Prolog: Jäger und Gejagte
+ Irgendwo vor Utapias +
Fa fan an sog die frische Luft von Patriam ein. Gedankenverloren ließ er seinen Blick über die grünen Hügel streifen. In der Ferne war eine Stadt der Chem'Pan'Sey zu erkennen, ein funkelndes Meer aus Glas und weißem Stein. Diese Welt wirkte so dermaßen Friedlich und unberührt, dass ihm ein Kribbeln durch die vielgliedrigen Finger lief. Er war hier her gesandt worden, weil das Buch das er suchte hier sein sollte. Ein Buch, von dem er weder wusste, wie es aussah, noch wie es hieß, noch was genau darin stand. Er fröstelte. Das würde lange dauern... andererseits hatten ihn seine Gaben und Geister erst hierher geführt. Der Lachende Gott würde ihn nicht im Stich lassen.
Zuversichtlich marschierte er auf die Stadt zu. Irgendwo musste man ja anfangen.
Auf knapp halber Strecke beobachtete er, wie ein einzelner Stern aus dem Licht des Himmels auf die Stadt hinab fiel. Er war nicht der einzige Neuankömmling. Ein weiterer Stern landete hinter dem Horizont. Fa Fan an lauschte auf seine innere Stimme, doch sie schwieg. Er würde selbst entscheiden müssen.
+ Brücke der „Plündernden Stille“ +
Mia sah auf die glitzernde Kugel unter sich. Wirklich eine wahrhaft schöne Welt. Und so sollte es bleiben. Sie konnte Aufregung nicht brauchen, aber mal gar nicht!
„Takis?“
Takis kam. Der Navigator war eher Tier als Mensch. Seine Augen waren völlig schwarz, die Gestalt gebeugt und von unzähligen Gelenken entstellt, die an den unnatürlichsten Stellen saßen. Finger und Zehen wurden von langen, schartigen Klauen geziert und sein Mund war eine runde Öffnung mit mehreren Reihen todbringender Zähne.
„Ja, Lady?“ Seine Stimme klang wie das Zischen, das Luft aus einer durchschnittenen Luftröhre erzeugte.
„Ich möchte, dass du das Teleportarium nutzt um nach unten zu kommen. Die nächste Stadt am Südpol! Ich will in diese Einrichtung!“
„Sehr wohl, Lady!“
Damit verabschiedete sich der Navigator. Mia lächelte. Sie hatte ihn auf einer Makropolwelt hausend gefunden. Ein Navigator ohne Haus dessen Hässlichkeit nur von seinen Kräften übertroffen wurde. Nicht zuletzt wegen dem Mal, das sein Warpaufe umspannte, ein in zwei Zacken auslaufendes Karo um sein drittes Auge, welches dem Herrn der Namen galt. Er war wirklich sehr nützlich... und auf direktem Wege in die Stadt Tracias!
+ Berge vor Utapis +
Ker'nyx brauch aus dem Warp wie ein Schwall infektiösen Schleims aus einer eiternden Pestbeule und stampfte, von einem tödlichen Hauch des Moders und Verfalls begleitet in den malerischen Gebirgswald. Sofort begannen die Blätter sich an ihren Rändern zu krümmen und ihre Farbe wechselte von frischem, lebendigem Grün zu verfallenem Braun. Eine ganze Kolonie Ameisen brach zusammen und zwei Kaninchen in ihrem Bau verwesten in Sekunden als der Verpester an ihnen vorrüberging. Vor ihm lag ein glänzendes, grünes Land mit einer weißen Stadt.
Seine Instinkte würden ihn leiten!
+ Tracias +
„Auf Wiedersehen, Professor!“
Dolorosa nickte dankend und verließ die Backstube. Tracias war eine Hafenstadt am Rande des arktischen Meeres. Klein, Trostlos und bar jedes nennenswerten Ortes. Zumindest für die meißten Menschen. Für Kane war sie mehr. Die Wächterin eines Ortes, an dem viele großes Interesse hätten, wenn sie von ihm wüssten. Er hatte von einem Kult gehört, der die Hand nach ihm ausstreckte. Zwar hoffte er inständig, dass sie ihn noch nicht gefunden hatten, doch sicher war er sich nicht. Also wartete er unauffällig, immer auf der Suche nach einem neuen Gesicht...
Als Professor Dolorosa, einem Geologen der Eisbohrungen vornahm war es ihm gelungen, lange Zeit unentdeckt zu bleiben. Er bezweifelte, dass sich dieser Zustand bald ändern würde.
+ Raumhafen Pluteus +
Thrall blickte auf das gewaltige Schiff hinab. Es gefiel ihm gar nicht. Ein Schiff der Lunar-Klasse lag hier seit etwa einem Tag, zu Routineuntersuchungen wie es im Logbuch stand. Er hatte allerdings noch niemanden kommen oder gehen sehen. Eines war sicher. Dort würde er keine Freunde finden. Sein Haemunkulus riet ihm den Weg nach Tracias, was sich unglücklicherweise auf einer anderen Welt befand, wie seine kurze Recherche ergeben hatte. In Ermangelung eines eigenen Schiffes, seine erste „Mittfahrgelegenheit“ war abgefahren, musste er nun nach einer neuen Reisemöglichkeit suchen... Warum? Nun, das mochte sich zeigen, aber ihr waren seltsame Dinge am Werk.
In diesen Sekunden legte ein weiterer Kreuzer an Pluteus an.
+ Pyran +
El'Larin blickte auf das brodelnde Meer aus Magma unter sich. Diese Welt war brühend heiß, die Luft voller Schwermetalle und Schwefel...
Er hatte keine Ahnung, warum er ausgerechnet hier herausgekommen war. Vom verräterischen Assassinen war nichts zu sehen, nichts zu riechen, nichts zu spüren...
Und doch. Etwas war wichtig. Vielleicht würde er es herausfinden, wenn er die richtigen Fragen stellte... zum Beispiel warum er in diese Hölle herabgefahren war und, noch wichtiger, welchem Zweck dieser Ort diente. Es sah nach Industrie aus, unverkennbar Cham'Pan'sey. Nur sie vermochten, solche Hässlichkeiten zu erschaffen. Abgesehen von den Grünhäuten natürlich. Schweren Herzens machte sich El'Larin auf den Weg.
+ Pyran, einige Ebenen tiefer +
Julianus wanderte über die Eisernen Stege der Fabrik. Kaum eine Menschenseele war zu sehen, schon seit Wochen nicht. Offiziell war er hier, weil die Station ein Notsignal gesendet hatte, dass nie existiert hatte. Mittlerweile hatte sich das unheilvolle Glühen der Lavaströme in seine Netzhaut gebrannt und ließ ihn nicht mehr los. Wichtige Dinge waren im Gange und er wollte seine Ziele nicht versäumen. Nur galt es seine nächsten Schritte zu überlegen, und zwar sehr gut. Hier auf dieser kleinen Welt würde ihn niemand finden.
Scharf sog er die giftige Luft in seine Lungen. Für seinen übermenschlichen Körper war es wie eine frische Briese.
Das Problem war, dass er von hier aus auch nichts finden konnte... oder?
+ Brücke der „Blutender Wille“ +
Sklatherakk starrte von seinem neuen Schiff in das System, das vor ihm lag. Warum er gerade in dieses ruhige System geflogen war wusste er selbst nicht. Khal war unten und überwachte die Rekrutierung. Er brauchte Männer, Männer ohne Ziele, ohne Ideale, Männer die für eine Flasche billigen Amasec alles tun würden. Und wo fand man besser solche Männer wie auf einem Raumhafen?
„Sklatherakk?“
Er lächelte. Wie der Zufall doch spielte.
„Ja, Khal?“
„Siehst du das Schiff auf Platz sieben?“
Sklatherakk sah zur Seite, auf die Station an die sie vor Stunden angedockt hatten. Ein Kreuzer der Mondklasse lag versteckt in einer Bucht der stählernen Ausläufer von Pluteus. Ein Bild blitzte durch seinen Geist. Ein brennendes, rotes I das auf einem Hammerkopf prangte.
„Sei vorsichtig da unten!“
„Name?“ fragte Khal gelangweilt und sah dann erst auf.
„Thrall!“ antwortete die stämmige Gestalt.
+ Pluteus +
Konrad sah auf die glitzernde Weite unter sich. Er wurde mit einem Zivilen Transporter nach Kyrion gebracht um das unscheinbare System auf einen Makel zu untersuchen. Schließlich war es von unschätzbarem Wert. Da kein direkter Verdacht vorlag hatten seine Herren beschlossen, dass sie keinen Inquisitor entbehren konnten, trotzdem müsste die Welt der Sicherheit halber Untersucht werden und so wurde Iterator Konrad geschickt. Er seufzte als sein Transporter am Raumhafen anlegte. Noch einen Tag, dann würde ihn ein Stellarer Transporter zum Inquisitionsbüro auf Patriam befördern. Nun konnte er zusehen, dass er die Zeit sinnvoll nutzte...
+ Patriam, irgendwo im Eis +
Das Gelächter ließ Eis bersten, Steine spittern und das eiskalte Wasser schäumen. Tiere flohen zu scharen vor dem Lachenden Eis und selbst die Anwohner der nahen Stadt hörten das Kichern, mit dem Wicked Smile auf Patriam geboren wurde.
Bilder zuckten durch seinen Geist: Eine weiße Stadt, ein schwarzes Schiff, eine Stählerne, Runde Tür im Eis, ein kleiner Junge, ein Mann mit braunem Haar und eine dämonische Fratze. Ja, hier war er zu hause. Er sollte sich eines dieser Bilder bewahren, und der Warp würde ihm den Weg weisen!
+ Irgendwo im Kyrion-System +
Kruegers Schiff fiel aus dem Warp und flog in das kleine System ein. Hier irgendwo hatte sich Mia versteckt. Hier irgendwo suchte sie nach etwas, von dem er zumindest ahnte wo, nicht was, es war. Die Existenz der geheimen Forschungseinrichtung war ihm bekannt, nicht aber was darin gearbeitet wurde. Er musste es auch nicht wissen. Es reichte, dass Mia es nicht finden durfte. Was sie vor hatte … er wollte es eigentlich nicht wissen... Zunächst musste er wissen wie er suchen sollte. Auf Patriam? Oder sollte er auf Pluteus das Schiff suchen? Oder direkt am Ziel auf Mia warten?
Dann fing er eine Signatur ein. Er war nicht der einzige Inquisitor im System. Mürrisch sah er auf die blinkende Runde. Nicht viele Inquisitoren würden sich hierher verirren. Wenn jemand auf die selbe Beute wie er scharf war konnte das zu einem Problem werden.
+ Pluteus +
Seine Brutalität saß mit zweien seiner Leute in einem kleinen Versorgungsschacht unter der Raumstation. Es schien unmöglich in diesem System, in dem sie gestrandet waren irgend etwas Interessantes zu finden. Seit Monaten überfielen sie Reisende in diesen dunklen Hallen ohne ein Anzeichen auf Fortgang zu finden. Fokko fluchte, das sollte nicht sein!
Schnelle Schritte näherten sich, dann trat Verwis ein, ein Sklave, dessen Herren sie getötet hatten.
„Ja?“
„Zwei Schiffe sind eingelaufen die seltsam sind. Das Eine hat sich noch gar nicht geöffnet, auf dem anderen scheinen sich zugehörigkeitslose Astartes zu befinden.
Fokko sah auf „Wie willst du die denn gefunden haben?“
„Sie haben mich gefunden!“ rasch nannte Verwis das Dock.
„Danke!“ sagte Fokko und riss ihm den Kopf ab.
+ Unbekannt +
„Was für eine Scheiße ist das denn wieder?!“ hörte ich mich schreien.
Es war wirklich zum davonlaufen. „Da schickt mich dieses Weib durch den halben Sektor, auf einem schrottigen Kahn mit einer besseren Glühkugel und nur von Schwachsinnigen umgeben!“
Meine Brückencrew sah zu Boden, sie kannten das.
Ich beruhigte mich.
„Aja?!“
Meine Leibwächterin trat hinterei Thron hervor. Sie sorgte für meinen Körper. Auf jede noch so erfreuliche Weise.
„Ganz ehrlich. Diese Schlampe kann doch nicht einfach mit dem Buch verschwunden sein? Ich meine sie ist ein so abgefahrener Dämon, sondern einfach nur eine Chaosgeile Schlampe... Und überhaupt habe ich schon ewig nichts gutes mehr gegessen!“
Aja sah etwas verdutzt zu mir herab. „Seit diesem Vorfall im Immaterium ist ein Großteil unserer Lebensmittel verdorben... Und der Raumhafen will die Schleusen aus Karantänegründen nicht öffnen.“
Ich seufzte. „Verbinden Sie mich!“
Dreißig Sekunden später war ich wieder am Schreien.
„Was soll das heißen? Aus Sicherheitsgründen??? Haben Sie Angst vor ein paar verschimmelten Brötchen? Sie werden augenblicklich diese Schleuse öffnen und mir was für zwischen die Zähne bringen, Major! Lassen Sie sich ihre gigantische Vagina entfernen und legen Sie sich ein paar Eier zu oder ich exterminiere Ihnen ihre Kanzel unter dem Fetten Arsch weg!“
Damit unterbrach ich die Verbindung und sah zu Aja. Sie war am lachen. „Du hast es eben immernoch drauf!“
„Ich weiß!“ sagte ich und lehnte mich selbstgefällig in meinen Stuhl.
„Wo war jetzt das eigentliche Problem?“
„Ähm, das Buch?!“ sagte Aja.
„Ach ja das Buch...“ ich setzte mich auf und hob die Stimme. „Findet es!“