Recius und seine Leute betraten ein kleines Haus in der Nähe, als ein hohes Summen sie warnte. Über Jahre gewachsene Instinkte ließen die Männer das einzig richtige tun und sich flach auf den Boden werfen, kurz bevor hoch giftige Splittermunition über ihre Köpfe fegte. Crest, der das Hochleistungsfunkrelais trug, war nicht schnell genug und wurde in die Schulter getroffen. Während sich Arcturus und Johnson um ihn kümmerten, kroch Recius zu Piat, der sich flach in einer Mulde hielt. „Soldat, her mit dem Funkgerät.“ routiniert fing der Leutnant das drahtlose Signal auf, als er sich mit dem Verstärker verband. „Recius an alle, die mich hören können. Sofort den Angriff auf 689-447 starten. Achten sie auf Sturmtruppen und Infanterieabwehr. Sturmpanzer und Chimären vorrücken, Kampfpanzer geben Deckungsfeuer. Vorwärts.“
Der Geschosshagel blieb konstant, sie waren festgenagelt. Es würde nicht mehr lange dauern, bis feindliche Elemente sie flankieren und niedermachen würden. Nur die Panzer konnten ihnen jetzt noch helfen. Sie lagen in einem Krater, der von einem feindlichen Luftangriff erzeugt worden sein musste und konnten nicht viel mehr tun als zu warten und zu beten. Das diabolische Lachen ihrer Gegner wehte zu ihnen herüber, selbst über das Geräusch der Geschosse war es klar zu vernehmen. Jemand hatte definitiv zu viel Spaß bei der Sache. Recius versuchte, in die Nähe des Kraterrandes zu kommen und einen Blick auf ihre Gegner zu erhaschen, doch die Intensität des Beschusses zwang ihn, den Kopf weiterhin unten zu halten.
„Hier Wolf, hören sie mich? An den befehlshabenden Offizier der 6. mechanisierten Infanterie, sind sie da draußen? Brauchen Einweisung auf feindliche Stellungen, Annäherung aus 2-7-0.“ Ihre Gebete wurden erhört! Wolf war der Rufname einer Schwadron Höllenhunde, der Angriff hatte begonnen. „Hier Recius, liegen unter schwerem Beschuss 900 Meter vor ihnen. Benötigen dringend Hilfe.“ „Verstanden, wir räuchern sie aus. Wolf ende.“ Die Panzer bogen aus einer Nebenstraße, drehten um und fuhren an ihnen vorbei. Die Kabaliten, auf das Auftauchen der Panzer nicht im mindesten vorbereitet, hatten keine Chance. Die Turmwaffen der Höllenhunde entfesselten ein Inferno, dem nicht einer von ihnen lebend entkam und der Geruch nach verbranntem Eldarfleisch stieg Recius in die Nase. „Ich liebe den Geruch von brennenden Xenos am Morgen. Es ist der Geruch nach Sieg!“ Der Leutnant drehte sich nach dem Sprecher um, es war Johnson. Mit einem Ausdruck im Gesicht, den einige als ungesund, andere als entschlossen bezeichnen würden, stand er aufrecht in ihrer Stellung und sog in tiefen Atemzügen die Luft ein. Er sah seinem Vorgesetzten direkt in die Augen und bat mit seinem Blick um den Befehl zum Vorrücken. Recius tat ihm den Gefallen. „Sie sind gekommen, um uns leiden zu sehen. Jetzt werden sie brennen. Vorwärts, für den Imperator!“
Mit trainierten Bewegungen rückte der Trupp über die Hauptstraße vor, als Recius Schemen im Flammenmeer vor ihnen ausmachte. Das Inferno sog Sauerstoff an und er bemerkte den deutlichen Luftzug, der die Folge davon war. „Feindliche schwere Infanterie auf 12 Uhr. Wie können die das überleben? 501, Feuer auf mein Ziel konzentrieren.“ Ein kurzer Befehl über Funk hatte drei schwere Detonationen vor ihnen zu Folge. Die Druckwellen löschten den Großteil des Feuers und pulverisierten die Schemen. Vor ihnen bewegte sich nichts mehr. 501 war eine Schwadron Leman Russ Kampfpanzer und ihre schweren Hauptgeschütze hatten kurzen Prozess mit den Eldar gemacht.
Recius und seine Männer traten auf einen Platz, wo sich vorher die Stellung der Eldar befunden hatte. Im Zentrum stand eine Statue, die einen Space Marine mit einem Schwert und Schild darstellte. An ihrem Sockel stand ein fremdartiges Gerät, vermutlich der Störsender. Der Leutnant hob seinen Bolter in den Anschlag, zielte sorgfältig und jagte eine Salve direkt in die Apparatur. Ihre filigrane Kristallstruktur hatte der schieren Wucht der Explosivgeschosse nichts entgegen zu setzen und wurde in hunderte kleine Fetzen gerissen. Kaum war das passiert, meldete sich eine neue Stimme in seinem Ohr, da er immer noch mit dem Hochleistungsfunkrelais verbunden war: „... alle Einheiten in Aretian, hören sie mich? Alle Verteidiger von Aretian, hier ist Paladin 1. Wir sind auf dem Weg und versuchen zu helfen. Jeder, der dieses Signal empfängt, soll sich melden.“ Zum zweiten mal innerhalb kurzer Zeit machte Recius Herz ein Freudensprung, der Imperator persönlich schien heute auf ihrer Seite zu sein. Paladin war der Rufname einer Luftkavallerieeinheit unter dem Kommando von niemand geringerem, als Oberst Johann Aritus. Oberst Aritus war bekannt für seine Angewohnheit, immer im genau richtigen Zeitpunkt aufzutauchen. Seine Männer waren gefechtserfahrener als die meisten anderen, da der Oberst im Zweifelsfall den Rückzug befahl. Auch wenn das Kommissariat solche Taktiken missbilligte so waren er und seine Männer doch erfolgreich genug, dass darüber hinweg gesehen wurde. Er war fast schon eine lebende Legende, da sein Regiment nicht nur die meisten Siege, sondern auch die höchste Überlebensrate des Systems hatte.
Während Recius dem Oberst die Situation erklärte und einen raschen Gegenschlag gegen das feindliche Portal empfahl, entfernte sich ein kleines Antigravfahrzeug von dem Platz, wo bis vor kurzem noch der Störsender der Eldarpiraten gestanden hatte. Der Archon kochte vor Wut, seine Krieger waren von den Menschen einfach weggewischt worden wie Staubkörner. Konnte man sich denn heute auf niemanden verlassen? Wenigstens der Teil seines Plans, die Kommunikation und Befehlskette der Menschen nachhaltig zu stören, hatte geklappt. Nun galt es nur noch, durch das Portal zu verschwinden, bevor es zu spät war. Er war kurz vor dem Ziel und den Menschen, dessen Gesicht er sich eingeprägt hatte und der es gewagt hatte, seinen Plan zu stören, würde er persönlich nach Comorragh mitnehmen. Nun galt es nur noch, ihn in die Finger zu kriegen...