Eisenhorn: Xenos von Gambler


  • Autor: Dan Abnett
    Buchformat: Taschenbuch
    Umfang: 414 Seiten
    Sprache: Deutsch
    Übersetzung: Catherine Beck
    Preis: 7,95 €
    Verlag: Wilhelm Heyne Verlag
    ISBN: 978-3-453-52366-1


    Vorbemerkung:
    Eisenhorn: Xenos ist der erste Teil der berühmten Trilogie um den besagten Inquisitor. Ich habe die Reihe bereits schon gelesen, aber werde sie so rezensieren, als ob ich die anderen Teile noch nicht kennen würde. Anders ausgedrückt: Ich gehe auf die beiden Nachfolgewerke in dieser Rezension nicht ein. Ebenso werde ich nicht auf das Buch Ravenor eingehen (außer einmal), da es erstens später spielt und es zweitens hier eine Rezension bereits gibt. Bei einem negativen Punkt bin ich mir nicht sicher. Daher erbitte ich für mich ein wenig Aufklärung:
    SPOIL: Dem Imperium scheinen im Jahre 240.M41 die Tyraniden schon bekannt zu sein. Entspricht das tatsächlich dem allgemeinen Fluff? (Mal von der Inkonsistenz abgesehen, dass sie bei Ravenor im Jahr 404.M41 schon wieder unbekannt sind!)


    Inhalt:
    Inquisitor Gregor Eisenhorn kann nach einer langjährigen Jagd endlich den Ketzer Eyclone auf Hubris stellen und dessen Pläne vereiteln. Nach eingehenden Untersuchungen führt ihn eine Spur zu einer noch größeren Häresie nach Gudrun in den Kreisen der hiesigen Aristokratie.
    Aufgeschreckt durch die Ermittlungen Eisenhorns verdoppeln die abtrünnigen Adligen ihre Anstrengungen, um ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Während Inquisitor Eisenhorn alles daran setzt, die Chaosanhänger zur Strecke zu bringen, muss er feststellen, dass deren Ketzerei nicht nur wesentlich tiefer reicht, sondern ihn auch in ungeahnte Gefahren bringt…


    Eindrücke und Kritik:
    Negativ
    Beginnen wir wieder mit den negativen Kritikpunkten. Der erste Punkt ist leider ein für den Heyne-Verlag typisches Problem, zumindest bei früheren übersetzten Büchern. Gemeint ist der Übersetzungswahn, der aus fast jedem englischen Eigenname eine deutsche Bezeichnung macht.


    Auch wenn das wirklich nicht sehr oft vorkommt, so erzeugen diese Übersetzungen dennoch einen Atmosphäreknick, da sich die neuen deutschen Namen einfach falsch „anfühlen“.
    Ein wenig falsch bzw. aufgesetzt wirkt auch eine Stelle im letzten Drittel des Buches. Der Aspekt an sich ist ironischerweise einer meiner Pro-Argumente für das Buch. Das mag paradox erscheinen, aber ich hoffe die gemeinte Stelle im Spoiler erklärt diesen Umstand:


    Da diese Szene vor unglaublich fesselnden Fluff-Informationen strotzt, fällt dieser Kritikpunkt kaum ins Gewicht.
    Ebenso die Tatsache, dass die Charaktere wieder ziemlich klischeehaft geraten sind, stellt nur ein geringfügiges Ärgernis dar, da das ja schon Gewohnheit ist und Spannung und Atmosphäre keinen Abbruch tut.


    Wesentlich bedauerlicher ist die Tatsache, dass eine großes „Mysterium“ einfach schon vorweggenommen wird. Dadurch wirkt das Ende wie ein unnötig geheimnisvoll aufgeblähter Cliffhanger.



    Zuletzt sind einige Stellen teilweise unglaubwürdig oder zumindest schwer nachvollziehbar. Die Anzahl ist aber glücklicherweise äußerst gering.


    Positiv
    Die erfreulichen Aspekte des Buches sind wesentlich umfassender. Der größte Pluspunkt stellen die massiven und umfangreichen Fluff-Informationen dar. Es ist höchst fesselnd über die Lager bzw. internen Parteien der Inquisition und deren Subkategorien, das Kartographieren und dessen Richtlinien bei Gebieten außerhalb des Imperiums bzw. unerforschten Arealen, die Eigenarten und „Freiheiten“ der Freihändler oder das Kompetenzgerangel unter Inquisitoren zu lesen. Nur um ein paar Aspekte zu nennen.
    Ebenso das unverbrauchte Szenario der kleinen Ermittlungsgruppe um einen Inquisitor ist eine wahre Wohltat.
    Unterstützt wird dieser schon alleine sehr positive Punkt durch den Aufbau des ganzen Buches. Die Geschichte komplett als Bericht Eisenhorns zu verfassen, schafft eine unglaublich tiefe Atmosphäre und ein interessantes Lesegefühl. So als wäre man selbst Inquisitor und würde die Berichte Eisenhorns für Ermittlungen nutzen.


    Die Ich-Perspektive ist zwar ungewöhnlich, aber man hat sich schnell daran gewöhnt.
    In den Aspekt des Aufbaus spielt auch die sprachliche Ausgestaltung mit hinein, die Abnett wieder hervorragend, mitreißend, sehr detailreich und abwechslungsreich gelungen ist.


    Ebenfalls Teil des Aufbaus, aber durchaus eine eigene Erwähnung wert, ist die erfrischende Verhältnismäßigkeit, die in die Geschichte Einzug gefunden hat.


    Die Action ist bei dem Ganzen wohl dosiert und variiert in Ausgang, Eintreten, Ausmaß und Verlauf. Das lässt den negativen Aspekt des gleichen Ablaufs fast unbedeutend erscheinen.


    Zum Schluss finde ich es durchaus als Pluspunkt erwähnenswert, dass das Ende des Buches für Dan Abnett untypisch sehr lange ausgestaltet ist und nicht gehetzt wirkt.


    Fazit:
    Dan Abnett hat mit Eisenhorn: Xenos ein formidables Werk und einen sehr guten Auftakt einer Trilogie abgeliefert. Die Fülle an Fluff und der unkonventionelle Aufbau des Buches sind eine wahre Freude die Atmosphäre schafft und zum Weiterlesen animiert. Das unverbrauchte und ungewöhnliche Szenario im Bereich detektivischer Arbeit eines Inquisitors tut dazu sein übriges.
    Trotzdem machen sich die negativen Aspekte bemerkbar. Sie sind für sich alleine nur geringfügig, trüben als Gesamtpaket jedoch den sonst sehr guten Eindruck des Buches.
    Die (umfassendere) Masse an Pluspunkten überwiegt die schlechten Kritiken jedoch mit Leichtigkeit, sodass man zum Schluss ein mehr als lesenswertes Buch mit nur ein paar kleinen Schnitzern hat.


    Wertung:
    7.5/ 10

  • Holla, die Waldfee, du legst ja hier ein ganz schön ordentliches Tempo vor :up:


    Zum Buch selber kann ich leider nichts sagen, da es eines der wenigen ist, welche ich nicht angefasst habe. Der Grund dafür ist dann auch der einzige Kritikpunkt an er Rezension, den ich anbringen möchte / kann: Die Ich-Perspektive.


    Für mich DAS ausschlaggebende Argument gegen den Kauf des Buches, wird sie in deiner Rezension nur mal so eben nebenbei erwähnt. Ich kann mit dieser Perspektive absolut Null anfangen, da kann ein Buch noch so gut sein.


    Ansonsten, ein gewohnt gute Rezension, an der es grundsätzlich nichts auszusetzen gibt :up:


    MfG,
    Archaon


    Gib mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.
    Gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann.
    Und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!

    ARTHUR SCHOPENHAUER (1788-1860)


  • Die Ich-Perspektive wird von Abnett so benutzt, dass er Eisenhorn Dinge vorgreifen lässt, ohne sie näher zu definieren. Quasi: "Ich wusste, dass das klappen würde, aber daraus sollten noch ganz andere Probleme entstehen." Das zieht einen dann wirklich tief in die Geschichte.
    Wenn man sich daran gewöhnt, dann hat man einen (auch für Abnett) ganz absonderlich schönen Lesespass.

  • Zitat

    Holla, die Waldfee, du legst ja hier ein ganz schön ordentliches Tempo vor :up:


    Gewöhn' dich nicht daran. Ich brauchte nur was eine Beschäftigung für die 8h-Zugfahrt von Jena nach Stralsund. :whistling: ;)
    Um Endymions Erklärung zur Ich-Perspektive noch ein wenig zu ergänzen: Es wird ja am Anfang so aufgebaut, als ob man einen Bericht von Eisenhorn lesen würde. Dadurch hat man nicht den Eindruck, dass man es selbst erleben würde, sondern, das man als "externer Beobachter" Eisenhorns Erlebnisse liest.
    Ich mache normalerweise um Bücher mit Ich-Erzähler auch einen weiten Bogen. Auch bei Eisenhorn musste ich mich erstmal daran gewöhnen. Das ging aus dem oben besagten Grund aber recht schnell und damit war das Buch dann überraschend kurzweilig. Notfalls einfach mal in einen Bücherladen setzen und probelesen, wenn du Zeit hast^^


    MfG