Es ist ein weithin bekanntes Problem: Ihr habt Miniaturen, deren Bemalung Euch jedoch nicht (mehr) gefällt und Ihr wollt ihnen daher einen neuen Anstrich verpassen. Das klappt allerdings nur dann vernünftig, wenn Ihr zuvor die alte Farbe und Grundierung von der Miniatur runter bekommt. Die Mini soll also entfärbt werden!
Allgemeine Informationen
Grundsätzliche Durchführung
Farbe bekommt man von Miniaturen runter, indem man sie einige Zeit in ein Entfärbungsbad legt. Die Einweichzeit kann sich je nach Reiniger und Farbe sehr stark unterscheiden. Bei einigen Reinigern tut sich bereits nach mehreren Minuten etwas, teils muss man die Figuren aber auch über Nacht einweichen lassen. Je nach Farbdicke können ggf. mehrere Einweich- / Abschrubb-Durchläufe nötig sein. Auf keinen Fall sollte man Miniaturen aus Plastik und Resin aber mehrere Tage im gewählten Entfärber lassen. Grundsätzlich gilt, dass man die Miniaturen im Entfärbungsbad regelmäßig kontrollieren sollte, damit es keine böse Überraschung gibt. Wenn sich an den Details der Miniatur Veränderungen zeigen oder das Material weich wird, solltet Ihr den Vorgang sofort abbrechen.
Das Entfärbungsbad setzt man am besten in einer unlackierten (!) Metallschüssel an. Schüsseln aus anderen Materialien können durch das Entfärbungsmittel beschädigt werden. Die Miniaturen kommen niemals blitzblank aus der Brühe raus. Ihr müsst sie in lauwarmem Seifenwasser abschrubben. Dadurch entfernt ihr zugleich etwaige Rückstände des Entfärbers. Eine alte Zahnbürste eignet sich für die Arbeit am besten. Passt auf, dass ihr beim Schrubben keine Teile der Miniatur beschädigt. Wer sich die Arbeit erleichtern will, der kann die ganze Prozedur (oder zumindest die Seifenreinigung) auch in einem Ultraschallreiniger durchführen. Allerdings ist dabei zu beachten, dass nur Lösungsmittel eingesetzt werden, die das Gehäuse des Geräts nicht beschädigen! Unabhängig von der gewählten Prozedur und den eingesetzten Chemikalien solltet ihr die Miniatur ganz am Schluss immer mit klarem Wasser kurz abspülen! Reiniger-Rückstände können nämlich dafür sorgen, dass Grundierung und Farbe bei der erneuten Bemalung nicht richtig haften.
Das Material der Miniatur
Bei der Wahl des Entfärbers ist unbedingt darauf zu achten, woraus die Miniatur besteht: Ist sie aus Plastik, Metall oder Resin? Insbesondere bei Plastik und Resin ist Vorsicht geboten! Zahlreiche Entfärber greifen das Material an und zerstören damit die Miniatur! Mit den unten genannten Entfärbungsmitteln seid ihr grundsätzlich auf der sicheren Seite. Aber auch hier gilt: Da sich die Kunststoff- und Resinmischungen der Hersteller unterscheiden, regieren diese teilweise unterschiedlich auf die eingesetzten Lösungsmittel. Bei längeren Einwirkungszeiten können daher auch die unten empfohlenen, "harmlosen" Entfärber das Material der Miniatur angreifen und deren Oberfläche zerstören. Daher Plastik und Resin maximal über Nacht im Entfärbungsbad lassen und regelmäßig kontrollieren, ob die Chemikalien die Miniatur nicht angreifen. Neben den unten genannten Lösungsmitteln gibt es dutzende weitere Mittel (insbesondere bei Metallminiaturen), die ebenfalls genutzt werden können. Falls ihr Eigenversuche mit anderen Lösungsmitteln an Euren Plastik- und Resinminiaturen unternehmen wollt, dann prüft zunächst deren Verträglichkeit : Schneidet von der Miniatur an einer nicht sichtbaren Stelle (Fussunterseite o.ä.) einen hauchdünnen Span mit einem Bastelmesser ab und legt diesen einige Stunden in das vorgesehene Entfärbungsmittel. Wenn sich der Streifen irgendwie verändert (insbesondere aufrollt oder weich wird), dann greift das Mittel das Plastik/Resin an und ist nicht geeignet.
Verwendung des Entfärbers
Des Weiteren ist zu beachten, dass alle Entfärber reizend, giftig, leicht entflammbar, umweltschädlich oder sogar ätzend sind/sein können. Beachtet unbedingt die auf der Verpackung angegebenen Hinweise. Am besten sollte die Verwendung im Freien erfolgen. Achtet darauf, dass Haut und Kleidung nicht mit dem Entfärber in Berührung kommen. Zudem ist die Entfärbungsbrühe nach Verwendung entsprechend zu entsorgen. Das heißt in der Regel, zurück in die Flasche füllen und beim Wertstoffhof abgeben! Auf keinen Fall gehört sie durch den Abfluss entsorgt. Lösungsmittel verschmutzen nicht nur massiv die Umwelt, sondern einige von ihnen zerstören auch die Oberflächen von Waschbecken, Toilettenschüsseln und ggf. sogar die darunter befindlichen Rohre (→ selbstbeigebrachter Rohrbruch, zahlt keine Versicherung)!
Hinweis für Sparfüchse
Schließlich solltet ihr bedenken, dass ihr Geld sparen könnt, indem ihr Entfärbungsmittel mehrmals benutzt. Meistens sind die in dem Mittel enthaltenen Lösungsstoffe so hoch konzentriert, dass sie mehrmals ihren Dienst verrichten. Bevor ihr die dreckige Brühe zur erneuten Verwendung zurück in die Flasche füllt, solltet ihr sie durch einen Kaffeefilter laufen lassen. Danach ist die Flüssigkeit zwar immer noch trübe, die gröbsten Farbreste sind dann aber draußen und das Mittel ist zur erneuten Verwendung bereit.
Entfärbungsmittel
Wie bereits geschrieben, gibt es diverse Entfärber. Praktischerweise ist die günstigste und harmloseste Variante in 99% der Fälle auch die Beste. Im Folgenden sind jeweils eine empfohlene Lösung und ein paar gute Alternativen genannt. Die Listen sind allerdings keinesfalls als abschließend zu verstehen.
Entfärben von Plastik
Das Mittel der Wahl zum Entfärben von Plastik ist Isopropanol! Dieses löst Farbe und Grundierung zuverlässig von Plastikminiaturen. Die Literflasche kostet um die 10 EUR und ist in der Apotheke erhältlich. Falls reines Isopropanol nicht vorrätig/lieferbar sein sollte, könnt ihr genauso gut zu dem Desinfektionsmittel „Sterillium“ greifen, welches eine Mischung aus Propanol und Isopropanol ist. Es ist etwas teurer, der Liter kostet ca. 15 EUR, und ebenfalls in der Apotheke erhältlich. Zudem eignen sich die Entfärbungsmittel von Modellbau-Herstellern für Plastikminiaturen, wie bspw. Revell Aqua Color Clean. Diese sind allerdings nicht grundsätzlich besser, sondern nur deutlich teurer (Liter ab 40 EUR).
Entfärben von Metall
Metall ist relativ unempfindlich gegenüber Lösungsmitteln. Von daher könnt ihr da mit etwas heftigeren chemischen Keulen drangehen. Vollkommen ausreichend ist allerdings in den allermeisten Fälle das günstigste Mittel: Aceton. Dieses erhaltet ihr im Baumarkt oder in Form von Nagellackentferner in der Drogerie. Alternativ könnt ihr aber auch Nitro-Universalverdünnung, Terpentin oder Abbeizer benutzen. Stellt sicher, dass keinerlei Kunststoffteile mehr an der Miniatur sind (Bases, Waffen, etc.), diese lösen sich nämlich auf oder verformen sich zumindest stark. Zudem wundert Euch nicht, dass die Miniatur in Einzelteilen wieder aus dem Bad kommt. Aceton und Co. lösen nämlich auch den Klebstoff auf.
Entfärben von Resin
Beim Entfärben von Resin nimmt man die gleichen Mittel wie bei Plastik oder Aceton. Gemische aus Harzsäuren, wie bspw. Terpentin, darf man nicht verwenden. Diese können einige Resinarten angreifen und die Miniatur zerstören.