ENDYMION Herzlichen Glückwunsch von Uns, der Jury.
2. Platz geht an: Nicht abgegeben...
3. Platz geht an: Nicht abgegeben...
Siegertext:
Erfroren
Der goldene Thron erfüllte ihn mit Kälte. So lange schon kroch sie in seinen Körper und schien auch seinen Verstand zu erlahmen. Fest verbunden mit der „Demut“ wachte Commander Elias van Diemen von seinem pompösen Kommandoplatz über die Trümmer seines Schiffes.
Ein halbes Jahrtausend hatte der alte Mann erlebt. Er hatte erlebt, wie Sternensysteme zerfielen, hatte eine Supernova beobachtet, Warpstürme überdauert und gesehen, wie riesige Gasnebel in der Weite des Alls sich an Sonnen entzündeten. Er hatte in den Jahrhunderten, die er sein Frachtschiff für den Mercantilus Camaronis durch das Segmentum Solar steuerte nur wenige Konstanten erfassen können. Zum Einen die Finsternis zwischen den Sternen, die wie ein dunkler Mantel den Schrecken des Warp verbarg und zum Anderen der Imperator, der stumm über das Imperium wachte. Menschen und Orte waren im Laufe seines Lebens so wechselhaft geworden, dass er sich nicht mehr die Mühe machte sich ihre Namen zu merken. Selbst seine Schiffsbesatzung war ihm fremd, und so bedauerte er auch ihr Schicksal nur wenig. Noch hatte er einige Servitoren, die die wenigen verblieben Pflichten der Besatzung erfüllen konnten.
Mit Wehmut dachte er an die Zeiten als er noch ausschließlich für den Mercantilus geflogen war. Die Requirierung seines Schiffes bei den Aushebungen für die Schlachtflotte Gideon war ein Einschnitt in sein gewohntes Leben, den er nicht verwinden konnte. Das Leben an Bord eines Frachters des Imperiums war schon immer mit großen Gefahren verbunden. Doch die Zwangsrekrutierung und der Einsatz in einen imperialen Feldzug war eine Herausforderung an das Schicksal. Van Diemen wusste, dass es kein gutes Ende nehmen konnte. Sein Schiff und sein Schicksal lagen in den Händen von Menschen, die ihn nicht kannten und deren Urahnen das Laufen erlernten, als er bereits untrennbar mit der „Demut“ verschmolzen war. Nie würden sie ihm den Rang eines Kapitän geben. Zu groß war ihre Verachtung für einen Mann, der seine Menschlichkeit zwischen Zeit und Raum verloren hatte.
Sein stolzes Schiff in imposantem schwarz und gold war ein sterbendes Wesen auf der Polkappe eines kleinen Planetoiden. Die Hülle vom Feindfeuer und dem Sturz auf das Eis an unzähligen Stellen gerissen. Der Rumpf würde durch die Bewegung des Eises bald zerquetscht werden. Es stimmte ihn traurig, dass die “Demut“, die dafür gebaut war der Kälte des Weltraums genauso wie den flammenden Eruptionen einer Sonne zu überstehen nun gebrochen den Elementen ausgeliefert war.
Er betrachtete die Aufnahmen der Servoschädel, die geisterhaft durch die Decks schwebten. Sie zeigten vereiste Servitoren, Korridore in trügerisch warmer Notbeleuchtung, Schneewehen an Stellen, an denen die Hülle gebrochen war und der eisige Wind in das Schiff drang. Und sie zeigten die Leichen. Erfrorene Gestalten, die verkrümmt versucht hatten vor der Kälte Schutz zu suchen, nachdem die Umweltsysteme des Schiffes zusammengebrochen waren.
Er sah den Leichenberg im Haupthangar. Das Deck glänzte vom gefrorenem Blut derer, die bei dem Absturz ums Leben kamen. Ihre verstümmelten und zum Teil verbrannten Leichen waren hastig zusammen getragen worden. Die Furcht vor den arktischen Räubern dieser Welt war zu groß, als dass man sie im Eis vor dem Schiff begraben konnte. Es hatte nichts genutzt.
Mit finsteren Erinnerungen betrachtete er die Bilder, die ihm ein Servoschädel aus dem Navigationsraum sandte. Obwohl die Optiken des Schädels mit Eisblumen besetzt waren, konnte van Diemen die grauenvollen Einzelheiten klar erkennen. Er konnte den Tank des ersten Navigators erkennen, der als rote Säule bis in die Decke reichte. In der von der Kälte erstarrten blutigen Flüssigkeit musste der missgebildete Körper stecken. Unweit des Tanks waren auf den Deckplatten die zerrissenen Überreste des jungen unglücksseligen Schiffskommissars zu erkennen. Er erinnerte sich mit Schaudern an die Schreie des Mannes, nachdem er den ersten Navigator wegen Verrates gerichtet hatte. Die Rache des zweiten Astropathen war fürchterlich. Ja, hier hatte der Irrsinn seinen Ursprung.
Das Brechen des Eises und der Schiffsrumpf, der unter dem Druck des Eises ächzte waren die einzigen Geräusche, die der Commander wahrnahm. Die Besatzung hatte das Schiff vor einigen Zyklen verlassen. Ohne frischen Proviant und die Aussicht auf Rettung hatten die letzten überlebenden Offiziere beschlossen die wenigen Chimären, die aus dem Wrack intakt geborgen werden konnten, zu beladen und sich einen Weg in gemäßigtere Regionen zu suchen, bevor die Soldaten und die Besatzungsmitglieder zu schwach dafür wurden. Doch der van Diemen hatte dem Vorhaben nie eine Chance gegeben. Das Packeis mit seinen Pressrücken und Eismonolithen war ein endloses Labyrinth. Die Maschinen froren ein, wenn sie nicht permanent liefen. Doch die Treibstofflager an Bord des Schiffes waren bei dem Absturz geborsten und so war vieles verloren gegangen. Der Plan der Offiziere hatte eine Chance, aber nur, wenn die Temperaturen stiegen.
Van Diemen seufzte. Die Zeit hatte ihm Recht gegeben. Die Temperaturen waren nicht gesunken. Zu lange schon war es her, dass die Soldaten und die Überlebenden seiner Besatzung aufgebrochen waren.
Er fragte sich, wann es gewesen war, dass einer seiner Servoschädel in einer sternenklaren Nacht einige Soldaten und Besatzungsmitglieder nur wenige hundert Meter vom Schiff erfroren fand. Sie mussten ihren Plan aufgegeben haben und waren bei ihrer Rückkehr so kurz vor dem Ziel doch noch der Kälte anheim gefallen.
Durch die Augen eines Servoschädels betrachtete er auf dem Maschinendeck den Plasmagenerator, den die beiden Techadepten tief im Herzen des Schiffes geschaffen hatten. Über und über mit Sigillen behängt erleuchtete er das Deck. Im Schatten lag der große Hauptreaktor, der durch den Beschuss im Angriffsflug zerstört worden war. Er sah sich die beiden Adepten, wie sie zum Gebet an ihren Maschinengott auf den Knien erfroren waren. Ihre rote Gewandung war steif gefroren. Reif lag auf ihren augmetischen Gesichtern.
Sie hatten ihr Leben für die Maschine gegeben.
Wenn der Generator den Kampf gegen Verschleiß verloren oder seine Reaktionsmasse aufgebraucht hatte, würde das blaue Leuchten um Herzen des Schiffs verlöschen und die „Demut“ würde van Diemens Gruft werden.
Bis dahin würde van Diemen majestätisch auf dem goldenen Thron des Kapitäns überdauern und von den Sternen träumen.
Ich finde dieses Geschichte hat das Thema sehr gut getroffen. Meinen Glückwunsch nochmal, auch wenn ich es schade finde das du nur gewonnen hast, weil kein anderer Abgegeben hat.
*Hoffnungsvoll auf Nytaine blick* My Lady ihr Einsatz bitte. *Mich schwungvoll verbeug*
Mit freundlichsten Grüßen
Bruder Hellfire aka Luca Reimer.