[40k] Der Freiheitskampf

"Ihr Hunde! Speichellecker! Abschaum seid ihr, allesamt!" Carveth, der ehemalige Captain der 5. Kompanie der Flesh Tearers, spie seinen vormaligen Brüdern seinen Hass und seine Verachtung entgegen und mähte im gleichen Augenblick einen Marine, der verzweifelt versuchte die uralte Terminatorrüstung des "Verräters" mit seinem Kampfmesser zu durchdringen, mit seiner gewaltigen Kettenaxt nieder. Die mächtigen Zähne der Kettenwaffe fraßen sich von oben mühelos durch den Schulterpanzer, nur um dann mit einem lauten Aufkreischen auch die Brustplatte der Servorüstung zu spalten und den Loyalen quer zu durchtrennen. Lachend schmetterte Carveth die Fleischklumpen beiseite, um sich kurz im Hagel der Boltgeschosse zu baden, die die Space Marines auf ihn niederprasseln ließen. Funken sprühten dort auf, wo die 'Miniraketen' auf seine Rüstung prallten, nur die wenigsten hinterließen überhaupt Einschusslöcher, die große Mehrheit explodierte ohne sichtbare Wirkung. "Gleiches mit Gleichem!" Der Captain riss seine Energiefaust mit dem integrierten Sturmbolter nach oben, lies seine Autosinne ihr Ziel erfassen und entfesselte einen todbringenden Hagel auf seine Feinde, während er selbst unaufhaltsam vorwärts marschierte, gedeckt von den Brüdern der 5. Kompanie, die mit ihm revoltiert hatten. Im Feuergefecht auf wenige Meter fielen Space Marines, gleich ob Verräter oder Loyalisten, genauso wie sie früher als Flesh Tearers gemeinsam gekämpft hatten und gestorben waren. Doch diese Zeiten waren endgültig vorbei, Carveth hatte sich und seine Männer aus der Knechtschaft der Leiche befreit und jetzt mussten sie für ihre Freiheit kämpfen, die ihnen die verblendeten Speichellecker wieder nehmen wollten. Warum wollten sie die Wahrheit nicht sehen? Es war doch so offensichtlich! Der Imperator war gefallen, niedergestreckt durch seinen Sohn, den heiligen Horus, dem wahren Herrscher der Menschheit. Nur durch niederträchtige Hexerei war es dem Imperator gelungen den mächtigen Kriegsherren nieder zuwerfen und dieser Makel musste jetzt beglichen werden. Warum wollten sie es nicht einsehen?! "Erkennt die unumstößliche Wahrheit oder sterbt!" Mit einem mächtigen Hieb seiner gigantischen Energiefaust zermalmte Carveth zwei Marines, die auf ihn eindrangen und schleudert ihren Sergeant, dessen Schwert einige Sekunden vorher einen Verräter geköpft hatte, mehrere Meter nach hinten, wo er unsanft gegen die Ruine eines zerstörten Hauses prallte. Doch der Verblendete erhob sich wieder, in seinen Augen brannte kaum unterdrückter Hass als er sein Kettenschwert wie zu einer Kampfaufforderung aufjaulen lies und wieder auf den Captain in der taktischen Cybotrüstung einstürmte. Fast gelangweilt parierte Carveth den wütenden Hieb und starrte seinem ehemaligen Bruder einige Sekunden in die Augen, während sie miteinander rangen "Komm auf unsere Seite, du weißt, dass wir recht haben, Lacreth! Erkenne deinen Fehler!" "Eher sterbe ich hier ehrenvoll, Verräter!" Mit einem furchtbaren Knurren drehte Carveth blitzschnell seine gewaltige Axt und entwaffnete seinen Feind "Kannst du haben!" Mit einem hässlichen Knacksen zerbarst der Schädelknochen des Sergeants, als die Energiefaust des ehemaligen Captains gegen seinen Kopf donnerte und schickte ihn erneut zu Boden, von dem er sich diesmal nur noch auf einer Totenbarre erheben würde. "Verreckt, ihr Verblendeten! Verreckt alle!"

"Meister, geht es Euch gut?" Besorgnis schwang in der Stimme des Ordensdieners mit als er bemerkte, dass Amit, der Ordensmeister der Flesh Tearers, seinem Bericht nicht die notwendige volle Aufmerksamkeit widmete. Dieser sah schnell auf, den Blick nur mit Mühe von dem Gegenstand reissend der auf seinem erhöhten Schreibpult lag, so dass man ihn von der Position des Menschen aus nicht sehen konnte "Verzeih, ich war in finsteren Gedanken. Aber nun sage schnell, wie steht es auf Hethno III?" Gerade als der Diener in der Uniform der Schiffsbesatzung des Schlachtkreuzers "Victus" erneut ansetzen wollte, um das zu berichten was er erfahren hatte wurde er erneut unterbrochen. "Dank sei dir für deine Bemühungen, Kommandant Aserrus, aber ich werde dem Meister selbst berichten." Der Schiffskommandant brauchte sich nicht einmal umzusehen, er kannte die Stimme des Mannes, der gerade in die riesige Ordenshalle getreten war, genau und so verbeugte er sich nur tief vor Amit und begab sich wieder auf seinen Posten, nicht jedoch ohne dem Neuankömmling in der blutverschmierten und verdreckten Servorüstung traurig zuzunicken. Captain Kelth, der Herr der 3. Kompanie der Flesh Tearers, trat an die Stelle, an der zuvor der Ordensdiener gestanden hatte und kniete dort nieder, sich schwer auf sein geschundenes Kettenschwert stützend, den Blick gesenkt. "Nun, Bruder, ich erwarte deinen Bericht von der... Front" Der Ordensmeister sprach das letzte Wort eher zögernd aus, als komme es ihm nur schwer über die Lippen "Konntet ihr die Ketzer vernichten oder gefangen setzen?" Der Captain hob leicht den Kopf, wagte es jedoch nicht dem Meister direkt in die Augen zu blicken "Nein, Mylord, es ist uns nicht gelungen."
Amits Gesicht verkrampfte leicht, die gut sichtbare Ader an seinem muskulösen Hals begann zu pochen "Wie entschuldigst du dein Versagen, Bruder?" Kelth senkte den Blick wieder vollkommen, feine Blutstropfen sickerten aus einer Wunde an seiner rechten Wange und tropften leise auf den metallenen Boden der großen Halle, die diesem Geräusch ein schreckliches Echo schenkte "Ich habe keine Entschuldigung für mein Versagen, Meister. Wir kämpften mit gerechtem Zorn für diese heilige und furchtbare Aufgabe, doch reichte es nicht aus. Wir verloren viele gute Männer, ich und Bruder-Captain Helot beklagen den Verlust von mehr als 50 Brüdern." Amit schauderte kaum sichtbar, er hatte mit einigen Toten gerechnet, aber dass dieser Verrat einen solch hohen Zoll forderte lies ihn fast verzweifeln. Mehr als 50 Flesh Tearer waren im Kampf gegen ihre ehemaligen Brüder und Waffengefährten gefallen, der Ketzerei anheim gefallen war die komplette 5. Kompanie, ein Ordenspriester und ein Apothecarius. Der Ordensmeister atmete tief ein, um sich wieder etwas Luft und Klarheit zu beschaffen und richtete sein Wort wieder an den Herren der 3. Kompanie "Dann berichte mir von der Schlacht, Bruder. Wie ist die derzeitige Lage?" Kelth schien erleichtert, nicht noch mehr tadelnde Worte zu hören, lastete der Tod seiner Männer durch die Hand ehemaliger Freunde doch schon schwer auf seiner Seele. Dennoch wagte er nicht aufzusehen "Bruder Helots Kompanie hat zusammen mit der meinigen die Verräter eingekesselt, sie verschanzen sich zur Stunde noch in der gut befestigten Ruine eines ehemaligen Munitionslagers. Auch Captain Carveth mu..." Amit unterbrach den jungen Captain ungehalten "Sprich niemals wieder diesen Namen aus! Der Ketzer und Verräter erhielt ihn als Zeichen des Respekts und der Ehre des Ordens und ist nun mehr als unwürdig ihn weiter zu tragen!" "Verzeiht, Meister, ich werde es in Erinnerung behalten und nie wieder einen solchen Frevel begehen." Amit nickte nur, er bereute seinen Ausbruch gegenüber Kelth schon fast wieder. Für sein Alter von nicht einmal 60 Jahren machte der Marine seine Sache wirklich gut. "Fahrt fort, Bruder." "Auch der Verräter musste schwere Verluste hinnehmen, doch wie ich bereits erwähnte ist die Ruine schwer befestigt und bietet eine gute Verteidigungslage, so dass ein Sturmangriff im Moment kaum in Frage kommt. Meinen Berechnungen zufolge wären die Verluste zu hoch um sie in Kauf nehmen zu können."
Amit nickte stumm, halb in düstere Gedankenspiele versunken. Etwas Ähnliches hatte er vermutet, bei all seiner Ketzerei und seiner Brutalität war Carveth doch kein Dummkopf und noch immer ein taktisches Genie. Die zwei ausgedünnten Kompanien würden nicht reichen, nicht einmal um einen gezielten Auswahl zu verhindern und der würde kommen, das war sicher. Carveth konnte nicht ewig in seiner 'Festung' ausharren... sein Blick glitt zu dem Gegenstand auf seinem Pult. "Meister Amit?" Wieder wurde der Herr des Ordens aus seinen Gedanken gerissen und wieder fühlte er sich ertappt. "Verzeih, Bruder. Das alles nimmt mich mehr mit als es sollte." "Ich weiß Herr...wen könnte ein solch schändlicher Verrat unberührt lassen? Aber nochmals mein Vorschlag, Meister. Wir sollten auf die Rückkehr der restlichen Brüder warten und die Verräter mit schwerer Feuerunterstützung aus ihrem Loch treiben. Wenn sie einmal dort heraus sind können wir sie ihrer gerechten Strafe zuführen." Ordensmeister Amit schüttelte den Kopf "Das wird zu lange dauern, ich habe vorhin den Bericht von Bruder-Captain Selko erhalten, der Waaagh hält sie länger auf als gedacht. Wir müssen ohne sie mit der Situation fertig werden." Kelth blickte kurz verstört auf, nur um sein Haupt dann sofort wieder zu senken, seine Stimme klang verwirrt, obwohl er sich um Klarheit bemühte "Mylord, bei allem Respekt, aber ist die Vernichtung der Verräter nicht wichtiger als der Kampf gegen diesen Kriegszug der Orks?" "Nein, das ist er nicht. Das Wohl des Volkes des Imperators steht an erster Stelle, wir haben heilige Eide geschworen es zu schützen. Der Waaagh würde anschwellen und Milliarden würden ihr Leben verlieren. Nein, Bruder, wir müssen es alleine schaffen, der Schandfleck muss getilgt werden..." Langsam erhob sich Amit "Captain, lass alle verfügbaren Männer antreten, wir werden es beenden, noch heute. Lass die Diener meine Rüstung bereitstellen und die Garde antreten." Kelth erhob sich eilig "Jawohl, Meister." Dann schritt er eilig hinaus, von ihm blieb in der Halle nichts als ein getrockneter Fleck Blut zurück. Amit senkte seinen Blick noch einmal auf das Objekt auf dem Tisch vor ihm und Traurigkeit stieg in ihm auf, die sich mit Hass und Verachtung vermischte. Der Gegenstand war ein roter Edelstein an einer langen Kette, die er Carveth hatte umlegen wollen. Sie hätte ihn als zukünftigen Ordensmeister ausgezeichnet...