Im übrigen habe ich mindestens eine Deiner Armeen live gesehen und fand sie sehr ordentlich bemalt, als "Nicht-Maler" habe ich Dich daher noch nie wahrgenommen :D

  • Vielen Dank für die Blumen :)


    Solange ich nicht wieder anfange zu spielen stellt sich die Frage nach dem Kaufen von neuen Minis eh nicht ;)


    Mal schauen ob ich die Tage mal die Ruhe finde mich an den Maltisch zu setzen. Ich werde wenn das passiert auf jeden Fall davon berichten.