• So, hier mal eine kleine Geschichte von mir - auch als Teaser für meinen Armeeaufbau-thread (zu dem ich hoffentlich bald komme ;) )


    Heimat


    Wind. Ein warmer Wind zog lautlos durch die Ähren, wiegte has goldene, hüfthohe Korn sanft wie eine Mutter ihr Baby. Arcos spürte den Wind auf dem Gesicht. Es sah auf und nahm wahr wie der Wind beige Wolkenfetzen sanft über den stahlblauen Himmel schob. Der Wind strich durch die endlose Ebene, durch die Ähren, durch sein Haar und flüsterte. Sanft umspielte er Arcos Gestalt, fuhr durch sein Haar, umspielte seine Ohren… Oberst…


    "Oberst?" Das leise Klatschen gegen den Zelteingang wiederholte sich. "Oberst!, es wird Zeit!". Arcos Tyricos schlug die Augen auf und blieb noch ein paar Sekunden liegen, die angenehme Erinnerung sich noch einmal vor Augen führend. "Ich bin wach Mortimer. Du darfst eintreten:" Arcos setzte sich auf seinem Feldbett auf, zog die Beine aus dem Schlafsack und ließ die Füße auf den sandigen Boden sinken. Während Lt. Mortimer, sein Adjutant, ins Zelt trat stand auch Arcos auf, dabei unbewusst, als Resultat Jahrzehnte langer Gewohnheit, den Kopf einziehend, um nicht gegen die Auspuffrohre des Baneblades zu stoßen.


    Sein Baneblade. Sein Kommandofahrzeug. Es gab genug Kommandeure, die sich die Zelle tief im inneren des massigen Panzers zu einer komfortablen, wenn auch kleinen, Schlafstatt herrichten ließen, aber Arcos war dafür zu praktisch veranlagt. "Sein" Baneblade enthielt keine derart überflüssigen Elemente, seine Kommandozelle war mit Kommunikationsmitteln und Reservemunition vollgestopft – das entsprach eher seiner Auffassung von Soldatentum. Schließlich hatte er sein ganzes Leben auf Feldbetten und in Schlafsäcken verbracht – warum sollte er das im Alter noch ändern?


    Während Mortimer Arcos beim Ankleiden half fragte der seinen Kommandeur "Gut geschlafen, Herr Oberst?" Arcos warf einen kurzen Blick auf sein Chronometerband am Handgelenk. Es zeigte zwölf vor vier am Morgen. "Danke, Mortimer, aber nicht wirklich. Ganz einfach zu kurz." Er war erst nach zwei aus der letzten Stabsbesprechung zurückgekehrt. Mortimer half Arcos in den schweren, scharlachroten Mantel. "Alles nach Ihren Befehlen erledigt, Herr Oberst. Die letzten Klarmeldungen von den Kompanien sind vor einer Dreiviertelstunde hereingekommen." Arcos verzog das Gesicht zu einem Lächeln. Er war sich sicher, dass Mortimer in dieser Nacht keine Auge zugemacht hatte.


    "Die Rasur sparen wir uns heute, Mortimer." Dankend nahm er die dampfende Tasse Dekaff an, die Mortimer ihm reichte. Das Zeug war heiß und bitter – genau das richtige an einem eisigen Morgen wie diesem. Sein Adjutant schnallte ihm den breiten Gürtel mit Kommeinrichtung , Reliquientasche und Halfter um und reichte ihm dann seine Boltpistole aus der Holzkassette, in der Arcos das Schmuckstück seit Jahren aufbewahrte.


    Er strich bedächtig über das abgegriffen Holz des Handgriffs, ließ die Finger über die silbernen Intarsien gleiten. Viel hatte ihn nicht in seiner Karriere konstant begleitet. Uniformen verschlissen, Fahrzeuge wurden zerstört, Untergebene fielen oder wurden wegbefördert. Aber diese Boltpistole begleitete ihn so lange er denken konnte. Sie war ein Relikt genau wie er. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er sie aus den Händen eines Politoffiziers erhalten hatte, damals als sie ihn zum Leutnant und Zugführer befördert hatten. Vor einer Ewigkeit. Er hatte die Waffe am Vortag mit aller Sorgfalt zerlegt und gereinigt, obwohl es dafür mehr als genug Handlanger gab. Nicht dass er erwartete sie benötigen zu müssen. Aber ersten konnte man nie wissen, und zweitens vermittelte es das beruhigende Gefühl vorbereitet zu sein.


    Vorbereitet sein. Genau darum ging es. Das hatte auch der Space Marine gesagt, der den ganzen Feldzug befehligte, vor knapp vier Stunden in der letzten Besprechung. Der Feind war nach Kolchis Prime gekommen und drohte die Agrarwelt zu verschlingen. Doch sie waren vorbereitet. Schon vor Monaten hatten man ihn und sein mechanisiertes Regiment, das XVII Kolchis Regulars, zurück auf ihre Heimatwelt verlegt um sich dem Feind in der vermutlich größten und hoffentlich letzten Schlacht des Feldzugs zu stellen. Es war eine Ironie. Sie hatten auf dutzenden Welten gegen den Feind gekämpft, aber zur entscheidenden Schlacht waren sie in die Heimat zurückgekehrt.


    Aber sie waren vorbereitet. Und gerade weil sie hier in Ihrer Heimat waren hatten man dem XVII Kolchis die Ehre erwiesen, eine entscheidende Rolle zu spielen. Sie würden das Schlüsselgelände halten, hier in dem Bereich von dem man annahm das es sich um den feindlichen Durchbruchsabschnitt handelte. Sie würden die Höhenzüge halten, die die Ebene und die Zugänge zu den Makropolen im Norden kontrollierten. Ihre Bedeutung war nicht zu unterschätzen. Für diese Aufgabe hatte man Ihm zusätzliche Flak- und Panzereinheiten unterstellt. Sein Artillerieverbindungsoffizier verfügte über eine Standleitung zur Divisionsartilleriegruppe und man hatte im einen eigenen FUO der Flotte zugeteilt, der ihn unmittelbar mit Luftnahunterstützung versogen würde.


    Sie hatten sich umfassend auf die Verteidigung vorbereitet. Arcos hatte das Gelände eingehend studiert, kannte es sogar noch aus seinen Tagen als Rekrut. Er hatte Schützengräben und gedeckte Panzerstellungen anlegen lassen. Er hatte seine Reserven sorgsam positioniert und seine Offiziere den Schlachtplan immer wieder herunterbeten lassen, bis auch der Dümmste kapiert hatte, was sie eigentlich vor hatten. Und nun war es soweit. Er kannte seinen Feind und alles war an Ort und Stelle. Die Priester würden derweil durch die Reihen gehen und den Soldaten Mut machen. Noch ein Blick auf den Chrono. Kurz nach vier. Die Sonne würde in gut drei Stunden aufgehen und das hieß das Bombardement würde in Kürze beginnen. Nicht mehr viel Zeit. Aber noch Zeit genug. Er bedeutete Mortimer ihm den Schrein zu bringen.


    Vorsichtig und andächtig nahm Mortimer den Koffer in dem sich der Schrein befand und stellt ihn andächtig auf den Boden. Er klappte ihn vorsichtig auf und das Triptychon offenbarte seinen Inhalt. Arcos ließ sich langsam und schwerfällig auf seine gichtgeplagten Knie herunter, währen Mortimer das Licht löschte und die Kerzen entzündete; dann nahm auch sein Adjutant andächtig hinter ihm eine kniende Position ein. Arcos schloss die Augen und sammelte sich. Dann erniedrigte er sich vor dem Schrein und verbeugte sich, bis seine Hörner der Boden berührten.


    Arcos bat die Götter um Vergebung und Nachsicht. Er flehte um Ihre Gnade und um Ihren wohlwollenden Beistand. Er benetzte seine Finger mit dem heiligen Öl und berührte andächtig zunächst die Messingstele. Er bat Khorne um Kraft und Ausdauer um in der kommenden Schlacht seine Feinde vernichten zu können. Wieder benetzte er die Finger und berührte die alte Holzstele. Er bat Nurgle die Vergänglichkeit seiner Untertanen noch etwas hinauszuschieben und seinen Feldschern zur Hand zu gehen, auf dass nicht zu viele Wunden brandig werden würden. Denn es würde viele Wunden geben. Achtsam berührte er die Stehle aus Elfenbein und er bat Slaanesh die Herzen seiner Männer mit Zuversicht zu füllen, auf dass sie standhaft dem Feind entgegentreten würden. Zuletzt berührte er andächtig die Kristallstele und er bat den großen Architekten des Schicksals das Seine zu tun, damit der Tag für sie glücklich enden würde.


    Als Arcos aus dem Zelt heraus trat hatten sich seine Offiziere schon um einen Kartentisch versammelt. Der Wind pfiff kalt durch die Dunkelheit aber er konnte die Entschlossenheit in den Augen seiner Männer sehen. Gedankenverloren strich er sich über die hand-langen Hörner die aus seiner Stirn sprossen. Sie waren ein deutliches Zeichen, dass die Götter ihm gewogen waren. Sie waren zu der Zeit gewachsen, als man ihm das Kommando über das Regiment übertragen hatte, aber ob sie als Reaktion auf seine Erhebung, oder der Grund dafür gewesen waren, wusste er nicht. Das war auch egal, er würde hier und heute nicht versagen. Dies war seine Heimat. Die Hunde des falschen Imperators würden sie ihm nicht nehmen.


    ***

    Wind. Arcos spürte den kalten Wind auf dem Gesicht, starrte in den Himmel, wo der Wind beige Wolkenfetzen über den stahlblauen Himmel schob. Arcos konnte nicht anders, aber es war ein wunderschöner Anblick. Er konnte wirklich nicht anders – schließlich lag er auf dem Rücken und die Zahl der geborstenen Knochen war nicht abzuschätzen. Eigentlich hätte er vor Schmerzen schreien müssen – aber der analytische Teil seines Gehirns sagte ihm, das es der Schock war, der die Schmerzen auf ein erträgliches Pochen reduzierte. Der Schock und der Blutverlust - denn wie er soeben feststellen musste, als er versucht hatte sich wieder aufzurichten, hatte die Schockwelle, die ihn durch die Luft geschleudert hatte, auch beide Beine abgerissen.


    Was für ein Tag. Die Götter hatten vom Himmel gelächelt. Sie hatten sich so gut vorbereitet, und die Diener des falschen Imperators hatten reagiert, wie er es vorhergesagt hatte. Pünktlich auf die Minute, drei Stunden vor Sonnenaufgang hatten die Hunde des falschen Imperators mit dem Beschuss angefangen. Ein Trommelfeuer aus tausend Kanonen hatte ihren Abschnitt erfasst, aber das hatte er vorausgesehen. Die Täuschung hatte perfekt funktioniert und somit prasselten die Granaten auf leere Schützengräben und angedeutete Panzerstellungen. Genau bei Sonnenaufgang stellte der Feind den Beschuss ein und Trat mit seinen Einheiten, die aufgehende Sonne im Rücken, an.


    Die erste Welle hatte er im Sperrfeuer seiner eigenen Artillerie vernichtet, aber das waren nur Penal-Einheiten gewesen, die eh nur zum Sterben da waren. Der Hauptangriff war dann im konzentrierten Feuer seiner Einheiten zum erliegen gekommen, schnelle Panzervorstöße hatte er mit gleicher gepanzerter Wucht zurückgeworfen. Den ganzen Vormittag hatten sie um die Verteidigungsstellungen gerungen, dann wechselte der Feind die Strategie. Er führte Massen an Nahkampftruppen herbei – abhumane Ogryn die gegen die Stellungen seiner Männer anrannten; zu dumm um die Wunden wahrzunehmen, die ihnen das Abwehrfeuer schlug. Da gelang ihm der Einbruch und Arcos verlor ein paar wichtige Stellungen und - was viel schlimmer war - noch ein paar gute, treue Einheiten – aber auch dafür hatte er vorgesorgt.


    Arcos warf seine Minotauren in den Kampf – kaum weniger stark und wild als die Ogryn, aber bedeutend cleverer, gelang es diesen Titanen der Infanterie den Gegner aus den Stellungen zu werfen und die Schlachtlinie wieder herzustellen. Es war ein glorreicher Tag im Namen der Götter. Gegen Mittag setzte eine Gefechtspause ein, nur um gleich darauf von einem noch wilderen Sturm abgelöst zu werden. Der Feind warf frische Regimenter gegen ihre Linien und gleichzeitig versuchte er durch luftgelandete Truppen in ihrem Rücken die Verteidigung aufzubrechen. Doch auch damit hatte Arcos gerechnet, und während seine tief gestaffelte Verteidigung Boden gegen Zeit eintauschte, stellten seine Reserven die luftgelandeten Truppen, kesselten sie ein und machten Sie nieder – so dass es am späten Nachmittag dem Feind trotz unerhörtem Personal- und Materialeinsatzes nicht gelungen war in diesem Frontabschnitt auch nur einen Erfolg zu verbuchen.


    Arcos war sich jedoch darüber klar, das das noch längst nicht alles war. und er schwor seine Kommandanten auf das bevorstehende ein. Er wusste dass die Götter mit ihm waren. Der Schicksalsweber selbst hatte eingegriffen, dessen war sich Arcos sicher. Hatte er doch genau zu dem Zeitpunkt sein Kommandofahrzeug für einen realen Blick auf die Frontlinie verlassen, als sich sein alter Baneblade, verantwortlich für dutzende ausgebrannter Panzer des Feindes, einen Glückstreffer zuzog, der aus der ehrwürdigen Maschine ein Wrack machte – ein Wrack das sein Sarg hätte sein können.


    Was dann kam war unausweichlich. Der Feind warf alles gegen seinen Abschnitt was er gerade noch hatte und der Kampf spitzte sich zu. Das Wrack seines Baneblade als Rallypunkt nutzend scharte Arcos seine verbliebenen Einheiten um sich, um zu Füßen dieses Titans des Schlachtfelds die Flut des Feindes Aufzuhalten. Und sie hatten sie aufgehalten. Beinahe. Denn dann hatte der Feind eine Taktik angewandt, die eigentlich nicht zu ihm passte. Während die Einheiten des Feindes im dichtesten Nahkampf mit seinen eigenen verkeilt waren, hatte der Feind einen weiteren Artillerieschlag vorgenommen und dabei Freund und Feind zu Tausenden massakriert. Offenbar hatte er unbekannte Reserven und war bereit eigene, tapfere Einheiten zu opfern, nur um Sie aus ihren Stellungen zu bekommen. Das XVII Kolchis war in einem Feuersturm vergangen. Während Arcos zusehen musste, wie sich sein Regiment um ihn herum im Sturm auflöste, fragte er sich kurz, wo denn die Marines blieben. Dann warf ihn eine Detonation durch die Luft und alles war still.


    ***


    Trotz aller Schmerzen musste Arcos lächeln. Der Operationsplan hatte perfekt funktioniert. Der Feind hatte seine Reserveeinheiten in die durch den Artillerieschlag entstandene Bresche geworfen und die Verteidigung von Kolchis war zusammengebrochen. Regiment um Regiment nahm reiß aus und der Gegner beging den entscheidenden Fehler. In jauchzendem Übermut und absoluter Siegessicherheit setzte der den Verteidigern nach, überzog dadurch seine Linien und machte sich verwundbar. Phase zwei des Operationsplanes trat in Kraft. Das war der Augenblick in dem die Legion erschien. Space Marines, blau und grün gerüstet, erschienen auf einmal wie aus dem Nichts. Sie hatten von den Göttern gesegnete Kriegsmaschinen mitgebracht, die sich auf den Feind warfen, ihn verschlangen. Ein großartiger Tag, ein großartiger Sieg. Der Feind wurde vernichtet, und dann bis zu seinen Kommandozentralen und rückwärtigen Versorgungsbasen aufgerollt. Gleichzeitig tobte am Himmel eine Raumschlacht, die dem Feind jegliche Rückzugsmöglichkeit nahm.


    Arcos war glücklich. Auch wenn er es vorgezogen hätte die Schlacht zu überleben, war er doch froh den Göttern so gut gedient zu haben. Langsam trübte sich sein Gesichtsfeld. Ihm wurde klar, das selbst wenn man ihn jetzt fand und sofort in eine MASH-Einheit verlegen würde, würde er nicht überleben. Zu viel Blut verloren – zu viel Zeit. Ein Schatten fiel über ihn und Arcos konnte blau und grün gepanzerte Beine erkennen. Ein Legionär war an ihn herangetreten – der beugte seine massige Gestalt hinunter so das Arcos einen Blick auf die Schulterpanzer mit der Hydra und den Helm des Marine werfen konnte. Der Marine sagte etwas, aber Arcos hörte nichts. Die Schockwelle hatte wohl auch seine Trommelfelle zerfetzt.


    Das schien sich der Marine auch zu denken als er das Blut an Arco's Ohren laufen sah und er nahm den Helm ab. Arcos konnte keine Lippen lesen aber er verstand doch was der Marine ihm sagen wollte. Sie hatten ihre Heimat verteidigt, sie hatten gewonnen. Arcos starb mit einem Lächeln auf den Lippen.


    ***


    Der Marine schloss dem einheimischen Oberst die Augen. Dann voxte er an seinen Vorgesetzten.

    "Hab den letzten der einheimischen Kommandeure gefunden, Bruder."

    "Status zu unserem Projekt?"

    "Negativ. Keinerlei Annzeichen für einer Sichtung. Wir haben den Inquisitor auch hier nicht erwischt."

    "Schade. Ein Andermal."


    ****