Stimmiges Charakterspiel

  • Hallo an alle Spielleiter und Spieler. Beim Spielen ist mir vor kurzem durch den Kopf gegangen, dass meine Spieler überhaupt nicht Hintergrundkonform spielen. Das ist natürlich nicht schlimm, weil wir alle viel Spass haben, aber nach einigem Überlegen viel mir auf, dass es ohnehin schwer wäre, wahre Personen aus dem 41. Jahrtausend zu spielen.


    Beispiel: Unsere Charaktere, begegnen einer Person die ganz klar böse ist und gegen das imperiale Gesetz handelt (Händler für Xenosartefakte). Vom Standpunkt eines gläubigen, treuen imperialen Bürgers, gibt es nur eine Möglichkeit: Dieser Ketzer muss ausgelöscht und seine Artefakte vernichtet werden. (Priester und Tech-Adept bei den Spielern).


    Rollenspieltechnisch, machen sie aber erstmal gute Miene zum bösen Spiel und handeln mit ihm. Die harte imperiale Doktrin die ja schon stark ins paranoide spielt, würde aber eher sagen, Flammer oder Melter raus und weg mit ihm.


    Zitat:
    Besser sterben tausend Unschuldige
    Als das ein Ketzer entkommt.


    Wer auf einer Imperialen Welt aufgewachsen ist, wird ja quasi zur Paranoia erzogen.


    Wie ist das in euren Runden?
    Wäre es mal reizvoll so zu spielen oder spielt ihr tatsächlich so nah am 40k Universum?
    Immer die Waffe in Reichweite, niemandem wirklich trauen überall Verrat und Korruption witternd?

  • Moinsen,
    interessantes Thema ist bei uns auch hin und wieder besprochen wird.
    An sich handeln wir meist recht Chrarakterkonform, wobei es natürlich auch abhängig ist, wen man spielt. Im besten Fall läuft es noch so, dass man demjenigen zumindest die Möglichkeit gibt, sich zu erklären. Wenn jedoch die Beweggründe nicht ausreichen und es unsere Mission nicht all zu sehr gefährdet wird so jemand auch mal platt gemacht. Aber wie gesagt, kommt immer auf die entsprechenden Charas an. Gerade im 40k Universum hat unsere Gruppe meist eher sowas in Richtung Renegaten, Piraten, imperiale Soldaten, die die Regeln etwas "offener" auslegen etc.
    Interessant finde ich jedoch auch den anderen Fall, wenn man eben sagt, ein Charakter hat gewisse Prinzipien wie Ehre oder Pazifismus, die eben verhindern, dass er jeden umbringt. Das gegen die Gruppe auszuspielen ist oft sehr anstrengend, hat jedoch einen gewissen Reiz, weil es oft einfacher ist, einen NPC einfach umzulegen. Sowas zu widerstehen ist nicht immer leicht, und wird auch hin und wieder böse Bestraft. Auf der anderen Seite bringt es aber auch hin und wieder große Vorteile, wenn aus dem Kontrahenten z.B. auf einmal ein Verbündeter wird.:D
    Insgesamt präferiere ich charaktertreues Spiel, auch wenn es hin und wieder zu bösen Diskussionen in der Gruppe führt. Wenn ein Charakter deswegen stirbt, ist das mMn auch nicht schlimm, solange der entsprechende Spieler aus seiner Überzeugung heraus so gehandelt hat und damit zufrieden ist.:D


    mfg
    Zerzano

    >>Träume ergeben erst einen Sinn, wenn man in der Realität für sie kämpft; wer sich aber nur an fremden Träumen bewegt, statt sein eigenes Leben zu leben, ist so gut wie tot.<<


    +++Motoko Kusanagi aus dem Anime "Ghost in the Shell: Stand Alone Complex"+++

  • Was denke ich viel reinspielt ist u.a der Hintergrund des Charakters! Und dann natürlich auch die "moralische" Färbung innerhalb der Truppe. Ganz besonders spannend finde ich es wenn man sich in einer Gruppe von Charakteren befindet welche allerdings, vileicht auch Kampagnenbedingt, schon leichte Anzeichen von Radikalismus zeigen. Allgemein eher dem Radikalismus zugeneigte Kampagnen finde ich ein sehr schönes Feld um auch die finstereren moralischen Aspekte von 40k auszuspielen, möglicherweise werden die Akolythen ja geradezu dazu genötigt. Und wenn dann mal ein NPC umgelgt wird bzw. nötigenfalls umgelegt werden muss....ja mei! Mein persönlicher Eindruck ist da das das 40k Universum in dieser Hinsicht eine sehr moralinfreie Haltung zu hat (dankeswerterweise!)


    Oder andersherum, man ist als Gruppe von Akolythen gewillt seinen gegenüber in sofern zu "opfern" indem man ihn als Versuchskaninchen für eine Dämonenbeschwörung "gebraucht". Entweder das Ritual funktioniert, oder es geht schief bzw. irgendetwas anderes passiert auf unvorhergesehene Weise. Wahnsinn- wie Verderbnispunkte kassieren dabei ALLE Beteilligten, möglicherweise sogar Tote. In einem Setting wie Warhammer 40k bzw. im RPG Dark Heresy lässt sich das nicht vermeiden. Das Universum ist da SEHR flexibel womit Menschen meines Schlages gut mit leben können:evil:


    Das Setting belohnt stimmiges Charakterspiel, faktisch wie moralisch, mit dem ein oder anderen Pluspunkt (welche dann der SL festlegen würde). In wie fern es einem die Gruppe verzeihen würde, gerade in den düsteren Weiten von Warhammer 40k, wenn man einen Charakter verkörpert welcher in mancher Hinsicht mit der Lore bewusst bricht um eben selbige mal aus einem etwas anderen Blickwinkel zu betrachten ist eine schwierige aber gerade deswegen auch reizvolle Fragestellung meines Erachtens.