[PoF] "Lord of Faith Artair Neto" (Koloss)

  • Als der Krieg begann, hatte sein Vater sich zum Militärdienst gemeldet. Angus wollte mitgehen, doch sein Vater hielt ihn zurück.
    „Du wirst nicht vor deinem Alten sterben!“, hatte er durch das große Herrenhaus gerufen.
    Angus aber blieb dabei. „Wir werden nicht sterben, wir werden unsere Welt retten! Was kann uns schon aufhalten?“
    Das Gesicht seines Vaters hatte sich daraufhin im Zorn verzogen. „Du weißt nichts vom Krieg, nichts vom Chaos, nichts vom Leid…“
    Die Erfahrung von einem Leben im Dienste der Imperialen Armee, welches im Alter von 45 Jahren mit einem Stück Land und einer Ehrenauszeichnung endete, spiegelte sich in diesen Worten wieder. Der Junge ließ sich immer noch nicht abwimmeln.
    „Aber wir…“ Die Faust des Vaters traf hart auf die Wangenknochen von Angus. Alles um den Jungen verschwamm zu einem rot-schwarzen Schleier.


    Als er wieder zu Bewusstsein kam, spürte er sofort den Schmerz in seiner linken Gesichtshälfte. Seine Mutter saß neben ihm, das Gesicht in den Händen verborgen. Erst jetzt realisierte er was passiert war. Sein Vater war fort, er hatte ihn niedergeschlagen um ihn zu schützen. Von fern her dröhnte das Gebrüll der Artillerie zu ihrem Haus. Angus stand auf und spuckte das Blut aus seinem Mund in das Waschbecken der Küche. Als er etwas Weißes zwischen dem ganzem dunkelrot aufblitzen sah, merkte er, das ihm Zähne ausgeschlagen wurden. Unbändiger Zorn auf seinen Vater erfüllte ihn.
    „Wie konnte er nur… dieser verlogene Hund!“
    Dieses Mal war er es, der durch das Haus brüllte. Angus griff in seiner Wut nach einer gläsernen Vase und warf sie unter lautem Klirren aus dem Fenster. Seine Mutter rannte wimmernd in den zweiten Stock des riesigen Hauses. Völlig erschöpfte sackte Angus auf das große, mit Leder bespannte Sofa. Sein Kopf, durch die Arme gestützt, war bis zum Bersten mit allen möglichen Gedanken gefüllt. Er hatte unerträgliche Kopfschmerzen, ob durch den Schlag oder die Aufregung konnte er nicht sagen. Langsam versank er in seine Gedanken.


    Plötzlich riss ihn ein lautes Zischen aus seinen Gedanken. Er blickte völlig verwirrt aus dem Fenster. Am Horizont erstreckte sich ein riesiges Lager und dutzende lange Schornsteine erhoben sich schräg in den Himmel.
    „Nicht Schornsteine…!“, stöhnte Angus als er die Artilleriegeschütze als das erkannte, was sie waren.
    Die obersten Stockwerke des Herrenhauses explodierten, als das Tremorgeschoss durch seinen Zünder zur Explosion gezwungen wurde. Angus wurde herausgeschleudert und landete unsanft im kleinen Gemüsegarten auf der hinteren Seite des Hauses. Er war mit Blut verschmiert, spürte aber keinen Schmerz. Sein Blick wanderte zum zerstörten Haus. Der dritte Stock war verschwunden und große Teile des zweiten Stocks brannten. Der erste Stock, der nur aus Backsteinen bestand, war größtenteils intakt, aber völlig unbewohnbar. Er hatte keine Ahnung was ihn rausgeschleudert hatte und warum er noch lebte. Langsam kehrte jedoch seine Wahrnehmung wieder und er spürte gewaltige Schmerzen. Zum zweiten Mal verschwamm alles zu einem rot-schwarzen Schleier. Diesmal wusste Angus aber, dass er sterben würde.


    Angus Augen öffneten sich ein kleines Stück. Das Licht von hellen Halogenstrahlern tauchte alles in einen hellen, gelb-weißen Schein, der perfekte Kontrast zu dem rot-schwarzen Schleier von vorhin, dachte er belustigt. Dann wurde ihm alles klar und er erfasste alles.
    „Er ist wach!“, hörte er eine helle und angenehme weibliche Stimme sagen.
    „Doc, überwachen sie seine Werte weiterhin…“, erwiederte eine harte Männerstimme.
    „Sie wollen doch nicht schon mit dem Jungen reden?“, fragte die Frau verwundert.
    „Mir geht’s wieder einigermaßen…glaub ich“, meldete Angus sich nun selbst zu Wort. Der Mann kam zu ihm herüber und machte ein paar Untersuchungen. Er hatte eine alte und verschliessene Jacke der PVS an, ebenso wie alle anderen im Raum.
    „Wo bin ich?“, wollte Angus immernoch etwas benommen wissen.
    Der Mann setzte sich auf einen einfachen Klappstuhl neben seinem Bett und begann zu erzählen.
    „Du bist im Keller deines Hauses… es ist nun Ausgangsbasis für eine kleine Rebellengruppe. Und von diesen Gruppen gibt’s noch ´n ganzen Haufen überall auf unserer Welt.“ Sein Gesicht verzog sich säuerlich.
    „Wir wurden innerhalb von drei Tagen völlig besiegt. Das Chaos bekämpfte uns mit allem, der ganze Warp schien gegen uns zu sein.“ Alle anderen im Raum, die Sanitäterin und vier gut gebaute Männer, schauten wütend zu Boden und einige kauten auf ihren Lippen.
    „Jetzt haben wir, die überlebenden Soldaten und andere Getreuen des Imperators, einen Untergrund aufgebaut und dein Vater war der Befehlshaber dieser Gruppe. Er wurde jedoch vor einer Woche gefangen genommen und exekutiert. Er war der Oberbefehlshaber des nördlichen Widerstands und seine Hinrichtung wurde in allen Makropolen ausgestrahlt…“ Angus konnte nicht erfassen, was ihm hier vorgesetzt wurde. Der Planet war gefallen, sein Vater war tot und sein Haus hatte einen Keller.
    „Wie lange haben ich geschlafen?“, wollte er verwirrt wissen. Für ihn war es wie eine einzige Nacht.
    „Drei Wochen Koma und danach nochmal 20 Tage Schlaf. Dein Vater hat jeden Tag mit dir gesprochen…“, erklärte die Sanitäterin ihm.
    „Das habe ich gehört… ich habe alles mögliche geträumt. Und jetzt ist er tot?!“, sagte er mehr zu sich selbst als zu den Anwesenden.
    „Führe sein Erbe weiter und helfe dem Widerstand! Das Imperium wird es dir danken“, bat der Mann, der neben ihm saß. Plötzlich rasten die letzten Bilder vor seiner Bewusstlosigkeit in Angus Gedächtnis.
    „Was ist mit meiner Mutter?“, rief er durch den Raum. Der Mann sah fragend zur Frau rüber, diese schüttelte nur den Kopf.
    „Wir haben nur dich gefunden…“


    Nach ein paar Tagen war er wieder bei Kräften. Das Kellersystem bot mehr Platz als das gesamte Haus darüber. Es war mit Schießständen, Kontrollräumen und Vorratskammern ausgestattet und völlig unsichtbar für den Feind. Angus' Grundausbildung wurde von Airon Trycer geleitet, dem Mann, der ihm alles erzählt hatte. Für einen Zwöfljährigen war das Training schwer, aber er lernte schnell und nach ein paar Wochen beherrschte er das Schleichen und das leise Ausschalten beinahe perfekt.
    Seine ersten Einsätze waren Erkundungsmissionen, ab und zu sabotierte die Gruppe ein Promethiumlager oder eine Fabrik. Alles erfolgreiche Einsätze und die nördlichen Rebellen hatten kaum Verluste. Die Moral war gut, verschlechterte sich aber, als bekannt wurde, dass die nordöstliche Gruppe komplett ausgelöscht wurde. Airon hatte daraufhin einen Munitionsbehälter durch den halben Versammlungsraum geworfen.


    Nach einem weiteren Monat und einer stetig abnehmenden Zahl von Einsätzen wurde es auf einmal hektisch im Kontrollraum. Die ganze Gruppe versammelte sich in dem kleinen Computerraum und starrte gespannt auf den größten Bildschirm an der Wand. Es war eine verschlüsselte Nachricht von ihrem Spion. Angus übersetzte sie für sich selbst.
    „Astartes-Flotte gesichtet, keine Ketzer. Invasoren in Aufruhr. Versuche soviel zu stören, wie ich kann. C.“
    Einige Männer jubelten, andere weinten vor Erleichterung. Auf ihrem kleinen Planeten gab es die perfekten Voraussetzungen für die Herstellung von Adamant. Viele erwarteten eine Offensive der imperialen Armee, nur wenige wagten jedoch überhaupt von Space Marines zu träumen. Angus erlaubte sich ein erleichtertes Stöhnen. Airon drehte sich um und sprach mit lauter Stimme zu seinen Leuten.
    „Lasst uns diesen Ketzern in den Arsch treten! FÜR DAS IMPERIUM!“
    Die Gruppe brüllte einstimmig zurück.


    Die Rebellen sabotierten und zerstörten was sie konnten. Die Invasion kam immer dichter und einige Scouttrupps nahmen Kontakt zu den Rebellen auf. Das Aufeinandertreffen von Rebellengruppe Nord und den Scouts verlief jedoch etwas chaotischer.
    „Sir, Ketzer-Transporter auf der Hauptstraße…ihm folgen drei weitere… alles sehr schnell. Sieht nach ´ner Verfolgungsjagd aus! Sie sind in zehn Minuten am Haus“, meldete der junge Mann am Kontrollpult.
    Airon starrte auf den Bildschirm und fasste einen waghalsigen Entschluss.
    „Team 1 bereitmachen, vier Raketenwerfer mitnehmen! Wir machen ein kleines Grillfest…“
    Fünf Minuten später lagen die sieben Männer des ersten Teams in den Ruinen des Herrenhauses. „Zielt auf die hinteren…“, flüsterte Airon ins Kom. Angus lag neben ihm, den schweren Raketenwerfer unter einem Tarnmantel auf der Schulter.
    Der vordere Transporter kam in Sicht, kurz dahinter die drei Verfolger. Die vier Raketen rasten mit lautem Zischen am ersten Transporter vorbei und verwandelten die folgenden in einen riesigen Feuerball. Laute Jubelrufe schallten durch den verschlüsselten Kom-Kanal.
    „Ruhe Team…“, zischte Airon gereizt. Die Männer verbargen die Raketenwerfer in den Trümmern des Herrenhauses und schlichen mit Automatikgewehren im Anschlag nach draußen. Dort standen schon der Transporter und fünf Riesen in den Gewändern der Chaossicherheitskräfte. Sie hoben langsam die Hände, als sie die sieben Männer sahen. „Pax Imperialis! Ich habe gehört hier gibt es Rebellen des Imperiums?“, dröhnte es aus dem Helm des Mittleren. Die anderen vier nahmen wie auf Kommando die Helme ab und zeigten ihre engelsgleichen Gesichtszüge, mit den Adlertattoos über dem linken Auge.


    Die fünf Space Marines saßen im Versammlungsraum der Rebellen, die schwarz-grünen Tarnanzüge, statt den Ketzergewändern tragend.
    „Ich bin Airon Trycer, Anführer der Rebellentruppe Nord. Wie kann ich den Helden des Imperiums helfen?“ Er verbeugte sich förmlich.
    „Ich bin Sergeant Klarius. Wir haben den Auftrag, den Planeten zu erkunden und Kontakt zu den Rebellen herzustellen… ich denke, das ist mir wenigstens gelungen“, erklärte der Sergeant mit tonloser Stimme. „Und es würde mir helfen, wenn wir diese Förmlichkeiten hinter uns lassen könnten, die Zeit dafür haben wir nicht!“ Airon nickte zustimmend. „Aber wie kann der Widerstand behilflich sein?“
    „Indem er garnichts macht! Wir können keine Details der Invasion an euch weitergeben und Vertrauen könnt ihr auch nicht verlangen. Ihr seid für uns quasi Ketzer und wenn eines der Scoutteams nicht antwortet, werden die anderen Teams abgeholt und der Planet einem Exterminatus unterzogen.“
    Alle Rebellen waren geschockt und brachten kein Wort raus.
    „Ihr mutiertes Dreckspack!“, fauchte einer der Männer, doch Airon sorgte dafür, dass kein Konflikt entstehen konnte, der schuld am Ende des Planeten sein könnte. „RUHE! ALLE!“
    Wieder zu den Astartes gewandt, sagte er mit ruhiger Stimme: „Gut, die Karten liegen auf dem Tisch und eure Begründung ist einleuchtend.“
    Die Astartes nickten leicht lächelnd und standen auf. Auf das fragende Gesicht Airons erwiederte der Sergeant: „Wir müssen weiter!“


    In den nächsten Tagen kam ein ganzer Berg Information von den Spionen zusammen. Airon setzte eine Versammlung der Rebellen an, um die aktuellen Ergebnisse zu besprechen. „Die Ketzer haben Angst, sie bitten den Warp um Verstärkung. Hier und da ein paar Sabotageaktionen und wir werden siegen!“, verkündete Airon optimistisch.
    „Ich denke wir sollten ruhig bleiben. Wenn wir jetzt zum Beispiel ein Depot vernichten, das der Feind verteidigt, kann es passieren, dass er abrückt. Und wenn die Space Marines dann ihre Armeen absetzen, finden sich nur verminte Ruinen“, erklärte Angus ruhig. Einige Männer nickten zustimmend.
    Airon war jedoch nicht der Meinung. „Sollen wir den ganzen Ruhm diesen gepanzerten Riesen überlassen?“
    „Hier geht es nicht um Ruhm! Hier geht es um unsere Welt!“, fauchte Angus wütend.
    „Es geht immer um Ruhm! Vielleicht sollten wir zum Chaos wechseln?! Uns gegen die Imperialen stellen!“ Airons Augen leuchteten urplötzlich vor Wahnsinn und Gier. Alle Rebellen sahen erschrocken zu ihm. Angus erkannte den Verrat des ehemaligen Anführers und zog seine Pistole. Er zielte direkt auf den Kopf Airons. Dieser stand jedoch nur auf und entledigte sich von seiner Kleidung. Auf seinem Bauch prangte ein riesiger Chaosstern aus Narben. Alle Anwesenden griffen zu ihren Waffen und waren bereit ihren ehemaligen Anführer zu töten. Die Luft war bis zum Zerreißen gespannt und jeder schwitzte bereits. „Wie konntest du nur?“, fauchte Angus enttäuscht. Doch Airon verstand ihn nicht mehr. Sein lautes, schrilles Lachen durchflutete den Raum.
    Einer der Männer, der als Inquisitionsgardist gedient hatte, sprach aus, was alle dachten.
    „Er ist besessen!“
    Auf einmal erhob sich der Körper von Airon in die Luft und die Narben leuchteten lila. Alle Rebellen handelten instinktiv und begannen zu schießen. Airon erzitterte unter den Einschlägen der Patronen und Laserstrahlen und sackte schließlich leblos zu Boden. Angus eilte aus dem Raum und zog dabei den Kom-Soldaten mit. Als sie im Kontrollraum standen, deute Angus auf den Platz vor dem Computer.
    „Vefolg den Funkverkehr zurück. Wenn du etwas findest, das darauf hindeutet, dass Kontakt zum Chaos hergestellt wurde, stellst du sofort Verbindung zur Astartesflotte her…egal wie!“ Der Soldat machte sich sofort an die Arbeit.
    Wieder im Konferenzraum, begutachtete er die Leiche. Sie war kaum zu erkennen, so stark hatten Blei und Licht ihr zugesetzt. Der ehemalige Inquisitionsgardist bereitete gerade eine Ladung Erlöser-Promethium vor.
    Angus lief wieder zurück zum Kontrollraum und sah den jungen Mann fragend an.
    „Es gibt einen Haufen Verkehr zwischen hier und dem HQ der Invasoren…seit einer Woche, um genau zu sein. Alles recht regelmäßig, immer um dreizehn Uhr.“ Angus nickte kurz. „Stell Kontakt zu den Astartes her! Mit Bild am besten…“
    Der Kom-Soldat machte sich an die Arbeit und Angus lief wieder in den Konferenzraum.
    „Schafft die Leiche raus!“ Die Rebellen sahen ihn verwirrt und angeekelt an. „LOS!“


    „Protectors of Faith Schlachtflotte an besetzten Planeten, indentifizieren!“
    Der Bildschirm war noch schwarz, die Space Marines blockierten wohl die Leitung, dachte Angus.
    „Rebellengruppe Nord, wir haben eine wichtige Nachricht für den Oberbefehlshaber!“, erwiederte Angus angespannt.
    „Code?“
    Die Scouts hatten ihnen einen Notfallcode gegeben, welcher erlaubte, Kontakt mit der Flotte herzustellen. Alles sehr riskant, da die Chaostruppen den Code durch Folterei hätten herausbekommen können.
    „P-O-F-14-4-NINER“, gab Angus durch, einen Augenblick später erwachte der Bildschirm zum Leben.
    „Offizier Trycer, hier Captain Normannus. Ich hoffe, es ist wichtig!“
    Die große, schwarz-grüne Gestalt wirkte nicht sehr glücklich über die Störung.
    „Hier spricht Angus Neto… Trycer ist tot! Er war besessen und hat alle möglichen Daten über die Invasion und den Widerstand ans Chaos geschickt!“, erklärte Angus schnell.
    „Und warum soll ich euch glauben?“, zischte der Astartes nun noch wütender.
    „Ich hab hier einen ehemaligen Inquisitionsgardisten, der ihnen Näheres zu der Besessenheit Trycers sagen kann. Ich kann ihnen nur versichern, dass ich und die Rebellen neben mir loyal sind. Und das aufgrund der Tatsache, dass jeder von uns Familie und Freunde verloren hat, ganz zu schweigen von dem täglichen Kampf ums Überleben! Also stellen sie verdammt nochmal ihren Invasionsplan neu auf!“
    Angus Erschöpfung steigerte sein Temprament und die Verzweiflung erheblich in seiner Stimme. Der Captain schien überrascht zu sein.
    „Ich werde sehen, was sich machen lässt… obwohl ich mich unwohl dabei fühle! Wenn ihr mich verratet, lasse ich euren Planeten sterben!“
    Die Verbindung wurde von den Astartes wieder unterbrochen.
    „Verbrennt den Leichnam…“ wies Angus erschöpft an.


    Angus stand reglos am Fenster. Das Feld, das sein Vater und er vor der Invasion des Chaos bebaut hatten, war niedergebrannt und mit verbeulten Wracks und aufgedunsenen Leichen übersäht. Schwarz-grüne Panzerfahrzeuge schepperten über den schlammigen Boden und hinterließen tiefe Furchen. Der Himmel war erfüllt von den kometenartigen Schweifen der Landungskapseln. So hatte man es ihm zumindest erklärt. Plötzlich hielt ein Fahrzeug vor ihnen, das Ähnlichkeit mit den anderen hatte, jedoch unbewaffnet war. Eine der Dachluken öffnte sich und ein Astartes, in den gleichen Farben wie die Panzer, schaute hinaus. „Rebellengruppe Nord, einsteigen!“, wies er hart und unhöflich an.
    Angus und die anderen stiegen durch die Seitentür ein und verteilten sich im riesigen Fahrzeug. Die Gestalt, die sie gerade hereinbeordert hatte, stand nun vor ihnen.
    „Wir bringen euch zum vorgeschobenen HQ. Captain Normannus will euch sprechen.“
    Die Fahrt dauerte fast eine Stunde und war alles andere als komfortabel. Als sie schließlich das HQ erreichten, war Angus froh endlich wieder stehen zu dürfen. Obwohl sie die einzigen Nicht-Astartes waren, schenkte kaum jemand ihnen Aufmerksamkeit. Sie wurden direkt in einen großen Bunker geführt und aufgefordert, alle Waffen abzulegen.
    Ihre Führung endete in einem großen Raum mit einer Vielzahl an Computern und Bildschirmen. In der Mitte des Raumes stand der Captain.
    „Seid gegrüßt, Angus Neto!“ Diese Begrüßung war herzlicher als die letzte.
    „Danke Captain Normannus.“ Angus verbeugte sich leicht.
    Eine Gestalt in schwarzer Rüstung trat heran. „Er ist perfekt, Ciaran!“
    Der Captain sah ihn abschätzend an. „Ja, und sein Glaube ist stark… beste Vorraussetzung!“
    „Wie? Wofür?“ Angus war sichtlich verwirrt.
    „Für das Geschenk des Imperators! Du wurdest auserwählt einer von uns zu werden!“, erklärte die schwarze Gestalt.
    „Ich weiß nicht ob ich der Richtige bin?!“ Zweifel überkam ihn.
    „Das bist du! Deine Rakete hat die Transporter vernichtet, deine Worte sagen die Wahrheit“, versicherte der Captain.
    „Woher…?“ Angus war nun sichtlich verwirrt. Der schwarze Marine nahm eine Datentafel vom Tisch und reichte sie Angus.
    „Unsere Scouts sollten sekundär nach neuen Aspiranten suchen. Du bist einer von dreien!“
    Auf der Tafel standen Dinge, die er selbst nicht mal über sich wusste.
    „Außerdem hattest du recht… hätten wir die Invasion so durchgeführt wie geplant, hätten die Chaosmächte uns einen schweren Schlag versetzt. Überall an den eigentlichen Landestellen waren Minen und Artillerie war in Reichweite.“ Normannus deutete nur kurz auf eine Statuskarte.
    „Die Marines der ersten Welle verdanken den Rebellen und besonders dir, ihr Leben.“
    Angus war sprachlos. Er ließ alles nochmal in seinem Kopf passieren. Ab dem Schlag seines Vaters, über das Aufwachen im Koma und der Exekution von Airon, bis jetzt. Es war unglaublich. Erst jetzt machte sich seine Erschöpfung richtig bemerkbar.
    Aber für Angus war klar was zu tun war.
    „Ich werde mitkommen.“


    Die Kämpfe dauerten noch eine Woche an. Das Chaos konnte mit Hilfe eines Inquisitors zurückgetrieben werden. Die Rebellen wurden in die Taktik der Astartes eingebunden, doch Angus durfte nicht mehr kämpfen. Nicht alle Space Marines kehrten gleich zu den Schiffen zurück, um die dreißig blieben auf dem Planeten. Angus war mit den beiden anderen Auserwählten im Landungsschiff auf dem Weg zur Schlachtflotte. Die beiden anderen unterhielten sich, Angus jedoch dachte nochmals über alles nach. Jetzt würde er sein Leben hinter sich lassen, ein neues anfangen als Diener des Imperators.
    „Und wie heißt du?“, fragte der ihm gegenübersitzende Junge.
    Seine Aufmerksamkeit wurde von etwas anderem in Anspruch genommen. Angus erkannte durch das Bullauge des Kanonenbootes das zerstörte Herrenhaus. Es wurde von einem Panzer mit Bulldozerschaufel dem Erdboden gleichgemacht. Damit war sein altes Leben endgültig begraben.
    „HEY?! Wie heißt du denn nun?“, riss der Junge ihn aus den Gedanken.
    „Entschuldige… mein Name ist Artair Neto, und deiner?“


    ~~~



    Fragen, Anmerkungen, Kritik?
    Bitte hier hinein.

  • Teil 2


    Neto ließ seinen Blick über die Ruinen von Increz IV wandern. Sein Trupp lag hinter ihm in einem großen Krater, der direkt in einen dreistöckigen Büroblock reinreichte.
    „Bruder Natir, sehen sie was?“ sendet Neto über Helmcom an seinen Bruder mit dem Raketenwerfer im zweiten Stock.
    „Negativ, Bruder-Sergeant, nur ein Haufen Schutt und Schrott… der Feind kann überall sein.“ Kam die knappe Antwort, die nicht sehr motiviert klang. Aber das lag eher an Bruder Natirs Charakter, als an der Situation.
    Neto und sein Trupp hielt einen von drei Brückenköpfen in der Vorstadt. Zwei Kilometer weiter westlich war der zweite, ebenfall zwei Kilometer entfernt war der dritte etwas weiter südlich. Die Ketzer hatten sich regelrecht in die Stadt gekrallt und nur langsam nachgegeben. Sieben Brüder hatten die Protectors of Faith schon verloren, einer davon gehörte zu Netos Trupp.


    Plötzlich meldete sich Bruder Aron, der im dritten Stock des Bürogebäudes war und richtig Westen spähte. „Ketzer aus nord-west, ungefähr zwanzig Ketzersoldaten und ein Schützenpanzer, korrumpierte Chimäre.“ Ein paar Männer aus seinen Trupp drehten sich daraufhin zu den Ketzern hin.
    „Bruder Natir, die Chimäre vernichten sobald sie in Reichweite ist, dann auf Fragment wechseln! Bleiben sie abrufbereit. Aron, sie bleiben auf der Seite und suchen sich noch zwei weitere Männer für ein Sperrfeuer. Der Gegner soll denken wir stehen alle auf der Seite, also schnelle Wechsel.“ Neto spürte die Finte. Aus nord-osten würden noch mehr Ketzer kommen und ihnen in den Rücken fallen.


    „Wir sind in Position, Bruder-Sergeant. Natir kann feuern!“ meldete Aron nach wenigen Sekunden. Neto hatte sich mit fünf Männern im Gebäude verborgen, dabei war auch Bruder Efron mit seinen Flammenwerfer. Neto spähte durch ein zerbrochenes Fenster in die Ruinen der Vorstadt. Da kamen sie, fünfzig Ketzer in Begleitung einer billigen Leman Russ-Kopie. Sie gingen geduckt und der Kampfpanzer, blutrot bemalt und mit schwarzen und goldenen Schriften und Gegenständen verziert, tuckerte im ersten Gang durch die Gassen. Die sture Stille wurde durch das zornige Zischen der HE-Rakete beendet und von dem Brüllen der Bolter am Wiederkehren gehindert. Neto wusste, dass die Chimäre zerstört war und mindesten sieben der Ketzer tellergroße Löcher im Rumpf haben.


    Der Chaosabschaum rannte bei den ersten Geräuschen los und ließ den Leman Russ hinter sich. Dieser hatte sowieso anderes zu tun und richtete sein Geschütz auf den zweiten Stock des Gebäudes. „Natir, nord-osten, Leman Russ, Sprengraketen!“ fauchte Neto ins Helmcom. Es wurde ernst, das Geschoss eines Leman Russ könnte ihrer aller Ende sein. Mit Erleichterung sah Neto die HE-Rakete fliegen. Sie traf genau zwischen Turm und Chassis, woraufhin die Explosion ersteres in einem Infernalischen Feuerball zehn Meter richtig Himmel trieb. Die Ketzersoldaten warfen sich zu Boden und drehten sich völlig verwirrt zum Wrack um. Mehrere große, stämmige Ketzer brüllten herum und schlugen mit Peitschen nach ihren Kameraden. Eine Fragmentrakete zerriss einen der Peitscher und verstümmelte fünf Soldaten im Umkreis. Neto betrachtete voller Freude das Szenario. „Bruder-Sergeant, das Chaos hat Verstärkung bekommen und ist uns im nord-westen zwanzig zu eins überlegen!“ in Aron Stimme war kein Anzeichen von Furcht, sondern vielmehr von Freude. Neto schickte einen seiner Männer nach oben und erhob sich dann vor den anderen vier. „Brüder, in den Augen unserer Feinde gibt es keine Gnade!“ brülllte er ihnen entgegen.
    „So soll es auch keine in unseren geben!“ riefen sie wie ein Mann zurück. Neto aktivierte sein Kettenschwert und lud seinen Bolter durch.


    Die Ketzer mit den Peitschen fielen zuerst. Bolts pressten das Leben aus ihren verfaulten Leibern. Dann besiegelte eine geworfene Fragmentgranate das Leben von weiterem Abschaum. Brennendes Prometheum griff wie die rechtschaffende Hand des Imperators nach jeglichen Verrätern. Neto sprang mit durchzogenem Abzug über einen Schutthügel und begrub einen Schädel unter seinen Stiefeln. Sein Kettenschwert schlitzte einen Ketzer bis zum Bauch auf. Blut spritzte über den Sergeant. Neto drehte sich um und brach einem Flüchtling mit einem Schlag seined Bolter das Genick. Der Leichnam sackte schwer zu Boden. Er war mitten drin, voll im Kampf. Jeder einzige Tote ließ ihn frohlocken, jeder Schwerverwundete stärkte sein Geist. Wieder spürte er Unheil nahen und riss seinen Bolter nach oben.
    Ein mit Blut und Rost verdrecktes Kettenschwert grub sich tief in das Gehäuse. Neto trat den Ketzermarine von sich weg. Dieser fing seinen Sturz ab und stand angespannt vor ihm. „Imperialer Speicherlecker…“ zischte er und Neto sah eine gespaltene Schlangenzunge aus seinen Mund hervorstoßen. Er nahm den Helm ab um dem verfluchten Word Bearer in die Augen zu sehen, doch das einzige was er erkannte war nackter Wahnsinn, getrieben von Hass. „Abschaum.“ Fauchte Neto wütend zurück. Der Kampf tobte weiterhin um sie herum, doch Neto musste sich auf anderes konzentrieren. Der Verräter lief urplötzlich und mit einer extremen Geschwindigkeit auf ihn zu. Neto konnte im letzten Augenblick sein Schwert heben und beide Waffen verkeilten sich ineinander. Netos Gesicht war vom Gesicht des Chaos Marines nur wenige Zentimeter entfernt. Der Word Bearer versuchte mit aller Kraft den Loyalisten zu besiegen und umfasste das Kettenschwert mit beiden Händen. Neto hingegen hielt mit nur einer Hand dagegen. In der anderen ruhte immernoch der zerkratzte Bolter. Neto hielt den Bolter an den Bauch des Ketzers und drückte mit einem bösartigen Grinsen ab. Das Geschoss schleuderte seinen Gegner nach hinten, ein Nebel aus Blut zog sich wie eine Nabelschnur zwischen der Mündung und den Eintrittsloch durch die Luft. Der Ketzer stand fluchend und stöhnend auf, doch Neto stand bereits neben ihm und hieb ihn die Arme ab. Der armlose Rumpf stand nun auf den Knien vor ihm. „Grüß deine Götzen von mir!“ zischte ihn Neto entgegen, kurz bevor der Bolter den Kopf des Verräters in einem Nebel aus Blut und Knochen auflöste.


    Er blickte von dem Leichnam auf und sah erleichtert, dass seine Brüder die restlichen Ketzer ebenfalls besiegt hatten. Er dankte den Imperator kurz für dieses glorreiche Gefecht und ordnete dann den Rückzug zum Bürogebäude an. Immernoch zischten Raketen aus dem zweiten Stock, dicht gefolgt von massereaktiven Bolts. Plötzlich öffnete sich Netos Kom und Captain Normannus Stimme forderte seine Aufmerksamkeit. „Neto, da ist eine riesige Streitmacht auf den Weg zu ihnen! Zehn Panzer, über hundert Kultisten und ein dutzend Word Bearers…“
    „Wir werden kämpfen und siegen, Captain!“ versicherte Neto.
    „Das werden sie nicht! Sie sind einer der besten Sergeants der Protectors und ich werde sie da draußen nicht sterben lassen!“ tadelte Normannus ihn.
    „In zehn Minuten landet ein Thunderhawk auf dem Dach, so lange dürfen sie sich austoben…“
    Neto bestätigte, schritt durch die große Vordertür und verriegelte sie.
    Die Fassade des zweiten Stock hatte bereits große Löcher und Natir duckte sich hinter einen Stapel schwerer Stahlkisten, die ebenfalls schon Löcher aufzeigte. Neto erkundigte sich kurz nach der Lage und ließ zwei Männer bei Natir bevor er in den dritten Stock ging.
    Aron drehte sich um als Neto durch die den Eingang des Treppenhauses ging.
    „Ein beachtlicher Sieg da draußen vor dem Gebäude. Der Trick mit dem Bolter war exzellent! Man sollte dich in die Erste versetzen, Bruder-Sergeant!“ lobte Aron mit einem Grinsen.
    Neto wollte fragen woher er davon wusste, bemerkte aber das große Visier auf seinem Bolter.
    „Hattest du nicht Ketzer zu töten… auf dieser Seite?“ fragte Neto mit Argwohn.
    „Einer muss ja auf deinen Kopf aufpassen… und dieser Ketzer hatte seinen Kopf wirklich nicht verdient!“ lachte Aron und Neto erkannte, dass sein Bruder den Ketzer eliminiert hätte, wäre Neto unterlegen gewesen.
    „Ich danke dir, Aron…“ brummte Neto mit geschlossenen Augen, bevor er Aron auf den Schulterpanzer schlug und auf die Schlacht deutete.
    „Captain Normannus warnte mich vor einer großen Feindgruppe. Sie wird in ein paar Minuten eintreffen, doch wir werden sie bekämpfen!“ Aron schaute ihn fragend an.
    „Wie groß?“
    „Uns eins zu zwanzig überlegen, dazu ein dutzend Panzer und Ketzer-Marines….“ Gab Neto zu.
    Aron schaute aus dem Fenster. „Ein schöner Tag zum sterben, meinst du nicht auch?“ lachte er nachdem er sich wieder zu Neto gewandt hatte.
    „Wir werden nicht sterben, ein Thunderhawk holt uns ab.“ Holte Neto ihn aus seinen Vorstellungen eines glorreichen Todes zurück.


    Die Ketzerarmee war wirklich riesig, konnte jedoch von Neto und seinem Trupp aufgehalten werden. Jeder Bruder klagte bereits über Munitionsknappheit. Neben den hundertzwanzig Ketzersoldaten waren auch urplötzlich fast eintausend Kultisten aufgetaucht.
    Die Word Bearers hingegen hielten sich aus der Schlacht raus und standen in einem lockeren Kreis um einen Hexer und außerhalb der Waffenreichweite.
    Neto erkannte schnell das Ritual, musste sich aber damit begnügen seine Männer darauf vorzubereiten, anstatt es zu verhindern.
    Als er wieder zum Kreis sah, erkannte er bereits den lila leuchtenden Riss über ihnen. Mit Blut verkrustete Krallen griffen nach den niederen Ketzern neben den Word Bearers. Für jede Seele die durch den Riss gezogen wurde, kamen zwei Dämonen heraus. Neto schaute besorgt dem Schauspiel zu und griff geistesabwesend nach der kreisrunden, silbernen Granate an seinem Gürtel. Die Anti-Psi-Granate gab ihn einen mentalen Schlag, da die gesegnete Adamanthülle die Macht dieser Waffe nur begrenzt halten konnte.
    „Eagle One an Neto, Eagle One an Neto, kommen von Süden herein! Haben sie irgentwelche Weisungen für uns?“ die erhoffte Antwort kam entlich.
    „Warpriss hundert Meter vor dem Gebäude, viele Dämonen und ein Haufen Ketzer! Einsatz von Schweren Boltern und Kampfgeschütz ist nötig, Primärziel ist ein Kreis aus Ketzer-Marines bei den Panzer!“
    „Aye, Aye Bruder-Sergeant!“

  • Eine riesige Explosion äscherte einen Teil der Panzer und zwei Word Bearers ein, als das Thunderhawk in Reichweite kam. Schwere Bolte rissen Schneisen in die Feindmassen und Promethiumbomben sendeten brennenden Tod über die Feinde des Imperiums. Neto öffnete den Komkanal seines Trupps. „Alle nach oben!“ schrie er.
    Die drei Marines aus dem zweiten Stock liefen an ihnen vorbei, wobei Natir noch eine Sprenggranate das Treppenhaus hinunterwarf. Neto befestigte eine Sprengladung am Treppenhaus und lief dann ebenfalls nach oben.
    Oben auf dem Dach angekommen schickte er alle an den Rand des Gebäudes. Ein lautes Krachen folgte, bevor der Mittelteil des Hauses nach unten raste und dutzende Ketzer unter sich begrub.
    Neto schaute nach oben und sah wie das Thunderhawk wendete und zu ihnen flog. Als er wieder nach unten schaute, erkannte er wie mehrere blutrote Dämonen auf das Haus zuliefen. Ein helles Grauen erfasste ihn als sie lossprangen, im hohen Bogen über ihn flogen und nach einer sicherern Landung auf seine Brüder zurannten. Die Geschütze des Thunderhawks geharkten vorsichtig das Dach und töten mehrere Chaosgeschöpfe.
    Neto trieb gerade einen Dämonen vom Dach, als die Sturmrampe des Thunderhawks scheppernd auf das Dach fiel und die Passagiere, Evakuierte der anderen Brückenköpfe, das Feuer eröffneten.
    „Los, rein da!“ trieb er seine Männer an und einer nach dem anderen sprang durch die offene Lucke. Einzige Aron blieb stur stehen und wehrte die Dämonenhorden hab, die immer mehr Zuwachs auf dem Dach bekamen.
    „Aron, ins Thunderhawk, das ist ein verdammter Befehl!“ brüllte Neto wütend und verzweifelt.
    „Ich hab doch gesagt das wird ein schöner Tag zu sterben!“ lachte Aron laut auf.
    Neto wollte seinen Freund und Bruder ins Thunderhawk zerren, doch Natir und der Sergeant eines anderen Trupps hielten ihn fest und zogen ihn zurück.
    „Wir müssen los! Er wird als Held in die Geschichte eingehen, doch wenn wir hier bleiben und abstürzen wird sein Tod umsonst sein!“ brüllte Natir ihn über den Lärm der Triebwerke und der Schlacht hinweg an.
    Neto gab voller Zorn nach, löste aber die silberne Granate von seinem Gürtel und warf sie Aron zu. Dieser Fing sie mit einer Hand, wurde aber von einem Dämon niedergeschlagen. Während das Thunderhawk abhob, musste Neto mit Grauen mitansehen, wie die Warpgeburten über seinen Freund herfielen. Plötzlich flammte eine helle, weiße Kugel auf, breitete sich aus und löschte jede Seele im Umkreis von fünf Blocks um das Büro aus.


    Neto lehnte sich zurück und begann ein Gebet für ihre Gefallen an diesen Tag, alle vierundzwanzig Insassen im Passagierabteil fielen ins Gebet ein und selbst die Piloten zitierten ein paar Zeilen mit, während sie über die schweren Befestigungen der Imperialen Armee flogen.


    Neto ging betrübt zur großen Kapelle der Festung. Er gab sich die Schuld für den Tod seines Freundes Aron. Hätte er die Feindarmee verheimlicht würde er vielleicht noch leben. Aber auf der anderen Seite hat er mehrere Dutzend Dämonen und Word Bearers vernichtet, ganz zu schweigen von den fast siebenhundert niederen Ketzern.
    Neto sah auf und sah den großen doppelköpfigen Adler golden auf den beiden großen Schwingtüren pranken. Er drückte je eine Hand auf jede Tür und schob sie nach innen auf. Sein Kopf zeigte nach unten und Neto sah auf seine Füsse, sodass er erst seine Störung bemerkte als er schon im großen Saal stand, die Augen hunderter verwirrter Soldaten und dutzenden empörten Bischöfen auf ihn gerichtet.
    Er starrte mit offenem Mund die Messe an, bat um Vergebung und stellte sich dann in eine Ecke, die tief im Schatten der Kirchengewölbe lag.


    Die etwas fanatischen Worte hatten beruhigende Wirkung auf ihn, ebenso wie der Weihrauch, auch wenn dieser nicht so hochwertig war wie der der Astartes.
    Neto vernahm ein leichtes Pfeifen und öffnete ein Auge und erspähte einen jungen Rekruten der sich zu ihm gedreht hatte.
    „Bist du wirklich ein Space Marine?“ fragte des Jungen erregt.
    „Ja, ich bin einer… solltest du nicht der Messe lauschen?“ antwortete Neto belehrend, aber lächelnd.
    „Und was machst du hier?“ mehrere ältere Männer stießen ihn mit dem Elbogen an, um ihn zu Ruhe zu bringen.
    „Ich brauche spirituellen Beistand, Ruhe und einen Rat…“ Neto sah mit einem Auge wie eine schwarze Gestalt sich aus dem Schatten schälte und eine Pistole durchlud.
    Der Kommissar stand bereit neben dem Jungen als Neto eingriff.
    „Sie wollen doch nicht etwa in einer imperialen Kapelle einen imperialen Soldaten umbringen, und das auch noch vor einem Astartes?!“
    Der Kommissar zielte immernoch mit der Pistole auf den Kopf der Rekruten.
    „Laut dem Codex Moralis Imperialis ist es nicht gestatte während einer Soldatenmesse eine Konversation zu führen!“ rief er laut durch den Saal, sodass jeder ihn hören konnte.
    Neto ging einen Schritt nach vorne, drehte unsanft die Hand des Kommissars um und entriss ihr die Automatikpistole.
    „Aber nicht wenn ich in dieser Kapelle bin!“ knurrte er den Kommissar ins Ohr, ließ ihn dann los und stellte sich wieder an die Wand.
    Der Kommissar taumelte zurück und murmelte unverständliche Flüche über die Herkunft des Astartes.


    Neto aber ignorierte den verärgerten Mann und schloss wieder die Augen. Er versetzte sich in einen Halbschlaff und ließ sich von den Worten der Priester berieseln. Plötzlich hörte er eine vertraute Stimme, die direkt aus seiner Nähe kam.
    „Bruder Neto, ich hörte Aron ist gefallen?“ flüsterte Argeyl, obwohl die Kapelle leer und Neto hellwach war.
    „Ja, aber er hatte einen würdigen Tod.“ Antwortete Neto ebenso leise, da er die angenehme Stille nicht zerstören wollte.
    „Ich habe es schon von Natir gehört… die Kompanie wird ihn als einen ihrer vielen Helden ehren!“ versicherte der alte Ordenspriester, während er sich umdrehte und Neto eine Hand auf die Schulter legte.
    „Ja, das wird sie gewiss…“


    Am nächsten Morgen musste der Trupp früh im Hauptquatier erscheinen. Obwohl die Space Marines fast keinen Schlaf brauchten, waren sie trotzdem müde und erschöpft.
    Neto begrüßte jeden seiner Männer persönlich, als er die Quatiere abging und alle weckte. Natir jedoch lag ruhig atmend auf seinem Bett und macht nach Neto „Aufstehen, Bruder!“ keine Anstalten sich zu bewegen.
    Neto warf ihm einen scharfen Blick zu und begann mit seiner Predigt: „Vier Stunden Schlaf sind genug für dich, alter Freund! Hoch mit dir, sonst benutzt du ab jetzt wieder einen Bolter!“
    Natir war plötzlich hellwach und stand kerzengerade neben seinem Bett. „Alles, aber nehm mir nicht meinen Raketenwerfer weg!“ drohte er mit einem Lachen.
    Neto lachte ebenfalls, schlug ihm auf die Schulter und ging dann mit ihm ins Hauptquatier.


    Captain Normannus stand in voller Schlachtrüstung in der Mitte des Saals und überwachte die Arbeit der Cognitatoren und Kom-Offiziere. Als er Netos Trupp sah, ging er ihnen entgegen und schüttelten jedem die Hand.
    „Gute Arbeit draußen in der Stadt, Brüder! Die Gruppe Word Bearers war die Kommandoeinheit der Ketzer in diesem Teil der Stadt. Ganz nebenbei war der Hexer wohl das Oberhaupt in ihrer kranken Häretikerhierachie… gute Arbeit, ich werde Bruder Aron in der Halle der Helden ehren lassen!“ erkärte er mit einem Anflug von Stolz.
    „Ich und mein Trupp haben nur die Ketzer aufgehalten so lange wir konnten. Aron hat sich tapfer gegen die Dämonen gestellt und mit der Anti-Psi-Granate eine für uns glückliche Explosion erzeugt. Ihm allein gebürt der Ruhm, Captain!“ antworte Neto ohne auch nur das geringste Zeichen von Gier oder Stolz.
    „Aye, ihre Männer haben das bestätigt!“ lenkte Normannus ein.
    Neto drehte sich kurz um und sah wie jeder seiner Männer wehmütig und aufrichtig Nickten, um die Geschichte ihres Sergeants zu unterstützen.
    „Sie haben mir auch meine folgende Entscheidung bestätigt…“ sprach Normannus ihn direkt an und erfreute sich wohl daran etwas Spannung aufzubauen.
    „Was?“ fragte Neto verwirrt nach.
    „Ich schicke sie zur Ersten! Natir wird ihr Nachfolger und sie sind ab jetzt Veteranen-Sergeant Otor unterstellt.“ Normannus reichte ihm die Hand und grinste zufrieden.
    Neto war noch verwirrter, nahm aber die Hand an.
    „Warum die Erste, warum nicht die Zweite?“ wollte er wissen.
    „Weil du der beste Nahkämpfer der Kompanie bist! Du hast einen Word Bearer besiegt, der wahrscheinlich schon im Großen Bruderkrieg gekämpft hat. Und das im Zweikampf!“ antwortete Efron schnell, und Neto erkannte das jeder seiner Männer Stolz auf ihren Sergeant war und Normannus voll unterstützten.
    Neto nickte, bedankte sich bei seinen Kamerade und erblickte dann Sergeant Otor am Rand des Saals, hinter ihm eine Gruppe Servitoren und Techpriester, die ein großes Stasisfeld warteten.
    Otor ging langsam auf Neto zu. Dieser verbeugte sich und musste dann aufschauen, da die Terminatorrüstung den ohnehin schon großen Sergeant noch größer machte.
    „Sieht so aus, als ob wir jetzt Brüder wären, Neto“ brummte Otor tiefe Stimme.
    „Wie sind so oder so schon Brüder!“ erwiederte Neto und streckte dem Veteranen eine Hand hin.
    Dieser nahm die bereitwillig an und deutete dann über seinen Rücken. „Das ist deine Terminatorrüstung. Du hast jetzt das Privileg eine persönliche Heraldik zu wählen. Hast du schon eine Idee?“
    „Eine von Donner umrahmte Faust in einem Panzerhandschuh, dem Symbol der Crimson Fist nicht unähnlich!“ war Neto Antwort, der selbst überracht über diese klare Idee war.
    „So soll es sein…“ rief der Techpriester hinter ihen feierlich.
    „Nehm Abschied von deinen ehemaligen Kameraden, Neto. Deine nächsten Schritte werden dich nurnoch selten wieder zu dieser Kompanie führen!“ sprach Otor feierlich.
    Neto machte auf dem Absatz kehrt, umarmte jeden seiner Brüder und bedankte sich dann bei Captain Normannus. Dann folgte er Otor und den Techpriestern in die Rüstkammer der Festung und begann den neuen Abschnitt seines Lebens als Astartes. Er wusste nicht warum, wusste aber, dass solche weisen Männer wie Normannus und Otor sich nicht irren konnten.