Fortsetzung "Ian's Leben" Teil 2 - Geplatzte Träume und Teil 3 - Die Krankheit Krieg

  • Geplatzte Träume


    Ich machte mir Sorgen. Kaum war ich beim Militär wurden wir als Ashrats bezeichnet. Aschenratten. Der Dreck aus den Kanälen.
    Wir wurden wie Tiere behandelt und auch so untersucht. Der Arzt fasste uns in den Mund, tastete unseren Körper ab und sortierte Untaugliche aus. Viele Freunde wurden gepackt und rausgeschleudert aus der Kaserne. Egal ob die grünen Nebel das Land peitschten oder nicht. Ich wurde verschont.
    Anschließend machte man mit uns eine Musterung. Ein narbengeplagter Soldat stand vor uns und grinzte uns aus blauen Augen an. Er hatte eine mit Brandwunden versehene Glatze und einen stark verkrümmten Unterkiefer, aber jeder behandelte ihn mit größtem Respekt, so als wäre er der Herr persönlich. Bei der Musterung wurde mir klar warum. Man schickte uns über einen Hindernisparcour und wir waren 50 Mann. Am Ziel nur noch 20. Er hatte stets den langsamsten rausgesucht und erschossen.
    Es sollten nur die besten überleben.
    Die Übrigen von uns wurden beglückwünscht für ihre Leistung und wurden in der Armee „willkommen geheißen“. „Ich wünsch' euch 'ne gute Woche...vielleicht überlebt ihr ja auch zwei....!

  • Die Krankheit Krieg


    Beim Wort Krieg hatte ich immer an Ehre gedacht, aber es gab keine Ehre nur Resignation. Wir lernten, dass die gesamte Welt nun fast in der Hand von uns lag. VNdM war unser Landesname. Vereinigte Nationen der Menschen ausgeschrieben. Ich hatte hier beim Militär lesen und schreiben gelernt, genauso wie das Töten mit Gewehr und Bajonett. Für uns war das höchste Technik, auch wenn wir die Soldaten der Reichen nie gesehen hatten. Wir zweifelten nicht, dass auch wir eines Tages gute Luft, sowie Speis und Trank haben werden, wenn wir uns für die Menschen einsetzten.
    Dann kam der erste Kriegstag. Wir waren die vorderste Abteilung und nicht mehr als ein Kugelfang für die Soldaten aus den Städten. Neben Panzern und großen Kampfläufern, welche einen Menschen um das zweifache überragten stürmten wir auf in den entscheidenden Kampf. Gewehrfeuer hagelte über die gesamte Ebene und ließ blutrote Fontänen durch die Luft strahlen, während ich selbst in der Seite getroffen wurde, aber im Kampfestaumel weiter auf den Feind zuschritt.
    Gerade als wir auf Kampfdistanz herangerückt waren, sprangen wir alle zusammen in unserer Abteilung zu Boden vor Schreck.
    Ohne Rücksicht auf uns hatte eine Veteranenabteilung das Feuer eröffnet und gleißende Lichtkugeln, die in blaue Flammen gehüllt waren, auf den Weg zum Feind schickte, wobei viele meiner besten Kameraden durch diese Flammen wie auf einen Schlag eingeäschert wurden.
    Wir trauten uns kaum uns wieder zu erheben. Es war zu viel zu sehen, was die Menschheit anzurichten fähig war. Die Geschütze donnerten, lautes Geschrei schallte über den Kampfplatz und Explosionen erwärmten die Umgebung.
    Weinend vor Angst kauerte ich im Graben. Angst um mein Leben als 13 jähriger Junge aus den Kanälen. Ich begann an mir zu Zweifeln. Es war ein Kampf zwischen göttergleichen Maschinen und mittendrinn waren wir Ashrats. Nichts wert, außer als lebender Schild für die Reichen.
    Doch ich ahnte nicht, dass jener Tag mein Leben verändern sollte.


    Als ich meinen Kopf wieder hob, sah das Schlachtfeld verändert aus. Ich lag unsichtbar zwischen den Beinen einer der riesigen Maschinen. Doch ich konnte sehen, wie ein mächtiger Krieger in silberner Rüstung und blauer Kleidung sich gegen mehrere Feinde verzweifelt zur Wehr setzte. Er hatte eine goldene Pistole in seiner Linken und ein blau leuchtendes Schwert in der Rechten.
    Doch so mächtig seine Schwünge auch waren und so genau er auch zielte, es waren zu viele. Es waren nur noch zwei als ihn seine Kräfte verließen und einer seiner Gegner ihm ein Bajonett in die Seite stieß. Von fanatischem Eifer gepackt griff ich mein Gewehr und sprang auf. In einer Bewegung legte ich an und schoss! Ich verfeuerte mein gesamtes Magazin auf diese beiden Feinde und sah strahlende Funken auf ihre schwarzen Rüstungen sprühen. Bis zu dem Moment als einer der beiden durch das Visier seines Helmes getroffen zu Boden sank und der blaue Krieger in einer Bewegung mit seinem Schwert den letzten Feind enthauptete.
    Er sah mich an aus seinen goldenen Augen und er salutierte in dem er seine silberne Hand an den Helm legte. Das Bajonett aus der Seite ziehend, rannte er weiter in die Richtung des Kampfes, doch ich sollte ihn nicht das letzte Mal sehen.


    Ich wankte zurück zum Truppenlager der VNdM.
    Doch sie sahen mich aus großen Augen an, denn nun erfuhr ich, dass wir Ashrats nicht dazu bestimmt waren zurückzukehren. Wir waren bestimmt zu sterben.
    Bei mir war es etwas anderes.
    Weil ich der erste war der aus dem Krieg zurückgekehrt war und es viel mir wie Schuppen von den Augen, dass mein Vater für nichts gestorben war.


    Nichts als seine Familie....