EIGENTLICH habe ich ja einen etwas anderen, etwas längeren Titel für die Geschichte... und EIGENTLICH bin ich auch noch lange nicht fertig..
ABER ich habe angekündigt, dass ich im Vorraus eine kleine Leseprobe reinstellen will. Und weil mir die Zeit davonläuft und ich das ganze mit einem kleinen Quiz verbinden wollte muss es wohl so sein, dass ich jetzt schon unfertige Splitterbrocken hier reinwerfe.. Bisher habe ich ca 2/3 der Geschichte fertig und fast den ganzen Rest im Kopf, aber noch nicht richtig zusammengefügt und in Worte gefasst.. und ja, die 15 Seiten wollen nach Möglichkeit voll ausgereizt werden! Also natürlich je nach Format natürlich und so.. nicht dass ich aus Versehen 15,1 Seiten schreibe.
Hintergrund zum Quiz und was für einen Preis ich für den Gewinner im Sinn habe gibts dann bei den Kommentaren.
Ich wünsche viel Spaß beim lesen. Bitte lasst euch von eventuellen derben Rechtschreibfehlern oder sinnlosen Sätzen nicht total aus der Ruhe bringen, ich versuche bis zur Abgabe neben dem Fertigstellen nochmal drüber zu gehen und das gröbste auszusieben...
(hoffentlich dann) Vollständige Geschichte gibts dann kurz vor knapp.. wenn ich bis dahin nochmal einen weiteren innigen Kuss von meiner Muse erhalte und die Zeilen nur so fliegen..
ENDLICH habe ich die Geschichte fertig überarbeitet. Und ENDLICH löst sich mit der vollständigen Geschichte auch das Rätsel was das tatsächliche, wirkliche und echte Thema der Geschichte ist.
Ich entschuldige mich hier nochmal in aller Form dafür, dass ich euch allen und vor allem der Jury die 22 Seiten (auf die Zeile genau übrigens :P) zumute. Aber es hat sich einfach so richtig angefühlt und jeder Abschnitt den ich gestrichen hätte würde sich ein Stück weit auf das Ganze auswirken und die Gesamtwirkung ändern.. Immerhin führen alle Pfade nach Rom und in diesem Falle hat jede Handlung einen gewissen Zweck und führt schlussendlich zu einer wichtigen Auswirkung auf das zentrale Thema der Geschichte.
Ich hoffe ich konnte alle groben Fehler beseitigen und das Leseerlebnis ist mehr Vergnügen als Qual. Also das heißt bis auf den Part der von vorn herein als bösartige Folter meinerseits geplant war versteht sich.
Also viel Spaß beim lesen und seit nicht allzu streng mit mir.
Ach und ich hab ganz dreist und frech Nytaines alte Art zu schreiben stibizt, einfach nur aus Jucks und um sie etwas aufzuziehen.
Falls es jemandem Augenkrebs verursacht (was bei der Textwand wohl eh schon der Fall sein wird) bitte melden, dann editier ich wieder um.
„...
Und selbst in dunkelster Nacht,
der Imperator über meine Seele wacht.“
Leila beendete ihr Abendgebet und legte sich brav ins Bett und deckte sich zu. Gleich würde Mama reinkommen, nochmal die Decke richten, ihr einen Gütenachtkuss geben, ihr übers Haar streichen und dann an ihren Bett warten bis sie eingeschlafen ist. So wie jeden Abend.
Das Metall des Schlosses gab mit einem lauten Ächzten nach und das Stahlgitter fiel mit einem lauten Plantschen in die trübe Brühe der Kanalisation. Ein kurzes Knurren diente als Zurechtweisung für diese Nachlässigkeit, immerhin sollte das Vordringen leise und unbemerkt vorgehen.
Dann hörte man nur noch das Geräusch von schlechten Stiefeln in den Gängen der Kanalisation, tief in den Därmen der Makropole.
Draußen war es laut. Die freundliche, aber laute Frauenstimme wiederholte draußen immer noch die Regeln an welche sich alle halten sollten, deren genaue Bedeutung Leila niemand erklären wollte. Mama hatte gemeint um ihr keine Angst zu machen. Zumindest hatte sie das zu den anderen Erwachsenen gesagt als alle glaubten, dass Leila sie nicht hören konnte.
Leila wusste nicht was ein Xenos eigentlich genau war und warum alle so aufgeregt waren, aber sie wusste, dass es etwas schlimmes war. Zumindest wusste sie, dass der Imperator Xenos nicht gern hatte und wenn er sie nicht mochte mussten sie etwas böses sein.
Es machte ihr etwas Angst, dass alle so aufgeregt waren und dass es um irgendwelche Xenos ging, welche ja böse waren. Irgendetwas schlimmes war passiert, oder würde noch passieren und niemand wollte ihr sagen was es war.
Den ganzen Abend hatten sich die Erwachsenen aufgeregt unterhalten und sie hatte nicht einmal die Gute Nacht Sendung für Kinder hören dürfen welche sie sonst immer hörte. Stattdessen hatten alle um das Radio gesessen und ganz gespannt zugehört, so wie bei den anderen Erwachsenen Sachen die ab und zu passierten. Das letzte Mal hatte Mama ihr erklärt, dass ein neuer Goublanör gewählt wurde und das ganz arg doll wichtig war für ihre Welt. Und davor waren die Erwachsenen oft beim Radio gesessen als die Tante im Radio von der Arbeit erzählt hat. Leila hatte nicht verstanden worum es ging, aber scheinbar waren welche in der Arbeit böse gewesen und irgendjemand hatte ganz doll Ärger bekommen.
Leila war etwas böse gewesen als man sie gleich ins Bett geschickt hatte ohne eine Geschichte darüber wie der Imperator die Menschheit beschützte und warum wir alle ihm helfen müssen weil er sich für uns aufgeopfert hatte und nicht mehr alles selbst schaffen konnte. Leila vermutete ganz heimlich, dass der Imperator auch etwas müde geworden war, immerhin war er ganz doll alt und Großvater war auch immer müde gewesen bevor der Imperator ihn dann zu sich gerufen hatte. Vielleicht ruhten sich ja alle die müde und alt waren bei ihm aus und weil er so viele Gäste hatte konnte er nicht aus dem Haus und sich um die anderen kümmern?
Jetzt war Leila jedenfalls nicht mehr böse. Sie hatte gleich gemerkt, dass die Erwachsenen irgendetwas wichtiges machten und man sie besser nicht ärgern sollte. Zu jammern und zu motzen war, ganz besonders wenn etwas wichtig war wie zum Beispiel die Arbeit, ja auch eine Sünde. Und Leila war ein braves Mädchen und wollte nicht, dass der Imperator böse auf sie war. Und Mama wäre dann auch traurig.
Also wartete sie still und leise in ihrem Bett. Und auch wenn sie neugierig war was die Erwachsenen machten ging sie nicht einmal an die offene Tür um zu lauschen. Sie lauschte nur ein klein bisschen von ihrem Bett aus.
Die blankpolierte Servorüstung schimmerte im künstlichen Licht des Flutlichts. Die herunter perlenden Regentropfen glitzerten wie kleine Juwelen auf der glatten Oberfläche.
Der Platz der Himmlischen Offenbarung, vor dem geheiligten Schrein des Imperators war auf einer der höchsten Ebenen der Makropole gelegen. Einer der wenigen Orte auf der Makropole, an welche das Sonnenlicht ungehindert gelangen konnte und normalerweise den Platz in goldenes Licht tauchte. Normalerweise war der Platz auch voller Gläubiger welche die seltene Gelegenheit eine der oberen Ebenen und damit auch den freien Himmel zu sehen. Sie kamen und zu beten, dem Imperator zu danken und sich an dem zu erfreuen was ihnen gegeben war.
Unweit des Platzes dampften die Turbinen einer soeben gelandeten Walküre und ein kleiner Trupp Gardisten stieg in geordneter Formation aus. Zu Fuße der vergoldeten Imperatorstatue wurden sie bereits erwartet.
Die Servomotoren summten leise, als die gepanzerte Hand den Bolter langsam an einer Halterung am Rücken, unter dem Rückenmodul befestigte. Beide Hände bildeten darauf hin das Zeichen der Aquila auf der gepanzerten Brust. Ein Zeichen, welches sofort auf der anderen Seite von einer berobten Gestalt imitiert wurde, welche aus den Reihen der Gardisten hervor trat.
"Cassius. Lasst uns keine Zeit verlieren. Sprecht schnell, wie ist Situation?"
"Mein Lord, der Feind ist dabei die erste, vorgelagerte Verteidigungslinie zu durchbrechen. Die Truppen werden sich in Kürze zu den Stadtmauern zurückziehen. Eine Belagerung ist unausweichlich."
"Dann soll es so sein. Wir werden die Xenos gebührend empfangen."
Die fest zugedrückte Servofaust klang hell, als sie gegen den Brustpanzer stieß. "Gouverneur, ich und meine Schwestern stehen zum Kampf bereit."
Gouverneur Graccus sah die hochgewachsene und in eine strahlende Servorüstung gehüllte Sororitas neben ihm neugierig an. "Mein Dank für Euer Angebot, ehrenwerte Schwester Prioris. Doch müsst ihr nicht den geheiligten Schrein des Imperators beschützen? Es wird euch wohl kaum.."
"Verzeiht dass ich euch unterbreche." Das Gesicht des Gouverneurs wurde erst ernst, dann jedoch, mit jedem Wort dass sie sprach, wurde der Ausdruck zunehmend durch Neugier ersetzt.
"Es ist wahr, dass es unsere heilige Pflicht ist diesen Schrein zu beschützen. Ihn und allen die dort Schutz, Trost und den Segen des Imperators suchen. Es ist auch war, dass wir nicht das erwählte Werkzeug des göttlichen Willens des Imperators sind, sondern nur Vollstrecker seines Willens unter seinen anderen Dienern.
Dennoch kann ich nicht verantworten ruhig an diesem Ort zu verweilen wenn gläubige Kinder des Imperators unter uns, innerhalb unserer Reichweite aus diesem Grund den Tod finden sollten."
Mit ernster Mine begegnete sie dem strengen Blick des Gouvanours und ihre Stimme ließ keinen Zweifel an ihren Worten zu.
"Ich und meine Schwestern werden eure Truppen dabei unterstützen die Zivilbevölkerung zu beschützen und die unteren Ebenen zu halten. Dem Feind soll keine Gelegenheit gegeben werden auch nur in die Nähe dieses gesegneten Ortes zu gelangen!"
Die Entschlossenheit in ihrer Stimme zeigte seine Wirkung und der Gouverneur nickte bereits eine Bestätigung ehe sie ihren letzten Satz beendet hatte.
"Nun denn. Ich habe keine direkte Befehlsgewalt über Euch oder eure Schwestern, ich könnte als selbst wenn ich wollte nichts gegen Eure Entscheidung unternehmen."
Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu "Und ich denke nicht, dass ich die Zeit finden werde Bischof Clementian in dieser Sache zu konsultieren."
Mit einem leichten Grinsen wand er sich wieder dem in Roben gehüllten Mann zu.
"Cassius! Ich wünsche, dass ihr sämtliche noch verfügbare Kräfte mobilisiert und sie an den Stadtmauern positioniert. Gebt Meldung an die verbliebenen Streitkräfte des Planeten und bringt in Erfahrung wann sie uns entlasten können. Sobald ihr die tatsächliche Bedrohung vollständig ermittelt habt sendet ihr auch eine Botschaft an die Vertreter aller imperialen Streitkräfte, welche sich in unmittelbarer Reichweite befinden und uns innerhalb der nächsten zwei Wochen unterstützen könnten. Mein Krisenstab hat sich innerhalb der nächsten Stunde einzufinden."
Er wartete das kurze Nicken des Mannes ab. "Das wars erstmal. Wegtreten!" Die Gardisten salutierten wanden sich um und eskortierten Cassius zurück zur Walküre.
"Ich werde dafür sorgen, dass Ihr Euch mit euren Schwestern innerhalb von zwei Stunden den Kämpfen auf den unteren Ebenen anschließen könnt. Der Imperator beschützt."
"Der Imperator beschützt!"
Die metallenen Servostiefel klangen auf dem harten Granitboden als sich die Schwester Prioris zurück zu ihren Schwestern begab.
Mit einem Kopfschütteln blieb der Gouverneur noch einen Moment stehen, ehe er sich von einigen wenigen Männern begleitet in Richtung des Imperialen Palasts begab.
Glühende Augen leuchteten im Dunkel der Kanalisation. Der heiße Atem aus den stinkenden Mäulern kondensierte in kleinen Dampfwolken. Ein kurzes Schnüffeln verriet den abstoßenden Kreaturen, dass die Beute nah war.
Als die Stiefel der vorbei marschierenden Soldaten auf das Gitter am Abfluss direkt über den lauernden Bestien trommelten waren diese kurz davor ihren Instinkten nachzugeben und sich mit wild auf die Soldaten zu stürzen um gnadenlos auf diese einzuhacken.
Ein paar gedämpfte Grunzer waren alles was aus der Kanalisation drang und der Lärm der regennassen Stiefel übertönte diese vollkommen.
"Xenosbedrohung an der ersten Verteidigungslinie gesichtet. Alle Bewohner werden dazu aufgefordert sich umgehend in die Schutzräume zu begeben. Es verbleiben ihnen hierfür dreißig Minuten. Versiegelung der Sicherheitsbereiche in vierzig Minuten. Sicherheitsstufe Delta Prioris.
Ich wiederhole, alle Bewohner haben sich innerhalb von dreißig Minuten in den für sie vorgesehenen Schutzräumen einzufinden. Versiegelung der Schutzbereiche in vierzig Minuten.
Der Imperator beschützt die folgsamen."
"Beim Thron.." Avelia war kreidebleich geworden und ihre Hände zitterten. Auch alle anderen, welche mit ihr um das Radio herum versammelt hatten hatte die Durchsage kalt erwischt.
"Was... was sollen wir jetzt nur tun?" Ihre Stimme zitterte und sie war den Tränen nahe.
"Das was sie in der Durchsage gesagt haben. Wir werden so schnell wie möglich das nötigste zusammenpacken und uns in die Schutzräume begeben. Die PVK wird diese Xenos schon wieder in den Griff kriegen.."
Es lag wenig Selbstvertrauen in der Stimme des Mannes. Scheinbar war auch ihm die Hoffnung knapp geworden.
"Leila.." Avelia raffte sich zittrig und mit vor Angst geweiteten Augen auf und begab sich so schnell wie möglich zu ihrem Zimmer, das sie mit ihrer kleinen Tochter teilte. Die Panik und Angst um ihre Tochter war so groß, dass sie von Lyda, einer anderen Frau in der Unterkunft in der sie lebte, gestützt werden musste. Als sie in ihrem Zimmer ankam nahm sie sofort weinend ihre Tochter in den Arm und drückte sie so fest sie nur konnte.
"Mama.. du tust mir weh!" Die kleine Leila sah ihre Mutter mit großen Augen an. Bisher hatte ihre Mutter ihr nie absichtlich weh getan. Und sie sah traurig und bedrückt aus. Das machte Leila Angst. Sie drückte ihre Mutter und flüsterte ihr ins Ohr "Du braucht keine Angst zu haben Mama. Der Imperator ist bei uns und wird uns beschützen!"
Als ihre Mutter Leila in die Augen sah, in die großen, strahlenden Augen welche so voller Hoffnung und Vertrauen waren, war plötzlich alle ihre Angst um ihre Tochter und um ihr eigenes Wohl verschwunden.
Ihre Tochter war schon immer ein kleiner Engel gewesen, so fromm und brav wie man es sich von einer Tochter nur erhoffen konnte. Sie war über alle Maßen stolz auf sie. Und auch ein wenig auf sich selbst, dass sie trotz der harten Umstände und der Tatsache, dass sie seit zwei Jahren eine allein erziehende Mutter war, es geschafft hatte eine so wunderbare Tochter groß zu ziehen. Alle in ihrer Unterkunft halfen ihr nach Kräften und jeder fühlte sich ein Stück mehr wie in einer richtigen Familie wenn die kleine bei ihnen war.
Avelia fasste all ihren Mut zusammen und drückte ihre Tochter noch einmal bevor sie Leila auf Armlänge Abstand hielt und sie mit so fester und sicherer Stimme wie sie es vermochte ansprach "Natürlich tut er das. Du hast recht Leila, Mama ist nur ein bisschen nervös wegen dem was die Frau im Radio gesagt hatte."
Leila lächelte kurz und sah ihre Mutter dann wieder mit ihren großen, leuchtenden Augen neugierig an. "Was hat die Tante im Radio denn gesagt? Und was ist nerfbös?" Avelia konnte nicht anders als ihre Tochter ein warmes Lächeln zurück zu geben, gab sie ihr doch so viel Zuversicht wie es kein vollständiges Regiment Imperialer Soldaten hätte tun können. "Sie hat gesagt, dass wir für eine Weile von zu Hause weg müssen und dass wir uns beeilen sollen." Leila nickte kurz und fügte dann mit nachdenklicher Mine hinzu "Bevor die bösen Xenos da sind, stimmts?"
Avelia nickte erneut und drückte ihre Tochter nochmal. "Und jetzt pack schnell deine Sachen in die Tasche die wir vorbereitet haben wenn wir mal von zu Hause weg müssen."
Leila sprang sofort aus ihrem Bett auf "Heißt das ich darf heute lange auf bleiben? Und du auch Mama? Musst du morgen nicht arbeiten gehen?"
Leila war ganz aufgeregt und schaute ganz ungläubig zu ihrer Mutter hinauf. Diese musste erst einen Kloß herunter schlucken, als sie ihre Tochter unbewusst daran erinnerte wie ernst die Lage war.
"Ja Leila, heute bleiben wir mal lange auf, weil Mama morgen nicht zur Arbeit gehen muss. Zumindest nicht so früh wie sonst." Leilas Gesicht erstrahlte sofort als wäre sie die Sonne selbst.
"Ach, dass ist ja toll! Endlich darf ich länger wach bleiben und mit Mama zusammen sein! Darf ich Onkel Plüschflauschhosenbär mitnehmen?" Sie hielt ihren Teddy in die Höhe und schaute dabei halb hinter ihm hervor zu ihrer Mutter.
"Aber natürlich mein Sonnenschein. Du kannst doch deinen besten Freund nicht einfach allein zu Hause lassen. Er wäre bestimmt traurig wenn du ihn nicht mit zu diesem Abenteuer nehmen würdest."
Leilas Gesicht wurde ganz ernst und nachdenklich und sie nahm den Teddy wieder runter um ihm ernst in die Augen zu schauen. "Da hast du wohl recht Mama. Er schaut auch schon ganz nerfbös."
Avelia lächelte ihre Tochter an, während sie hastig das nötigste in die Tasche steckte, welche sie immer unter ihren Bett bereit hielt, so wie alle Bewohner angewiesen worden waren.
Als sie ihr Zimmer kurz darauf verließ standen bereits alle anderen bereit und warteten auf sie. Ein paar besorgte Blicke und ein Blick auf die Uhr sagten genug darüber aus wie wenig Zeit ihnen noch blieb zu den Schutzräumen zu kommen.
Das freundliche Lächeln und Kopf tätscheln welches für Leila bestimmt war und vor allem das jeder auf sie gewartet hatte zeigte dafür umso deutlicher, dass das wirklich ihr zu Hause war und sie alle eine große Familie.
Mit einem "Lass uns jetzt gehen mein Schatz." nahm Avelia ihre Tochter an der Hand und sie verließen ihre Unterkunft und ihre zu Hause. Niemand von ihnen ahnte, dass sie es nie wieder sehen würden.
Rogat stand am Rand der Zugangsbrücke zur Landeplattform auf der wenige Augenblicke zuvor die Walküre gelandet war. Er und fünf andere Gardisten begleiteten Magister Cassius, welcher gerade mit einigen der hochrangigen Würdenträger des Planeten aus der Walküre ausstieg. Sie sollten sich mit dem Gouverneur treffen und über die Situation beraten. Soweit Rogat verstanden hatte schien diese ziemlich ausweglos. Nachdem die Orkhorden bereits zwei Städte überrannt hatten waren sie auf dem Weg zur Hauptstadt. Das wenige was Rogat hatte mithören können verhieß nichts gutes.
Er stand stramm und salutierte, als die Würdenträger an ihm vorbei schritten und dabei bereits in heftige Diskussionen verstrickt waren. Ein Oberst beharrte darauf die vorgelagerten Verteidigungsstellungen um jeden Preis zu halten um es den Orks unmöglich zu machen die Mauern der Stadt zu erklimmen, während ihm ein anderer heftig widersprach und argumentierte, dass sie jeden Mann brauchten und ohnehin viel zu wenig Mann waren um die Horde überhaupt aufhalten zu können. Die beiden hochrangigen Vertreter des Administratorums warfen ständig etwas dazwischen und auch Cassius warf immer wieder etwas in die heftige Diskussion ein.
Nur der Maschienenseher schritt stillschweigend hinter der Gruppe her und schien vollkommen unbeteiligt.
Als die Gruppe schließlich durch einen Eingang, an dem sie bereits von einer anderen Gruppe Gardisten in Empfang genommen wurden, ins Innere des Imperaialen Palastes gegangen waren atmete Rogat erschöpft auf. Er war seit zwei Tagen fast ohne Pause auf den Beinen und hatte den unermüdlichen Cassius auf seiner Odyssee begleitet.
Seit dem Verlassen der brennenden Stadt welche die Orks zuletzt überrannt hatten hatte Rogat keinen Moment der Ruhe gekannt. Gerade hatten sie durch einen mörderischen Flug und einigen heftigen Gesprächen von Cassius vom Cockpit der Walküre aus mehrere der noch fehlenden Mitglieder des Krisenstabs des Gouverneurs aufgesammelt und zum Palast gebracht. Die Sitzung würde jetzt noch vor der vom Gouverneur straffen Zeitgrenze stattfinden können.
Jetzt da sie endlich abgelöst wurden konnte er sich für einige Zeit hinlegen und hoffentlich wenigstens ein paar Stunden Ruhe finden.
Ein beiläufiger Blick auf die weit entfernten Ausläufer der Stadt und die Wolken aus Rauch und Staub prophezeiten allerdings ganz anderes.
"Mama! Ich kann nicht so schnell Mama!" Leilas Arm tat ihr weh, weil Mama sie so doll am Arm zog während sie über die Straßen liefen.
Sie waren schon weiter von zu Hause weg als Leila zuerst gedacht hätte und weiter als sie es seit langer Zeit getan hatten. Seit ihrem Tagesausflug nach der Wahl des neuen Goublanörs an den großen Schrein des Imperators, der wirklich wunderschön gewesen war, war Leila nicht mehr so weit von zu Hause weg gewesen. Und sie hatte auch seit damals nicht mehr so viele Menschen auf den Straßen gesehen.
Mama war wohl wieder nerfbös, weil ihre Augen ganz groß und schnell waren als sie sich nach Leila umsah. Einer der anderen Erwachsenen aus ihrer Unterkunft nahm Mama unaufgefordert die Tasche ab und Mama nahm Leila sofort auf den Arm und trug sie. Aber war das eigentlich in Ordnung? Jetzt musste jemand zwei Taschen und Mama musste Leila tragen.
Eine Hand tätschelte Leilas Kopf und Tante Lyda sagte zu Mama und Leila "kein Wunder, dass du müde bist. Wir laufen so schnell durch die Straßen und du musst noch deinen Teddy tragen." Leila sah zu ihrem Teddy, denn sie fest im Arm hielt. "Onkel Plüschflauschhosenbär kann nicht selbst laufen. Also muss ich ihm doch helfen." Leila sah ihre Mama lächeln während sie zusammen mit den anderen Erwachsenen wieder schneller lief.
Nach ein paar Minuten, Mama hörte ich schon müde an, fragte Leila in die Runde "Wie weit ist es noch?" Wieder antwortete Tante Lyda und zeigte nach vorn auf eine riiiiiesige Tür auf der eine große Zahl drauf geschrieben war welche Leila noch nicht richtig lesen konnte. "Da vorn ist es schon. Ist nicht mehr weit Spätzchen." Leila wand sich zu ihrer Mama "Hast du gehört Mama? Gleich sind wir da. Dann musst du mich nicht mehr tragen." Mama drückte Leila fester an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn "Ja mein Sonnenschein. Gleich sind wir da. Dann wird alles gut werden."
Leila verstand nicht was gut werden sollte und warum alle um sie herum so aufgeregt waren. Sie hörte aber viele andere Kinder und sah sich neugierig um. Viele weinten, manche sahen einfach nur erschrocken aus. So als hätten sie einen großen Käfer gesehen, der uneingeladen auf dem Frühstück sitzt und davon nascht. Die Frauenstimme die sonst auch überall aus den Sprachkästen kam sagte, dass alle ruhig bleiben sollten und wiederholte die ganze Zeit die Regeln was man machen sollte wenn Xenos kamen.
Leila sah ein paar Arbites bei der Tür stehen und aufpassen. Sie halfen den Leuten und machten Ordnung. Leila wusste genau was ein Arbites war und was er machte. Sie hatte ihre Mama und die anderen oft nach den schwarz gekleideten Männern mit der Aquila auf ihrer Rüstung gefragt und sich erklären lassen wozu der Imperator sie braucht und warum sie die ganzen Arbitessachen hatten und was sie damit machten. Nicht alles hatte man ihr genau erklären wollen. Aber sie wusste, dass sie die Stöcke brauchten wenn viele Leute ganz unartig waren und die Schlotflinden wenn sie ganz doll arg unartig waren und nicht auf sie hören wollten. Und dabei musste man doch auf die Arbites hören! Immerhin machten sie Ordnung für den Imperator und dass sie für den Imperator arbeiteten sah man ja an der Aquila.
Als Leila, ihre Mama und die anderen aus ihrer Unterkunft zu der Tür kamen stand da auch ein Arbites mit einem Stift und Papier da und fragte alle die vorbei kamen erst etwas fragte bevor er sie in den großen Raum hinter der Tür ließ. Ein paar der anderen aus ihrer Unterkunft waren schon im Raum, dann kam Leila und ihre Mama dran.
"Name! Adresse!"
Mama antwortete ganz schnell "Avelia Caled, mit meiner Tochter Leila Caled. Unterkunft 7B46 in Sektion 4." Der Mann sah kurz von seinem Papier auf und sah Mama und Leila an. Dann lächelte er ganz kurz, machte einen Hacken auf seinem Papier und sagte "Keine Sorge, wir sorgen dafür, dass euch nichts passiert." Leila antwortete gleich ganz mutig und ohne Angst vor dem großen Mann mit dem dunklen Helm "Der Imperator beschützt!" Da sah der Mann nochmal zu ihr und schaute erst ganz komisch und lächelte dann ganz breit. "Ja das tut er."
Dann gab der Mann ihnen eine Nummer und sie durften rein. Leila sah nochmal über Mamas Schulter hinweg zu den vielen Menschen die noch vor der Tür standen. Es waren viel mehr als Leila zählen konnte und viele sahen nerfbös aus und die Arbites mussten mehr Ordnung machen und riefen einigen Leuten etwas zu. Leila machte sich etwa Sorgen um sie, weil alle so aussahen als hätten sie ganz doll Angst vor etwas.
Auch wenn der Imperator immer auf alle aufpasste gab es viele schlimme Sachen auf der Welt und Angst haben war auch garnicht schön.
Wieder wurden neue Verwundete zum Hospiz der gnädigen Hand des Imperators gebracht. Viele hatten üble aber nicht direkt lebensgefährliche Granatsplitter, Schusswunden oder ähnliche Verletzungen erlitten. Wer schwerer verwundet worden war musste wohl oder übel in einem Lazarett in der Nähe der Front versorgt werden. Den weiten Transport bis zum Hospiz hätten die meisten der Schwerverletzten wohl nicht überleben.
Schwester Elinore war einerseits froh keine solch schwer Verwundeten sehen zu müssen und so die Hoffnung aufrecht erhalten zu können, dass es nur wenige von ihnen gab. Aber tief in ihrem Inneren wusste sie, dass es wahrscheinlicher war, dass die Verletzten welche sie hier erreichten die wenigen Glücklichen waren. Während man das wahre Ausmaß des Leids nur in den Lazaretts an der Front finden konnte.
Und immer wenn diese Tatsache sich wieder in ihrem Bewusstsein in den Vordergrund drängte ärgerte sie sich darüber, dass sie nicht dort war wo man sie wahrscheinlich im Moment am meisten brauchen konnte.
Sie wusste allerdings auch, dass man sie auch hier braucht, dass sie auch hier leben rettete und ebenso unentbehrlich war wie bei den Soldaten an der Front. Es war sogar wahrscheinlich, dass sich die Lage bald noch weiter verschlimmern würde und dann würden auch hier im Hospiz die Schwerverletzten auf dem Boden und auf jedem freien Fleckchen liegen.
Schwester Elinore richtete ein kurzes Stoßgebet an den Imperator und wand sich wieder den Verletzten zu.
Im Schutzbunker war es eng, kalt und laut. Immer noch drängten sich Menschen durch das Eingangsschott ins Innere. Avelia und ihre Tochter wurden immer tiefer in den Bunkerkomplex geführt. Während sie den riesigen Eingangsbereich durchquerten, er konnte mühelos die vielen Hundert Bewohner welche sich in ihm befanden fassen und bot noch genügend Platz für die Arbites und die großen Maschinen die dort standen, sorgten auch im inneren Arbites für den reibungslosen Ablauf. Es gab einige große Schotts, welche tiefer in den Bunker hinein führten. Bis auf die Imperialen Adler und der jeweiligen Kennnummer war der Raum schmucklos und wirkte karg und trostlos. Die Menschen waren verängstigt und dementsprechend laut.
Zusammen mit den anderen Bewohnern aus ihrer Unterkunft wurden Avelia und ihre Tochter schließlich aus dem großen Eingangsbereich zu einem der vielen Schotts geschickt. Auch dort stand wieder ein Arbites mit einem Klemmbrett, welcher die ankommenden Bewohner in ihre Unterkünfte einteilte.
Leila sah zur Aquila über sich auf und versuchte zu lesen was darunter stand. Ein paar der Buchstaben konnte sie noch nicht lesen also wand sie sich an Mama, damit sie ihr erklärte was da stand.
„Mama, was bedeutet der krumme Strich mit dem dicken Bauch?“
Mama sah Leila kurz etwas verwirrt an und folgte dann ihrem Blick nach oben zu der Kennung über dem Schott durch das sie gerade gehen wollten.
„Du versuchst wohl zu lesen was da steht was? Das ist die Nummer welche uns der Mann am Eingang gegeben hat. Hier müssen wir rein.“
Leila nickte glücklich, denn das hatte sie auch schon gedacht. Weiter fragte sie aber nicht, auch wenn Mama ihr immer noch nicht erklärt hatte was da eigentlich stand. Mama und die anderen guckten ganz ernst zu dem Arbites, der wieder nach Namen fragte.
Dann waren sie dran. Der Arbites trug keinen Helm wie die anderen welche Leila bisher gesehen hatte und Leila sah ihn neugierig an. Sie wollte wissen wie Arbites unter ihren Helmen aussahen und ob sie anders waren als die Erwachsenen welche sie sonst immer sah.
Leila hatte sich Arbites eigentlich anders vorgestellt. Der Mann schaute weder streng noch war er ganz doll alt und er hatte auch gar keine Narben wie die Soldaten welche sie mal gesehen hatte. Er war noch nicht mal so alt wie die meisten anderen Erwachsenen welche Leila kannte. Und er hatte ganz helle Haare, genau wie Leilas Vater sie gehabt hatte. Seine Augen waren auch ganz hell, wie sie ihre Papa gehabt hatte. Aber Papas Augen waren immer fröhlich und nett gewesen. Seine Augen waren traurig und schauten nie richtig hin wenn er etwas anguckte.
„Name?“
„Avelia Caled. Das ist meine Tochter Leila Caled.“
Der Mann sah von seinem Blatt auf und schaute Mama und Leila mit seinen traurigen Augen an. Auch wenn seine Augen traurig blieben versuchte er freundlich zu lächeln, ganz besonders als er zu Leila schaute.
„Unterkunft 7B46 in Sektion 4?“
„Ja, das ist richtig.“ Mama schaute jetzt auch etwas traurig und drückte Leila etwas fester an sich.
„Mama. Sehen alle Arbites so aus wie der Mann?“ platzte Leila heraus gerade als dieser etwas sagen wollte.
„Leila! Es ist nicht nett so etwas zu fragen! Vor allem wenn der Mann gerade vor dir steht und schon gar nicht bei einem Arbites!“ Sie schaute etwas besorgt zu dem Mann hinüber.
Aber statt beleidigt zu sein lächelte der Mann nur freundlich und nickte Mama zu.
„Kein Problem. Ihre Tochter erinnert mich nur daran, dass ich eigentlich diesen Helm tragen sollte.“ Er klopfte auf den Helm, welcher an seinem Gürtel hing.
Mama nickte dem Mann zu und entschuldigte sich nochmals bei ihm.
„Es tut mir leid, dass wir sie aufhalten und von ihrer Arbeit abbringen. Wir werden..“
„Ach lassen sie das..“ Der Mann lachte ein bisschen. „Sie sind, soweit ich das erkennen kann, die letzten welche vorerst hier hinein wollen. Ich werde diesen kurzen Moment der Ablenkung schon irgendwie verkraften können. Ihre Anwesenheit ist nun wirklich alles andere als.. unangenehm..“
Leila sah erst den Mann und dann Mama mit großen Augen an und fragte denn leise ihre Mama, damit es nicht unartig war weil der Mann daneben stand.
„Der Mann sieht aus wie Papa und guckt auch so. War Papa auch ein Arbites?“
Der Mann schaute schnell wieder auf sein Blatt. Leila fand, dass er so aussah, als ob er etwas angestellt hätte und jetzt Angst hatte, dass Mama mit ihm schimpfen würde.
Leila sah ihre Mama an und sah, dass Mama auch so komisch guckte. Hatte sie auch etwas angestellt? War es etwa ungezogen gewesen mit dem Mann zu sprechen? Sie wusste nicht ob und wie man mit Arbites reden durfte und vielleicht hatten sie etwas falsch gemacht? Oder hatte sie wieder etwas unartiges gesagt? Aber warum schauten dann beide so komisch?
Jetzt standen beide da und schauten auf den Boden oder auf ihr Blatt und sagten nichts mehr. Leila wusste nicht was sie machen sollte und hielt einfach Mama fest. Wenn sie Angst hatte dass jemand mit ihr schimpfen würde wollte sie ihr helfen. Wenn Mama sie drückte half Leila das immer und sie hatte dann keine Angst mehr.
Der junge Arbites räusperte sich und sah wieder beide direkt an.
„Entschuldigen sie, aber ihre Tochter sprach von ihrem Vater.. Ich sehe hier niemanden sonst mit dem Namen Caled auf meiner Liste. Ist ihr Mann in einem anderen Sektor gemeldet? Oder, entschuldigen sie die Frage.... sind sie nicht verheiratet?“ Die letzte Frage sprach er mit besonderer Sorgfalt aus.
„Nein. Ich..... mein Mann ist seit zwei Jahren... der Imperator hat ihn zu sich geholt.“ Avelia wurde sichtlich bedrückt als sie das aussprach und faste ihre Tochter nochmals fester.
„Ich versteh. Das tut mir leid für sie.“ Der Mann wirkte ebenfalls bedrückter als er es sagte.
„Meine Tochter hat ihn nie richtig kennengelernt und erinnert sich wenig an ihn. Verzeihen sie also die Fragen.“ Avelias Stimme wurde mit jedem Wort leiser und der Klos in ihrem Hals wurde dicker.
„Nein, nein keine Sorge. Ich... ich kann das gut verstehen. Sie müssen wissen.. ich war selbst.. ich hatte eine Frau.“ Er unterbrach für einen Moment und seine Augen wurden wieder sehr traurig. „Sie ist vor einem Jahr gestorben.“
Nun war es Avelia welche ihrerseits versuchte ihr Mitgefühl zu zeigen. Doch auch sie konnte nur ein kurzes „Mein Beileid..“ über die Lippen bringen.
Der Arbites war wieder der erste, welcher sich von seiner Trauer zu distanzierten schien und einen fröhlicheren Ton einstimmte.
„Sie haben eine wirklich bezaubernde Tochter. Jede Mutter wäre stolz ein Kind wie sie zu haben.“ Avelia nickte nur mit einem Lächeln, konnte dem Mann aber nicht in die Augen sehen.
„Sie sollten jetzt aber hinein gehen. Ihre Unterkunft befindet sich..“ Er unterbrach kurz und sah zu Leila „der dritte Durchgang rechts, der vierte Raum links. Die Betten sind nicht streng zugeteilt, sie können sich also aussuchen wo sie schlafen möchten.“ Er lächelte Leila an. „Und wenn ihr irgendwelche Fragen oder Probleme haben solltet, ich und einige meiner Kameraden werden ebenfalls hier untergebracht werden. Vielleicht sehen wir uns also wieder.“ Er zwinkerte dem kleinen Mädchen zu und winkte die beiden durch, damit sie durch den Schott weiter ins Innere des Bunkers traten. Avelia tat das dann auch sofort, sie war froh diese unangenehme Situation hinter sich lassen zu können.
Einige Schritte weiter setzte sie Leila ab, welche ihr nach der langen Zeit einfach zu schwer wurde und nahm sie an der Hand um zusammen mit ihr zu den anderen aus ihrer alten Unterkunft aufzuschließen, von denen einige etwas weiter im Gang auf sie warteten.
Als sie gerade weiterlaufen wollte konnte sie ein Geräusch von hinter sich hören. Es war leise und sie war sich nicht sicher ob sie sich nicht verhört hatte. Es war ein leises, unterdrücktes Schluchzten.
Einen kurzen Moment dachte sie an ihren verstorbenen Mann, dann ging sie mit ihrer Tochter zu den anderen, welche auf sie gewartet hatten.
Travian sprang hinter einigen Trümmern in Deckung. Gerade noch rechtzeitig. Einen Augenblick später hämmerten die Einschüsse der Orkwaffe gegen die Metallplatte hinter der er Schutz gesucht hatte. Das stellenweise noch brennende Wrack einer Chimäre welches von mindestens einem dutzend Raketen in Stücke gerissen worden war bot kaum genug Schutz vor dem Geschosshagel welcher um es herum tobte.
Travian spürte wie sich der mehrere Zentimeter dicke Stahl unter dem Beschuss eindellte und an den Einschüssen heiß wurde. Alles während die gesamte Platte unter dem Beschuss vibrierte. Travian duckte sich tiefer, zog seinen Kopf ein und presste sein Lasergewehr an sich. Er schloss die Augen und betete zum Imperator er möge ihm gegen dies furchtbaren Xenos beistehen.
Das grässliche Geräusch das er kurz darauf neben sich vernahm ließ ihn zusammenzucken, doch er traute sich nicht aufzusehen. Auf groteske Weise erinnerte es Travian an stark überkochenden Eintopf und etwas das seinen Vorstellungen von der Geräuschkulisse eines Sturms in einem Wald entsprach. Das leise ächzten des Waldes und der pfeifende Wind und das donnern fügten sich zu etwas zusammen, von dem Travian nie das Glück gehabt hatte es zu erleben.
Wobei er wohl nur in diesem Augenblick ernsthaft seine Lage gegen einen wild tobenden Sturm eintauschen würde.
Ein lauter Knall und ein stechender Schmerz in seinem Arm rissen ihn aus seinem lethargischen Zustand. Travian sah auf seinen Arm herab und sah wie das Blut seinen Ärmel durchtränkte. Sein Blut. Schmerz schoss durch seinen Arm, brachte ihn fast dazu sein Lasergewehr fallen zu lassen. Sein Gesicht verzerrte sich und er griff nach seinem verwundeten Arm, der das Gewehr kaum halten konnte. Es kostete ihn etwas Überwindung seinen Ärmel aufzureißen um sich die Wunde näher zu betrachten. Was er sah half ihm nicht wirklich dabei seine Fassung wiederzufinden.
Aus seinem Arm ragte ein Metallsplitter welcher fast so groß war wie seine Hand. Der größte Teil ragte aus dem Arm heraus. Tiefer war der Splitter nur deshalb nicht eingedrungen, weil er vom Knochen aufgehalten worden war. Travian wusste nicht warum, aber er war sich dessen sicher. Er glaubte den Splitter fast spüren zu können wie das Metall auf seinem Knochen schabte.
Eine neue Welle von Schmerz ließ ihn auf die Knie sinken. Der Schock und der Adrenalinrausch verebbten langsam und der Schmerz überwältigte ihn nun fast.
Mit einem Gebet auf den Lippen raffte Travian seine letzten Kraftreserven zusammen und schleppte sich in Richtung Makropole. Dabei stolperte er fast über die vom heftigen Beschuss in Stücke gerissene Leiche eines Soldaten, welcher es nicht bis zum Schutz des Wracks geschafft hatte.
Heute würde die Imperiale Armee hier keinen Sieg erringen. Sie konnten nur hoffen, dass die Niederlage nicht vollkommen sein würde.
Leila hörte das leise Grummeln und sah wie die Lampen wieder schwankten und das Licht flackerte. Fast als würden sie alle im Bauch eines großen Tieres sitzen und ihm der Bauch vor Hunger grummeln. Jetzt wo sie darüber nachdachte war es wirklich ein bisschen so, als wäre der Schutzblunka ein großes Monster, ganz wie in den Geschichten welche sie manchmal gehört hatte.
In den Geschichten gingen die Helden aber nie in das Monster rein sondern bekämpften und töteten es. Und wenn es wirklich so doll groß war wie der Schutzblunka dann kämpften auch keine normalen Menschen mit ihm sondern die Space Marines. Leila hatte nie einen Space Marine gesehen, aber sie hatte schon oft Geschichten gehört. Und in den Geschichten waren sie immer ganz groß und superstark.
Wieder flackerten die Lichter und der Schutzblunka grummelte vor sich hin.
Leila sah sich um und sah, dass alle Erwachsenen ziemlich nervbös waren. Ein paar hielten sich die Augen oder Ohren zu jedes mal wenn der Schutzblunka grummelte.
Mama saß auf ihrem Bett und schaute auf das Bild von Papa. Leila wusste, dass es Mama gerade nicht gut ging und sie traurig war. Sie schaute immer auf Papas Bild wenn sie traurig war.
Leila wollte sie nicht stören und damit Mama sich keine Sorgen machen musste hatte sie versprochen, dass sie im Zimmer bleiben würde. Aber weil auch alle anderen im Zimmer waren war Leila nicht langweilig. Auch wenn sie gern alles erkundet hätte. Es gab bestimmt viel zu sehen. Woher kamen die Geräusche? Wer wohnte in den Zimmern neben dran? Und wie groß war der Schutzblunka eigentlich? Leila hatte viele Fragen und Tante Lyda und einige andere versuchten sie ihr zu beantworten. So gut wie sie es eben selbst wussten.
Leila saß also brav auf einem Bett und sprach mit den Erwachsenen. Das tat sie auch zu Hause immer gern und freute sich immer, wenn sie ihr etwas beibrachten. Und hier war alles so aufregend und neu! Und sie wollte alles wissen was es hier zu wissen gab.
„Wo ist eigentlich der nette Arbites von vorhin? Er hat gesagt er wäre auch hier.“
Leilas Frage überraschte alle und niemand wusste was er ihr antworten sollte. Lyda sendete einen kurzen, besorgten Blick zu Avelia hinüber. Diese schien es nicht weiter zu bemerken. Sie schaute Leila mit traurigen Augen an und wand sich dann ab. Lyda kannte sie gut und wusste wie sehr das alles Avelia aufwühlen musste. Sie hatte Leilas Vater sehr geliebt und hatte bis heute den Verlust nicht wirklich verkraften können. Und der junge Arbites sah ihrem verstorbenen Mann tatsächlich ziemlich ähnlich. Vielleicht nicht im herkömmlichen Sinne.. Sein Gesicht war runder, seine Hase schmaler, die Wangen und das Kinn waren anders geformt.. Aber sie hatten beide die gleichen liebevollen Augen, das gleiche freundliche Schmunzeln wenn man mit ihnen sprach, die gleiche Sanftheit in der Stimme, trotz der tiefen Stimmlage.
Sie konnte gut verstehen, warum es Avelia so sehr schmerzte diesen Mann zu sehen. Und vor allem zu sehen wie ihre Tochter ihn ansah. Die fast greifbare Illusion ihn wieder bei sich zu haben und doch zu wissen, dass es eine vollkommene andere Person war und er in Wahrheit nie wieder kommen würde.
Lyda sah zu Leila hinüber. Sie hatte inzwischen wieder angefangen die übrigen Erwachsenen auszufragen. Dieses mal hauptsächlich über die Arbites. Wie sie so waren, wie man ein Arbites wurde, warum sie auch hier wohnten und was sie so machten. Scheinbar beschäftigte sie der junge Arbites mehr, als sie sich wahrscheinlich selbst bewusst war. Ob sie in ihm einen neuen, aufregenden Bekannten und Spielkameraden sah oder sich vielleicht doch an ihren Vater erinnert fühlte konnte Lyda nicht sagen. Doch sie wusste, dass dieser Mann etwas bei beiden bewirkte.
Lyda ballte die Fäuste und stand entschlossen auf. Sie wusste zwar nicht ob es die beste Idee war sich einzumischen. Doch sie würde nicht tatenlos zusehen wie ihre Freundin, welche für sie wie eine Schwester war und welche sie mindestens genauso sehr ins Herz geschlossen hatte, leiden musste.
Ohne auf die Blicke der anderen zu achten verließ sie den Raum.
Avelias tränennasse Augen waren immer noch auf das Bild ihres toten Mannes fixiert. Sie hatte nicht einmal gemerkt, dass Lyda den Raum verlassen hatte.
„Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist.. Ich glaube meine Anwesenheit würde nur... Wunden wieder aufreißen, welche noch nicht vollständig verheilen konnten.. Ich denke es wäre bes...“
„Dafür ist es bereits zu spät! Ihr kommt jetzt gefälligst mit um dafür zu sorgen, dass diese Wunden wieder verheilen können!“ Lyda unterbrach den Arbites ohne zu zögern und so energisch, dass dieser keine weiteren Anstalten macht ihr zu widersprechen.
Seine Kameraden grinsten und zwinkerten sich zu. Keiner von ihnen würde es sich entgehen lassen eine Frau wie Lyda zu ihrem Zimmer zu begleiten. Zumindest keiner der nicht verheiratet oder zufälligerweise selbst eine Frau war.
Der stand nun verdutzt da und wusste scheinbar nicht was er tun sollte.
Seine Kollegen hatten sofort gemerkt, dass etwas im Busch war, als er von seiner Schicht in den gemeinschaftlichen Schlafraum gekommen war. Diejenigen welche ihn schon lange kannten hatten sofort erraten, dass es um seine verstorbene Frau ging und auch schnell herausgefunden warum er gerade jetzt eine solch melancholische Stimmung hatte. Und genau diese Kollegen gaben ihm jetzt einen Schubs und drängten ihn aus dem Raum.
„Wa..was soll das denn jetzt!?!“ Der verdutzte Arbites war vollkommen überrumpelt und versuchte nicht einmal sich zu wehren.
„Du gehst jetzt da raus und reparierst was du Holzkopf kaputt gemacht hast!“ Eine tiefe, raue Männerstimme welche keinen Widerspruch zuzulassen schien erklang inmitten der sich um die Tür versammelten Arbites. Als sich der Sprecher nach vorn drängte sah man den bulligen Mann, welcher nicht nur durch seinen kräftigen Körperbau, sondern auch durch seinen offensichtlich höheren Dienstrang zu überzeugen wusste. Er erstellte sich vor den jungen Arbites sah ihn ernst an. Dieser schaute mit einer Mischung aus Verwirrung und stillem Widerspruch zurück. Was hatte er denn getan, dass sich jetzt jeder gegen ihn stellte?
Vollkommen unerwartet glätteten sich die Züge seines Vorgesetzten allerdings sofort und ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf den kantigen Zügen ab.
„Sag mal wie schwer von Begriff bist du eigentlich? Erst triffst du eine Frau welche scheinbar dich genauso schwer nötig hat wie du sie und dann läufst du einfach weg und verkriechst dich in Selbstmitleid? Hör auf dich wie ein Dummkopf zu benehmen und geh zu ihr!“
Nach einer Pause und einem deutlich breiterem Lächeln fügte er noch hinzu „Besonders wenn sie auch nur halb so attraktiv wie die junge Dame ist, welche gekommen ist um dich zu ihr zu bringen.“ Mit einem Augenzwinkern in Richtung Lyda beendete er seinen Vortrag und gab dem jungen Mann noch einen Klaps mit dem er ihn endgültig auf den Gang bugsierte.
Etwas eingeschüchtert stand der junge Arbites noch einen Moment im Gang und versuchte scheinbar die richtigen Worte zu finden, doch er wurde sofort von seinen Kollegen unterbrochen.
„Los! Geh schon! Schnapp sie dir! Wage es ja nicht ohne sie wieder hier aufzutauchen!“
Der junge Mann bewegte sich immer noch Kopf schüttelnd langsam hinter Lyda her, welche sich von dem ganzen Schauspiel anscheinend wenig beeindrucken ließ.
„Aber bevor du gehst..“ die Stimme des dienstälteren Arbites übertönte alle anderen mit Leichtigkeit. „in vier Stunden beginnt deine nächste Schicht. Also sei gefälligst bis dahin wieder da!“
Alle anderen Arbites wurden leise um ihn herum. Wieder glätteten sich gleich darauf hin seine Züge. „Aber wenn du bis dahin immer noch zu nichts zu gebrauchen bist kannst du ja diese Dame herschicken. Ich glaube die kann deinen Job mindestens genauso gut erfüllen wie du.“
Ein kurzes Zublinzeln und Lächeln in Lydas Richtung, deren bisheriger Schutzpanzer der Selbstsicherheit bei dem bulligen Arbites sichtlich zu bröckeln schien, und der Mann drehte sich ohne ein weiteres Wort um und drängte dabei wieder die anderen johlenden Arbites wieder ins innere.
„Du musst meine Kollegen entschuldigen. Sie sind wohl alle etwas.. gewöhnungsbedürftig.“ Lyda war etwas verdutzt nickte aber nur. Mit einem Seitenblick fügte er hinzu als sie sich wieder in Bewegung setzten „Du musst übrigens nicht wieder hierher mitkommen wenn du das Risiko nicht eingehen willst von Saul ran genommen zu werden.“
Auf ihren fragenden Blick hin grinste er. „Ach du weißt schon.. der große Kerl der scheinbar ein Auge auf dich geworfen hat. Nicht als einziger übrigens. Du gehst schon ein gewisses Risiko ein wenn du dich nochmal dort zeigst und wieder einen solchen Ausblick präsentierst.“
Erst da fiel Lyda auf, dass sich ein Knopf aus ihre Kleidung gelöst hatte und sie mehr Dekolleté gezeigt hatte als sie es normalerweise tun würde.
Schweigsam und mit hochrotem Gesicht lief sie stoisch weiter, neben sich einen etwas selbstsichereren jungen Mann, welcher dem Schicksal zumindest eine Chance geben wollte. Auch wenn er im Gegensatz zu seinen Freunden nicht an Wunder glaubte.
Die Explosion riss alle von den Beinen. Viele fielen aus ihren Betten heraus und landeten auf dem harten Betonboden. Die Alarmsirenen heulten auf, doch sie erstarben fast sofort wieder. Gleich danach fiel das Licht aus. Die von der Erschütterung noch benommenen Menschen gerieten in Panik. Es wurde durcheinander gerufen und manche liefen durch die Gänge ohne etwas zu sehen oder zu wissen was geschah.
Dann konnte man den Kampflärm hören.
Soldaten riefen Befehle und Meldungen, der Lärm schwerer Bolter und stationärer Geschütze zerrissen jede Illusion von Sicherheit. Noch viel lauter und Furcht einflößender war was man von der Seite der Angreifer hören konnte. Gorales Gebrüll, Schüsse und die Bewegen vieler, vieler Leiber. Die Orks waren in den Schutzbunker eingedrungen. Und für die Zivilisten darin gab es kein Entkommen.
Avelia spürte den Schmerz an Kopf und Bein. Er pulsierte als sie den ihr gereichten Arm annahm und ihr wieder auf die Beine geholfen wurde. Gerade hatte sie noch mit dem jungen Arbites gesprochen, immer noch gesprochen nachdem Leila schließlich eingeschlafen war, als sich plötzlich alles scheinbar überschlagen hatte.
Sie war auf den Boden gestürzt bevor sie sich irgendwie hatte abfangen können. Doch sie verdrängte Schmerzen und Verwirrung sofort als ihr etwas anderes bewusst wurde. Ihre Tochter war in Gefahr!
Sie riss sich regelrecht los und hatte nun keinen anderen Gedanken mehr als ihre Tochter zu finden.
„Leila? Leila wo bist du?!“ Panisch griff sie in die schwarze Leere, verzweifelnd nach etwas tastend was ihr dabei helfen würde ihre Tochter zu finden.
„Ich bin hier Mama.“ Leilas Stimme war erschreckend leise und sie erkannte sofort, dass etwas nicht in Ordnung war.
Sie drehte sich ohne jedes Zögern sofort in die Richtung der Stimme um und fiel dabei auf die Knie. Ihr geprelltes Bein hatte unter ihr nachgegeben. Allerdings wäre sie wohl auch ohne Verletzung auf die Knie gesunken, so sehr überwältigten sie gerade ihre Gefühle. Sie griff durch die Leere nach der Stelle an welcher sie die Stimme ihrer Tochter glaubte gehört zu haben.
Als sie die kleine, warme Hand ihrer Tochter spürte, zog sie ihre Tochter zu sich und drückte sie fest an sich. Beinahe hätte sie ihre Fassung vollkommen verloren. Doch irgendwie riss sie sich noch zusammen. Ihre Tochter brauchte sie jetzt. Sie musste stark sein. Für Leila und auch für sich selbst.
Avelia spürte einen starken Arm, welcher sie erneut auf die Beine brachte und sie näher an den Besitzer dieses Arm zog. Dann erwachte das Notlicht flackernd zum Leben und sie konnte das Gesicht des Mannes sehen.
Der junge Arbites den sie erst seit einigen Stunden kannte hielt sie mit einem Arm fest an sich während er mit seiner anderen Hand an seinem Funkgerät versuchte eine Verbindung aufzubauen. Als das Notlicht den Raum zumindest notdürftig erhellte konnte man auch aus seinem Mund einen kurzen Seufzer der Erleichterung hören. Doch sein Gesicht blieb angespannt und konzentriert.
Lyda stand nur ein paar Schritte weiter und kam sofort zu ihnen gelaufen.
„Was ist hier los? Was ist passiert?“ Man sah ihr ihre Angst deutlich an.
„Der Bunker wurde angegriffen. Womöglich ist der Feind durchgebrochen.“
Die Miene des jungen Arbites war so ernst und angespannt, dass er fast wie eine Granitstatue wirkte. Gerade als sich Avelia fragte wie sie auf dieses Sinnbild kam bemerkte sie, dass sein Gesicht aschfahl war.
Die Worte des Arbites hatten eine neue Panikwelle im Raum verursacht. Doch sofort hob der junge Mann seine Arme und sprach mit erstaunlich ruhiger, besonnener und durchdringender Stimme.
„Verbleibt alle ruhig! Niemand verlässt den Raum ehe ich es nicht sage! Ich werde in Erfahrung bringen was passiert ist und sie falls nötig für die Evakuierung einweisen. Bis dahin bleiben alle in diesem Raum und verhalten sich so ruhig wie möglich. Haben sie mich alle verstanden?“
Dankbar über jeden Halt der ihnen geboten wurde rafften sich die Menschen im Schutzraum zusammen. Sie beruhigten sich gegenseitig und versuchten den Worten des Arbites folge zu leisten so gut sie es konnten. Dieser nickte, zufrieden über das Verhalten der Zivilisten.
Leise flüsterte er zu Avelie und der bei ihr stehenden Lyda.
„Haltet euch bitte bereit. Versucht nicht irgendeinen Besitz zu packen und mitzunehmen. Falls ich euch sage dass wir gehen müssen, dann verlasst ihr den Raum augenblicklich und folgt mir. Verstanden?“
Die beiden Frauen nickten wortlos. Avelia faste Leila etwas fester, welche sich schweigsam an ihre Mutter klammerte. Leila hatte noch kein Wort gesagt und das machte ihrer Mutter Angst. Sie sah zu ihrer Tochter und strich ihr sanft durchs Haar.
„Ist alles in Ordnung mit dir mein Schatz?“
Leila schaute ihre Mutter an und Avelia war überrascht über das was sie sah. Leila hatte nicht geweint, ihr Gesicht war nicht Angst verzerrt oder verkniffen. Sie sah ihre Mutter direkt in die Augen und antwortete ihr leise, aber selbstsicher.
„Ja Mama. Alles in Ordnung. Mein Kopf und meine Hand tun mir weh, aber ich werde tapfer sein.“
Avelia musste all ihren Mut zusammennehmen um die Tränen zurückzuhalten.
„Natürlich wirst du das. Das bist du doch immer mein Sonnenschein. Der Imperator kann so unglaublich stolz auf dich sein.“ Mit einem Kuss auf ihre Stirn verbarg sie ihr Gesicht vor Leila, damit sie nicht sah wie sehr sie mit sich ringen musste.
„Wir werden alle tapfer sein und den Imperator stolz auf uns machen.“
Lyda stellte sich zu Avelia und strich Leila behutsam über die Wange. Das kleine Mädchen nickte tapfer und flüsterte,
„Der Imperator beschützt.“
Mama lief so schnell sie konnte und Leila hüpfte ganz komisch in ihren Armen. Sie konnte kaum sehen was passierte und das war bei dem roten Licht auch schon schwer..
Der nette Arbites lief vor Mama und Tante Lyda und hatte jetzt eine Schlotflinde und hatte seinen Helm auf. Jetzt sah er wieder aus wie alle anderen Arbites.
Außer dem großen Arbites, der jetzt auch mit ihnen lief. Der war echt ganz doll groß und breit und Leila hatte bisher noch keinen Menschen gesehen, die so groß und stark waren wie er. Als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte wollte sie ihn fragen ob er ein Space Marine war. Aber weil alle so ernst waren und er angezogen war wie ein Arbites hat sie es doch nicht gemacht.
Jetzt liefen sie durch die Gänge des Blunkas, zusammen mit den anderen aus ihrem Raum. Unterwegs hatten sie laute Geräusche gehört. Ganz komisches Geschrei und lautes Knallen und helle Lichter, so als würde irgendwo Feuerwerk sein. Leila hatte nur einmal Feuerwerk gesehen bei der großen Feier mit der sie mit Mama gewesen war auf dem großen Platz beim Schrein des Imperators. Aber sie hatte sich genau erklären lassen was Feuerwerk ist und warum man keine Angst davor haben musste. Aber diesmal durften sie wohl nicht zuschauen, denn Mama drückte Leilas Gesicht ganz fest an sich als sie dort vorbei liefen wo das Feuerwerk war. Und das obwohl alle so laut gerufen haben.
Leila glaubte aber, dass da irgendwas anderes passierte. Mama würde ihr bestimmt erlauben ein Feuerwerk zu sehen und die Leute haben garnicht glücklich geklungen beim rufen. Leila wusste nicht was passierte, aber sie wusste dass es etwas schlimmes war und dass alle Angst hatten.
Dann standen sie vor nem großen Tor und es war zu. Der große Arbites sagte irgendwas unanständiges dass Leila nicht verstand und trat gegen das Tor.
Es war schon das zweite Mal, dass sie an ein Tor gelaufen waren und nicht durch konnten. Und das machte allen ganz große Sorgen.
Wieder zitterte alles ganz doll und ein paar Leute fielen hin. Wieder sagte der große Arbites was unanständiges. Er war ganz sicher kein Space Marine, da war sich Leila jetzt sicher. Space Marines sagten nicht ständig unanständige Sachen.
Dann gab es wieder einen lauten Krach und alle fielen hin.
Avelia stöhnte vor Schmerzen als sie wieder zu sich kam. Sie nahm alles um sich herum wie durch einen Schleier wahr. Ein Schleier aus Schmerz und Blut.
Sich selbst kaum bewusst was sie tat tastete sie nach ihrer Tochter, welche nicht mehr in ihren Armen war. Als sie zu Boden geworfen war musste sie sie trotz ihres festen Griffs um ihre Tochter fallen gelassen haben.
„Leila?“ Ihre Stimme hätte panisch geklungen, wenn sie dazu überhaupt noch in der Lage gewesen wäre. „Leila wo bist du? Bitte sag doch was. Bitte!“ Der Lärm um sie herum enthielt keine Antwort auf ihre Frage. Und das brachte ihr Universum ins wanken. Ihr durfte nichts geschehen sein! Es durfte einfach nicht sein!
Eine kleine Gestalt näherte sich Avelia. Schon wollte sie sie vor lauter Freude in den Arm nehmen, als ihr auffiel wie dürr sie war und wie unpassend ihre Proportionen waren. Dann hörte sie die Stimme der Kreatur.
„Boss! Boss! Hier is noch eina! Hier is noch n Menschling am Leben!“
Die garstige Kreatur zeigte mit ihrem dürren Finger auf die hilflos am Boden liegende Avelia. Und die Schritte welche sie trotz des übrigen Lärms vernehmen konnte konnten nur eins bedeuten: Ihren Tod.
Avelia hatte keine Angst mehr vor dem Tod. Sie wusste, dass ihr Mann schon auf der anderen Seite auf sie warten würde. Aber dass sie nicht wusste was mit ihrer Tochter war schmerzte mehr als jede Wunde welche die Kreatur ihr zufügen konnte.
Der Arbites lud die Schrotflinte durch und feuerte erneut auf die grüne Bestie. Schon zweimal hatte er sie getroffen und sie blutete stark. Doch statt zu sterben bewegte sie sich immer noch auf sie zu.
Saul lehnte an einer Wand und mühte sich gerade mit dem Versuch ab mit seinem fast unbrauchbaren Arm neue Patronen in seine Waffe zu schieben. Der Ärmel des verletzten Arms war durchgeblutet und rote Tropfen sammelten sich bei der Orkleich bei seinen Füßen zu einer Lache.
Sein junger Kollege feuerte gerade auf den nächsten Ork, der sich über die Trümmer hinweg auf sie zubewegte.
Lyda hielt Leila an der Hand und schaute besorgt von ihr zu dem verletzen Arbites zu dem Trümmerhaufen, hinter dem die anderen Flüchtlinge waren und bei dem der junge Kollege von Saul versuchte die Orks welche versuchten zu ihnen zu gelangen zurück zu drängen. Das würde nicht mehr lange gut gehen. Das konnte auch sie genau erkennen.
Sie wusste sie musste etwas tun. Und auch wenn sie nicht wie die Männer kämpfen konnte musste sie ihnen irgendwie helfen um die Orks zu vertreiben. Irgendwo auf der anderen Seite musste Avelia sein, zusammen mit den anderen Flüchtlingen.Lyda konnte nicht einfach warten und dastehen.
Sie beugte sich zu Leila hinunter. Die kleine Leila versuchte sichtlich tapfer zu bleiben und nicht zu weinen oder nach ihrer Mutter zu rufen. Der Anblick brach Lyda fast das Herz, vor allem weil sie wusste, dass sie es noch schlimmer für das kleine Mädchen machen musste.
„Leila mein Schatz. Du bist ein tapferes Mädchen und wir alle sind ganz stolz auf dich. Aber ich muss dich jetzt darum bitten noch etwas tapferer zu sein. Ich muss den anderen helfen, damit wir zu deiner Mama kommen können. Verstehst du das? Ich muss dich kurz allein lassen und du musst mir versprechen, dass du ganz tapfer bist.“ Sie sah Leila fest in die Augen. „Aber wenn ich oder jemand anderes dir sagt, dass du weglaufen sollst dann läufst du so schnell wie du kannst weiter zum Ausgang und suchst andere Erwachsene die dich mitnehmen. Hast du mich verstanden?“ Leila drückte Lydas Hand ganz fest und machte ein ganz trauriges und verängstigtes Gesicht. Das war einfach mehr als man von einem kleinen Kind verlangen konnte. Lyda wusste das. Aber was bliebt ihr übrig?
„Aber... aber was ist mit Mama?“ Leila zog die Nase hoch und war offensichtlich kurz davor in Tränen auszubrechen. Lyda fühlte sich als würde sie in ein schwarzes Loch fallen als sie die feuchten Augen des kleinen Mädchens sah und ihr erklären musste, dass sie ihre Mutter womöglich nie wieder sehen würde und sie alle wahrscheinlich sterben würden. Sie antwortete ihr mit dem einzigen das sie ihr anbieten konnte. „Der Imperator beschützt. Wir müssen fest daran glauben.“
Sie drückte die Hand der kleinen Leila noch einmal und stand dann auf und lief zu Saul um ihm beim Laden der Schrotflinte zu helfen. Ihr Herz fühlte sich an als würde es ihr jemand herausreißen, doch es blieb keine andere Möglichkeit.
Leila saß in ihrer Ecke und kämpfte mit den Tränen und mit der Angst. Die großen grünen Xenos hatten zwei andere Erwachsene die auch auf der selben Seite wie sie gewesen waren mit ihren großen Waffen tot gehauen. Leila wusste genau, dass sie tot sein mussten, weil die anderen garnicht mehr wie Menschen aussahen. Überall war Blut und aus allen Richtungen schrien die Leute und Xenos und sie hörte lautes Knallen und Donnern und alles um sie rum war schlimm.
Leila wollte nicht weinen und wollte auch nicht weglaufen solange Mama und Tante Lyda und die anderen nicht mitlaufen konnten. Am liebsten hätte sie sich zu Hause unter ihrem Bett versteckt und ihren Teddy gehalten damit er ihr half mutig zu sein. Aber von Onkel Plüschflauschhosenbär hatte sie nur noch einen kaputten Arm in der Hand. Leila wusste nicht wo der Rest von ihrem Teddy war und sie wollte um ihn weinen, aber sie konnte nicht. Solange Mama und die anderen dort in Gefahr waren konnte sie nicht.
Sie kauerte sich tiefer in ihre Ecke, bedeckte ihre Ohren mit den Händen und machte die Augen zu. Vielleicht würde ja all das schlimme verschwinden wenn sie nur ganz doll dran glaubte.
Aber Leila wusste, dass es nicht verschwinden würde.
Eine letzte Schrotladung schleuderte den sturen Ork, der nicht wie der Rest geflüchtet war, herum und lies ihn grunzend zu Boden gehen.
Die Munition war knapp geworden und sie waren inzwischen alle verletzt. Saul keuchte heftig und hielt sich mit Schmerz verzerrtem Gesicht den verwundeten Arm. Die Orkwaffe war durch seine Rüstung hindurch tief in den Arm gedrungen. Sie hatten noch keine Zeit gehabt die Wunde zu verbinden. So wie sie aussah war es allerdings dringend nötig. Aber zuerst mussten sie sich vergewissern ob auf der anderen Seite der Trümmer noch jemand am Leben war.
Es war ein Anblick den noch keiner von ihnen erlebt hatte. Die Toten lagen unter Trümmern, in Blutlachen oder sogar in Stücke gehauen. Und mitten unter ihnen lag Avelia.
Lyda wollte du ihr eilen um ihr zu helfen, aber ein starker Arm hielt sie zurück. Sie drehte sich um und sah Saul mit einem Ausdruck im Gesicht, das wahrscheinlich flehend sein sollte aber durch seine Schmerzen nicht wirklich danach wirkte.
„Kannst du dich bitte um meine Wunde kümmern? Ich glaub sonst schaff ich es nicht mehr lange.“
Ein kurzer Seitenblick verriet Lyda, dass der junge Arbites bereits bei Avelia war und sich über sie beugte. Sie nickte einfach nur und riss sich einen Ärmel aus um Saul zu verbinden.
Kurz darauf kehrten sie zu Leila zurück, die bewusstlose aber noch lebende Avelia auf den Armen getragen.
Der Weg aus dem Bunker an die Oberfläche musste die Hölle gewesen sein. Als Avelia aufgewacht war lag sie in irgendeiner Gasse in den Schatten eines Trümmerhügels, ihre Tochter sichtlich erschöpft an ihrer Seite schlafend. Unweit davon lagen Lyda und der große Arbites nebeneinander. Beide hatten provisorische Verbände aus Kleidungsfetzen und schienen ebenfalls aus Erschöpfung zu schlafen.
Als sie sich unter Schmerzen aufzurichteten versuchte bemerkte sie auch die eigenen Verbände. Ihr linker Arm war an ihren Körper gebunden und ihre Beine welche mit einer Jacke zugedeckt waren konnte sie kaum bewegen. Dann kam der Schmerz in Wellen über sie und sie nahm für einen Moment nichts mehr um sich herum wahr.
Als sie ihre Augen öffnete sah sie, dass ihr jemand eine Tasse mit Wasser reichte.
„Hier. Du musst etwas trinken.“
Sie erkannte die Stimme sofort. Dankbar wollte sie die Tasse annehmen, verschüttete aber fast den Inhalt als sie eine weitere Schmerzwelle erfasste.
Dann spürte sie eine sanft aufliegende Hand in ihrem Nacken und wie ihr jemand versuchte ihr das Wasser behutsam einzuflößen. Sie trank ein paar Schlücke. Das Wasser schmeckte seltsam und ihr Mund schmerzte beim trinken.
„Du musst dich ausruhen. Wir können nicht mehr lange hier bleiben und du musst deine Kräfte schonen.“
Avelia nickte und ließ sich von ihm helfen sich wieder hinzulegen. Dann sah sie Leilas Tränennasses Gesicht, dass sich an sie schmiegte. Und alles schien wieder gut zu werden.
Leila erinnerte sich noch genau an die letzten Worte ihrer Mutter als hätte sie sie eben noch gesagt, auch nachdem sie schon Stunden gelaufen war.
Ihre Füße taten weh, genau wie all die Prellungen, Schürf- und Schnittwunden und sie hatte Hunger und Durst. Auch ihre Augen taten weh vom vielen Staub und vielen weinen.
Alle waren jetzt weg. Nur noch der Imperator war bei ihm.
Sie drückte die Aquila ihrer Mutter und lief weiter.
Der Angriff der Orks war überraschend und schnell gewesen. Lyda hatte nur kurz aufschreien können bevor sie von einem Ork getroffen wurde und zu Boden sank, während der Ork weiter auf sie einschlug.
Saul war sofort auf den Beinen gewesen und hatte die Orks mit Schüssen eingedeckt während er verzweifelt nach Lyda rief. Seine Schrotflinte war schnell leer geschossen gewesen und in seiner Verzweiflung, seiner Wut und im Wissen, dass er nicht die Möglichkeit gehabt hatte seine Waffe nachzuladen hatte er sich wie ein Berserker brüllend auf die Orks gestürzt. Dank seiner kräftigen Statur, der Enge der Gasse und seiner Rüstung hatte er mehrere niederstrecken können ehe sie ihn überwältigten.
Währenddessen hatte Avelia ihre Tochter an sich heran gezogen und sie mit ihrem Körper vor den Querschlägern geschützt welche das ungezielte Schießen der Orks hervorrief. Sie hatte ihre Tochter ein letztes mal gedrückt.
„Leila. Mein Sonnenschein. Verzeih mir, dass ich so egoistisch bin. Aber ich kann nicht mehr bei dir bleiben. Ich werde zum Imperator gehen um dort deinen Vater zu treffen. Ich werde ihm sagen wie stolz er auf sein kleines Mädchen sein kann und wie mutig und schön du geworden bist. Verzeih mir mein kleiner strahlender Stern.“ Ein Schuss drang durch ihren Rücken und durchschlug ihre Lunge. Sie zuckte zusammen, verkrampfte und konnte vor Schock und Schmerzen für einen Moment nicht einmal mehr atmen.
Leila weinte bittere Tränen und sah ihrer Mutter verzweifelt ins Gesicht. Ihre Mutter verabschiedete sich von ihr und die kleine Leila konnte nicht begreifen was um sie herum passierte.
„Leila... mein Schatz.. du musst... jetzt laufen. Bitte. Bring... dich... in Sicherheit.“
„Nein! Mama! Ich kann dich doch nicht allein lassen!“ Leila weinte und hielt sich trotzig an ihrer Mutter fest.
„Leila.. du musst.. zum Schrein. Sag... ihnen was... passiert ist. Tu... deine... Pflicht... vor.. dem Imperator.“ Ihre Stimme wurde mit jedem Wort schwächer, ihr Atem kam in schmerzhaften Stößen und mit jedem Herzschlag verlor sie mehr Kraft. Ihr blieb keine Zeit mehr und ihre Tochter musste einfach entkommen. Sie musste! Sie war alles was sie hatte. Alles was ihr geblieben war. Alles was ihr etwas bedeutete.
Leila hörte nicht auf zu weinen. Sie sah ihre Mutter fast vorwurfsvoll an und das gab ihr einen Stich ins Herz der weit mehr schmerzte als all ihre Verletzungen.
Dann senkte Leila ihren kleinen Kopf. Mit leiser, mit Schluchzern durchzogener Stimme sprach sie ein letztes mal zu ihrer Mutter.
„Der Imperator beschützt.“
Während Leila aus ihrem zunehmend schwindenden Blickfeld in der engen Gasse verschwand hörte Avelia einen dumpfen Schlag hinter sich. Ohne zu verstehen was geschehen war lag sie plötzlich auf dem Boden. Vor ihr lag ein vertraut wirkendes Gesicht. Die blonden Haare waren von Blut verklebt, eines der strahlend blauen Augen war unter durch eine grässlich aussehenden Wunde zerstört. Doch das andere Auge sah sie direkt an. Sie sah den langsam schwindenden Funken Leben darin. Aber was viel wichtiger war, sie sah darin Hoffnung, Liebe und sogar Freude.
Unwillkürlich verzog sich ihr Gesicht zu einem sanften Lächeln. Im Zentrum ihres verschwimmenden Blickfelds erkannte sie das immer klarer werdende Gesicht ihres geliebten Mannes. Er lächelte ihr voller Liebe und Freude zu. Sie versuchte ihre Hand nach ihm auszustrecken. Und tatsächlich spürte sie seine Hand die ihre berührte. Ein leises Flüstern drang zu ihrem Ohr durch. „Danke...“ Nach einer Pause ein noch leiseres, weit entfernt scheinendes „ich komme meine Geliebte. Gleich bin ich bei dir.“
In ihr Traumbild vertieft nahm sie nichts anderes mehr um sich herum wahr. Ihr Traum endete jäh, als ein Spalter ihr den Schädel zertrümmerte.
Schwester Elinore half gerade dem verletzten Soldaten, welcher die schreckliche Botschaft von der Front gebracht hatte, auf die Beine. Seinen Arm hatte sie noch retten können, doch an Kampf war für ihn kaum noch zu denken. Es wäre ein Wunder, wenn er den Arm je wieder normal bewegen könnte.
Ein beiläufiger Blick auf den Platz vor dem Hospiz ließ Schwester Elinore eine andere Schwester rufen, damit sie sich um den Soldaten kümmerte. Ein kleines Kind stand dort, scheinbar vollkommen allein. Das Waisenhaus des Administratorums und der örtliche Ableger der Schola Progenium war nicht weit, doch sollten eigentlich alle Kinder sicher im anliegenden Schutzbunker untergebracht worden sein. Heiße Angst überflutete die alte Schwester, welche seit vielen Jahrzehnten im Hospiz der gnädigen Hand des Imperators und war davor selbst eine Waise gewesen. Es war ihr unverständlich wie die sonst tadellose Leitung solch einen Fehler begehen konnte. Es sei denn der Feind wäre bis hierher vorgedrungen und die Klosteranlagen lägen bereits in Trümmern.
Schnell schüttelte sie den unsinnigen Gedanken beiseite. Selbst wenn es dem Fein möglich wäre so schnell so tief in die Makropole einzudringen hätten sie den Kampf unausweichlich mitbekommen und hätten sich daran beteiligt.
Doch aus irgendeinem Grund konnte sie das Gefühl nicht abschütteln, dass etwas furchtbares geschehen war.
Sie eilte auf den Platz und sah ein kleines Mädchen, welches mit zerrissener, schmutziger Kleidung dastand. Das von Staub und Ruß bedeckte Gesicht war von Kratzern und Tränenspuren durchzogen. Die großen hilfesuchenden Augen waren rot und geschwollen und der trockene Mund zitterte als sie versuchte zu sprechen.
„Beim Thron.. Kind, was ist dir nur zugestoßen?! Wie heißt du mein Kind?“
Das leise Stimmchen des Mädchens klang überraschend selbstbewusst als sie antwortete.
„Leila Caled. Unterkunft 7B46. Mama hat gesagt ich muss sagen was passiert ist. Dass die Xenos im Blunka waren. Und dass jetzt alle beim Imperator sind.“
Schwester Elinore wurde kreidebleich. Die Xenos waren bereits so tief in die Makropole eingedrungen und mordeten wahllos Zivilisten!
„Gottimperator steh uns bei..“
Gerade wurden eiligst die Verteidigungsstellungen auf dem Platz der Himmlischen Offenbarung errichtet und alle Zivilisten versucht aus dem umliegenden Bereich zu evakuieren. Die Nachricht welche von einem kleinen Mädchen überbracht worden war, scheinbar der einzigen Überlebenden des Sektors 7B, verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Die Orks hatten sich nicht auf den gewaltigen Frontalangriff beschränkt, welcher die äußeren Verteidigungslinien bereits durchbrochen hatte. Niemand konnte mit Sicherheit sagen wie lange es dauern würde, bis sie bis zum Imperialen Palast dringen würden. Die Sororitas hatten sich inzwischen fast vollständig wieder vom immer schlechter verlaufenden Schlachtgeschehen an der Front zurückgezogen und konzentrierten sich jetzt auf ihre wichtigste Aufgabe: Dem Schutz des heiligen Schreins des Imperators. Nur wenige Soldaten unterstützten sie hier, doch dafür handelte es sich um elitäre Einheiten. Selbst eine Einheit Gardisten stand bereit. Der Schrein musste nicht nur der Moral willen um jeden Preis gehalten werden.
Ein krächtzender Schrei ließ alle in Richtung des bewölkten Himmels schauen. Wie aus dem nichts kam eine kreischende kleine Kreatur angeflogen. Früh genug durch den verzweifelten Schrei gewarnt hatten alle genügend Zeit ihr auszuweichen ehe sie auf dem harten Granitboden aufprallte und einen widerlichen Fleck hinterließ.
Kurz darauf segelte langsam ein gewaltiger Hut neben der Kreatur zu Boden. Er war fast so groß wie der Fleck der zersplatterten Kreatur und eigentlich viel zu groß um zu ihr zu gehören.
Die verwirrten Blicke verwandelten sich in Ausdrücke der Angst, als sie die Quelle der Kreatur bemerkten. Orkschiffe rasten mit jaulenden Motoren direkt auf die Ebene zu auf der sie standen. Nur die irrsinnige Geschwindigkeit mit der sie durch die von Qualm und Rauch behangenen Himmel flogen hatte verhindert, dass man sie schon viel früher bemerkt hatte.
"Un? Wat is jetzt? Können wia da landn'?" Der riesige Ork schaute seinen Mek ungeduldig an. Waaghboss Mauabrächa hatte keine Lust mehr sich Widerworte und Dinge anzuhören welche sie nicht machen konnten. Er wollte endlich moschen! Und er wollte es jetzt!
"Na ääh Boss.." Der Mek schaute durch ein krummes Klappfernrohr auf den Fleck den der Grott auf dem Granitboden hinterlassen hatte. "Nach da Fleckenz von da Grotz die wir abgeschossn' haben zu urteiln' würd ich sagn', dat da nit genug Platz ist für da Bomba zum landn'." Er nahm das Fernrohr runter. "Un weil da Fleck grössa ist als da Sombrero fliegn' wir zu schnell. Wir müssn' abbremsn' und woanders landn'."
Niemand verstand wirklich was im Hirn eines Meks vorging. Dafür waren die Gedanken eines Waaaghbosses ziemlich simpel und klar.
Mit einem wütenden Knurren packte Mauabrächa den Mek mit seiner Energie-Kralle. Und brachte ihn näher an sein Gesicht, das zum größten Teil aus Cybork Teiln'z bestand.
"Wat soll dat heißn' wir könn' da nit landn'?!"
Seine Augen funkelten böse, als er die Kralle langsam zudrückte und der Mek vor Schmerzen und Angst herumschrie und mit den Armen ruderte.
"Ik sag wia landn' da jetz! Fliegaboyz! Rammtz da Plattform! Wir brauchn' da Bomba nit mär! Jetz wird rischtig gemoscht!"
Mit einer beiläufigen Geste warf er den noch lebenden Mek aus der Luke des Bombas. Dessen Schreie waren auf Grund des Ohrenbetäubenden Lärms der Maschinen nur einen Augenblick lang zu hören. Dafür war Mauabrächas Gebrüll umso besser zu verstehen.
"Schnälla!! Ik will zu da WAAAGH!!!!"
Seine Stimme donnerte zusammen mit den überhitzten Triebwerken, welche dabei waren durch die Überlastung auseinander gesprengt zu werden. Sie waren das Grollen des jüngsten Gerichts für die Menschen unten auf der Plattform.
Wie ein Komet schlug der Bomba auf der Oberfläche der Plattform auf. Sofort wurde er in Stücke gesprengt und überall flogen Teile des Schiffes, Orks, Teile von Orks, Waffen und allerlei anderes durch die Luft.
Dann erhob sich die massige Gestalt des Waaaghbosses aus den Trümmern. Scheinbar unverletzt. Während sich einige überlebenden Orks aus den Trümmern arbeiteten landeten auch die anderen Bomba seiner Staffel auf die gleiche brachiale Weise und verwandelten den Platz der Himmlischen Offenbarung in ein Abbild der Hölle.
Vollkommen unverhofft brach die Sonne durch die Wolkendecke. Ein Lichtstrahl drang durch Wolken, Rauch, Qualm und Staub, tauchte den Platz den Platz der Himmlischen Offenbarung in goldenes Licht. Die Kampfschwestern der Sororitas sanken auf ein Knie herab und ihr gemeinsames Gebet erfüllte die Luft. Sie dankten dem Imperator für das Zeichen der Hoffnung und flehten ihn um Stärke im Glauben und in der Schlacht, um seine Unterstützung um seine Feinde zu vernichten und sein Wort zu allen Menschen des Imperiums zu tragen. Und während sie beteten riss die Wolkendecke immer weiter auf, das Licht verdrängte die Dunkelheit und der Platz der Himmlischen Offenbarung erstrahlte immer heller.
Und dann kam ein Schatten über das Schlachtfeld, verdeckte die soeben erst erschienene Sonne und tauchte die Reihen der Orks in tiefste Schwärze. Alle Augen richteten sich nach oben. Und im Himmel sahen sie die Gnade des Imperators. Sein heiliges Symbol hing dort oben, getaucht in goldenes Licht erstrahlte die Aquila und die Flügel des gewaltigen Adlers schienen sich schützend über die Kinder des Imperators zu strecken.
Waaaghboss Mauabrächa ließ sich nur kurz von dem Spektakel am Himmel ablenken. Die Kampfunterbrechung hatte ihn schon zum toben gebracht. Schlimm genug, dass die Kanonänz auf den oberen Ebenen seinen Waaagh daran hinderte weiter zum Kern der Makropole einzudringen. Jetzt hörtn' seine Boyz auch noch auf zu moschen, nur weil da n' goldenes Ding am Himmel erschienen war! Mit einem Knurren, dass sein vernarbtes Gesicht zum beben brachte packte er einen Boy, der unglücklicherweise in Reichweite seiner Energie-Klauä zum Himmel gestarrt hatte und drückte ihm erstmal den Großteil seiner Innereien heraus.
"Wat soll dat!? Da gibts Menschenz zum moschen un' ihr Gitköppe starrt da in da Himmelz als ob da Gazkhull sein' Arsch entblötzen würd! Ik bin hier da Waaaghboss und ik sak wir moschn' jetzt da Gitz da und zerstön' dann da Kanonänz damit da Boyz unten weita moschen könn'! Und wer wat anderez macht denn.." Mauabrächa drückte noch fester mit seiner Energie-Klauä zu und schüttelte den toten Boy wild umher, so dass er Stückchenweise über seine Kameraden verteilt wurde "denn mak ik platt! Dem stampf ik zo lang auf seinä Gitfrezze rum, biz ze nurnoch Matsche iz!"
Mit diesen Worten warf er die kläglichen Überreste des Boys wütend in Richtung der imperialen Stellung. Dann riss er seine Arme hoch und ließ sein donnerndes Gebrüll hören, das so laut war, dass die Trümmer um ihn herum zu zittern schienen. Sofort stimmten alle anderen Orks mit ein und das Gebrüll echote so laut und weit, dass es schließlich sogar von den unteren Ebenen aufgenommen und erwidert wurde.
Der Boden vibrierte als die Orks immer noch lauthals brüllend auf die Stellung am Schrein des Imperators zu stürmten. Normalerweise hätte diese Tatsache bereits gereicht um die meisten Verteidigungen zu brechen. Doch die Menschen hatten gerade ein Zeichen vom Imperator selbst erhalten und waren unerschütterlich in ihrem Mut.
Und sie taten gut daran.
Leila, welche die Augen nicht von der riesigen Aquila losreißen konnte, sah als erstes wie sich die Wolken begannen erneut zu verändern. Der Rumpf des gewaltigen Kriegsschiffes auf dessen Rumpf die Aquila angebracht war, brach endgültig durch die Wolkendecke. Es war so groß, dass Leila nur mit offenem Mund hinaufschauen und die nette Hospizschwester welche sie hielt aufgeregt am Ärmel zupfen konnte.
"Schau mal! Schau mal! Der Imperator hat uns ein großes Schiff gesandt! Und da unten dran sind so komische Knubbel die gerade irgendwas machen!"
Schwester Elinore riss ihren Blick von den auf sie zu stürmenden Ork los und schaute ebenfalls wieder zum Himmel hinauf.
"Heiliger Gottimperator..." Ihr atemloses Kommentar löste eine Kettenreaktion aus und schon bald waren die meisten Blicke nicht auf die über die freie Fläche des Platzes stürmenden Orks, sondern auf das gewaltige Schiff über ihnen gerichtet, auf dem außer der riesigen Aquila jetzt auch ein gewaltiges 'I' zu erkennen war. Nur einen Moment später erhellte gleißend helles Licht die in Schatten gehüllten Abschnitte der Makropole als gezieltes Feuer der Orbitalen Geschütze ganze Quadratkilometer der Stadt innerhalb von Sekundenbruchteilen in brennende Krater verwandelten.
Flammensäulen erhoben sich hunterte Meter hoch aus der Stadt und die Erde bebte und brach unter dem Zorn des Imperators auf. Tausende und abertausende Leben wurden innerhalb von Augenblicken ausgelöscht, doch fast ausschließlich starben Orks durch dem himmlischen Zorn den der Imperator gesandt hatte.
Selbst am Kilometerweit von den Einschlägen entfernten Schrein des Imperators wurden die Menschen und Orks durch die Druckwellen und das Beben zu Boden geworfen und konnten nur machtlos mitansehen wie das Feuer die Stadt verzerrte.
Dann, ebenso plötzlich und unerwartet wie es begonnen hatte, war das Bombardement beendet. Und ein Jubel breitete sich aus, so laut dass es fast an den furchterregenden Schlachtruf der Orks herankam.
Jetzt war Mauabrächa wirklich wütend. Das seine Boys bisher so kläglich versagt hatten die Menschen zu überwältigen hatte ihn schon wütend gemacht. Dass er sogar selbst nicht einmal richtig zum moschen kam hatte noch einmal ordentlich Öl ins Feuer gegeben. Aber jetzt..
Mauabrächa sah nur noch rot. Er war rasend vor Wut und wollte nichts sehnlicher als irgendeinem der Menschlinge mit bloßer Hand die Gedärme aus dem Leib zu quetschen während er mit seiner Energie-Kralle alles um ihn herum in Stücke riss. Sein Blick fixierte sich auf der trotz der Explosionen und des Staubs immer noch leuchtenden Gestalt der Menschenfrau, welche scheinbar das Kommando über diese Verteidigungslinie an sich genommen hatte. Sie würde sterben. Und zwar jetzt sofort.
Wie ein wild gewordener Stier setzte sich Mauabrächa in Bewegung. Er verlor keine Zeit damit sich erst vollständig aufzurichten oder irgendwelche Befehle zu geben. Jeder Ork der jetzt nicht verstehen würde was zu tun war war es nicht wert Ork genannt zu werden! Mit einem lauten Gebrüll, welches seine innersten animalischen Instinkte widerspiegelte, rannte er los. Die ersten Schritte auf allen Vieren, dann immer schneller, sich dabei aufrichtend und mit seiner Wumme ziellos in die Richtung der Verteidiger schießend. Er nahm noch nicht einmal wahr, wie sich auch seine Boys, angestachelt von seiner wilden Wut, aufrappelten und mit ihm nach vorn stürmten. Er spürte nichts mehr von den Schüssen welche von seiner Rüstung abprallten oder sich in sein Fleisch bissen. Solche Nadelstiche waren nichts gegen die unbändige Wut eines Waaaghbosses, der nur noch sein Ziel vor Augen hatte.
Die Schwester Prioris legte ihren Bolter an und zielte sorgfältig. Keine Spur der Angst war auf ihren Gesichtszügen zu sehen, während der gewaltige Ork sich unaufhaltsam auf sie zu bewegte und selbst das gezielte Bolterfeuer in in keinster Weise zu bremsen schien. Als ihr Bolter leer geschossen war und der Ork nur noch einige Sekunden von ihren Stellungen entfernt war ließ sie die geheiligte Waffe fallen und zog ihr Kettenschwert. Mit einem Gebet zum Imperator auf den Lippen schritt sie langsam über die Mauerreste welche ihr bisher als Deckung gedient hatten. Die ungläubigen Blicke der anderen Verteidiger schien sie ebenso wenig wahrzunehmen wie die Aussichtslosigkeit der Aufgabe welche sie sich scheinbar selbst zu stellen schien.
Als sie die die Mauer überquert hatte wendete sie ein letztes Mal ihr Wort an die anderen Verteidiger. "Haltet den Schrein um jeden Preis. Der Imperator hat uns Hilfe entsannt. Wenn ihr lange genug durchhaltet werdet ihr gerettet werden. Der Imperator beschützt."
Einen Augenblick später war sie dem gewaltigen Ork entgegen gesprungen, welcher sie an Körpergröße und Masse bei weitem übertraf. Mit all ihrem Geschick wich sie dem rasenden Angriff des Orks aus, welcher sie mit seiner Energie-Klaue sonst in einer Bewegung zerfetzt hätte. Seine gewaltige Pranke verfehlte sie nur knapp und schrammte an ihrem Schulterpanzer vorbei.
Mit einer Finte und einem gewagten Manöver schaffte sie es in seine Flanke zu kommen und mit ihrem Kettenschwert nach dem massigen Ork zu schlagen. Die Zähne des Kettenschwerts bissen sich in den zähen Leib des Monstrums. Blut spritzte aus der Wunde, während sich die Waffe tiefer in das Fleisch fraß.
Der schwungvolle Rückhandschlag der Kreatur schien ungehindert von der tiefen Wunde zu erfolgen. Ihr Abtauchen unter dem Schlag war zu langsam und der Kopftreffer zerschmetterte ihren Helm und warf ihren Kopf von einer Blutwolke begleitet nach hinten fliegen.
Das Zurückweichen, mehr taumeln als laufen, verhinderte von der der vor Energie knisternden Klaue erwischt zu werden, welche mühelos Servorüstung samt Inhalt zu Brei verarbeitet hätte.
Durch den rötlichen Schleier aus Blut, Benommenheit und gerechtem Zorn konnte die Schwester Prioris kaum erkennen was der Ork als nächstes vorhatte. Sie wusste, dass sie der Kreatur nicht gewachsen war. Früher oder später würde er sie in seine Klauen bekommen und sie wie ein Insekt zerquetschen.
Aber sie war in diesem Bewusstsein in diesen Kampf gegangen und hatte mit ihrem Leben längst abgeschlossen. Das einzige was zählte war es so viel Zeit wie möglich zu gewinnen und den anderen eine Überlebenschance zu geben. Zumindest bist die Truppen der Inquisition eintreffen und die Orks vernichten würden.
Sie würde ihre Aufgabe den Schrein zu beschützen erfüllen. Kein Ork würde ihn durch seine Anwesenheit besudeln. Und beim Thron, sie würde noch ein paar dieser stinkenden Orks mit sich nehmen bevor sie ihre Seele auf die Reise zum Imperator antreten lassen würde!
Ein leises Lächeln glitt ihr über ihr anschwellendes Gesicht und ließ ihre aufgerissenen Lippen erneut stärker bluten.
Mauabrächas Wut steigerte sich immer weiter. Er war bereits jetzt schon so sehr von seiner Wut geblendet, dass er einfach nur blindlings nach der glitzernden Frau schlug, ohne auf irgendetwas sonst zu achten. Aber das Miststück wich immer wieder aus!
Seine Energie-Kralle zerschmetterte die Reste einer umgestürzten Säule, an welcher die Glitzerfrau eben noch gestanden hatte. Steinbrocken flogen durch die Luft, einige Splitter trafen ihn auch selbst im Gesicht. Das meiste prallte an seinem Cybork-Kiffa ab, doch einer traf ihn am Auge.
Nicht nur dass das verflixt weh tat. Jetzt konnte er noch weniger sehen. Mauabräche brüllte vor Wut und Schmerzen auf und schlug noch einmal blindlings um sich um seiner Wut zusätzlich Luft zu machen.
Bei seinem erneuten Wutausbruch traf er etwas kleineres, weicheres, fleischiges. Einen Moment dachte er, dass er das verdammte Glitzerweib getroffen hatte. Doch dann erinnerte er sich, dass Metall, und auch Rüstungen welche aus Metall waren, ganz anders klangen wenn man mit der Energie-Kralle draufhaute. Ein kurzer Blick verriet ihm, trotz seines schmerzenden Auges, dass er nur wieder einen Boy erwischt hatte, der so dumm gewesen war ihm im Weg herumzustehen.
Mauabrächa fluchte laut und sondierte die Umgebung nach dem weiblichen Menschling ab. Er sah sie sich hinter eine Steinbank duckend, während ein paar Ballaboyz sie mit Dakka eindeckten.
Damit verhinderten sie wahrscheinlich, dass sie sich vom Staub machte, doch Mauabrächa war wirklich, wirklich, wirklich wütend. Und keine dummen Ballerboyz-Gitz würden ihm seine Beute streitig machen!
Mit einer ungezielten Salve in ihrer Richtung, welche einen der Boyz sogleich zerfetzte, machte er ihnen klar, dass er gern auf ihre Hilfe verzichtete.
"Iha dummä Gitz! Dat is meinä Bäutä! Nimmand fasst da Frau an, oda ik mach ihn platt!"
Und schon stürmte er wieder auf die Frau zu. Er hatte schon lange nicht mehr während eines Kampfes so viel Zeit mit sowas nutzlosem und nervigem wie Sprechen vergeudet.. Und wenn er darüber nachdachte, dann machte ihn das nur noch viel wütender.
Leila sah, wie die Metall-Hand vom großen Xenos die schöne Steinbank mit einem Schlag kaputt machte. Nur ein großes Loch und kaputte Stücke blieben übrig und die Schwester Plioriss, wie alle die mutige Frau nannten, hatte sich über den Boden gerollt um nicht auch von der Metall-Hand getroffen zu werden.
Zu Hause hatte sich Leila immer gern über den Boden gerollt, aber Mama und die anderen hatten etwas dagegen gehabt und es ihr immer verboten. Aber scheinbar war nicht das rollen schlimm, oder man durfte es nur machen, wenn man kämpfte.
Leila hätte gern noch weiter zugeschaut wie die Schwester Plioriss mit dem großen Xenos kämpfte. Die Frau war viel mutiger als alle anderen welche sie je gesehen hatte. Sogar mutiger als die Soldaten, welche ja eigentlich von Beruf her gegen Xenos kämpfen und eigentlich auch ganz mutig sein müssten.
Aber Schwester Elinore nahm sie ohne Worte auf den Arm und lief mit ihr los. Leila wollte protestieren und ihr sagen, dass sie keine Angst hatte und auch weiter gegen die Xenos kämpfen wollte.
Erst in diesem Moment sah sie wie ein Xenos auf den Mann neben ihr zusprang und ihm mit seiner komischen Waffe auf den Kopf haute. Das Blut und andere Dinge, welche Leila nicht erkannte, spritzten auf sie während der Xenos wild auf den Mann haute. Der wehrte sich noch nicht einmal, oder konnte es nicht. Das konnte Leila nicht genau sagen.
Auch wenn sie wirklich keine Angst hatte, immerhin hatte der Imperator Hilfe geschickt, wollte sie jetzt doch lieber nicht dort bleiben. Sie konnte sich vielleicht gegen die kleinen Xenos wehren. Aber die großen waren doch zu doll für sie.
Sie klammerte sich fester an Schwester Elinore, welche in Richtung des Schreins lief. Dort waren sie zumindest alle sicher. Das wusste Leila genau.
Auch wenn Rogat sehr beeindruckt vom Mut der Schwester Prioris war wand er seinen Blick sofort von ihr ab als der Kampf begann. Die anderen Orks kamen im Bugwasser ihres Waaaghbosses auf ihre Stellungen zu gerannt. Rogat feuerte sein HE-Lasergewehr auf einen Ork und fällte ihn mit einer gezielten Salve in Kopf und Torso. Der Ork war noch nicht zusammengebrochen und schon hatte ein anderer seinen Platz eingenommen und stürmte an seiner statt auf Rogat zu.
Eine weitere Salve brachte auch diesen Ork zu Fall.
Aber was hießen schon zwei tote Orks wenn sich mehrere dutzend weitere auf eine Stellung zubewegten? Auch diesmal war die Lücke sofort wieder durch einen nachrückenden Ork gefüllt.
Rogat hob die Faust und befahl seiner Einheit sich langsam und feuernd zurück zu ziehen. Die meisten Sergeants welche die Stellung hielten reagierten entsprechend bei ihren Einheiten. Sie wussten, dass sie den Orks im Nahkampf hoffnungslos unterlegen waren.
Die Kriegerinnen der Sororitas ließen den Soldaten einen gewissen Vorsprung beim Rückzug und deckten durch ihre Servo-Rüstungen geschützt die heranrückenden Orks mit Bolterfeuer ein. Scheinbar von allem um sie herum unberührt hatten sie alle eine Lobeshymne an den Imperator auf den Lippen.
Dann prallten die ersten Orks auf ihre Verteidigungslinie. Mit ungebremster Gewalt stürzten sich die Orks auf ihre Feinde, ungeachtet jedes Risikos und all ihrer Verluste.
Wie ein Fels in der Brandung fingen die Schwestern einen Großteil der Wucht des Angriffs auf. Mit heulenden Kettenschwertern und Kriegsliedern welche das Feuer aller um sie herum entfachte töteten sie die Orks reihenweise. Doch auch sie fiehlen unter der schieren Überzahl.
Gerade wollte Rogat einen weiteren Rückzugsbefehl geben und seine Einheit noch weiter zurückfallen lassen. Aber in seinen Augenwinkeln sah er die Zivilisten, welche immer noch nicht vollständig evakuiert worden waren und verzweifelt versuchten dem Schlachten der Orks zu entkommen.
Er tat das einige was ihm in dieser Situation richtig vorkam.
Mit heiserer Stimme rief er die letzten Befehle welchen er als Gardist unter dem Banner seiner Heimatwelt geben würde. „Schützt die Zivilisten! Zum Angriff! Für den Imperator!“
Er konnte einem Ork aus nächster Nähe mit einer Salve niederstrecken. Dann beugte sich ein Schatten über ihn. Ein übergroßer Ork warf sich mit all seinem Gewicht auf ihn, die riesige Zweihandaxt hoch über dem Kopf erhoben. Rogat wurde von der Wucht des Schlages zu Boden geworfen. Das letzte was er sah war das aus seinem Armstumpf heraus strömende Blut und den Schatten der Kreatur, welche erneut ihre Waffe erhoben hatte.
Die Orks drohten die mutigen Verteidiger zu überwältigen, die Fluchtwege waren von panischen Flüchtlingen verstopft und Hilfe war nicht in Sicht. Die Lage schien hoffnungslos. Schwester Elinore konnte nur hilflos zusehen, wie panische Menschen sich gegenseitig weg drängten und niederrangen. Manche die zu schwach waren sich zu schützen wurden tot getrampelt. Mit Tränen in den Augen und heiserer Stimme versuchte sie die Menschen zur Vernunft zu bringen, sie daran zu hindern sich gegenseitig ins Verderben zu ziehen. Doch niemand hörte auf sie.
Dann hörte sie das kleine Mädchen in ihrem Arm etwas sagen, was ihr, so simpel es auch war, neuen Mut und neue Hoffnung gab.
„Der Imperator beschützt. Er wird uns seine Gnade senden, wenn wir nur fest daran glauben.“
Die Worte, welche klangen als wären sie aus einer Litanei, fühlten sich so wahr und warm an, dass Schwester Elinore nicht anders konnte als neue Hoffnung zu fassen. Ihre simple Botschaft und die Hoffnung welche sie versprach gaben ihr neue Kraft. Ihr eigene Stimme nahm wieder an Fülle zu und mit neuer Energie sprach sie auf die Menschen ein und schaffte es schließlich Kontrolle über die panischen Menschen zu bekommen.
Dann fiel ein Flüchtling nach dem anderen auf die Knie und viele brachen in Tränen aus. Nicht vor Angst, sondern vor Freude und Hoffnung.
Schwester Elinore wollte sich gerade darüber wundern als sie sich umdrehte und die Quelle mit eigen Augen sah. Walküren landeten auf dem Platz und aus ihren heraus kamen Krieger des Imperators. Und mitten unter ihnen ein Mann in reicher Kleidung, geschmückt vom Zeichen der heiligen Inquisition.
Schwester Elinore fiel weinend auf die Knie und stimmte ein Dankgebet an den Imperator, in welches alle Flüchtlinge mit einstimmten.
Auch das klein Mädchen neben ihr betete mit. Und als sie zum ersten mal ihr strahlendes Lächeln erblickte weinte sie von einer solchen Freude erfüllt wie sie es seit vielen Jahren nicht mehr verspürt hatte.
Ihre Rüstung war immer noch in einem traurigen Zustand. Bedeckt von Schmutz, Beulen und Kerben. Ihr eigenes Blut, das Blut derer die sie getötet hatte, ihr Schweiß und ihre Tränen zogen Spuren auf der verschmutzten Rüstung und bewirkten unwirkliche Farbänderungen. Ramponierte Rüstungsteile quietschten und ihr gesamter Körper schmerzte. Doch sie hatte hier her kommen müssen bevor sie sich endlich um sich selbst kümmern konnte.
Der Schrein war von einem schwachen doch warmen Licht erfüllt. Ein besonders heller Lichtstrahl fiel durch ein Loch in der Buntglas Rosette direkt auf die goldene Statue des Imperators. Sein Kopf strahlte vom Licht erfüllt.
Am Fuß der Statue saß eine Gruppe Kinder unter der Aufsicht einer alten Schwester des Hospiz. Das Gesicht kam bekannt vor, doch der Name wollt nicht ins Gedächtnis kommen. Die Kinder beteten und vor allem die Stimme eines kleinen Mädchens stach hervor, welche voller Energie die Worte betete als hätte sie ihr gesamtes Leben nichts anderes getan und ihr Leben auch aus nichts anderem mehr bestehen.
Die Schwester Prioris kannte die Worte des Gebets. Sie hatte sie seit vielen Jahren nicht mehr gehört, doch konnte sie sich mühelos an sie erinnern. Leilas Lippen bewegten sich stumm als sie die letzten Worte mitsprach.
„...
Und selbst in dunkelster Nacht,
der Imperator über meine Seele wacht.“
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