Schlangenschwur von Endymion


  • # Taschenbuch: 432 Seiten
    # Verlag: Heyne Verlag (5. Oktober 2009)
    # Sprache: Deutsch
    # ISBN-10: 3453526449
    # ISBN-13: 978-3453526440
    # Originaltitel: Brothers of the Snake


    Ja, ich schreibe wieder zu einem Abnett und eines vorneweg; ich bin zwar sehr angetan von seiner Gesamtleistung für 40k, aber ich stehe seinen Werken durchaus kritisch gegenüber. Ravenor und sein erster Beitrag zur HH-Reihe waren für mich schwerre Enttäuschungen, über die zu urteilen ich anderen überlassen werde.
    Mit Schlangenschwur bewegt sich Abnett, wie man schon am Cover erkennen kann in die Welt der Spacemarines. Ehr untypisch für den Schreiber vieler Inquisitionsbücher und der Gauntreihe. Ich bin zwar schon interessiert an Spacemarines, aber mir haben sie als stylische mystische Randfiguren (wie in den Eisenhornbüchern) besser gefallen, als als Titelhelden (Bluttrinker oder Ventris). Hinzu kommt, dass ich möglicherweise eine andere Sichtweise auf Marines im Allgemeinen habe, als der Rest der Community. Ich werde versuchen bei der Rezension dies zurückzustellen, werde aber erfahrungsgemäß scheitern. :wacko:  
    Bisher ist Schlangenschwur der einzige 40k-Roman, den ich ein zweites mal komplett gelesen habe. Der Grund ist, dass ich parallel Axolotl Roadkill von Helene Hegemann gelesen habe und die soziopathische Heldin aus meinem Kopf haben wollte. 40k mit all seiner Brutalität schafft es jedoch kaum den alltäglichen Wahnsinn auszukontern, aber zurück zum Thema...


    Zusammenfassung:
    Tja, da will ich garnicht zuviel verraten. Es dreht sich um eine Intrige, die einen Teil des Imperium (die Riffsterne) zerstören soll. Dummerweise hat der Spacemarineorden der Iron Snakes, der geschworen hat die Riffsterne zu schützen, da noch ein Wort mitzureden.
    Das Buch macht nach den ersten Kapiteln den Eindruck man hätte eine Kurzgeschichtensammlung gekauft, deren einzige Konstante Priad, der Spacemarine ist. Als einfacher Bruder vom Orden der Iron Snakes folgt man ihm, durch die Episoden, die erst am Ende den roten Faden erkennen lassen. Doch so einfach sind die Episoden (oder sollte man besser Szenarien sagen?) nicht gestrickt. Einige verfolgen die eigentliche Handlung, wärend sich andere auf die Karriere Priads, beziehungsweise seiner Charakterentwicklung konzentrieren.
    Der Fundus an Locations und an Gegnern ist sehr bunt. Die Marines um Priad dürfen gegen Dark Eldar, Orks und CSM antreten. Ein Novum, wo es bei der Masse der 40k-Literatur und besonders bei Abnett meist nur gegen Ketzer und Verräter geht. Wirklich erfrischend.


    Mein Eindruck:
    Schlangenschwur ist ein Buch, das polarisiert. Es ist nicht die Schreibe Abnetts, sondern die Ausführung der Handlung. Ich denke es hängt auch stark davon ab, für welches Volk das Herz des Lesers schlägt, aber dazu gleich mehr.
    Die 40k-Schreiberlinge sind ja Auftragsautoren, wie es sie für jeden festen Hintergund gibt. StarTrekautoren z. B. bekommen einen dicken Stapel Unterlagen in denen der Hintergrund und die Logik(en) genau festgelegt sind und die sie lenken und leiten sollen um eine Einheitlichkeit in den Geschichten zu gewährleisten. Ich denke bei der Black Libary wird das nicht anders sein. Sicher hat auch Abnett bei sich zu Hause einen dicken Ordner stehen, in dem steht, das Plasma blau ist. So als Beispiel. Ich glaube er scheißt auf diesen Ordner und ich denke er hat ihn nicht nötig. Er hat für mich einfach ein Händchen für 40k und die Grundstimmung.
    Warum denke ich das? Weil bei all den bunten Gegner, die er hier auffährt selten ins Detail gegangen wird. Die Dark Eldar sind enttäuschend oberflächlich beleuchtet. Für die Geschichte ist es völlig ausreichend, aber für den Fan, der gerne mehr wissen möchte kommt zuwenig. Auch bei der Beschreibung der Spacemarines schöpft er nicht aus dem bestehenden Fundus, sonder erfindet Dinge neu. Aber das passt. Er individualisiert damit und schafft etwas Neues, aber trotzdem kompatibles.
    Das ist es aber nicht was polarisiert. Es ist die Darstellung der "Armeen" und ihr Kräfteverhältis zueinander. Da schnetzelt sich Priad allein durch eine ganze Horde Dark Eldar. Die Dark Tusks (CSM) werden böse verhauen und Orks werden zu tausenden von 50 Marines zerlegt, ohne dass es bei den Iron Snakes auch nur einen Toten zu beklagen gab. Sowas freut den die SM-Fan. Und da schüttelt der CSM und DE-Spieler den Kopf. Orkspieler lachen sich schlapp über die fette Moscherei.



    Fazit:
    Das Buch ist gute 40k-Unterhaltung, abseits der sonstigen Spacemarineromanen. Es kommt etwas spröde daher. Das macht es aber trotz der Überlegenheit des Helden glaubwürdiger/stimmiger.
    Die Episoden sind für sich betrachtet sehr unterschiedlich in der Qualität. Wo mich die "Krönung" und die "Khornepuppe" weniger interessierten, da waren die Orkschlachten oder der Kampf gegen die Dark Tusk umsomehr interessant.
    Unterm Strich bleiben die Geschichten und auch die Hauptlinie sekundär. Wie für Abnett typisch sind sie nur Bühnen für die Charaktere an denen der Autor auch dieses mal viel gefeilt hat. Priad als Marine ist glaubwürdig. Er wächst in der Geschichte in seinem Denken und erkennt(deprimiert), dass er manche Schlacht nur mit dem Kopf und nicht mit den Muskeln gewinnen kann. Mutig das in einem SM-Roman unterzubringen. Figuren, wie der Scriptor Petrok oder der Cybot Autolochus geben der Geschichte Humor, ohne albern zu werden. Gerade Autolochus kommt erst viel zu spät hinzu.
    Die Anleihen, die Abnett für seinen Marineorden gewählt hat ist interessant. Schon mit der Heimatwelt Ithaka wird deutlich gezeigt in welche Richtung die Reise geht. Griechische Mythologie. Ithaka war die Heimat von Odysseus. Auch die monströsen Seeschlangen, die Namensgeber des Ordens sind wurzeln aus den alten Legenden. Auch die Art zu kämpfen (Phalanx) und mit Bolter, Schild und Lanze und einige weitere Kleinigkeiten geben dem Orden eine eigene Charakteristik. Wer sich damit etwas auskennt würde sich wünschen, das Abnett noch mehr integriert hätte. Da hätte er konsequenter sein können. Das fällt aber kaum ins Gewicht und mindert den Lesespass kaum.
    Es gibt einige Fehler, die negativ auffallen. ich bin kein Marinekenner, aber ich bin der Meinung, dass Priad von seinem Seargent eine Energiefaust und keine Energieklaue empfängt. Ebenso wurde der Sturmbolter auf einem Rhino zu einem schweren Bolter. Tja, wie gesagt, der Fluffordner Abnetts hat sicher eine Staubschicht. ;)
    Ich kann Schlangenschwur eigentlich jedem 40kler empfehlen, der nicht gleich allergisch reagiert, wenn Marines andere Codexvölker einfach wegbashen. Immerhin machen sie es ohne Arroganz. Abnettfjünger können eh uneingeschränkt zugreifen und den kritischeren Lesern sei gesagt, dass es diesmal ein richtiges Ende gibt. Mein Ehrenwort!

  • Sehr schöne Zusammenfassung. MMn einer der beste Space Marine Roman der bislang auf deutsch erschienen ist.

  • Schöne Rezension, danke Endymion!
    Liest sich sehr flüssig, ist gut strukturiert und hat keine spoiler. Dir gelingt es auch deine Ansichten schlüssig und fundiert darzulegen.



    Leider kann ich dir in einigen Punkten nicht zustimmen unter anderem:


    Roter Faden? Ich sehe ihn ganz deutlich von Anfang bis Ende. Es geht hier um die Entwicklungsgeschichte eines Schlachtenbruders vom erhalt seiner Servorüstung bis zum gefeierten Veteran des Ordens. Mit all den Zwischenstationen die ein Marine normalerweise nehmen muss. Dies in einen doch so kurzen Roman zu bringen, erlaubt nunmal keine andere Form als große Zeit und Handlungssprünge. Ich finde dem Autor ist dies auch besonders gut gelungen.
    Was die Fluffbrüche bei der Ausrüstung angeht, nunja ... Bormale Marines benutzen auch keine Phalanx Waffen (Schild und langer Speer), es gibt sehr viele Orden die zwar den Codex Astartes recht genau befolgen, doch durch ihre Herkunft beeinflusst werden (bestes Beispeil: Blood Angels). Es ist durchaus möglich das die Iron Snakes ihren Sergeanten als E-Waffe eine Klaue verleihen, E-Waffe bedeutet ja nicht automatisch Schwert. Faust ist ja nur eine weitere Option, kein muss für einen Sergeant. Aber hier kann auch der übersetzungsteufel zugeschagen haben, Dan Abnett bei solchen Kleinigkeiten zu unterstellen "auf Fluff zu scheißen" halte ich für zuviel des guten.


    Ich finde man sollte sich von vorn herein klar sein das es sich hier um einen Space Marine Roman handelt. Starke beleuchtung der "Massen" Antagonisten würde ich eh in keinem 40k Roman erwarten. Was die mosherrei angeht, kann ich dir auch nur eingeschränkt zustimmen. Bei den Dark Eldar handelt es sich zumeist um normale Kabalenkrieger, und diese sind im Fluff einem Space marine nunmal haushoch unterlegen, genau wie der 0815 Orkboy. Da verwundert es nicht das der Protagonist wenig Schwierigkeiten hat sie in massen totzuschlagen.


    Mir kommen alle kämpfe ziemlich fluffgetreu vor, außer vielleicht der von dir angesprochene Termopylae-reloaded fight mit den Orks. Hier hätte durchaus der ein oder andere Marine sein Leben für den Imperator geben können. Im allgemein finde ich aber das Abnett alles gut rüberbringt, auch das selbst ein Space Marine Orden in arge Bedrängnis gerät, wenn er die Gefahr unterschätzt. Der Bezug zur griechischen Mythologie ist wie du sagst sehr deutlich, ich finde schon fast zu deutlich. Manche halten ja das übersetzen eines mythologischen Themas in die Moderne für große Literatur, ich nicht zwangsläufig. Ich denke das war auch bei weitem nicht Abnetts absicht, griechische Mythologie bietet sich nur so fabelhaft für einen Space Marine Orden an, es ist einfach sau stylisch. :)


    Mein Fazit:
    Ich hatte von der ersten bis zu letzten Seite sehr viel Spaß, der Roman war für mich sehr nah am Fluff, hatte einen sympathischen Protagonisten, einen stylischen Orden und zu guter letzt das übliche Maß 40k action!
    Für mich einer der stärksten 40k Romane, und einer von Abnett's besten.


    p.s.
    (Meine Ansichten über ie fluffgetreue der Schlachten ist nicht von meiner sympathie gegenüber dem Imperium oder der Space Marines beeinflußt! Ich finde solche Unterstellungen immer lächerlich, und nichts weiter als ein Totschlagargument wenn einem nichts anderes mehr einfällt. - Die kleine Info zum Ende um zu vermeiden das gleich wieder Jemand kommt und soetwas behaupten will.)

    "From the darkness we strike: fast and lethal, and by the time our foes can react... darkness there and nothing more."

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    - Raven Guard saying

    Einmal editiert, zuletzt von Nimor ()

  • Super Rezension. Kurz und Knackig ohne groß zu spoilern. Das wird mir bei meiner nächsten Rezension nicht gelingen. Witzig das du Ravenor erwähnst,das wird nämlich meine nächste Rezension werden.


    Alles in allem stimme ich mit dir überein, da muss ich nix mehr dazu schreiben. Die Verhältnismäßigkeit war ziemlich...hm...fragwürdig. Und auch das Ende (gemeint ist damit der Bezug zum Anfang in der Geschichte :wacko: ) kommt ziemlich schwach daher in seiner Erklärung.


    Also nochmal: Tolle Arbeit und Danke für deine Mühen :up:


    MfG

  • Gute rezension, habe das buch gelesen und ich mag es gerade weil es anders ist als viele Space Marine bücher. es zeigt den weg durch den orden bis hin zu einem Veteranen der Marines.
    es gab viele stellen bei denen ich schmunzeln musste (u.a die käsejagt) die auch einfach die individualität des ordens hervorheben. Dan Abnett erschafft hier einen völlig eigenen orden mit komplettem fluff hintergrund, das finde ich wirklich toll


    -das mit den fluffungereimtheiten kann ich dir nur teilweise zustimmen: warum sollte ein Sergeant keine e-kralle bekommen? bei den blood angels währe es nicht unüblich einen hammer zu bekommen ect, die bewaffnung schwanckt je nach ausrüstung des ordens.
    50Marines gegen etwa 3000Orks, wenn man bedenkt das die Orks frontal aufgeprallt sind und an die marines gequetscht wurden von ihrern hintermännern ist das durauchs realistisch-man denke hierbei an den film 300. sie bilden einfach eine undurchdringliche phalanx.


    was ich unlogisch fand war diese "taucherstelle" -> ein marine der nur 10-12min die luft anhallten kann? etwas untertrieben!


    Aber sonnst gute Rezension

    Humanity has always looked skyward`s for it´s true path,
    we stood at the edge of destruction and would have fallen, if not for the might of the god emperor and his angels of death!



    Forged in blood
    Tempered in battle
    We are the living weapons of humanity - The mighty Space Marines!

  • Und auch hier ein kurzer Kommentar meinerseits ;)


    Auch dir ein Dankeschön für diese Rezension. Wie bereits von Nimor gesagt, sehr gut geschrieben, da gibt es nichts zu meckern :up:


    Deinem Fazit zu Schlangenschwur kann ich eigentlich komplett zustimmen, einzige Anmerkung meinerseits:

    Es gibt einige Fehler, die negativ auffallen. ich bin kein Marinekenner, aber ich bin der Meinung, dass Priad von seinem Seargent eine Energiefaust und keine Energieklaue empfängt.

    Nein, die E-Klaue ist korrekt. Diese wurde bereits vom ersten Sergeant des Trupps getragen und wird seit Gründung der Trupps Damokles von Sergeant zu Sergeant weiter gegeben.


    MfG,
    Archaon


    Gib mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.
    Gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann.
    Und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!

    ARTHUR SCHOPENHAUER (1788-1860)