Athenes Krieger [Astra Militraum]

  • Moinsen,
    wird eine längere Geschichte, wollte aber schon mal einen kleinen Teil hochstellen, um mich weiter zu motivieren. Hoffe es gefällt.


    Athenes Krieger


    Die Dämmerung brach langsam über Mekano herein. Der Geruch von Blut und abgestandenem Schweiß vermischte sich mit dem Smog dieser kleinen Fabrikwelt im Segmentum Pacificum.
    Lola saß in ihrer Feuerstellung im Abschnitt C, der äußeren Mauer der Athene-Makropole, strich sich eine Strähne ihres weißen Halbiros aus dem Gesicht und polierte weiter ihre Ausrüstung. Der Wehrgang erstrecke sich über acht Kilometer und wurde in regelmäßigen Abständen von Wachtürmen unterbrochen.
    Sie war erschöpft, die letzten Stunden hatten sie und den Rest der 8. Kompanie völlig ausgelaugt. Das Haupttor lag etwa fünfhundert Meter östlich ihrer Position. Dort waren die Kämpfe heute am schlimmsten gewesen. Eine Woche erst verteidigte das 13. Savlar, zusammen mit der PVS Athene, aber es kam Lola so vor, als seien es schon Jahre.
    Vor einem Monat waren die Orks in das System eingedrungen. Die Fernspäher hatten den Waaagh schon früher gemeldet, dass die Sektor-Administration noch einige Regimenter der Imperialen Armee auf Mekano hatte landen lassen können. Doch nun hatten die Orks die planetaren Verteidigungsanlagen ausgeschaltet und eine Blockade um die Welt errichtet. Verstärkung kam nicht mehr durch und sie saßen hier fest. Es ging nur noch darum, so lange wie möglich durchzuhalten. Eine Stadt wurde aufgegeben, um zwei andere länger zu halten.
    Es war Scheiße. Sie konnten nicht gewinnen, nur den Tod herauszögen. Die Orks griffen immer wieder an, Welle um Welle brandete gegen den Wall. Ihnen war der Tod egal, was sie nur noch gefährlicher machte. Und während sie in ihrem Kriegsrausch immer mehr an Kraft gewannen, schwanden der Mut, und die Munition, der Soldaten immer weiter. Gerade unter der PVS wüteten die Kommissare regelrecht, aber auch das 13. Savlar hatte schon ein paar exemplarische Exekutionen hinnehmen müssen. Drecks Kommissare, dachte sich Lola.
    >>Serg?<<, Sie schaute nach oben. Galeto, ihr Korporal, Anfang Zwanzig mit dunkelbraunem Haar stand vor ihr, mit leicht mitleidiger Miene. Sein Kampfoverall war zerschießen und seine Panzerung vom Kampf leicht beschädigt, am rechten Arm war eine Wunde mit einer provisorischen Bandage verbunden. Seine Haltung war recht schlaksig, Lola konnte die Stims, die aus seinem Respirator strömten förmlich riechen.
    >>Und, Galeto? Wie ist die Lage?<< Sie erhob sich langsam, die Knochen taten ihr weh. Die letzten Tage waren auch nicht spurlos an ihr vorbei gegangen.
    >>Nich gut, Die PVS hat gestern beim beinahe Durchbruch im Sektor G einiges auf den Sack bekommen. Deren Moral ist im Keller. Hauptmann Bakus Kompanie versucht das Loch in der Verteidigung zu stopfen, aber seine Truppe ist eh schon über drei Sektoren verteilt. Und Leutnant Marikans Zug existiert anscheinend praktisch nicht mehr. Vielleicht noch zehn Mann inklusive ihm selbst. Nen paar Orks mit Raketen auf dem Rücken sin‘ über seine Jungs hergefallen. Den werden sie wohl degradieren und in unseren Zug integrieren. Kann froh sein, dass er nicht vor dem Erschießungskommando gelandet ist...<<
    >>Versteh schon, schlecht.<<, unterbrach sie ihn, >>Sag Dyval, er soll den Boss beschwatzen, dass Marikanes bei uns unter zu bringen, ich kann hier jede Unterstützung gebrauchen, die ich kriegen kann.<< Galeto nickte kurz und machte sich dann auf die Suche nach Dyval, dem Funker des Trupps.
    Milanes schaute ihm noch kurz hinterher und drehte sich dann zur Brüstung der Mauer. Galeto würde einen guten Sergeant abgeben, wenn er nicht immer so vorlaut zu seinen Vorgesetzten wäre. Auf der anderen Seite waren die darauf folgenden Schimpftiraden immer recht erheiternd.
    Ihr Blick wanderte über die Zinnen heraus, auf das Ödland welches sich in den letzten Tagen aus einer grünen Ebene entwickelt hatte. Nun war das einzig Grüne die vielen verwesenden Orkleichen, die sich in den Bombentrichtern und Stacheldrähten sammelten. Fünfzehn Kilometer breit, Sieben Kilometer lang war dieses Niemandsland. Dahinter kamen Berge bei denen die Orks lagerten. Zumindest deuteten die zahlreichen Rauchschwaden darauf hin. Aber wenigstens konnten sie nur frontal angreifen. Denn auf der anderen Seite der Makropole erstreckte sich eine Zwei Kilometer tiefe Schlucht, die von automatischen Geschützen gesichert wurde. Aber ansonsten war ihre Lage „ausbaufähig“.
    Sie hatten kaum Fahrzeugunterstützung, nur einige Basilisken-Batterien und gerade genug Hydren um zu verhindern, dass die Orks die Stadt direkt mit Bombern angriffen. Aber es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie Athene auch überrannt hatten, so wie die andern Makropolen auch.
    Sie sank wieder in ihre Sitzposition, und machte sich an ihrer Laserpistole zu schaffen. Vor zwei Tagen hatte sie mit bloßem Knauf der Waffe auf einen Ork eingeprügelt und war dabei leicht lädiert worden. Zwar hätte sie eine neue beantragen können, aber dafür hatte sie die Kleine zu sehr lieb gewonnen. Lola musste bei dem Gedanken schmunzeln. Kinderersatz für Soldatenbräute.
    >>Wenigstens hab ich noch meine Kleine<< scherzte sie über sich selbst. Wenigstens war sie nicht allein.


    +++


    Der Warp erbrach sich in das Nichts des Alls. Er entließ eine kleine Flottille grauer Schiffe. Führend flog Eines mit einem schwarzen Schädel auf der Seite voraus. Lautlos glitt die Flottille durch den luftleeren Raum. Schnell nahmen sie Schub auf, bewegten sich geradewegs auf Mekano, und auf die Orkblockade zu.


    +++


    >>Sie kommen!<< rief Galeto. Lola musste sich nicht anstrengen, um die Orks zu sehen. Eine grüne Welle strömte ihnen entgegen. Sie waren noch außer Reichweite der Gewehre, aber die Basilisken nahmen sie schon unter Beschuss, um so viele wie möglich schon vorher zu töten.
    Sie begann zu gestikulieren und Kommandos zu brüllen, >> Galeto, schnapp dir Barasani und Hekenson und geh mit denen ins Schützennest. Der Rest kommt mit mir, Bajonette aufpflanzen, ich will diesen Grünhäuten keine Pause gönnen. Brefal, ich brauch‘ deinen Flamer an der Brüstung. Wenn die Orks hochklettern, fakel sie ab.<<
    Trupp zwei schwärmte aus. Galeto lief mit dem Waffenteam zum Schützennest, eine erhöhte, vorgeschobene Plattform von wo aus mit der Maschinenkanone gutes Sperrfeuer liefern konnten.
    Lola positionierte sich mit den anderen an den Zinnen, dass ihre Lasergewehre wie Stacheln aus der Wand ragten. Neben ihnen machten sich auch die anderen Soldaten des 2. Zuges bereit. Sie sah Marikanes und seinen Trupp. Er brüllte seinen Männern Befehle zu, bis ihre Blicke sich trafen. Sein kahler Schädel war mit frischen Narben übersät, aber in seinen Augen brannte ein Feuer aus Wut und Scham. Die Sergeantstreifen prangerten verhöhnend auf seinen Schultern.
    >>Ich weiß, dass ich wegen dir hier bin, Lola. Hoffentlich hast du genug Orks für mich um Rache für meine Männer zu nehmen!<< Er hatte ein finsteres Lächeln auf den Lippen. Lola musste grinsen, >>Mehr als dir lieb ist.<<
    >>Ha, das glaub ich kaum<< er schob sein Gewehr durch die Zinnen >>Bleib am Leben! Wär schade um dich.<<
    >>Damit du mir weiter auf den Arsch starren kannst? <<rief sie schnippisch zurück. Glucksen war zu hören und Lola richtete etwas heiterer ihren Blick nach vorne. Die Orks kamen näher. Sie ließen sich nicht davon abhalten, dass ein Trommelfeuer der Artilleriegeschütze auf sie niederging. Nun erwiderten sie das Feuer. Granaten schlugen in den Wall ein, ungezielte Schüsse jagten über die Mauer hinweg. Und man konnte ihre Kriegsschreie jetzt hören.
    Lola versteifte sich, ihr Griff um ihr Gewehr wurde Fester. Noch ein Stück, noch ein Stück...
    >>Feuer!<< mit lautem Zischen brach das das Laser-Gewitter los. Abschnitt um Abschnitt des Walls stimmte ein, bis eine ganze Kasskade aus heißer Energie auf die Orks nieder ging. Aus jeder verfügbaren Waffe wurde gefeuert. Sie musste nicht zielen, es waren genug Grünhäute da, dass sie nicht verfehlen konnte. Körper wurden durchlöchert, geteilt, explodierten. Ork um Ork fiel. Aber es war noch nicht genug.
    Auch wenn sie ausgebremst wurde, kam die Horde immer er näher an die Mauer heran. Sturmleitern wurde aufgestellt, Harpunen mit Kletterseilen abgefeuert. Eine traf Adams zu Lolas Linken. Sie durchschlug seinen Brustkorb und nagelte ihn mit dem Dorn an der Brüstung fest. Schmerzverzerrt schaute Adams sie an, er wollte was sagen, brachte aber nur Blut hervor und sackte dann zusammen.
    >>Zawski! Kümmer dich um Adams!<< brüllt Lola über den Schlachtenlärm. Zwaski nickte und machte sich an der Leiche seines Kameraden zu schaffen, um sie loszureißen.
    Lola reckte sich durch die Zinnen durch. Die Orks waren schon dabei, die Mauer zu stürmen, einige kletterten gerade an dem Seil der Harpune neben ihr herauf. Sie gab ein paar Schüsse auf sie ab, zog sich aber dann wieder zurück, als sie unter Beschuss genommen wurde. >>Brefal, Flamer!<<
    >>Kommt, Serg!<< Brefal streckte den Flammenwerfer über die Mauer, senkrecht nach unten. Eine Flammenzuge jagte das Seil herunter und ließ die Orks daran schreiend, teils brennend nach unten fallen.
    Sie hatten etwas Zeit gewonnen, mehr aber auch nicht.


    +++


    Eine Explosion erschütterte die Brücke. Das fahle, grünliche Licht flackerte, doch die Servitoren und Offiziere arbeiteten unverhohlen weiter. Befehle wurden gebrüllt und ein ständiges binäres Rauschen lag in der Luft. Inmitten des Gewühls ragte eine hünenhafte Gestalt in schwerer Rüstung heraus. Ihre Augurmetrik surrte und verfolgte die Daten, die vor ihr über die Bildschirme liefen. Zahlreiche Kabel verließen ihren Schädel und Rücken.
    Eine Impulswelle und eine wortlose Geste, mehr nostalgischer Natur, wie wirklicher Effizienz wegen, veranlasste die Servitoren, den Anflugswinkel zu korrigieren. Das Schiff glitt durch die Orkflotte ohne sie auch nur eines Schusses zu würdigen. Sie würden zerstört werden, doch nicht heute. Eines der Begleitschiffe hatten sie schon verloren, doch das war ohne Belang. Einzig die Mission zählte.
    Eine weitere Erschütterung, dieses Mal stärker. Die Schilde würden diesem Beschuss nicht mehr lange standhalten. Das mussten sie auch bald nicht mehr, sie hatten die Abwurfkoordinaten fast erreicht.


    +++


    Es waren einfach zu viele.
    Mit einer großen Brandwunde kippte eine der Grünhäute von der Brüstung, nur um einer anderen Bestie Platz zu machen. Lola rammte ihr das Bajonett mitten in den Bauch, doch den Ork schien das kaum zu stören. Mit unbändiger Wut hieb er nach ihr und Lola schaffte es nur durch pures Glück den Schlagen auszuweichen. Das Beil, das der Xeno in der grobschlächtigen Hand hielt, war groß und plump, aber sie war sich sicher, dass allein die bloße Kraft es Monsters ausreichen würde, um ihr den Schädel einzuschlagen. Ein Sprung nach hinten verschaffte ihr genug Zeit, ihr Kettenschwert zu ziehen. Die Axt fuhr von oben herab und prallte auf Lolas Schwert. Funken flogen, als die Zähne des Sägeblatts auf das grude Metall der Orkwaffe prallten. Die Kraft der Grünhaut war erschreckend. Lola hielt ihr Schwert mit beiden Händen, um der feindlichen Gewalt wenigstens einigermaßen stand zu halten. Die Kontrahenten tauschten einige Schläge aus und die Savlarin spürte wie ihre Hände durch die wiederholten Schläge immer tauber wurden. Ihre Waffe wurde schwerer und schwerer. Der Ork musste ihre Schwäche wahrgenommen haben. Mit einem gutturalen Laut warf er sich auf sie. Dann verstummte die Bestie und fiel vornüber. Ein geschwärztes Loch wurde sich auf der linken Seite des Orkkopfs erkennbar und bildete mit dem kleineren auf der Rechten einen Tunnel durch den Schädel.
    Marikanes stand ein Stück abseits von ihr, das Gewehr immer noch erhoben. Er zwinkerte ihr kurz zu und legte dann wieder auf die anderen Orks auf der Mauer an. Lola nahm noch einmal einen tiefen Zug von den Stims in ihrem Respirator. Ihr Tunnelblick klärte sich ein bisschen. Um sie herum waren überall Kämpfe zwischen den wilden Grünhäuten und den savlarischen Soldaten ausgebrochen. Da jagte Brefal ein um andere Flammenzunge in die Orks. Dort trennte einer der Grünhäute Hekenson das Bein mit bloßen Händen ab, während Galeto mit seinem Lasergewehr auf den Xeno einschlug. Zawski lag blutüberströmt zwischen den Orks. Drei Einschusslöcher ragten in seine Brust. Faltes, ihr Leutnant, war vor ein paar Minuten zusammen mit einer Grünhaut die Brüstung runter gestützt. Armes Schwein.
    Überall herrschte das Chaos. Die Welt beschränkte sich auf dieses kleine Stück Stein auf dem der zweite Zug, verwundet und in einem Akt der Verzweiflung, sich gegen die grüne Flut stemmte.
    Mit ihrer Kleinen in der einen, und ihrem Kettenschwert in der anderen Hand stürmte sie auf den nächstbesten Feind zu, ihren Zorn ihm ins Gesicht brüllend. Wenn sie schon sterben sollte, dann wollte sie wenigstens so viele von diesen Bastarden mitnehmen.


    +++


    Das Schiff war in Position, geschwächt, aber dort wo es sein sollte. Das Feuer der Orkflotte prasselte auf die Schilde und ließ sie hell erleuchten. Um es herum scharrte sich die Eskorte und versuchte ihren Schützling vor dem Übelsten zu bewahren.
    Ein Tor öffnete sich auf der Backbordseite des Schiffs und drei Transporter, winzig im Vergleich zu seinem Träger, schossen aus dem Hangar.
    Als das Schiff seine tödliche Fracht überbracht hatte, spürte die Gestalt auf der Brücke einen Hauch der Erleichterung. Sein Auftrag war erfüllt. Nun musste sie sich um seine Flottille kümmern. Triebwerke zündeten wieder und der kleine Schwarm schob sich wieder aus dem Ring der Orkflotte. Sie hatten den ersten Sargnagel in platziert. Nun war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Orks verstanden, dass sie nicht gewinnen würden.


    +++


    Für einen kurzen Moment hörte die Welt auf zu existieren. Lola schüttelte den Kopf, um das betäubende Gefühl los zu werden. Sie lag auf dem Boden, wie die meisten auf der Mauer. In ihren Ohren lag immer noch ein Fiepen, das sie nicht gerieben bekam. Irgendetwas hatte sie zu Boden geschleudert. Sie konnte den Grund dafür erst nicht ausmachen bis sie nach Osten schaute. Sie wurde kreidebleich.≫ Beim Thron, scheiße…≪
    Dort, wo eigentlich das Haupttor hätte stehen sollen, klaffte ein riesiges Loch. Was auch immer eine solche Sprengkraft inne wohnte, es hatte das Torhaus einfach ausradiert. Einzelne Brocken aus Ferobeton brachen an den Rändern aus dem Mauerwerk und einzelne Körperteile lagen verstreut herum. Dann hörte sie ein Geräusch, welches immer lauter wurde. Es steigerte sich, bis sie verstand, was es war. Ein Kriegsschrei aus tausenden Kehlen.
    Lola raffte sich auf. Um sie herum erhoben sich die anderen Mitglieder ihres Trupps. Einzelne Schüsse wurden noch abgegeben, aber die Orks hatten nun einen anderen Ort gefunden, wie sie in die Makropole strömen konnten und interessierten sich nicht mehr für die Sturmleitern.
    ≫Durchbruch in Sektor D! Wiederhole! Durchbruch in Sektor D! Verdammt noch mal, was sollen wir tun?! ≪ Dyval brüllte in sein Funkgerät. Er war schweißgebadet und man konnte ihm die Angst vom Gesicht ablesen. Wütend fluchend schmiss er das Sprechgerät weg und schüttelte den Kopf. ≫ Nichts außer verwirrendes Geschnatter. Was sollen wir machen, Serg?≪ In Dyvals Gesicht lag völlige Ratlosigkeit, die sich in denen der Anderen widerspiegelte. Bevor Lola antworten konnte, polterte Marikanes los, ≫Was glaubt ihr? Wir reißen uns zusammen und treten diesen Xeno-Bastarden in den Arsch! Oder seid ihr ein Pack Glänzer, das Angst davor hat, dass ihre Rüstung schmutzig werden?≪
    ≫Nein!≪ brüllten die umliegenden Savlaren.
    Auf Marikanes Gesicht legte sich ein zufriedenes Grinsen ≫ Na dann packt euren Kram und lasst uns diesen Viechern einheizen!≪ und tatsächlich machten sich die wenigen verbliebenen Savlaren wieder bereit für den Kampf. Sie waren in vielerlei Hinsicht Hunde. Aber sie waren tollwütige Hunde.
    Lola war froh um die Worte. Marikanes wusste, wie er Soldaten motivierte trotz widrigster Umstände. Sie hatten ein Ziel, den Feind zu bekämpfen. Auch wenn sie chancenlos in der Unterzahl waren.
    Etwa zwei Dutzend Savlaren bahnten sich einen Weg über die Mauer bis zur Bresche, Marikanes und Lola an der Spitze. Sie zog sich noch mal eine Ladung Frozen rein, um ihre Nerven zu beruhigen. Sie hatte schon in einigen Schlachten gekämpft, aber so eine kleine Ladung Stimulanzien half ihr doch, einen kühlen Kopf zu bewahren.
    Der Durchbruch lag nicht weit entfernt von ihrer Position und sie konnte auf der anderen Seite schon andere Soldaten sehen, die auf die gleiche Idee wie sie gekommen waren. Sie feuerten von der Mauer auf die Orks in der Bresche herab.
    Viele Schüsse trafen ihr Ziel und einige Orks fielen, bevor in die Außenbezirke der Stadt eindringen konnten. Aber es reichte einfach nicht. Immer mehr Grünhäute kamen durch, kletterten über die Leiber ihrer Brüder, schossen und brüllten jubelnd. Sie schienen sich für die paar Menschen auf den Mauern kaum zu interessieren.
    Lola fluchte innerlich. Sie töteten einfach nicht genug und ohne Verbindung zum Oberkommando war ein organisierter Widerstand praktisch unmöglich. Eine Kugel streifte ihr Gesicht und riss sie wieder in die Realität. Ein paar Orks wollten sich wohl nun doch der nervigen Menschen auf den Zinnen entledigen. Sie erklommen die Trümmer hoch zur Mauer. Hier wurde einer von ihnen getroffen, dort löste sich ein Stein und riss mehrere der Bestien in den Tod. Trotzdem kamen immer mehr auf ihre Position zu.
    ≫Scheiße! Können diese Viecher nicht einfach verrecken!?≪ das war Galeto. Er hatte sich auf den Bauch gelegt und schoss über die Kante des Mauerbruchs. ≫Ich meine, hätten wir doch wenigstens Panzer, oder ein paar Geschütze, oder noch nen Regiment, was sich der Boss noch aus dem Arsch gezo…≪
    Lola unterbrach ihn ≫Galeto?≪
    ≫Was?≪
    ≫Halt die Schnauze und schieß!≪
    Galeto warf seinem Sargeant einen kurz einen wütenden Blick zu, legte dann aber wieder auf die Orks an. ≫Ich will doch nur sagen, dass wir ein verdammtes Wunder brauchen, wenn wir das hier überleben wollen.≪
    Lola hätte ihn in diesem Moment gerne zusammen gestaucht, doch dann sah sie Brefal, der mit zusammengekniffenen Augen in den Himmel starrte und auf einen kleinen Punkt am Himmel deutete. ≫Sarg? Kann das etwa sein, dass die Orks jetzt auch noch mit Fliegern kommen?≪
    Eigentlich hatten die Grünhäute ihre Luftangriffe eingestellt, da sie wegen der Hydren zu hohe Verluste erlitten hatten. Sollten sie nun in diesem Chaos jedoch doch Flieger einsetzten konnten sie auch gleich ihre letzten Gebete sprechen. Sie schaute in die Richtung, in die Brefal zeigte und musste die Hand vor die Augen halten, um nicht von der Sonne geblendet zu werden. Zunächst war nichts zu sehen, doch dann erkannte sie drei Punkte am Himmel, die erschreckend schnell auf sie zukamen. Sie erschauderte, als sie meinte, die Geschosse würden brennen. Ihr Körper zuckte, wollte in einem aussichtslosen Versuch auf die Flugobjekte anlegen. Doch dann erkannte sie die Bauweise und ihr Herz machte einen Sprung. Imperiale Flieger. Thunderhawks.
    In einem atemberaubenden Sturzflug hielten sie direkt auf den Durchbruch der Orks zu. Raketen lösten sich von den Tragflächen und schlugen in der Horde der Grünhäute ein. Wie Puppen wurden ihre Körper durch die Luft geschleudert und Jubel überkam die Verteidiger auf der Mauer. Kurz bevor die Thunderhawks auf dem Boden aufzuschlagen drohten, zogen sie steil hoch und umflogen das Kampfgebiet in weiter Schleife. Mit ohrenbetäubendem Lärm zog einer von ihnen nur wenige Meter von Lolas Position entfernt vorbei. Unter all dem Ruß von dem Atmosphäreneintritt meinte sie graue Farbe erkennen zu können.
    Die unverhoffte Hilfe beflügelte die imperialen Soldaten. Mit neuem Mut in der Brust warfen sie sich gegen die Übermacht, verlangsamten, stoppten sie sogar an einigen Stellen. Wer auch immer ihre Verstärkung war, Lola konnte spüren, wie die Hoffnung wieder in ihr keimte, diese Hölle doch noch zu überleben.
    Die Transporter beendeten ihre Schleife und flogen in enger Formation die Bresche wieder an. Das Geschütz auf einen der Thunderhawks landete mehrere Treffer in den Reihen der Orks, die noch an der Lücke in der Mauer waren. Erst wirkte es, als ob sie das Kampfgebiet erneut überfliegen wollten, doch dann bremsten sie abrupt ab und gingen über den Schlachtfeld in Stellung. Schwere Bolter erwachten zum Leben und zerfetzen Leiber, während sie langsam in den Sinkflug übergingen. Einer ging direkt bei dem frei gesprengten herunter, die anderen beiden senkten ihre Rümpfe als ob sie auf den Mauern landen wollten. Bei genauerem Blick wirkten die zwei auf den Mauern sehr viel bauchiger als ihr Flügelpartner, wie als ob sie noch etwas unter ihren Panzerplatten verbargen.
    Lola drehte sich zu dem Thunderhawk hinter sich um, neugierig zu erfahren, wer ihre Retter waren. Kurz bevor der Transporter aufzusetzen schien, öffnete er die Frontlucke und verharrte in der Luft. Schwaches grünliches Licht glimmte aus dem Innern. Wage Gestalten waren zu erkennen zu groß und breit für Menschen. Es waren Riesen und einer von ihnen starrte sie direkt an.
    Egal welche Stimulanzien sich noch bis eben in ihrem Blut befanden hatten, jetzt spürte sie nichts mehr davon.
    Jetzt spürte Lola nur noch Angst…



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    mfg
    Zerzano

    >>Träume ergeben erst einen Sinn, wenn man in der Realität für sie kämpft; wer sich aber nur an fremden Träumen bewegt, statt sein eigenes Leben zu leben, ist so gut wie tot.<<


    +++Motoko Kusanagi aus dem Anime "Ghost in the Shell: Stand Alone Complex"+++

    9 Mal editiert, zuletzt von Zerzano ()

  • Mondschatten

    Hat den Titel des Themas von „[40k] Athenes Krieger“ zu „Athenes Krieger [Astra Militraum]“ geändert.
  • Mondschatten

    Hat das Label [Astra Militarum] hinzugefügt