Fortsetzung zu "Die Jouranischen Staubfresser"

  • Chroniken des Krieges II
    Sein Lasergewehr auf den Rücken geschnallt stürmte Recius mit weit ausgreifenden Schritten in die Eingangshalle der planetaren Kommandozentrale. Sein Ziel war das Büro seines nächsten Vorgesetzten, des Kompaniekommandanten Hauptmann Aristes. Doch zuerst musste er mit dem Turbolift in die 100. Etage fahren. Keuchend schwang er sich in den Schacht und gab kurze Befehle für die Sprachsteuereinheit der Kabine. „Büro von Hauptmann Aristes, Prioritätsstufe Ultima. Autorisierung Recius-Primus-zwei-eins-neun.“ Die plötzliche Beschleunigung zwang ihn trotz der Trägheitsdämpfer für eine kurze Zeit in die Knie, kaum hatte er sich wieder aufgerichtet war er auch schon am Ziel und die Türen des Lifts öffneten sich mit einem Zischen. Der Leutnant nahm sich einige Sekunden um wieder zu Atem zu kommen, dann trat er in den vor ihm liegenden Korridor. Die erste Tür auf der Linken Seite führte ihn ins Vorzimmer, wo die Empfangsdame zunächst ihn, dann seine Rangstreifen kritisch beäugte. „Ich muss Hauptmann Aristes sprechen, sofort bitte.“ Hob Recius an, doch die Antwort war ernüchternt „Der Hauptmann ist beschäftigt, kommen sie morgen wieder.“ Der Leutnant gab nicht so schnell auf: „Ich sagte sofort, morgen könnte es schon zu spät sein.“ Die Empfangsdame, welche mit grauem Kleid, Brille und geschätzten 50 Jahren Alter einen Stereotyp verkörperte, welcher wohl so alt war wie das Imperium selbst, sah in erneut über den Rand ihrer Brille hinweg an. „Herr Leutnant, welchen Teil von ‚kommen sie morgen wieder‘ haben sie nicht verstanden?“ Die Betonung seines Ranges und die Formulierung ihrer Frage trieben Recius zur weißglut, und nur ein letzter Rest guter Erziehung hielt ihn davon ab, der Dame mit dem Gewehrkolben Manieren beizubringen. Dennoch musste etwas in seinem Blick anders sein, denn das Gesicht der Empfangsdame wurde bleich, noch bevor der Leutnant zu einer Antwort ansetzte. „Gute Frau, ich muss ihnen etwas sagen. In nur wenigen Stunden werden sie und die meisten anderen Menschen in dieser Stadt tot sein, es sei denn, ich kann jetzt mit dem Kommandanten der sechsten Kompanie des zweiten Regiments sprechen. Also lassen sie mich jetzt durch?“ Die auf einmal sehr kleinlaute Empfangsdame drückte einen Knopf unter ihrem Schreibtisch, worauf eine automatische Tür aufschwang und Recius das Büro von Hauptmann Aristes betrat.


    Der Hauptmann erwartete ihn bereits an seinem Schreibtisch. Als Recius eintrat, sah er von seinen Papieren auf und ergriff auch sofort das Wort: „Nun, was gibt es so dringendes?“ „Melde gehorsamst, Sir, Bericht der Patroullie des 2. Zuges der 6. Kompanie. Minenstation Tiefes Drängen ist überfallen worden, keine Überlebenden. Unsere Verluste belaufen sich auf 4 Mann und eine Chimäre. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Eldarpiraten diese oder eine andere Stadt überfallen werden. Sir wir sollten sie warnen.“ Der Hauptmann sah ihn kurz und durchdringend an. „Wie kommen sie darauf, dass, sollte es die Absicht der Piraten sein uns zu überfallen, sie noch hier sind um davon zu berichten? Nein mein Freund, sie sind entkommen, weil die Spitzohren glauben, dass es keinen Unterschied macht. Aber das ist tatsächlich Grund zur Besorgnis. Leider wissen wir absolut nichts über ihre Absichten, außer dass sie wohl gerne mit unseren Arbeitern spielen.“ Der Leutnant schauderte kurz über die doch etwas seltsame Wortwahl seines vorgesetzten, bevor er seine Antwort dazu gab: „Sir, in der Kommandozentrale haben wir bemerkt, dass ein neuer Schacht gegraben wurde. Vielleicht haben sie dort etwas gesucht. Was immer es war, unsere Geologen und Techniker sind nicht darauf gestoßen. Außerdem bemerkte ich einen Riss im Horizont auf dem Rückweg, einen Riss wie er nur von einem Warpportal kommen kann.“Aristes sah kurz auf seine Dokumente, bevor er eine Antwort gab. „Aah, sie haben ihr Macharius-Kreuz nicht umsonst bekommen. Wenigstens eine gute Nachricht. Das mit dem Portal gefällt mir nicht. Aber wenn sie eines geöffnet haben, warum haben sie uns dann noch nicht angegriffen?“ „Das ist eine sehr gute Frage, Sir, und ich glaube ich weiß...“ Der Rest von dem, was Recius hatte sagen wollen, ging in einer gewaltigen Explosion außerhalb des Gebäudes unter.