Fortsetzung "Ian's Leben" Teil 4 - "Feldmarshall Van Gor'"

  • Feldmarschall Van Gor'


    Wie durch ein Wunder war meine Wunde an meiner Seite bereits am nächsten Morgen nicht mehr auffindbar und ein Mann in hohem Alter stand vor dem Ashratszelt. Er war mindestens vierzig Jahre alt und somit für einen Jungen aus den Kanälen unvorstellbar alt. In Ehrfurcht ging ich aus dem Zelt und sah den Verband um seinen Brustkorb. Er hatte einen weißen langen Bart, kurz geschorene Haare und durch seine blaue Offizierskleidung konnte man einen muskulösen Körper erahnen. Seine schwarzen metallverstärkten Stiefel waren über und über mit schwarzer Asche verschmiert und hatten dezente Goldeinlegearbeiten.
    „Komm mit mir Junge!“, befahl er mir mit ernster Stimme und stapfte in schnellem Schritt voran. Ich konnte bei ihm kaum mithalten und auf einer grünen Fütze rutschte ich aus und verätzte mir beide Hände.
    Er brachte mich zu einem großen metallernen Container, welcher dem Aussehen zu Urteilen schon schwerem Beschuss ausgesetzt war und auf Stützen gegen den Säureboden gelagert war.
    Mit seinen Fingern kraulte er durch seinen Bart und sah mich erleichtert an.
    „Komm rein! Ich muss mit dir etwas besprechen.“,sprach er in sachtem Ton und öffnete die schwere Sicherheitstür. Nun zog er einen ledernen Sessel zu sich und ließ sich erleichtert hinein sinken. Der Raum war groß für eine einzelne Person und war mit vielen Dekorationen aus Gold und Platin verziert. Ein schwerer schwarzer Holztisch stand am anderen Ende des Raums, doch der Alte hatte sich neben einen Heizofen gesetzt und sah mit seinen, mit Augenringen untermalten, Augen zu mir und maulte: „Steh hier nicht so rum!!! Nimm dir einen Stuhl und setze dich zu mir!“.
    Ohne Widerspruch nahm ich einen Schemel und setzte mich vor ihn.
    „Ich bin dir zu größtem Dank verpflichtet mein junger Freund. Ohne dich hätte ich wohl nie das Ende des großen Krieges erlebt. Die ganze Menschheit kann aufatmen, jetzt wo wir vereint sind unter einem Banner. In den nächsten Tagen wird die Bevölkerung die Erde verlassen und somit den übrigen Ratten in den Kanälen die Bahn frei machen. Aber mach dir keine Sorgen. Du hast mein Leben gerettet und ich werde dich mitnehmen zum Mars. Meine Ehe ist leider seither kinderlos und du würdest meiner Frau einen noch größeren Gefallen tun wie du schon hast wegen meiner Rettung..............“, so sprach der Alte noch lange weiter. Ich konnte ihm an diesem Tag keine Antwort geben, da er sich wohl nur zu gerne reden hörte. Irgendwann schickte er mich meine Sachen packen und wenige Tage später brachen wir zum Weltraumhafen auf.
    Überall sah man die große Fahne der Nationen wehen und die Leute mit fröhlichen Gesichtern feiern, aber ich war traurig meine Heimat aufzugeben für eine Reise ins Ungewisse.
    Ich bekam nun einen Namen, eine Nummer und wurde ins Register der Menschen aufgenommen. Mir wurde eine Tatowierung auf die linke Seite meines Schädels gemacht, zur Kennung zu welcher Familie ich gehörte und ein Chip mit allen Daten über mich wurde direkt darunter an den Schädel montiert.
    Mein Name war nun Ian van Gor' und somit ein Mitglied der Offiziersschicht und ein Mensch mit einer Lebenserwartung von unglaublichen 130 Jahren.
    Überall wurde ich höflichst begrüßt, ich hatte das Privileg immer eine Waffe mit mir zu führen und genoss eine gute Schulbildung.
    Das alles passierte auf der zehn jährigen Reise zum Mars, wo bereits alles aufgebaut war, um uns Neuankömmlinge aufzunehmen.
    Die Marsstadt war riesig. Der Boden der Stadt war grün und nur von wenigen Straßen durchzogen. Riesige Wohnkomplexe, wie aus Glas und Marmor, erhoben sich zwischen den Kaufhallen, Fabriken und den Transportern. Welche im Stundentakt eintrafen. Der ganze Planet war grün, es gab frische Luft und Bäche aus Wasser.


    Ich war im Paradies.