[Sci-Fi] Die letzte Prüfung!? - Das Ende

  • Auf Kommentare zur fertigen Version freue ich mich sehr. Diese dann bitte in diesen Thread ;)


    Falls euch Ungereimtheiten in der Formatierung oder auch in der Schreibweise auffallen; Kritik ist immer erwünscht ;)


    Und jetzt viel Spaß mit der Story :D




    Sanft neigte sich das saftig grüne Gras im frischen Wind. Ein einzelner Baum stand am Ende jener schier endlosen Grasfläche. Gleich einem wohlwollenden Wächter, gab er auf den Rand dieser milden, grünen Welt acht und bewahrte scheinbar ein jeden davor, über den Rand der steilen, dunklen Klippe zu stürzen, die dort still hinter der Ebene lag. Morgendlicher Tau hatte sich auf den Blättern des geduldigen Baumes niedergelassen. Sie glänzten in dem fahlen Sonnenlicht, das vom Horizont hinter dem grünen Meer her, seinen goldenen Glanz abgab. Die ganze Welt wirkte wie in eine warme, goldene Decke gehüllt. Es herrschte wunderschöne Stille. Nur das leise Rascheln des Grases und der Blätter lag in der kühlen Morgenluft.
    Doch auch ein kleiner Bach suchte sich leise plätschernd seinen beschaulichen Weg zwischen den Pflanzen hindurch. Er entsprang zwischen den Wurzeln jenes einsamen Baumes und schlängelte sich gemächlich der frühen Sonne entgegen. Der Duft des frischen Grases lag in der Luft. Alles wirkte so sanft. So schmeichelnd. Es streichelte die Sinne. Doch kein Lebewesen war da, um all dies wahrzunehmen.
    – Normalerweise nicht.
    Mit einem Fauchen flammte ein greller Blitz auf. Ein mechanisches Klicken und Rattern durchbrach die einstige Stille. Ein stetiges Schleifen erfüllte nun die Luft. Es war nicht sanft; es war so unerbittlich wie unerträglich. Es übertönte den ruhigen Wind, brachte alles durcheinander. Das Gras wurde erbarmungslos in alle Richtungen geknickt. Die einstigen sachten Wogen der Pflanzen waren nun grausam durchbrochen.
    Ein Bild flammte an der Frontseite des erbarmungslosen Eindringlings auf. Eine Stimme ertönte. Sie war blechern durch das Funkgerät und verzerrt durch die Übermittlung. Sie zerschnitt alles, was von der einst so wunderschönen Atmosphäre noch übrig geblieben war.
    Der bislang stille Beobachter, der bis jetzt regungslos im Gras verharrt hatte, richtete sich nun auf. Er zerdrückte das Gras unter seinen Händen und hob sich nun deutlich von der Kulisse ab. Lediglich das fahle Sonnenlicht glitzerte noch stellenweise auf seinem Gesicht – reflektiert von blankem Metall. Kurz strich er sich noch durch die abstehenden, schwarzen Haare und streckte sich, wie um richtig wach zu werden, bevor er zu jener kantigen, stählernen Kugel aufschaute, die von einer kleinen Turbine in ihrer Mitte etwa anderthalb Meter über der gemarterten Wiese gehalten wurde.
    Der Bildschirm der Drohne offenbarte ihm ein nur allzu bekanntes Gesicht.
    Der Mann, dessen Gesicht und Torso sich auf der Maschine, vor einem nur schwach rot beleuchteten Hintergrund abzeichnete, war in mittlerem Alter. Seine braunen Haare waren kurz gehalten und sorgfältig gekämmt und trotz des ansatzweise runden Gesichts, strahlten die Augen Härte und Selbstbewusstsein aus.
    „Es wird Zeit für dich.“ meinte der Mann in dem Bildschirm, den der Angesprochene als seinen Mentor, Zoîn, wiedererkannte, knapp.
    „Schade,“ erwiderte der bislang stille Beobachter mit einem verhaltenen Lächeln, „es war so schön ruhig hier.“ Er blickte sich etwas verträumt um, ehe er aufseufzte.
    „Das hier ist wirklich mal eine Abwechslung gegenüber dem ewig lärmenden Gewimmel des Blocks. Am liebsten würde ich einfach noch eine Weile hier bleiben.“
    „Red' doch nicht so einen Quatsch.“ meinte Zoîn ruhig, mit einem angedeuteten Lächeln. „In einer Weile ist hier die Hölle los. Ich hoffe du hast das in den zwei Stunden Ruhe nicht schon verdrängt.“
    „Wie könnte ich je meine Prüfung vergessen?“ meinte der jüngere Mann fröhlich. „Ich habe immerhin schon lange genug darauf gewartet!“ fügte er hintergründig hinzu.
    Erneut lächelte Zoîn schwach, bevor sein Gesicht zunehmend ernst wurde.
    „Bist du dir wirklich sicher, dass du es schaffen kannst?“
    „Natürlich!“ antwortete der Angesprochene blitzartig und voller Zuversicht. „Ich will ja schließlich auch endlich dazugehören!“
    „Das war aber keine echte Antwort auf meine Frage. Das hier ist keine Frage des Willens, sondern der Ausbildung.“ meinte Zoîn streng „So früh wie du, hat schließlich noch niemand diese Prüfung ablegen wollen.“ Irgendwie kam dieser Satz etwas lahm daher.
    „Ich bin ja aber auch kein Niemand!“ rief der Jüngere mit einer Mischung aus Ironie und Selbstvertrauen.
    Er hielt kurz inne, bevor er etwas nüchterner fort fuhr: „Ich bin mir wirklich sicher, dass ich es schaffen werde. Ich habe doch mittlerweile wirklich genug gesicherte Trainingseinheiten absolviert. Wie viel schwerer kann das hier schon sein?“ Er lächelte.
    Der Mann hinter der Drohnenkonsole musste seufzen. Das Lächeln des Prüflings wich.
    Er klang jetzt leicht verunsichert „Weißt du, ein bisschen Zuspruch wäre ja schon nett.“ versuchte er es hoffnungsvoll.
    „Den wirst du von mir aber nicht bekommen.“ schmetterte der Mann in der Drohne die Bitte kalt ab, „Das hier ist deine Prüfung. Die musst du ganz alleine schaffen. Ich bin hier um dich zu bewerten, nicht um deine Nervosität zu verarbeiten.“ betonte er deutlich.
    Leise Nebengeräusche drangen aus dem Lautsprecher der Drohne und im dunklen Hintergrund des Bildschirms konnte der Anwärter einige Schatten vorbeigehen sehen. Zoîn blickte kurz über die Schulter.
    „Die anderen gehen auch gerade an ihre Konsolen. Es geht los.“
    Ein ganzes Dutzend weiterer heller Blitze strahlte plötzlich auf. Das Rauschen und Schleifen wurde mit einem Mal um ein Vielfaches lauter – noch unerträglicher. Zum Vorschein kamen zwölf weitere der Maschinen. Allesamt nach derselben Bauart wie die erste und allesamt genauso fehl am Platz. Überall über der Wiese blitzten nun die Reflexionen der Sonne auf verchromtem Metall. Sofort nach ihrem Eintreffen begannen die Neuankömmlinge damit, in weiten Kreisen um den Anwärter zu fliegen, ihre noch schwarzen Bildschirme stets auf den einsamen Menschen gerichtet.
    Immer noch etwas verunsichert, blickte dieser sich nun um; erblickte all die Drohnen, die bald Zeuge seiner Prüfung werden sollten. Aufregung erfasste ihn und er spürte, wie er, trotz der kühlen Morgenluft und dem sanften Wind, leicht zu schwitzen begann. Langsam strich er sich mit seiner Hand die vereinzelten Schweißperlen von der Stirn – und strich dabei über jene merkwürdigen Metalllinien, die sich quer durch sein sonst gewöhnliches Gesicht zogen, deren Ursprung bis jetzt niemand hatte ergründen können.
    Er selbst wusste ja nicht einmal woher sie stammten – woher er überhaupt stammte!
    Seine eigenen Erinnerungen begannen ja überhaupt erst in jenem dunklen, kalten Verlies des W.K.G. und sein Leben hatte ja überhaupt erst begonnen, als Zoîn und ein paar andere Hüter ihn da endlich raus geholt hatten - leider erst nach einer gefühlten Ewigkeit von Qualen und Experimenten.
    Das W.K.G.! Zorn staute sich bei dem Gedanken an diesen raffgierigen HERV an. Nicht nur, dass sie wahrscheinlich an seinem jetzigen Zustand, dem Verlust seiner vorherigen Existenz und all den Rätseln, um sein Leben schuld waren, nein, sie waren auch einer der unsäglichen HERVs, die Block C unter sich aufgeteilt hatten. Sie hatten ihm indirekt selbst nach seiner Befreiung ein normales Leben versagt. Sich von den despotischen Regierungen der einzelnen Verbände beherrschen zu lassen, war für ihn einfach nicht zu ertragen gewesen. Deshalb war er nach über einem Jahr der Sinnsuche in dieser beschissenen, unübersichtlichen Stadt endlich zu dem Entschluss gelangt, sich seinen Rettern, den Hütern anzuschließen. Denn die Hüter waren wohl die einzigen, die sich nicht beherrschen ließen! Deshalb dieser ganze Zirkus an diesem Tag. Deshalb diese Prüfung!
    Die zwölf Bildschirme der übrigen Drohnen flammten nun ebenfalls auf und rissen den Anwärter aus seinen finsteren Gedanken. Weitere Gesichter erschienen nun darauf, die den angehenden Hüter allesamt musterten. Manche streng, andere wohlwollend, manche interessiert, manche gelangweilt. Doch auffallend war: Allesamt waren sie unterschiedlich. Es gab Männer und Frauen. Chimären und Mechanen. Menschen und andere, undefinierbare Wesen. Manche trugen farbige Kleider, aus der jetzigen Mode oder auch aus längst vergessenen Epochen, andere hatten gleich bunte Gliedmaßen, wieder andere sahen auf den ersten Blick doch nur menschlich aus und dazu noch schlicht gekleidet – Wie Zoîn zum Beispiel. Alleine unter diesen 13 Gesichtern zeigte sich schon die Vielfalt, die im gesamten Block C und insbesondere unter den zahlreichen Individuen zu finden waren, die sich die Hüter nannten.
    Ein blonder Mechane, der seine breite, muskulöse Gestalt in einen albernen Kunsthermelinmantel gehüllt hatte, flog nun seine Drohne etwas aus dem Kreis der anderen hervor. Mit einer ausladenden Geste mit der übergroßen Metallpranke, die er anstelle seines rechten Armes trug, begann er zu reden.
    Der Prüfling kannte ihn. Sein Name war Lear. Ein aufgeblasener Wichtigtuer und doch ein Hüter. Dazu noch ein sehr angesehener, da er es auf eigenartige Weise geschafft hatte, sich mit einem Großteil der anderen Hüter gut zu stellen, was nicht nur wegen seines Auftretens verwunderlich war, sondern auch wegen der schieren Zahl an unterschiedlichsten Charakteren, die er mittlerweile zu seinen Freunden zählte.
    Wie üblich war seine Sprache zügig und unglaublich gestelzt, als er zu sprechen begann, was nicht zuletzt an seiner übertriebenen und unglaubwürdigen Betonung lag.
    „Nun, ich denke wir alle wissen worum es sich hier handelt. Lasst uns also keine weitere Zeit verlieren. Beginnen wir nun also mit der Ersten der Phasen: Unbewaffneter Nahkampf.“ Weitestgehende Zustimmung tönte daraufhin in sämtlichen Tonlagen und doch stets verzerrt, aus den Lautsprechern der Drohnen – es waren lediglich drei dagegen.
    Ein weiterer greller Blitz blendete fauchend die Anwesenden. Und so brach die Hölle los.

    Die Emukraft, die alles schafft!


    - Eure Order lautet: Vernichtet den Anwärter. -


    Die letzte Prüfung!? ist eine actionlastige Science Fiction Geschichte in meinem eigenen Universum. More to come.

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  • Noch während seine Augen sich von dem grellen Lichtstrahl erholten, hob der angehende Hüter bereits seine Fäuste zur Verteidigung und verspannte sich.
    Doch der erwartete Angriff blieb aus.
    Während sich seine Augen nur langsam gewöhnten, kristallisierten sich langsam fünf Schemen heraus, die zunehmend klarer wurden – auch wenn sie noch immer eigenartig schwankten. Verdutzt kniff der Prüfling seine Augen zusammen und versuchte noch mehr auszumachen. Doch erst als sie sich endlich wieder vollständig erholt hatten, erkannte er, was er da wirklich vor sich hatte.
    Langsam ließ er seine Fäuste sinken. Die Anspannung fiel wieder von ihm ab. Bis er schließlich hörbar aufatmete.
    Die fünf Gestalten, die da orientierungslos in verschiedene Richtungen über die Wiese torkelten, identifizierte er schnell und methodisch als dunkelstädtische Söldner. Das würde ihm nun wirklich kaum ein Problem bereiten! Es gab immerhin im Block selbst schon Zivilisten, die schwerer zu besiegen waren. Dort unten - in der Stadt unter der Stadt - waren quasi keinerlei nennenswerte Mechanenimplantate oder Chimärenmutatoren verfügbar. Darüber hinaus herrschte dort unten sowieso überall Armut. Daher konnte sich dort unten auch niemand anständige Modifikationen leisten, selbst wenn er an welche herangekommen wäre. Und genau das spiegelte sich auch in den fünf Personen wieder, die er da vor sich hatte.
    Es waren fünf abgerissene Gestalten. Sie wankten gebeugt, mit hängenden Schultern umher. Ihre Haare waren zerzaust und schwarz verdreckt und ihre Kleidung war schlichtweg schäbig. Insbesondere wenn man sie mit den neuesten Moden des Blocks verglich, die der Prüfling praktischerweise auf einigen der Drohnen zum direkten Vergleich wiederfand. Dazu waren die besseren Lumpen der fünf muskelbepackten Schränke auch noch über und über mit kohlrabenschwarzem Kohlenstaub bedeckt.
    Doch all seinem Hochmut zum Trotz, schlich sich doch ein leises Gefühl von Mitleid in die Gedanken des Prüflings. Er hatte immerhin auch mal so schäbig ausgesehen. Ja sogar noch schlimmer! Damals war er ausgemergelt gewesen, hatte jeden Krümel Nahrung herbeigesehnt und die immer brennende Lampe um Ruhe angeschrien. Er hatte seine Tage und Nächte in einer Zelle aus blankem Metall verbracht, während sein Körper dabei gewesen war, die Realität und den Schmerz mit Übelkeit zu bekämpfen und nur der traumlose Schlaf hatte ihm das alles damals für ein paar Stunden entreißen können... Bis die Hüter ihn dann eines Tages gerettet hatten - und anschließend den ganzen verdammten Komplex mit glühendem Sonnenfeuer vernichtet hatten.
    Doch selbst danach hatte er sich genau wie die fünf Dunkelstädter dort vor ihm, in einer Welt wiedergefunden, wo alles nur danach trachtete zu herrschen. Im Block selbst waren es die HERVs – Herzogsverbände, die jeweils nur ihren ganz eigenen Regeln folgten. Manche verstanden sich als Religion, andere verstanden sich als Staat. Andere wiederum waren eine große Armee, die bei näherer Betrachtung keinen Feind hatte, was die dortigen Programme des Senders jedoch natürlich wohlwissend verschwiegen.
    Doch vermutlich hatten es die fünf Dunkelstädter dann für den Moment sogar noch schlechter getroffen, wie der Prüfling sich dann doch eingestand. Immerhin wurden sie, wie auch alle anderen Dunkelstädter von den Unterherren beherrscht. Mysteriöse Gestalten, die angeblich ganz oben in den großen Säulen wohnten, noch über den unteren EL-Feldern des Blocks. Von dort beuteten sie die langsam schwindende Millionenstadt weiter aus - so wurde es zumindest erzählt. Denn abgesehen von den Ordnerteams, kleinen Gruppen von Guerillakämpfern, die bis jetzt noch jede Revolution sang- und klanglos beendet hatten, gab es nämlich keinen echten Beweis für ihre wirkliche Existenz... und doch mussten sie ja da sein!
    Der Prüfling schüttelte seinen Kopf und verdrängte die Gedanken. Immerhin hatten sich die Typen da ja freiwillig unterworfen! Wer sich in dieser Welt beherrschen ließ, der hatte es eben nicht besser verdient. Dachte er ernst. Das hatte ihm Zoîn mit als Erstes beigebracht. Und damit widmete er seine Aufmerksamkeit jetzt wieder voll und ganz seinen Gegnern, die mit ihrem ersten unbewegten Transport scheinbar vollkommen überfordert gewesen waren. Jetzt hatten sie sich allerdings langsam gesammelt. Also überblickte der angehende Hüter sie noch einmal, um sich eine Strategie zurecht zulegen. Dabei fiel ihm jetzt auf, dass doch drei seiner Gegner modifiziert waren. Zwei der Söldner trugen auffällig kantige Muskelimplantate unter ihrer verrußten Kleidung. Die Teile waren wahrscheinlich vollkommen ineffektiv und die Männer als Mechanen zu bezeichnen, wäre wohl eine Beleidigung für die komplette Art derselben gewesen. Und auch der dritte Modifizierte - ein Chimär - litt unter den billigen Mutatoren und Implantaten. Aus seinem Arm wuchs durch dessen rechten Handrücken hindurch ein großer Schnabel, der so seine Hand dauerhaft in derselben Position fixierte. Die Übergänge an Hand und Arm, waren großflächig entzündet und stellenweise quoll sogar Eiter hervor, der in der goldenen Morgensonne glänzte. Es musste grausam sein, eine so schlechte Modifikation zu besitzen und dem angehenden Hüter drehte sich allein schon bei dem Anblick der Magen um. Doch bevor die aufkeimende Spur von Mitleid wieder fußfassen konnte, besann er sich erneut und konzentrierte sich auf sein Ziel. Die sind daran doch selbst schuld! Kein Grund, am wichtigsten Tag seines Lebens unkonzentriert zu werden.
    Endlich hatten sich die Gestalten zusammengerissen und schauten nun zu dem Geprüften auf – ihrem Gegner.
    Ob sie das nur für Geld taten?
    Dann wären die Typen wirklich bescheuert gewesen... oder sehr verzweifelt.
    Doch die Dunkelstädter beantworteten nun seine innere Frage, indem sie siegesgewiss mit peinlichen Drohgebärden und Schmähungen begannen.
    Ihn ließ das kalt und er musste sogar leicht grinsen, als er darüber nachdachte. Immerhin hatten sie gerade ihr letztes bisschen Mitleidsbonus verspielt. Er nutzte die Zeit, um seine Ausrüstung noch ein letztes Mal zu überprüfen. Die Geräte an seinen Handgelenken und seinem Gürtel schienen alle wunderbar zu funktionieren. Einen längeren Blick schenkte er dem Gerät an seinem linken Arm. „ReDeTer V 32.1“ stand darauf. Er beschloss, dass unbewegter Transport wohl die beste Taktik gegen die Dunkelstädter wäre, da sie soetwas offenbar nicht kannten. Die Drohnen verengten nun den Kreis, auf dem sie um die Kämpfer rotierten. Der Chimär brüllte gerade noch irgendeine Beschimpfung, da riss der Anwärter blitzschnell seinen Arm in die Luft, tauchte über dem Chimär auf und verschwand, wo er gerade noch gestanden hatte.


    Ein Ton am oberen Ende des Hörspektrums, das kurze Sausen von Wind in seinen Ohren, dann krachte der Prüfling mit voller Wucht und den Füßen zuerst auf den Schädel des Chimärs. Mit einem dumpfen Knall und einem lauten Knacken brach dieser wortlos unter den Stiefeln seines Angreifers weg.
    Der Geprüfte selbst kam auf dem weichen Rücken seines Gegners auf und rollte sich nach vorne ab, bevor er den Halt verlieren konnte. Der Chimär hatte sich bei diesem zweiten Treffer überhaupt nicht mehr geregt.
    Seine übrigen Gegner hatten von diesem ersten Angriff nur die Geräuschkulisse vernommen und schossen nun völlig perplex herum.
    Da war der Prüfling aber bereits wieder auf den Beinen. Mit seinem Ellbogen vorran, warf er sich gegen den „Mechanen“ zu seiner Rechten. Die metallenen Kunstmuskeln die offenbar bis in dessen Magengegend reichten, halfen ihm da nur unwesentlich. Mit schmerzverzerrtem Gesicht stürzte er zu Boden und rang keuchend nach Luft.
    Sofort blickte der Anwärter von dem „Mechanen“ auf und fixierte den nächsten Söldner, der direkt vor ihm stand. Dieser holte gerade zu einem Schlag aus. Schnell wich der Prüfling mit einem Sprung vor der offensichtlichen Attacke zurück. Er blickte seinem Gegner in die Augen und lächelte, während er einige langsame Schritte nach hinten machte. Er hörte die übrigen beiden, wie sie zu seiner Linken auf ihn zustürmten, mit stumpfen Tritten auf dem taufrischen Gras.
    Taufrisch!
    Das Lächeln des Anwärters wurde noch ein Stück breiter. Er machte noch Anstalten, einen weiteren Schritt zurückzugehen. Doch plötzlich stürmte er los und entging so knapp seinen beiden übrigen Gegnern. Der überraschte Söldner vor ihm schlug jedoch sofort instinktiv zu. Aber der Prüfling hatte das kommen sehen! Aus vollem Lauf ließ er sich fallen, rutschte über das feuchte Gras an seinem Gegner vorbei und hieb mit aller Kraft gegen die Kniescheibe seines Gegners.
    Seine Hand knackte bei dem Aufprall vernehmlich und er schlitterte unkontrolliert einige Meter weiter, doch sein Gegner ging mit tränenden Augen in die Knie und schrie einen lauten Fluch heraus.
    Schnell sprang der angehende Hüter wieder auf und schüttelte seine Hand aus, in der er ein leichtes Stechen spürte, trotz des Adrenalins und dem Kampfrausch, der ihn geradezu euphorisch machte. Er atmete kurz durch und schaute zu Zoîns Drohne herüber. Dieser gab sich augenscheinlich die größte Mühe kalt und unbeteiligt zu wirken, jedoch war ihm ganz deutliche eine gewisse Anspannung und auch ein kleiner Hauch von Freude anzusehen.
    Doch die schnellen Schritte der übrigen beiden Dunkelstädter holten den Prüfling schnell wieder ins Kampfgeschehen zurück.
    Noch während er seinen Blick wieder den Dunkelstädtern zuwandte, sah er bereits den nächsten Angriff kommen. Instinktiv tauchte der Prüfling darunter hinweg. Doch da erfolgte bereits der nächste Schlag des anderen Mannes. Geistesgegenwärtig sprang der Anwärter zurück, wobei ihn die Faust des übrigen Mechanen nur um Haaresbreite verfehlte. Schnell versuchte er etwas Abstand zu gewinnen, um Luft zu holen. Doch seine Gegner setzten sofort nach.
    Sie führten zwar nur primitive Schläge, diese waren jedoch gut aufeinander eingespielt. Die beiden Muskelpakete griffen ihn ständig im Wechsel an, sodass er auch bei weiteren Attacken kaum Chance zum Gegenangriff erhielt und stets aus- oder sogar zurückweichen musste.


    „Kaum“ Chance zum Gegenangriff. „Kaum“ reicht nicht gegen einen Hüter des Gleichgewichts!


    Nach einem besonders kräftigen, nach unten gerichteten Schlag des Mechanen, packte der Geprüfte ihn am ausgestreckten Arm und zerrte heftig daran. Der Mann fiel an ihm vorbei, zu Boden. Der Angehende ließ sich daraufhin seinerseits mit ausgestreckem Ellenbogen fallen um dem folgenden Schlag des anderen zu entgehen. Laut traf der Ellbogen des Prüflings dabei auf den Hinterkopf des gestürzten Mechanen, der sich auf allen Vieren aufgestützt hatte. Mit einem Seufzen klappte der Mann zusammen und lag still.
    Seinem anderen Widersacher der gerade weiter nachsetzen wollte, trat der Anwärter daraufhin kurzerhand aus dem Liegen in die Magengrube. Eine Kohlenstaubwolke wirbelte aus seinem verrußten Hemd, während der Mann ächzend zusammensank. Kaum war er in die Knie gegangen, versetzte ihm der Prüfling einen weiteren Tritt gegen dessen wulstige Stirn. Für einen Moment schien es so, als würde er den Angriff einfach so wegstecken, ehe er dann doch wankte und hintenüber fiel.
    Noch im Liegen bemerkte der Anwärter jedoch, dass sich die restlichen Söldner allesamt wieder aufgerappelt hatten, wobei der Chimär noch kaum stehen, geschweige denn kämpfen konnte. Der Prüfling war überhaupt überrascht, dass dieser wieder aufgestanden war. Jedoch war schwer zu sagen, ob der Betreffende nicht vielleicht doch zusätzlich eine verstärkte Skelettstruktur hatte, auch wenn es unwahrscheinlich war.
    Er hatte jedoch nicht viel Zeit weiter darüber zu sinnieren, da seine anderen Kontrahenten bereits wieder die Auseinandersetzung suchten. Also rappelte der Prüfling sich schnell wieder auf, wischte ein paar Tautropfen von seiner Kleidung und schüttelte nochmal seine schmerzende Hand aus. Als der Erste seiner Gegner fast bei ihm war, nahm er dann aber doch eine seiner klassischen Verteidigungsstellungen ein. Zunächst kam der zweite Natürliche bei ihm an, der mittlerweile beträchtlich hinkte und darüber hinaus auch noch vor Wut schnaufte.
    Ein noch leichteres Ziel.
    Der Prüfling konnte sich sein erneutes Lächeln dem Mann gegenüber nicht verkneifen, woraufhin dieser, außer sich vor Zorn, zuschlug.
    Der Geprüfte leitete die Attacke jedoch mit einer einfachen Verteidigung von sich weg, wodurch er leicht einen Schlag auf dessen Nase landen konnte. Als der Dunkelstädter daraufhin zurückwankte, folgte eine Reihe weiterer Schläge des Prüflings, denen der Hinkende Nichts mehr entgegen zu setzen hatte. Schließlich beendete der Anwärter seinen Angriff mit einem Kopfstoß, der seinem Gegner das Bewusstsein raubte und ihn zu Boden schickte.
    Unter dem Angriff des übrigen „Mechanen“, der sofort in die Breche sprang, tauchte der Geprüfte ganz einfach weg. Noch in seiner Ausweichbewegung trat er gegen die Beine des Angreifers, woraufhin dieser den feuchten Boden unter seinen Füßen verlor. Er stürzte zur Seite hin. Als er Anstalten machte, aufzustehen, trat der Prüfling mit aller Kraft nach dessen Kopf.
    Sein Gegner lag still. Nur seine Haare tanzten noch im sanften Wind. Unsicher starrte der Prüfling ihn an. Hatte er ihn etwa getötet? Kurz huschte Panik über sein Gesicht, bevor es wieder gleichgültig, ja sogar etwas zornig wurde.
    Es spielt doch überhaupt keine Rolle. Es sind doch eh nur Dunkelstädter. Sie sind doch nicht mehr als Sklaven. Willige Sklaven für ihre selbst ernannten Herren. Sie dienen dem System von Block C und sind somit unsere Feinde.
    Meinte eine innere Stimme hart. Doch tief in ihm drinnen, da schrie etwas in ihm auf und rebellierte gegen diese kalte, gefühllose Logik. Er selbst hatte auch einst in Ketten gelegen, war misshandelt und ausgenutzt worden. Er war auch ein Sklave gewesen.
    Aber ein unwilliger! Einer ohne Chancen; gehalten in einer einzigen Zelle. Dort unten beugt sich eine ganze Stadt nur alleine, weil es ihnen befohlen wurde. Sie sind und bleiben menschliche Sklaven!
    Die innere Stimme verstummte und ein Schrei schwoll an. Ein Schmerzensschrei. Sein Schmerzensschrei!
    Der wortwörtlich beißende Schmerz im linken Arm des Prüflings hatte seine Gedanken jäh unterbrochen. Er hatte den Kampf völlig aus den Augen verloren wegen dieser Kleinigkeit!
    Der Schnabel des vernachlässigten Chimärs hatte sich derweil um seinen Unterarm geschlossen und mit jedem verstreichenden Augenblick, wurde der Griff jetzt fester, härter - und quälender. Seine Knochen knirschten ekelerregend und Blut tropfte bereits von der gequetschten Stelle herunter. Doch was eigentlich noch viel schlimmer war: Er trug seinen ReDeTer dort!
    Dieser Gedanke fiel allerdings schnell, wie all seine anderen auch, den Schmerzen zum Opfer, die seinen Verstand durchfluteten.
    Er versuchte noch, seinen Gegner anzugreifen, ihn abzuschütteln und sich zu verteidigen, aber Tränen schossen ihm in die Augen und in seiner Verzweiflung verkamen seine Attacken zu sinnlosem Gefuchtel.
    Der Chimär grinste breit und begann damit, wie wild auf den Prüfling einzuschlagen. Nach jedem Treffer stöhnte der Anwärter auf, während sich Körper und Geist immer weiter den Schmerzen übergaben. Eine Benommenheit breitete sich in ihm aus und machte ihn taub. Er hörte nichts mehr und spürte nichts mehr. Nur sehen konnte er noch, während sein Verstand das ganze zunehmend unbeteiligt wahrnahm.
    Durch seine halb geschlossenen, feuchten Augen, erkannte der Anwärter die Gesichter der verschiedenen Hüter hinter seinem Gegner vorbeifliegen. Einige der Beobachter, die er dort erblickte, schienen erschrocken. Andere amüsierten sich anscheinend über sein Missgeschick und wieder andere schienen seinen Schmerz geradezu genüsslich aufzusaugen.
    Die wollen mich verlieren sehen.
    Dachte er schwach, während weitere hämische Fratzen vorbeiflogen.
    Aber ich will doch gar nicht verlieren!
    Ein weiteres breites Grinsen starrte ihn an.
    Nein. Ich muss doch gewinnen.
    Langsam nahm die Benommenheit ab. Er fühlte einen harten Schlag auf seiner Wange und riss die Augen auf. Seine Gedanken wurden klarer, deutlicher – und zorniger.
    Ich muss doch gewinnen! Diese Idioten wollen mich verlieren sehen. Das könnte ihnen so passen!
    Ein Treffer am Kinn. Doch statt Schmerz spürte er nur Hass.
    Ich bin jetzt ein ganzes Jahr in dieser verfluchten Stadt umhergeirrt. Ich habe versucht einfach dort zu leben, mich damit abzufinden. Doch jedes Mal holt es mich wieder ein. Jeder dieser verdammten HERVs ist genauso, wie die anderen.


    Genau wie. Das. Verdammte! W.K.G.!



    Ein Ausbruch von Zorn spülte den Schmerz endgültig davon. Seine Gedanken waren mit einem Mal so klar, wie der Tau auf der umliegenden Ebene. Mit seinem freien Arm holte er aus und schmetterte die geballte Faust mit aller übrigen Kraft in das Gesicht des Chimärs. Dieser warf sich seinerseits in diesem Moment mit einem Schlag geradewegs in die Attacke. Das ohnehin eigenartig geschwollene und deformierte Gesicht erhielt nun noch eine weiter Delle. Der Schnabel schnappte auf, als der Söldner zurücktaumelte. Damit war der Prüfling nun wieder frei. Der Zorn durchströmte ihn noch immer, als er begann, nun seinerseits auf den Chimär einzuschlagen, der ohnehin schon wankte.
    Der Ärger über seine Unachtsamkeit und seine Verletzungen trieben ihn an. Doch auch der Zorn über seine Situation, die HERVs und das W.K.G. übermannten ihn, ließen ihn immer und immer wieder, sogar mit seinem verletzten Arm auf den Chimär einschlagen. Er wollte ein Hüter werden. Das war die einzige Zukunft, die er hatte. Und die würde er nicht verlieren!
    Ein lautes Knacken hallte über die Ebene, übertönte das unausstehliche Schleifen der Drohnen und auch das leise Rascheln des Grases. Der Kampf war zu Ende.
    Der Chimär, der nun still auf dem Bauch lag und doch mit gebrochenen Augen in den Himmel starrte, löste sich in einem Lichtblitz und einer starken Windböe auf.
    Wie in Trance trottete der Anwärter gebrochen und verletzt zu dem, nicht mehr ganz so einsamen, Wächter am Rand der Klippe. Währenddessen erklärte, der „echte“ Mechane, Lear in einer der Drohnen, dass man diese Phase nun wohl getrost als geschlossen betrachten könne. Der Geprüfte sank erschöpft und von Schmerzen geplagt an dem knorrigen, alten Baum hinab. Irgendeine Frau, mit eigenartig dunkelgrüner Hautfarbe, forderte eine „Verschnaufpause“, ob der Verfassung des Prüflings. Eine kurze, jedoch äußerst knappe Abstimmung zu ihren Gunsten resultierte also in einer einstündigen Erholungspause, bevor die zweite Phase beginnen sollte, aber das bekam der Prüflng schon nicht mehr mit.

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  • Ein verzerrtes Seufzen drang an die Ohren des Geprüften, ehe sich eine Stimme erhob „Was sollte das gerade eben?“ Fragte die wohlbekannte Stimme frostig.
    Er öffnete erschöpft seine Augen. Vor ihm schwebte eine Drohne. Das ansprechende, leicht rundliche Gesicht auf dem Bildschirm blickte enttäuscht auf ihn herab.
    „Es waren nur dunkelstädtische Söldner. Nichts, womit du Probleme haben solltest.“ Sein Mentor klang vorwurfsvoll. Stöhnend richtete sich der Angesprochene auf. Sein linker Arm war böse gequetscht. Er blutete stark und das Gerät auf seinem Handrücken sah äußerst mitgenommen aus.
    Mit zusammengebissenen Zähnen brachte er hervor: „Einer war ein Chimär.“
    Zoîn sah ihn daraufhin mit erhobener Augenbraue an. „Das ist ja wohl nicht dein Ernst, oder? Zunächst mal war dieses... Ding kein Chimär.“ tiefe Abscheu lag in seiner Stimme „und außerdem solltest du mit solchen Kleinigkeiten wirklich keine Probleme haben. Ich hab gesehen, warum der Söldner dich erwischt hat. Du hast innegehalten und den Toten angestarrt. Nicht lange, doch es hat gereicht um dich in ernste Schwierigkeiten zu bringen.“ Er klang nun wieder belehrend, „Es sind nur Dunkelstädter. Die sind Nichts wert. Keinen Gedanken und bestimmt keine Tränen.“
    Nun versuchte sich der Prüfling aufzurichten, um seinem Gegenüber auf Augenhöhe zu begegnen. Doch dabei benutzte er den verwundeten Arm. Mit einem schmerzhaften Stöhnen sackte er wieder in sich zusammen. „Ich habe exakt dasselbe gedacht.“ meinte er schließlich gequält.
    „Dann hast du es aber noch nicht verinnerlicht.“ Zoîn schüttelte den Kopf. „Wenn du es dir noch selbst einreden musst, dann hast du es noch nicht begriffen.“ Er seufzte noch einmal und blickte auf die Verletzungen seines Schülers. „Du solltest langsam deine Wunden behandeln und dich auf den nächsten Teil vorbereiten. Deine Pause ist bald vorbei. Zellen hast du ja hoffentlich.“ Der Verletzte nickte kurz. Dann griff er in eine seiner Hosentaschen und nahm eine Spritze heraus. Er hielt sie über seine zahlreichen Verletzungen und träufelte nacheinander etwas von dem Inhalt darüber. Anschließend stach er sie in sein Fleisch und spritzte einen weiteren Teil in seinen Organismus. Sofort beschleunigte sich sein Herz. Er lehnte sich zurück und schloss seine Augen in Erwartung des Kommenden. Sein Körper verkrampfte schlagartig; ihm wurde heiß. Das Blut schoss durch seine Adern. Kalter Schweiß brach ihm aus. Sein Herz schlug wie ein Dampfhammer. Quälende Schmerzen breiteten sich in seiner Brust aus und ein krampfhaftes Ziehen stach in seiner Magengegend. Er begann zu zittern, als seine Haut überall zu prickeln begann. Das Ziehen in seinem Bauch nahm immer weiter zu und begann zu brennen. Sein ganzer Körper krampfte und bäumte sich auf, als sein ganzer Organismus für einen Moment vollständig stillstand.
    Dann war es wieder vorbei.
    Sein Herz schlug wieder normal; Seine Muskeln ließen locker. Er öffnete die Augen und betrachtete seinen Arm. Er war verheilt. Auch sämtliche Schürfwunden und Blutergüsse hatten sich wieder zurückgebildet. Ja selbst seine gestauchte Hand fühlte sich wieder völlig normal an.
    Die Zellen wirkten wirklich Wunder, auch wenn es eine Tortur war, die man am besten vermied. Vieles konnte wieder zusammenwachsen, aber wenn bei der Behandlung im Herz etwas platzte, war die weitere Heilung auf diese Weise unmöglich und man verendete jämmerlich. Der Blutfluss musste stabil bleiben. Selbst bei Hydren war ein Schaden am Herzen meist tödlich. Wobei diese deshalb meist Herzschrittmacher trugen, die in solchen Fällen nachhalfen. So sollte das Herz einen kleineren Schaden eigenständig heilen können.
    Er wischte sich den Schweiß von seinem Gesicht und schaute in den Bildschirm. „Ist das bei deinesgleichen auch so... intensiv?“ brachte der Prüfling gepresst hervor. Sein Gegenüber lachte kurz auf „Das kann ich dir nicht sagen.“ er zuckte mit den Schultern. „Ich kenne deine Seite ja nicht.“ Der Mann in der Drohne grinste breit. „Es ist auf jeden Fall auch für uns nicht angenehm. Aber glaub mir, Schmerzen sind nicht mehr so schlimm, sobald die Konsequenzen ausbleiben.“ Der Prüfling musste dabei an einige Gefechte zurückdenken, in denen er Zoîn bereits hatte beobachten können. Allen voran seine Befreiung aus den Klauen des W.K.G.s damals. Der Hydre hatte keine Miene verzogen, während sich einige Schusswunden innerhalb von Sekunden einfach wieder schlossen. Die Vorstellung, dass er dabei innerlich genau dasselbe durchmachen könnte, wie er gerade, ließ ihn den Kopf schütteln. Das konnte nicht sein. Da könnte ja kein Mensch noch auf den Beinen bleiben.
    Das Grinsen seines Mentors war derweil wieder verloschen und einer kalten Maske gewichen „Du solltest dich jetzt wirklich lieber auf den nächsten Teil vorbereiten. Die Pause ist jeden Moment vorbei und du musst ein paar Leuten hier noch beweisen, dass das gerade eben ein einmaliger Patzer war.“
    Der angehende Hüter seufzte kurz. „Ja, du hast natürlich recht.“ Er blickte besorgt auf seinen ReDeTer. Das Display flackerte bedenklich unter dem gesprungenen Glas. Er drückte einen Knopf und wartete einige Sekunden. Das Display leuchtete auf: Diagnose vollständig. Kein Fehler entdeckt.
    Erleichtert atmete der Geprüfte auf. Doch er ging lieber auf Nummer sicher. Er hob das Gerät an und löste es aus.
    Für einen Lidschlag sah er sich selbst einige Meter weiter auf der Wiese liegen. Doch ehe der Prüfling an seiner Wahrnehmung zweifeln konnte, lies das Gerät einen schrillen Alarmton aufheulen und verkündete in großen, unfreundlichen Buchstaben: PARADOXON!
    Dann erlosch es ganz.
    „Scheiße!“ rief sein Besitzer und schlug kräftig mit der anderen Hand darauf ein. Doch es half nichts. Das Gerät blieb tot.
    „Sieh es als Herausforderung, um deinen Rückstand wieder aufzuholen.“ Meinte Zoîn trocken. Doch ein wenig Besorgnis konnte man ihm dennoch ansehen.
    „Ich kriege keinen Neuen?“ meinte der Geprüfte ungläubig. Als sein Gegenüber nickte, fluchte er noch lauter. „Na toll. Dann muss ich den Rest jetzt mit meinem DeReTer machen?“ Er starrte das Gerät an seinem anderen Handgelenk an, als ob sich dort ein parasitäres Experimentenwesen festgesaugt hätte. Das würde ein ernstes Problem darstellen!
    Der ReDeTer war seit jeher sein liebstes Hilfsmittel gewesen. Gerade am heutigen Tag mit einem billigen Ersatz auskommen zu müssen, ließ ihn mit einem flauen Gefühl zurück. Er bildete sich bereits ein, wie die raffgierigen HERVs ihn wieder aufgreifen und ihn erneut unter ihre unerbittliche Herrschaft zwingen würden. Nein! Das würde er nicht zulassen. Da würde er lieber...
    „Sei froh, dass du überhaupt noch einen DeReTer hast. Die meisten nehmen heutzutage gar keinen mehr mit.“ Der Prüfling schreckte aus seinen düsteren Gedanken auf. Sein Mentor klang unfreundlich, auch wenn man immer noch Sorge aus seiner Stimme ablesen konnte.
    Der Anwärter fokussierte sich nun wieder auf das, was vor ihm lag. Er überlegte fieberhaft, ob er nicht einfach ohne das minderwertige Vorgängermodell auskommen würde. Immerhin waren die Nachteile des veralteten Geräts beträchtlich. Umgekehrt wäre es mit Bedacht eingesetzt trotzdem noch eine große Hilfe.
    Doch noch bevor er zu einer Lösung zu seinem Problem kommen konnte, ließ die Drohne der Frau mit der grünen Hautfarbe abstimmen, ob es weitergehen solle. Alle bis auf vier waren dafür und so formierten sich die zuvor verstreuten Drohnen wieder zu einem Kreis. Ein letztes Mal blickte Zoîn seinem Schüler in die Augen. Eine stille Frage stellend.
    Der Prüfling atmete tief durch und sammelte sich.
    „Ich bin bereit.“ meinte er nun wieder entschlossen. „ReDeTer oder nicht, ich werde Hüter.“ Der vollwertige Hüter in der Drohne lächelte daraufhin flüchtig, wurde sich dessen bewusst, wendete schnell seine Drohne und reihte sie dann ebenfalls in den Kreis ein. Der angehende Hüter erhob sich und schritt nun selbstsicher ein weiteres Mal in den Kreis aus Beobachtern.
    Lear ließ daraufhin noch ein paar hochtrabende Worte verlauten, die keinen interessierten. Es war beinahe schon amüsant, wie einig sich die sonst so unterschiedlichen Hüter über Lears Geschwafel doch waren. Der Prüfling war allerdings schon wieder voll auf seine Aufgabe konzentriert und beachtete nicht die zwölf vollkommen unterschiedlichen Ausdrucksformen der Langeweile, die man hier zu Gesicht bekam. Dann kam Lear endlich zum wichtigen Teil: „...daher ist die zweite Phase auch als unbeschränkter Schusswechsel festgesetzt. Sie erhalten jetzt die zuvor gewählte Waffe.“
    Der Anwärter, blickte hastig auf. Er hatte dem Mechanen nur mit einem Ohr zugehört.
    Ein blendender Blitz erstrahlte aufs Neue und ein Gewehr klapperte vor ihm zu Boden. Einen Atemzug lang war die Luft dünn, dann füllte eine Brise das Loch. Der angehende Hüter bückte sich sofort nach dem Gewehr und hob es auf und legte den Schultergurt um. Kurz zog er das Magazin aus der Waffe, betrachtete es, nickte dann, schüttelte es und nickte erneut, als er ein leises Schwappen hörte. Dann lud er die Waffe durch, wobei sie leise aufsummte, als das erste Projektil im Lauf geformt wurde.
    „Sehr schön.“ meinte der Mann im Hermelinmantel. „Dann können wir ja jetzt endlich fortfahren.“
    Ohne weitere Vorwarnung blitzte es wieder auf der Ebene und es erschienen vier Gestalten.
    Erneut geblendet, konnte der Geprüfte nur noch Konturen erkennen: die Gestalten waren klapperdürr. Haare schienen sie gar keine zu haben. Jedoch trugen sie allesamt etwas, das in Größe und Form einem Sturmgewehr gleichkam.
    Ein Gedanke blitzte in seinem Verstand auf.
    „Mezoms?“ Fragte er erstaunt.
    Dann begriff er, was er da ausgesprochen hatte. Seine Augen weiteten sich vor Schreck, als er sich schon fallen ließ.
    Plasma versengte ihm sein Haar. Denn da hatten seine Gegner bereits ihre Waffen herumgerissen und zielgenau dahin gefeuert, wo er vor einer Zehntelsekunde noch gewesen war. Ein weiterer Lichtblitz erstrahlte direkt vor der Nase des Prüflings, gefolgt von einigen weiteren überall auf der Ebene. Felsen erschienen. „Für ein gutes, ausgewogenes Feuergefecht.“ Meinte der aufgeplusterte Mechane noch knapp, während der Prüfling sich bereits mit seinem Rücken an den Stein presste und Plasmaschüsse die Luft erfüllten.
    Das würde ein hartes Stück Arbeit.

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  • Der Versuch, tief durchzuatmen, resultierte zunächst nur in einer nutzlosen Anstrengung seiner Lunge. Der Prüfling musste würgen und er blickte kurz verwundert auf, bevor schließlich ein starker Windstoß die gesuchte Luft an seine Deckung trug und er erleichtert aufatmen konnte. Steinsplitter regneten auf ihn herab, während die LuPla3-Laser der vier Mezoms seine irdene Abschirmung auf eine harte Probe stellten.
    Für einen kurzen Moment verharrte der Anwärter noch in seiner Deckung, um zur Ruhe zu kommen, bevor er sich erneut erhob, um ebenfalls das Feuer zu eröffnen. Er drehte sich um und stand gerade so weit auf, dass er über den Stein zielen konnte. Noch bevor er überhaupt auch nur einen Gedanken ans Zielen verlieren konnte, ruckte eine der Mezomwaffen herum. Hitze strahlte über seinen Kopf als das Plasma sein Haar verbrannte.
    Der Prüfling riss erstaunt seine Augen auf und ließ sich sofort wieder fallen, nur um erneut um wortwörtliche Haaresbreite verfehlt zu werden. Geschockt kauerte der Geprüfte sich wieder mit seinem Rücken an den kalten Stein, von dem er sich Sicherheit versprach.
    Diese dürren Gestalten hatten geradezu unmenschliche Reflexe! Er hatte schon mal davon gehört, es teilweise erwartet, aber so schnell hatte er sie dann doch nicht eingeschätzt.
    Fieberhaft überlegte er jetzt, was zu tun sei. Er dachte kurz darüber nach, ob er nicht einfach mithilfe seines Radars blind durch den Stein feuern könne, aber in so etwas war er nie besonders gut gewesen. Er hatte ein gewisses Problem mit Karten und jeglichen anderen Abstraktionen.
    Der ReDeTer hätte ihm ebenfalls weitergeholfen, doch der stand ihm nun mal nicht mehr zur Verfügung. Den DeReTer wollte er gegen diese Typen nicht benutzen. Das würde ganz sicher schief gehen!
    Das Zischen der Schüsse hörte schlagartig auf und nur noch das scheußlich schleifende Rattern der fliegenden Drohnen war zu hören.
    Verwirrt wunderte sich der Prüfling kurz, was geschehen war. Dann hörte er ein anhaltendes hohes Summen. Es hielt für einige Sekunden an.
    Ein LuPla-Strahl durchbrach den Stein nur Zentimeter neben ihm! Er wäre fast vor Schreck aus seiner Deckung gesprungen, hatte sich jedoch gerade noch schnell genug wieder im Griff, um nicht als menschliche Zielscheibe zu enden. Der Strahl hörte auf, nur um kurz darauf ein weiteres Mal durch das Summen ersetzt zu werden.
    Er musste hier weg!
    Kurz seufzte er und blickte sehnsüchtig auf das zerstörte Gerät, was einmal sein ReDeTer gewesen war. Dann zielte er mit seinem noch funktionierenden DeReTer in einem Bogen über den Stein. Das Projektil schoss blitzschnell los...
    ...nur um nach wenigen Metern in Plasma zu vergehen.
    Ein weiterer konzentrierter Strahl durchbrach den Stein, jedoch diesmal rund einen halben Meter neben dem Anwärter. Als der Schuss abbrach und erneut durch das hohe Summen ersetzt wurde, kam dem Prüfling kurzerhand eine Idee. Er betrachtete die beiden verbrannten Stellen hinter dem Stein und nahm Maß. Dann drehte er sich um und setzte sein Gewehr auf den massiven Stein und feuerte. Mit einem Zischen flog die Kugel geradewegs durch das Hindernis hindurch und hinterließ ein weiteres Loch.
    Das Summen des LuPla3 erstarb plötzlich mit einem leisen, menschlichen Röcheln gefolgt von einem Poltern, das wohl von einem, sich überschlagenden, menschlichen Körper stammte.
    Na bitte, geht doch!
    Neue Entschlossenheit erfüllte den erneut von Zweifeln geplagten Anwärter.
    Er überlegte kurz, wie es weitergehen solle. Dann aktivierte er erneut den DeReTer. Ein weiteres Mal feuerte er die Scheibe aus seiner Deckung. Doch dieses Mal stand er dabei auf und legte an. Der Mezom, dessen Gewehr bereits hochgeschnellt war, um die Scheibe zu treffen, durchschaute die Ablenkung zu spät. Obgleich er noch versuchte den Prüfling zu treffen, wurde er bereits auf halbem Weg von der magnetischen Kugel durchbohrt und einige Meter nach hinten gerissen, bevor er vollkommen verdreht zum Liegen kam.
    Gerade als die beiden übrigen Gegner, die sich durch die Steine hatten anschleichen wollen, ihre Waffen hoben, aktivierte der angehende Hüter seinen DeReTer. Die Schüsse der Mezoms erwischten nichts als Luft. Der Prüfling sah sich einen Moment um und ging dann hinter dem nächsten Stein in Deckung. Die Scheibe, die ihn gerade rematerialisiert hatte, nahm er auf und fügte sie dem Magazin des veralteten Geräts wieder hinzu, während das Zischen der LuPla-Schüsse wieder einsetzte.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, zog er seine einzige V.I.E.-Granate vom Gürtel und aktivierte sie. Ein kleiner Stachel bohrte sich in seinen Finger. Ein rotes Licht leuchtete auf. Mit der freien Hand zog er nun doch das kleine Radar von seinem Gürtel und legte es vor sich auf die Erde. Anschließend nahm er sein Gewehr mit der freien Hand wieder auf und versuchte, anhand des Radars, rückwärts über den Stein zu schießen. Doch da er abgelenkt war, aufgrund der Granate in seiner Hand, gleichzeitig mit der anderen Hand allein sein Gewehr kaum gerade halten konnte und ihm die Punkte auf dem Monitor des Geräts sowieso nicht fiel sagten, traf er rein gar nichts. Wahrscheinlich schoss er nur einige Löcher in ein paar Steine.
    Plötzlich umrundete ein Mezom die Deckung des Anwärters, blickte ihn kurz aus den toten Augen an und riss sein Gewehr nach oben, während er bereits begann zu feuern. Völlig überrumpelt griff der Prüfling mit beiden Händen sein Gewehr und zog es herum.
    Er überlegte noch kurz, dass er irgendetwas in seinem Schreck vergessen hatte, allerdings verlangte die Situation seine volle Aufmerksamkeit.
    Der Mezom feuerte. Der erste Schuss traf vor dem Geprüften in den Boden.
    Es leuchtete schwach grün.
    Der nächste Schuss des Mezoms streifte die Hose des Anwärters.
    Die Hölle brach los. Eine Schockwelle fegte über die Ebene - die Granate: Er hatte sie fallen gelassen, als er sein Gewehr gepackt hatte!
    Die Viruswelle rollte über ihn hinweg, weshalb ihm kurz der Atem stockte. Sonst passierte jedoch nichts... ihm zumindest.
    Der Mezom wurde von den Füßen gehoben und gegen den nächsten Felsen geschmettert, wo er auch sogleich von seinem Kameraden durchlöchert wurde, der intuitiv auf die Bewegung reagiert hatte. Der angehende Hüter erkannte seine Chance, sprang auf, fuhr herum und drückte den Abzug seines Mag-SG voll durch.
    Zufrieden stellte er fest, wie einige Kugeln seines Schnellfeuers den Körper seines letzten Gegners durchlöcherten und ihn nach hinten warfen. Noch ehe dieser auf dem Boden aufschlug, verschwanden die Felsen und Leichen mit einem erneuten Blitz von der Ebene, ausgetauscht durch starke Winde, die von den ehemaligen Positionen der Objekte ausgingen.
    Erleichtert atmete der Geprüfte aus.
    Wieder eine Phase geschafft.

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  • „Bevor wir nun weiter fortfahren sei noch gesagt, dass wir...“
    „Jaja. Hör doch wenigstens einmal auf, dich so aufzuspielen, Lear.“ warf ein, dem Prüfling noch unbekannter, Hüter gereizt ein, „Manche versuchen hier ihre Arbeit zu machen. Kannst du nicht einfach sagen, es gibt ne Pause weil ein paar Leute hier an Modifikationen der Transdim-Anker arbeiten, anstatt hier große Reden zu schwingen?“
    „Was willst du denn damit an...“
    Der Rest des nun folgenden Streits schwächte zu einem leisen, aber nichtsdestoweniger heftigen Gemurmel ab, da die beiden Betreffenden beide von ihren Konsolen aufgesprungen waren, um ihren Disput auszutragen. Die beiden zugehörigen Drohnen drifteten jetzt langsam über die Ebene davon.
    Der Anwärter maß dem nicht weiter viel Bedeutung bei und hatte sich indes hingekniet, um sein Radar und die verwendete Granate wieder aufzusammeln. Anschließend verstaute er beides wieder ordnungsgemäß. Erschöpft stieß er die Luft aus und wischte sich den Schweiß von seiner Stirn.
    Als er das sich nähernde Schleifen einer Drohne hinter sich hörte, begann er zu sprechen, während er noch kniete: „Wow, Mezoms!“ meinte er noch immer von dem Adrenalin berauscht, „Ich hätte echt nicht gedacht, dass ihr an so was drankommt! Naja gut, mir war klar, dass ihr viel Einfluss habt, aber dass der Sender – ich meine ein HERV - euch einfach welche überlassen würde...“
    „Ich glaube nicht, dass ich der bin, für den du mich zu halten scheinst.“ - sagte eine glockenhelle Frauenstimme direkt an seinem Ohr.
    Erschrocken fuhr der Prüfling herum. Einige Meter vor sich erkannte er eine Drohne in der Luft hängen. Auf ihrem Bildschirm zeigte sich eine im höchsten Maße ungewöhnliche Frau. Sie trug lange, dunkelgrüne Haare, die ihr anmutiges, hellgrünes Gesicht einrahmten. Ihre vollen Lippen und ebenmäßigen Wangen, die sich davon besonders stark blau hervorhoben, zeigten ein breites, warmherziges Lächeln.
    Von ihrer kleinen Nase ausgehend, zogen sich noch weitere blassere blaue Stellen über ihr Antlitz, beinahe wie eine komplexe Zeichnung. Ob sie künstlich oder natürlich waren, war dabei absolut nicht auszumachen. Wahrscheinlich kannte wenn überhaupt, nur sie selbst die Antwort. Und so offen diese Frau sich auch meistens gab, so verschlossen war sie doch, wenn man sie etwas Persönliches fragen wollte.
    Verzerrte Laute rissen den Prüfling aus seiner Abwesenheit. Sie sprach weiter. Doch diesmal klang ihre Stimme so, wie man es von einer TransDim-Übertragung erwarten konnte - Nämlich scheußlich. So, wie alle anderen Geräusche die diese Drohnen sonst noch so von sich gaben.
    „Es ist außerdem nicht schön, von diesen Wesen als „so was“ zu sprechen. Es sind immerhin noch menschliche Wesen...“ Sie schien sich kurz zu besinnen, „...auf die ein oder andere, völlig verdrehte Weise jedenfalls.“ Ihr Lächeln wurde noch etwas breiter.
    „Ach, du bist es...“ Meinte der Anwärter bemüht, seinen Schreck herunterzuspielen und verdrehte demonstrativ die Augen. Die Verwunderung über die anfangs so klare Übermittlung sparte er sich. Das führte sowieso zu nichts, wie er sehr wohl wusste. Nicht bei ihr. „Überfall mich doch nicht so!“
    „Das müsstest du doch eigentlich verkraften können als bald „großer“ Hüter. Außerdem: Was kann ich dafür, wenn du dich nicht umdrehst um mit mir zu sprechen. So etwas ist unhöflich, weißt du. Aber daran erinnerst du dich ja wahrscheinlich auch nicht mehr.“ Sie schüttelte ihr dunkelgrünes Haar aus und lächelte unvermindert ihr breites, fröhliches Lächeln. Der Tiefschlag ging ihr so leicht und honigsüß über die Lippen, wie eine gute Aufmunterung.
    „Wie dem auch sei,“ meinte der Anwärter sichtlich pikiert, „ich wollte dir noch wegen der Pause vorhin danken. Ohne die hätten mich die Medienzombies wahrscheinlich einfach umgeschossen.“ Das klang reichlich gepresst.
    „Ich weiß. Wo bliebe denn da der Spaß?“ meinte sie weiterhin in bester Laune.
    Dem Prüfling blieb jetzt kurz der Mund offen, ehe er sich besann, mit wem er es hier zu tun hatte. Wenn er es allerdings genau nahm wusste weder er, noch sonst irgendjemand im Block genau, mit wem man es bei dieser Frau wirklich zu tun hatte.
    Florica Lynn. Ein wandelndes Mysterium. Und als solches wohl ebenso eine hervorragende Verkörperung von Block C. Sie war durch und durch eine Anomalie. Sie zeigte zuweilen Fähigkeiten, die aller Wissenschaft spotteten, wobei sie doch oft auch so gewöhnlich war, wie jeder Dunkelstädter. Verschiedene Tests hatten sie schon als normalen Menschen, als Chimäre, Hydre, Reptil oder auch als vollkommen unbekanntes Wesen ausgewiesen. Ob ihre Haut so grün war, weil sie sie so hatte färben lassen oder weil sie einst so geboren worden war, hatte bis jetzt auch noch niemand herausfinden können. Obwohl der Anwärter wetten konnte, dass HERVs wie das W.K.G. ganz scharf darauf sein mussten, genau das herauszufinden.
    Sie hatte es auch einst zu den Hütern gezogen, so wie ihn jetzt. Und so wie sie, war auch er eine gewisse Anomalie. Er betastete kurz das kühle Metall, das sein Gesicht durchzog.
    „Was meinst du denn, was noch auf dich zukommt?“ fragte die Frau in grün.
    Der Anwärter antwortete zunächst zögerlich: „Es will mir ja keiner irgendetwas sagen. Ich schätze mal, ich werde abwarten müssen, was ihr noch so gegen mich auffahrt.“ nach kurzem Zögern setzte er dann doch mit einem leichten Grinsen hinzu: „Nicht, dass ich es nicht in Rekordzeit erledigen würde.“
    Die Frau musste lachen. Reichlich ironisch fuhr sie fort: „Zoîn hat wirklich ganze Arbeit an dir geleistet. Ganz der Kämpfer, was?“ Etwas ernster fügte sie hinzu: „Dann schätze ich mal dass die nächste Phase dir gefallen wird. Immerhin haben ein paar deiner alten Freunde diesbezüglich eine kleine Wette abgeschlossen... Das Konglomerat um genau zu sein...“
    „Das W.K.G.?“ sein Gesicht verlor kurz alle Farbe. Dann kehrte ein zunehmend breites Lächeln auf seine Züge zurück. „Eine Wette gegen mich? Wunderbar! Ich kann es kaum erwarten, es den Mistkerlen zu zeigen. Das ist doch endlich mal was Erfreuliches an dieser elenden Prüfung! Aber wie genau soll das ablaufen?“
    „Sie haben uns eine kleine Spende überlassen, anlässlich deiner Prüfung. Sie wollen wohl eins ihrer Spielzeuge an dir demonstrieren und haben mit ein paar anderen HERVs gewettet. Aber das ist ja nichts, womit du nicht fertig wirst.“ Sie zwinkerte ihm mehrdeutig zu, ehe sie ihre Drohne drehte und sich mit einem „Viel Spaß noch!“ verabschiedete... glockenhell, glasklar: unverzerrt. Der Anwärter schüttelte nur den Kopf, war er doch mit seinen Gedanken ganz woanders.
    Eine weiteres Mal näherte sich ihm eine Drohne hinter seinem Rücken.
    „Gewöhnt man sich eigentlich irgendwann mal an sie?“ fragte er abwesend.
    „Nein, nicht wirklich.“ meinte Zoîn.




    „Was hatte sie gemeint: Das Konglomerat würde mitmischen?“ fragte der Anwärter.
    „Das wirst du auf der Stelle herausfinden können. Die Veränderungen an den Ankern sind nämlich abgeschlossen. Warte nur mal ab, bis die Phase beginnt.“ meinte Zoîn knapp.
    „Komm schon! Du kannst die nächste Phase genauso einläuten, wie jeder andere auch! Es ist ja nicht so, als hättet ihr Hüter irgendeine Rangfolge. Ihr seid doch alle gleichgestellt!“ Er hielt kurz inne und versuchte es erneut: „Willst du wirklich Lear wieder das Reden überlassen?“ fragte er skeptisch mit dem Anflug eines Lächelns, „Ist es wirklich das, was du willst?“
    „Eigentlich hast du ja Recht. Aber er würde es mir übel nehmen, fürchte ich. So nervig er auch ist, er ist recht nützlich als Verbündeter.“ meinte Zoîn gedehnt.
    Sein Gegenüber verdrehte die Augen.
    „Keine Sorge, er müsste jetzt jeden Moment anfang... ah, wenn man von Lear spricht.“ Er lächelte.
    Eine der zahlreichen Drohnen ließ nun wieder die Stimme des protzigen Mechanen erklingen, der seinen Streit mittlerweile wohl beigelegt hatte. Er sah reichlich erwärmt aus.
    „Nach dieser, nun, unschönen Unterbrechung, mögen wir uns einmal mehr der Prüfung dieses jungen, aufstrebenden...“ Wie erwartet hörte er so schnell nicht mehr auf damit, den Rest der Hüter mit umständlich formulierten Offensichtlichkeiten zu langweilen. Also bot sich eine gute Gelegenheit, erneut die Ausrüstung durchzusehen. ReDeTer immer noch kaputt, Granate natürlich erschöpft, sonst alles einsatzbereit. Drei DeReTer-Materialisierungs-Scheiben, dazu vier, dem Schwappen nach, hoch volle Magazine plus das Magazin in seiner Waffe. Ja, er fühlte sich bereit.
    Gerade als der Prüfling seine Inspektion abgeschlossen hatte, erblickte der Mechane seine Vorbereitungen und unterbrach sich.
    „Wie ich sehe, bereiten sie ihre Ausrüstung vor. Nun, sie müssen versichert sein, dass in der folgenden Phase keinerlei Gerätschaften einsatzbereit sein werden...“
    ...die Modifikationen an den TransDim-Ankern...
    „...Die Anker wurden ausschließlich auf ihre Person und auf einige ihrer Gegenspieler beschränkt. Schüsse irgendeiner Form werden also unmöglich sein. Die folgende Phase ist demnach dem ausgeglichenen, bewaffneten Nahkampf zugeschrieben. Normalerweise würden sie nun ihre bevorzugte Waffe erhalten...“ er schaute auf einige Dokumente, die auf seiner Konsole herumlagen „...aber das haben sie ja abgelehnt... warum auch immer... Naja, wie dem auch sei. Es möge die nächste Phase beginnen.“
    Blendende Blitze.
    Lässig stand der Prüfling vor seinen waffenstarrenden Kontrahenten und grinste selbstsicher.
    Die konnten ruhig kommen.

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  • Schnell überblickte der Anwärter seine Gegner. Fünf an der Zahl. Und diesmal waren es keine einfachen Söldner. Im Gegenteil: Das waren kampferprobte HERV-Truppen. Und dazu auch noch keine willenlosen Marionetten wie die Mezoms. Leute wie sie sorgten tagtäglich dafür, dass die HERVs, gleich wie unerträglich sie auch verfuhren, nicht einfach vom unterdrückten Volk gestürzt werden konnten. Sie waren wahrscheinlich erfahren und definitiv um Längen besser modifiziert als die Dunkelstädter von vorhin.
    Bei einer eingehenderen Betrachtung, konnte der Prüfling seine Gegner bereits grob einordnen. Einer trug ein scheinbar rituelles Gewand. Offenbar kam er von einer Sekte. Beige-goldene Schärpen umhüllten seinen kleinen Körper und machten es dem Geprüften unmöglich etwas über die Gestalt darin zu erfahren. Bewaffnet war er mit einem Kampfstab an dessen beiden Enden jeweils eine Klinge angebracht war. Er bereitete sich mit einigen Dehnübungen vor und zeigte seinerseits noch überhaupt kein Interesse an seinem Gegner.
    Die nächsten zwei HERV-Soldaten waren jedoch unschwer als Chimären zu identifizieren. Ihr Anblick wirkte abstoßend auf den Prüfling. Nicht etwa, weil ihre Modifikationen unnatürlich wirkten - er hatte selbst immer eine gewisse Sympathie zu denen empfunden, die sich etwas weiter von der natürlichen Menschenform entfernten, auch wenn er sie zugleich meist für Opfer der Mode hielt – nein, diese beiden sahen aus wie Marmorstatuen, die von einem überaus perfektionistischen und wahnsinnigen Bildhauer idealisiert worden waren.
    Wahrscheinlich stimmte diese Einschätzung sogar weitestgehend, wobei die Marmorstatuen jedoch Menschen und der Bildhauer der psychopathische Leiter der „Republik“ gewesen waren. Es war ihm wirklich ein Gräuel, was sich diese HERVs alles an Barbareien ausdachten. Obwohl doch kaum einer wie der andere war, waren sie doch alle besitzergreifend und vertraten Ideale, die alle gleich verdreht waren. Das gemeine Volk wusste davon allerdings meist nicht viel. Gefangen zwischen Unwissen und maßgeschneiderter Propaganda des Senders.
    Die beiden Chimären waren jeweils über zwei Meter hoch und auf ekelhaft perfekte Weise muskulös. Dazu trugen sie äußerst archaische und antike Waffen. Der eine hielt eine grobe Streitaxt, während der andere mit einem langen Zweihandschwert vorliebnahm. Anscheinend hielten sie diese völlig veralteten Waffen wohl für edel, vermutete der Prüfling.
    Die beiden sahen so aus, als konnten sie es kaum noch erwarten, sich auf ihn zu stürzen.
    Der vierte Mensch war anscheinend irgendein Bandenmitglied. In seine Haut waren großflächig Tätowierungen eingebrannt. Seine Hände waren mechanisch. Ziemlich breite, schwere Klötze aus denen eine menschenähnliche, stählerne Hand ragte. Wahrscheinlich waren darin die Waffen versteckt, die er nutzen wollte.
    Der letzte Kontrahent war jedoch derjenige, auf den es ankam. Hatte der Prüfling zwar insgeheim gehofft, es mit einem menschlichen Vertreter des W.K.G. zu tun zu bekommen, so nahm er allerdings auch gerne die Gelegenheit wahr, eins ihrer Experimente auseinanderzunehmen. Der Android, der ihm gegenüberstand ließ jedoch unglücklicherweise kaum auf seine Waffen schließen. Ein einzelnes rotes Auge, ansonsten bestand er aus einer glatten Metallhülle in menschlicher Form, wobei sein Kopf keinen Hals besaß. Das Auge, das den meisten Platz darauf einnahm, hatte also nur Sicht nach vorne. Der Android hatte offenbar Anweisung erhalten, zu warten, denn er verharrte still an seinem Platz.
    Der Anwärter freute sich wirklich auf diesen Kampf. Die Chance auf wenigstens eine kleine Rache für all das, was sie damals mit ihm gemacht hatten, beflügelte ihn.
    Ein letztes Mal musterte er seine Gegner und dachte kurz über die modifizierten Anker nach.
    Schließlich hob er mit einem selbstsicheren Grinsen den Arm in Richtung der beiden aufgepumpten Chimären und winkte sie mit seinen Fingern auffordernd zu sich.
    Mit einer Mischung aus Wut und Vorfreude kamen die beiden der stillen Aufforderung nach.
    Wie zwei Wilde stürmten sie auf ihn zu, während er unbeeindruckt sein nutzloses Gewehr fester packte.
    Aus vollem Lauf schwang der erste der beiden seine zweihändige Streitaxt nach dem Anwärter. Dieser tauchte jedoch einfach unter dem Angriff hinweg, indem er in die Knie ging.
    Blitzartig schnellte er daraufhin aus der Hocke und sprang. Noch im Flug hämmerte er den schweren Gewehrkolben in das stilisierte Antlitz seines Gegners, bevor er leichtfüßig landete. Der Getroffene Chimär taumelte daraufhin zurück. Auf dem zertrümmertem Gesicht stand eine Mischung aus Zorn und Unglauben. Der Geprüfte wich indes schon wieder zur Seite aus, um dem nächsten Schlag des zweiten Hünen zu entgehen. In einer fließenden Bewegung zog er dabei das Magazin aus seiner Waffe und drückte einen kleinen Knopf auf dessen Seite. Das flüssige Uxeion Gemisch floss daraufhin aus dem Magazin und bildete eine kurze Klinge. In dem Moment, in dem sein Gegner seinen Zweihänder wieder nach oben riss, hieb der Geprüfte mit der Klinge nach der Waffe seines Gegners. Als die Klingen einander berührten, schmolzen beide dahin. Durch das plötzlich leichtere Gewicht seiner Waffe, fiel der Chimär hintenüber. Der vordere Teil seines Schwerts schepperte zu Boden. Die Klinge des Anwärters hingegen bildete sich einfach erneut aus Material aus dem Magazin.
    Fuchsteufelswild sprang nun der Hüne mit der gebrochenen Nase wieder nach vorne.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte der Prüfling den Schlag und drehte sich mit der Attacke auf seinen Gegner zu. Aus der Drehung versetzte der Geprüfte ihm einen Ellbogenstoß in die Magengegend und einen weiteren nach oben gerichteten Faustschlag mit dem schweren Magazin in der Hand. Als der Schlag die Wange des Chimärs zerschmetterte, zog der Prüfling die erhobene Klinge über den Körper seines Gegners. Das hochkonzentrierte Uran-Xenon-Gemisch zerfloss, als die Klinge auf Haut traf und entzündete sich sofort. Die Spur von brennendem Metall, die das Magazin hinterlassen hatte, fraß sich nun begierig durch die Haut des Mannes.
    Höllisch kreischend wurde der Chimär noch im Stehen von der Ebene entfernt. Der Schrei hallte, zusammen mit einer sanften Böe, noch über das grüne, taufrische Gras der malerischen Ebene.
    Verstört schaute der andere nun auf den Prüfling, der diesmal jedoch keinerlei Anzeichen von Mitleid zeigte. Diese fanatischen HERV-Typen waren ihm schlicht egal und die Ideen für die sie kämpften, versetzten ihn eher noch in Rage. Die Dunkelstädter waren zwar dumm gewesen, aber sie waren größtenteils mittellos und hatten wohl keinen anderen Ausweg gesehen. Dagegen mochten diese Typen hier so etwas wahrscheinlich wirklich verdient haben, zumal sie für ihn auch nicht mehr waren, als die vollständig fremdbestimmten Mezoms von vorhin.
    Wölfisch lächelte er nun den verbliebenen Gegner an.
    Als dieser in seinem Erstaunen Anstalten machte, langsam seine zerbrochene Waffe zu heben, rannte der Anwärter mit gehobener Klinge auf ihn zu. Noch während der Chimär zu einem Schlag ausholte, schlug der Anwärter nach dem vorgeschobenen linken Bein seines Gegners. Der letzte Rest des Metalls verteilte sich auf dem Oberschenkel des Hünen, der wegen des peinigenden Schmerzes sofort das Bewusstsein verlor und zusammenbrach. Er lag noch einige Sekunden still am Boden, während sein Bein langsam vor sich hin schwelte, bevor auch er von der Ebene entfernt wurde.
    Tief atmete der Prüfling durch, ließ sein leeres Magazin auf den Boden klappern und zog nun zwei weitere von seinem Gürtel. Über die Schulter blickte er nun zuversichtlich lächelnd zu seinen übrigen Gegnern.
    Der Nächste, bitte.

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    Die letzte Prüfung!? ist eine actionlastige Science Fiction Geschichte in meinem eigenen Universum. More to come.

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  • Der erwartete Angriff blieb aus. Der Android stand noch immer so still wie der einsame Baum zu seiner Linken. Jedoch hatte der kleinere Mann nun seine Übungen beendet und richtete sich nun an seinen verbliebenen menschlichen Kameraden. Obwohl der Anwärter seine Worte nicht genau verstand, da er sehr leise sprach, entnahm er seiner Gestik, dass er wohl die Unterstützung des anderen suchte. Laut lachte der angesprochene Ganger und rief laut: „Hast du etwa Angst? Nein nein, den schaffe ich alleine. Du darfst ruhig allein dein Glück versuchen. Auch wenn ich nicht sehe, wie so ein kleines Bürschchen wie du gegen den da ne Chance hat, wo doch die beiden Republikaner schon keine hatten.“
    Der Kleinere schüttelte nur seinen Kopf und begann, langsam die Verbände um seine Hände zu lösen.
    Alarmiert ließ der Mechane zwei Harken aus seinen mechanischen Unterarmen schnellen, die seine klobigen Hände ersetzten.
    „Was wird das denn?“ schrie er sein Gegenüber verunsichert an.
    Kurz sah der Prüfling noch kleine Klauen an den Fingerspitzen des Bandagierten aufblitzen, dann sprang dieser los. Den Gegenangriff des tätowierten Mechanen unterlief er mit Leichtigkeit woraufhin er aus der Drehung heraus seine Krallen in das Genick des Größeren rammte.
    Wie vom Blitz getroffen, verharrte der Getroffene. Er zuckte noch ein wenig, dann stand er ganz still. Die Finger des kleineren zuckten kurz und der Mechane verkrampfte sich. Das Sektenmitglied flüsterte seinem Mitstreiter noch etwas zu, woraufhin dieser ein entsetztes Gesicht aufsetzte. Noch einmal zuckten die Finger und nun begann das Opfer, sich zu bewegen. Zunächst sahen die Bewegungen noch etwas unbeholfen aus, doch je mehr Zeit verging, desto besser wurde die Kontrolle des Bandagierten.
    Die Aktion des Mannes hatte den Prüfling überrascht. Der kleinere war offensichtlich ebenfalls Chimär. Dazu kam aber noch etwas viel Wichtigeres. Er war nicht nur einfach in irgendeiner Sekte, er musste Kontakte zum Hexer-Zirkel haben. Kontrolle über andere war eins ihrer Hauptziele. Außerdem betrieb niemand, außer dem W.K.G. vielleicht, Forschung in diese Richtung.
    Der Name Hexer-Zirkel, war natürlich, wie so oft bei den Hervs, vollständig unangebracht. Das, was ein minderbemittelter Dunkelstädter mit viel Fantasie für Magie halten konnte, war natürlich pure Wissenschaft. Trotzdem bevorzugten die „Hexer“ die Vorstellung durch ihre pure Geisteskraft anderen überlegen zu sein. Allerlei Arten der Pseudotelekinese, -pyrokinese und sonstigem Hokuspokus hatten sie bereits erfolgreich entwickelt und dabei mitunter ganz verschiedene wissenschaftliche Ansätze verfolgt. Manche verfolgten zum Beispiel die Kontrolle von Viren, wie sie mitunter auch in V.I.E.-Granaten zum Einsatz kamen. Manche suchten aber auch die genaue Kontrolle magnetischer Felder.
    Diese ewige Suche des Zirkels nach immer neuen Technologien, war für die Hexer allerdings auch unbedingt notwendig. Denn schlussendlich sahen sich viele von ihnen als das größte Wesen im gesamten Multiversum. Und als solches hatten sie es natürlich nicht nötig, ihre Macht zu teilen.
    Diese Art von Größenwahn war dem Anwärter schon immer unverständlich gewesen. Denn letztlich blieben diese Leute auf ewig nichts anderes als gewöhnliche Menschen. Egal, wie man es drehte und wendete.
    Mit einem abschätzenden Blick musterte der Prüfling nun seinen Gegner.
    Dieser spezielle Hexer, musste auf jeden Fall clever sein, erschloss er sich. Er musste erkannt haben, dass der Mechane verankert war, damit seine Prothesen funktionieren konnten. Dadurch war er jedoch zugleich anfällig für die Fähigkeiten des Hexers gewesen, welche nun scheinbar mit jedem weiteren Augenblick stärker wurden. Denn die vorsichtigen Bewegungen, die der Chimär dem hilflosen Mechanen versuchsweise aufzwang, wirkten zunehmend natürlicher.
    Der Anwärter fasste die beiden schweren Magazine in seinen Händen fester. Er musste sofort etwas unternehmen! Seine Daumen wanderten zu den kleinen Knöpfen an den Seiten der Magazine.
    Zwei leise Klicks. Dann stürmte er los, mit seinen neu entstehenden Klingen in Händen.
    Der kleine Mann lächelte seinem Angreifer hochmütig entgegen, während sein Opfer ausdruckslos ins Leere stierte.
    Dem mache ich schnell ein Ende! Ging es dem Prüfling noch durch den Kopf.
    Dann erreichte er die beiden. Plump hob die Puppe ihre Arme. Der Anwärter ließ sie jedoch einfach links liegen, und griff direkt den Hexer an.
    Eine Falle!
    Blitzschnell sprang ihm der Mechane in den Weg und schwang seine beiden Metallharken nach ihm. Nur um Haaresbreite gelang es dem Prüfling noch, die schweren Magazine zur Parade hochzureissen. Der Mechane war verankert: die flüssigen Metallklingen behielten ihre Form beim Aufprall. Die Waffen der zwei Gegner waren ineinander verkeilt.
    Der Anwärter versuchte, seine Klingen mit purer Kraft freizubekommen, doch der Ganger war ihm in der Beziehung mehr als ebenbürtig.
    Etwas blitzte unter einem der Arme des Mechanen in der Sonne auf. Reflexartig, ließ der Prüfling eine seiner Waffen los und rollte sich zur Seite weg. Der Hexer hatte ihn mit seiner Stabwaffe angegriffen!
    Mit einem Fuß trat der kontrollierte Mann auf das fallengelassene Magazin und die Klinge zog sich zurück. Herausfordernd lächelte der Hexer seinen Gegner an.
    Der Prüfling rappelte sich sofort wieder auf und warf sich erneut auf ihn. Sein erster Stich wurde von einem der Harken geblockt, während der andere auf ihn herabfuhr. Er musste erneut ausweichen, wobei ihn der Klingenstab des Chimärs nur knapp verfehlte. Er kam wieder auf die Beine und hieb nach dem Oberschenkel des Beherrschten. Dieser sprang nach hinten, während der Stab des Hexers in einem weiten Schwung nach dem Geprüften hieb. Er musste sich flach auf den Bauch fallen lassen, um der Attacke zu entgehen. Der Mechane setzte sofort nach und schlug mit seinen beiden Waffen nach dem Anwärter. Schnell rollte dieser sich zur Seite und kam auf seinen Knien auf. Einer plötzlichen Eingebung folgend, warf er seine Waffe mit ganzer Kraft nach dem Hexer. Sein Gegner riss erstaunt die Augen auf. Der Mechane sprang von der Seite gegen das Projektil. Die Waffe traf ihn mit der flachen Seite an der Wange. Rauchschwaden stiegen von der verschmorten Haut des Tätowierten auf, während er zu Boden stürzte. Die Klauen des Hexers verloren bei dieser schnellen Aktion jedoch den Kontakt zu ihrem Opfer, sodass dieses wimmernd am Boden verblieb.
    Auf den Knien und ohne brauchbare Waffe in Händen, musste der Prüfling jetzt mit ansehen, wie der Hexer langsam mit erhobener Waffe auf ihn zukam. Der Schreck über sein Beinahe-Ableben wurde zunehmend wieder von seinem hochmütigen Lächeln vertrieben.
    „Mir war klar, dass ihr Hüter gar nicht so schwer zu schlagen sein könnt, wie alle immer meinen.“ Sagte der Bandagierte ruhig. „Ich bin überzeugt, dass der Hexerzirkel kurzen Prozess mit euch Störenfrieden haben würde, wenn er es sich nur mal dieser Aufgabe zuwenden würde.“ Sein Lächeln wurde noch ein Stück breiter. „Ihr seid völlig überschätzt und euren Nutzen für die Allgemeinheit kennt wohl auch nur ihr selbst in euren verdrehten schwachen Geistern.“
    „Ich finde es wirklich erschreckend mit welcher Entschlossenheit die HERVs die Vernichtung des Blocks herbeisehnen, den sie doch eigentlich regieren.“ spie der Geprüfte aus „Das allein beweist mir unseren Nutzen.“
    „Pah!“ winkte der Hexer ab, „Ihr hindert uns nur an unserer Entfaltung.“
    „Eure “Entfaltung“ ist Nichts, als technologische Macht. Andere werden diese Macht für sich wollen und es gibt Krieg. Dein erbärmlicher Zirkel würde genauso vernichtet werden, wie der Rest von Block C.“ meinte der Prüfling eindringlich.
    „Erbärmlich? Du elender Wurm!“ Rief der Bandagierte mit einem Mal wutentbrannt, während er mit beiden Händen seine Waffe packte und sie zum letzten Stoß erhob. „Du hast gerade einen großen Fehler gemacht. Du hast dich gegenüber einem Überlegenen vergessen!“ Er machte Anstalten zuzustoßen.
    „Ach ja?“ Für einen Sekundenbruchteil blickte der Geprüfte an dem Chimär vorbei während sich ein Lächeln auf seine Züge legte.
    „Du hast da aber auch etwas vergessen.“ Meinte der Geprüfte hämisch.

    „DU VERDAMMTER MISTKERL!“

    Eine metallene Faust traf den Hexer mit voller Wucht an der Wange. Der “Überlegene“ flog in hohem Bogen, ehe er hart auf dem saftigen Gras landete und noch etwa einen Meter über den Tau rutschte.
    Der rasende Mechane schloss sofort wieder zu ihm auf und versetzte ihm einen harten Tritt in die Rippen. Dann noch einen. Und noch einen. Als er selbst nach einer Weile noch keine Anstalten machte, aufzuhören, wurden die beiden von einem blendend hellen Blitz verschlungen.
    Tief atmete der Prüfling die klare Luft ein, die ihm von dem Ort des Transports entgegenwehte. Er ließ die Brise kurz seine Sinne streicheln, ehe er aufstand und sich gemächlich den Schmutz von seiner Kleidung strich.
    Ein mechanisches Summen begleitet von einem schnellen, rhythmischen Stampfen in seinem Rücken, ließ den Anwärter aufhorchen. Blitzartig fuhr er herum und löste dabei ein weiteres Magazin von seinem Gürtel.

    Die Emukraft, die alles schafft!


    - Eure Order lautet: Vernichtet den Anwärter. -


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  • Noch während er sich umdrehte, sah er etwas Metallisches am Rande seines Sichtfeldes. Aus der Drehung traf seine Waffe seitlich auf die des Androiden, der nun scheinbar in Aktion getreten war. Bloße Metallstäbe, ragten aus seinen Handgelenken hervor.
    Ein Schmerzensschrei entfuhr der Kehle des Prüflings, noch bevor er überhaupt wusste, weshalb. Ein brennender Schmerz breitete sich in dem Arm aus, der seine Waffe hielt. Sämtliche Muskeln verkrampften sich bis zum Äußersten, sodass der Arm eine unnatürliche Haltung annahm und gegen seine Brust gepresst wurde. Das Magazin, das er gerade noch gehalten hatte, klapperte zu Boden.
    Die zweite Waffe des Androids fuhr nach vorne. Vom Schmerz überwältigt stolperte der Anwärter zurück und entging so nur knapp dem Schlag seines Gegners. Doch die Maschine ließ nicht nach. Wieder und wieder sprang sie vor und schlug nach ihm. Er konnte sich jedoch jedes Mal noch gerade so in Sicherheit bringen. Doch nach jedem Ausweichen rang er jetzt stärker nach Luft. Seine Lungen begannen zu brennen und seine Beine protestierten nun auch zunehmend, zusätzlich noch zu seinem verkrampften Arm.
    Der Android fuhr ein weiteres Mal nach vorne. Die Attacke war schneller als die Letzten. Nur mit einem kraftvollen Sprung konnte der Geprüfte sich der Attacke noch entziehen. Durch die schnelle Bewegung strich seine verkrampfte Hand kurz über seine Wange und er spürte – Metall. Völlig unangebracht durchzuckte ihn erneut diese Frage. Hatte er das wirklich ihnen zu verdanken?
    Eine weitere Attacke, er sprang zur Seite. So oder so, hatten sie ihm mehr als genug zugefügt!
    Er duckte sich behände unter einem der Stäbe hinweg. Quälende Schmerzen, ungeahnten Verlust, elende Gefangenschaft.
    Der Android hieb mit seiner zweiten Waffe nach ihm und die Zeit hielt für einen Moment den Atem an.


    „RACHE!“


    drang es hasserfüllt aus seiner Kehle hervor. Voller Zorn warf der Anwärter sich nach vorne, Schmerz und Erschöpfung waren mit einem Mal vergessen. Er unterlief die Attacke seines Gegners mit Leichtigkeit und traf mit seinem gesamten Gewicht den stählernen Körper der Maschine.
    Der Android war noch weit schwerer, als er aussah. Der Aufprall ging dem Prüfling bis ins Mark. Doch die Maschine strauchelte, drohte zu fallen. Ein kurzer Moment, in dem sie sich wieder mit einem Ausfallschritt fangen musste. Das genügte dem Geprüften um sein letztes Magazin mit seiner gesunden Hand zu ziehen.
    Der Android hatte sich gefangen und schlug zu. Ein seitlicher Hieb der einen Hand. Der Prüfling tauchte ab. Doch die Attacke änderte plötzlich ihre Richtung und folgte ihm. Er sprang mit einem Hechtsprung zur Seite. Die zweite Waffe der Maschine schlug noch während des Sprungs nach seinem Kopf. Er sah den Stab auf sich zukommen und konnte sein Haupt gerade noch aus der Attacke drehen.
    Er kam auf dem Boden auf und stach nach seinem Gegner. Die Klinge schnitt ohne Probleme durch das Metall an der Seite der Maschine. Gerade wollte er seine Waffe weiter in den Körper seines Gegners treiben, da fuhr der Android plötzlich herum. Die Schneide brach ab.
    Siegesgewiss grinste der Prüfling. Doch schnell wich ihm die Freude wieder aus dem Gesicht. Das geschmolzene Metall der Waffe lief wirkungslos aus dem Spalt heraus und tropfte zu Boden.
    Er hatte nur in die dicke Panzerung geschnitten!
    Der Android musste sich drehen, um seinen Gegner erneut im Blick zu haben. Als er wieder angriff, riss der Prüfling seine Waffe hoch und zielte auf den Arm hinter dem Stab. Die Klinge war noch nicht wieder vollständig ausgebildet, als sie auf den Androiden traf. Dennoch wurde die Panzerung an einigen Stellen durchtrennt sodass die “Hand“ mit der Waffe nur noch lose befestigt zu sein schien. Unbeholfen zog die Maschine den beschädigten Arm zurück.
    Die andere Waffe zuckte nach unten. Der Prüfling bemerkte sie spät, da er sich auf den anderen Arm seines Gegners konzentriert hatte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als wieder von seinem Gegner abzulassen. Dieser setzte allerdings sofort wieder nach.
    Bei jeder Attacke seines Gegners fiel dem Prüfling jetzt jedoch auf, dass der beschädigte Arm des Androiden kaum noch zu gebrauchen war. Scheinbar hatte er irgendeinen wichtigen Stromkreis beschädigt.
    Als er gerade einem weiterem Angriff mit der unbeschädigten Waffe ausgewichen war, sprang der Geprüfte wieder nach vorne – Genau in die Attacke des zweiten Arms. Entsetzt musste er mit ansehen, wie der Stab ihn an der Brust traf – Doch der Schock blieb aus.
    Der Prüfling setzte seine Attacke fort, umrundete seinen Gegner und rammte ihm das Magazin in den Rücken. Erneut schnitt die Klinge mühelos durch die Panzerung, und drang direkt in den Oberkörper der Maschine ein.
    - Nichts. Der Android fuhr herum. Die Klinge brach erneut ab. Die Maschine erblickte ihn mit ihrem großen, roten Auge und schlug aus der Drehung zu. Sein letztes Magazin war leer, die Attacke hatte ihn überrumpelt.
    Der Stab kam ihm immer näher. Mit wütendem Trotz auf dem Gesicht sah der Prüfling dem Angriff entgegen.
    Das rote Auge erstarb. Der Schwung des Angriffs riss die Maschine herum und ließ sie eine kleine Pirouette drehen, bevor sie scheppernd zu Boden fiel.
    Das brennende Metall der Klinge hatte wohl das Innenleben der Maschine eingeschmolzen.
    Wütend trat der Prüfling auf den reglosen Metallkörper des Androiden.
    „Ich weiß, irgendeiner von euch sieht sich das hier gerade an. Irgendeiner von euch dachte, so ein einfacher Blecheimer könnte es mit mir aufnehmen.“ meinte er in atemlosem Zorn. „Vergesst es! Mich kriegt ihr nicht klein. Ihr habt mich erschaffen, jetzt ist es an mir, euch zu vernichten!“ Er stampfte mit seinem Fuß auf die Brust des Androiden. „Ich bin mir sicher, ihr habt einen Haufen Geld auf meinen Tod gesetzt und euch jetzt gerade ordentlich bei einem anderen HERV blamiert. Ich danke euch, für diese Gelegenheit. Ich werde mich daran erinnern, bis der Letzte von eurem Verband tot zu meinen Füßen liegt.“ Er lächelte grimmig. Sein Atem ging schwer. Das Lächeln weitete sich, bis schließlich doch ein Lachen über die saftig grüne Ebene schallte. „Freut euch eures Leben, solange ihr es noch habt. Irgendwann hole ich es mir!“ keuchte er noch gequält hervor.
    „Wir werden sehen.“ schnarrte eine saure Stimme aus dem Wrack des Androiden, ehe es in einem Lichtblitz verschwand.
    Die Überlegenheit und der Zorn fielen beinahe sofort von ihm ab. Er röchelte plötzlich, würgte und beugte sich vorn über in seinem verzweifelten Kampf um Sauerstoff. Heftige Kopfschmerzen pochten plötzlich in seinem Schädel und seine Muskeln rebellierten. Besonders in seinem rechten Arm brannte jede einzelne Faser. Lediglich der lähmende Krampf darin hatte nachgelassen.
    Zwei Drohnen kamen auf ihn zu. Schwach blickte er auf. Als sie sich ein wenig genähert hatten, ertönte eine Stimme aus einer der Drohnen:
    „Gute Arbeit.“ Meinte Zoîn knapp und nickte ihm zu „Aber du solltest dich in Zukunft nicht mehr derartig von deinen Gefühlen leiten lassen. Der Wunsch nach Rache kann dir schnell über den Kopf wachsen, dich verzehren, ohne dir jemals etwas zurückzugeben.“ ein kleiner Hauch Verbitterung sowie eine Spur von Sorge war aus der sonst so harten Stimme zu entnehmen.
    „Lass ihn doch erst mal zu Atem kommen, eh du ihm gleich wieder irgendwelche Ratschläge erteilst.“ meinte die glockenhelle, wenn auch verzerrte, Stimme von Lynn belustigt. „Außerdem ist jeder schließlich selbst für seinen Weg verantwortlich. Und ihr beide seid euch sowieso ähnlicher, als dir lieb ist, mein lieber Zoîn. Du warst vor nicht allzu langer Zeit doch noch ganz ähnlich gestimmt.“ sie lächelte Zoîn von ihrer Konsole aus zu. Er schien neben ihr zu sitzen.
    „Vor Kurzem...“ meinte dieser kurz wehmütig. Dann fing er sich wieder: „Wie dem auch sei.“ wischte er diese Gedanken beiseite. „Ich glaube Lear hat schon wieder angefangen, zu reden.“
    Tatsächlich verkündete im Hintergrund eine der Drohnen bereits wieder lautstark ihre Meinung zu dem bisherigem Geschehen und dem, was noch kommen sollte.
    „Nach dieser Phase ist nun erstmal eine kurze, viertelstündige Pause vorgesehen, bevor wir fortfahren.“ Meinte der bekannte Mechane. „In der nächsten Phase werden sie nämlich wieder mit Verankerung und vollem Waffeneinsatz kämpf...“ Das Bild stockte „ämpf...“ ruckte noch einmal, ehe es mit einem langgezogenen „Äääääää...“ einfror. ALLE Bilder froren ein.
    Überrascht sah der Prüfling sich um. Ein lautes statisches Knacken. Sämtliche Bildschirme erloschen auf einen Schlag vollständig. Die Gesichter der Hüter wichen blankem Schwarz. Eine Drohne nach der anderen fiel zu Boden und schepperte lautstark beim Aufprall auf der Wiese.
    Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit des Aufruhrs, kehrte wieder Stille auf der Ebene ein. Kein Schleifen und kein Rattern mehr – und auch keine labernden Mechanen. Nur noch zarter Wind, der sanft das taufrische Gras und die wundervolle Krone des mächtigen Baums streichelte.
    Doch diesmal beruhigte die stille Atmosphäre den Prüfling in keinster Weise. Das hier war ganz grundlegend falsch! Die Hüter, die wohl umsichtigste Institution im gesamten Block C, hatten gerade die Kontrolle verloren!
    Gehetzt blickte der Anwärter sich um. Sein Verstand raste bereits wieder, trotz der Kopfschmerzen, trotz seiner Erschöpfung. Er war so ziemlich am Ende und er hatte keine einzige funktionsfähige Waffe mehr am Körper! Eine ruhige Männerstimme riss ihn aus seinen Gedanken:
    „Seid gegrüßt, ehrenwerter Anwärter der Hüter.“ Es klang irgendwie ironisch.

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  • Erschrocken blickte der Prüfling auf und starrte auf den knorrigen, alten Baum einige Meter vor sich. Die Stimme war zwar eindeutig aus dieser Richtung gekommen, doch außer dem schweigenden Baum, war dort nichts zu erkennen.
    Hastig schaute sich der Anwärter auf der Ebene um. Sein Kopf vergolt es ihm mit noch intensiverem Pochen. Dennoch machte er ein paar Meter neben sich eins der Magazine aus, das er im Kampf gegen den Hexer hatte fallen lassen.
    Er atmete noch einmal tief ein, ehe er sich matt aufrichtete und seine gepeinigten Glieder für einen Hechtsprung anspannte. Er landete weich auf der feuchten Wiese, rollte sich ab und nahm dabei das Magazin auf. Doch als er wieder aufspringen wollte, versagten seine Beine ihm endgültig den Dienst und er verblieb erschöpft und gequält in der Hocke. Keuchend richtete er das schwere Magazin samt neu entstandener Klinge gegen den Baum. Sein ausgestreckter Arm zitterte und seine Hand verkrampfte um die Waffe.
    Auch nach ein paar weiteren Herzschlägen tat sich nichts. Stille umfing ihn während mit jedem Herzschlag seine Nervosität wuchs. Lediglich seine Kopfschmerzen ließen etwas nach. Als er sich ein wenig gesammelt hatte, brachte der Prüfling schließlich ein angestrengtes
    „Wer ist da?“ hervor. Sein einsamer Ruf gellte verloren über die endlose Ebene.
    Doch kaum war seine Frage verhallt, setzte mit einem Mal ein leises elektrisches Rauschen ein, das zunehmend von einem stetigen Knistern ergänzt wurde. Das Geräusch wurde beständig lauter und übertönte schließlich mit Leichtigkeit die ruhigen Geräusche des Windes und des Baches. Der Prüfling verspannte sich und packte seine Waffe noch fester, während er nach Möglichkeit versuchte, sich auf den Baum zu konzentrieren. Noch immer stieg der Lärm weiter an und wurde nun fast ohrenbetäubend.
    Verblüfft riss der Prüfling die Augen auf, als der Baum sich plötzlich zu verformen begann. Begleitet von dem alles übertönenden Lärm formte sich allmählich eine kleine Beule aus dem alten Holz. Doch sie schwoll rasch an, bis sie am Ende etwa zwei Meter groß war. Der Lärm nahm noch weiter zu und der Anwärter musste mit sich ringen, um sich nicht die Ohren zuzuhalten. Dann teilte sich das Holz plötzlich und ein stolzes Gesicht schälte sich geradezu aus dem Holz heraus. Der Lärm verschwand mit einem Mal, es herrschte Totenstille. Der Prüfling hielt seinen Atem an und selbst Wind und Wasser schienen für diesen einen Augenblick inne gehalten zu haben.


    Ich bin Lord Seven.“


    Wie ein Sturmwind brach der Lärm wieder los, während sich das Holz weiter teilte. Immer mehr Details eines schwarzen, post-modernen Anzugs wurden sichtbar. Dann machte die aufrechte Gestalt einen würdevollen Schritt nach vorne und der Lärm verebbte mit einem Schlag. Das Holz war förmlich um den Anzug herum geflossen und hatte sich jetzt wieder an seinen angestammten Platz in dem alten Baum eingefügt, der wieder genauso wirkte, wie vorher.
    Lediglich das Rascheln des Grases und das plätschernde Wasser erfüllten jetzt wieder die Luft.
    Für einen Moment starrte der Prüfling die Gestalt ungläubig an, ehe er sich wieder fing. Er schätzte den Mann, der ihm da gegenüberstand, einige Jahre jünger ein als Zoîn. Er trug kurze, schwarze Haare, die, genau wie sein schwarzer Anzug und seine dunkelrote Krawatte, post-modern wirkten. Sein überaus ansprechendes Gesicht wurde am Kinn von einem stilvoll getrimmten Bart geziert, der das leicht arroganten Lächeln nur umso stärker wirken ließ.
    Der Prüfling konnte an dem Mann weder Waffen, noch eine Modifikation erkennen. Wäre der Mann nicht gerade durch feste Materie gegangen, hätte der Anwärter sich vielleicht etwas entspannt. So wurde er jedoch nur noch unruhiger.
    Er beobachtete den Mann weiterhin sorgfältig, die Klinge noch immer zitternd erhoben, während sein Gegenüber sich lässig ein paar Holzsplitter von seinem Anzug wischte.
    Der Atem des Geprüften ging trotz seiner Anspannung wieder etwas ruhiger und als der Neuankömmling nichts weiter unternahm, gab er das Beobachten auf.
    „Lort Sävenn?“ meinte der Anwärter verächtlich und versuchte seine wachsende Verunsicherung niederzukämpfen. „Was soll das für ein Name sein?“
    Der Mann lächelte daraufhin noch ein bisschen herablassender, ehe er antwortete.
    „Ich glaube Sie sind gerade wirklich nicht in der Position, sich über mich lustig zu machen.“ Ein Hauch von Belustigung schwang in seiner Stimme mit. Als er fortfuhr wich dieser jedoch einem weitaus ernsteren Ton „Das ist mir gegenüber außerdem nie eine gute Idee.“
    Der Anwärter gab sich weiterhin alle Mühe, selbst Ruhe auszustrahlen. Dennoch war seine Nervosität offenkundig, als er den Mund aufmachte.
    „Wieso das? Bist du Mitglied eines HERV?“ Abscheu mischte sich in seine Stimme, „Dienst du ihnen etwa?“
    „Ihnen dienen?“ wiederholte der Fremde belustigt und hielt inne. Er schien kurz mit dem Gedanken zu spielen, „Nein, so herum stimmt das nicht.“
    Diese kryptische Antwort verwirrt den Prüfling nur noch weiter.
    „Zu wem gehörst du denn dann?“ Die Ungewissheit machte ihm sichtlich zu schaffen. „Milizionäre, Strukturalisten, Ordner...“ ratterte er die Möglichkeiten herunter, die ihm einfielen, ehe er zögerte und ein wenig die Farbe verlor. Er schluckte ehe er zögerlich aussprach, was er dachte:


    „Unterherren?“


    Der andere lächelte ihn kurz böse an. Der Prüfling wurde noch bleicher.
    Das Lachen des Mannes brachte allerdings schnell wieder ein wenig Farbe auf das Gesicht des Anwärters zurück. „Nein, nein, keine Angst zu denen...“ er spie das Wort geradezu aus, „...gehöre ich wirklich nicht. Zu den anderen dreien übrigens auch nicht.“ Doch sofort wurde er wieder ernster. „Ich würde es im Übrigen sehr begrüßen, wenn Sie mir trotz allem ein wenig mehr Respekt entgegenbringen würden.“
    Der Prüfling wagte einen erneuten Versuch aufzustehen und trotz seiner wackeligen Knie schaffte er es diesmal auch.
    „Womit meinst du dir das denn verdient zu haben?“ fragte er giftig.
    Der Mann verengte die Augen und seufzte vernehmlich. „Es ist wirklich schade, dass ihr Hüter alle so aufsässig seid, nur weil ihr den HERVs ein bisschen auf der Nase rumtanzt. Ihr könntet so viel mehr sein, wenn ihr in dieser Hinsicht nicht so beschränkt wärt.“
    „Weißt du, ich habe mich gerade eben schon angeregt mit einem Hexer über das Thema unterhalten und dem W.K.G. nebenbei auch noch mitgeteilt, was ich von ihren Ansichten zu dieser Frage halte.“ Der angehende Hüter straffte sich. Zorn und Verachtung beherrschten erneut seine Worte.
    „Sie missverstehen mich.“ meinte der Fremde ruhig. „Ich sagte lediglich ihr Hüter könntet weit mehr sein, als eine Bande von unorganisierten Aktivisten und Waffenschiebern. Ich will keineswegs die Feindschaft der Hüter. Ich will sie auch überhaupt nicht abschaffen. Von mir aus, könnt ihr doch machen, was ihr wollt. Das betrifft mich nicht. Nicht direkt.“
    Der Prüfling senkte bei dem Wort „Waffenschieber“ kurz seinen Blick, ehe er wieder aufschaute. Eine leichte Verbitterung löste jetzt seinen Zorn ab, denn was der andere Mann sagte, traf zu. Die Hüter waren nämlich bei weitem keine wohltätige oder freiwillige Organisation und während ihr Hauptziel darin bestand, übermächtige Technologien der HERVs zu konfiszieren, die für den Krieg gebaut waren oder einen solchen provozieren würden, so fielen ihnen doch auch extrem häufig Gerätschaften in die Hände, die das Gleichgewicht der Mächte nicht maßgeblich beeinflussten oder die nur solange gefährlich waren, wie nur eine Partei sie hatte. Die Hüter finanzierten sich schlussendlich also über den Verkauf von neuester, gestohlener Waffentechnologie zurück an die HERVs. Das war kein Gedanke, der dem Anwärter besonders gut passte, er hasste die HERVs und auch jegliche Kooperation mit ihnen, aber es war nun einmal Realität und er nahm es hin. Dennoch gab ihm das umfassende Wissen seines Gegenübers weitere Rätsel auf. Und zusammen mit seiner völligen Erschöpfung, wurde er zunehmend gereizt.
    „In Ordnung. Jetzt weiß ich, was du nicht willst.“ meinte der Prüfling trocken. „Aber was, verdammt noch mal, willst du von mir?“
    Der Fremde lächelte von einem Ohr zum anderen. „Nur das, was jeder am heutigen Tage von Ihnen will, ehrenwerter Anwärter. Nichts weiter.“
    Der Prüfling zog seine Augenbrauen hoch und lachte schwach auf. „Du willst einen Kampf?“
    Sein Gegenüber nickte nur.
    „Das wäre doch ziemlich unfair, findest du nicht.“ Er deutete demonstrativ an sich herunter.
    Der Ältere lächelte ihn kurz an.
    „Ja ich muss zugeben, das heutige...“ Er zögerte kurz, „...die heutige Prüfung hat Sie ein wenig beeinträchtigt. Aber da gibt es zwei Möglichkeiten, dem ganz einfach Abhilfe zu schaffen.“
    Der Mann wirkte zusammen mit seiner gekonnten Gestik wirklich eindrucksvoll.
    „Erstens, ich wiederhole jetzt einfach, was sie bereits getan haben, um eine Art Ausgleich zu schaffen...“ er ließ den Gedanken kurz für sich stehen, als würde er ihn tatsächlich in Betracht ziehen, „...oder Sie ruhen sich aus.“
    „Was?“ meinte der Anwärter entgeistert, völlig überrumpelt von dem Vorschlag.
    „Ruhen Sie sich aus!“ Wiederholte der Mann ruhig und eindringlich. Es klang schon beinahe besorgt.
    Der Prüfling wurde still und sank ganz langsam erschöpft zurück auf die Knie. „Aber was wird aus meiner Prüfung?“ Begehrte er noch einmal auf, mit einer Stimme aus der sowohl Verwirrung und Erschöpfung als auch ein wenig Resignation sprachen. Immerhin hätte der Mann schon lange versuchen können ihn zu töten und in seinem jetzigen Zustand bedeutete das bisschen Widerstand, zu dem er noch imstande war, ohnehin Nichts mehr.
    „Ohne Sie wird es nicht weitergehen“ sprach der Mann das Offensichtliche aus, „und es ist bis jetzt nur ein einziges Mal vorgekommen, dass die Prüfung ohne das Beisein der Hüter weitergelaufen ist. Es besteht also nicht die Gefahr, dass gleich der Krieg in Form der nächsten Phase über uns hereinbricht.“ Die Bemerkung klang merkwürdig hintergründig.
    „Was glauben Sie übrigens,“ fuhr der Mann breit lächelnd fort, „bei welchem Hüter die Übertragung seiner...“ Zögern „...Prüfung öfters unerklärt abbrach?“
    Der Anwärter blickte ihn nur ungläubig an. Will der sich jetzt mit mir unterhalten? Und woher kann er solche Dinge überhaupt wissen?
    Die Antwort kam dem Prüfling aber ohne großes Überlegen über die Lippen. Ohne dass er es wirklich wollte, fragte er schwach erheitert.
    „Lynn?“
    Der Mann nickte ihm lächelnd zu. „Wer auch sonst?“
    Seine Züge nahmen wieder einen etwas hochmütigeren Zug an.
    „Wenn sie nun nichts dagegen haben, dann widme ich mich in der Zwischenzeit anderen Dingen. Sagen sie mir einfach Bescheid, wenn sie sich der Herausforderung gewachsen fühlen.“ Der Fremde machte noch einen Schritt zurück auf den Baum zu und ließ sich dann in den Schneidersitz sinken. Er drehte sich um und starrte mit leerem Blick über die Ebene, während seine Pupillen unnatürlich schnell zu zucken begannen.
    Der Prüfling verharrte noch etwa zwei Minuten und sah dem reglosen Mann zu. Dann gab er es auf und ließ sich einfach auf seinen Rücken fallen. Seine Glieder schmerzten weiterhin und seiner Atmung hatte das Gespräch keine besonders gute Chance zum Erholen geboten. Mit einer Hand fischte der Anwärter noch eine Spritze aus seiner Tasche, setzte sie sich an eine Ader und drückte eine kleinere Menge Zellen in seinen Körper. Dann driftete er weg.

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  • Ein angewidertes, grob verzerrtes Seufzen drang in seinen leeren Geist ein und dröhnte dort eine Weile nach, wie furchtbares Glockenläuten. Der Anwärter verzog noch einmal missbilligend seinen Mund, dann schreckte er aus dem Schlaf hoch, riss seine Augen auf und blickte sich verwirrt um. Sein Blick schweifte erneut über die grüne Ebene, die mittlerweile reichlich ramponiert aussah und blieb dann schließlich an der überwiegend altmodisch gekleideten Gestalt hängen, die noch immer reglos vor dem alten Baum verharrte. Er versuchte sich zu beruhigen und seine Fassung zurückzugewinnen. Der andere Mann beachtete ihn gar nicht und seine Augen zuckten weiter in übermenschlichem Tempo hin und her.
    Doch kein Traum.
    Mit einem Ächzen bemerkte er den Schmerz in seiner Brust und griff sich an sein Herz. Das stechende Gefühl breitete sich von dort bis in all seine tauben Gliedmaßen aus. Er biss seine Zähne aufeinander und schüttelte den Kopf.
    Das ist gar nicht gut! Die nächste Behandlung heute, könnte mein Ende sein.
    Nur langsam kehrte das Gefühl in seine Arme und Beine zurück. Sie waren noch ein wenig angespannt, aber das würde sich glücklicherweise legen. Sein Herz schlug ruhig und sein Atem war gleichmäßig. Nur das warnende Ziehen in seiner Brust blieb noch eine Weile.
    Erst dann bemerkte er es. Das nervtötende Schleifen im Hintergrund!
    „Du hättest schon längst anfangen sollen!“ meinte eine androgyn verzerrte Stimme verärgert.
    Der Prüfling sah hastig über seine Schulter und entdeckte dort wie erwartet eine Drohne. Der Bildschirm schien auf den ersten Blick vollständig schwarz zu sein. Doch mit der Zeit begann der Anwärter einige Reflexionen in der Dunkelheit auszumachen, angestrahlt von dem Bildschirm, den der oder die Fremde unzweifelhaft vor sich hatte. Ein Gesicht konnte er trotzdem nicht erkennen, nur fahl spiegelnde Streifen, die sich gleichmäßig in der Dunkelheit verteilten. Dann erkannte er aber noch etwas. Zwei winzige Lichtpunkte, reflektiert auf schimmerndem schwarz. Da sie im Zentrum der silbernen Zeichen standen, nahm er an, dass es sich dabei um Augen handeln musste.
    „Und könntest du diesem Kerl bitte sagen, dass er mich nicht so anstarren soll!“ fauchte die Stimme gereizt.
    Der Anwärter lächelte die Drohne noch eine Weile demonstrativ an, ehe er wieder zu dem anderen Mann herüberschaute. Dieser saß noch immer vollkommen reglos da, aber seine Augen hatten jetzt die Drohne fixiert.
    Resigniert schüttelte er den Kopf. „Hat denn heutzutage niemand mehr einen Rest Anstand?“
    Du hältst dich doch nicht an unsere Abmachung!“ kam es keifend von der Drohne.
    Der Mann schüttelte resigniert den Kopf, dann erhob er sich langsam.
    „Miss A’n, hätte ich gerade eben mit diesem Anwärter den Kampf gesucht, dann wäre er tot gewesen, noch bevor Sie auch nur die Gelegenheit gehabt hätten, zu spät zu kommen.“
    Ein Knacken und Knistern kam von der Drohne, was wohl ein Schnauben sein sollte.
    „Wenn er nichts drauf hat, dann...“
    „Was ist hier überhaupt los?“ unterbrach der Anwärter die Drohne genervt und sprang dabei ebenfalls auf.
    „Er hat wirklich keinen Anstand, oder?“ kommentierte die Unterbrochene trocken.
    „Das sagte ich Ihnen doch.“ Pflichtete ihr der Anzugträger unbeteiligt bei.
    An den Prüfling gewandt fügte er hinzu. „Miss A’ns Anwesenheit ist für Sie nicht von Bedeutung. Es bleibt dabei. Ich möchte mich mit Ihnen messen.“
    Der Anwärter besann sich kurz und sammelte sich „Gut. Ich nehme an, dass du an einen Nahkampf gedacht hast? Die TransDim-Anker lassen ein Feuergefecht ja noch nicht wieder zu.“
    Zu seiner Überraschung lachte sein Gegenüber auf und auch von der Drohne kam ein missbilligendes Zischen.
    „So etwas hält mich nicht auf.“ Meinte der Fremde gutgelaunt. Der Anwärter hob ungläubig die Augenbrauen.
    „Sie glauben mir nicht? Dann zeige ich es Ihnen.“ In aller Ruhe spreizte der Mann seinen rechten Arm vom Körper ab. Er machte eine rasche, ausladende Geste vor sich – und hielt ein Sturmgewehr in der Hand! Mag SG, wie ein genauerer, zweiter Blick bestätigte.
    Unmöglich, dass er das versteckt am Körper getragen hat! Selbst mit einem Hologramm! Schoss es dem Prüfling durch den Kopf.
    Der Mann lächelte noch breiter, als er die Waffe von sich weg hielt und abdrückte. Es durfte Nichts passieren! Es konnte gar nicht! Das war gegen alle hiesigen Naturgesetze und doch hielt die magnetische Verbindung in den Geschossen. Die Kugeln schlugen genau da ein, wo die Waffe hinzeigte, wirbelten Staub auf und zerfetzten grüne Pflanzen.
    Völlig perplex starrte der Anwärter den älteren Mann an.
    „Tss. Angeber.“ Kommentierte die Drohne verächtlich.
    „Seien Sie doch still.“ fauchte der Anzugträger gespielt und warf das Gewehr nach der Drohne. Die Drohne blieb wo sie war. Doch Zentimeter vor dem Auftreffen verschwand das Gewehr spurlos. Kein Blitz, kein Wind.
    „Und ein Feigling noch dazu.“
    „Wir haben eine Abmachung.“ wies der Anzugträger die Drohne freundlich hin.
    Der Prüfling musste sich erneut sichtlich zusammennehmen. Dass ihn jemand derart irritieren konnte, hätte er sich nicht träumen lassen und diese beiden Leute taten noch dazu so, als sei das, was sie taten das Normalste von der Welt. Selbstverständlich.
    Er wollte sich nicht mehr länger davon ablenken lassen. Er kam mit Lynn zurecht. Da war das hier doch ein Klacks dagegen. Immerhin ließ sich bisher noch alles, was die beiden getan hatten, wissenschaftlich erklären.
    Das hoffte er zumindest inständig.
    Kurzentschlossen ging er ein paar Schritte und musterte das Gras, ehe er fand was er suchte. Eins seiner übrigen Magazine. Wie selbstverständlich hob er es auf und steckte es ein, ehe er sich daran machte, die übrigen zu suchen und zu sichern.
    Die beiden anderen ließen ihn einfach gewähren.
    „Du hast meine Frage übrigens noch nicht beantwortet... Lort.“
    Ein leises wiederholtes Knacken kam von der Drohne. War das ein Kichern?
    „Natürlich.“ Meinte der Anzugträger gespielt untertänig. „Ich denke wir werden einen ganz klassischen Nahkampf bestreiten.“
    „Wie du meinst.“ Antwortete der Anwärter bemüht gleichgültig. Er untersuchte bereits seine Magazine, um die zu finden, die noch voll waren.
    „Sind Sie denn wieder bereit für einen Kampf?“
    Der Geprüfte nickte nur und zog zwei Magazine von seinem Gürtel.
    „Ausgezeichnet, dann möchte ich auch nicht weiter Ihre Zeit verschwenden.“
    Begleitet von einem lauten, verzerrten „Na endlich!“ stürmten die beiden aufeinander zu. Der Anzugträger war unbewaffnet.

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  • Schon während seines Ansturms rasten die Gedanken des Prüflings wieder auf Hochtouren. Adrenalin durchflutete ihn. Sein Gegenüber würde allem Anschein nach erst im allerletzten Moment eine Waffe ziehen oder eine Modifikation nutzen. Er packte seine Waffen fester und aktivierte die Klingen. Er spürte wie sich langsam das Gewicht der Waffen in seinen Händen verschob.
    Sein Gegner hielt währenddessen eine Hand beim Rennen leicht vor seinem Körper und seine Hand krümmte sich, als ob er ein unsichtbares Schwert trüge.
    Wusste ich es doch!
    Mit einem Lächeln trafen die Kontrahenten zusammen. Die leere Hand fuhr nach oben, doch der Prüfling hatte bereits seine Waffe in Stellung gebracht.
    Nichts geschah.
    Ein entsetzter Schauer ran dem Geprüften über den Rücken.
    Der Anzugträger hielt einfach seine leere Hand weiterhin erhoben, während dem völlig überrumpelten Anwärter langsam der Arm schwer wurde. Ungläubig starrte er auf die rechte Hand seines Gegners. Nach einem kurzen Augenblick der Stille fasste sich der Prüfling wieder und riss seinen Blick von der Hand seines Gegners los. Er spürte ein leichtes Pochen an seiner rechten Seite und schaute dorthin.
    „Sie sind tot.“ Stellte der Anzugträger fest und klopfte weiterhin sanft mit seinem Renaissance-Säbel gegen die Flanke seines Gegners. Der Anwärter erkannte eine wundervoll mit Gold verzierte Waffe - in der linken Hand des Mannes, die er kaum merklich angehoben hatte.
    Mit einem leisen Fluch ließ der Prüfling jetzt ganz langsam seine erhobene Waffe sinken.
    „Ich wusste, ich habe Sie richtig eingeschätzt.“ freute sich der Ältere. „Sie waren klug genug zu wissen, was ich unternehmen würde, aber zu leichtgläubig, um zu verstehen, wie.“
    „Was sollen diese Spielchen?“ meinte der Anwärter zerknirscht. „Ich dachte du willst einen Kampf!“
    „Ja, den will ich. Aber den bekomme ich eben nicht, wenn Sie einfach unkonzentriert in Ihr Verderben stürmen. Falls Ihnen unsere Auseinandersetzung gerade nicht ernsthaft genug war und Sie belanglos sterben wollen, können sie jetzt einfach einen Sprung in meine Waffe unternehmen.“ Fest schlug er bei seinen letzten Worten die stumpfe Seite der Waffe in die Rippen des Geprüften, dann ließ er die Waffe sinken.
    Den hasserfüllten Blick seines Gegners erwiderte er mit einem Lächeln.
    „Na los doch. Ich bin mir sicher, Sie können das besser!“
    Der Prüfling machte ein paar langsame Schritte zurück und atmete tief durch. Sein Gegner kämpfte gerissen und fintenreich. Er würde sich vollauf konzentrieren müssen, wenn er ihn besiegen wollte.
    Immerhin hielt sein Gegner aber jetzt seine Waffe in Händen. Der Geprüfte packte die Magazine fester.
    Mit einem Satz, rannte er wieder auf seinen Gegner zu, seine Waffen zum Schlag erhoben.
    Ein kreischendes Klingen begleitete den ersten Schlag des Prüflings. Seine Waffe wurde einfach abgelenkt. Sofort ließ der Anwärter einen Schlag mit seiner zweiten Waffe folgen, doch der Mann machte einen kaum merklichen Schritt zur Seite und schlug daraufhin die Waffe weg. Doch der Geprüfte setzte sofort wieder mit seiner ersten Waffe nach. Ein flinker Sprung seines Gegners brachte ihn außer Reichweite und brachte wieder etwasAbstand zwischen sie brachte.
    „Schon besser.“ meinte der Anzugträger anerkennend. Ein abschätziges, verzerrtes Schnauben der Drohne war seine Antwort. „Aber dennoch...“
    Der Mann sprang sofort wieder vor und ließ seinen Säbel nach unten fahren. Doch der Prüfling konnte schnell genug mit einem Magazin parieren. Der Säbel zuckte sofort wieder nach oben und schlug erneut zu. Der Geprüfte riss wieder seine Waffe hoch und stach sofort mit der anderen zu. Mit einer kleinen Bewegung wich der Anzugträger dem Angriff nach hinten hin aus und drohte aus dem Gleichgewicht zu kommen. Gleichzeitig spürte der Anwärter, wie die Waffe des Anderen seine erhobene Klinge nur kurz berührte und dann sofort zurücksprang nur um schnell wieder eine neue Richtung einzuschlagen. Der Anwärter hatte keine Chance mehr zu parieren.
    „Sie sind...“ setzte der Mann an. Doch der Prüfling wich blitzschnell eine Handbreit zurück. Die Klinge des Mannes verharrte harmlos vor seiner Brust, anstatt sie vollständig aufzuschlitzen. Sein Gegner hob erstaunt die Augenbrauen. Sein Arm mit der Waffe war vollständig ausgestreckt und wegen seiner winzigen Ausweichbewegung, hatte er sein Gleichgewicht nach hinten verlagert. Er warf sich nach vorne, um zuzustoßen, doch der Prüfling war schneller. Triumphierend lächelnd schlug er die Waffe seines Gegners weg und stieß bereits mit der anderen zu. Sein Gegner reagierte blitzschnell. Trotz des Schwungs nach vorne schaffte er es aus seinem Angriff eine wahnwitzige Ausweichbewegung zu machen. Die Klinge des Geprüften verfehlte seine Brust nur knapp.
    Der anschließende Sprung nach hinten, beendete den Kampf vorerst.
    Sie sind zu leichtgläubig.“ meinte der Prüfling spöttisch.
    „Und Sie sind doch so gut, wie ich gehofft hatte.“ Der Anzugträger deutete mit einem Kopfnicken eine Verbeugung an.
    „Vielleicht sind Sie dann auch damit einverstanden, wenn wir diese Auseinandersetzung von hier an etwas interessanter gestalten.“ Er legte eine dramatische Pause ein. „Mit ReDeTern.“ Er lächelte breit, während an seinem Handgelenk wie aus dem Nichts ein solches Gerät auftauchte.
    Der Anwärter schaute ihn nur mitleidig an. „Du bist doch sonst so gut informiert.“ Er hielt seinem Gegenüber das Handgelenk mit seinem ReDeTer entgegen. „Aber das hier ist dir offenbar entgangen.“
    „Was denn?“ fragte der Ältere unschuldig.
    „Wie <Was denn?>. Mein ReDeTer ist völlig...“ dem Anwärter blieb schlagartig der Atem weg, als er einen Blick auf sein Handgelenk warf. Sein ReDeTer war wie neu! Vollkommen perplex blickte der Prüfling sein Gegenüber an.
    „Suchen sie etwas?“ Der Anzugträger hielt amüsiert ein zerdrücktes Exemplar mit gesplittertem Display hoch.
    Dem Geprüften fehlten noch immer die Worte. Er hatte nichts von dem Tausch bemerkt! Dabei trug er das Gerät direkt am Körper.
    „Mensch Zephy, hör doch endlich mit den dummen Tricks auf. Meine außerordentliche Hochachtung deiner schier grenzenlosen Großartigkeit sollte doch eigentlich für alle Anwesenden in dieser Dimension und allen übrigen ausreichen.“ Trotz Verzerrung kam der Sarkasmus einwandfrei durch die Lautsprecher der Drohne.
    Der Anzugträger warf einen vorwurfsvollen Blick auf die Drohne und seufzte laut. „Miss A'n, Sie ruinieren mir den Effekt.“ Er ließ die Hand mit dem zerstörten Apparat sinken, woraufhin dieser auch prompt wieder verschwand.
    „Wir sollten dann wohl doch besser wieder zur Sache kommen. Deshalb sind wir nunmal hier. Wenn Sie bereit sind, ehrenwerter Anwärter, können wir auch weitermachen. Aber bitte stellen Sie sicher, dass Sie auch bei der Sache sind. Mit einem Schlag zu gewinnen ist nun einemal nur im wahren Leben erstrebenswert.“
    Der Geprüfte erwiederte diese Bemerkung erneut mit einem verständnislosen Blick. War das nur ein Spiel für seinen Gegner? Hatte er wirklich alle Systeme der Hüter außer Kraft gesetzt und sie sich damit zum Feind gemacht, nur für ein wenig Zerstreuung?
    Er schüttelte den Kopf und schloss seine Augen. Er konzentrierte sich auf das, was vor ihm lag. Der Kampf würde hektisch werden und sein Gegner kämpfte mit zahlreichen Tricks. Aber er selbst hatte seinen ReDeTer schon immer intuitiv benutzen können und ihn auch schon häufiger sehr schnell und präzise im Kampf eingesetzt. Der ReDeTer war seine Paradedisziplin. Er würde also nur aufmerksam sein müssen, um diesen mysteriösen Gegner zu besiegen. Und wenn er gewonnen hatte, konnte er den anderen Hütern gleich den Schuldigen präsentieren, der sich an ihrem System zu schaffen gemacht hatte.
    Tief atmete er noch einmal die klare Luft ein. Dann öffnete der Prüfling wieder seine Augen, spannte sich an. Sein Arm schoss plötzlich nach oben. Der blitzblanke neue ReDeTer summte auf und begleitet von einem hellen Fiepen stieß flüssiges Metall auf einzigartigen Stahl.

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  • Die Wucht des Schlages ließ die Waffen des Prüflings wieder zurückspringen. Einen Augenblick sah er noch das überhebliche Lächeln seines Gegners, dann löste sich dieses auf. Seiner Intuition folgend schoss der Geprüfte herum und schaffte es die heransausende Waffe seines Gegners aufzuhalten. Nur einen Augenblick nachdem sich die Klingen berührt hatten, verschwand der Anzugträger auch schon wieder. Der Prüfling blickte sich nach ihm um und entdeckte ihn, wie er herumfuhr und seinen ReDeTer für einen weiteren Angriff in Stellung brachte. Doch gerade als der Säbel seines Gegners schlagartig vor ihm aufblitzte, wich der Anwärter etwa zehn Meter zur Seite aus, nur um mit einer weiteren Geste an seinen alten Platz zurückzukehren. Blitzartig stieß er zu, doch da fand seine Klinge bereits kein Ziel mehr. Instinktiv schoss der Arm des Geprüften gen Himmel. Der Säbel des Fremden, der sich rückwärts gegen ihn werfen wollte, ging ins Leere.
    Der Anzugträger zeigte sich für einen Augenblick verwirrt und blickte sich um. Er sah den Anwärter nicht kommen, der von oben auf ihn herabstürzte. Viel zu spät erst aktivierte er seinen Transporter. Lächelnd richtete der Geprüfte seinen ReDeTer noch in der Luft neu aus. In dem Moment, als er wieder festen Boden unter seinen Füßen spürte, sprang er auch schon wieder nach vorne, um seinen Gegner zu durchbohren. Doch dieser warf sich nur lächelnd zur Seite, fuhr dabei herum und schlug die zweite Waffe des Anwärters weg, ehe er verschwand. Mit pochendem Herzen erschien auch der Prüfling vorsichtshalber wieder einige Meter weiter, nur um seinen Gegner da wieder auftauchen zu sehen, wo er gerade noch gestanden hatte. Laute Signaltöne hingen in der kühlen Luft über der Ebene. Der Prüfling erkannte ein rotes Leuchten am Handgelenk des Anzugträgers. Er wusste, dass das Display seines ReDeTers dasselbe zeigen würde.
    „Kontinuum gefährdet. Vermeide Paradoxon.“
    Er atmete tief durch und versuchte, seinen rasenden Herzschlag wieder zu beruhigen.
    „Schon erschöpft?“ witzelte der Fremde.
    „Nichtmal ansatzweise.“ antwortete der Prüfling selbstsicher. Einen Herzschlag stand er noch reglos da, dann schoss er schon wieder vorwärts und rannte auf seinen Gegner zu. Er stürzte sich mit beiden Waffen gleichzeitig auf seinen mysteriösen Feind. Mit einer überlegenen Geste wurde seine rechte Waffe jedoch weggewischt, bevor sie die Chance hatte, Schaden anzurichten. Gleichzeitig traf die verirrte Klinge jedoch die andere Waffe und unterband den heftigen Angriff vollständig. Durch die unerwartet energische Abwehr kam der angehende Hüter aus dem Tritt. Er merkte wie sein Magen leicht wurde und sein Gesicht einen aschfahlen Ton annahm. Er verlor den Boden unter den Füßen!
    Der Anzugträger hob kurzerhand seine Waffe mit einem zufriedenen Ausdruck auf seinem Gesicht.
    Noch im Fallen, versuchte der Prüfling, das Bein seines Gegners zu treffen, doch mit Schrecken musste er mitansehen, wie das Messer sein Ziel verfehlte.
    Hart schlug er auf dem Boden auf, Schrammen ließen Blut über sein Gesicht laufen. Für einen Moment meinte er sogar das Summen der herabfallenden Klinge hören zu können, die unausweichlich näher kam.
    Dann nahm er dieses mild grüne Glühen wahr. Ohne auch nur den dazugehörenden, bestätigenden Ton des Gerätes abzuwarten, sprang er einige Meter weiter schon wieder auf die Beine. Locker wischte er über sein blut- und dreckverschmiertes Gesicht.
    Sein Gegner sah etwas beleidigt aus, aber er blieb still. Der ReDeTer war wieder funktionsfähig.
    „Das war pures Glück.“ schnarrte die Drohne verächtlich.
    Der Prüfling schielte kurz in ihre Richtung, doch beinahe unmittelbar nahm er wieder seinen Gegner in den Blick. Dieser sah indes allerdings vollkommen erstaunt zu der Drohne.
    „Sie beschweren sich über Glück?“ folgte die belustigte Nachfrage des Fremden.
    Ein hohes Fiepen ertönte, begleitet von einem hellen Blitz. Ein kurzes Schweigen trat ein. Der Anzugträger verspannte sich sichtlich. Das Lächeln wich langsam von seinem Gesicht.
    „Glück oder nicht, aber ich konzentriere mich auf meinen Gegner.“ flüsterte der Anwärter dem Mann hämisch zu. Die Hitze seiner Uxeion-Klinge versengte dem Anzugträger die Kehle. Mit entsetztem Blick starrte der ältere Mann auf das verdreckte, blutige, mit Metall durchzogene Antlitz seines Gegners.
    „Miss A'n, Sie...“ flüsterte er leise.
    „Hey, halt mich da raus!“ unterbrach ihn die Schattengestalt sofort eisig, „Was kann ich dafür, wenn du so bescheuert bist, einen Gegner mit ReDeTer aus den Augen zu lassen?“
    „Behalt deinen Arm unten, Lort.“ Meinte der angehende Hüter drohend. „Andernfalls muss ich dir doch noch ein schnelles Ende setzen.“
    „Oh, Zephylein,“ witzelte die Drohe sanft, „hast du das gehört? Das könnte tatsächlich dein Ende sein.“
    Die Zähne von Lord Seven mahlten. Sein Gesicht war eine starre Maske.
    „Ich schätze mal, ich muss mich wohl wirklich...“ Mitten im Satz, lies sich der Mann zur Seite fallen. Der Prfüling stieß zu, doch seine Klinge traf nur noch Luft. Entsetzt sah er den Anzugträger vor seinen Augen verschwinden. Einen Sekundenbruchteil später spürte er einen Ruck an seinem linken Arm. Er sprang nach vorne, riss sich los und entging der gegnerischen Klinge hinter seinem Rücken erneut nur knapp. Der Anwärter fuhr verstört herum und musterte sein Gegenüber. Die versteinerte Miene des Fremden nahm nun langsam wieder ein, zunächst unsicheres, Lächeln an.
    „Ich befürchte, das war's mit unserem Kampf. Sie haben keine Chance mehr.“ Mit beschmutztem Stolz deutete der Mann auf das Handgelenk des Prüflings. Der ReDeTer war zerstört. Eine tiefe Furche zog sich durch das Display des nun schrottreifen Geräts.
    Trotzig erwiderte der Prüfling den bösen Blick des älteren Mannes.
    „Na los doch, Zephy. Töte ihn.“ forderte die Drohne kalt.
    Doch der Mann stand nur stumm da. Seine Augen zuckten.
    „Zephy... Bring es zu Ende!“ Die Stimme wurde ungeduldig. Immer noch nichts. Die Augen des Fremden begannen nun mit jenen wilden Zuckungen, die sie auch während der Heilung des Prüflings schon gezeigt hatten.
    „Ich befürchte...“ setzte der Anzugträger mit ruhiger Stimme an. Er klang mit einem Mal völlig abwesend.
    Kreischend schnitt ihm die Drohne das Wort ab: „Du hast mir ein Versprechen gegeben!“
    „Ich weiß, aber es gibt für mich in diesem Moment leider Wichtigeres, als meine Versprechen Ihnen gegenüber.“ der Zorn des Mannes war endgültig verraucht und wieder der ironischen Distanz gewichen, die der geheimnisvolle Mann so lange gewahrt hatte.
    „Ist das so?“ spie die Drohne aus. Hass loderte in ihrer Stimme auf. „Wie auch immer, du schuldest mir was, Lord Loki!“ die Worte waren düster und voller Verachtung, die Anrede nichts als beißender Spott. Ohne ein weiteres Wort, erlosch der Bildschirm und die Drohne schepperte zu Boden.
    „Ja, natürlich.“ Murmelte der Mann in sich hinein, ehe er sich an den Anwärter wendete „Wir werden uns sicherlich wiedersehen, angehender Hüter. Aber für den Moment, ist meine Aufmerksamkeit leider anderswo von Nöten. Denn Krieg, mein junger Freund, wartet nicht.“ Ein letztes Lächeln, dann verschwanden seine Züge einfach von einem Moment auf den anderen. Es gab keinen Blitz, keinen Effekt, der Mann fehlte einfach plötzlich und gab jetzt wieder den Blick auf den knorrigen, alten Baum hinter sich frei, dessen Blätter sich im Wind wiegten.
    Zurück blieb nur jene wunderschöne Stille, die diesen Ort so sehr ausmachte. Als der Prüfling seinen Blick von der Szenerie hin zu seiner Ausrüstung schweifen ließ, stellte er erstaunt fest, dass sein ReDeTer wieder gegen sein letztes, zerdrücktes Modell ausgetauscht worden war. Ungläubig schüttelte er den Kopf.
    Die letzte, hintergründige Bemerkung von Lord Seven Zephyr Loki hallte ihm noch lange in den Ohren nach. Die ganze Geschichte war durchweg unfassbar gewesen und er konnte sich noch immer keinen Reim darauf machen. All das passte einfach nicht in sein Weltbild hinein. Weder der Mann mit den vielen verschiedenen Namen, noch seine finstere Begleiterin. Die Bemerkung über Krieg beunruhigte den jungen Anwärter sichtlich, denn in Block C hatte es nie Krieg gegeben. Das war schließlich auch die ganze Aufgabe der Hüter. Es gab keinen Krieg und es durfte auch nie Krieg geben. Es stand einfach zu viel auf dem Spiel in jener Mega-Stadt.
    Verwirrt und erschöpft ließ sich der Prüfling schließlich zurück in den Schneidersitz sinken. Die ganze Angelegenheit machte einfach keinen Sinn. Er versuchte deshalb, seine Gedanken langsam wieder auf die Aufgabe vor sich zu lenken, doch so recht wollte es ihm noch nicht gelingen.
    Erst als das altbekannte Schleifen auf einmal überall um ihn herum wieder anhob, überkam ihn wieder die Aufregung der Prüfung.

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  • „Ich hoffe, Sie haben wohl geruht.“ – Der Klang der tief tönenden Stimme, freute den Prüfling ungemein. Denn es gab nur einen Mechanen, der sich so einer Sprache bediente. Dass Lear jetzt hier war, gab dem Prüfling endgültig die Gewissheit, dass alles wieder in normalen Bahnen verlief. Doch eine Frage drängte sich ihm dennoch mit aller Macht auf und brach schließlich aus ihm hervor, noch bevor er überhaupt darüber nachgedacht hatte.
    „Was ist mit dem Krieg?“ es klang unglaublich einfältig, wie sich der Anwärter noch im selben Augenblick bewusst wurde.
    Tatsächlich bekam er einen völlig entgeisterten Blick zur Antwort.
    „Junge, wovon redest du?“ der noble Mechane vergaß für einen Moment seine gestelzte Sprache. „Unser System ist zusammengebrochen. Ein ärgerlicher Fehler, dessen Quelle wir nicht ausmachen konnten. Es gab keinen Krieg.“
    „Und in den Straßen von Block C? Gibt es Krieg?“ hakte der Prüfling unsicher weiter nach. Er stand sowieso schon dumm da, dann konnte er sich wenigstens Gewissheit verschaffen.
    „Beruhige dich erstmal. Es ist alles in Ordnung. Das Gleichgewicht der Stadt ist so sicher wie immer. Es gibt keinen Krieg.“ Zoîns kühle Stimme brachte ihm die Sicherheit, die er gesucht hatte. Allerdings musterte auch Zoîn ihn besorgt und prüfend.
    „Wie kommst du aber auf so was? Und was ist mit dir passiert?“ Der Mentor des Jungen deutete an ihm herab. Der Anwärter war vollständig durchgeschwitzt, sein Gesicht war immer noch von Blut und Dreck beschmutzt und er bebte am ganzen Körper.
    Der Geprüfte dachte kurz darüber nach, den Hütern alles zu erzählen. Doch schließlich schüttelte er nur seinen Kopf. Er konnte das meiste von dem, was er gesehen hatte, ja selbst kaum glauben. Wie sollte er es dann den anderen Hütern beibringen, von denen einige ihn eh aus Prinzip schon nicht leiden konnten. Also antwortete er betont ruhig: „Verschieben wir das fürs Erste. Sagen wir einfach, ich könnte eine Pause gebrauchen, ehe wir weitermachen.“
    Lear überlegte nur kurz, ehe er zu einer Bestätigung ansetzte, doch er wurde jäh unterbrochen. Brüskiert blickte er zu der neuen Drohne, die sich plötzlich in das Gespräch eingemischt hatte „Hattest du nicht mehr als genug Zeit, faul auf der Haut rumzuliegen, Kleiner?“ Eine blendend schöne Frau lächelte den Prüfling herablassend an. Ihre langen, hellen Haare flackerten verheißungsvoll in dem Licht des Bildschirms vor ihr. Lediglich ihre gespaltene Zunge verriet sie als Chimäre.
    „Was ist los, Lesca? Hast du Angst deine nächste Orgie zu verpassen?“ Zoîns Ton war offen feindselig. Er machte aus seiner Verachtung keinen Hehl. Der Geprüfte wusste, dass sein Mentor kaum jemanden so hasste, wie die Hüterin Lesca. Denn ihre zügellosen Ideen hatten schon zahlreiche Anhänger unter den Hütern gefunden und das gefiel dem prinzipientreuen Zoîn ganz und gar nicht. Es war natürlich jedem Hüter frei, zu tun, was er wollte, aber es schien ihm bedenklich, dass es mittlerweile so viele unter ihnen gab, die sich lieber dem Vergnügen hingaben, anstatt sich eine geeignete Aufgabe zu suchen.
    „Ich dachte, wir sollten uns vielleicht auf unsere Aufgaben konzentrieren. Das predigst du doch immer mit so viel Leidenschaft, mein liebster Zoîn.“ Sie schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln, das wahrscheinlich einen Elefanten hätte vergiften können. „Ich denke, wir sollten sofort weitermachen.“ Erklärte sie eisig. „Die Unterbrechung war doch wirklich lange genug.“ Zoîn blickte sie hasserfüllt an und auch Lear wirkte bestürzt.
    „Wisst ihr, ich glaube ihr nehmt euch einfach zu wichtig. Ihr glaubt ihr könntet unsere Regeln auslegen wie ihr wollt,“ erklärte die Chimäre höhnisch, „aber ihr seid genauso von ihnen betroffen, wie…“
    „Stimm schon ab, Miststück.“ Mischte sich Lynn mit ihrem eigenen warmherzigen Lächeln in die Diskussion ein. Lesca zuckte zusammen und blickte sich verstört an ihrer Konsole um. Der Anwärter und sein Mentor lächelten sich nur für einen Augenblick amüsiert zu.
    Eine kurze Pause trat ein. Als der Frau klar wurde, dass sie beleidigt worden war, erklärte sie mit Geringschätzung: „Weißt du was, Florica? Das werde ich tun.“ Trotz aller Bemühung klangen ihre Worte hohl und verunsichert.
    Eilig wendete die Chimäre daraufhin ihre Drohne und begann mit der Abstimmung. Bestürzt mussten der Prüfling und seine Unterstützer jedoch mitansehen, wie der überwiegende Teil der Anwesenden gegen sie stimmten. Am Ende gab es nur vier Stimmen für die Unterbrechung.
    „Ich hoffe doch sehr, du bist wieder auf der Höhe, Anwärter.“ Feixte die wunderschöne Hüterin. „Denn jetzt beginnt deine Prüfung erst so richtig. Bis jetzt war ja noch alles ein einfaches Kinderspiel.“ Sie bedachte ihn noch mit einem mitleidigen Blick.
    Doch mit einem Mal wandelte sich ihr Blick und wich offener Verstörung. Sie starrte am Prüfling vorbei – zu Lynn. Diese lächelte weiterhin wie eh und je. Als er darüber nachdachte, meinte er ein leises Flüstern gehört zu haben. Aber ganz sicher war er sich nicht.
    Lear entging die Dynamik der Auseinandersetzung vollständig. Besorgt um seine Ansprache hob er deshalb hastig an. „Der unbeschränkte Schusswechsel in widriger Situation ist…“
    „Die Anker, Jeremiah?“ drängte Lesca tonlos. Die unhörbare Antwort brachte wieder den Hauch eines Lächelns auf ihr Gesicht zurück.
    „Auf die Beine mit dir!“ rief Zoîn entsetzt, „Zieh deine Waffe! Los!“ Hastig folgte der Prüfling der Anweisung seines Mentors. Endlich nahm er nun auch wieder sein Gewehr zur Hand und ließ ein Magazin darin einrasten.
    „Wissen Sie, wir haben eine ganz außerordentliche Art des Tests für diesen Abschnitt vorgesehen.“ Ratterte Lear in irrwitzigem Tempo seinen Text weiter runter.
    „Na endlich sind wir so weit.“ Die Vorfreude der schönen Chimäre war unmöglich zu überhören. „Viel Spaß noch, Kleiner.“ Der Prüfling blickte noch einmal an sich herunter und griff noch einmal schnell nach seinem DeReTer. Dann war es soweit.
    Drei Blitze tauchten die Ebene in strahlendes Weiß und nahmen dem Prüfling die Sicht. Donnerschläge rollten über die Ebene hinweg und schmerzten dem Anwärter in den Ohren. Kurz darauf folgte eine heftige Sturmböe, die stärker als je zuvor an seiner durchgeschwitzten Kleidung riss. So etwas hatte er bisher noch nicht erlebt. Die schiere Masse, die da bewegt worden war, musste gewaltig sein. Allmählich legte sich der Wind und die vierte Phase begann.

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  • Das Herz schlug dem Prüfling bis zum Hals, als er mit Zoîns Worten im Hinterkopf, sofort seinen DeReTer hochriss. Die Scheibe löste sich noch bevor er überhaupt seine Gegner ausmachen konnte. Angespannt erwartete er einen schnellen Angriff. Doch es tat sich nichts. Halbblind versuchte der Anwärter seine Gegner zu erkennen. Das einzige, was er sah, waren drei riesige Schemen. Aber immer noch blieb alles ruhig. Langsam wurde er ungeduldig. Die Gestalten regten sich auch weiterhin nicht. Warum hatte ihn Zoîn dann so aufgepeitscht? Seine Gegner waren doch sowieso noch nicht bereit.
    Ihm gegenüber standen drei Gestalten etwa drei Meter groß und ziemlich breit. Es war unwahrscheinlich, dass sie menschlich waren, also waren es entweder ihm völlig unbekannte Wesen oder aber es waren Maschinen. Eine weitere Erfindung des W.K.G.? Oder ein Projekt eines anderen HERV?
    Langsam kristallisierten sich wuchtige Gliedmaßen heraus. Doch etwas fehlte an ihnen. Sie endeten einfach abrupt auf halber Länge. Sie hatten keine Hände oder Unterarme.
    Wie ein Blitz traf den Prüfling die Erkenntnis. Jede weitere Sekunde in der sein Blick weiter aufklarte, bestätigte ihm jetzt nur noch, was er eh schon wusste. Die letzte Bemerkung von Lord Seven machte auf einen Schlag grausamen Sinn. Denn jetzt erst bemerkte er, dass er in fünf riesige Mündungen starrte.
    Das waren keine einfachen Waffensysteme. Das waren kybernetisch reaktiv instruierte Elitegefechtssysteme Gemarkung 2.
    Oder auch K.R.I.E.G. 2 Systeme. Die einzigen wahrhaftigen Kriegsmaschinen innerhalb der gesamten Metropole.
    Und tatsächlich flammte jetzt auf den Bildschirmen in der Mitte der kopflosen Torsos ein Logo auf. In geschwungenen Buchstaben rotierten dort nun die Worte „Blitz Unterhaltung“. Dahinter flackerte ein weit verzweigtes, verästeltes Blitzsymbol auf.
    Blitz, war ein wirklich schattenhafter Waffenkonzern, der sich mitunter für die ausgefeiltesten Waffensysteme überhaupt verantwortlich zeichnete. Im Allgemeinen stand der Konzern in keiner Verbindung zu der Megastadt Block C und auch mit den HERVs schien kein echter Kontakt zu bestehen.
    Und doch tauchten diese Maschinen an scheinbar beliebigen Kampfschauplätzen auf und kämpften die Schlachten bis zu ihrem Ende. Wo die Maschinen herkamen, wie sie in der Stadt bewegt wurden und auch welche Personen etwas mit ihnen zu tun haben könnten, war vollkommen unklar. Die Hüter hatten schon oft versucht, diesem Programm ein Ende zu bereiten, doch es gab scheinbar einen unbegrenzten Nachschub dieser Systeme und keinerlei erkennbare Infrastruktur dahinter. Das einzige, was die Hüter wussten, war, wie die KRIEG-Systeme gesteuert wurden.
    Die Blitz-Logos wurden kleiner und machten neuen Worten Platz: „Verbinde…“
    Der Anwärter versteifte sich. Er war sich bewusst, was jetzt kommen würde. Er hatte noch nie so einer Waffe gegenüber gestanden, aber er hatte mehr als genug über sie gehört. Einen einzigen KRIEG auszuschalten, traute er sich zu. Die Feuerkraft reichte zwar, um bei einem Treffer Dutzende zu töten, doch er war zuversichtlich, dass er ihn ausmanövrieren konnte. Aber es war ja nicht nur einer. Es waren drei! Dazu hatte ihn das Gefecht mit Lord Seven sichtlich erschöpft. Sein Atem kam immer noch nicht wieder ganz regelmäßig und allmählich wurden ihm die Gliedmaßen schwer.
    „Piloten gefunden.“ Blitzte es kurz auf den Bildschirmen auf. Dann wichen die Bilder einer Animation von drei verschiedenen Gesichtern. Der Hintergrund wurde komplett von dem Firmen Logo gefüllt. In der oberen rechten Ecke jeder einzelnen Anzeige, fanden sich jedoch Zahlen:
    10, 12 und 224.073.
    Der Mann mit den Hunderttausend blickte sich vollkommen verwundert um. Ein absoluter Durchschnittstyp, wie man ihn sich nur vorstellen konnte. Er war gut rasiert, seine blonden Haare waren modisch frisiert und sein linkes Ohr war mit einer stilvollen mechanischen Komponente ersetzt worden. Die Waffen seiner Maschine identifizierte der Geprüfte mit sicherem Blick. Tornado BegRaW und Vulkan Lanzelot. Beides vernichtende Waffen, aber beide auch langsam und unpräzise.
    Die Frau deren Bildschirm von einer 12 gezeichnet war, war ein nur allzu bekannter Anblick für den Prüfling: Mezom. Ihr Kopf war kahl, ihre Wangen eingefallen und ihre Augen, die tief in ihren Höhlen saßen, blickten beinahe wie tot auf ihren Gegner. Nur eine leichte Spur von Neugier zeichnete sie noch aus. Sie war kein Sklave des Senders mehr.
    Nur an einem Arm ihres Systems befand sich tatsächlich eine Waffe. Der andere endete in einer runden, flachen Scheibe. Der angehende Hüter tippte sofort auf ein EL-Feld. Die eigentliche Waffe der Frau war damit die Vulkan Z2. Die weltberühmte Waffe der Vulkan Gesellschaft. Enorm hohe Kadenz und ein sehr breiter Wirkungsbereich. Allerdings brauchte die Waffe immer einige Zeit, bevor sie tatsächlich eine Wirkung entfaltete. Nähern konnte er sich ihr aber auf keinen Fall. Das Feld würde ihn einfach auflösen.
    Nummer 10 war jung. Er war noch nicht einmal erwachsen. Sein Gesicht war das genaue Gegenteil der Frau. Es war zu geradezu lächerlichen Proportionen aufgequollen und von Pickeln bedeckt. Seine schwarzen Haare klebten in fettigen Strähnen an seinem Kopf und um dieses unappetitliche Antlitz abzurunden stand ein Ausdruck kindischer Freude auf seinem Gesicht. Seine Waffen waren ein einfacher LuPla 32 und ein Gerät, das der Prüfling nicht kannte. Da es aber eine Mündung besaß, tippte er auf eine exotische Waffe von Blitz.
    „Ich habe schon mal hiervon im Netz gehört.“ Fing der Junge mit einer penetranten Stimme an. 12 hörte ihm scheinbar nicht zu. Der Tausender machte währenddessen einige komische Bewegungen mit seiner Maschine, wie um sie zu testen.
    „Es gibt regelrechte Legenden über diese Spiele. Sie sind unglaublich selten und es gibt nur ein paar, die die je gewonnen haben.“ Der Blick des Jungen huschte hin und her und blieb plötzlich an einem Punkt unterhalb des Bildschirms hängen. Seine Miene wandelte sich zu Abscheu. „Was, verdammte Scheiße, soll das denn? Ein verdammter scheiß Anfänger? Im Ernst?“ Er brüllte hinüber zu dem Mann mit der hohen Zahl. Dieser blickte leicht verlegen nach unten. „Und was soll der verfickte EL-Emitter, 12? Du willst nicht gewinnen, oder?“ Die Frau ignoriert den schreienden Jungen. Stattdessen hob ihre Maschine die Z2 an. Mit der schneller werdenden Rotation der Läufe, setzte ein Schleifen ein. Die Drohnen der Hüter schwebten auf eine höhere Flugbahn.
    "Eure Order lautet: Vernichtet den Anwärter." Wiederholte die bleiche Frau abwesend, in einem merkwürdigen Tonfall. Sie blickte dem Prüfling direkt in die Augen. Ihr Tonfall war in eine gewöhnliche Monotonie zurückgefallen. "Das bist dann wohl du."
    „Hast du mich nicht gehört, verdammte Schlam-?“ Tobte der Junge weiter, als ihm plötzlich ein lautes Fauchen das Wort abschnitt.

    Die Emukraft, die alles schafft!


    - Eure Order lautet: Vernichtet den Anwärter. -


    Die letzte Prüfung!? ist eine actionlastige Science Fiction Geschichte in meinem eigenen Universum. More to come.

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  • Der Prüfling riss erschrocken die Augen auf. Noch während die Vulkanwaffe warmlief, hatte ihn bereits eine Rakete im Visier. Der KRIEG-Neuling hatte kurzerhand das Feuer eröffnet. Binnen eines Augenblicks aktivierte der Prüfling den Transporter. Der Begrenzer klinkte sich aus der Rakete aus und ein heller Lichtstrahl erhellte die Ebene. Der Prüfling brauchte gar nicht hinzusehen, um zu wissen, dass sich an seiner alten Position gerade ein etwa zwei Meter großer Feuerball befand, der die Ebene mit seinem flackernden Licht erleuchtete. Der Prüfling griff stattdessen unmittelbar nach der verschossenen Scheibe.
    Aber noch bevor er die Scheibe berührt hatte, ließ ihn ein lautes Zischen verschreckt aufblicken. Die abgefeuerte Lanze des Hunderttausenders durchbohrte aber nur den herabfallenden Begrenzer der Rakete.
    Der Anwärter blickte kurz hinüber zu seinen Gegnern – und ließ geschockt von der Scheibe ab, als er direkt in den Lauf der Vulkan Z2 starrte. Ein kontinuierliches Pfeifen entwich der rotierenden Waffe. Ohne auch nur zu überlegen, riss der Prüfling seinen DeReTer hoch und feuerte. Ein gewaltiger Knall begleitete die ausbreitende Feuerwalze der Z2. Erschüttert ließ der Prüfling sich mit dem Rücken gegen den alten Baum fallen. Die Scheibe vor sich nahm er auf und fügte sie sofort wieder in das Magazin des Transporters ein. Zweimal atmete er tief durch. Ein ihm nur allzu vertrautes hohes Summen, ließ ihn aufhorchen. Es war lauter als das letzte Mal, als er es heute gehört hatte. Aber noch ehe das konzentrierte Plasma des LuPla 32 abgefeuert werden konnte, hörte der Prüfling schon wieder das unheilvolle Fauchen einer BegRa. Entsetzt warf er sich mit aller Kraft nach vorne. Eine Explosion erschütterte die Ebene. Eine Druckwelle erfasste den Prüfling und trug ihn noch ein Stück weiter, ehe er hart auf dem Gras aufschlug. Er hatte nicht einmal mehr die Zeit, sich aufzurichten, bevor er schon wieder das leise Heulen der Z2 wahrnahm. Blitzartig rollte der Prüfling sich herum und feuerte eine Scheibe über die schwelenden, verkohlten Überreste des einst so stolzen Baumes.
    Der Geprüfte tauchte auf, noch bevor die Scheibe den Boden erreicht hatte. Im Fallen fing er die Scheibe auf und lud sie wieder in das Magazin. Er rollte sich ab, riss sein Mag SG hoch und eröffnete sofort das Feuer.
    Die Kugeln erreichten allerdings nie ihr Ziel. Der Prüfling fluchte und verlagerte sein Feuer von der Maschine der Frau hin zum Anfänger. Diesmal zeigten die Kugeln Wirkung. Die Garben schlugen durch den soliden Stahl der linken Schulter.
    „Er ist hinter uns!“ schrie der Junge sauer und fuhr mit seinem KRIEG herum.
    Zwölf reagierte allerdings bereits. Ihre Waffe lief warm, während der Arm nach unten wegklappte. Er rastete nach hintenhin ein und zeigte jetzt wieder direkt auf den Prüfling. Dieser sprintete sofort los. Die Waffe zischte auf. Der Prüfling rannte so schnell er konnte. Die Waffe zündete. Hitzewellen schlugen ihm gegen den Rücken, doch die Waffe war zu langsam für ihn. Schnell riss der Geprüfte seinen DeReTer hoch und blickte über seine Schulter. Der KRIEG des 10ers hatte seine Waffen erhoben. Der Anwärter rollte sich aus vollem Lauf ab, die wachsende Flammenwalze noch immer dicht hinter ihm. Der LuPla des Jungen ging fehl. Der Anwärter verschwand. In einer fließenden Bewegung warf er sich nach vorne. Eine flüssige Klinge blitzte auf und schnitt tief in den KRIEG des Hunderttausenders. Ein weiterer Schlag und ein Hieb. Das Metall ächzte unter dem Gewicht der Kriegsmaschine. Der Prüfling verstaute sein Gewehr auf dem Rücken, hob die Scheibe auf und schwang sich an dem Koloss empor.
    „Verdammt ist das schwer.“ Kommentierte der Mann, der die Maschine steuerte, unbeteiligt. Währenddessen erklomm der Anwärter die zappelnde Maschine. Mit ein paar gezielten Angriffen auf die durchlöcherte Schulter, trennte er den Raketenwerfer und den zugehörigen Arm ab.
    Ein verächtliches Schnauben kam von dem 10er. Der Prüfling starrte in die ihm unbekannte Waffe. Der Prüfling wollte von der Maschine abspringen, doch der Junge war schneller. Mit einem heftigen Ruck wurde der Prüfling nach hinten gerissen. Das Magazin glitt ihm dabei aus seinen Händen. Die Virenwelle, die ihn erfasst hatte, trug ihn direkt auf das EL-Feld der Frau zu.
    Desintegration. Ein scheußliches Wort.
    Die Arme durch die Welle weit von sich gestreckt, aktivierte er erneut seinen DeReTer. Er wartete nur den Bruchteil einer Sekunde ehe er sich auch schon auflöste. Kaum gelandet, feuerte er seine letzte Scheibe schon wieder in die andere Richtung, über die KRIEGs hinweg. Einige Dutzend Meter weiter kam der Prüfling schließlich keuchend zum Stehen – Aber der Anfänger blickte noch immer in diese Richtung! Fröhlich hob dieser jetzt die Lanzelot.
    Doch plötzlich flackerte sein Bild. Der Mann an dem Bildschirm blickte jetzt schmerzerfüllt und ziellos über die Ebene. „Überlagerung von Sinneseindrücken.“ Lautete die Fehlermeldung. Schüsse halten aus den Soundsystemen des KRIEGs.
    Eine wilde, wohlklingende Frauenstimme war zu hören.
    „HdG, ergebt euch!“ Weitere Schüsse. „Hey, Süßer. Du sitzt zu viel vor diesem Teil.“ Das animierte Bild des Mannes und das Logo lösten sich auf. Zu sehen war jetzt ein dunkler Raum mit einer komplexen, fremdartigen Apparatur die den Raum schwach erleuchtete. Das Bild drehte sich zur Seite. Eine turmhohe Gestalt stand dort mitten im Raum. Sie beugte sich ganz nah an das Aufnahmegerät, von dem der Prüfling sich sicher war, dass es die Augen des Anfängers waren. „Macht`s dir was aus, wenn ich dich davon erlöse?“ Das Bild der Maschine zeigte einen Totenschädel, der maskengleich ein weibliches Gesicht bedeckte.
    Der Kontakt brach ab, der KRIEG fiel um.
    Der Anwärter guckte schnell genug weg, bevor ein gleißender Blitz das Wrack wegschaffte. Sein Blick streifte dabei kurz seinen verschmitzt lächelnden Mentor. Seine Prüfung war wohl noch zu etwas mehr gut gewesen, als nur für seine Aufnahmezeremonie.
    Sei es drum. Die anderen beiden stehen immer noch.
    Trotzig blickte der Prüfling seine beiden übrigen Kontrahenten an. Der Junge schäumte vor Wut und schimpfte unverständlich vor sich hin, die Frau war noch immer so unbeteiligt wie stets.
    Als der LuPla des 10ers hochruckte, schnappte der Anwärter sich die Scheibe zu seinen Füßen und rollte zur Seite. Kaum war die Scheibe in dem Gerät eingerastet, wurde sie auch schon wieder herausgeschleudert. Plasmaschüsse erhellten die Ebene, während die anlaufende Vulkan ein stetiges Wummern darunter legte. Der Prüfling erschien kurz zwischen den beiden Maschinen, nahm die dortige Scheibe mit und verschwand wieder.
    Ein stetiges Zischen erklang und das EL-Feld der Frau löste einen wahren Hagel an Geschossen auf. Während der junge 10er sich noch verwirrt umblickte, löste die Waffe der Frau aus und hob sich dem Himmel entgegen, begleitet von einem steigenden Feuerschweif in einigen Dutzend Metern Entfernung.
    Während die Gravitation den Prüfling eilig zurückforderte, feuerte dieser bereits wieder seine zweite Scheibe nach unten. Das nahende Inferno ging fehl. Der Prüfling landete bei der ersten Scheibe, die er zurückgelassen hatte und füllte mit den beiden verschossenen Transportern wieder das leere Magazin auf. Die KRIEGs hatten sich noch nicht wieder auf ihn eingestellt und so ergriff er erneut sein Gewehr, kniete sich hin und eröffnete das Feuer auf den KRIEG der Frau. Das Metall der Maschine begann langsam zu dampfen. Der Arm mit der Waffe hatte ihn aber bereits wieder als Ziel erkoren. Erschöpft erhob sich der Prüfling erneut und beschwor ein weiteres Mal all seine Kräfte herauf. Er lief los, und feuerte aus vollem Lauf weiter. Der Junge hatte ihn jetzt ebenfalls erfasst und eröffnete erneut ein Sperrfeuer mit dem schweren LuPla. Wieder hob der Prüfling seinen DeReTer und feuerte die Scheibe direkt über die Maschine des Jungen. Dieser stellte das Feuer ein und wendete sofort. Doch der Prüfling rannte lächelnd weiter geradeaus, während die Flammen, hinter ihm, ihn aufs Neue verzehren wollten.
    Doch der Prüfling erwiderte noch immer das Feuer. Die Frau, die die Maschine kontrollierte, sah mittlerweile doch etwas verbissen aus. Es lief wohl nicht so gut.
    Ihr KRIEG dampfte mittlerweile heftig und das Metall bekam langsam einen roten Glanz. Die beschleunigten Projektile seines Mag SG erzielten selbst in Atome zerlegt noch eine gewisse Wirkung.
    Mittlerweile brannten dem Prüfling die Muskeln. Der vorige Kampf hatte seinen Tribut gefordert und auch dieser Kampf war bis jetzt alles andere als leicht gewesen.
    Schließlich blieb er stehen. Die Feuerwalze der Vulkan noch immer hinter ihm. Lächelnd richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und feuerte weiter, was seine Waffe hergab. Das Feuer näherte sich ihm weiter mit rasender Geschwindigkeit. Mit grimmiger Entschlossenheit hielt er den Beschuss aufrecht. Die Hitze versengte ihm bereits die Härchen auf seiner Haut. Doch dann lösten sich die Flammen auf. Die Vulkan lief langsam aus. Der Bildschirm der Maschine flackerte ein letztes Mal und zeigte ein schmales, ruhiges Gesicht mit bloß einer Spur von Enttäuschung, dann ergab sich die Maschine der Hitze und stoppte vollständig.
    Mit dem Blick auf den letzten KRIEG gerichtet, klapperte ein leeres Magazin auf den Boden, während ein Lichtstrahl starke Sturmböen mit sich brachte.
    Der Anwärter zog eins seiner verbleibenden Magazine und lud sein Gewehr. Der Junge erblickte ihn nur für einen Moment, dann verschwand der Prüfling auch schon wieder und eröffnete aus einer weiteren Richtung das Feuer auf den LuPla. Doch diesmal drehte die Maschine sich nicht. Lediglich die Virenkanone suchte ihr Ziel. Dem Anwärter blieb keine Zeit, die Transportscheibe aufzusammeln. Er sprang und entging so der heranrollenden Welle. Er rollte sich ab und feuerte seine letzte Scheibe über die Maschine hinweg.
    „Nicht noch einmal!“ triumphierte der Junge. Seine Maschine drehte sich mit dem Schuss des DeReTers. Doch der Anwärter war immer noch schneller. Kaum erschienen, fuhr er schon wieder herum und gab einige Schüsse ab. Die magnetischen Kugeln durchbohrten ein weiteres Mal die Panzerung am Arm des LuPla 32, der plötzlich alle Spannung verlor und jetzt nutzlos herabhing.
    Fluchend feuerte der Junge eine Virenwelle. Mit einem Hechtsprung brachte sich der Prüfling ein weiteres Mal in Sicherheit. Schwach richtete er sich wieder auf und begann stolpernd auf die Maschine zuzulaufen. Er erwartete den nächsten Schuss, täuschte nach rechts an und schlug stattdessen einen Haken nach links. Der ungepflegte Kerl fiel auf ihn herein und vergeudete seinen Schuss.
    Aus vollem Lauf ließ der Anwärter sich fallen und rutschte über das verbrannte, zertretene Gras, während er seine Waffe auf den Torso des Kolosses entleerte. Seine Bewegung endete zwischen den Füßen des mächtigen Apparates. Dieser hob sofort einen schweren Fuß, um ihn zu zerquetschen, doch der Anwärter rollte einfach zur Seite, kam hinter dem KRIEG auf die Füße, verstaute seine Waffe und zog seine letzten zwei Magazine aus der Waffe und von seinem Gürtel.
    Mit aller Kraft warf er sich nach vorne und stach seine Waffen so hoch er konnte in den Rücken des Apparats. Mit einer ruckartigen Bewegung brach er die Klingen ab.
    Der KRIEG wendete sich, doch der Anwärter sprang einfach auf.
    Während sich seine Klingen regenerierten, kletterte er die Maschine hoch. Seine Muskeln brannten, sein Atem kam nur noch Stoßweise.


    Gleich geschafft!


    Er bekam die obere Kante des eckigen Rückens zu packen und zog sich langsam hoch. Plötzlich machte die Maschine eine ruckartige Bewegung. Der Anwärter versuchte sich ganz hoch zu ziehen, um sich abstoßen zu können, doch ihn verließen die Kräfte. Der ausgefallene Arm des KRIEG erwischte ihn wie ein Dampfhammer. Etwas knackte ekelerregend, sein Kopf und Magen rotierten in gegensätzliche Richtungen und er meinte, er würde sich drehen. Oben wurde unten und sein Blick verschwamm. War er in der Luft?
    Der harte Aufprall bestätigte ihn in dieser Vermutung. Sein Körper brannte und sein Schädel schrie ihn mit einem klingelnden Pfeifen an. Er war geschlagen. Sein Gewehr war in Reichweite und ein Magazin hatte er in den Händen behalten können, aber sein Körper konnte keinen Muskel mehr bewegen.


    „Haha, ich wusste, ich packe dich, Pisser. Die 12 ist echt eine unfähige, dumme Schlampe.“ Freute sich der Halbwüchsige.
    „Na dann, mach‘s gut.“ Der KRIEG machte eine Bewegung. Dann riss es den Prüfling mit einem Ruck vom Boden und fegte ihn davon. Er hörte erneut knackende Geräusche, die bei ihm weitere Übelkeit erzeugten. Sein Körper war ein Spielball der Virenwelle. Alles drehte sich und der Geprüfte konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
    War das da unten gerade die Kante des Abgrunds gewesen? Dann war es jetzt vorbei. Seine Transporter waren nutzlos.
    Langsam schloss er die Augen.
    Er hatte versagt.


    Mit geschlossenen Augen fiel er ins Dunkel.
    Eine schiere Ewigkeit rauschte die Luft an ihm vorbei. Dann endete der Fall gewaltsam.

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  • Der Tod ist ziemlich schmerzhaft. Zumindest, sollte er sich wirklich für alle Ewigkeiten so anfühlen. Schwebend im Dunkeln mit Qualen am ganzen Leib. Ihm war übel.


    „Das Training ist dann wohl für heute beendet.“ Merkte eine allzu bekannte Stimme bedauernd an.
    Der angehende Hüter riss die Augen auf. Da oben erstreckte sich der Himmel, der zu einem Gutteil von der steilen Klippe eingenommen wurde und davor hing – eine Drohne!
    Und unter ihm? Er drehte angestrengt den Kopf. Da war der Boden - Zwei Meter unter ihm! Er hing in der Luft!
    Gequält tastete der junge Mann seinen Gürtel ab. Irgendetwas machte da ziemlichen Radau!
    Sein Radar vibrierte äußerst eigenartig. Wo er jetzt darüber nachdachte, war das nicht auch eigentlich ein ziemlich großes Modell?
    „Warte mal. Ist das eine verdammte Sicherung?“ murmelte er so zornig wie er eben konnte.
    „Und…“ der Prüfling zögerte und versuchte seine drehenden Gedanken zu ordnen, „hast du gerade Training gesagt?“ seine Stimme wurde zunehmend klar. Sein Blick zunehmend ungläubig.
    „Training?“ schrie er jetzt schon beinahe.
    „Das wichtigste Training in der Karriere eines Hüters zwar, aber ja. Ein Training, das wir <Die Prüfung> nennen.“ Sein sonst so stiller Mentor schien eine kindische Freude an dieser Tatsache zu haben. „Weißt du, neben all seinen Fähigkeiten, braucht ein Hüter vor allem eines: Entschlossenheit, seiner Berufung nachzukommen. Aber das ist dir ja wahrscheinlich bereits klar.“ Erklärte sein Mentor.
    „Deshalb sind nur die besten Kämpfer für die Hüter geeignet.“ Warfder Prüfling matt ein. „Genau.“ Bestätigte Zoîn, „Das Problem dabei ist nur: herausragende Fähigkeiten und eiserne Entschlossenheit führen fast ausnahmslos zu demselben Resultat - Hochmut.
    Es kommt ein Punkt in der Ausbildung eines jeden Hüters, an dem er sich für unschlagbar hält, unbesiegbar und allen anderen überlegen. Diese Selbstüberschätzung ist wahrscheinlich der schlimmste Feind eines Hüters. Deshalb existiert dieses Training. Eine Prüfung, die scheinbar alles testen soll, was der Prüfling beherrscht, ihm all sein Können abverlangt, aber von dessen Bestehen der Anwärter an diesem Punkt überzeugt ist. In Wirklichkeit kann diese Prüfung aber nur auf eine einzige Weise enden: Mit einer Niederlage. Denn nur durch den scheinbaren Tod im Angesicht einer Übermacht lässt sich diese schädliche Überheblichkeit abstellen. Jeder Hüter hat mindestens einmal verloren und das macht uns stark.“
    „Ihr wolltet also mein Selbstvertrauen und meine Entschlossenheit zügeln?“ fragte der Anwärter noch immer reichlich benommen. Er hatte sich mittlerweile in der Luft aufgesetzt.
    „Nein, im Gegenteil. Wenn ein Anwärter die Prüfung nicht vor dem angesetzten Datum fordert, endet seine Ausbildung augenblicklich. Denn ein Hüter ganz ohne Entschlossenheit ist letztendlich nutzlos.“ Er ließ die Worte noch für einen Moment so stehen, ehe er fortfuhr. „Es tut mir Leid, wenn ich dich angelogen habe, aber die früheste Prüfung aller Zeiten war das sicherlich nicht.“ Zoîn lächelte ihn leicht betreten an.
    „Dann geht es also wirklich nur darum, jeden Hüter einmal vor eine Aufgabe zu stellen, die seine Fähigkeiten übersteigt, damit er weiß, wo er steht.“ Rekapitulierte der geschundene Anwärter matt.
    „Das artet ja wohl ziemlich aus, oder? Ich meine, drei KRIEGs?“ Er lächelte um Anerkennung suchend.
    Zoîn blickte etwas verlegen an ihm vorbei. „Ja, sagen wir einfach drei KRIEGs wären ausgeartet.“
    „Zoîn!“ rief der Prüfling erschrocken, „Wie viele Phasen gibt es eigentlich?“ Er hatte seine Augen ungläubig aufgerissen.
    „Es geht so lange, bis der Prüfling versagt.“ Meinte der Ältere abwesend. „Es ist eigentlich schade, dass du nicht weitergekommen bist. Du hättest mal Phase 7 sehen sollen!“ fügte er verschmitzt hinzu.
    „Das ist jetzt nicht dein Ernst oder?“ meinte der angehende Hüter desillusioniert.
    „Ach nein, Zoîn macht nur Spaß.“ Mischte sich eine helle Stimme ein. Lynns Drohne war einfach aufgetaucht. Hierhergeflogen war sie ganz sicher nicht. Sie näherte sich einfach unvermutet aus einer Richtung, in die niemand geschaut hatte. „Phase 7 war nichts Besonderes. Phase 11 war erst so richtig interessant.“
    Damit erntete sie einen neidischen Seitenblick von Zoîn, der anscheinend neben ihr saß, während der Anwärter vollständig seine Fassung zu verlieren drohte.
    „Sind wir dann für heute fertig, Zoîn?“ fragte er schließlich in dem Versuch sich wieder zu sammeln. „Ich fühle mich todmüde, ich kann kaum einen Muskel bewegen, mein Brustkorb ist an mindestens drei Stellen gebrochen, und wenn mir heute noch ein Mensch irgendetwas offenbart, werfe ich ihn in das EL-Feld der Dunkelstadt.
    „Wie kommst du darauf, dass du schon fertig wärst?“ Der Mann lächelte verschmitzt. Wut zeichnete sich auf dem Gesicht des Anwärters ab, doch Zoîn fuhr einfach fort. „Da oben gibt es noch etwas zu erledigen, oder hast du das etwa schon vergessen?“ Die Wut in den Zügen des angehenden Hüters wich einem fragenden Ausdruck. Dann verstand er. Ein breites, hinterhältiges Lächeln legte sich auf seine Züge.
    Zoîn nickte ihm noch ein letztes Mal entschlossen zu.
    „Schnapp ihn dir, Djonn O’Eris!“
    Dann wurde er nach oben katapultiert. Die Sicherung pfiff laut auf, während die Schwerkraft ihn nach oben drückte. Die Drohnen blieben hinter ihm zurück. Das Schnappen des einrastenden Magazins wurde von dem Sausen des Windes davongetragen. Dort kam die Kante. Die Sonne blendete ihn, als er daran vorbeischoss. An die zehn Meter erhob er sich über den großen, verkohlt schwelenden Stumpf des einsamen Baumes. Das Gewehr direkt auf den feiernden KRIEG-Piloten gerichtet. Das Lachen blieb dem Jungen im Halse stecken, als er entsetzt versuchte, noch seine Waffen hochzureißen. Die Salve, die aus dem Himmel auf den überraschten Jungen hereinbrach, durchschlug den Bildschirm und durchsiebte die Panzerung am Torso. Am höchsten Punkt des Fluges, explodierte der Bildschirm in einem Funkenregen und der KRIEG stürzte mit einem lauten Knallen auf die zerstörte Wiese.
    Tief atmete der Anwärter durch, dann zog ihn die Schwerkraft wieder nach unten. Schnell kam das Gras näher. Ohne irgendeine Reaktion landete er sanft auf dem Feld. Sein Schwung verschwand, sowie er den Boden berührte, ersetzt durch ein kurzes Aufblitzen. Er stand da zu seiner vollen Größe aufgerichtet. Seine Brust brannte wie Feuer und seine Beine wollten einfach nachgeben, doch er blieb eisern aufrecht stehen.
    Stolz ging er ein paar Schritte über das völlig zerstörte Feld. Der Baum brannte noch immer. Das Gras war plattgedrückt, verwüstet und an vielen Stellen verdorrt und verbrannt. Vereinzelte Feuer breiteten sich langsam auf der Ebene aus. Der Brandgeruch der ihm in die Nase stieg, wurde durch den sanften Wind nur noch verstärkt. Vereinzelte Blutspritzer hatten das Gras an einigen Stellen rot gefärbt.
    Und dennoch genoss er den Anblick in vollen Zügen. Obwohl sein Körper ihn mit Schmerzen plagte, lächelte der Anwärter selig. Er war seinem Ziel näher als je zuvor. Freude durchströmte ihn und machte den Schmerz vergessen, ließ das öde Schlachtfeld wie einen wundervollen Anblick erscheinen und den heißen, verbrannt riechenden Wind schmeichelnd werden.
    Dann begann es. Das leise Knistern der Flammen und das nervige Schaben der Drohnen wurde übertönt von einem Geräusch. Jemand klatschte. Einsam und verloren hallte es über die Ebene. Jemand zweites stieg ein. Ganz langsam nur. Es klang ironisch und doch stimmte ein Dritter sehr enthusiastisch mit ein, bis schließlich jeder der Hüter ihm ausnahmslos Beifall zollte. Jemand rief ihm sogar etwas Begeistertes zu.
    Djonn drückte den Rücken durch und überblickte die Drohnen. Einige musterten ihn immer noch herablassend und klatschten nur sporadisch. Zugleich wurden diese einzelnen aber von dem Großteil der Hüter übertönt, die ihn freundlich ansahen, während sie aufmunternd und warmherzig applaudierten. Sein Blick streifte den Bildschirm seines Mentors, der sich mittlerweile wieder zu den anderen gesellt hatte. Er zollte ihm ebenfalls stolz Beifall. Aber auf seiner Schulter lag währenddessen eine mit Knochen bedeckte Hand. Darüber grinste ihm breit ein Schädel zu und auch die menschlichen Züge, die sich dahinter verbargen, schienen ihm zuzulächeln. Er riss seinen Blick los von den Drohnen und blickte in die Ferne. Er sah über die schwelenden Feuer und die rauchende Asche hinweg. Dort hinten tanzte die Sonne noch immer auf dem grünen Gras mit dem der sanfte Wind spielte.


    Er sog die gesamte Szene in sich ein. Eine vollkommene innere Ruhe befiel ihn und ließ nur noch dieses wunderbare, erfüllende Glücksgefühl zurück.
    Er lächelte ruhig in sich hinein und in diesem einen vollkommenen Moment wusste er es:



    Ich werde Hüter. Ganz bestimmt.




    So, das war meine Geschichte, ich hoffe sie hat euch gefallen. Es wäre nett, wenn jeder, der die Story in ihre ganzen Länge gelesen hat, doch bitte noch kurz ein wenig Kritik, einen Kommentar oder zumindest eine kurze Anmerkung bei den Kommentaren hinterlässt. Im Notfall reicht mir auch ein einfaches "Durch" oder "Hier ist einer" :thumbsup:
    Falls sich einer fragt, wieviel das jetzt war: Es waren 37 DIN A-4 Seiten, 22.916 Wörter. 2 Jahre, 3 Monate und 7 Tage.
    Ich werde mich jetzt wohl weiter der Story "Rebellion " widmen, die im selben Universum spielt. Es hat ne Menge Spaß gemacht, das hier zu schreiben, auch wenn sich teils die Blockaden echt die Klinke in die Hand gegeben haben. Aber was solls, ich hab gelernt damit umzugehen und werde in Zukunft wahrscheinlich besser arbeiten können.
    Zum Schluss danke ich noch allen, die das hier lesen ;)

    Die Emukraft, die alles schafft!


    - Eure Order lautet: Vernichtet den Anwärter. -


    Die letzte Prüfung!? ist eine actionlastige Science Fiction Geschichte in meinem eigenen Universum. More to come.