[Horr][Sons] 24 Stunden bis zum (Un)Tod

  • Nach Hinweis von Nazdreg und Nachlesen in den Regeln, hab ich gesehen, dass ich auch andere Stories einstellen kann.
    Also gibt es hier die Zombie-Story, die ich grade angefangen habe. Die Geschichte wird 24 Kapitel haben (und vllt einen Epilog). Die Kapitelanzahl entspricht den Stunden in der Geschichte. Also 24 Stunden = 24 Kapitel :) Viel Spaß beim Lesen.



    24 Stunden bis zum (Un)Tod




    Stunde 1


    -Uhrzeit: 14.45 Uhr-


    Ein dumpfer Schmerz bohrte sich in seinen Hinterkopf. Nur langsam öffneten sich die Augenlider und gaben den Blick frei auf einen kleinen Raum, dunkel und verwahrlost. Er versuchte sich aufzurichten, was ihm erst nach einigen Versuchen gelang. Kurz griffen die Hände an den Kopf, um das Gefühl des Schwindels in den Griff zu bekommen. Wo war er? Wie war er hergekommen? Wer war er selbst überhaupt? Ein Gedanke nach dem Nächsten schoss ihm durch den Kopf. Sein Name… Viktor? Ja! Viktor war sein Name. Immerhin schon mal ein Anfang. Erinnerungsfetzen zogen vor seinem Auge vorbei. Er war auf dem Weg zu seiner Freundin gewesen, die etwas außerhalb der Innenstadt lebte. Er hatte einige Abkürzungen genommen, die U-Bahn, die Straßenbahn. Es hatte bereits gedämmert als Viktor fast am Ziel war. Doch dann wurde alles schwarz und jetzt befand sich der junge Mann in diesem Raum. Erst jetzt fiel ihm auf, dass ihm gegenüber eine Tür war. Es konnte ja nicht schaden mal auszuprobieren, ob diese sich öffnen lassen würde. Seine Beine fühlten sich seltsam fremd an als er versuchte aufzustehen. In gewisser Weise sogar betäubt. Nur mühsam gelang es Viktor einen Fuß vor den anderen zu setzen. Fast wie in Zeitlupe näherte sich seine Hand dem Türgriff, ehe er kurz davor inne hielt. Ein Pflaster befand sich auf seinem Handrücken. Das war neu. Vorsichtig zog er es von der Haut und betrachtete die Stelle darunter. Ein kleiner, kaum sichtbarer Einstich war zu sehen. Eine dunkle Blutkruste hatte sich schon gebildet und es war bereits am Abheilen. Später blieb noch genug Zeit um sich darum Gedanken zu machen. Fest schloss sich Viktors Griff um die Klinke der Tür und drückte diese herunter. Ein leises Klicken ertönte und mit einem Quietschen öffnete sich der Ausgang. Schlurfend bewegte sich Viktor weiter fort. Ein dunkler Korridor lag vor ihm, einzig durch einige altersschwache Lampen beleuchtet. Endlos schien er und Viktor dachte, er würde niemals das Ende erreichen, als er an eine weitere Tür kam. Wieder rüttelte er an der Tür, doch diesmal ließ sie sich nicht öffnen. Sie war verschlossen und wirkte auch recht massiv. Keine Chance um hinauszukommen. Immer noch mit schmerzendem Schädel sah sich der junge Mann um. Ein Spiegel warf ihm sein Spiegelbild zurück. Er wirkte blass und kränklich, seine schwarzen kurzen Haare standen in alle Richtungen ab und wirkten teilweise verklebt. Vermutlich Blut von der Färbung her. Die Kleidung hatte auch schon mal bessere Zeiten gesehen. Die Jeans war dreckig und an einigen Stellen gerissen, sein Tshirt sah nicht viel besser aus. Was war nur mit ihm geschehen? Wer hatte ihn so zugerichtet und vor allem warum?


    Ein statisches Rauschen riss ihn aus seinen Gedanken und erschrocken drehte er sich vom Spiegel weg und zum Korridor hin. Das Rauschen riss nicht ab, ein Knacken wie von einem Funkgerät gesellte sich dazu und kurz darauf entdeckte Viktor auch das zugehörige Gerät zu den Geräuschen. Eine kleine Lautsprecheranlage an der Wand blinkte munter vor sich hin und wartete wohl nur darauf, betätigt zu werden. Zögerlich ging Viktor darauf zu und drückte den rot blinkenden Knopf. „Hallo? Kann mich jemand hören? Ich brauche Hilfe…“ Seine Stimme klang kratzig und Sprechen verursachte ihm Schmerzen. Doch er hatte die Hoffnung, dass dort irgendwer war, der ihm helfen konnte. Und tatsächlich meldete sich jemand am anderen Ende. „Schön zu hören, dass sie aufgewacht sind Viktor. Darauf haben wir gewartet.“ Die Tonlage des Anderen klang amüsiert und seltsam kalt. Ein Schauer jagte dem jungen Mann über den Rücken. Doch jetzt war dies die einzige Person, die ihm hier raus helfen konnte. „Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir? Warum bin ich hier?!“ Gegen Ende wurde Viktors Stimme immer lauter und verzweifelter. Er wollte Antworten. „Nanana, so viele Fragen auf einmal? Wer ich bin, wirst du noch früh genug erfahren mein lieber Viktor und was ich von dir will ist nichts, außer einige Erkenntnisse und das gerade du hier bist, ist reiner Zufall. Wir haben einen jungen, gesunden Mann gesucht und äußerlich entsprachst du unseren Anforderungen.“ Verwirrt schwieg Viktor erst, bis ihm nur weniger Worte über die Lippen kamen: „Lasst mich hier raus…“ Ein heiseres Lachen am anderen Ende ließ ihn nochmals schaudern. Was für ein Spiel war das, was man hier mit ihm trieb? Frustriert schlug er gegen die Wand neben dem Gerät, was er direkt wieder bereute, als der Schmerz ihn durchzuckte.


    „Dir steht es frei zu gehen Viktor, nur solltest du eines wissen: in 24 Stunden wirst du tot sein, untot um genau zu sein. Wir haben dir heute Morgen eine kleine Injektion verabreicht und sie sollte mittlerweile ihre volle Wirkung entfaltet haben. Wir haben einen Virus entwickelt, der dich innerhalb kurzer Zeit zu einem willenlosen Zombie werden lässt. Nichts kann dich heilen, du wirst langsam verenden.“ Den Worten folgte ein irres Lachen, in dem noch mehrere Personen mit einstimmten. Sprachlos und entsetzt starrte Viktor auf das Gerät vor sich. Das waren Wahnsinnige. So etwas wie ein Zombievirus gab es doch gar nicht. „Falls du uns nicht glaubst Viktor, die ersten Symptome sollten bald eintreten. Wir beobachten dich und werden uns sicher wieder bei dir melden, wenn wir Fortschritte unserer Arbeit sehen. Aber nun solltest du dich besser beeilen, denn du hast nicht mehr viel Zeit. Wir haben schließlich schon 15 Uhr an einem wunderschönen Samstagnachmittag. Genieße deine letzten Stunden.“ Wieder diese wahnsinnige Lache, verbunden mit einem Geräusch, welches auf die Entriegelung der Tür schließen ließ. Das Knistern und Rauschen des Lautsprechers erstarb und das rote Licht hörte auf zu blinken. Wie betäubt bewegte sich Viktor wieder auf die Tür zu und konnte sie dieses Mal öffnen. Sie führte in einen kleinen Hinterhof. Der Lärm der Stadt umgab ihn direkt wieder. Das helle Licht der Sonne blendete Viktor und kurz schloss er die Augen. Es dauerte eine Weile, bis er sich daran gewöhnt hatte und schlussendlich auch das Gebäude erkennen konnte, indem er gefangen gehalten worden war. Ein altes Amtsgebäude, was kurz vor dem Abriss stand. Wie passend für seine derzeitige Situation. Schwankend taumelte er hin zur Straße und sah sich um. Passanten rempelten den jungen Mann an, fluchten und rannten dann weiter. Alles lief wie in Zeitlupe um ihn herum ab. Waren das schon die Auswirkungen der Injektion? Nein, er durfte sich das nicht einreden. Das war sicher nur ein sehr übler Scherz, den man mit ihm trieb. Kurz sah sich Viktor um, um sich zu orientieren und erkannte, dass er sich nicht unweit von seiner Wohnung befand. Am besten wäre es, wenn er wohl erstmal dorthin zurück kehrte. Eine heiße Dusche war gerade das, was er am Dringendsten nötig hatte.


    Fast schien es Viktor, als hätte der Weg länger gedauert, als er ihn in Erinnerung hatte. Doch als er in seiner Einzimmerwohnung ankam, sah er, dass es gerade erst 15.30 Uhr war. Ermattet und sich krank fühlend, kroch er fast schon unter die Dusche und ließ das heiße Wasser auf seinen Körper niederprasseln. Nur widerstrebend konnte er sich irgendwann lösen, stieg aus der Duschwanne und trocknete sich ab. An seiner Gesichtsfarbe hatte sich noch nicht viel geändert, als er in den Badspiegel sah. Er wirkte immer noch mehr als nur blass, fast schon leblos. Seufzend betrachtete Viktor die Einstichstelle in seiner Hand und wog abermals ab, ob er das glauben sollte, was man ihm erzählt hatte oder nicht. Wieder entschied sich der junge Mann dafür, es als reines Hirngespinst einiger Irrer und Geisteskranker abzutun. Ein Handtuch um die Hüfte gewickelt und mit dem anderen sich noch die Haare trocknend, trat er in den Wohnbereich und blieb unvermittelt stehen. Die weiße Wand ihm gegenüber war beschmiert mit roter Farbe. Ruckartig bewegte sich sein Kopf in Richtung Zeitanzeiger. 16 Uhr. Auf der Wand vor ihm standen nur folgende Worte:


    „Noch 23 Stunden Viktor, dann bist du erlöst.“

    :beat: Newbieschubse vom Dienst :beat:


    “Pain is an illusion of the senses, fear an illusion of the mind, beyond these only death waits as silent judge o'er all.“ :ctan:


    About me:

    "die gute, wenn auch teils schräge, Seele des Forums." (von Zerzano)

    "Unsere zarte Schokolade, die, glaub ich, bei Reizung zur Zartbitter-Schokolade wird" (von Maxumus)



  • Stunde 2




    Ungläubig starrte Viktor auf die Worte vor ihm auf der Wand. Schritt für Schritt näherte er sich ihr und der Geruch von frischer Farbe stieg ihm in die Nase. Wie von selbst hob sich seine rechte Hand und strich über einen der roten Buchstaben. Es war noch feucht und als er die Hand wieder wegzog, klebte ein Rest Farbe an seinen Fingerspitzen. Der junge Mann musste schwer schlucken. Wie weit reichte dieser Wahnsinn? Sintflutartig stürmten die Bilder und Erlebnisse der vergangenen Stunde seine Gedanken und die Beine versagten ihren Dienst. Mit gesenktem Kopf kniete Viktor auf dem Laminatboden seiner Wohnung. Zitternd umschlang er sich selbst mit seinen Armen und wippte leicht vor und zurück. Immer wieder. Unruhig glitt sein Blick durch die kleine Wohnung, ein Einzimmer-Apartment, billig und spartanisch eingerichtet. Mehr als ein Bett zum Schlafen, seinen Laptop, die Küche und das Bad benötigte er nicht zum Überleben. Selbst sein Handy hatte mehr die Funktion einer Uhr, als die eines Kommunikationsgerätes. Doch all dies verblasste vor seinem inneren Auge und er richtete den Blick wieder auf seine Hände, auf den Einstichpunkt in der einen davon. Normalerweise hätte man nur einen kleinen roten Punkt gesehen, wenn es eine normale Infusion oder Impfung gewesen wäre. Doch dieser Einstich war anders. Ein roter Rand hatte sich gebildet um den Einstich herum und es wirkte fast schon entzündet. Vorsichtig tippte Viktor die Wunde an mit einem Finger der anderen Hand und zuckte direkt schmerzhaft zusammen. Es sah nicht nur entzündet aus, es war entzündet. Was für ein Teufelszeug hatte man ihm da gespritzt? Verzweifelt raufte er sich die schwarzen Haare, wobei sein Blick wieder zu seiner Uhr neben dem Bett glitt. Es war bereits 16.15 Uhr und er saß immer noch untätig herum. Mit gebleckten Zähnen rappelte sich Viktor auf und ergriff sein Handy, welches auf dem Bett lag. Doch wen sollte er anrufen? Wer würde ihn nicht direkt für dumm verkaufen? Der Blick des Schwarzhaarigen richtete sich auf den leuchtenden Display und seine Finger flogen über die Tasten. Ein leises Tuten kündete von einer freien Leitung. Einmal, zweimal, dreimal … und dann endlich das erlösende Annehmen des Anrufes.


    „Elaine? Bist du dran? Bitte, du musst…“
    „ICH MUSS GAR NICHTS! Wo warst du gestern Abend? Wir haben stundenlang auf dich gewartet mit dem Essen!“


    Viktor musste das Telefon einige Zentimeter von seinem Ohr weghalten, als seine Freundin die ersten Worte quasi geschrien hatte.


    „Elaine…bitte… du musst mir helfen… ich wurde entführt gestern Abend und man hat mir irgendwas gespritzt und gesagt ich würde sterben innerhalb eines Tages…“

    Stille breitete sich am anderen Ende des Hörers aus und nur das ständige Ein- und Ausatmen der jungen Frau am anderen Ende war zu hören. Fast glaubte Viktor schon, dass sie in Ohnmacht gefallen war. Sie war schließlich teilweise sehr empfindlich und sensibel.


    „Verarschen kann ich mich alleine, da brauche ich dich nicht für. Entführt…wer würde dich denn entführen? Gibs doch einfach zu, dass du bei einer anderen warst.“

    Im nächsten Moment war das Gespräch auch schon beendet. Innerlich fügte Viktor noch den Punkt ‚eifersüchtig‘ auf die Liste hinzu, mit den Eigenschaften, die seine Freundin ausmachten. Frustriert ließ er sich auf das Bett sinken und vergrub den Kopf wieder in seinen Händen. Wenn schon seine Freundin ihm keinen Glauben schenkte, dann wäre der Gang zur Polizei eh umsonst. Die würden ihn für einen armen Irren halten. Er musste nachdenken, in Ruhe nachdenken und bei Gott, er brauchte dringend etwas frische Luft. Er fühlte sich einfach nur hundeelend. Kurz sah Viktor auf die Klamotten, die er angehabt hatte und entschloss sich, diese zu entsorgen. Sie waren z kaputt und zu dreckig, als das man da noch irgendwas retten könnte. Schnell waren neue Sachen aus dem Schrank geholt, doch beim Anziehen hatte Viktor einige Probleme. Fast schien es ihm, als wäre er betrunken. Immer wieder verschwamm seine Sicht und nur schwer konnte er sich auf seine Arme und Beine konzentrieren, die sich mit der Zeit immer mehr und mehr fremd anfühlten. Schlussendlich gelang es ihm dann doch und mit Schlüssel und Handy in den Taschen verließ er wieder seine Wohnung. Es war nun halb fünf am Nachmittag.


    In der Nähe befand sich eine kleine Parkanlage, wo sich zu dieser Uhrzeit viele Jogger aufhielten und den auch viele Menschen als Abkürzung benutzten nach Feierabend um nach Hause zu kommen. Der Schwarzhaarige hatte sich eine abgelegene Parkbank gesucht und ließ dort die Geschehenisse nochmals Revue passieren. Warum gerade er? Was hatte man ihm gespritzt? Wie waren diese Wahnsinnigen überhaupt in seine Wohnung gekommen? Und warum fühlte er sich mittlerweile so krank und ausgelaugt? Fragen über Fragen bauten sich vor Viktor auf und der dumpf pochende Schmerz in der Hand mit dem Injektionseinstich machte die Situation nicht wirklich besser. Er verlor Zeit, das wusste er, indem er untätig herumsaß, doch wem sollte er von seinem Alptraum erzählen? Er hatte es bei seiner Freundin versucht, doch diese hielt ihn wohl für einen notorischen Fremdgänger und ging nicht mehr an ihr Telefon. Viktor hatte es noch mehrere Male versucht auf dem Weg zum Park. Schlussendlich sah er der Minutenanzeige seines Handys dabei zu, wie sie sich immer weiter auf die 17 Uhr-Grenze zuschob.


    „So alleine Viktor? Das ist nicht gut. Du solltest dich eventuell von deinen Liebsten verabschieden…“


    Jedes einzelne Härchen auf Viktors Körper sträubte sich, als diese kalte Stimme flüsternd an sein Ohr drang. Ruckartig drehte der junge Mann seinen Kopf zur Seite und sah im fahlen Licht der Dämmerung einen hochgewachsenen Anzugträger stehen. Die langen blonden Haare seines Gegenübers waren zu einem Zopf im Nacken gebunden, die Augen bedeckt durch eine Brille, doch funkelten sie ihm kühl entgegen. Ein zynisches Lächeln umspielte die Lippen des Mannes, der sich vermutlich irgendwo in den 40ern vom Alter her bewegte.


    „Sie sind der Mann von der Gegensprechanlage, hab ich recht? Wer sind sie und was wollen sie von mir?!“

    Bei den letzten Worten war Viktor aufgesprungen und auf den Mann zugegangen. Dieser blieb ruhig stehen und grinste ihn weiter mit diesem ekelhaften Grinsen an.



    „Du kannst mich Mr. Smith nennen, wenn du unbedingt einen Namen hören willst und was wir von dir wollen haben wir dir schon mitgeteilt. Du bist ein Experiment, mehr nicht.“

    Diese Worte brachten Viktor in Rage und er holte aus, um diesen Wahnsinnigen sein sadistisches Lächeln aus dem Gesicht zu prügeln. Mit Leichtigkeit wich dieser ihm aber aus und gab Viktor einen leichten Stoß, der ihn hinfallen ließ.


    „Ah ich sehe, dass die Injektion schon wirkt. Dein Körper wird schwächer Viktor. Er wird schwächer, bevor er wieder stärker wird. Warte noch ein Weilchen, und du wirst dich wieder besser fühlen.“

    Ein Lachen begleitete die Worte, welches sich dann immer weiter entfernte und schlussendlich war der Schwarzhaarige wieder alleine. Er fühlte sich matt, ausgelaugt und einer Ohnmacht nahe. Im Hintergrund hörte man von Fern die Glocken einer Kirche die 17. Stunde des Tages schlagen.

    :beat: Newbieschubse vom Dienst :beat:


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  • Stunde 3



    Nur langsam verwehte das Glockengeläut im Wind. Der sogenannte ‚Mr. Smith‘ war verschwunden und Viktor lag noch immer auf dem Boden, das Gesicht im Gras und hatte große Mühe sich und seine Gedanken zu sammeln. Er fühlte sich schwach, elendig und kraftlos. Es fühlte sich fast an wie die schwere Grippe, die er vor zwei oder drei Jahren mal hatte. Damals war er mit über 40°C Fieber ins Krankenhaus eingeliefert worden, ihm hatte jeder einzelne Knochen im Körper wehgetan, seine Muskeln hatten geschmerzt, als wären sie in Brand gesteckt worden. Durch das Fieber hatte er begonnen zu halluzinieren. Das Ganze hatte lange gedauert, bis sein Immunsystem wieder einigermaßen stabil und Viktor selber wieder einigermaßen klar im Kopf war. Jetzt in diesem Moment war dieses Gefühl von damals wieder präsent. Wieder versuchte sich der junge Mann einzureden, dass man ihm sicherlich kein Zombievirus gespritzt hatte, sondern nur einen vielleicht zu aggressiven Grippevirus. Das wäre auch eine Erklärung für den relativ ähnlichen Krankheitsverlauf. Hämische und abwertende Stimmen unterbrachen Viktors Gedankengang und nur mühsam konnte er den Kopf in die Richtung drehen, aus der die Worte kamen. Auf dem Weg durch den Park standen einige Menschen, ältere und jüngere, und gafften ihn förmlich an. Manche der Blicke waren mitleidig, andere wiederum angeekelt oder einfach nur fassungslos.


    „Die Jugend von heute…ständig denken sie nur an ihren Spaß…“


    „Saufen und dann hier rumliegen, wo kleine Kinder entlang laufen können, das sind mir die Liebsten!“


    „Der arme Kerl, schaut ihn euch mal an. Er ist so blass und sieht so krank aus. Will ihm denn nicht jemand mal helfen? Ich kann leider nicht, mir geht’s selber nicht so gut…“


    Ja, wo war die Hilfsbereitschaft der Menschen? Alle konnten sie über ihn urteilen, aber keiner hatte auch nur ansatzweise den Anstand und den Mut ihm zu helfen. Er war weder betrunken, noch ein Junkie oder sonst etwas. Viktor wollte sprechen, doch brachte er nur ein leises Krächzen hervor, fast wie ein geschundener Rabe. Die Stimmen verstummten und der junge Mann spürte förmlich, wie die Blicke der Meute ihn durchbohrten. Worauf warteten sie? Dass er sich hier übergab? Dass er anfangen würde zu lallen oder ihnen etwas über Gott und die Welt erzählte? Menschen konnten so abartig sein, so herablassend und so sensationsgeil. Gefangen in seinen Gedanken spürte Viktor erst nicht, dass sich ihm jemand näherte, die Meute mit harschen Worten zerstreute und sich dann über ihn beugte. Eine sanfte, wohlklingende Stimme drang an sein Ohr und der Schwarzhaarige versuchte den Besitzer dieser Wohltat auszumachen. Ruckartig drehte er den Kopf noch etwas weiter und sah ihn große, grünblaue Augen, die ihn besorgt musterten. Kurze, braune Haare umgaben das Gesicht einer jungen Frau, wohl kaum älter als er selber. Sie sprach mit ihm und erst jetzt kamen diese Worte auch an.


    „Geht es dir gut? Kann man dir irgendwie helfen? Diese Leute konnten nur zuschauen und lästern, aber ich kann bei sowas nicht einfach zusehen.“


    Wie gebannt starrte Viktor sein Gegenüber an und erst nach einigen Sekunden entrang sich seiner Kehle ein einziges Wort.


    „Wasser…“


    Das war sein erster Impuls, den er seit dem Zusammenbruch eben hatte. Wasser, Flüssigkeit. Seine Kehle fühlte sich an wie ausgetrocknet und jedes Wort schmerzte ihn von Mal zu Mal mehr. Doch mehr Worte bedurfte es nicht. Dieser rettende Engel vor ihm legte sofort seine Tasche ab und kramte darin herum, ehe sie eine kleine 0,5l-Flasche mit der klaren Flüssigkeit zu Tage beförderte. Sie hatte keine Berührungsängste mit ihm, sondern half ihm sogar noch einige Schlucke zu sich zu nehmen, ehe sie ihn vorsichtig versuchte umzudrehen und aufzurichten. Es dauerte einige Zeit aber kurz darauf saß er aufrecht an einer Birke mit weißer Rinde gelehnt. Kurz hatte Viktor seine Augen geschlossen, doch ein sanftes Stupsen ließen ihn wieder aufsehen.


    „Einschlafen solltest du jetzt nicht, bleib wach. Wie heißt du und was machst du in deinem Zustand hier? Betrunken bist du nicht, weil man riecht keine Alkoholfahne. Du wirkst einfach nur sehr krank. So sollte man lieber zuhause im Bett liegen und sich auskurieren. Ich heiße übrigens Lea.“


    Ihr zuvor besorgt wirkendes Gesicht hellte sich bei dem letzten Satz etwas auf und sie zeigte ihm lächelnd die weißen Zähne. Kleine Grübchen bildeten sich in den Mundwinkeln. Mühsam öffnete Viktor seinen Mund und presste einige Sätze hervor.


    „Ich…hatte gedacht, dass mir vielleicht etwas frische Luft hilft aber ich hatte mich…wohl geirrt. Ich…möchte grade einfach … nur nach Hause. Nicht mehr…auf dem Präsentierteller hier…liegen…oder sitzen.“


    Tief musste er Luft holen, was ihn schmerzte und mit einem leisen Keuchen presste er die Luft aus seinen Lungen. Wenn er ihr die Wahrheit erzählt hätte, dann wäre sie sicher auch fortgelaufen und hätte ihn für einen durchgeknallten Irren gehalten. Bei seinen Worten hatte sie ihm aufmerksam gelauscht und schien gerade einen Entschluss zu fassen.


    „Weißt du, ich war gerade eh auf dem Heimweg. Ich kann dich gerne zu dir nach Hause bringen, wenn es nicht allzu weit weg ist oder ist es dir lieber, wenn ich einen Krankenwagen rufe?“


    Fast schon heftig schüttelte Viktor den Kopf. Ein Krankenwagen und ein neugieriger Arzt waren grade die letzten Dinge, die er gebrauchen konnte.


    „Ich wohne …nur ein paar Meter die Hauptstraße runter, ein kleines Apartment in einem grünen Hochhaus. Eigentlich…kaum zu übersehen dieses Ding.“


    Wiedererkennen blitzte in ihren Augen auf und sie nickte sachte, ehe sie ihm ihre Hände reichte zum Aufstehen. Einige Anläufe benötigten die Beiden, ehe Viktor sicher auf seinen eigenen Beinen stand und sie schien ihn vorsichtshalber noch stützen zu wollen, wofür der Schwarzhaarige insgeheim sehr dankbar war. Es sah wahrscheinlich von außen sehr seltsam aus, wie sie dort langsam fortwackelten, weil gehen oder laufen konnte man diese Art der Fortbewegung nicht nennen. Immer wieder musste das ungleiche Paar anhalten, verschnaufen und konnte erst dann weitergehen. Dies kostete Zeit. Zeit, die Viktor wirklich nicht hatte, wenn man diesem seltsamen Mr. Smith Glauben schenkte. Von allen Seiten wurden ihnen seltsame Blicke zugeworfen und Viktor war dies mehr als unangenehm und Lea schien das alles auch nicht sonderlich zu gefallen. Wer konnte es ihr verübeln? Niemand. Gerade dieser Spießrutenlauf der Blicke und der Vorurteile, die geformt wurden, ließ den Weg zur Wohnung viel länger erscheinen, als er eigentlich war. Endlich angekommen war Viktor sehr dankbar dafür, dass ein Aufzug existierte und Lea ihn auch noch diese letzten Schritte begleitete. Sie schien wirklich um sein Wohlergehen besorgt zu sein. So viel Aufmerksamkeit war der junge Mann gar nicht mehr gewöhnt. In einer aber doch sehr unangenehmen Stille sahen sie beide den leuchtenden Zahlen der Stockwerke dabei zu, wie sie sich nacheinander ablösten und schließlich bei der Zahl 7 stehen blieben. Mit einem leisen Klingeln öffneten sich die Türen und die Beiden setzten ihren Weg den Korridor entlang fort. Viktors Einzimmer-Apartment befand sich ganz am Ende des Ganges und als sich die Tür öffnete und der Geruch von Farbe ihnen entgegen schlug, zuckte Viktor unmerklich zusammen. Das hatte er ganz vergessen und ihr erschrecktes Keuchen zeigte ihm, dass sie die Schrift schon gesehen hatte.


    „Was…was ist das? Wirst du bedroht…Viktor? Das ist doch dein Name oder?“


    Wie ein Wasserfall schlugen ihm die Worte entgegen und er nickte einfach nur auf ihre letzte Frage hin. Sollte er es nochmal mit der Wahrheit probieren oder lieber irgendeine Geschichte erfinden, die die Worte an der Wand erklärte? Seufzend und auch leicht gequält wirkend ließ er sich auf sein Bett fallen und deutete ihr an, sich auch zu setzen. Nur zögerlich trat sie auf das Bett zu, die Schrift nicht aus den Augen lassend, und setzte sich auf die Kante.


    „Ich…weiß, das klingt jetzt seltsam…aber….“


    Ja, es klang wahrlich seltsam und während er die Geschichte erzählte, die ihm widerfahren war, sah er auch teilweise puren Unglauben in ihrer Miene, doch sie unterbrach ihn nicht. Sie hörte sich die ganze Geschichte bis zum Ende an und als Viktors stockende Erzählung schließlich endete, schien sie das alles erstmal verdauen zu müssen. Lea stand auf, lief auf und ab, trat kurz an die Wand heran und ließ die Finger wie Viktor zuvor über die Worte gleiten. Dann drehte sie sich abrupt wieder um und sah ihn direkt an.


    „Du willst mir also erzählen, dass man dich entführt, mit einem Virus infiziert und quasi zum Sterben wieder freigelassen hat? Dass du in den nächsten Stunden zu einem hirnlosen, sabbernden und gemeingefährlichen Monster mutierst und nichts dagegen tun kannst?“


    Das Einzige, was Viktor übrig blieb, war ein Nicken. Mit Blick auf die Uhr antwortete er:


    „Um genau zu sein in 21 Stunden. Denn wir haben gleich 18 Uhr.“


    Stirnrunzelnd horchte Viktor nach den Worten in sich hinein. Die Grippesymptome hatten nachgelassen und zwar verdächtig schnell. Durchlebte er grade hier Infektionen im Schnelldurchgang oder was hatte das zu bedeuten? Resignierend vergrub er den Kopf in seine Hände und blieb dann stumm. Schritte entfernten sich von ihm und er hatte fast schon damit gerechnet, dass den Schritten ein Türschlagen folgte, doch er irrte sich. Ein Rascheln ertönte und die Schritte kamen wieder näher und ein Gewicht drückte die Matratze neben ihm ein.


    „Keiner sollte in so einer Situation alleine sein.“


    Mit erstauntem Blick sah der Schwarzhaarige auf und blickte in Leas Gesicht. Glaubte sie ihm etwa? Nein, so sah sie nicht aus. Sie hatte eher eine Mischung aus Angst, Mitleid und einem Funken Neugier in ihrer Miene.

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  • Stunde 4


    Schweigend saßen sie eine Weile nebeneinander. Viktor konnte irgendwie nicht glauben, dass Lea bei ihm geblieben war, nachdem er ihr die ganze Geschichte erzählt hatte. Immerhin hatte er ihr genug Gründe geliefert ihn als Irren zu verurteilen. Aber sie tat es nicht. Sie saß einfach nur da und starrte die mit Farbe beschmierte Wand an. Keiner von beiden wagte es die Stille zu durchbrechen, die zwischen ihnen eine riesige Kluft entstehen ließ. Schließlich war es Viktor, der sich doch dazu durchrang etwas zu sagen, auch wenn es nur aus der Not heraus geschah diese schreckliche Stille zu beenden, die ihm aufs Gemüt drückte.
    „Möchtest du etwas trinken? Cola, Limo, Wasser? Oder lieber einen Tee?“
    Lea zuckte merklich zusammen, als seine Stimme erklang und fast tat es Viktor leid überhaupt irgendwas gesagt zu haben. Besorgt sah er sie an, rechnete er doch immer noch damit, dass sie aufspringen und weglaufen würde. Doch sie sah ihn einfach nur an mit diesen grünblauen Augen und einem undeutbaren Blick. Dann folgte jedoch ein sachtes Nicken.


    „Einen Tee … bitte.“


    Mit einem etwas mulmigen Gefühl begab sich Viktor in die keine Einbauküche und zog den Wasserkocher zu sich. Es war schlicht und einfach paradox, wie sie sich verhielten. Eigentlich sollte er selber in Panik verfallen und sie müsste die Polizei rufen um eine potentielle Gefahr wegsperren zu lassen. Aber was taten sie? Sie würden Tee trinken und dem verdammten Minutenzeiger weiter dabei zusehen, wie er auf die nächste volle Stunde zuraste. Okay, rasen war hier etwas übertrieben aber Viktor hatte eben das Gefühl, dass die Zeit an ihm vorbeiflog. Auch rechnete der junge Mann quasi in jedem Moment damit bald weitere Symptome dieser verdammten Infektion an sich ausmachen zu können. Fast schon automatisch arbeiteten seine Hände, holten die Teebeutel aus dem Schrank, zwei Tassen, ließen Wasser in den Kocher einlaufen und schalteten diesen an. Er hatte wieder dieses Gefühl, dass alles um ihn herum so dumpf wirkte, doch mit einem leichten Kopfschütteln und etwas Blinzeln verflog dieser Eindruck wieder. So langsam zweifelte der Schwarzhaarige an seinem Verstand. Er benahm sich schon wie ein Hypochonder.


    „Alles in Ordnung Viktor?“


    Ihre Stimme klang ruhig, fast schon mühevoll beherrscht. Mit einem leichten Lächeln drehte sich Viktor um und nickte.


    „Ja mir geht es gut, keine Angst. Ich war nur etwas am Überlegen, mehr nicht.“


    Mit diesen Worten drehte er sich wieder zum Wasserkocher hin und ließ das mittlerweile kochende Wasser in die Tassen laufen. Der Duft von Minze durchströmte direkt den Raum und seltsamerweise beruhigte dies Viktor. Die Minuten, die der Tee ziehen musste, verbrachten die beiden wieder schweigend, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.


    Seufzend ließ sich Viktor dann wieder neben Lea aufs Bett nieder und reichte ihr die dampfende Tasse. Ein kurzes Lächeln ihrerseits ließ ihn ebenso schmunzeln. Als sich Viktor jedoch seinem Getränk zuwendete und einen Schluck davon nahm, überkam ihn eine Übelkeitswelle, die sich im ersten Moment noch unterdrücken ließ. Sein Magen verkrampfte sich schmerzhaft und schien sich gegen den winzigen Schluck Flüssigkeit zur Wehr zu setzen. Tief atmete der junge Mann durch und spürte kurz darauf eine Hand auf seiner Schulter.


    „Wieder Symptome?“, fragte Lea ihn vorsichtig mit ruhiger Stimme.
    „Ich weiß es nicht, vielleicht liegt es auf einfach daran, dass ich heute kaum was gegessen, geschweige denn getrunken habe. Da randaliert mein Bauch gerne schon mal.“


    Nochmal zog Viktor gierig Luft in seine Lungen, ehe er sich zu einem zweiten Schluck überwand. Fast zeitgleich krampfte sich sein Magen wieder zusammen und diesmal war es unvermeidlich, dass Viktor aufstehen und auf die Toilette laufen musste. Geräuschvoll erbrach er sich ins Klo und sein Magen verkrampfte sich immer wieder und ließ dem Schwarzhaarigen keine Ruhe bis nur noch der ätzende Geschmack von Galle seinen Hals empor kroch. Schweißgebadet ließ er seinen Kopf auf die Toilettenbrille sinken und schloss die Augen. Erst als er etwas Nasses und Kühles auf seiner Stirn spürte, öffnete er sie wieder und sah nur Lea vor sich sitzen, wie sie ihm mit einem Waschlappen den Schweiß aus dem Gesicht wischte. Wer war diese Frau, dass sie sich so um ihn kümmerte? Dass sie ihm seine wahnsinnige Geschichte zumindest vordergründig Glauben schenkte? Was trieb sie an? Sie war so faszinierend und doch so…wahnsinnig zugleich. Viktor fiel kein anderes Wort dafür ein und es verließ auch nur ein einziges seinen Mund:


    „Warum?“


    Sie hielt in ihrer Bewegung inne und sah ihn an. Traurigkeit spiegelte sich in diesen großen Augen wieder und Viktor war, als würde ein Schatten über diese zarten Züge huschen. Fast schon bedauerte er diese Frage und hatte Angst, dass sie gehen würde. Ja…er hatte Angst. Angst, alleine dazustehen. Angst vor dem, was noch kommen würde. Angst vor den nächsten Stunden, in denen er sich mehr und mehr verändern würde. Er wollte dabei nicht alleine sein.


    „Ich…weiß es selber nicht. Ich…möchte dir helfen, aber ich habe auch Angst vor dir. Angst vor dem, was du mir erzählt hast und zu was du werden sollst, wenn man diesen Männern glaubt. Außerdem… habe ich sonst eh niemanden. Ich lebe alleine, weisst du? Meine Eltern sind früh gestorben und meine Großeltern dann auch nach und nach. Ich habe niemanden und du warst so hilflos da draußen… genau wie ich als Kind. Ich wollte dich nicht alleine lassen.“


    Diese Worte rührten den jungen Mann und fast schon stürmisch zog er sie in seine Arme und drückte sie feste. Sie schien überrascht, dennoch erwiderte sie sachte den Druck und schien ihn sogar etwas zu wiegen in ihren Armen. Doch dieses Wiegen ließ in ihm wieder das Schwindelgefühl aufsteigen, alles um ihn herum begann sich zu drehen und sein Magen verkrampfte sich wieder schmerzhaft. Das Weiß seiner Augen trat zu Tage und alles um ihn herum wurde schwarz.


    Als Viktors Bewusstsein langsam wieder zu ihm zurückkehrte, fand er sich auf seinem Bett wieder und Lea war verschwunden. Kein Zettel lag im Raum, keine andere Nachricht war zu finden. Hatte sie es doch mit der Angst zu tun bekommen? Seufzend rieb sich der Schwarzhaarige über die Stirn und bedeckte seine Augen. Das helle Licht der Lampe brannte sich förmlich in seinen Kopf hinein, sodass er fast in Erwägung zog eine Sonnenbrille aufzuziehen. Mühevoll rollte er sich auf die Seite. Das Unwohl-Sein war verschwunden und auch der permanente Würgereflex, den er noch bis zu seiner Ohnmacht empfunden hatte. Anscheinend war der nächste Teil seiner „Verwandlung“ nun fertig. Bisher kam jedoch noch keine weitere Nachricht mehr von diesen elenden, grausamen Sadisten, die ihm das angetan hatten. Die letzten vier Stunden waren das Härteste, was Viktor in seinem ganzen Leben bisher mitgemacht hatte. Ein kurzer Blick auf die Uhr bestätigte ihm, dass es wirklich nun fast schon vier Stunden waren. Doch was war geschehen, als er ohnmächtig war? Lea hatte ihn doch wohl kaum aus dem Bad ins Bett geschleift und ihn dann einfach liegen gelassen. Das konnte er sich nicht vorstellen. Hatten DIE ihr vielleicht etwas angetan? Sie waren schon einmal in der Wohnung gewesen, was die Wand mit den blutroten Lettern durchaus ja bezeugte. Waren sie nochmals wiedergekommen und hatten Lea mitgenommen? Durchlitt sie jetzt die gleiche Tortur nur wegen ihm? Knurrend ballte Viktor seine Fäuste. Sie würden es bereuen, wenn sie der jungen Frau auch nur ein einziges Haar krümmten.


    Noch während Viktor innerlich kochte und seiner Wut in Form von fliegenden Teetassen freien Lauf ließ, schlug die Turmglocke der nahen Kirche die 19. Stunde. Dumpf hallten die Töne durch die immer weniger belebten Straßen. Vor dem Wohnblock von Viktor standen ein schwarzgekleideter Mann und Viktors rettender Engel Lea in ein Gespräch vertieft. Wer vorbeiging, konnte nur Wortfetzen aufschnappen:


    „Gute Arbeit… hat Vertrauen… weiter beobachten…“.

    :beat: Newbieschubse vom Dienst :beat:


    “Pain is an illusion of the senses, fear an illusion of the mind, beyond these only death waits as silent judge o'er all.“ :ctan:


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    "die gute, wenn auch teils schräge, Seele des Forums." (von Zerzano)

    "Unsere zarte Schokolade, die, glaub ich, bei Reizung zur Zartbitter-Schokolade wird" (von Maxumus)