Borgas schlich durch den Tunnel. Den Bolter schussbereit und die
Helmsensoren auf höchste Sensibilität geschaltet. Das Team hatte
sich getrennt und kreiste nun einen größere Gruppe Feinde ein. Mer
Linh hatte sie etwa einen Klick voraus gespürt und Ulv hatte das
bestätigt. Janitius hatte sofort Anweisungen gegeben den Feind
einzukesseln und so alle Fluchtwege zu versperren. Rufus hatte sich
daraufhin einfach in einen Schatten zurück gezogen und in Luft
aufgelöst. Cerubin hatte ein neues Magazin in den schweren Bolter
eingelegt und hatte sich nach links abgewendet. Ulv war in eine
Spalte seitlich verschwunden, die laut Auspex in einen Parallelgang
führte. Borgas, Mer Linh und Janitius sich dann etwas später
getrennt. Jetzt konnte auch Borgas den Feind riechen. Und er fand
auch überall Spuren an den Wänden und auf dem Boden. Hier war er
richtig. Dann hörte er das Zirpen und Knistern mit den sie sich
untereinander verständigten. Ein letzter prüfender Blick auf die
Munitionsanzeige seiner Waffe. Geladen. Eine gleitende Handbewegung
über seinen Ausrüstungsgürtel. Alles an Ort und Stelle und sofort
griffbereit. Perfekt. Er schlich weiter und lugte dann um die nächste
Ecke. Mer Linh hatte nicht untertrieben. Es waren viele. Sehr viele
sogar. Sie wuselten überall herum. Auf dem Boden. Den Wänden. Und
ja, sogar an der Decke hinge welche. Bei diesem Anblick konnte er
immer noch nicht fassen, dass diese insektenartige Schwarmrasse
zwischen den Sternen reiste und Planeten eroberte. Sein Helmfunk
knackte ein paar Male. Also waren alle in Stellung. Er suchte sich
Ziele und legte eine Reihenfolge fest. Bei der Menge an Gegnern würde
er aber wohl kaum vorbei schießen. Dann knackte es noch einmal und
Borgas drückte ab.
Zeitgleich mit seinem Team eröffnete er das Feuer auf die völlig überraschten
Kreaturen in ihrer Mitte. Er stürmte vor und griff beim Laufen nach
seinem Kampfmesser. Kurze Feuerstöße für die kleinen Biester und
längere für die großen Brocken. Gleich war er auf Armlänge heran
und dann würde es sehr schnell schmutzig werden. Seine Sensorik
passte sich dem Lärmpegel an und schaltete die Sensibilität auf ein
erträgliches Maß runter, damit Borgas nicht blind und taub wurde.
Links und rechts von ihm blitzten die Mündungsfeuer der anderen
Teammitglieder auf. Von vorne donnerte der schwere Bolter, den
Cerubin wie eine Sense hin und her schwenkte und so seinen
Feuerradius voll aus nutzte. Borgas blieb stehen und feuerte nur. Die
Kreaturen waren immer noch zu geschockt um zum Gegenangriff über zu
gehen. Tier, welche panisch durch einander liefen. Doch dann kam
langsam wieder Ordnung in das Gewusel und erste Attacken gegen die
Astartes mussten abgewehrt werden. Die Feinde formierten sich nun zu
einer groben Phalanx in der Mitte der Höhle. Die größeren Brocken
blieben dabei in der Mitte und wurden von den vielen kleineren
Schwärmern geschützt. Die Großen waren die Denker des Schwarms und
alles andere als dumme Tiere, wusste Borgas und konzentrierte sein
Feuer auf eines der größeren Exemplare. Die anderen Astartes taten
es ihm gleich. Dann fauchte es ein paar Male laut auf und endlich
brach eine der Kreaturen zusammen. Rufus lud den Melter nach und warf
dann eine Granate in die Mitte der Phalanx. Sie platze beim Aufprall
auf den Boden auf und verteilte brennbares Gel auf ihre Opfer,
welches sich im Kontakt mit dem Sauerstoff sofort entzündete. Ein
Geruch nach verbranntem Fleisch und Chemikalien breitete sich in der
Höhle aus.
Die Granate hatte die Anzahl der Kreaturen erheblich verringert und animierte
auch die anderen marines dazu Granaten zu werfen. Innereien und
brennenden Körpersäfte verteilten sich im Raum und machten den
Boden schlüpfrig. Allerdings strebten nun alle Biester den wenigen
Ausgängen entgegen, welche von den Teammitgliedern versperrt wurden.
Der Nahkampf begann. Die großen Xenos sprangen die Astartes an und
versuchten sie mit ihrer Masse zu Boden zu reißen damit die
kleineren Bestien über sie herfallen konnten. Cerubin ließ den
schweren Bolter zu Boden fallen und zog sein Energieschwert. Ulv
schwenkte bereits seine geliebte Axt und Janitius aktivierte sein
kunstvoll gestaltetes Kettenschwert. Borgas blieb momentan nur sein
Kampfmesser in der Linken und der massive Bolter in der Rechten um
sich gegen die Menge an Angreifern zur Wehr zu setzen. Rufus war wie
ein Schatten zwischen ihnen und aktivierte die Sporne seiner
Energiekralle, um die Gegner aufzuschlitzen. Borgas suchte nach dem
Wunderkind. Wo war Mer Linh? Dann ein Kribbeln im Nacken. Zwischen
den Kreaturen begann es auf einmal zu gleißen. Die Helligkeit
brannte sich heiß in die Leiber der Biester. Dann verschwand sie und
Mer Linh stand da und schwang seine Psi-Waffe. Er schlug mit ihr auf
die geblendeten Feinde ein und bei jeder Berührung sprangen
Elmsfeuer von der Waffe auf den Körper des Feindes über. Jeder
Treffer schickte eine Kreatur tot zu Boden. Dann war es vorbei.
Die Letzte Kreatur sackte heulend in sich zusammen und die Astartes schritten
zwischen die am Boden liegenden Körper um alle zu richten die noch
atmeten oder zuckten. Dann luden alle nach. Ulv hockte neben einer
der großen Kreaturen, die er im Nahkampf besiegt hatte und schnitt
sich ein Souvenir für den Lederbeutel an seinem Ausrüstungsbeutel
ab. Janitius scannte mit dem Auspex nach verborgenen Schlupflöchern
und Ausgängen die das Deathwatch-Team eventuell übersehen hatte.
Mer Linh lehnte an einer der Tunnelwände und hatte die Augen
geschlossen. Die punktgenaue Teleportation und die Psi-Attacken in
schneller Folge kosteten Kraft und erforderten eine Regeneration,
sobald es möglich war. Der Angriff des Umbra Domin hatte den Kampf
ganz erheblich abgekürzt und seine Teammitglieder wussten das. Darum
störte ihn nun auch keiner, wenn er kurz neue Kräfte sammelte.
Janitius steckte seinen Auspex weg. Nach einigen Messungen stand für
ihn das Ergebnis fest und er wollte gerade Mer Linh ansprechen. Doch
Borgas kam ihn zuvor. „Ulv, haben wir alle erwischt?“ Der Space
Wolf schloss kurz die Augen und schnupperte dann in der Luft. Dabei
drehte er seinen Kopf zu jedem der Ausgänge. Dann nickte er. „Aye,
wir haben alle gekillt! Ein guter Kampf.“, brummte er und steckte
sich einen lange Kralle in seinen Lederbeutel. Borgas blickte zu Mer
Linh. Dieser öffnete zwar nicht die Augen nickte aber unauffällig.
Er spürte also auch keine Xenos mehr. Janitius hatte geschwiegen und
war nicht bereit mit Borgas über die Feinheiten der Teamführung bei
Säuberungsmissionen zu diskutieren. Aber jetzt aktivierte er den
Funk. „Kind ruft Mutter. Zimmer aufgeräumt.“ Das Team sammelte
sich bei ihm. Mer Linh murmelte etwas und dann spürte Borgas auch
schon das Kribbeln im Nacken. Einen Augenblick später waren sie
verschwunden. Nur tote Xenos und Bolterpatronen blieben zurück.
Weit außerhalb des riesigen Space Hulks materialisierten sie wieder an
Bord des Schwarzen Schiffs mit dem sie gekommen waren. Das uralte
Gebilde, aus im Warp zusammen gepressten Raumschiffwracks, war vor
wenigen Wochen am Rande des Sonnensystems aus dem Warp getaucht und
strebte nun dem äußeren Bereich des Systems zu. Das Orde Xenos war
gekommen, um den Space Hulk mit mehreren Deathwatch-Teams zu
untersuchen und auszuschließen, dass es sich um eine Invasion
fremder Mächte handelte. Aber an Bord waren die Astartes nur auf die
insektenartigen Xenos gestoßen, die in mehreren Schwärmen in
verschiedenen Bereichen des Hulks gelebt hatten. Die Mission war
erfüllt worden der Space Hulk war nun sauber und konnte von
Expeditionen des Adeptus Mechanicus untersucht werden. Die Deathwatch
konnte sich nun neuen Aufgaben widmen. So auch dieses Mal. Nur wenige
Stunden nachdem die sechs Teammitglieder an Bord gekommen waren,
wurden sie auch schon in die Räume der Grauen Eminenz gerufen.
„Gute Arbeit da draußen. Doch das Imperium braucht euch erneut an anderer
Stelle.“, eröffnete die Graue Eminenz das Briefing. „Unser
Schiff springt in Kürze in den Warp und wird uns zu einer umkämpften
Welt bringen.“ Eine holografische Sternenkarte erschien in der
Mitte des Raumes. Ein Sonnensystem blinkte auf und wurde dann
vergrößert dargestellt. Eine Welt im eher unwichtigen Teil des
Imperiums. Die großen Kriege wurden woanders gekämpft. Den Daten
nach, die neben der Abbildung auftauchten, gab es dort nichts was
einen Krieg lohnte. Also politische Gründe. Ein Bürgerkrieg? Eine
Fehde? Borgas analysierte schon wider die nächste Mission in
Gedanken. Aber was sollte die Deathwatch da? Andere Orden befanden
viel näher an der Welt, die man hätte rufen können. „Ach Borgas,
ich sehs ihnen an. Was sollen sie da? Was ist so wichtig an dieser
unwichtigen Welt? Nun, dann will ich sie nicht länger im Dunklen
tappen lassen. Ulv, stellen sie das bitte wieder hin, das ist
unersetzlich…Danke. Also, unser Ordo ist nach Jahrhunderten endlich
wieder auf die Spuren eines wichtigen Artefaktes gestoßen.“ Ah,
also eine Bergemission. Standard-Szenario. Wahrscheinlich würden sie
hinter den feindlichen Linien in eine Festung eindringen und das
Artefakt suchen müssen, bevor es anderen in die Hände fiel. Sowas
hatten sie schon viele Male gemacht. „Bei dem Artefakt handelt es
sich höchstwahrscheinlich um einen weiteren „Ermöglicher“.
Sehr selten und sehr begehrt. Das Ordo Xenos hat erst von vier
gehört. Jedes sehr mächtig und gefährlich.“ Borgas fiel auf, das
Mer Linh bei der Erwähnung des „Ermöglicher“ zusammen zuckte
und dann nervös ein Schutzzeichen vollführte. Offenbar hatte er
schon mit einem der anderen vier gefundenen Artefakte zu tun gehabt.
„Wurden die anderen vier geborgen?“, fragte Borgas. Vielleicht
von den geheimnisvollen Umbra Domini? „Das ist geheim Borgas, und
übersteigt ihre Einstufung bei weitem. Es hat sie nicht zu
interessieren. Alles was wir über die Artefakte wissen und wichtig
für ihre Mission ist, werden sie erfahren, wenn es soweit ist.“
Die Stimme der Grauen Eminenz war kälter geworden und die
oberflächliche falsche Freundlichkeit, die er sonst so gerne zeigte,
schien schlagartig verschwunden. „Nun, das war alles. Ruhen sie
sich aus. Bereiten sie sich vor. Ich rufe sie dann, wenn ich
brauche.“
Der Inquisitor wies zum Ausgang und schritt dann zu seinem Schreibtisch.
Sie waren entlassen. Das war ja schnell gegangen. Offenbar hatte
Borgas einen Punkt angesprochen, der dem Ordo Xenos Bauchschmerzen
bereitete. Vielleicht eine offene Wunde, in die er unwissentlich Salz
gestreut hatte? Vor dem Raum des Inquisitors wandte er sich an Mer
Linh. „Du hast schon mit einem „Ermöglicher“ zu tun gehabt,
oder?“, fragte er den jungen Scriptor. Der nickte nur wortlos. „Und
was bedeutet das für unsere Mission?“ Mer Linh schaute ihn an.
„Ärger.“ Borgas stutzte, was sollte das jetzt? „Aber haben wir
den nicht immer?“ Mer Linh schüttelte den Kopf.
„Nicht solchen, Bruder. Nicht solchen.“