Der Weg des Musashi [Adeptus Astartes, unvollendet]

Kalte Fliesen bedeckten sowohl Boden als auch Wände und Decke der Räumlichkeiten, in die Rhaddus ihn gebracht hatte. Ein merkwürdiger Geruch lag in der Luft und grelles Licht flutete den ganzen Raum. An den Wänden standen seltsame Maschinen, deren Zweck sich Musashi nicht entfernt vorstellen konnte und mehrere Tische standen sauber aufgereiht in der Mitte des Raumes. Er wusste nicht was er hier sollte, aber noch unwohler als an diesem Ort fühlte er sich bis jetzt nur in der Gegenwart des schwarzgerüsteten Kriegers.
Rhaddus bemerkte die Nervosität des Jungen sofort, aber das war mit jedem neuen Anwärter das Selbe. Er legte Musashi die Hand auf die Schulter und deutete ihm sich auf einen der Tische zu setzen.
Musashi musste nun das Standardprozedere für Anwärter durchlaufen, was ihm gar nicht gefiel. Zuerst wurde er von Rhaddus mit einem spitzen Gegenstand gestochen, welches ihm wie eine übergroße Mücke das Blut aussog. Am liebsten hätte Musashi sich dagegen gewährt doch ein Blick in die ernsten Augen von Rhaddus und er wusste, dass dieser auch ruppig werden würde, sollte Musashi solche Anstalten an den Tag legen. Daher beließ er es dabei eine zweifelnde Miene aufzusetzen. Rhaddus übergab die Kanüle mit dem Blut einen der herbeischwebenden Schädel. Diese makaberen Gerätschaften hatte er schon öfter gesehen und anscheinend übernahmen diese recht unterschiedliche Aufgaben.
Im Lager hatte er auch einige gesehen, diese waren jedoch im Gegensatz zu diesem Exemplar, mit großen Antennen ausgestattet und dienten wohl als Boten oder Kundschafter.
Dieser Servoschädel, so nannte Hekaton die Geräte hatte mehrere Gliedmaßen, welche mit allerlei Zangen, Messern und Nadeln ausgestattet waren.
Während er dem Schädel nachsah, tastete Rhaddus den Körper des Jungen ab um eventuelle Schäden festzustellen. Nathan stellte auf den ersten Blick fest, dass dieser Junge hartem Drill unterzogen worden ist. Zwar war es nicht ungewöhnlich für Feudalwelten, dass die Kinder schon sehr früh trainiert wurden und schon eine recht gute körperliche Fitness aufwiesen, jedoch war der Körperbau des Jungen schon recht groß für sein Alter und auch seine Muskeln waren außergewöhnlich gut entwickelt.
Er führte Musashi anschließend in einen anderen Raum in denen noch mehr seltsame Geräte standen. Da ihm die Verwirrung ins Gesicht geschrieben stand, seufzte Rhaddus nur und beschloss ihm die Funktionweise der Laufbänder vorzuführen. Er stellte sich auf das vorderste Gerät, schaltete es ein und begann entspannt zu laufen.
Erstaunt darüber, dass der Apothecarius lief und sich trotzdem nicht vorwärts bewegte, ging Musashi näher an die Apparatur heran. Nathan lächelte leicht und schaltete das Gerät wieder ab. Er ließ Musashi an seiner Stelle Platz nehmen und stellte das Band erst einmal auf normales Gehtempo ein, damit sich Musashi daran gewöhnen konnte.
Danach ging er an einen der Kogitatoren und fuhr die Messapparate herunter.
er ging zu Musashi und stellte das Band erst einmal wieder ab um die Elektroden an ihm zu befestigen. Danach gab er ein durchschnittliches Lauftempo ein und Musashi fing an zu laufen.
Während Musashi lief, ging er zu einem seiner Labortische und nahm die Blutuntersuchungen vor, während das Laufband die physischen Daten von Musashi aufzeichneten und auswerteten.
Ein Stunde lief er nun schon auf dem Band und der Schweiß rann ihm in Strömen über das Gesicht und den Körper. Seine Füße fühlten sich an wie Blei und die Atmung kam nur noch Stoßweise. Ein gewisses Lauftraining gehörte zwar auch zu seiner Ausbildung, aber in einem solchen Tempo, war er bisher noch nie so lange gelaufen. Er merkte plötzlich, dass das Gerät langsamer wurde und wusste, dass er sich langsam auslaufen sollte.
Als das Band anhielt, massierte er sich völlig erschöpft die Waden, er konnte kaum noch stehen und musste noch immer in kurzen Zügen Atmen.
Nathan klatschte kurz in die Hände, eine solche Ausdauer hatte er lange nicht bei Aspiranten gesehen und er reichte dem Jungen eine Flasche mit angereichertem Wasser, damit dieser nicht doch noch kollabierte. Musashi nahm dankbar große Schlucke von dem leicht salzig schmeckenden Wasser und bedankte sich bei Rhaddus. „Bruder Hekaton hat verdammtes Glück jemanden mit so viel Potential zu finden. Ich bin gespannt ob du es schaffst Kleiner.“
Musashi konnte nur raten, was zu ihm gesagt wurde, jedoch war es wohl nichts negatives, wenn er die Stimmlage richtig einschätzte. „Domo arigato Rhaddus-San.“ Bedankte er sich bei diesem, was diesmal zu einem fragenden Gesichtsausdruck von ihm führte.

“3. Rangoffizier Hekaton Marzienis, von der 4. Kompanie. Melde mich wie befohlen.“ sprach Hekaton als er vor der Tür des Auditoriums stand. Zischend glitt diese auf und er trat ein. Vorbei an der prunkvollen Leibgarde in ihren mit Gold und Ehrenabzeichen behangenen Rüstungen, ging er in Thanatos Richtung und kniete vor ihm in einigem Abstand nieder.
„Ihr habt mich gerufen Milord?“ Thanatos, der bis jetzt mit dem Rücken zu ihm stand, drehte sich nun zu ihm um und blickte auf den noch knienden Hekaton. „Erheben sie sich Bruder. Sie ahnen sicher schon weshalb ich sie zu mir gerufen haben oder?“ Die Frage war natürlich rein rhetorisch, da es offensichtlich war, dass es sich nur um ein Thema handeln konnte. „Jawohl Milord.“ „Nun denn, wie hoch schätzen sie das Potenzial des Jungen ein mein Bruder? Hat er das Zeug dazu einer der Unsrigen zu werden?“ Ohne großes Zögern antwortete Hekaton aus seinem Bauchgefühl heraus: „Ich kann natürlich nur für mich selbst sprechen, aber ich schätze, dass er ein unglaubliches Talent in sich birgt. Er scheint von klein auf gedrillt worden zu sein. Sowohl seine Ausdauer als auch sein Kampfgeist ist förmlich greifbar. Auch scheint er nicht, wie auf den meisten Feudalwelten, allzu ungebildet, anscheinend kann er in seiner Sprache lesen und schreiben. Zudem lernt er unglaublich schnell Gotisch, auch wenn ihm die Aussprache noch schwer zu fallen scheint. Was mich aber am meisten überraschte waren sein Talent mit dem Schwert und sein taktisches Geschick in der Hitze des Kampfes.
Der Junge wirkt selbst wie eine scharfe Klinge. Wenn ich das sagen darf Milord, so würde ich behaupten, dass wir unser Ziel erreicht haben, sollten die restlichen Bewohner des Planeten nur halb so viel Talent aufweisen wie der Junge.“

Als er verstummte hingen seine Worte noch einige Zeit in der Luft und Hekaton schallte sich innerlich einen Narren dafür, dass er so leicht ins Schwärmen geriet. Er beruhigte sich langsam bevor er weitersprach: „Milord. Verzeihen sie meine Ungestümheit. Selbstverständlich muss er noch die Tests durchlaufen, aber ich bin zuversichtlich, dass es dabei keine Probleme geben wird.“ „Nun gut. Danke für ihre Einschätzung Bruder-Sergeant, ich werde den Jungen bald zu mir rufen und ihre Aussagen überprüfen. Ich hoffe nur, dass sich ihre Einschätzung bewahrheitet und vertraue ihnen vorerst die Ausbildung des Jungen an. Wegtreten.“

Hekaton verneigte sich kurz bevor er aufstand und sich auf den Rückweg machte. Als er an der Tür ankam sprach Thanatos beiläufig: „Vergessen sie auf Grund neuer Bande niemals die alten und kümmern sie sich um ihre Freunde Bruder Marzienis.“ Hekaton stockte kurz, da es ihn überraschte, dass Thanatos die angespannten Beziehungen zwischen den beiden alten Freunden aufgefallen war. Er ließ sich die Worte durch den Kopf gehen und diese überzeugten Hek nun endgültig davon, die Wand die zwischen ihm und Amphitryon entstanden ist einzureißen.
“Jawohl. Ich danke ihnen für diesen weisen Ratschlag Milord.“ Er salutierte und verließ danach das Auditorium. Er würde nicht länger dabei zu sehen, wie sein Bruder, nein sein bester Freund sich immer weiter von ihm entfernte.

Hekaton ging die matt beleuchteten Gänge entlang, von denen er gekommen war. Er war nicht einfach nur auf dem Rückweg zu seiner Kabine. Nein, er wollte auch zu Amphytrion, welchen er gebeten hatte auf ihn zu warten.
Ihm wurde die Aufgabe zu Teil, Musashi in den Werten des Ordens zu erziehen. Wie sollte er dies tun, wenn er nicht einmal selbst im Stande dazu war die wichtigsten unter ihnen, nämlich die Freundschaft und das Vertrauen in die eigenen Brüder, zu wahren? Hekaton wusste noch nicht wie, aber er würde alles daran setzen die Kluft, die seit dem “Vorfall“ zwischen ihm und Amphytrion bestand, zu überwinden.

Zum gleichen Zeitpunkt machte sich ein weiterer Krieger auf den Weg zur Kabine von Hekaton. Der in schwarz gerüstete Ordenspriester hielt das Crozius, das heilige Amtsymbol eines jeden von ihnen, im festen Griff.
Vor kurzem erreichte ihn die Nachricht von Rhaddus, dass die Untersuchung abgeschlossen war und er war sich sicher, dass der Scriptor auch auf dem Weg war den Jungen vor Hekatons Rückkehr abzufangen. Zwar stand Hekaton im Rang weit unter ihm und Amphytrion, jedoch wurde ihm der Auftrag erteilt sich um die Erziehung des Jungen zu kümmern und somit hatte er das Recht auf ein Ehrenduell, sollte sich jemand anderes zu sehr darin einmischen.
Und dies könnte wahrlich ein Problem darstellen, denn im Kampf Mann gegen Mann war Hekaton eine Klasse für sich.
Er ist zwar nur 3. Rangoffizier der 4. Kompanie, jedoch übertrifft sein Können mit dem Schwert das der meisten Brüder im Orden, als einziger Nichtkommandant ist es ihm gestattet mit den Ehrengarden und Vizekommandanten zu trainieren, da er sonst nicht genug gefordert werden würde. Es gab auch schon einige Besprechungen in denen beraten wurde, ob er nicht als nächster Kommandant einer Kompanie eingesetzt werden sollte, sobald ein solcher Posten frei würde.
Dank seiner charismatischen Art und seinem exzellenten Können hatte er auch viele Fürsprecher in den Sitzungen.

Also versuchten sowohl er als auch Amphytrion ihre Schritte zu machen, solange der Junge allein war. Er würde es nicht zulassen, dass dieser Psioniker das Potenzial des Anwärters, welches nach seinen ersten Eindrücken zu urteilen gigantisch war, verderben würde. Seit dem “Vorfall“ hatte sich seine Weltanschauung radikal geändert. Sein ehemals unbekümmerter Charakter wich einer Gnadenlosigkeit, die Ihresgleichen sucht. Er kannte ab da an kein Erbarmen mehr, weder seinen Brüdern noch sich selbst gegenüber. Sein Hass auf alles was mit dem Warp zu tun hatte kannte keine Grenzen und machte auch nicht vor den Bruder-Scriptoren seines eigenen Ordens halt. Sollte sich herausstellen, dass Amphytrion tatsächlich etwas mit dem jungen Mibu vorhatte, dann würde er ihn ohne zu Zögern fällen.
Ihm war nur allzu sehr bewusst, dass dies nicht nur im Interesse des Ordens lag, sondern auch seiner persönlichen Agenda entsprechen würde und dies ließ ein kaltes grimmiges Lächeln auf seinem Gesicht erscheinen.

Hekaton ging derweil um die nächste Abzweigung, welche zu dem Gang führte in dem er Amphytrion zurückgelassen hatte.
Jedoch konnte er ihn nicht sehen. Hekatons Mine verdüsterte sich. „Wo willst du hin alter Freund?“ sprach er leise zu sich selbst, während er seinen Weg fortsetzte.

Als Amphitryon die Kabine von Hekaton betrat fand er lediglich einen leeren Raum vor. „Agenoras ist mir wohl zuvorgekommen“, schießt es ihm durch den Kopf. Jedoch hatte er etwas derartiges bereits erwartet und
ein Quäntchen seiner Kraft an den Jungen geheftet. Er konzentrierte sich und verfolgte die Spuren seiner Energie.
„Die Trainingsräume?“ Da er nun ein Ziel hatte, schritt er zügig voran, wobei er seinen Stab unbewusst fester packte als gewöhnlich. Sein Körper machte sich ohne Zutun kampfbereit. Agenoras Ziel war es augenscheinlich, dass Potenzial des Kleinen in eine Richtung zu lenken die seiner eigenen Ideologie dienen würde.

Nachdem er mit den Untersuchungen fertig war wurde Musashi von dem unheimlichem Krieger zurückbegleitet. Er hatte zwar nicht das Gefühl, dass dieser ihm etwas antun wollte, jedoch brodelte ein unglaublicher Hass aus seiner Gestik und aus seiner Stimme, obwohl diese auch durch den Helm etwas anders klingen mochte. Musashi fühlte sich unwohl dabei, diesem Krieger folgen zu müssen. Aber hatte er denn eine andere Wahl? In Anbetracht dessen, dass er bisher nur Gast war und darüber hinaus sich ohnehin nicht gegen diese Kämpfer wehren könnte, blieb ihm nun einmal nichts anderes übrig als brav hinterher zu trotten. Kurz vor Hekatons Kabine bogen sie jedoch ab und gingen in Richtung der Trainingsräume,
seine fragende Miene ignorierte der Krieger. Wollte er ihn testen?

Als sie in einen der Räume ankamen, nahm der Krieger den Schädelförmigen Helm ab.
Das Gesicht war von Narben übersäht und einige davon schienen von einer unglaublich starken Verbrennung zu stammen. Sie zogen sich tief über die komplette linke Gesichtshälfte und führte augenscheinlich auch am Hals nach unten entlang. Die kalten schwarzen Augen stachen dabei besonders hervor. Sie wirkten noch wesentlich bedrohlicher als sämtliche Narben. Er legte nun langsam die einzelnen Rüstungsteile ab und platzierte sie auf einem passenden Ständer. Wie schon vermutet zog sich die Brandnarbe vom Hals abwärts bis auf den Brustkorb. Als der Krieger seine komplette Rüstung abgelegt und nur noch einen Drillich anhatte ging er zu den Waffen und nahm sich zwei Stäbe, wobei er einen Musashi hinreichte. Er deutete ihm sich im Ring zu positionieren. Musashi erkannte, dass sein Stab wesentlich kleiner war und daher besser zu halten war, als die massive Stange seines Gegenübers.
Er schluckte kurz als er den Stab entgegennahm. „Das wird weh tun.“, dachte er bei sich als er sich in den Ring begab. Wie sollte er einer solchen Kampfmaschine gegenübertreten. Ein Trainingskampf mit stärkeren war zwar lehrreich, aber nur solange der Unterschied nicht zu überwältigend war, wie in diesem Fall. Ein leichtes Zittern durchfuhr seinen Körper. Er kannte dieses Gefühl inzwischen gut. Es war eine Mischung aus Angst und Vorfreude.

Dieser Junge vor ihm schien zwar Angst vor ihm als Krieger und vor seinem Können und seine Kraft zu haben, aber was ihm nach wie vor missfiel, war die Tatsache, dass er anscheinend keine Angst vor seinem Blick und seinem Auftreten hatte.
„Ich werde dir jetzt eine wichtige Lehre erteilen. Ein Krieger muss seine Grenzen kennen um sie eines Tages zu überwinden. Dir mag bewusst sein, dass ich stärker bin und du mich nicht einmal berühren können wirst, jedoch scheint dein Ehrgeiz dies beiseite zu schieben.“ Ihm war bewusst, dass der Kleine ihn nicht verstand. Das war für diese Art von Unterricht aber auch nicht notwendig. Zunächst beschloss er ihn erst einmal anzutesten und führte einen seitlichen Schlag aus.

Musashi hatte seine liebe Mühe diesen abzufangen und durch den Aufprall vibrierte jeder Knochen in seinem Leib.
Beinahe hätte er den Stab zu Boden fallen lassen. Derweil drehte sich Agenoras um seine eigene Achse und ließ den Stab auf die andere Seite sausen. Gerade noch rechtzeitig konnte Musashi den Schlag blocken, aber anstatt sich wie zuvor dagegenzustemmen, machte er einen kurzen Satz und ließ sich von der Kraft des Angriffs schieben und minderte so die Wucht des Schlages erheblich. Jedoch wurden seine Hände schon jetzt langsam taub. Ein kurzer Blick auf seinen Kontrahenten bestätigte ihm, dass dieser sich nicht einmal Mühe gab. Es war frustrierend den gewaltigen Unterschied zu sehen und dennoch freute er sich innerlich, da er sehen konnte was möglich war.
Er setzte sich selbst zunächst kleine Ziele. Entweder er würde einen Treffer landen, was zugegeben wohl sehr unwahrscheinlich war oder er würde versuchen die nächsten acht Schläge seines Gegenübers zu überstehen. Auf diese Weise setzte er sich selbst weiter unter Druck, was seine Kampflust noch in höhere Ebenen trieb.

Der Junge reagierte nicht schlecht für sein Alter. Den Fehler, die Wucht des ersten Schlages entgegen zunehmen, machte er kein zweites Mal. Er hatte den Sprung zur Seite gut abgestimmt. Dennoch würde er ihn mit dem nächsten Schlag aus dem Ring fegen. Als er den Stab wieder zu sich zog, sah er den Blick des Jungen. „Was soll das? Es scheint als wolle er wirklich gegen mich kämpfen.“, dachte Agenoras. Er sah deutlich das Feuer des Kampfwillens in den Augen des Jungen. Dieser Gedanke ließ ihn für einen Moment zögern, was Musashi sofort nutzte und mit seinem Stab auf Agenoras Seite zielte. Reflexartig hielt dieser dagegen und schlug Musashi den Stab aus den Händen. Danach ließ er den seinen nach vorn schnellen und stieß ihn in Musashis Bauch. Der Schlag ließ den Jungen im hohen Bogen aus dem Ring fliegen, wo er nach dem Aufschlag liegen blieb. Agenoras hatte gerade noch rechtzeitig seine Kraft gezügelt. Ihm war bewusst das er sich von der Kampfeslust des Jungen hatte anstacheln lassen und beinahe hätte er ihn als echten Gegner behandelt. Schnell ging er zu Musashi und vergewisserte sich, dass es ihm gut ging. Anscheinend hatte dieser nur das Bewusstsein verloren.
Im selben Moment ging die Tür auf und Amphitryon kam mit einer wütenden Miene herein.
Die Blicke der zwei kreuzten sich wie Klingen.

Die Szene die Amphitryon erblickte steigerte seinen Zorn nur noch mehr.
Was hatte Agenoras dem Jungen angetan? War er tot?
Er schickte kurz seinen Geist aus und fühlte, dass der Junge lediglich bewusstlos war.
Doch dies beruhigte ihn nur wenig. Die Tatsache, dass Agenoras den Schützling eines anderen Bruders verletzt hatte und womöglich versuchte ihn in seinen persönlichen Wahn zu ziehen machte Amphitryon rasend vor Wut. Mit kalter und drohender Stimmlage sprach er: „Weg von dem Jungen. Eine weitere Warnung werde ich dir nicht zukommen lassen Bruder.“ Dabei stieß er seinen Stab einmal kräftig auf den Metallboden, so dass Funken sprühten. Die Temperatur im Raum nahm schlagartig ab und die Luft wurde dick und zähflüssig. Seine Wut verleitete ihn dazu einen winzigen Teil seiner Kräfte freizulassen um seiner Forderung mehr Nachdruck zu geben.

Agenoras stand behutsam auf und entfernte sich langsam, seine hasserfüllten Augen ließen seinen Gegenüber keinen Wimpernschlag unberührt. In einem direktem Kräftemessen war er hier im Nachteil. Er trug weder seine Rüstung, noch hatte er etwas anderes als diesen Übungsstab in seinen Händen. Zwar hatte Amphitryon ebenfalls nur eine Robe an, aber er hatte seinen Stab und seine abscheulichen Kräfte. Wie oft hatte er vor Thanatos und dem Kommandantenrat aufzeigen wollen, dass sämtliche Psioniker aus dem Orden zu tilgen seien und man sich ein Beispiel an ihren Brüdern,
den Black Templars, nehmen sollte. Jedoch wurde er jedes Mal nur von beschwichtigenden Worten zur “Vernunft“ gebeten.
Als er den Kraftausstoß von Amphitryon spürte, begann seine Narbe im Gesicht wie wild zu pochen. Er wusste, dass dies eine unterbewusste Reaktion seines Körpers war, da die Narbe schon seit langem keinen realen Schmerz mehr auslösen konnte. Sein halbes Gesicht hatte er bei dem Vorfall damals verloren. Er will sich wohl auch noch die andere Hälfte holen, schoss es ihm durch den Kopf. Sein lange aufgestauter Zorn brodelte immer stärker in ihm und sein Körper stellte sich auf den Kampf ein. Beide Herzen pumpten immer mehr Blut durch seine Adern, sein verbesserter Metabolismus schüttete mehr Adrenalin aus und seine Sinne schärften sich immer mehr, bis sie letztendlich so scharf waren wie eine auf monomolekularer Ebene geschliffene Klinge. Er richtete seinen Stab auf seinen Gegenüber und legte eine kalte grimmige Miene auf.
Innerlich gestattete er sich ein kühles Lächeln, da sich seine These nun bestätigte.
Psioniker sind zu gefährlich für den Orden.

Dieser verblendete Narr wagte es seine Waffe gegen ihn zu erheben?
Wie weit war sein Wahn schon fortgeschritten?
Amphitryon wusste, dass Agenoras jegliche Psioniker verabscheute und am liebsten tot sah. Er hatte auch schon beobachtet, wie dieser einmal dass Feuer der schweren Bolter eines Devastorentrupps durch eine Gruppe sanktionierter Psioniker gelenkt hatte.
Im späteren Verlauf hatte er sich gerechtfertigt, dass man den Ansturm der Kultisten an dieser Stelle nicht anders hätte unterbinden können. Aber er hatte das unterschwellige kühle Lächeln gesehen. Doch damals schwieg er, wie so oft, dachte er bei sich.
Plötzlich schwang der Stab von Agenoras auf seinen Kopf zu und mit einem lauten Knall prallten die Stäbe der beiden aufeinander.

Lautes Krachen und Schlachtenlärm umhüllte die drei Brüder des Scouttrupps Ramanos.
Hekaton machte eine Fragmentgranate scharf und warf sie über den Wall, welcher ihnen Schutz vor dem feindlichem Laserfeuer bot. Die beiden Storm-Typ Landspeeder, mit denen sie die feindlichen Linien auskundschaften sollten wurden von der mobilen
FLAK-Stellung der Rebellen abgeschossen und der Trupp wurde gezwungen sich zwischen Gebäuderuinen zu verschanzen. Einziger Trost bestand darin, dass es sich offensichtlich hierbei lediglich um einen einzelnen Zug handelte und nicht um die Hauptstreitmacht der Ketzer. Dennoch waren sie mindestens eins zu zehn unterlegen. Die Piloten und Schützen der Storms hatten den Beschuss und den Aufprall nicht überlebt. Damit waren sie nur noch zu sechst und auch Rangoffizier Ramanos hatte es am Bein erwischt, so dass sich dieser nicht bewegen konnte und lediglich für Deckungsfeuer sorgte.
Mit Verstärkung war vorerst nicht zu rechnen, was ihre Überlebenswahrscheinlichkeiten so ziemlich gegen Null liefen ließ. Sie konnten von Glück reden, dass es sich hierbei um einen Infanteriezug handelte, der außer der mobilen FLAK über keine Panzer verfügten.

Hekaton, Amphitryon und Agenoras, welcher vor einem halben Jahr in den Trupp versetzt wurde hielten die nördliche Linie ihrer kleinen behelfsmäßigen Befestigung während Ramanos mit Claudios und Lektor den Süden mit den Schweren Boltern, welche man von den Storms abmontiert hatte abriegelten. Somit verwandelte sich die südlichen Bereiche in eine schiere Todeszone für die leichte Infanterie und die Zugführer gingen entschlossener gegen den Norden vor. Daher waren es auch diese drei welche dort positioniert wurden. Jeder von ihnen zeigte überdurchschnittliche Leistungen und würde es eines Tages weit bringen, wenn sie hier nicht draufgehen würden.
Hek signalisierte seinen Kameraden, dass dies die letzte Granate gewesen war und sie sich nun mit Hilfe der Bolter und Schrotflinten zur Wehr setzen mussten.
„Verdammt!“ fluchte Agenoras als er nur knapp einem weiterem Laserschuss auswich.
„Ist denen denn nicht bewusst, dass sie uns einfach hätten belagern müssen und auf schwereres Geschütz hätten warten können?“ knurrte er vor sich hin.
Hekaton konnte ein kurzes Grinsen nicht unterdrücken, was bei Agenoras einen fragenden Blick auslöste. „Nichts. Ist schon gut. Ich habe mir nur gerade vorgestellt, wie du den Zugführer zur Sau machst und ihm Nachhilfe gibst.“ gab Hekaton mit einem leicht amüsierten Ton zur Kenntnis. Bei dieser Vorstellung konnten auch die anderen beiden ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Dies wurde doch sofort, von einer weiteren stakkatoartigen Salve des Laserfeuers unterbrochen und der Gefechtsernst trat schnell wieder ein. Amphitryon dachte jedoch noch einmal kurz über das Gesagte nach und ihm kam tatsächlich eine Idee. „Was wäre, wenn der Zugführer sich um jeden Preis mit Lorbeeren schmücken will? Wenn dies der Fall ist müssten wir nur ihn ausschalten um die Moral dieser Verdammten zu brechen.“ schlussfolgerte er daraus. „Gut möglich. Aber wie sollen wir den Kerl erwischen? Solche Leute meiden den direkten Feindkontakt.“ gab Agenoras zu bedenken. Eine kurze Pause des Feuers trat ein und die drei nutzten dies um kurz aus der Deckung zu schauen und einige Boltersalven in die feindlichen Reihen zu jagen. Jeder Schuss der einen feindlichen Soldaten traf, zerfetzte ihn regelrecht und ließ leichte Panik unter den anderen aufkommen. Somit trieben sie die Reihen der Infanteristen wieder hinter deren Deckung. Die bröckelige Moral der Truppen schien sich somit zu bestätigen.

Da kam Hekaton eine gewagte Idee in den Sinn, er schnappte sich eines der Scharfschützenlasergewehre legte ein Hochleistungsmagazin ein und rutschte in Richtung eines der Storm Wracks. Dort entnahm er eine Kanisterladung für einen Flammenwerfer und robbte zurück zu Amphitryon und Agenoras. „Was hast du vor?“ fragte Agenoras, jedoch schien Amphitryon es schon zu wissen. Er war oft genug mit Hekaton unterwegs gewesen und wusste die unorthodoxen Taktiken die dieser teilweise anwendete, inzwischen sehr zu schätzen. „Ich hol mir den arroganten Kerl. Agenoras auf mein Zeichen schmeißt du den Kanister soweit wie möglich in deren Richtung und Amphitryon du zerschießt diesen damit ich mich unentdeckt in das gegenüberliegende Gebäude begeben kann. Danach heizt ihr ihnen weiter ein.“
Hekaton wusste dass man sich auf Amphitryon verlassen konnten, wenn es um präzise Schnellschüsse ging. Leider ging das auch mit dem unangenehmen Gefühl einher, dass diese Präzision eher seiner “Gabe“ zu verdanken war.
Er machte sich bereit und Agenoras, welcher auch inzwischen die Sturheit seines Freundes kannte gab klein bei und bereitete sich auf den Wurf des Kanisters vor.
Wieder gingen Salven von Laserfeuer auf die Steinbrocken hernieder. Als diese endeten gab Hekaton das Signal und Agenoras warf den Kanister kurz vor die Reihen der feindlichen Soldaten und Amphitryon zerschoss diesen akkurat. Die Feuersäule erschaffte eine sengende Barriere und Hekaton sprintete in ihrem Schutz geradewegs in das gegenüberliegende hohe Gebäude. Nachdem er sich vergewisserte, dass ihn niemand gesehen hatte, machte er sich auf, um das Dach des Gebäudes zu erreichen.

Der Schusswechsel setzte wieder ein und Hekaton machte sich auf das Dach des halbzerfallenen Hauses zu erreichen. Die Stufen des aus Permaton bestehenden Gebäudes fielen immer mehr ein je höher er kam. Ab der Hälfte konnte er das Treppenhaus nicht weiter verwenden, da es verschüttet lag und er musste sich andere Wege suchen. Zunächst nutzte er die einzelnen Löcher in der Decke und hievte sich nach einem kräftigen Sprung in das nächste Stockwerk hoch. Aber bald konnte er auch das nicht mehr tun, da die Decken durch Granateneinschläge zu sehr perforiert wurden und daher sein Gewicht nicht mehr tragen konnten sobald er mit Schwung heran sprang. So durchsuchte er zunächst das Stockwerk, nach einem anderen Weg, als sein Blick auf den leeren Schacht eines Lifts fiel.

Der Geruch von Ozon verstärkte sich hinter der Stellung immer mehr, da das Feuer aus den Lasergewehren der Ketzer einfach nicht abebben wollte.
Hin und wieder hörten die beiden das Krachen der Schweren Bolter auf der anderen Seite ihrer behelfsmäßigen Festung. Mit jeder Sekunde die Verstrich erhöhte sich die Gefahr, dass die Verräter schwere Feuerunterstützung bekamen oder den verbliebenen Scouts die Munition ausging. Agenoras fluchte wie wild, jedes Mal wenn ein weiterer Laserstrahl ihn um haaresbreite verfehlte oder eine heiße Scharte über seine Rüstung zog.
Amphitryon hingegen wurde immer stiller und in seinem Inneren machte sich ein kaltes Gefühl breit. Es war als wenn seine verborgenen Fähigkeiten aufschreien würden.
Irgendetwas stimmte seit Hekatons Ausbruch nicht. Etwas hatte sich am Angriffsverhalten der Soldaten geändert. Eine Windböe kam auf und trug ihm den Geruch von verbranntem Fleisch entgegen. Dies war eine der unangenehmen Nebenwirkungen eines Belagerungskrieges, wenn sich die Leichen der Angreifer vor der Befestigung stapelten. Moment! Da schoss es ihm durch den Kopf. Wo sind die Leichen?
Es lagen zwar schon jede Menge toter Körper vor ihnen, doch es waren seit der Detonation keine neuen hinzugekommen. „Was geht hier nur vor?“ murmelte er zu sich selbst. Agenoras schien dies vernommen zu haben und rückte näher.
Amphitryon strich mit der Hand kurz über die Scharte an dessen Schulter und dies bestätigte seinen Verdacht. „Illusionen.“ sprach er kurz angebunden zu Agenoras, der daraufhin ebenfalls die Scharte berührte und er erschrak, als er merkte das sie glatt war.
Als hätte sie jemand nur dort hin projiziert. „Diese Bastarde haben einen Psioniker unter sich und versuchen uns zu täuschen, damit wir unsere Munition verschwenden.“ gab Amphitryon als trockene Analyse von sich.

Der Aufstieg durch den Schacht war beschwerlich und anstrengend, selbst mit seiner verbesserten Physis atmete Hekaton schwer als er endlich das Dach erreichte.
Er späte kurz den Himmel und die gegenüberliegenden Dächer nach Feinden ab, konnte jedoch keine Gefahr ausmachen. Er überlegte kurz ob er nicht vorsichtshalber eine Etage tiefer ging, damit er nicht Gefahr lief aus der Luft erspäht zu werden, verwarf den Gedanken jedoch, da er sich nicht sicher sein konnte, wieder hier herauf zu kommen.
Zudem er so seinen Weg über die Dächer besser einplanen konnte.
Der Himmel war mit Abgaswolken bedeckt die keine direkten Sonnenstrahlen durchließen. Somit konnte er sich relativ sicher sein, dass niemand ihn durch die Reflektionen seiner Ausrüstung bemerken würde. Was sein Vorhaben doch stark erleichterte. Immer wieder spähte er vorsichtig über die Häuserränder und vergewisserte sich wo und wie die Feinde Positionen bezogen. Plötzlich sah er wie sich um die Ecke, welche von der Befestigung seiner Brüder nicht mehr einsehbar war, mehrere Soldaten aus dem Nichts heraus materialisierten und zum Sturmangriff auf die Stellungen übergingen. „Psioniker“ spie er verachtend aus und machte sich weiter um den feindlichen Kommandoposten zu finden. Er hoffte und insgeheim vertraute er sogar darauf, dass Amphitryon diese Farce schnell durchschauen würde.
Einige male musste er nun schon Sprünge zu gegenüberliegenden Gebäude riskieren, doch alle gingen sie bisher sehr gut aus. Doch der nun vor ihm liegende Abgrund war sehr breit. Er schätzte die Distanz auf 21 Metern ein, wobei dies mehr eine Berechnung denn eine Schätzung war, die ihm auf Grund seiner verbesserten Sinne sehr präzise Angaben machen lies. Eine solche Distanz war selbst für Astartes schon sehr groß.
Jedoch war auch zu bedenken, dass ein vollwertiger Bruder über eine Servorüstung verfügte die zwar seine immense Kraft noch weiter erhöhte, jedoch auch sehr viel Gewicht mit sich brachte. Letzten Endes hatte er ohnehin keine Wahl und musste sich einfach auf seine Beinmuskeln und sein Training verlassen. Er visierte einen Punkt auf dem gegenüberliegenden Dach an und ging ein paar Schritte rückwärts bis die Anlaufstrecke groß genug war. Mit einem gewaltigen Satz sprang er und überwand die Distanz um sich am Zielpunkt abzurollen. Normalerweise würde er sich in solch einen Augenblick etwas Zeit nehmen und sich für eine solche Torheit strafen, doch dafür war keine Zeit. Er vergewisserte sich kurz, dass sein Manöver unentdeckt gewesen war und machte sich dann weiter über die Dächer.
Als er auf einen kleinen Sendeturm stieg sah er in der ferne so was wie einen Befehlsstand. Damit hatte er sein Ziel ausgemacht. Er musste nur noch eine gute Position ausmachen. Vor dem Befehlsstand saßen in einem Halbkreis nackte Männer und Frauen, welche am ganzen Körper mit Tätowierungen übersät waren. Im Zentrum um den Halbkreis prasselte ein grünlich leuchtendes Feuer. Dies musste die Quelle der Phantomsoldaten sein. Plötzlich schlug die Tür eines größeren Wagens auf und heraus kam eine kränklich wirkende Gestalt, welche jedoch einen Hochmut versprühte der sogar bei der großen Entfernung spürbar war.
Die Person war zweifellos der Anführer des Verräterhaufens und positionierte sich genüsslich vor dem Feuer. Dabei stieß er ein abscheuliches Lachen aus welches durch die leeren Gebäude widerhallte.
Hekaton legte derweil auf den Kopf des Mannes an. Als das Feuer plötzlich größer loderte schoss Hekaton und fällte somit nicht nur den Anführer sondern auch einen der Psioniker direkt hinter ihm. Die Gestalt fiel ins Feuer was die anderen im Halbkreis sitzenden Blut und Licht spucken ließ. Die psionische Rückkoppelung ließ die Körper aufblähen und gleichzeitig zerplatzen. Schnell zog sich Hekaton zurück, als er im Augenwinkel eine hellblaue Flammensäule empor schießen sah. Genau dort befand sich die Stellung von Amphitryon und Agenoras. Ihm überkam ein schreckliches Gefühl und er machte sich so schnell er konnte auf den Rückweg.

Vereinzeltes Laserfeuer schlug ihm entgegen als er sich zu den Stellungen zurückkämpfte. Die meisten Soldaten waren jedoch wie geplant in heilloser Flucht. Wie geplant? Nein. Natürlich sollte die Kampfmoral mit dem Zugführer fallen, jedoch war der Grund für die Panik bei der vor kurzem in den Himmel steigenden Säule aus blauem Feuer zu finden. Wieder stürmte einer der selbstsichereren Verräter auf ihn zu. Hekaton spannte seine Beinmuskeln kurz an und überwand den Abstand in Sekundenbruchteilen, der überraschte Abschaum kam zu nichts mehr, bevor er mit durchtrennter Kehle zusammensackte. Hekaton hielt sich ach nicht länger auf und stürmte weiter.

„Was hast du vor?“ fragte Agenoras seinen Kameraden.
Amphytrion hatte eine Zeit lang mit sich gerungen, sah dann aber ein, dass er es nicht länger verheimlichen konnte, wenn sie denn überleben wollten. So hatte er Agenoras eingeweiht, welcher kurz mit sich zu kämpfen hatte um diese Information zu verarbeiten. Dieser beschloss diese Tatsache vorerst einfach hinzunehmen. Amphytrion sah ihn nach der gestellten Frage nicht an, da er sich bereits konzentrierte. Er hatte vor einen kräftigen Stoß in die Richtung der psionischen Quelle zu schicken. Kurz angebunden sagte er zu Agenoras: „Ich versuche die Illusionen aufzulösen.“ Er besaß keine Ausbildung für das Wirken der Kräfte in ihm, meist dachte er einfach nur darüber nach was er wollte. Diesmal hatte er es aber mit einem anderen Psioniker zu tun. Er versuchte die Energien um ihn herum zu erspüren und den Fluss zu erkennen, um sich dann mit seiner Kraft dagegen zu stemmen. Es dauerte eine Weile bis er eine Dissonanz ausmachen konnte. Es war ein stetiger Strom der zwischen der Quelle und den Trugbildern floss. Er sammelte seine ganze Kraft in dem er sich vorstellte, dass seine Energien einen See bildeten, den er nun gewaltsam anstauen ließ. Als der imaginäre Damm kurz davor stand zu bersten, ließ er die Schleusen auf und somit einen gewaltigen Strom gegen den Fluss des Gegners prallen. Der Ursprung der Illusionen loderte in diesem Moment auf um sich gegen den Angriff zu wappnen. Die Trugbilder begannen wild zu flackern und einige lösten sich sogar komplett auf. Ein überraschter Ausruf von Ramanos Seite, machte Agenoras klar, dass es auch der anderen Stellung so erging wie ihnen. Er sah zu Amphytrion dessen Augen in einem blauen Schein leuchteten. Agenoras wollte ihm zum Erfolg gratulieren, als dieser plötzlich zusammenbrach und einen gequälten Schrei von sich gab. Ein unerwarteter Stoß durchbrach seinen Kraftfluss und schlug in seinem See aus Energie ein. Die Rückkoppelung der sterbenden Psioniker brachten seine Energien zum kochen und brodeln, sein Kopf war kurz davor zu bersten und mit einem Mal war alles weiß vor seinen Augen und er verlor sich selbst. Agenoras, der seinem Freund zu Hilfe eilen wollte, wurde von der auftretenden Feuersäule erfasst und gegen eine Mauer geschleudert, an der er reglos hinabsackte. Seine Haut war völlig verbrannt und seine Hypovegetative Membran versetzte ihn in eine Heilstase. Ramanos eilte mit den anderen so schnell es ging zu der Säule und machten Amphytrion im Zentrum aus. Er brüllte Amphytrion an, dass er zu sich kommen solle. Doch dieser reagierte in keiner Weise. Verbissen nahm er den Bolter zur Hand und legte auf seinen Schüler an. Kurz bevor er abdrücken konnte, sprang jedoch Hekaton, welcher soeben die Szenerie erreichte, ohne zu zögern in das feurige Inferno. Die Flammen fraßen sich augenblicklich durch seine Rüstung und begannen das Fleisch zu versengen. Hekaton sammelte seine ganze Wut und ließ seine Faust in Amphytrions Gesicht schmettern. Dabei brüllte er so laut er konnte den Namen seines Freundes. Im selben Moment löste sich das Feuer auf und beide fielen auf den verbrannten Erdboden. Ramanos ließ den Bolter leicht sinken und befahl den anderen Scouts die drei Verletzten an einen sicheren Platz zu bringen. Er beschloss weiter auf Amphytrion zu achten und ihn im Ernstfall zu erlösen um die anderen zu schützen. Der feindliche Zug hatte sich inzwischen aufgelöst und nach drei weiteren ereignislosen Stunden wurde der Trupp mit einem Stormraven Landungsschiff evakuiert und zurück zum Angriffskreuzer gebracht.

Grelles Licht ließ die Schweißperlen auf der Haut der beiden Kontrahenten glitzern, während sie sich umringten. Die Narben auf Agenoras Haut brannten wie sein Hass. Damals hatte er sich im Gegensatz zu Hekaton dagegen entschieden sich neue Haut transplantieren zu lassen. Dieser Vorfall zog eine nahe zu undurchdringliche Mauer zwischen die ehemaligen Freunde. Amphytrion wurde kurz nach der Ordensverhandlung, dem Scriptorium zugewiesen, Hekaton kam kurz nach dem Vorfall die Ehre der Servorüstung zu Teil, während Agenoras vor sich hinbrütete und in der Schlacht mit solch fanatischem Eifer kämpfte, dass er alsbald vom Meister der Reinheit in die Reihen der Ordenspriester aufgenommen wurde. Sie sprachen nur noch selten miteinander und wenn es dazu kam wurde lediglich über notwendiges zur Erfüllung der aktuellen Aufträge geredet. Der Hass in Agenoras wuchs in der Zeit immer weiter an. Ebenso wie Amphytrion Schuldgefühle plagten und die Isolierung ihn immer kälter werden ließ. Nun gipfelte dieser lange Konflikt in diesem Kampf. Agenoras wollte nur noch eines. Er wollte ihn töten. Als Amphytrion einen weiteren Stoß parierte der auf seinen Kopf abzielte und er dabei die Augen von Agenoras sah, wurde auch ihm diese Tatsache bewusst. Sein aufsteigender Zorn manifestierte sich in seinem Stab, welcher vor purer Energie zu knistern begann. Noch während Agenoras ein paar Schritte Abstand einnahm ging er zum Angriff über und holte mit dem Stab aus um seinen ehemaligen Freund zu richten. Plötzlich tauchte jedoch Musashi zwischen den beiden auf und stellte sich ihm mit ausgestreckten Armen entgegen. Amphytrion hatte seine Mühe die Energien nach oben abzuleiten, was viele der Lampen zersplittern ließ und seinen Angriff zu stoppen. Musashi, der dem Treiben bisher still zusah, nach dem er wieder zu sich gekommen war, erkannt sofort das dies kein Übungskampf war. Er dachte zunächst dass es seine Schuld war, aber als er den blinden Hass in den Augen des vernarbten Kriegers sah, wusste er dass dem nicht so war. Das die Ursache wesentlich tiefer lag. Er verstand nicht warum sich die Männer bekämpften und er konnte sich nicht Ausmalen woher dieser Hass des Vernarbten stammte. Er erkannte auch den anderen Mann wieder. Es war die Feuergestalt die er in seinem Traum gesehen hatte. Zwar war dieser mit den knisternden Blitzen die ihn umgaben Angst einflößend anzusehen, jedoch spürte er eine gewisse Wärme und eine tief sitzende Trauer die von diesem Mann ausging. Als dieser zum Schlag ausholte bewegte sich sein Körper wie von selbst. Er wollte das Kommende um jeden Preis verhindern. Ein “Warum“ stellte sich ihm gar nicht erst. Amphytrion war immer noch verblüfft von der Tat des Kleinen, als schon ein Stab auf ihn zusauste und ihm mit einem kräftigen Hieb zu Boden schickte. Sein eigener Stab entglitt ihm dabei und als er aufsah erblickte er das von Hass verblendete Gesicht seines ehemaligen Freundes. Agenoras hatte derweil Musashi beiseite gestoßen und setzte nun zum Todesstoß auf seinen Gegner an. Doch bevor der Stab auf Amphytrion hernieder fuhr stoppte er kurz vor seinem Ziel. Hinter Agenoras schälte sich eine weitere Person aus den Schatten. Hekaton legte eine kalte zornige Miene an den Tag und zum ersten Mal fürchtete sich Musashi vor seinem Lehrer. Agenoras Stab war während der Ausholbewegung von Hekaton gestoppt worden und befand sich nun in dessen festem Griff.
„Was soll das!?“ brüllte er die beiden Beteiligten an. „Agenoras! Willst du deinen Bruder töten!? Willst du alle Bindungen die wir haben zerschmettern?“ Agenoras riss sich von Hekaton los und ging auf Abstand bevor er zurückbrüllte:
„Ich wollte nur tun was getan werden muss! Psioniker sind eine Gefahr für den Orden. Wieso verstehst du das nicht!? Diese Kreatur hätte uns beide damals fast das Leben genommen! Er hätte auf der Stelle hingerichtet werden müssen! Dies wäre die einzige Ehre die ihm noch hätte zu Teil werden dürfen. Er selbst wollte mich eben noch mit seiner schmutzigen Magie töten. Dieses Monster hat keine Ehre im Leib!“

Hekaton senkte seine Stimme zu einem bedrohlichen und finsterem Tonfall.
„Ehre?“ fragte er ruhig. „Du sprichst von Ehre obwohl du zu solchen Mitteln greifst? Dieser Junge dort begreift nicht was hier vor sich geht und stellte sich dennoch ohne Gedanken an seine eigene Sicherheit zwischen euch beide um eure Ehre und euren brüderlichen Bund zu verteidigen.“ Eine kurze Pause entstand in der sich ihre Blicke kreuzten. „Nein Bruder. Was du für Ehre hältst ist nichts weiter als Verbitterung und falscher Stolz, der verhindert dass du dich deinen Brüdern gegenüber öffnest. Niemand verlangt von dir, dass du Amphytrion für das was geschehen ist vergibst. Aber wenn du schon deinen Hass auf jemanden richten musst dann kannst du ihn gern an mir auslassen. Ich war derjenige der den Bund der Psioniker damals zum kollabieren brachte und ich war auch derjenige der wusste was mit Amphytrion los war und es auf Grund meines persönlichen Eides mit ihm für mich behalten hatte.“
Eisige Stille folgte. Agenoras legte den Stab bei Seite, ging zu seinem Rüstungsständer und legte sie an. Als er fertig war ging er zum Ausgang über die Schulter sprach er zu Hekaton: „Diejenigen die versuchen alles zu Schultern werden einbrechen Hekaton.“
Mit diesen Worten verließ er den Trainingsraum.

Noch eine Weile standen die drei in der Mitte des Raumes, bis Amphytrion ein tiefes Seufzen von sich gab und sprach:
„Ist es nicht schon fast ironisch? Da habe ich schon Kräfte, die mir Blicke in eine mögliche Zukunft aufzeigen können und dennoch war es mir nicht möglich, etwas dagegen zu unternehmen.“
„Hast du es wirklich so kommen sehen?“ erwiderte Hekaton darauf. „Nein. Du weißt genau, dass ich meine Kräfte außerhalb des Kampfes und der Planung nicht verwende. Wenn man erst einmal damit angefangen hat, diese verfluchte Kraft für sich selbst zu nutzen, dann ist jeder weitere Schritt nur ein weiterer in Richtung Verdammnis.“

Natürlich war sich Hekaton dieser Tatsache bewusst. Etwas anderes hatte er von seinem Freund auch nicht erwartet. Dennoch beruhigte es ihn im Inneren deutlich, diese Tatsache von Amphytrion selbst zu hören, welcher sich nun auch in Richtung des Ausgangs begab. Auf halben Weg hielt er jedoch inne und wandte sich wieder an Hekaton:
„Dir ist bewusst, dass dieser Dickschädel von nun auch dich ins Visier nehmen wird, oder? Ich gebe ihm nur mit Widerwillen Recht, aber sein letzter Ratschlag war sicher nicht verkehrt. Hekaton, egal wie stark du auch bist, diesen Hass kannst du nicht allein bezwingen. Egal wie sehr du dir das auch einreden magst. Agenoras Hass gegenüber Psionikern sitzt sehr tief und der Vorfall von damals, war lediglich der Tropfen der den Damm zum Bersten brachte.“
Hekaton legte seine Stirn in Falten und blickte kurz zu seinem Schützling hinab, der ihn mit unsicherem Blick ansah.
„Hätten wir dies damals gewusst, hätten wir wohl anders agiert, aber auch schon zu dieser Zeit, hatte Agenoras sich immer vom Rest abgesondert. Nicht so wie du, welcher dorthin geschoben wurde, aber nicht weniger bedenklich.
Jedoch ist es nun zu spät darüber zu sinnieren was hätte getan werden müssen. Aber ich muss euch beiden zustimmen, dass ich diese Sache nicht allein bewältigen kann.
Aber das muss ich auch nicht, da ich meine Brüder an meiner Seite habe oder etwa nicht?“
Mit dieser Frage reichte er Amphytrion die Hand zum Kriegergruß, welcher sich anscheinend noch nicht sicher über die Pläne war, die sein Freund wohl haben mochte. Doch als er den entschlossenen Blick von Hekaton sah, waren diese Zweifel nicht mehr von Belang, denn diesen kannte er nun wahrlich gut genug. So ergriff er den Unterarm seine Schlachtenbruders und sprach: „Die hattest du immer, mein Freund.“

Als Musashi mitbekam wie sich die Atmosphäre schlagartig änderte und er jegliche Anspannung von sich abließ, machte sich seine Erschöpfung breit und er sackte zusammen.
Sofort reagierten die beiden Marines und überprüften den Jungen, waren jedoch schnell erleichtert als sie erkannten woran der Junge einbrach. Keinen von ihnen war aufgefallen, dass sich Musashi nun schon mehr als einen Tag auf den Beinen war, was für ihre Konstitution zwar bedeutungslos war, einem zwölfjährigen Jungen jedoch zermürben konnten. Hek half Musashi zurück auf die Beine und deutete diesem, ihm zu folgen. „Amphytrion wir werden uns nachher unterhalten. Vorerst haben wir beide noch genug zu tun, da der Generalkommandant den Jungen in ein paar Stunden sehen will.“

Amphytrion war sich seiner Sache immer noch etwas unschlüssig, sah jedoch, dass Hekaton sein gewohntes Lächeln wieder aufsetzte und das hatte eine weitaus beruhigende Wirkung, als jede Meditation es hätte vollbringen können.
So nickte er nur und verließ ebenfalls den Trainingsraum, um sich wieder den Vorgängen im Scriptorium zu widmen.
Als er die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, kam ihm unverhofft Thanatos entgegen. Es war nicht ungewöhnlich, da der Generalkommandant die Angewohnheit hatte, allein durch die endlos erscheinenden Gänge der Kondor zu streifen, um sich zu entspannen. Dies war oft ein Ärgernis in den Augen des Leiters der Ehrengarden, da Thanatos in diesen Momenten jeglichen Schutz durch seine Garde oder andere strikt ablehnte. Die Kondor war nun schon seit langer Zeit sein zu Hause und wenn selbst dies nicht mehr sicher wäre, könnten sie sich auch gleich ohne Blick auf die Zukunft in die Schlacht werfen. Thanatos strahlte von jeher eine Ruhe und Beherrschtheit aus die geradezu ansteckend war. Er war ein hervorragender Analytiker und konnte immer mit großer Umsicht seine Strategien und Taktiken umsetzen, wenn es die Situation erforderte. Gleichzeitig war er auch ein wahrer Meister im Umgang mit seiner Schwertlanze und vermochte ganze Horden an Feinden niederzumähen. Doch selbst dabei blieb er meist ruhig und gefasst, was seinen Kampfstil nur noch furchteinflößender machte. Amphytrion grüßte den Generalkommandanten, der den Gruß mit einem Nicken quittierte. Nach dem Thanatos an ihm vorbei ging, sagte dieser: „Die Luft um euch hat sich verändert, mein Freund.“ Ohne Weiteres anzufügen, ging der Kommandant seines Weges und verschwand in einen der weiteren Gänge.