Die Last der Verantwortung [Adeptus Astartes, unvollendet]

  • So, nachdem mein "Kommentare"-Thread schon steht, hier mittlerweile der dritte Versuch, diese Geschichte endlich zu posten. ^^
    Ich hab' mich trotz des Unistresses (*grrr!*) endlich mal hingehockt und war 40k-produktiv.
    Das Resultat ist eine Geschichte, die einerseits dazu dient, ein wenig Fluff für meine Armee zu schreiben, andererseits, um SisterofChaos eine Freude zu machen und ihr Bild "Loyalty?" zu würdigen. Da es allerdings um meine Marines geht (meine, meine, meine!) liegt der Fokus natürlich auf dem allseits bekannten und beliebten Captain Valerian "Hodenkinn" Gratus.
    So, und bevor ich den Thread wieder lösche, viel Spaß beim Lesen. ^^


    Die Last der Verantwortung


    I


    Ein letzter Einsatz, ein letzter Angriff, ein letzter Sturm. Rache für die gefallenen Brüder, Vergeltung für den toten Captain, Bestrafung für den heimtückischen Schlag gegen den Kreuzzug.
    Gratus umschloss den Griff seines meisterhaften Energiehammers so fest, dass die Motoren seines rechten Panzerhandschuhs protestierend ächzten. Die Innenseite des Handschuhs knirschte und begann zu reissen. Der Zorn und die Trauer, die er nach dem Tode seines geliebten Captains fühlte, manifestierte sich in wahnsinniger, mörderischer Wut; Wut, die seinen Hammerschlägen nur noch mehr Kraft verlieh.
    Seine Waffe schien seine Gefühle zu teilen; das Feuer brannte an diesem Tag heißer als je zuvor in ihr. Bei jedem Schwung blieb einen Herzschlag lang eine flammende Spur in der verbrannten Luft sichtbar.
    Schneller als man es dem gepanzerten Giganten zugetraut hätte, riss Gratus den Hammer empor, Feuer aus reinem rechtschaffenden Hass hinter sich herziehend, als einer der verderbten Feinde ihm entgegentrat. Der Chaos Space Marine riss verzweifelt seine Hand nach oben, in einem vergeblichen Versuch, wenigstens den Großteil der fürchterlichen Wucht von Gratus' Schlag abzufangen. Es half ihm nichts. Der erste Schlag zerschmetterte seinen Unterarm, der Rückschwung zermalmte ihm den Brustkorb ohne auch nur an Geschwindigkeit zu verlieren. Sterbend fiel er zu Boden, das Gesicht im Staub.
    Gratus kümmerte es nicht, ob sein Gegner schnell oder langsam starb. Er war heute hier, um Kruger zu rächen. Vergeltung und Rache waren sein einziges Ziel, und möglichst viele Word Bearers auf seinem Weg zum Imperator mitzunehmen. Mit dem ganzen Gewicht seiner Terminatorrüstung trat er dem sterbenden Feind aufs Gesicht, das feuchte, widerliche Knacken kaum wahrnehmend.
    Deutlicher als die Verwüstung, die er unter den machtlosen Verrätern anrichtete, nahm er jedoch die Tränen wahr, die zwischen den inneren Panzerplatten seines Helmes und seinem Gesicht flossen.


    ''Es ist Zeit'' hörte Gratus Ordenspriester Palidorius flüstern. Seine Erhebung zum Captain der zweiten Kompanie wäre ein Freundentag für seine Brüder und auch für ihn gewesen, wenn der Verlust seines Freundes und Mentors das Ereignis nicht überschatten würde. Zu gering war der Abstand von der heimtückischen Attacke des Hexers, der Captain Hieronymus Kruger nicht nur sein Leben, sondern vermutlich auch seine Seele gekostet hatte. Gratus seufzte. Es half nichts; seine eigenen Gefühle durften dem Orden nicht im Wege stehen. Er war nun der Captain, der Mann, der seinen Brüdern ein Vorbild und ein Freund sein musste. Zusammen mit Palidorius schritt er den reich verzierten Marmorgang entlang. So dunkel war ihm das strahlende Weiß noch nie erschienen, nicht einmal, als eine Unachtsamkeit seinerseits vor Jahrhunderten einen Bruder das Leben gekostet hatten.
    ''Gräme dich nicht, Bruder, denn so sicher, wie der Imperator über uns wacht, so sitzt unser gefallener Bruder-Captain nun an Seiner Seite und wartet auf den Tag, an dem Er ihn brauchen wird'', sprach der Ordenspriester mit beruhigender Stimme. Doch Gratus hörte ihn kaum. Er war zu sehr in seine eigenen, düsteren Gedanken versunken.
    Obwohl die Rüstung meisterhaft gefertigt und perfekt an ihn angepasst war, fühlte sie sich für Gratus seltsam an; es schien ihm fast, er habe seinen Mentor bestohlen und trüge etwas, das ihm nicht gehörte.
    Das Sonnenlicht, das durch den Torbogen fiel, blendete ihn kurz, doch sein verbesserter Metabolismus gleichte das sofort aus. Einen Moment lang wünschte Gratus sich, dass das Licht ihm noch länger die Sicht rauben könnte, denn der Anblick von einhundert seiner blau gerüsteten Brüder ließ sein Herz in tausend Stücke springen. Er gehörte nicht hierher, nicht in dieser Position. Er sollte dort unten stehen und der Rede seines Captains lauschen.
    Doch das war ihm nicht mehr vergönnt – stattdessen ging er einen Moment in sich und holte tief Luft, um zu seinen Brüder zu sprechen.


    II


    Kruger war noch nicht einmal einen Monat lang tot, und schon hatte Gratus alle Hände voll zu tun, musste alle Pflichten seines gefallenen Mentors ausführen und mehr denn je im Sinne des Ordens handeln.
    Dies war sein erster Kampfeinsatz als Kommandant der Ultramarines. Wenigstens an das Gefühl der Rüstung hatte er sich inzwischen gewöhnt; auch die Ehrenklinge Krugers würde ihm gute Dienste leisten, wenn er die Gerechtigkeit des Imperators zu den Verrätern und Ketzern auf fremden Planeten bringen würde.
    Sein erster Kampfeinsatz, und der planetare Gouverneur, der schwächliche Feigling, der es nicht einmal schafte, seine eigene Welt von Aufständen gegen das Imperium zu befreien, hatte seine Brüder und ihn zu Hilfe gerufen – und als ob eine halbe Kompanie Space Marines nicht genug wäre, hatte er sich noch bei den Schwestern des Adeptus Sororitas Hilfe geholt. Einhundert von ihnen sollten die Brüder im Kampf unterstützen. Welchen Zweck hatte dies alles?
    Eine fast wertlose Dschungelwelt ohne nennenswerte Tributrate und mit nur einer Million Bewohner sollte weder ein Ziel von Interesse für Chaoskulte sein noch von so vielen Elitekriegern des Imperators beschützt werden. Doch konnte man es ihm verdenken? Auch Gratus spürte die Liebe zu seiner Heimatwelt, und so gab er den Befehl, die Thunderhawks zu bemannen, die ihn und seine Brüder zum Palast des Gouverneurs tragen sollten.


    Zwanzig gefallene Brüder in wenigen Stunden.
    Die Hinterlist, mit der der Gouverneur die Ultramarines und die Schwestern des Ordens der selbstlosen Lilie irregeführt hatte, konnte nur von einem der Götter des Chaos inspiriert sein. Somit verdienten die Bewohner der einzigen Stadt allesamt den Tod, den sie mussten allesamt korrumpiert sein. Das provisorische Lager in den Ruinen einer Siedlung mitten im Dschungel dieser verkommenen Welt lag weit genug von den Mauern des Palastes entfernt, um vor der verheerenden Kurzstreckenfeuerkraft in Sicherheit zu sein.
    Kruger wäre so etwas nie passiert. Er hätte von dem Hinterhalt gewusst und sich nicht so leicht hereinlegen lassen. Er hätte seine Brüder gerettet.
    Gratus' Gedanken rasten, so schien es ihm, mit noch größerer Geschwindigkeit als sonst durch seinen Kopf. Rache, Trauer, Scham – keine klaren, bewussten Gedanken, nur Emotionen.
    Dieser Verrat erforderte Vergeltung. Sanktionen. Das einzige, was in Frage kam, war ein orbitales Bombardement. Nur die totale Vernichtung des Gegners würde sicherstellen, dass seine Brüder und die Schwestern der Sororitas gerächt würden.


    Mit einem Gedankenimpuls öffnete er einen Voxkanal zu Sergeant Alarbus, dessen Trupp die leistungsfähigsten Kommunikationsgeräte mit sich führte.
    ''Alarbus – hier spricht Gratus. Die Rechtschaffener Zorn soll einen Orbitalschlag auf den Palast des Gouverneurs vorbereiten. Einnahme ist unmöglich. Exitus acta probat.''
    Erst jetzt bemerkte er die junge Ordensschwester, die neben ihm stand und ihn mit großen Augen ansah. Ihrem faltenlosen Gesicht war anzusehen, dass sie kaum mehr als siebzehn Jahre sein und noch nicht viele Schlachtfelder gesehen haben konnte.
    ''Ein Orbitalschlag?'' flüsterte sie mit zittriger Stimme. ''Und was ist mit all den Unschuldigen innerhalb der Mauern?''
    Gratus musterte sie kurz, aber eindringlich. Seine Erfahrung sagte ihm, dass sie das Entsetzen nur mit Mühe aus ihrer Gestik, Mimik und Stimme fernhalten konnte. Ein bewundernswerter Willensakt für solch ein junges Mädchen, dachte er anerkennend.
    ''Bruder – habt Ihr den Verstand verloren?'' Bevor sie den Satz gänzlich ausgesprochen hatte, dämmerte ihr, welchen Fehler sie gerade gemacht hatte. Gratus' Gesicht hatte noch nicht ganz die Metamorphose zur Maske des Zorns abgeschlossen, da hing sie schon drei Fuß über dem Boden, seine mächtige Faust eng um ihren Hals geschlossen.
    ''Den Verstand verloren'', flüsterte Gratus, und gab ihr eine Ohrfeige, ''weil ich meine Brüder rächen will? Habe ich den Verstand verloren, wenn ich sage, dass heute zweiundachtzig deiner Schwestern ein Ende unter den Waffen von Verrätern gefunden haben?'' Er drückte ein wenig fester zu und das Metall am Kragen ihrer Rüstung knirschte bedrohlich. Sie versuchte, unter seinem adamantenen Griff den Kopf zu schütteln, doch gelang es ihr nicht. Ein wenig fester noch, und ihre Rüstung würde so nachgeben, dass die beschädigten Komponenten sie erdrosselten.
    ''Genug imperiales Blut ist heute geflossen, Bruder-Captain'', erklang eine sanfte Stimme zu seiner Rechten, und ein filigran verzierter, weißer Panzerhandschuh legte sich auf den erhobenen Arm mit der zuckender Schwester in der eisernen Faust.
    Und er ließ sie langsam zu Boden sinken.


    - wird fortgesetzt -

  • Mondschatten

    Hat den Titel des Themas von „[40k] Die Last der Verantwortung“ zu „Die Last der Verantwortung [Adeptus Astartes, unvollendet]“ geändert.
  • Mondschatten

    Hat das Label [Adeptus Astartes] hinzugefügt