Jason kam langsam zu Bewusstsein als sein Körper hin- und hergeschleudert und dabei unsanft gegen die Innenseite seiner Stasiskapsel geworfen wurde. Er versuchte seine Augen zu öffnen aber grelles Licht blendete ihn und ließ ihn zurückschrecken. Ein mechanisches Summen verriet ihm, dass sich der durchsichtige Deckel seiner Stasiskapsel öffnete. Bereits als der Deckel der Kapsel erst wenige Zentimeter offen stand, hörte er bereits den Lärm und die Schreie seiner Kameraden, die offensichtlich ebenfalls aus der Stasis erwacht waren. Dann war ein dumpfes Dröhnen zu hören, dass dumpf durch den Schiffskörper hallte und kurz darauf ein weiteres Dröhnen. In Jasons vernebelten Verstand drangen diese dumpfen Geräusche nur langsam vor und riefen in seinem, wie in Watte gepackten Kopf, die Vorstellung eines riesigen Titanen vervor, der mit Schwung und Kraft einen schweren Hammer wieder und wieder gegen den Körper des riesigen Schlachtschiffes schlug, in dem er sich befand. Die lauten Geräusche seiner Kameraden und die Bilder des hämmernden Titanen verformten sich in seinem Verstand zu einem merkwürdigen Gemisch von farbenfrohen Bildern und Eindrücken, die dumpfen Hammerschläge erzeugten dabei bunte Wirbel und Farbexplosionen in seinem Verstand... Explosionen... Explosionen...
"EXPLOSSIONEN! WIR WERDEN ANGEGRIFFEN!" schoss es Jason auf einmal durch den Kopf. Das plötzliche Adrenalin in seinen Adern riss ihn schlagartig aus dem Delirium, in dem er sich noch vor wenigen Sekunden befand und das die übliche Nachwirkung eines mehrere Jahre dauernden Kälteschlafes war. Jason setzte sich in der mittlerweile komplett geöffneten Stasiskapsel auf und begann aus ihr heraus zu klettern. Als er auf den Boden auftrat, drohten seine Füße kurz unter ihm nachzugeben, doch Jason fing sich noch rechtzeitig ab und hielt sich am Rand der Kapsel fest. Um ihn herum war die Hölle los. In der langen Halle die seinem Zug die letzten 5 Jahre als Schlafstätte gedient hatte, waren halb nackte Männer und Frauen die teilweise noch aus ihren Stasiskapseln kletterten, großteils aber schon die wichtigsten Teile ihrer Panzerung und Ausrüstung angelegt hatten. Hier und da waren einzelne Schreie zu hören, die meissten dienten dazu sich gegenseitig anzufeuern und zu noch höherer Schnelligkeit anzutreiben, manche waren aber auch Schmerzensschreie von Soldaten, deren Gliedmaßen sich noch trotzig gegen die zu schnelle ANP (AlarmNotweckProzedur) wehren wollten und daher ihren Dienst versagten.
Jason hatte sich bei den Kälteschlafübungen schon immer schwer getan. Die Ausbilder hatten immer seine zu geringe Reaktionszeit während der Aufwachphase bemängelt. Er hatte sich dadurch immer ungerecht behandelt gefühlt, als ob er was dafür konnte, das er nunmal einen gesunden und tiefen Schlaf hatte, auch wenn es sich dabei um einen Kälteschlaf handelte. Wenn das hier eine Übung war, dann aber unter verschärften Bedingungen. Eine ANP konnte ernsthafte gesundheitliche Schäden hinterlassen. Jason hatte keine Lust auf eine Hirnblutung, einen Schlaganfall oder eine dauerhafte Arterienerkrankung in den Beinen.
Ein lautes Klatschgeräusch und ein damit verbundenes brennendes Gefühl auf seinem fast nackten Hintern, rissen Jason aus seinem Gedankengang.
"Los, los, los Jason, beweg deinen Knackarsch in die Rüstung!" sagte Trooper Reeve, die im Vorbeieilen Jason mit der flachen Hand einen gepfefferten Schlag auf den Hintern verpasst hatte. Sie selbst war dabei zu ihrem Spind geeilt, hatte diesen jetzt bereits aufgerissen und ihre Erkennungsmarke und das graue Uniform T-Shirt übergeworfen. Jetzt war sie dabei in die steingraue Uniformhose zu schlüpfen, wodurch Jason noch einen kurzen Blick auf Reeves wohlgeformten Po werfen konnte, der bis dahin nur in einem knappen Slip steckte.
Das immernoch nachbrennende Gefühl auf seinem Hintern, der Anblick von Reeves attraktiver, leicht dunkelbrauner Haut, die ihre lateinamerikanische Abstammung verriet, im gemisch mit dem Adrenalin in seinem Körper, erfüllten Jason mit neuer, feuriger Energie. Er biss die Zähne zusammen und bewegte sich mit unsicheren aber schnellen Schritten zu seinem Spind, riss diesen auf und begann seine Ausrüstung anzulegen.
Er hatte gerade sein T-Shirt übergestreift und die metallene Erkennungsmarke, die um seinen Hals hing, fühlte sich immernoch kalt auf seiner Brust an, als sich auf einmal die große Metallschleuse am Ende des Raumes öffnete. Irgendwoher war ein "ACHTUNG!" zu hören, doch der hereintretende Zugführer Randall fauchte sofort sein "Rühren!" und fuhr ohne Pause im selben lauten und aggressiven Tonfall weiter fort "Sofortige Gefechtsbereitschaft! Komplette Kampf- und Überlebensausstattung! In 4 Minuten sind sie beim Shuttle Rampe AB-04 angetreten!" Er wollte bereits wieder den Raum verlassen, da wendete sich der dunkelhäutige Zugführer nochmal kurz zu den Soldaten um: "Guten Morgen dritter Zug und ein willkommen im Krieg!"
Während der Ansage ihres Zugführers hatten die Soldaten nicht aufgehört die Panzerung und Ausrüstung anzulegen. Keiner der Soldaten sagte noch groß etwas oder fragte was los war, jeder wusste, dafür war jetzt keine Zeit.
Jason bewegte sich im Dauerlauf durch den langen aus Plaststahl bestehenden Gang. Seinen Rucksack hatte er bisher erst mit einer Schlaufe über die rechte Schulter geworfen, den Helm trug er in der linken Hand. Vor ihm lief Trooper Reeve. Sie war nicht besonders groß und so konnte er bequem über sie hinwegsehen. Allerdings war sie durch ihre kürzeren Beine auch langsamer als Jason, der sie zwar nicht überholte aber von hinten recht nah auf sie aufgelaufen war und sie auch immerwieder mit einem "Los, los, los!" oder "Schwing die Hufe, beeil Dich Mike!" vor sich hertrieb. Michelles Kopf war hochrot angelaufen. Ihren Augen war allerdings zu entnehmen, dass die körperliche Anstrengung allein nicht der ausschlaggebende Grund dafür war. Jason war sich sicher das Michelle, oder Mike, wie sie von ihren Kameraden genannt wurde, ihn in diesem Moment am liebsten an die Gurgel gegangen wäre. Aber er wusste, dass sie dazu jetzt keine Zeit hatte und machte sich einen Spaß daraus sie immer weiter vor sich herzutreiben.
Um die beiden herum herrschte das Chaos. Soldaten, Piloten und Schiffsbesatzung rannten umher. Runde, mülldeckelähnliche Drohnen schwebten nur knapp über die Köpfe der Menschen hinweg und schienen ebenso in Eile und Stress zu sein wie ihre Herren. Auf einmal ging ein Ruck durch das Schiff, was sich bei dessen immenser Größe wie ein Erdbeben anfühlte. Jason und Michelle wurden fast von den Beinen gerissen. Eine der Drohnen kam ins Schleudern und schrammte funkensprühend an der Wand entlang, knapp über Jasons Kopf hinweg.
"Was war das?" fragte Reeve instinkitv. Reeve blickte nur kurz zu ihr hinüber: "Keine Ahnung. Wenn das ganze ne Übung ist, geben sie sich aber diesmal so richtig Mühe. Ist aber auch scheißegal, wir müssen zum Shuttle!" Schnell setzten sich die beiden wieder in Bewegung.
Nur wenige Augenblicke später rannten sie über das mehrere Stockwerke hohe Flugdeck. Auf dem Flugdeck herrschte ein ohrenbetäubender Lärm. Triebwerke von Shuttles und Kampfjägern liefen heulend warm, dumpfes Grollen kündete von Treffern auf den Aussenkörper des Schiffes und dröhnte auf dem Flugdeck wieder. Zusätzlich war das Getrampel der Kampfstiefel der Soldaten und Schiffsbesatzungen überall zu hören. Als wäre diese Kakophonie allein nicht schon Krach genug, versuchten Soldaten und Schiffspersonal all diesen Lärm mit ihren Schreien zusätzlich noch zu übertönen.
Während Jason und Michelle auf Startrampe AB-04 zuliefen, wurden um sie herum Shuttles an Ladebuchten mit Ausrüstung und Soldaten beladen. Kampfpiloten stiegen auf den oberen Stockwerken des Flugdecks in die Cockpits ihrer Jäger und Bomber und wurden danach über ein Schienenkatapult durch einen kurzen Tunnel in die weite des Alls geschleudert.
Michelle und Jason rannten zu dem Shuttle an Rampe AB-04. In genau dieses Shuttle stiegen dicht hineinander gedrängt bereits weitere Soldaten ihres Zuges ein. Vor der Zugangssluke des Shuttles stand Platoon Commander Randall, der auf einem Datenpad jeden einzelnen Soldaten abhakte der einstieg. Als Michelle und Jason das Ende der nur noch kurzen Soldatenreihe erreichten, brüllte ihnen ihr Zugführer entgegen:"Reeve, Forger, welch' Ehre das sie uns mit ihrer Anwesenheit auf unserem kleinen Betriebsausflug beglücken. BEFÖRDERN SIE GEFÄLLIGST IHRE ÄRSCH INS SHUTTLE, AUF GEHTS!"
Jason und Michelle antworten gleichzeitig:"JA SIR!" während sie zusahen sich ins Shuttle zu drängen, aber Randall hatte seine Aufmerksamkeit bereits einer weiteren Gruppe von Nachzüglern zugewandt, die er mit noch weniger freundlichen Worten ins Shuttle trieb.
Jason und Michelle setzten sich auf ihre Plätze, verstauten ihr Kampfgepäck unter dem Sitz und zogen jeweils den Sicherungsbügel über sich herunter. Die Sitze waren mit der Rückenlehne an die Shuttlewände befestigt, so das Jason mit einem Blick nach links und rechts entlang der sitzenden Soldaten blicken und dabei feststellen konnte, das sie so gut wie vollzählig waren. An der Kopfseite des Laderaumes, neben der Durchgangsluke zum Cockpit, konnte Jason den geöffneten Waffenbehälter erkennen. Sergeant Wolgrin, der Waffenwart seines Zuges, kontrollierte offenbar bereits den Inhalt des Behälters und bereitete sich auf die Ausgabe von Waffen und Munition vor. Ein paar scharfe Energiemagazine in den Händen des Waffenwartes liesen die letzten Zweifel Jasons verschwinden, dass es sich hier doch nur um eine großangelegte Alarmübung handelte. Die Notweck-prozedur, der Beschuss auf das Schiff, dass alles war keine Übung, keine Simulation. Es handelte sich um ein echtes Gefecht und ihm wurde klar, es ging hier um Leben und Tod. Er drehte seinen Kopf kurz zu Michelle, die neben ihm saß. Ihr blickt verriet ihm, dass sie zu der selben Erkenntnis gekommen war wie er.
Die letzten Soldaten setzten sich auf ihre Sitze, sicherten ihr Gepäck und sich selbst. Zugführer Randall trat herein und schloss per Knofdruck die Zugangssluke. Die Shuttletür schob sich vor den Ausgang und versiegelte sich mit einem Zischen. Der Platoon Commander drückte den Taster der Bordfunkanlage, die ihn direkt mit dem Funkgerät des Piloten verband:"Alle Schäfchen an Bord, bring uns raus!"
Knisternd kam die Antwort:"Verstanden, haltet Euch gut fest, da draussen soll die Hölle los sein."
Dann rief Randall durch den Transportraum Wolgrin zu:"Klappe zu und festhalten bis wir im freien sind, es geht los!"
Der Waffenwart schaffte es gerade noch die Klappe des Waffenbehälters zu schließen und sich selbst auf seinem Sitz zu sichern, als die Triebwerke des Shuttles kurz Vollschub gaben um das Fluggerät über die Startrampe durch den Starttunnel hindurch ins All zu schießen.
Jason spürte wie er durch die Beschleunigung seitlich in seinen Sitz gepresst wurde und das Shuttle nur Sekunden später das künstliche Schwerkraftfeld des Flugdeckes verließ.
Randall, der sich in der Nähe der Ausgangsluke an einem Halteriemen festgehalten hatte, schwebte jetzt schwerelos nach oben zur Decke des Transportraumes. Dort hakte er sich mit einem Karabinerhaken an einer Führungsschiene ein und begann sich in den vorderen Bereich des Shuttles zum Waffenbehälter zu begeben:"Los Randall, Waffenausgabe!" wies er den Waffenwart an.
Jason blickte durch eines der Bullaugen, das sich in der ihm gegenüberliegenden Shuttlewand, knapp über den Köpfen der Soldaten befand. Er sah den immer größer werdenden Rumpf der K.S.S. Steiner, dem größten Schiff das je auf Kobol gebaut wurde, benannt nach einem Held des 3. Befreiungskrieges. Der riesige, weißlich keramikartig schimmernde Rumpf des Schiffes nahm sein gesamtes Blickfeld ein. Er konnte nicht einmal Anfang und Ende ausmachen, das Bullauge war nicht groß genug und das Shuttle noch zu dicht heran um das gesamt Schiff mit einem Blick erfassen zu können.
Aus den zahlreichen Katapult- und Startrampen des Schiffes schossen immerwieder Jäger, Bomber und weitere Shuttles. Jason konnte jetzt auch dunkle Verfärbungen auf der weißen Panzerung ausmachen. An manchen Stellen schien sogar die Panzerung durchschlagen und Leitungs- und Metallteile aus dem Rumpf herausgerissen worden zu sein. Zahlreiche auf der Aussenhaut des Schiffes verbaute kleinen Verteidigungsgeschütze feuerten ohne Unterlass in alle Richtungen ihr tödliches Abwehrfeuer. Ganze Salven an Energieimpulsen zuckten in alle Richtungen davon.
Jason verfolgte mit seinem Blick ein Shuttle, das gerade den Rumpf der K.S.S. Steiner verlassen hatte, als das Shuttle urplötzlich von einer Rakete getroffen wurde und explodierte. Durch das Sichtfeld Jasons schoss ein dunkler, zackiger Jäger, der Salven feuriger Geschosse auf ein anderes Shuttle spuckte das ebenfalls explodierte. Ein Geschwader weiterer Jäger tauchte auf einmal hinter der Steiner auf und feuerte Reihen von Energieladungen und Projektile auf die Steiner ab. Die Geschosse sprengten Teile der Panzerung und Schiffsverkleidung weg. Im Abwehrfeuer der Verteidigungsgeschütze wurde einer der Jäger getroffen und zerbarst.
Je weiter sich Jasons Shuttle von der Steiner entfernte, umso weiter wurde sein Blickfeld und auch umso mehr fremdartige Schiffe sah er. Überall um die Steiner herum zuckten Energielanzen, spritzten glühende Geschosse und Energientladungen durchs All oder explodieren Rakten mit einem kurzen Blitzen. Jetzt war das Shuttle weit genug entfernt damit Jason den hinteren Bereich der Steiner sehen konnte. An zahlreichen Stellen am Rumpf in der Nähe der Antriebssektionen ragten die Heckteile scharfkantiger Shuttles aus dem stählernen Körper der K.S.S. Steiner. Die Schiffe mussten sich mit enormer Geschwindigkeit und Kraft in die Hülle des großen Schiffes gebohrt haben. "Enterboote!" durchfuhr es Jason. Jetzt, wo er weit von der K.S.S. Steiner weg war, sahen die zahlreichen Enterboote fast wie die Stacheln eines Kaktusses im metallenen Fleisch des einst so stolzen Schiffes aus.
Dann wurde der Flug des Shuttles auf einmal unruhig, und Jason verlor die Enterboote und die Steiner aus den Augen, als die Bullaugen automatisch von aussen durch gepanzerte Metallläden geschlossen wurden. Ein langgezogenes Zischgeräusch verriet Jason, das das Shuttle so eben automatische Gegenmaßnahmen eingeleitet hatte um eine Rakete, Torpedo oder ein ähnliches Lenkgeschoss abzuwehren. Zudem spürte er wir das Shuttle mehrere ruckartige Kurven und Bewegungen ausführte, offenbar flog der Pilot ein Ausweichmanöver. Eine Druckwelle schüttelte das Shuttle gut durch. Jason hoffte das diese von dem Flugkörper stammte, der es auf das Shuttle abgesehen und damit hoffentlich verfehlt hatte. Er überprüfte noch einmal, ob seine Panzerung korrekt angelegt, alle Taschen geschlossen und in Ordnung waren. Dabei merkte er das seine Hände ziterten. Erst jetzt fiel ihm auf das er so stark schwitzte, das er klatschnass war. Während er seine zitternden Hände betrachtete, bekam er auf einmal einen schwachen aber doch gut spürbaren Fausschlag gegen das Panzerungsschild seiner linken Schulter. Michelle blickte ihn schelmisch an:"Das mit der große Krieger jetzt aber nicht in die Rüstung macht!" Michelle wirkte zwar leicht angespannt, aber ansonsten gut gelaunt und weder nervös noch ängstlich. Noch während sich Jason fragte wie sie so cool bleiben konnte, schwebte auf einmal Wolgrin vor ihm. Hinter sich her zog der Waffenwart mehrere mittels Magnethalterungen verbundene Pulsgewehre, sowie eine Munitionskiste, gefüllt mit Energiemagazinen und Photonengranaten.
"Hier deine Waffe und deine Munition." Wolgrin gab Jason eines der Pulsgewehre und vier Energiemagazine, sowie zwei Granaten, bevor er zum Nebensitzer Jasons schwebte und dort die Prozedur wiederholte.
Jason prüfte kurz die Funktion der Waffe, dann schob er eines der Magazine in dessen Magazinschacht und die restlichen Magazine in die Magazintaschen an seiner Panzerung.
Dann zog das Shuttle ruckartig stark nach links. Sowohl der frei schwebende Zugführer Randall, als auch der frei schwebende Wolgrin samt Waffen und Munitionskiste, wurden gegen die rechte Seitenwand geschleudert und wurden dabei schmerzhaft gegen die in diesem Bereich sitzenden Soldaten gepresst. Einige der anderen Soldaten konnten es sich nicht verkneifen zu grinsen. Als aber Randalls wütender Blick die Runde machte, zogen es die meisten Soldaten vor, schnell ihren Helm aufzuziehen oder ihr Grinsen zu verkneifen indem sie sich auf die Lippe bissen.
Jason setzte jetzt ebenfalls den Helm auf, während Randall und Wolgrin die letzten Waffen und Magazine ausgaben.
Als Jason den Helm aufgezogen und die Kopllung, welche den Helm mit der restlichen Panzerung sicher verband, geschlossen hatte, erschienen ein paar Anzeigen auf dem im Helmvisier integrierten Display. Jason las an den Anzeigen ab das die Energiezelle der Panzerung voll aufgeladen und die Funklink Verbindung zur Waffe hergestellt war. Er ging kurz ein paar Menüs durch und stellte zu seiner Zufriedenheit fest das die Selbstdiagnose der Panzerung erfolgreich verlaufen und alles in Ordnung war. Allerdings konnte an der relativ einfachen Panzerung der Linieninfanterie auch nicht viel kaputt gehen, ausser die Panzerplatten und en wenig Elektronik an sich. Bei den weit komplizierteren Kampfanzügen der mobilen oder der schweren Infanterie oder gar den komplexen Anzügen der voll mechanisierten Infanterie, war das etwas anderes. Auch die Kampfanzüge der Phantomeinheiten, mit ihren komplizierten Tarngeneratoren, waren von ganz anderem Kaliber.
Zugführer Randall und Waffenwart Wolgrin waren mittlerweile mit der Ausgabe der Waffen fertig und hatten sich beide jeweils bereits auf ihren Sitzplätzen mit den Haltebügeln gesichert. Keine Minute zu früh, denn über die Lautsprecheranlage des Shuttles war die Stimme des Piloten zu hören:"Treten jetzt in die Atmosphäre ein. Noch zwei Minuten bis zur Landung."
Kaum hatte der Pilot seine kurze Durchsage beendet, wurde das Shuttle auch schon wieder kräftig durchgeschüttelt. Es wurde heftig hin und her geschleudert und Jason war froh jetzt den festen Druck des Sicherheitsbügels zu spüren, der ihn auf seinem Platz hielt. Dann wendete Platoon Commander Randall wieder seine Worte an die Soldaten:"3. Zug, herhören! Sobald wir unten sind, wird die Landungszone gesichert. Ich werde Verbindung mit der Kompanieführung aufnehmen, dann werden wir weiter sehen. Vom ersten Moment an in dem sich die Luke öffnet, ist mit Feindkontakt zu rechnen. Alle verstanden?"
"JA SIR!" riefen die Soldaten des Zuges wie aus einem Mund. Dann meldete sich aber dennoch ein Soldat unsicher zu Wort: "Sir?"
"Ja, was gibt es?" fragte Randall.
"Wer ist der Feind, Sir?"
Randall schaute mit ernster Mine in die Runde:"Um ehrlich zu sein, ich weiss es nicht. Ich weiss nicht wer genau unser Feind ist. Aber ich weiss wer meine Freunde sind, ich weiss wer meine Familie ist und ich weiss mit wem zusammen ich jedem den Arsch aufreißen werde der einem von ihnen ein Leid zufügen will." dann holte Randall kurz Luft um seine folgenden Fragen mit ganzer Kraft durchs Shuttle brüllen zu können: "3. ZUG, WAS SEID IHR?"
Mit festen Worten antworteten die Soldaten:"EIN ZUG, EINE EINHEIT, EINE FAMILIE!"
Sofort brüllte Randall die nächste Frage:"3. ZUG, WEN SCHÜTZT IHR?
Wieder antworteten die Soldaten ohne zu zögern:"SCHWESTERN! BRÜDER! HEIMAT!"
Dann hatte Randall noch eine letzte Frage:"UND WIE SCHÜTZT IHR DIE?"
Mit Getöse antworteten die Soldaten:"KÄMPFEN! TÖTEN! SIEGEN!""
"So ist es meine Freunde!" rief Randall, dann färbte sich auf einmal der gesamte Innenraum in ein rotes Licht.
"Also gut, es geht los. Los, los, los, auf die Beine. Zeit sich diese Traumreise ins Schlaraffenland zu verdienen!"
Das Shuttle wankte noch hin und her, aber die Soldaten lösten die Sicherheitsbügel und schoben sie über ihre Köpfe hinweg. Dann standen sie auf, mit einer Hand an der Shuttlewand gestützt oder sich an einem Halteriemen festhaltend. Sie zogen alle ihre Rucksäcke mit ihrer restlichen Kampfausstattung auf und stellten sich dann dicht gedrängt in einer Doppelreihe mit Blick nach hinten richtung Ausstiegsluke. Mit einer Hand hielten sie sich an einer Führungsschiene fest, mit der anderen Hand das Gewehr. Jason erhielt über einen Flüsterkanal einen kurzen Funkspruch von Michelle, die hinter ihm in der Reihe stand."Keine Sorge Brüderchen, ich pass auf Dich auf!"
Jason drehte seinen Kopf so weit er in der Kampfausstattung konnte nach hinten und versuchte ihr einen Blick zuzuwerfen, aber aufgrund seiner Rucksackes und den beengten Räumlichkeiten, konnte er sie nicht sehen.
Der erste an der Ausstiegsluke war der Zugführer, der erst jetzt den Helm aufzog und über Funk durchgab:"Denkt daran, sofort Landeplatz sichern, Augen auf und Kontakt halten!"
Dann setzte das Shuttle ohne Vorwarnung so hart auf, dass die Soldaten dadurch kurz ein wenig in die Knie gingen. Randall aktivierte die Lukentür und stürmte nach draussen dabei noch einmal über Funk die Worte "Los bewegt Euch!" durchgebend. Die Soldatenreihen hinter ihm folgten. Während sich die Soldaten nach vorne bewegten, hörte man das zischende, energiegeladende Geräusch der Pulsgewehre, was durch das erstmalige entsichern der Magazine zustande kam.
Auf einmal hatte Jason das Gefühl das alles um ihn herum ganz still und leise war. Er hörte nur noch seine eigenen tiefen Atemzüge und sah, fast wie in einem Traum, wie die Soldaten weiter vor ihm sich in bewegung setzten und einer nach dem anderen aus dem Shuttle sprang. Wie in Trance bewegte er sich mit dem Rest der dicht gedrängten Soldatenherde immer weiter nach vorne richtung Ausgang. Auf einmal stand er selbst an der Ausstiegsluke. Er festigte seinen Griff um die Waffe, und sprang nach draussen ins Freie. Kurz war er geblendet, als das helle Licht der Sonne von Cohen Prime auf sein Helmvisier fiel.