Samuels Höllentrip Kapitel III

  • Kapitel 3
    trügerische Ruhe




    Die Glorreiche Jagd und die Stern von Velt fielen in der Umlaufbahn das 6ten Planeten, flankiert von zwei bulligen Transportern, in den Normalraum zurück. Das Ziel der Expedition, der dritte Planet, lag nur 13 Stunden entfernt, und der Wahrung des Überraschungsmomentes zuliebe gaben beide Schiffe trotz ihrer, soeben erlittenen Schäden, vollen Schub Richtung Ziel.



    "Maschinenraum! Wie siehts aus da unten?" Samuel hielt sein Ohr an das Ende des Rufrohres in Erwartung einer Antwort.
    "Ähhhh... schwer zu sagen Käp'tn"
    Die Antwortende Stimme war vom Wiederhall des Rohres derart verzerrt, das ihr Besitzer nicht zu ermitteln war.
    "Loki? Bist du das?!"
    Samuel war noch benommen von dem turbulenten Wiedereintritt.
    "Loki ist tot, Sir. Ich bin Erik"
    Ja, Loki war tot. Samuel erinnerte sich wieder. Der Magos, Die Servitorn, die den Makel des Warp trugen... Lokis zerfetzter Leichnahm auf dem Gang, der Kampf um die Warpturbinen.


    Er schüttelte den Kopf und sammelte sich mental. Sein Blick lief über die Brücke und seine geschäftige Crew. Er beugte sich wieder zu dem Rufrohr hinab.
    "Bringt die Triebwerke wieder in Ordnung!"
    ein gedämpftes 'Aye' drang von unten herrauf und Samuel beendete die Unterhaltung indem er zwei mal mit seinem Ring gegen das Rohr klopfte.


    Dieser Warpsprung hatte ihn gelehrt warum man nur bis an den Rand eines Systems und nicht direkt hinein sprang- und niemals, unter keinen Umständen würde er diese Erfahrung vertiefen wollen!
    Sein Schiff war beinahe auseinandergebrochen, der Navigator, der glücklicherweise (wie sich nun herausstellte) nich Starrakus war, lag im Koma und die Mannschaft, so wie er selbst, war mental derart mitgenommen, daß sie im Falle eines Überraschungsangriffs nun beinahe Wehrlos währen.
    Genug Gründe soetwas nicht zu wiederholen.



    Woche 4, Tag 5,
    Der Wiedereintritt hat leichte Schäden an Triebwerken und Schilden verursacht, die zur Stunde noch repariert werden. Lokis Posten wird nun von Erik Vanderhall eingenommen, ebenfalls ein fähiger Maschinist, der zusätzlich durch den Magos unterstützt wird. Wir sollten also bis zum Ziel voll Einsatzbereit sein.
    Mein Navigator, Starrakus, hat zu meiner Erleichterung wie ich nicht von seiner Selbstmordpille gebrauch gemacht. Nichtsdestotrotz erkenne ich den Vorteil soetwas zu besitzen und habe meine behalten.


    Die Transporter und unser Begleitschiff (welchem ich weiterhin mit Mißtrauen begnegne) haben ebenfalls nur leichte Schäden erlitten und meldeten ebenfalls ihre volle Einsatzbereitschaft.


    In zwei Klicks werde ich die Eskorten und Jagdschwadronen starten lassen. In ca drei Klicks erreichen wir dann den Orbit um >Zensiert< und werden die Landungsboote abwerfen.
    Ich hoffe mein schweigsamer Arbeitgeber informiert mich VORHER über die Mission!
    Es fällt mir schwer ein Expeditionskorps zusammenzustellen ohne zu wissen wofür eigentlich!



    "Wunderschön! Einfach Atemberaubend!"
    Als quasi im Eis geborener Valhalaner war Ollig mehr als begeistert von dem Anblick der sich der Brückenbesatzung bot.
    "Mhhh. wenigstens wissen wir jetzt welche Ausrüstung wir brauchen."
    Samuel dagegen hasste Eiswelten. Zu kalt für seinen Geschmack und wenn man die Heizung mal aufdrehte fiel einem für gewöhnlich die Decke in Tropfenform auf den Kopf.
    "Ollig, laß die Männer antreten und die Boote besetzen. Sorg dafür das sie auf maximalen Widerstand vorbereitet sind. Ich werde mit dem Magos sprechen und dann zu ihnen stoßen. Behalt den Kreuzer im Auge", Samuel deutete auf das mutmaßliche Piratenschiff "und mein Schiff in einem Stück!"
    Ollig tat natürlich wie ihm gehießen wurde. Samuel hätte ihn auch gern mit dabei gehabt, aber hier oben auf der Schiffsbrücke war er einfach von größerem Nutzen. Der einzige, dem Samuel wirklich zutraute sein Schiff zu kommandieren.

  • Nachdem Gespräch mit dem Magos war Samuel auch nicht viel schlauer aber wenigstens wusste er jetzt, was die nächsten Stunden von ihm erwartet wurde: Sein Expeditionskorps fungierte als Brückenkopf und sollte die Umgebung sichern. Dem Magos lag viel daran, daß Samuel die vorgeschriebene Zeremonie der Inbesitznahme auf der Planetenoberfläche durchführte. Eine Pflicht, der jeder Freihändler oder Expediteur nachzukommen hatte wenn er eine neue Welt betrat.
    Als wenn es ausreichen würde ein Banner in den Boden zu rammen um eine Welt zu erobern... Samuel hatte diesen Pomb immer schon als aufgeblasen und lächerlich betrachtet. Nun ja, nun würde er es doch einmal machen müssen. Er würde nicht sterben davon.
    Aber es machte ihn doch ein wenig nachdenklich das der Magos ausgerechnet darauf bestanden hatte.
    Wie dem auch sei, sein Teil des Kontrakts schien sich auf diese Inbesitsnahme zu beschränken- was Samuel nur recht war.
    Danach würden die Transporter ihre Ladung abwerfen und ca 3000 Soldaten und 26 Panzerfahrzeuge den Landungsplatz weiter sichern.
    Der Magos käme mit seiner (bzw Samuels) umgebauten Landungsfähre und einer Horde Kampfservitoren herunter und würde irgendein Artefakt bergen, welches er mit eben dieser Fähre auf die Glorreiche Jagd brächte.


    Was Samuel nicht aufhörte zu beschäftigen war die enorme Feuerkraft die anscheinend vonnöten war, und er hoffte dies wäre auf den allseits bekannten Perfektionismus der Mechanicus Priester und besonders der uralten, verschrobenen Tech-Magi, wie der Magos einer war, zurückzuführen.
    Zumindest wurde definitiv Widerstand erwartet. Hoffentlich nicht genug um einer Streitmacht dieser Größe gefährlich zu werden...



    "ACHTUNG!"
    200 Paar Kampfstiefel ließen den Hangarboden erzittern.
    Samuel hatte ihn soeben betreten und den Befehlshabenden Offizieren seiner Privatarmee die Mission erklärt.
    Im Hintergrund ließ ein Pensionierter, ehemaliger Garde Ausbilder die rund 200 angetretenen Männer und Frauen auf Teufel komm raus exercieren.
    "Gewehr bei... Fuß!"
    200 Gewehrkolben verursachten ein ähnliches Geräusch.
    "Präsentiert daaaas..."
    Samuel unterbrach den Offizier, da er einen Tinitus befürchtete würde er ihn weiter seine alten Garde-gepflogenheiten ausleben lassen.
    "Aufsitzen!"

  • Im All gibt es keine Geräusche, oder wie ein altes Sprichwort sagt: Dort hört dich niemand schreien.
    So glitten die 5 schweren, einem stachelbewehrten Barracuda gleichenden, Landungsboote, umschwirt von dutzenden Begleitjägern, lautlos aus ihren Ruheplätzen am Bug der Ausgleichenden Gerechtigkeit.
    Samuel hatte im Cockpit des zweiten Landungsbootes Platz genommen und versuchte die Eskortschiffe seiner Xenosöldner zu erspähen. Bei den unglaublichen Entfernungen, die im Raumkampf noch als "nah dran" bezeichnet werden, ein nahezu Sinnloses Unterfangen.
    Und doch, er war sich sicher den Burellianischen Scoutliner dort hinten, knapp über der bläulichen Rundung des Planeten, dem er mit 950 Km/h entgegenfiel, anhand seiner glitzernden Oberfläche ausmachen zu können.
    "Wie lang noch!?"
    "Bis zur Oberfläche? Keine fünf Minuten Käp'tn."
    "Mach vier draus!", Landungstruppen waren während des Anlandens am verwundbarsten, auch wenn der Magos behauptet hatte es würde kein Abwehrfeuer geben, so wollte Samuel doch so schnell wie möglich diese Phase hinter sich bringen. Das schlechte Gefühl in seinem Bauch war nicht auf den holprigen Flug im Landungsschiff zurückzuführen, für eingefleischte Raumfahrer kaum mehr als ein Ärgernis, vielmehr versuchten Jahre der Erfahrung und angeborene Instinkte ihm, mittels seiner Eingeweide, unmißverständlich klar zu machen, daß sie es für keine gute Idee hielten auf diese Welt zu springen. Nun ja, sie mußten auch keinen Sold an seine Mannschaft entrichten, oder ein Schiff betreiben, und so stürzte Samuel Cristobus diesem Eisball entgegen, unwissend was ihn nun wirklich erwartete.



    "Achtung! Festhalten!", warnte der Pilot über Bordkomm, dann setzte die 140 Tonnen schwere Fähre mit einem Ruck auf, der jedes Mitglied an Bord augenblicklich schrumpfen ließ.
    Mit einem Markerschütternden Quitschen und Kreischen öffneten sich die Ausstiegsklappen gemächlich, und was ein Beeindruckendes Zurschaustellen Imperialer Offensivfähigkeiten mit dem üblichen Geräusch hunderter rennender Stiefelpaare ,durchmischt mit gebrüllten Befehlen und startenden Motoren, werden sollte, wurde zu einem quälend langsamen Prozeß, als zuerst nur einzelne Soldaten, dann Paare, dann drei auf einmal, sich durch die, sich langsam öffnende, Spalte der Tore drücken mußten.
    Bis jede Fähre ihre Fracht inklusive der Fahrzeuge abgesetzt hatte, und wieder startbereit war, vergingen genau 16 Minuten und 34 Sekunden. Wäre Samuels kleine Armee direkt auf Widerstand gestoßen, es hätte nicht gut für sie ausgesehen.
    Er war nur froh, das niemand außer seinen Leuten dieses Trauerspiel mitangesehen hatte, und nahm es als weiteres, eindeutiges Zeichen, das sein Schiff eine sehr intensieve und natürlich gleichermaßen teure Wartung benötigte.
    Seine Umgebung begutachtend fragte er sich abermals was der Magos hier wollte.
    Um den geschwärzten Ort der Landung war nur das Weiß und Blau des Schnees zu sehen. Berge, deren Gipfel in einer tiefen Wolkendecke verschwanden, ragten zu allen Seiten des Tals, in dem sie gelandet waren, wie eine weiße Mauer empor. Ein leichter Vorhang nieselnder Schneeflocken erschwerte die Sicht, und in Verbindung mit dem eintönigen Hintergrund würde alles mit einer halbwegs guten Tarnung nach fünfzig Metern wahrscheinlich nicht mehr zu sehen sein. Er selbst und seine Leute dagegen standen in einem über drei Kilometer durchmessenden schwarzen Fleck, der zwar langsam unter frischem Schnee bedeckt wurde, aber die nächste halbe Stunde hindurch wie ein optisches Leuchtfeuer wirkten mußte.

  • "Perimeter sichern und Augen offenhalten! Wo ist mein Banner?!"
    "Hier Kapitän Cristobus."
    Die Stimme des jungen Offiziers bebte förmlich vor Ehrfurcht und freudiger Erwartung, die bevorstehende Zeremonie mußte ihm wie ein Höhepunkt seines Lebens vorkommen- Eine neue Welt in das glorreiche Imperium einzugliedern und das Wort des Imperators zu verkünden- Jugendliche sind noch recht leicht zu beeindrucken.
    "Ich, Samuel Cristobus, Kapitän und rechtmäßiger Inhaber eines Freibriefs nach imperialem Handelsgesetz, autorisiert durch die ewige Gilde der freien Kapitäne in Seinem Namen zu sprechen.....", begann Samuel die vorgeschriebenen Worte zu rezitieren, die Stimme in feierlichem Tonfall geprägt und die Brust vor Stolz geschwelt, um auch ja jedem der zusah das Gefühl zu geben, das er es ernst meinte.
    "...nehme hiermit diese Welt in Besitz! Zum Ruhme des Imperators, der Macht des Imperiums und dem Wohle der Menschheit!"
    In den Gesichtern seiner Männer erkannte er das fast alle tief bewegt waren. Mit einem kräftigen Stoß rammte Samuel die Bannerstange in den gefrorenen Untergrund.
    Ein orangenes Leuchten von unter der Eisoberfläche zeugte davon, daß der Verankerungsmechanismus in der Bannerstange sein Werk tat und glühende Fühler wie Wurzeln in alle Richtungen ausfuhr. Kleine Melterladungen hätten unter normalen Umständen den Untergrund aufgeschmolzen und fest mit dem imperialen Hoheitszeichen verbunden. Auf einer Eiswelt war der Mechanismus von weniger permanenter Wirkung.
    Ein seichter Windstoß ließ das Blaugrüne Banner Majestetisch aufwallen und niemand konnte nun mehr die feierliche Wirkung des Momentes bestreiten. Auch nicht Samuel, der sich fragte warum er das nicht schon früher gemacht hatte. Die positive Auswirkung auf die Moral war offensichtlich, der Pomb gab den Männern das Gefühl an etwas großem Teilzuhaben.
    Etwas Ehrenvollem.
    Vielleicht war das auch durchaus der Gedanke der dahinter stand. Weniger die formelle Inbesitznahme, vielmehr der Effekt auf die unmittelbar beteiligten, die so ein Stück Heimat und gefühlte Sicherheit mit auf die fremde Welt brachten und sie nicht nur mit Waffen, sondern auch mit dem Herzen eroberten.
    Samuel sah das wehende Banner nun in einem anderen Licht.
    In Gedanken versunken blickte er den Stoffstreifen einige Augenblicke lang an, und fragte sich...


    ... wo dieses Loch plötzlich herkam. Ca 3cm im Durchmesser und fast genau in der Mitte hätte es ihm doch bereits zuvor auffallen müssen. Eine Windböe später waren es sogar zwei Löcher!
    Es dauerte einige weitere Augenblicke bis Samuels Hirn die Fakten ausgewertet hatte und seinem Bewußtsein eine alarmierende Konsequenz mitteilte...
    "Wir werden angegriffen!", rief er während er in Deckung sprang.
    Mit einem Mal brach die Hölle los, und es kam alles so plötzlich wie heftig.
    Mehr als zwanzig Männer waren sofort tod bevor der Rest überhaupt reagieren konnte. Das Expeditionskorps wurde mit Waffen angegriffen, die kein Geräusch verursachten und nicht sichtbar waren, aber wer getroffen wurde der fiel wo er war.
    "Schießt doch zurück verdammt!"
    "Wodrauf denn?!"
    "Egal verdammtnochmal! Beim Imperator gebt Feuer!"