[Brüder] Die Zwillinge

  • Die Zwillinge


    Schwester Priori Jaina sah ihren schlimmsten Albtraum wahr werden. Sie stand auf einem Schlachtfeld, fern der Heimat, mit einem Eviscerator in der Hand. Ihre eigentlich beige Rüstung war verschmiert mit dem in verschiedenen Farben schillernden Blut vieler Kultisten und vor ihr stand die Priori Angelika mit einer Energieklinge. Gleich würden sie einander bis zum Tod bekämpfen müssen, aber wie war es dazu überhaupt gekommen?


    ______________________________________________________


    Vor rund 20 Jahren war sie, Jaina, nach dem gewaltsamen Tod ihrer Eltern auf die Schola Progenium gekommen. Schnell hatte sie sich mit einer anderen, älteren Waise angefreundet. Es war die 5 Jahre ältere Angelika. Trotz des Altersunterschieds und der Härte dieser Zeit waren sie unzertrennlich gewesen. Bis zu jenem schicksalshaften Tag an dem die Sororitas Angelika mitnahmen. Das war vor 8 Jahren gewesen. Für Jaina folgten 5 einsame Jahre ehe sie Angelika wieder sah.


    ______________________________________________________


    Jaina und Angelika stürzten sich auf einander. Der Moment der Ruhe war vorbei und die beiden Klingen trafen sich. Angelika sprang graziös zurück. Ihre goldenen Augen funkelten und sie ließ ihre peitschenartige Zunge kreisen. Jaina konnte die Sägezähne in ihrem Mund erkennen.


    „Komm zu mir, Schwester. Lass uns gemeinsam dem dunklen Prinz der Freuden dienen. Slaanesh hat auch für dich Platz in seiner Dienerschaft!“


    Die Worte kamen weich und verführerisch über Angelikas Lippen, aber Jaina schenkte ihnen kein Gehör. Stattdessen verstärkte sie ihren Griff um den Eviscerator und warf sich mit Gebrüll nach vorne.


    „FÜR DEN IMPERATOR!“


    ________________________________________________________


    Vor drei Jahren schließlich kam erneut eine Abordnung der Sororitas in Jainas Schola. Unter ihnen war Angelika, die in ihrer beigen Rüstung fast wie ein Engel aussah. Als Jaina sie erblickte war sie ohne nachzudenken los gestürmt und hatte ihre verlorene Schwester umarmt, ehe sie jemand hätte aufhalten können. Vor Freude weinend drückte sie ihren Kopf an ihre Freundin und schluchzte leise.


    „Du bist wiedergekommen! Nach fünf einsamen Jahren bist du endlich wiedergekommen. Dem Imperator sei gedankt!“


    Jaina nahm nichts anderes wahr als die Kühle der Servorüstung und ihre Freundin. Erst eine strenge Stimme rief Jaina zurück in die Realität.


    „Kennt ihr diese Person, Schwester Angelika?“


    Jaina wirbelte herum. Die anderen Sororitas hatte sie komplett vergessen. Vor ihr stand eine hoch aufragende Sororita und Jaina fiel sofort auf die Knie und verneigte sich in Demut.


    „Sie ist eine alte Freundin von mir, Schwester Prioris.“


    Jaina aber fühlte den Blick der Prioris auf sich ruhen und fügte noch etwas zu dieser Antwort hinzu. Ob zum Guten oder zum Schlechten vermochte sie nicht zu sagen.


    „Herrin, ich bin Jaina Solaro und bitte sie und den geheiligten Imperator um Vergebung für meine ungestüme Art.“
    „Erhebe dich Jaina und schaue mich an!“
    Langsam stand sie auf und hob ihren Blick. Die Prioris sah noch recht jung aus, aber das hatte kaum etwas zu bedeuten. Das synthetische Auge in der linken Augenhöhle und die lange Narbe von der Stirnmitte bis zur linken Wange sprachen eher für ein etwas längeres, erlebnisreiches Leben.


    „Ungestüm bist du also. So so, wer hätte das gedacht? Aber sage mir, ist deine ungestüme Art eher von Vorteil oder doch eher ein Nachteil?“


    Die Stimme war fordernd und es war Jaina klar, dass die Prioris eine Antwort erwartete. Schnell wog Jaina Argumente ab, kam aber zu keinem guten Ergebnis und nahm daher den Mittelweg.


    „Ich weiß es nicht, Herrin. Das Ungestüme könnte sowohl von Vorteil als auch von Nachteil sein. Ich könnte mir gut vorstellen, dass diese Eigenschaft mir in einer Schreibstube eher zum Nachteil gereicht wird, während es an wilderen orten von Vorteil sein könnte.“


    Die Prioris ließ sich ob der Antwort nichts anmerken, hakte aber nach.


    „Und was wären deiner Meinung nach solche wilderen Orte?“


    Jaina war mulmig. Sie ahnte, dass ihr zukünftiges Leben von dieser Antwort abhing.


    „Ich würde vermuten, dass es sich bei solchen Orten um Kampfplätze und Schlachtfelder handeln könnte, Herrin.“
    „Und dann bittest du mich und den Imperator, von allen verehrt, um Verzeihung für etwas, dass für das Imperium von Vorteil sein könnte, wenn es genutzt wird?“


    So hätte es eigentlich nicht klingen sollen. Verdammt, nun saß Jaina in der Klemme und es gab als Ausweg nur die Flucht nach vorn.


    „Verzeiht mir Herrin. Es war nicht als Anmaßung gedacht. Ich wollte vielmehr ausdrücken, dass ich bereit bin dem Imperium zu dienen, egal wie dieser Dienst auch aussehen mag. Immerhin lebe ich, wie jede Waise in der Schola Progenium, um zu dienen.“
    „Du willst also dem Imperium dienen, egal wie dieser Dienst auch aussehen mag?“


    Ohne nachzudenken, ohne zu zögern antwortete sie der Prioris.


    „Ja Herrin. Egal wie der Dienst, den der Imperator, geheiligt sei sein Name, für mich ersonnen hat, ich werde ihn erfüllen und wenn ich dabei sterbe.“


    Jetzt lächelte die Prioris und ihre Stimme wurde eine Nuance freundlicher.


    „Ich schätze heute ist dein Glückstag, Jaina Solaro. Geh und pack deine Sachen, denn du wirst heute mit uns kommen, um dem Adeptus Sororitas beizutreten und dem Imperium zu dienen.“


    ______________________________________________________


    Jaina schwang den Eviscerator auf Schulterhöhe herum. Angelika wich mit einer Gewandheit aus, die nicht mehr menschlich war und ging, während Jaina vom schweren Schwert weiter um ihre Achse herum getragen wurde, in den Gegenangriff über. Sie fügte Jaina einen Schnitt am rechten Oberschenkel zu. Die Klinge hatte die Rüstung mit Leichtigkeit durchdrungen. Jaina verdrängte den Schmerz und hob noch in der Drehung den Eviscerator über ihren Kopf. Als sie Angelika wieder sah schwang sie die schwere Klinge mit aller Kraft nach unten. Direkt auf ihre ehemalige Freundin, in der Hoffnung sie mit einem einzigen Hieb zu treffen und zu töten.


    __________________________________________


    Sie war nun eine Sororita, auch wenn ein Initiationsritus erst jetzt gleich stattfand. In den wenigen Tagen seit dem Verlassen der Schola hatte man ihr an der Wirbelsäule, kybernetische Implantate eingepflanzt, um die Steuerung der Servorüstung zu erleichtern. Es waren schmerzhafte Eingriffe von Nöten gewesen, die all ihre Schmerzen davor wie kleinste Kratzer aussehen ließen.
    Aber die Eingriffe waren Geschichte und die Schmerzen waren sehr langsam am Abklingen. Stattdessen fühlte sie sich gerade nackt in der hautengen, grauen Synthetikunterkleidung der Servorüstung, die Adapter für Servorüstung und die Nervenanschlüsse in ihrem Rücken hatte. Trotzdem kam keine Klage über ihre Lippen. Auch die Schmerzen, die sie am rechten Oberarm verspürte, wo man ihr die Fleur-de-Lys eingebrannt hatte, ignorierte sie.
    Angelika war ausgewählt worden, ihr die Servorüstung und das Anlegen eben jener zu zeigen und zu erklären. Schritt für Schritt erklärte sie das Vorgehen und machte die Schritte mit ihrer eigenen Rüstung vor. Es war eine schnelle Demonstration und Jaina folgte dem Beispiel ebenso zügig. Erst musste sie von oben wie in eine extrem steife Hose in die Beinpanzerung einsteigen. Das Rückenteil war schon an Ort und Stelle, wodurch die Stecker in der Rüstung in ihre kybernetischen Anschlüsse klickten. Dann streckte sie ihre arme in die Panzerarme. Der schwierigste Teil war schon geschafft. Dann klappte sie das Brustteil, das vor dem Anlegen der Rüstung nach links hin aufgeklappt worden war, zurück vor ihre Brust. Es rastete ein und zischte als die Rüstung versiegelt wurde. Die letzten Schritte kamen erst nachdem sich ein Halskragen automatisch aufgeblasen hatte. Erst legte sie die schwere Atemmaske an und verband diese mit einem Schlauch an einem, um von der Rüstung Atemluft zu bekommen. Dann kam der Helm mit seinen Displays.
    Es kam Jaina noch seltsam vor, so abgeschottet zu sein, aber sie würde sich daran gewöhnen müssen. Unruhig trat sie aus dem Raum und wartete mit einigen anderen Neuzugängen auf dem Gang auf den Beginn der Feier.


    ____________________________________________


    Kreischend grub sich der Eviscerator in den gefliesten Boden. Angelika hatte sich gleichermaßen weg gedreht wie sich auch die schwere Kettenklinge in der Luft mit nur wenig Aufwand beiseite schlug. Als die Klinge den Boden berührte, führte sie einen Hieb gegen Jainas rechten Oberarm aus. Es war fast wie eine sanfte Berührung, die nur eine kleinen, leicht blutenden Schnitt verursachte. Fast so als ob Angelika sie mit der Klinge weder verstümmeln noch töten, sondern liebkosen wollte.
    Jaina sprang zurück und realisierte ihren Fehler zu spät. Scherz schoss siedend heiß durch ihre Nerven als sie bei der Landung ihr verletztes Bein zu stark belastete. Der Schmerz hielt sich und ebbte nur langsam ab.


    „Komm Schwester, ergib dich. Dein Widerstand wird dich nirgendwo hinführen. Du hast schon verloren, du weißt es bloß noch nicht.“


    ________________________________________________


    Ein Jahr und fünf Monate waren seit ihrer Aufnahme in das Adeptus Sororita vergangen und nun stand sie in ihrer ersten Schlacht. Sie kämpften in den unteren Ebenen einer Makropole gegen militante Kultisten. Die Streitmacht der Schwestern war dabei in dem verwinkelten Gebiet in einen Hinterhalt geraten und und in kleinste Teile zersplittert worden. Aus diesem Grund versuchte sie sich alleine zu ihrem Trupp zurück zu kämpfen, als sie in der Unterstadt über eine Horde von bestimmt 40 Kultisten stolperte. Ihre im Training verfeinerten Reflexe sorgten für den kleinen Vorteil.
    Der Tod hatte einen Frühstart und ihr Bolter überbrachte ihn in größeren Stückchen. Während sie Kultist um Kultist einen Platz im Fegefeuer bescherte, lobpreiste sie den Imperator. Aber trotz ihres heiligen Eifers fielen nicht genug Kultisten und sie wurde eingekreist. Die, nur mit Nahkampfwaffen bewaffneten Kultisten verhöhnten sie, schrien ihr entgegen, dass sie niemals alle würde töten können.
    Jaina blieb ruhig und lud ihren Bolter nach. Es fehlte noch die eine Bewegung zum Fertigladen als ein Kultist vorsprang und von einem Boltgeschoss einfach zerrissen wurde.
    Die Kultisten drehten sich zu den Schützen um und achteten nicht mehr richtig auf Jaina. Das war ein dummer Fehler, denn sie nutzte diese Schwäche und ließ erneut die Hölle losbrechen.


    Die restlichen Kultisten starben als ihre Prioris, Angelika und sie selbst den Kampf wieder aufnahmen. Am Ende standen die drei Rücken an Rücken und erledigten die letzten Feinde im Nahkampf. Eine Tat von denen ihre blutbespritzten Rüstungen Zeugnis ablegten.
    Danach zogen sie sich unter der Führung der Prioris weiter, um sich erneut mit der Streitmacht zu vereinigen.


    _______________________________________________________


    „Ich werde mich niemals ergeben, angelika. Nicht solange ich noch lebe.“


    Angelika lächelte und jainas schmerzen wandelten sich zu berauschenden sinneserfahrungen. Verdammt, das lag bestimmt an diesem widernatürlichem, pinken nebel der überall herumwaberte.


    „Du weißt, dass ich noch vor tagen genauso geklungen hätte. Und dann hat sich alles verändert. Ich bin IHM begegnet. Er hat mir die augen geöffnet, Jaina und er würde sich freuen das auch für dich tun zu können. Lass es einfach geschehen und quäle dich nicht so unnötig.“


    Jaina wurde wütender als sie es ohnehin schon war. Sie würde sich niemals ergeben. Trotzig erhob sie ihren Eviscerator und ließ ihn auf ihrer rechten Schulter nieder.
    Der Motor tuckerte langsam vor sich hin und Jaina wartete auf den richtigen Augenblick. Ein Hieb sollte es entscheiden, auch wenn sie anfing sich auf einen längeren Kampf zu freuen.
    Sie setzte sich in Bewegung. Nach links auf eine Kreisbahn. Angelika folgte ihrem Beispiel und so umkreisten sie sich lauernd, bis Angelika beschloss das Spiel zu beenden. Sie sprang vor und stieß mit ihrer Energieklinge nach Jaina.


    ___________________________________________________________


    Einige Tage vor der schicksalhaften Begegnung waren sie auf einem imperialen Planeten gelandet, um einen Chaoskult auszumerzen. Bei der ersten Begegnung schon hatte sich herausgestellt, dass die Kultisten von verderbten Astartes geführt wurden. Ein direkter Sieg war nicht möglich und als sie sich endlich vom Feind lösen konnten war ein großer Teil der Schwestern verwundet oder Tod. Ganze Trupps waren aufgerieben worden und speziell auf Priori hatte es der Feind angelegt. Nun standen Angelika und Jaina im Befehlszelt der Principalis. Angelika war im Kampf verwundet worden und sah, wie so viele andere auch, unruhig und kränklich aus.


    „Ihr beiden wisst, warum ihr hier seid, oder?“
    „Nein, Schwester Principalis.“


    Sie sprachen zur selben Zeit. Wie Zwillingsschwestern. So wie sich trotz all ihrer Unterschiede auch sahen. Sie waren nicht mehr nur Freundinnen, sie waren wie Schwestern.


    „Nach dem heutigen Gefecht haben wir einen Mangel an Führungspersonal. Leider seid ihr beiden die Einzigen, die für eine Beförderung in Frage kommen.“


    Die Principalis seufzte ehe sie fort fuhr.


    „Von diesem Augenblick an seid ihr beiden nicht mehr nur Schwestern, sondern Schwestern Priori. Jede von euch wird in den kommenden Gefechten und Schlachten je einen Trupp anführen. Die nötigen Fähigkeiten hat jede von euch schon unter Beweis gestellt. Enttäuscht eure Schwestern, mich und den Imperator, von allen verehrt, nicht. Weggetreten.“


    ________________________________________________


    Jaina schwang ihren Eviscerator mit aller macht schräg nach unten. Sie würde treffen, es konnte nicht anders sein.
    BUDUMM
    Die Klinge hatte gerade den Zenit überschritten als ein Schuss erklang und ein Boltgeschoss in der nähe der Klingenspitze explodierte. Jaina war geschockt. Sie trug nur die Atemmaske und einige Splitter wurden in ihre Stirn getrieben.
    Dieses Boltgeschoss änderte das Resultat ihres Hiebs. Sie verfehlte ihr Ziel und durch die Wucht des Geschosses wurde sie gegen ihren Willen um ihre eigene Achse gedreht. Angelika auf der anderen Seite traf allerdings und fügte ihr eine blutende Bauchwunde zu. Wieder nur ein tiefer Kratzer, aber es summierte sich.
    Jaina schrie vor Zorn und Überraschung. Sie disponierte um und nutzte den Schwung, um sich zum neuen Feind hin zu drehen. Sie würde ihn töten, weil er ihren perfekten Schlag ruiniert und sie somit ihrer Chance beraubt hatte, eine Ketzerin zu töten. Dort war er. Drei Feinde waren es. Sie stürmte los und nahm sich vor, diese drei auf grausame Art und Weise zu töten. Den Schmerz ihrer Verletzungen nahm sie nicht mehr wahr, nur noch die blanke Lust.


    ___________________________________________________


    Keine zwei Stunden davor stand sie mitten in der Schlacht. Es lief nicht besonders gut. Überall lagen Tote. Freunde wie Feinde lagen einzeln oder auch in kleinen Grüppchen tot auf dem krater übersäten Ruinenfeld. Dann kam der Befehl über das Komm.


    „Hauptstreitmacht ausweichen auf Beta-Stellung. Jaina, Angelika, ihr werdet die Nachhut bilden. Der Imperator beschützt!“


    Jaina wandte sich an ihren Trupp.


    „Ihr habt die Prncipalis gehört. Wir müssen die Stellung so lange halten wie möglich ehe wir selbst ausweichen. Der Imperator ist mit uns!“


    Dann nahm sie Helm ab, behielt aber angesichts des pinken Nebels ihre Atemmaske auf. Sie ging an ein Fenster der Ruine, in der sie sich verschanzt hatten und ließ ihre Stimme über das Schlachtfeld tragen.


    „Kultistenabschaum, ich bin Jaina Solaro und beim Imperator wird mein Gesicht das Letzte sein, dass ihr in euren kümmerlichen Leben sehen werdet!“


    Damit begann auch schon der Sturm auf ihre Position. Immer wieder mussten sie Gebiet verloren geben, um nicht einfach überrannt zu werden. Im Kampf zerbrach ihre Klinge. Sie warf das nun nutzlos gewordene Metall weg und ergriff den Eviscerator einer gefallenen Repentia als Ersatz.


    Nach einiger Zeit kamen die Überreste von Angelikas Trupp aus dem Nebel, der inzwischen noch dichter geworden war. Gerade noch rechtzeitig erkannten sie ihre Schwestern und ließen die Waffen sinken. Angelika fehlte allerdings.


    „Wo ist Schwester Angelika?“
    „Sie ist zurückgeblieben, um unseren Abzug zu decken.“


    Verdammt! Das durfte doch nicht wahr sein. In welche Probleme brachte sich Angelika bloß? Das war doch sonst nicht ihre Art.


    „Wo war das?“
    „Das war bei unserer zweiten Stellung. Rund einen Kilometer von hier.“


    Das war nicht zu weit weg und dank des Nebels konnte sie sich unbemerkt bewegen.


    „Okay. Sofern Angelika noch lebt bringe ich sie zurück. Ihr haltet weiter die Stellung und Schwester Lisa, ihr übernehmt das Kommando. Der Imperator beschützt!“


    Mit diesen Worten orientierte sie sich um und lief in den Nebel.


    ___________________________________________________________


    Drei namenlose Gegner. Zwei Kultisten, die neben einem verderbten Astartes nur schmächtig aussahen. Es war Zeit ihnen die Strafe des Imperators zukommen zu lassen. Angelika war im hier und jetzt unwichtig. Der eine Kultist in seiner goldverzierten Rüstung trat vor und schwang seine Energiefaust.
    Es war sein letzter Fehler, denn ihr Eviscerator riss ihn von seiner linken Schulter bis zum rechten Becken einfach auseinander, als sie ihre Klinge in einem massiven Schlag hernieder sausen ließ. Was bei Angelika nicht funktioniert hatte, tat es nun bei einem Kultisten.
    Dann kam der Zweite in einer eher unscheinbaren Rüstung. Er starb als Jaina ihn mit ihrem Eviscerator durchbohrte und die Klinge zur Seite wieder aus seinem Körper heraus riss.
    Blieb nun nur der Astartes, der sich zurückgehalten hatte. Erst jetzt sah jaina ihn an und ihr stockte der Atem.


    _________________________________________________________


    Sie war seit bestimmt 20 Minuten unterwegs im Nebel, immer wieder von Deckung zu Deckung huschend. Kultisten eilten an ihr vorbei ohne sie zu sehen. Die Kultisten waren Jaina im Moment egal. Wichtig war Angelika.


    „Jaina, brich die Verfolgung Angelikas sofort ab! Versuche dich durch zu schlagen und Hilfe anzufordern! Wir sind in einen Hinterhalt geraten und die Verwundeten ...“


    Damit brach die Verbindung ab. Jaina wusste genug. Die Sororitasstreitmacht war so gut wie tot. Aber trotz des Befehls konnte sie ihre Schwester nicht dem Feind überlassen.
    Da sah sie im Nebel einen Schatten auf eine nahegelegene Ruine zulaufen. Es waren schwere Schritte wie die einer Person in Servorüstung und der Schatten war nicht so massig wie der eines Mannes. Eine Sororita also. Sie beschloss der Gestalt zu folgen und schlich so leise wie es nur ging bis in die Ruine herein. In dem zerstörten Bauwerk gab es einen großen Saal mit zerstörtem dach, aber es lagen nur wenige Trümmer auf dem gefliesten Fussboden. Es war dunkel und nur kreisförmig angeordnete Fackeln erleuchteten die Szenerie. In der Mitte des Fackelkreises stand eine einsame Sororita mit einer Energieklinge in ihrer Hand. Sie wandte Jaina den Rücken zu.


    „Dreht euch um und nehmt den Helm ab!“


    Die Angesprochene setzte sich bewusst langsam in Bewegung. Sie nahm den Helm mit einer Hand ab und ließ ihn achtlos auf den Boden fallen. Für Jaina wurde es der schrecklichste Augenblick ihres Lebens. Sie sah goldene Augen und sie wusste, dass diese einmal blau gewesen waren. Eine überlange, violette Zunge und einen Mund voller Sägezähne nahm sie wahr. Dazu weiße Haare und eine extrem bleiche Haut, die leicht bläulich eingefärbt war.
    Vor ihr stand ihre Freundin, nein ihre Schwester Angelika. Dieses mal aber als Kultist und Feind.


    ________________________________________________________________


    Jaina hielt inne. Sie konnte nicht anders, denn der Anblick des Chaos Astartes bannte sie. Er erschien ihr seltsam perfekt und das trotz all seiner offensichtlichen Mutationen. Einen Helm hatte er nicht auf und sein haarloser Kopf wies ein Horn in seiner bleichen Hautfarbe auf. Seine Augen leuchteten golden und seine Rüstung war in den schillerndsten Farben gehalten. Ihr Eviscerator sackte nach unten.
    Das konnte und durfte nicht sein! Trotzig schüttelte sie den Kopf, versuchte wieder klare Gedanken zu fassen und scheiterte. Erneut hob sie ihr Schwert.


    „Lass das Schwert fallen, Schwester Prioris Jaina Solaro.“


    Der Eviscerator fiel scheppernd auf den Boden und der Motor ging aus. Wann hatte sie? Sie erinnerte sich nicht den Eviscerator los gelassen zu haben. Aber das rückte in den Hintergrund.


    „Woher? … Wieso?“


    Nur Gestotter kam aus ihrem Mund. Der Astartes aber lachte. In Jainas Ohren war sein Lachen Glockenrein. Und als er wieder sprach fand sie, dass seine Stimme in all ihrer Reinheit von allen Bürgern des Imperiums gehört werden sollte.


    „Du hast deinen Namen vorhin laut gebrüllt. Das war nicht zu überhören gewesen und welcher wahre Krieger würde solch vergeblichen Mut nicht honorieren wollen?“


    Jainas Kopf war wie leer gefegt. Inzwischen brachte sie nicht einmal mehr Gestammel über ihre Lippen, während sie der verführerischen Stimme des Astartes lauschte und an seinen Lippen hing ob solcher Perfektion. Etwas in ihrem Innern begann sich zu verschieben und sie freute sich insgeheim darüber.


    „Findest du es nicht auch schade, wie abweisend das Imperium auf Perfektion und Gefühle reagiert? Ein Leben ohne Freuden, ohne Leidenschaft, ohne den Drang zu immer neuen, immer stärkeren Sinneseindrücken ist doch kein Leben. Es ist Verschwendung und Sklaverei. Bisher hast auch du dein Leben verschwendet, dich versklaven lassen und dabei könntest du so viel mehr sein. Du könntest die Diener der falschen Götter vernichten und in den entzückendsten Sinnesfreuden schwelgen. Dich selbst könntest du noch viel mehr, viel intensiver als jetzt in den Dienst einer höheren Macht stellen, die dir deine größten Wünsche und Sehnsüchte erfüllt, wenn du nur bereit bist zuzugreifen. Aber möchtest du das überhaupt?“


    Jaina folgte der Versuchung und in ihrem Kopf nahm alles Gestalt an. Ihr Eid auf den Imperator und das Imperium war vergessen. Sie wollte all das, was der Astartes vorhin aufgezählt hatte und noch einiges mehr. Sie hauchte ihre Antwort.


    „Ja.“


    Behutsam nahm er ihren Kopf in beide Hände, ehe er weiter sprach.


    „Dann werde auch du eine Dienerin des dunklen Prinzen. Spüre die Umarmung und die Leidenschaft deines Gottes Slaanesh in Körper und Geist!“


    ___________________________________________________


    Massiv verändert verließ Jaina die Ruine nach einigen Minuten wieder. Wer sie ansah, erkannte sie nur anhand ihrer Rüstung, wenn überhaupt wieder. Ihre Haare waren verschwunden und durch einige wenige Tentakeln in ihrer neuen blass violetten Hautfarbe ersetzt worden. Ihre Augen waren ganz silbern, sowohl Pupillen als auch Iris waren nicht mehr existent.
    Aber das waren nicht alle Mutationen. Und auch ihre Weltsicht hatte sich verändert und sie war froh darum. Sie war auserwählt worden, eine Priesterin des Slaanesh zu sein und einige Gefangene Sororitas würden ihre erste Konvertierungsaufgabe sein, auf dass auch sie zu Dienerinnen des wahren Gottes würden. Dabei freute sie sich besonders darüber wieder mit Angelika vereint zu sein. Wie Schwestern würden sie auftreten und herrschen. Angelika über die eigentlichen Kämpfer und Jaina als Priesterin über ihre Seelen. Und heute war ein guter Tag, um damit zu beginnen.




    hier gehts zum kommentarthread: Kommentare zu [Brüder] Die Zwillinge

    "I have a bad feeling about this!"


    "Vertrauen sie mir. Ich weiß was ich tue."


    "Kiss my Wookie!"

    2 Mal editiert, zuletzt von Sebiraider11 ()