Prolog: Strahlende Aussichten
Viele Monate war es nun her das Ivar, Nicolai, Charles und Midas das zerstörte Berlin verlassen hatten.
Ein glücklicher Zufall hatte sie damals alle zusammengebracht, als wie aus dem nichts eine große Pilzwolke am Horizont aufstieg, und sie wussten das sie fliehen mussten, um nicht der massiven Verseuchung zum Opfer zu fallen.
Midas, der kleine Albino hatte es geschafft zusammen mit Ivar ein Hovercraft zu kapern, welches an der Spree stand, und grade als sie ablegen wollten schafften es auch Nicolai und Charles noch zu ihnen zu stoßen, auch wenn Charles seine neusten Bekanntschaften, die Amazonen des Untergrunds, zurücklassen musste.
Sie wussten erstmal noch nicht so ganz wo sie überhaupt hin fliehen sollten, doch irgendwann einigte sich die Gruppe drauf, das sie in Hamburg gut aufgehoben sein würden, denn Charles und Nicolai hatten von früheren Kameraden erfahren, dass die Hafenstadt weniger abbekommen haben sollte als die anderen Ziele der Invasoren von früher.
Mit einem leisen Summen der Solarmotoren fuhr das gepanzerte Hovercraft mit geschlossener Kabine und automatik-Maschinenkanone durch die früheren Landungsbrücken Hamburgs...die vier starrten fassungslos aus den Bullaugen des Hovercrafts...an der Wasserkante standen eiserne Kreuze wo Menschen, Tiere und andere Abscheulichkeiten dran festgenagelt und geschweißt waren, die teilweise ganz frisch aussahen oder auch schon stark verwest waren, so dass Fliegen ihre Eier in ihnen ablegten und Krähen sich das Fleisch aus den Körpern pickten. Midas kreuzigte sich selbst und sprach ein leises Gebet für die verdammten Seelen, die dort so grausam gestorben waren.
"Mein gott, was ist denn hier los?" flüstere Midas. "Ich weiß es nicht mein Freund, aber vielleicht sollten wir uns doch eine andere Stelle zum aussteigen suchen...das hier scheint kein geeigneter Ort zu sein." flüsterte Ivar geschockt zurück, während Nicolai sich an den Monitor der automatischen Kanone setzte und die Umgebung nach möglichen Bedrohungen oder generell irgendwelchen Aktivitäten absuchte. "Männer, diese Stadt hat sich definitiv verändert seit ich hier das letzte mal gewesen bin" bemerkte Charles, wärend er die einzelnen Kreuze musterte, und ergänzte: "Das müssen ja hunderte sein...welches kranke Individuum macht denn sowas?!" Midas flüsterte weiter: "ich weiß es nicht, aber wir werden ihn stoppen." und griff nach seinem Heißem Pflöcker 9000, welchen er nun noch mit Tarnfarbe überzogen hatte.
"Leute! Da hinten bei der Kirche!" rief Nicolai auf einmal..."Dort hat sich grade eine riesen Explosion ereignet!" er sprang von seinem Bildschirm auf und zeigte in die Richtung der Explosion, die er mit dem Zoom der Boardwaffe erfasst hatte. Alle versammelten sich um ihn und schauten zur Rauchsäule die sich über der Stadt aufbaute. "Das sollten wir uns doch mal näher ansehen, vielleicht finden wir dort erste Indizien für das was hier passiert" murrte Midas leise, wärend sich Nicolai ans Steuer des Fahrzeugs setze und Kurs nahm.
Christian blickte auf den Leichnahm seines früheren Freundes runter, er konnte es immernoch nicht fassen, dass dieser ihn hätte Essen wollen...traurig aber wahr, er musste aus ihrem kleinen Schutzbunker raus! Christian nahm sein Kampfmesser vom Tisch und steckte es in die extra dafür angefertigte Halterung an seinem Rücken, steckte seinen Pass in seine hintere Hosentasche, zog sich seinen bequemen, leichten Strahlenschutzanzug über, verstaute noch seine Zigarretten in einer der Taschen, holte sich seine alte Sporttasche wo noch 1-2 Vorratsdosen sowie sein Sturmgewehr drinnen waren und packte auch sein Nachtsichtgerät ein, man konnte ja nie wissen.
Er zog sich seine Atemmaske über und fing an die Tür zu entriegeln...langsam und laut kreischend öffnete sich die massive Bleitür, die ihn so viele Jahre vor der tödlichen Strahlung draußen geschützt hatte und machte seine ersten Schritte seit Jahren ins freie.
Als er damals sich im Bunker mit seinem Kumpel Fabian dort verschanzt hatte war ihm schon klar gewesen, dass sie entweder dort drin sterben würden oder sie freiwillig wieder nach draußen gingen, ihm war nun beides irgendwie passiert, und er musste beim Gedanken daran leicht grinsen. Christian schaute sich um...er war umgeben von eingefallenen Häusern und kaputten, aufgeplatzen Straßen...überall standen verbrannte Autowracks herum und auf den paar Wänden die noch übrig waren, waren Narichten mit Blut draufgeschmiert, die er nicht wirklich entziffern konnte, vielleicht war es auch nur Blut...doch es sah sehr strukturiert aus. Hatte sich etwa in seiner abwesenheit eine neue Sprache entwickelt die er nun nicht verstehen würde?!
Vor ihm lag eine Straße die nach link und nach rechts führte, direkt gradeaus war ein eingefallenes Haus aus dem sich rohre Bogen, warscheinlich frühere Wasserleitungen...der Weg nach links sah aus als würde er schon nach wenigen hundert Metern in gelbem Sand enden, der Weg nach rechts war noch mehr kaputte Stadt, wo würde sollte er wohl am besten hin?
Altrac, oder auch von seinen Freunden nur "Trac" genannt wachte auf seiner Pritsche auf und schaute sich um...nichts neues in seinem Camp anscheinend. Er zog sich seinen schwarzen Mantel über und rüstete sich mit seinen Sachen aus um ein wenig auf die Pirsch zu gehen. In seinem Dorf hatten die Stompas in den letzten Tagen wieder versucht neue Mitglieder zu rekrutieren, um diese dann in das Minenfeld vor Hamburg zu schicken, welches die Stadt vor den "Wilden" zu beschützen soll, wie es Oberbürgermeister Quombe mal gesagt hatte.
Der Mann hatte keine Ahnung in Altracs augen...er war nur auf Profit aus und würde warscheinlich auch noch eine weitere Bombe in das Ödland schießen wenn er eine hätte, ihm waren die Leute dort egal, für ihn waren sie alle nur wilde Barbaren aus der Wüste die sich zum Spaß gegenseitig töteten.
Altrac konnte dies allerdings von den Stompas gut bestätigen, denn die Art wie sie drauf waren missfiel ihm zutiefst. Sie waren wahrlich eine Bande von wilden, die nichts anderes als einen qualvollen Tod verdient hatten. Bei ihrem letzten überfall hatte er ihnen gezeigt wo der Hammer hängt. Er hatte zwei von den Stompas mit seinen Wurfmessern in den Sehnen erwischt, so dass sie nicht wegrennen konnten, hatte sie anschließend mit Brennstoff übergossen und angezündet. Altrac konnte ihre verzweifelten Todesschreie noch immer in seinen Ohren hallen hören, doch in dem moment war es ihm egal...sie hatten sein Dorf angegriffen, sie wollten seine Freunde und deren Familien holen...dafür mussten sie brennen.
Er musste sich einfach selbst ein Bild von den Minenfeldern machen, wie groß sie waren und wie viele schon dort gestorben waren. Bisher hatte er nur Gerüchte gehört...aber auf was sollten sich diese schon stützen? Er musste an diesen Ort, vielleicht hatte er so auch noch die Chance noch ein paar Stompa zu töten. Entschlossen machte er sich auf den Weg.
Hank starrte vom Dach des Gebäudes runter wo er sich drauf befand und legte den Raketenwerfer zur Seite, mit dem er grade auf die Benzinvorräte der Securitas geschossen hatte. Die giftigen Benzindämpfe brannten in seinen Augen, doch zu seinem Glück war er nicht alleine. Seine Freundin Tamara war bei ihm und reichte ihm seine Atemmaske, die er beinahe beim Aufbruch am morgen vergessen hätte. Der Multi-Raketenwerfer war eh schon schwer genug gewesen, aber er hatte sicherstellen müssen, dass die Panzerung der Tanks nicht standhalten würden.
Auf einmal wurde von unten das Feuer mit Sturmgewehren auf ihn eröffnet...man hatte die beiden erkannt, höchste Zeit zu verschwinden. Nur wie? Der dichte, schwarze Rauch vom brennenden Benzin weiter unten versperrte ihm die Sicht und die Maske machte es nicht besser. "Hank du idiot! Warum hast du eigentlich nicht dran gedacht das sich der Rauch so stark bilden würde?! Dachtest du das würde ein kleines Lagerfeuer werden?!" schrie ihn seine Freundin über Funk an. "Naja, irgendwie schon" antwortete Hank kleinlaut, doch er hatte einen Plan...sie konnte ja schließlich einfach wieder im Treppenhaus runterlaufen...aber ob das so eine gute Idee war? Die Schüsse von unten hatten aufgehört...das konnte nur zwei Sachen bedeuten...entweder hatten die Wachleute keine Munition mehr, oder sie waren auf dem Weg nach oben.
Markus war ein beschäftigter Mann, er studierte gerne an toten, aber auch an lebenden Objekten um seine medizinischen Kenntnisse zu verbessern. Die kreuzigungen der Gangsterbosse aus der Reeperbahn Enklave kamen ihm grade recht. Je nach Verbrechen oder vergehen in dieser kleinen Enklave, wurde man entweder auf eine doch noch relativ humane Art bestraft, oder es wurde wie so häufig die Todesstrafe verhängt, wobei man mit erschießung meistens die beste Methode treffen konnte.
Denn bei schwereren Verbrechen, die nicht einfach so hingenommen werden konnte, bevorzugten die Gangsterbosse der Enklave das kreuzigen am Stahlkreuz.
Markus hatte viele male bei diesen sehr grausamen Ritualen zugesehen, die Schreie der Verurteilen suchten ihn jedesmal Nacht heim, doch er konnte es sich auch nicht nehmen lassen sich jede kreuzigung Live mit anzusehen, zu groß war das spektakel....außerdem hatte er so bestimmt eine Woche lang Zeit um legal an lebenden Menschen zu experimentieren, die ihn jedes mal anflehten sie endlich zu erlösen.
Wenn die Bosse der Enklave es besonders böse mit den Verurteilten meinten, ließen sie diese nicht nur an der Kreuz nageln, sondern viele male auch schweißen und löten. Ihm wurde diese zweifelhafte Ehre auch schon das ein oder andere mal angeboten, doch er konnte sich schnell genug rausreden, dass das schweißen ihm zu anstrengend sei.
Er wusste das es bald wieder passieren würde, denn die Handlanger der Enklave waren fleißig dabei weitere Kreuze aufzustellen...durch seine maske entging ihm der bestialische Geruch nach Verwesung, doch wie die meisten Leichen aussahen die hier rumhingen, wusste er...das dies der Hölle schon sehr nah kam. Markus machte sich zurück auf den Weg in sein Labor, ihm war grade eine neue Idee gekommen die er ausprobieren musste...