Ab wann ist der Hobbyist ein Künstler?

  • Mondschatten: Ha nein. Keine Sorge! Habe ich nie negtaiv aufgefasst. Das war eher ganz allgemein und ein bisschen vorbeugend gedacht.

    Ich find das, was du gerade beschreibst, extrem spannend. Also aus meiner Sicht als Anfänger. Ich hab schon so viele YT-Videos von Malern gesehen, die während der Arbeit beschrieben „... ja ich weiß gar nicht so recht was draus werden soll... ach ich mach noch gelb dazu..“ und plötzlich sieht es extrem genial aus und wie von langer Hand geplant.

    Bei mir ist das eher oft der Fall, dass ein FML-Moment passiert und ich entweder alles neu in schwarz grundiere oder die Figur in Isopropanol ertränke!



    Vatr: Ich hab deinen Beitrag auf der Arbeit gelesen und fand ihn sehr gut. Ich kann mich aber von dem Büro-Rechner aus nicht einloggen. Dennoch würd ich dir gerne antworten, wenn du noch Interesse an der Diskussion hast. Mir hat dein Standpunkt gut gefallen und ich hab da noch eine Frage zu :)



    MisterSinister: Ich weiß, dass das jetzt ein bisschen fies und „auf die Goldwaage“ legen ist. Aber mal angenommen wir haben Maler wie Emil aka Squidmar, Angel Giraldez oder Sir Duncan „two thin coats“ Rhodes. Oder Maler auf deren Level. Das sind keine Künstler, so lange sie damit kein Geld verdienen.

    Sobald ich aber einen YT-Chanel, eine Painting Akademie habe, oder vielleicht wie die Leute von Paintomancy oder ArtW professionell Armeen bemalen, dann sind es deiner Logik nach Künstler?

    Ich für meinen Teil sehe da schon eher den Faktor der Können (Kunst kommt von Können – sagt man immer) und natürlich auch ein bisschen das Ansehen bzw. Prestige.

    Grundsätzlich würde ich dir aber Recht geben, was die eigentliche Definition betrifft!



    Nachtschatten: Spannend, dass du das ansprichst. Ich hab neulich mal ein Video von Jazza gesehen, der aus einem Holzklotz eine Büste, einen Wikinger geschaffen hat. Also wenn du auf/mit Holz oder gar Marmor arbeitest, ist das noch sehr viel repetitiver. Und as ist sicherlich sehr viel Handwerk, weil Muskelschmalz nötig ist. Aber auch wieder ganz viel Kunst. Denn du kannst dir da kaum Fehler erlauben. Denn sonst musst du wieder bei Null anfangen. Und Marmor ist, glaube ich, ein ganz bisschen teurer, als ein Space Marine oder eine Leinwand :P

  • Also wenn du auf/mit Holz oder gar Marmor arbeitest, ist das noch sehr viel repetitiver. Und as ist sicherlich sehr viel Handwerk, weil Muskelschmalz nötig ist.

    Das habe ich anders gemeint. Ich meinte nicht, dass man bei einem Werkstück immer dieselben Arbeitsschritte durchführt ... ich meinte, dass man mit einer bestimmten Technik mehrere identische oder zumindest ähnliche Gegenstände herstellt. Also z.B. 20 Halstücher, die natürlich alle leicht unterschiedlich aussehen, aber auf dieselbe Weise gebatikt sind. Oder lauter kleine Tongartenzwerge, jeder für sich natürlich leicht anders als die anderen, aber doch im Grunde immer wieder dasselbe Objekt ...

  • Da ist jetzt die Frage, wie weit man es von der technisch-handwerklichen Seite her herunterbricht. Ein Maler macht im Grunde auch immer wieder dasselbe, nämlich mit Pinseln Frabe - möglicherweise sogar immer wieder die gleiche Farbe - auf eine Leinwand auftragen.

    Wobei, Stichwort Tongartenzwerg, da sogar widerstrebt bin, das als Kunsthandwerk zu bezeichnen, wenn identische Rohlinge angemalt werden. Das ist Produktion. Schleichtiere und Ü-Ei-Figuren wurden, werden vielleicht noch immer, weiß ich nicht, auch von Hand bemalt. Wenn jeder Rohling handgemacht ist und deshalb individuell, dann schon eher. Kunsthandwerkliche Arbeiten sollten Einzelstücke von Grund auf sein.

    Ich glaube, den Schaft von meinem Luftgewehr hab ich hier noch nie jemandem gezeigt. Ist das eher Kunst oder eher Kunsthandwerk? Auf jeden Fall ist es ein Unikat, denn ich hab keinen zweiten so bemalt. Das Motiv selbst hat keinen tieferen Sinn, ich hatte einfach Spaß daran, weil der Schaft in seinem Orginalzustand aus hellem und dunklem Schichtholz besteht und damit einfach besch... aussieht, wie ein Baumkuchen. Das einzige, was passiert ist, war, dass ich erst nach dem Bemalen mit dem Gewehr, das mein zweites und gebraucht war, endlich warm geworden bin und wieder die Ergebisse erreicht hab, die ich mit meiner alten Hämmerli hatte.

  • Das habe ich anders gemeint. Ich meinte nicht, dass man bei einem Werkstück immer dieselben Arbeitsschritte durchführt ...

    Ahh alles klar. Ja. Das hab ich missverstanden. Ich weiß aber genau was du meinst: Ich hab hier gefühlt millionen von Termaganten und Hormaganten rumfliegen. Und wenn ich das nicht mit ner Speedpainting-Technik löse, bleiben die weig grau...

  • Ich denke es macht Sinn, wenn man mal den Begriff Schöpfungshöhe ins Spiel bringt: Damit wird die künstlerische Eigenleistung gemeint, die z.B. als Minimum notwendig ist, um ein Plagiat von einem neuen Kunstwerk zu unterscheiden. Ein wesentlicher Bestandteil der Schöpfungshöhe wird wohl darin bestehen, was der Artikel zu Kusthandwerk als tiefergehende autonome geistige Prozesse bezeichnet hat. Ich meine hier bei mehreren Beiträgen herausgelesen zu haben, dass eben dieses Minimum an künstlerischer Eigenleistung das ist, was für manche Kunst maßgeblich ausmacht (und bei der Armee-Bemalung vielleicht nicht allzu hoch ausfällt :zwinker: ).


    Ich finde das sehr nachvollziehbar aber gleichzeitig auch schwierig, weil eben eine Wertung stattfindet. Wenn man eine klare Unterscheidung braucht, weil es z.B. um juristische Fragen geht, ist das in Ordnung, aber ich finde sie wird der Sache einfach nicht gerecht. Vermutlich kann ich meinen Standpunkt mit einer unbefriedigenden Nicht-Antwort zusammenfassen: Kunst ist keine Tatsache, sondern eine Empfindung :)


    Sobald ich aber einen YT-Chanel, eine Painting Akademie habe, oder vielleicht wie die Leute von Paintomancy oder ArtW professionell Armeen bemalen, dann sind es deiner Logik nach Künstler?

    Der Teil war auf deine Frage bezogen, wann man als Künstler Profilevel erreicht hat - "Profi" definiert sich durch Erwerbstätigkeit :zwinker:


    Btw: Ein Foto von einem Luftgewehr neben aufgereihten 40k-Minis macht mich irgendwie wahnsinnig nervös :D

  • Wenn jeder Rohling handgemacht ist und deshalb individuell, dann schon eher. Kunsthandwerkliche Arbeiten sollten Einzelstücke von Grund auf sein.

    So hatte ich es gemeint.

  • Btw: Ein Foto von einem Luftgewehr neben aufgereihten 40k-Minis macht mich irgendwie wahnsinnig nervös :D

    Die hab ich damals im ersten Lockdown beim Trockentraining zuhause benutz, um nachzuhalten, wie oft ich schon auf die Scheibe am anderen Ende des Flurs angelegt und den Trainingsabzug betätigt habe. :D Da die immer zu zehnt sind, war das die unkomplizierteste Lösung, um eine Probe- und vier 10er-Serien durchzuziehen.

  • Ein interessantes Thema, wozu ich mir nie Gedanken gemacht habe und ehrlich gesagt auch nicht großartig machen möchte.

    Ob es der Definition nach Kunst oder nur Modellbau ist spielt für mich keine Rolle.

    Das sieht wohl sowieso jeder anders.


    Ich für mich denke das ich oft Kunstobjekte schaffe. Ich habe einfach meine Passion darin gefunden, aus Müll Modelle zu bauen. Dies mache ich nicht weil ich sie brauche, sondern weil ich etwas in Formen erkenne, direkt ein Bild in meinem Kopf entsteht und ich es liebe diese Idee dann umzusetzen.

    Sollte es anders herum sein, sprich ich brauche Modell XY und würde mir dann Gedanken darüber machen, wie ich es bauen könnte, würde ich nicht über Kunst sondern Design sprechen.

  • Rekrom: Spannender Aspekt. Ich war bisher immer davon ausgegangen, dass sich jeder in unserem Hobby irgendwann mal Gedanken dazu macht. Umso interessanter/cooler finde ich, dass es dir nicht wichtig ist. Kunst(objekt) schaffen weil da dieser kreative Funke ist. Gibt es da nicht auch ein Zitat von Michelangelo über Marmor? Dass er die Figur bereits darin sieht und dass die nur freigelegt werden muss?