Broschiert: 416 Seiten
Verlag: Black Library; Auflage: 1 (17. Oktober 2013)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 1781930260
ISBN-13: 978-1781930267
Meine letzte Rezension liegt schon ein Weilchen zurück, und eigentlich wollte ich "Seelenjäger" rezensieren, doch "Bluträuber" ist frischer und bevor zu Weihnachten neue 40k-ferne Literatur zu sehr ablenkt, möchte ich mir meine Gedanken zu diesem Buch aus dem Kopf schreiben.
Aaron Dembski-Bowden ist ja mittlerweile ein Schwergewicht unter den 40k-Autoren und hatte mit der "Schlacht um Helsreach" keinen perfekten, aber dennoch sehr guten und stimmigen Einstand gefeiert.
Zusammenfassung:
Nach den Geschehnissen in "Seelenjäger" werden die Erlebnisse des Nightlords Talos und seiner Vassalen weitererzählt. Die unzähligen Schlachten zehren an Marine und Material der Verräterlegion. Korruption durch das Chaos, Zweitracht und Fehden innerhalb der Bruderschaft und mangelnder Nachschub zeichnen den nahenden Untergang der Renegaten.
Mit kleineren Überfällen versuchen die Nightlords ihr Schiff, die schwer beschädigte "Pflicht des Blutes" zu versorgen und planen durch die Hilfe des ruchlosen Huron Schwarzherz und seiner Roten Korsaren wieder zu erstarken. Doch deren Hilfe ist teuer und führt sie in den Kampf gegen eine Ordenswelt loyaler Space Marines, wo die Nightlords mit ihrer größten Stärke auftrumpfen können: dem Terror.
Doch wem kann Talos trauen? Werden die Roten Korsaren die Nihgtlords verraten und für ihre Ziele opfern? Oder kommen ihnen die Nightlords zuvor.
Mein Eindruck:
Es ist schwer über dieses Buch zu schreiben, ohne den Vorgängerroman "Seelenjäger" nicht mit einzubeziehen, da "Seelenjäger" zu "Bluträuber" einen sehr weichen Übergang hat. Ich bin überzeugt, dass der dritte Teil der Reihe, für den schon in der Mitte des Buches Vorbereitungen getroffen wurden, sich ebenso nahtlos einfügen wird.
ADB setzt seine Figuren aus "Seelenjäger" sehr konsequent fort. Nur wenige Figuren werden der Handlung hinzugefügt, aber das ist auch nicht störend, da das bisherige Charaktersortiment recht gut abgestimmt war und ADB stets weiter an seinen Firguren zeichnet und diese in ihren Handlungen und Gefühlen nachvollziehbar bleiben. Er hantiert mit Dämonenprinzen, axtschwingenden Khorneanbetern, geifernden Raptoren und es fühlt sich sehr stimmig an. Er bricht diese Stereotypen nicht auf und erfindet sie neu, sondern er bleibt bei der nüchternen Essenz der Figuren und lässt sie neben den normalen Menschen in seinem Kader glaubwüdig erscheinen. Ich finde das ist eine echte Leistung!
Die Handlung ist recht düster gehalten. Über den Protagonisten hängt immer wieder der drohende Untergang und die Gefahr in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.
Die Nightlords sind keine fröhlich marodierenden Anarchisten, die sich munter durch das Imperium schnetzeln, nein, sie sind ein eine gebrochene, vom Imperator und selbt von ihrem Primarchen verlassene Legion, die gegen die eigene Eitelkei kämpft. Schön schnörkellos vom Autor präsentiert.
Die Handlung nimmt sich viel Zeit, um wirklich in Schwung zu kommen, doch das störte mich nicht, da die Einblicke in das Renegatenleben unterhalten. Schon im Vorgänger entfaltete sich die eigentliche Handlung nicht besonders schnell. Anders gesagt, für den Leser wird nicht so schnell klar, wo die Reise hingeht, und wenn dann die eigentliche Prämisse der Story offenbart wird, fragt man sich, ob der Autor es noch schafft dieses Storyziel auf den verbleibenden Seiten zu vollenden. In "Bluträuber" ist dieser Punkt erst in der Mitte erreicht.
Es gibt auch in diesem Buch wieder Kapitel, die in die Zeit der Horus-Heresie zurückreichen und einen kurz glauben lassen, man hätte ein HH-Buch in der Hand. Sie beleuchten, wie es zum Fall nach dem Verrat kommen konnte. Interessant für die Fluffer.
Interessant finde ich auch Talos, die Hauptfigur, der in diesem Roman auspricht, was ihn antreibt und ihn für den Leser so nah macht. Als finsterer Ketzer, der einen Krieg gegen das Imperium der Menschheit führt versucht er immernoch ein echter Held zu sein. Das wird dem Leser sehr stimmig vermittelt. Ebenso das Misstrauen, dass ihm seine Brüder für diesen Idealismus entgegenbringen.
Ich finde das Buch hat jedoch auch einige Schwächen in der Logik. Nach all den Jahrhunderten in der Mahlstein des Krieges (für die Nightlord ist die HH wohl erst ein Jahrhundert her) fallen dem Propheten und dem Erhabenen auf, dass man dringend neue Marines benötigt um die Verluste vergangener Dekaden wieder aufzufüllen. Und dennoch wird der Gensaat der eigenen Brüder aus Eitelkeit die Bergung verweigert.
Talos, dem ehemaligen Apothecarius fällt nun doch wieder seine alte Berufung ein. Ein paar Andeutungen in "Seelenjäger" hätten diesen Sinneswandel glaubhafter gemacht bzw weniger überraschend gemacht. Auch der Erhabene agiert in diesem Roman deutlich berechnender, als im Vorgängerroman, bricht jedoch nicht mit seinem bisherigen Charakterkonzept.
Ein zarte, aber schnörkellose Romanze gibt dem Buch noch etwas Rundes.
Lediglich von Huron Schwarzherz hätte ich mir mehr Seiten erhofft, da dieser deutlich besser von Dembski-Bowden gezeichnet wurde, als Abbadon im Vorgänger.
Fazit:
Das Buch hat seine kleinen Problemchen mit der unstraffen Handlung und kleineren Änderungen in der Motivation einzelner Charaktere. Doch das störte mein Lesevergnügen kaum.
Das Buch lebt stark von den gut gezeichneten Figuren, die auch mal überraschen. Es bietet aber auch gelungene Kampfszenen mit hohem Gorefaktor, der die Nightlords in Ihrem Wesen hervorhebt.
Ein düsteres Buch. Blutig und ohne Hoffnung.
Ich empfehle den Einstieg mit "Seelenjäger", da die Bücher fließen ineinander übergehen und beide Bücher auf gleichem Niveau funktionieren.