[Sonst] Die Jagd

  • Hi,
    Das Ganze ist eine relativ spontane Idee von mir gewesen. Sie spielt im Jahr 2021, die Polizei hat nichts mehr im Griff, die Politiker sowieso nicht. Jeder lebt irgendwie, muss aber ständig Angst vor einem Attentat haben. Dann gibts da noch eine Organisation namens OTP, über die ich aber nichts verraten will. :P
    Kommentare: Komentare zu [Sonst] Die Jagd



    Zum Reinlesen und schauen, ob es gefällt, hier Part 1:


    Emil Voigt ging durch die Straßen. Es war ein rauer Herbstnachmittag und der Wind machte es noch kälter als es sowieso schon war. Voigt nahm eine Wollmütze aus der Manteltasche und setzte sie auf. Es schien sofort wärmer zu sein.
    Es war ein anstrengender Arbeitstag gewesen. Voigt hatte beinahe den ganzen Tag im Büro gesessen und mit Kunden telefoniert. Das wäre noch nichts Besonderes, doch seitdem das System vor einigen Jahren gekippt worden war, war es immer wieder ein Risiko, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen.
    Keiner hatte noch Kontrolle über die Kriminalität, man musste immer damit rechnen, dass irgendjemand hinter einem her war. Zumindest, wenn man zu den reichen Leuten gehörte und das tat Voigt auf jeden Fall. Er verdiente gut und hatte keine Probleme, sich und seine Familie zu versorgen. Er hatte eine Frau und zwei kleine Kinder. Er tat alles um sie glücklich zu machen. Doch das machte ihn jeden Tag fast verrückt. Überall sah er Bewegungen im Schatten, fühlte sich beobachtet. Er war sich sicher, dass jemand hinter seinem Geld her war.
    Es hatte zu regnen angefangen und Voigt beschleunigte seine Schritte. Der Himmel verdunkelte sich, in der Ferne ertönte bereits Donnergrollen. Voigt rannte nun. Es war nicht mehr weit bis zu seinem Haus, aber als er dort ankam, war er trotzdem vollkommen durchnässt. Er nahm gerade den Schlüssel aus seiner Hosentasche und machte sich daran, die Haustür aufzuschließen, als der erste Blitz über den Himmel zuckte. Und in diesem kurzen Moment vollkommener Helligkeit, war Voigt so sicher wie noch nie zuvor, eine huschende Gestalt im Schatten verschwinden zu sehen. Schnell öffnete er die Tür, stürzte ins Haus und schloss die Tür hinter sich wieder ab. „Ich bin wieder da!“, rief er und ein paar Sekunden später flitzten schon seine beiden Töchter um die Ecke. Sie sprangen ihm förmlich in die Arme und lachten. ''Lasst ihn sich doch ersteinmal ausziehen, ihr beiden. Er ist doch ganz nass.'', sagte Voigts Frau und kam lächelnd auf ihren Mann zu. Ihr Name war Maria und sie war die hübscheste Frau, der Voigt jemals begegnet war.
    Nachdem sie sich zu Begrüßung kurz geküsst hatten und Voigt seine nassen Sachen an den Haken gehängt hatte, fragte er seine Töchter: „Müsstet ihr nicht längst im Bett liegen und schlafen?“ Die beiden waren fünf und sieben Jahre alt und Voigts Arbeitstag ging bis um zehn Uhr abends.
    „Sie wollten unbedingt auf dich warten“, sagte Maria, „Sie konnten vorher nicht einschlafen.“
    Voigt lächelte und wuschelte seinen beiden Kleinen durch die Haare. „Jetzt bringt Mami euch ins Bett, okay?“ „Okay“,sagte Sophie.Sie war die Ältere von beiden. Maya nickte nur.


    Voigt ließ sich aufs Sofa fallen. Ganz wohl war ihm dabei nicht. Das Grundstück wurde mit Kameras überwacht, aber sicher fühlte sich Voigt trotzdem nicht. Er holte die Unterlagen der OTP, der „Organization of Talented People“, aus dem versteckten Fach des Sofas und schaute sie sich an. Er war der Präsident der Organisation und kümmerte sich um alles, was mit Unterlagen und anderem Schreibkram zu tun hatte. Gerade schaute sich Voigt die einzelnen Akten der Mitglieder durch, als seine Frau hereinkam. „Na, wie war dein Tag?“, fragte sie und setzte sich zu ihm.
    „Ich fühle mich unwohl. Heute war ich mir ziemlich sicher, verfolgt zu werden. Meinst du es gibt, Auftragskiller, die von der OTP wissen und deshalb hinter mir her sind? Ich meine, ein richtiger Auftragskiller bekommt ja mehr Geld für einen Mord als wir überhaupt besitzen.“
    Seine Frau schaute ihn mitfühlend an. „Mach dir keine Sorgen. Auf das Grundstück kommt keiner. Wir sind bestens geschützt.“ Voigt seufzte. „Ja, aber es gibt auch Scharfschützen...“ „Durch die Rollos kommt kein Licht hindurch. Keiner sieht, in welchem Zimmer du dich aufhältst.“ „Aber es könnte neue High-Tech-Sichtgeräte...“ „Hör auf damit!“, meinte Maria streng, „Du machst dich doch selbst verrückt.“

  • So hier ist mal der nächste teil. wieder nicht so lang, aber es gibt doch ein paar informationen (nicht zu viele) über die OTP in dem abschnitt.
    alles schön geheimnisvoll gehalten, damit ihr euch fragt, was genau denn die OTP ist :P


    Part 2:
    38 saß auf dem Dach. Es regnete noch immer stark und hin und wieder zerriss ein Blitz die Dunkelheit.
    Vor beinahe 30 Minuten war die Zielperson im Haus verschwunden, durch die geschlossenen Rollläden konnte man die Zimmer im Inneren nicht erkennen. Jetzt hieß es warten. Warten bis die Zielperson das Haus wieder verließ. Und das würde sie wahrscheinlich bald tun. So wie jeden Tag. Um 23 Uhr ging sie immer aus dem Haus und verschwand dann nach kurzer Zeit auf mysteriöse Weise. Es war unerklärlich. 38 war ein Profi, doch es war ihm noch nicht gelungen der Zielperson zu folgen, nachdem sie das Haus verlassen hatte.
    Pünktlich um 23 Uhr öffnete sich im Nachbarhaus die Tür. Die Zielperson verließ das Haus genauso wie sie gekommen war, mit schwarzem Mantel und Aktentasche.
    38 zog ein Seil aus seinem Rucksack. An seinem Ende war ein Widerhaken befestigt. Er schwang das Seil wie ein Lasso und warf es auf das Dach eines Hauses auf der anderen Straßenseite. Das andere Ende des Seils band er sich um den Bauch und sprang dann vom Dach. Er schwang sich über die Straße, löste auf der Mitte der Strecke den Knoten um den Bauch und landete mit einem eleganten Rückwärtssalto mitten auf der Straße. Die Zielperson bog gerade in zehn Metern Entfernung in eine Seitenstraße. Kein Problem. Noch konnte 38 dem Mann problemlos folgen. Doch an der nächsten Abzweigung würde er ihn verlieren. So wie jeden Tag.
    38 folgte dem Mann weiter und achtete darauf, nicht in den Lichtkegel einer Straßenlaterne zu geraten. Verkehr herrschte nachts keiner. Um Autoscheinwerfer musste er sich also keine Sorgen machen.
    Jetzt kam der Zeitpunkt an dem der Mann wieder um die Ecke bog. Es war wie immer. Er betrat die Seitenstraße ... und war verschwunden. Es bestand keine Chance herauszufinden, wo er sich nun aufhielt. Ihm zu folgen war unmöglich. 38 hatte schon mehr als einmal versucht einen Geheimgang zu irgendetwas zu finden. Der Mann blieb verschwunden und das würde auch noch bis zwei Uhr so bleiben. Also setzte 38 sich in die Nähe und kramte sein Kommunikationsgerät aus seiner Tasche. Er verfolgte seine Zielperson nun seit einer Woche, es war Zeit für einen Lagebericht.


    „Der Mann geht um sechs Uhr schon wieder zur Arbeit. Viel Zeit zum Schlafen bleibt ihm nicht. Ich bin mir sicher, das steckt er nur weg, weil er ein Begabter ist.“
    „Er gehört also zu ihnen?“, fragte die Stimme am anderen Ende. „Ja“, antwortete 38, „Ein normaler Mann nimmt auf seinen nächtlichen Ausflügen nicht seine Katze mit.“ „Interessant“, meinte die Stimme, „Beschaffen Sie mir den Gefährten zu Untersuchungszwecken!“ „Ja, Sir. Tot oder lebendig?“ „Lebendig natürlich. Er könnte sich als sehr nützlich erweisen.“ „Okay“, sagte 38, „Sonst noch etwas?“ „Das kommt drauf an. Gibt es noch Auffälligkeiten?“ „Seit gestern bin ich mir sicher, dass der Mann weiß, dass er verfolgt wird. Er schaut sich auf der Straße immer nervös um.“ Die Stimme zögerte. „Dann weiß die OTP vielleicht von uns. Bleiben Sie im Verborgenen! Den Gefährten lassen Sie auch vorerst in Ruhe! Wir dürfen auf keinen Fall so wirken als wüssten wir etwas. Sie sind einfach einer dieser Beschatter, von denen fast jeder reiche Mann verfolgt wird. Verstanden?“ „Ja, Sir.“ „Lagebericht beendet!“ Es knackte leise. Die Leitung war unterbrochen. Der Oberste hatte 38 nicht einmal erzählen lassen, dass die Zielperson jede Nacht hinter einer Hausecke verschwand. Aber was erwartete man auch anderes von einem Mitglied der OTP.
    38 lehnte sich gegen die kalte Hauswand. Es hatte aufgehört zu regnen, doch der Sturm pfiff noch immer. Es fröstelte 38. Er schaute auf die Uhr. Es war 23 Uhr 58. Noch ein kleines bisschen mehr als sechs Stunden, dann war der Arbeitstag beendet. Tagsüber übernahm 76 den Job. 76 war ein genauso gut wie 38 ausgebildeter Spion. Sie waren alle gleich. Zumindest fast alle. 1 bis 10 waren die Leibwache des Obersten und waren daher besser ausgebildet und ausgerüstet. Sie waren Elitesoldaten. Keiner konnte ihnen das Wasser reichen.
    38 schaute wieder auf die Uhr. 1 Uhr 22. Er musste eingenickt sein. Kein Wunder. Seine Zielperson war den Großteil der Zeit unerreichbar. Dieser Job war langweilig, ja. Aber 38 hatte keine Wahl. Entweder er nahm den Job an oder er tat es nicht. Letzteres hatte allerdings schlimme Folgen. Es war eindeutig besser, sich zu langweilen als zum Krüppel zu werden.
    Die Zielperson verließ die Gasse. 1 Uhr 34. Er war früher als sonst. Ob das wohl einen besonderen Grund hatte? 38 ließ dem Mann einige Meter Vorsprung und heftete sich dann wieder an seine Versen. Unerwarteterweise ging der Mann nicht nach Hause, sondern blieb an einem der Häuser stehen und klingelte. Kurz darauf öffnete sich die Tür einen Spalt breit. Dann wurde der Mann eingelassen. Was war hier los? War etwa ein besonderer Tag? Was wollte Voigt in diesem Haus?


    Kommentarthread ist im ersten post verlinkt. würde mich über comments freuen.