Zum Kommentar
Joura liegt im Segmentum Pacificus, nahe der Halo Zone und ist eine Wüstenwelt. Seine Bevölkerung verteilt sich auf wenige, wenn auch weit auseinander liegende Makropolen, welche durch weitläufige Stein- und Sandwüsten getrennt werden und in ihrer Farbe an Mars erinnern. Ein unbekannter Soldat bemerkte einmal, dass man der Farbe wegen auf dem Sand kein vergossenes Blut sehen könne, was zu einem eigenwilligen Namen führte: Blutwüste.
Die Blutwüste ist ein mehrere hundert Quadratmeilen großes Gebiet, eine Ebene mit nur wenigen Bergen. Dies führt dazu, dass man die kilometerhohen Makropoltürme aus großer Entfernung sehen kann. Die große Herausforderung des Lebens auf dieser Welt ist nicht nur das Überleben selbst, sondern auch die Verteidigung der einzelnen Makropolen und der oft verstreut liegenden Bohr- und Mineneinrichtungen, denn Joura lebt von seinen Bodenschätzen, welche es gegen Nahrungsmittel und Wasser verkauft.
Aufgrund der Entfernungen zwischen den Makropolen ist es notwendig, dass die Planetaren Verteidigungsstreitkräfte eine hochmobile Einsatztruppe darstellen, welche jederzeit und überall zuschlagen kann. Um diesen Anforderungen zu genügen werden auf Joura viele Chimäre Schützenpanzer produziert, welche meistens von den Lokalen Streitkräften benutzt werden, den Jouranischen Staubfressern. Diese Regimenter umfassen etwa die Hälfte der Gesamtbevölkerung des Planeten, sei es im aktiven Dienst oder als Reservisten. Sie sind auf mobile Kriegsführung spezialisiert, ihr wenig schmeichelhafter Name geht auf die große Staubwolke zurück, welche sie während der Fahrt durch die Blutwüste mit ihren Chimären erzeugen.
Chroniken des Krieges
Es war heiß. Selbst für die Jahres- und Tageszeit waren die Temperaturen unerträglich hoch. Zum wiederholten Mal wischte sich Leutnant Recius mit einem Tuch den Schweiß vom Gesicht, der ihm schon langsam in die Augen tropfte. Sein Stab saß im hinteren Teil der Chimäre, deren Fahrer alles aus dem Motor herausholte und deren Schütze mit seinem Multilaser immer wieder die Umgebung absuchte. Sein Zug war entsandt worden um eine Mineneinrichtung 50 Kilometer nord-östlich von Aretian, der Hauptstadt Jouras, zu untersuchen. Der Kontakt war abgebrochen und die Familien der Arbeiter begann, sich sorgen zu machen. Also wurden Recius und sein 2. Zug der 6. Kompanie geschickt, um nach dem Rechten zu sehen. Zwei Trupps umfasste der Zug, Recius und sein Stab waren nicht mit eingerechnet. Nur leichte Bewaffnung, Lasergewehre, Flammenwerfer, Granatwerfer war ihnen Zugeteilt worden. Keine schweren Waffen, keine Panzer, es war schließlich auch nur eine Aufklärungsmission.
Die drei Chimären des 2. Zuges hielten an und Recius stand auf, um durch die Dachluke die Lage zu erkunden. „2-bravo an 2-alpha, bitte kommen“ Die Stimme im Funkgerät gehörte Feldwebel Brian, dem Führer des ersten Trupps. „2-alpha hört“ antwortete Recius in das Mikrofon des Funkgerätes, das ihm Soldat Piat in die Hand gab. „Herr Leutnant, wir haben jetzt Sichtkontakt zu unserem Ziel, bisher regt sich nichts. Wir sehen nichts und niemanden. Erbitten weitere Instruktionen.“ Recius Antwort kam schnell: „Warten sie bis wir aufschließen, wir rücken gemeinsam vor. Laden sie ihre Waffen und halten sie die Augen offen.“ „Verstanden, 2-bravo ende.“ Recius winkte Piat, dem Funker seines Stabes zu: „Soldat, funken sie das Hauptquartier an und machen sie Meldung. Keine Aktivität an der Zielposition zu sehen. Keine Spur der Arbeiter, die Maschinen scheinen still zu stehen.“ „Was war hier nur los?“ wunderte sich der Leutnant in Gedanken.
Normalerweise waren selbst kleine Minenanlagen wie diese, die nur aus einem Eingangsschacht mit Kontrollraum und einigen Lagerhallen bestanden immer in ein Gewusel gehüllt aus Arbeitern auf dem Weg nach oben oder nach unten, Transportfahrzeugen mit Material und ähnlichem. Zudem waren alle Minenmaschinen sehr laut, wehalb man etwas hören müsste. „Fahrer, bringen sie uns rein. Langsam und vorsichtig. Brian und Jake sollen uns folgen und unsere Flanken sichern. Bereitmachen zum Absitzen.“ Während Piat noch die Befehle über Funk durchgab konzentrierte sich Recius schon wieder auf die Gebäude vor ihm. Dann schloss er die Dachluke und kehrte ins Innere seines Schützenpanzers zurück, wo er sein Lasergewehr aus der Halterung an der Innenwand nahm. „Sir, was denken sie wohl was da los ist?“ fragte Soldat Renn, der einen Granatwerfer trug. „Genau das werden wir gleich heraus finden, Soldat. Weder sie noch ich sind zum Denken hier.“ „Wir sind da“ kam die Ansage des Fahrers, bevor Renn etwas entgegnen konnte und Recius gab ihm auch keine Gelegenheit mehr dazu, er ging zur Heckluke und befahl: „Na dann, alle Mann absitzen. Wecken wir die Leute hier auf.“
Recius stieg aus der Luke der Chimäre aus und umging das Fahrzeug, bis er direkt davor stand. Die anderen Trupps taten das Gleiche und als sein Stab hinter ihm Aufstellung genommen hatte, gab er einen Befehl über Mikrofunk:
„Ok, wir wissen nicht, was hier passiert ist. Wir gehen von einer Präsenz feindlicher Truppen aus, bis wir das Gegenteil beweisen. Waffen laden und entsichern, haltet euch bereit. Brian, inspizieren sie die Lagerhalle. Jake, sie und ihre Männer kommen mit mir zum Kontrollraum. Alle Fahrzeuge fahren rückwärts an den Kontrollraum heran. Los, Bewegung!“
Als die Chimären vorfuhren, hatte Recius das ungute Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben. Brian und seine Männer hatten bereits die Lagerhalle betreten, als Recius den Kontrollraum erreichte. Der Kontrollraum, oder eher das Kontrollgebäude, war von schlicht rechteckiger Bauweise und zwei Stockwerke hoch. Recius gab Feldwebel Jake ein Handzeichen, woraufhin dieser an die vordere Tür trat und sie mit einem Universaldietirch öffnete. Kaum im Inneren schlug den Männern um Recius und Jake ein Gestank entgegen, wie er übelkeitserregender kaum sein könnte, zwei Soldaten erbrachen sich sofort auf den Fußboden, was wirklich kein schöner Anblick war.
„Wo kommt denn dieser Gestank her? Holt mal eure Strahler raus, hier drin gibt es keinerlei Licht.“ Mit diesen Worten wandte sich Recius an die Gruppe, nachdem sich alle wieder beherrschen konnten und sich von den Resten ihrer Morgenration getrennt hatten. 14 Lichtfinger schnitten durch die Dunkelheit des Eingangsraumes und enthüllten etwas grausames: fünf aufgeschnittene Leichen lagen im Raum, ihre inneren Organe wie Dekorationen für ein Fest des Todes an Wand und Decke gehängt. Das Blut tropfte herab, es schien noch feucht zu sein. Jake schickte vier Männer in die obere Etage, sie berichteten, dass es eine seltsame Anzeige auf den Kontrollen gebe. Demnach sei ein nicht autorisierter Schacht entstanden und das innerhalb von 5 Minuten, schneller als jede Technologie auf Joura ihn hätte bauen können. Recius dachte kurz nach, dann gab er einen Befehl: „Zurück zu den Fahrzeugen. Piat, funken sie das Hauptquartier an. Station Tiefes Drängen wurde von Eldarpiraten überfallen, wir brauchen Verstärkung.“
Noch bevor Piat eine Chance bekam den Befehl auszuführen, erwachte sein Funkgerät zum Leben. „Hier Brian, wir stehen unter Beschuss. Eldarpiraten, verdammt sie sind überall! Wir halten unsere Stellung, aber nicht mehr lange. Helfen sie uns, BITTE!!“ Recius reagierte sofort: „Alle Mann zu den Lagerhallen, los los los!!“ Wieso hatte er keine Meldung von den Chimären bekommen? Sie hätten die Eldarpiraten doch sehen müssen. Die Antwort erwartete ihn draußen: Eine Chimäre war nur noch ein rauchendes Wrack, die beiden anderen verschwunden. Der Leutnant aktivierte seinen Mikrofunk: „2-alpha, 2-bravo, wo zum Teufel stecken sie? Wir brauchen ihre Hilfe, sofort!“ „Hier 2-alpha. 2-bravo ist bei mir, wir haben uns ein Stück von der Anlage entfernt als die Eldarpiraten auftauchten. 2-charlie hat es sofort erwischt, sie hatten keine Chance. Ein Wunder des Imperators ließ unsere Panzerung standhalten, wir feuerten unsere Nebelwerfer ab und traten aufs Gas, während wir mit den Multilasern schossen. Zwei von diesen verdammten Fliegern haben wir erledigt, dann drehten sie ab. Wir sind jetzt auf dem Rückweg, geschätzte Ankunftszeit 8 Minuten.“
„In Ordnung 2-alpha“ antwortete der Leutnant „beeilen sie sich und holen sie uns an der Lagerhalle ab“. An seine Truppen gewandt sagte er: „Na schön, verpassen wir ihnen einen Satz heiße Spitzohren. Vorwärts, Marsch!“
Die Soldaten rückten über den Platz vor und man begann bereits, den Kampflärm aus dem Inneren der Lagerhalle zu hören. Das Fauchen eines Flammenwerfers, das Summen der Piratenwaffen und manchmal auch den Schrei eines Verwundeten oder einen Todesschrei. „Brian, wie ist ihr Status?“ fragte der Leutnant über Mikrofunk. „Drei Männer sind tot, ein weiterer schwer verletzt. Wir halten uns in einem Stapel Kisten an der Rückwand des Gebäudes. Wo sind sie, Sir?“ „Vor dem Haupteingang. Passen sie auf, so funktioniert das: wir werden ihnen den Weg freischießen, sie nehmen die Beine in die Hand und sehen zu, dass sie hier heraus kommen.“ „Der Plan gefällt mir, einfach zu merken. Ok Jungs hört mal alle zu...“ die nächsten Worte kamen unverständlich bei Recius an.
Dann meldete sich Brian erneut: „Sir wir sind bereit, wenn sie es sind.“ „Dann heizen wir diesen verdammten Spitzohren mal ein“ und bevor irgendjemand etwas erwidern konnte, war Recius auch schon im Inneren der Lagerhalle. War es draußen noch ruhig gewesen, so konnte man doch nun den Kampflärm hören. Die Eldarpiraten hatten einen Halbkreis um Brian und seinen Trupp gebildet und schossen mit ihren langen, Sturmgewehrartigen Waffen auf die Männer, welche sich hinter einigen Kisten verschanzt hatten. Brians Trupp war ein Flammenwerfer zugeteilt, weshalb sich keiner der Eldar so recht traute, näher heran zu gehen und die Soldaten in einen Nahkampf zu verwickeln. Der Geruch nach verbranntem Fleisch verriet Recius, dass sie es versucht hatten.
Der Leutnant und sein Stab sowie der Trupp unter Feldwebel Jake eröffneten ohne zu Zögern das Feuer. Vom Eingang aus hatte Recius 10 Eldar gezählt, von denen drei sofort unter den Lasersalven und Granaten der Soldaten fielen. Alle anderen drehten sich um, damit sie der neuesten Bedrohung besser begegnen können, doch übersahen sie dabei Brians Trupp, der, die Verletzten mühevoll tragend, sich auf den Ausgang zu bewegte. Kurze Flammenstöße ließen weitere Eldar Feuer fangen während Recius und Jakes Leute mehrere Fragmentgranaten willkürlich in die Halle warfen. Nach den letzten Explosionen hatte der Beschuss der Eldar aufgehört, Recius wusste nicht, ob noch welche von ihnen am Leben waren. In genau diesem Moment hielten die Chimären vor dem Eingangstor der Halle. „Los, raus raus raus!!!“ brüllte der Leutnant aus vollem Hals „Rennt in die Fahrzeuge, gebt alles oder ich trete euch in den Hintern bis ihr den ganzen Weg nach Terra ohne ein Raumschiff zurücklegen könnt“. Das ließen sich die Soldaten nicht zwei Mal sagen und rannten wie von Dämonen gehetzt in die Transporter. Kaum waren die Türen zu geschlagen, gaben die Fahrer Vollgas, während der Schütze die Eldarpiraten mit Sperrfeuer belegte.
Vom Eintritt in die Halle bis zum Besteigen der Chimären waren kaum 5 Minuten vergangen, doch Recius kam es vor wie Jahre. Als er sich umdrehte und durch die Dachluke einen Blick zurück warf, konnte er ein Leuchten am Komplex erkennen, was wie ein Riss im Himmel aussah. Aus Erfahrung wusste er, was das bedeutete. Genau wie er und seine Leute waren die Piraten nur ein Vorauskommando gewesen. Ihre Hauptstreitmacht war noch da draußen und dieser Riss im Himmel war es, der ihre Ankunft ankündigte. „Piat, geben sie Aretian bescheid.“ Befahl er seinem Funker. „Die Eldarpiraten kommen wieder, und diesmal sind es viele.“ Während der Soldat den Befehl ausführte, drehten sich Recius Gedanken um seine Frau Clara und seine Kinder Marcus und Aurelia. Schwere Zeiten standen ihnen bevor.