Kommentare zu "{Descansos} – Stimmen der Leere"

  • Willkommen zurück in meiner Gedankenwelt.


    Zugegeben, die Idee zur Geschichte ist uralt. (Erinnert sich noch jemand an das SongKon-Themenevent?) Bisher hatte ich mich jedoch nie dazu aufraffen können, sie zu vollenden. Nach der zigsten Überarbeitung, nach ewigen Schreibpausen und Änderungen kann ich sie nun auch nicht mehr sehen...


    Status? Überdruss! Vielleicht komme ich irgendwann noch einmal darauf zurück, aber für den Moment ist es "gut genug".


    Für das Protokoll:
    Meine Damen und Herren, hier nun endlich das erste, ausformulierte Pendant zu einem Fragment aus dem "Horologium".


    Dank und Blumengebinde gehen an Nazdreg und the Scythe. Für die Fehlersuche und für die hilfreichen Anmerkungen.


    P.S. Wenn ich schon das SongKon anspreche:
    Falls es irgendwen interessieren sollte... die musikalische Inspiration zur Story.
    Ja, die Wahl ist merkwürdig. Nein, es passt nicht zu Marines. Mir wurscht. ;)


    P.P.S. Wonderful. Jahre lang passiert nichts und kaum schreibe ich eine Story mit den "alten" Necs... :rolleyes: Allerdings sehe ich bisher keinen Grund meinen halben Fluff umzuwerfen. Anachronistisch? Aber bitte mit Rotwein.

  • Hallo Nytaine!


    Erstmal schön, dass du die Geschichte online gestellt hast. :up:


    So jetzt mal zum Detailplan A...


    Also in der Gesamtheit gefällt mir der kryptische oder philosophische Stil besser als der beschreibende. Hier sind beide nebeneinander zu finden. Das beißt sich in meinen Augen.


    Mein Vorschlag wäre, die Handlungen auch aus dieser Empfindungs- oder Reflektionsseite heraus zu beschreiben. (Also in erster Linie die Tode)
    Mein zweiter, schlechterer Vorschlag wäre, diese komplett wegzulassen. Aber das wäre fahrlässig, denn es gibt schöne Stellen. Dennoch wäre es meines Erachtens besser als so.


    Dafür ist der andere Stil wieder mal legendär gut. ;) Ich hab nur ein paar Kleinigkeiten:


    Zitat

    Vielleicht hätte ich es wissen müssen. Ahnen müssen, wie viel mehr sich dahinter verbirgt.


    Der erste Satz ist eine Floskel... ;) Das wichtige kommt danach, also fass es doch gleich zusammen. Und ahnen ist besser als wissen.


    Zitat

    Alles beginnt mit blauem Sand. Gefrorenen Tränen gleich, die der ausgemergelten Gestalt in ihrer viel zu weiten Kutte aus den Falten rieseln und wie winzige Juwelen liegen bleiben. Der Gläubige des Maschinengottes grient. Vielmehr, die leblose Maske aus Stahl, die nun sein Gesicht bedeckt, möchte nur zu gerne das Leben imitieren. Doch Metall kann es nur nachahmen, sehnt sich nach Blut und Seele, kann beides jedoch nie halten. Geformt und erstarrt in einem falschen Grinsen. Es liegt etwas Anbiederndes, Zwielichtiges in seiner Sprechweise, seiner unterkühlten Höflichkeit, der gebeugten Haltung eines Dieners. Seine Emotionen, sofern er abseits dieser Maskerade welche besitzt, sind mir fremd. Verborgen in den weiten Ärmeln seiner rostroten Kutte. Wie soll ich einem Mann trauen, dessen Seele sich weigert, über seine Hände mit mir zu sprechen? Ist er das überhaupt noch? Oder vielmehr nur noch ein geschlechtsloses Wesen, vollkommen beherrscht von seinem Luftaspekt? Ein verstandfixiertes Neutrum, dessen Seele keine Schattierungen und Konflikte mehr aufweist? Abseits dessen scheint es dennoch ein Dilemma in ihm zu geben. Das ehrwürdige Adeptus Mechanicus des roten Mars wünscht unsere Unterstützung.


    perfekt. :love:


    Zitat

    Brennende Kälte. Dies ist die erste Empfindung, die den dumpfen Schleier meiner Benommenheit durchbricht. Eiszapfen scheinen sich in meinem Nacken festgesetzt zu haben, bohren sich in die neurologischen Anschlüsse dort und mein Blut trägt ihren Frostgriff zu meinen Herzen. Irgendeine tote Verbindung frisst sich in meinen Nacken, hängt an mir wie ein Leichnam, doch spüre ich die tröstliche Anwesenheit meiner Rüstung überhaupt nicht. Sind ihre Systeme ausgefallen? Kälte um mich her, noch mehr Kälte in mir. Ich friere innerhalb von Sekunden so sehr, das mein Körper konvulsiv zuckt und notdürftige Verbindungen an mir reißen. Es waren Nähte, die mich nur behelfsmäßig zusammenhalten, stelle ich fest. Inzwischen fühle ich auch dumpfen, schneidenden Schmerz... ein Konterpuls zu meinem eigenen Herzschlag. Dann flüssiges Feuer in meinen Adern, ein kleiner Schlauch der munter glühendes Plasma in meinen Bauch pumpt und von innen versehrt. Ich schrecke instinktiv davor zurück, wie eine riesige Nacktschnecke, sobald Asche auf sie fällt. Genau das bin ich und der Schlauch ein fester Teil von mir. Ich öffne widerwillig die Augen und halte mich zuerst für halb blind. Verschwommenes Rot schwebt schwerelos im milchigen Nichts. Ich will schreien. Schreien: Was habt ihr mir angetan? Doch nur ein unverständliches Gurgeln bringe ich zustande. Mein Hals ist wund und gefüllt mit einem Plastekschlauch, dessen Kappe auch meine Nase bedeckt. Ich kann normal atmen, wenn auch schwierig.


    Ich lasse mich näher an diese durchsichtige Zellenwand treiben, die mich von meinem früheren Leben und dem ihren trennt und presse mein Gesicht fest dagegen. Durch den trüben Schleier der amniotischen Flüssigkeit hindurch, verschwimmen ihre Körper wie ein durch Hitze geborener Fieberwahn. Ich sollte nicht wach sein, das ahne ich instinktiv. BAM. Meine eine Hand donnert schmerzhaft gegen meinen künstlichen, gläsernen Uterus. Wenigstens habe ich nun ihre Aufmerksamkeit. Yawar blickt mich mit gerunzelter Stirn an. Er ist jung und mir beinahe unbekannt. Ein Sündenfresser auf dem Llakirina-Pfad, ein Heiler des Fleisches, nicht der Seele. Sein Gesichtsausdruck ist viel zu bitter für einen Krieger seines Alters. Seine Hände erzählen mir, was seine Stimme nicht vermag: ~Schlaf, Bruder. Hör auf, dich gegen uns zu wehren.~ Unwillkürlich frage ich mich, wie er mich von außen sehen muss. Ein verstümmelter, einarmiger Klumpen - bleich und verschrumpelt - der senil das halb verbrannte Gesicht an sein Glasgefängnis presst und mit großen, trüben Augen in die Vergangenheit starrt? Ich beginne mich zu erinnern... an meine Verwundung, das seltsam leichte und warme Gefühl und wie ich dachte, ich könnte nun endlich... dieses Gefäß zurücklassen. Der Tod ist nur ein Zwischenhalt für uns. Eine Brücke über den Fluss der Seelen und Weg zurück in eine neue Existenz. Nicht dieser hier. Nichts weiter als ein kurioser Halbtod, ein unechtes Ding wie künstliche Perlen und mein Fluch. Fast-Leben, Halb-Maschine - zu zerbrochen um zu leben und zu wertvoll, um zu sterben: Flickenseele.


    Das ist mir zu melodramatisch und langatmig. Das kann noch viel Schlankheit brauchen, und Wörter wie "BAM" passen dann auch nicht so ganz da rein... ;)


    Mein zugegebenermaßen kühner Vorschlag ist das:


    Zitat

    Brennende Kälte. Dies ist die erste Empfindung, die den dumpfen Schleier meiner Benommenheit durchbricht. Eiszapfen scheinen sich in meinem Nacken festgesetzt zu haben, bohren sich in die neurologischen Anschlüsse dort und mein Blut trägt ihren Frostgriff zu meinen Herzen. Irgendeine tote Verbindung frisst sich in meinen Nacken, hängt an mir wie ein Leichnam. Der Tod ist nur ein Zwischenhalt für uns. Eine Brücke über den Fluss der Seelen und Weg zurück in eine neue Existenz. Nicht dieser hier. Nichts weiter als ein kurioser Halbtod, ein unechtes Ding wie künstliche Perlen und mein Fluch. Fast-Leben, Halb-Maschine - zu zerbrochen um zu leben und zu wertvoll, um zu sterben: Flickenseele.


    Mehr habe ich erstmal nicht zu sagen. Die Zeit meldet sich...

  • Danke für deine Antwort und die Mühe, Nazdreg.


    Ich werde über deine Anregungen auf jeden Fall nachdenken, aber wie geschrieben: Momentan bin ich das Ding einfach nur leid.


    Was sich anfangs in meinem Kopf abzeichnete und was letzten Endes daraus wurde, dazwischen liegen Welten. Für den Moment lasse ich jetzt meine Finger davon.

  • Dann gilt vermutlich dieser Satz hier auch für mich:


    Zitat

    Vielleicht hätte ich es wissen müssen. Ahnen müssen, wie viel mehr sich dahinter verbirgt.


    Dennoch mag ich das so nicht stehen lassen:


    Zitat

    Was sich anfangs in meinem Kopf abzeichnete und was letzten Endes daraus wurde, dazwischen liegen Welten.


    Ich glaube ich weiß ziemlich genau, was du meinst, insbesondere mit dem letzten Absatz, den ich dir relativ grobschlächtig (wenn auch hoffentlich nicht zu undurchdacht) kaputtgeschlagen habe.
    Und der Weg aus dem Dilemma ist meiner Ansicht nach sehr einfach, aber nicht leicht. Der Versuch einen Prozess in seiner Gesamtheit sowohl aus der Innenwahrnehmung als auch aus der Außenwahrnehmung heraus faktisch niedergeschrieben haben zu wollen ist meines Erachtens zum Scheitern verurteilt. Du wirst darauf vertrauen müssen, dass man eine der beiden Wahrnehmungen ergänzt, und tolerieren müssen, dass man dies nach eigenem Gutdünken tut.
    Es ist für mich in dem Fall eine Sache der Entscheidung. Innen oder außen.


    Der Absatz, den ich als perfekt bezeichnet habe, ist meines Erachtens eine geniale Beschreibung eines Musterungsprozesses von innen heraus. Wie die Szenerie aussieht, das weiß kein Mensch, aber das ist auch unwichtig, denn der Fokus liegt ganz woanders und merkwürdigerweise entsteht so viel leichter ein Bild. Zumindest bei mir.


    Vielleicht erzähle ich dir auch nichts neues, vielleicht erzähle ich auch Blödsinn, aber ich finde es schade, wenn so etwas, wo man mit wenig Aufwand viel herausholen kann wenn man zu einer gewissen Nüchternheit findet, einfach mit Füßen tritt. Es wäre nicht das erste und wird sicher nicht das letzte sein.


    Ich hoffe du nimmst es dir auf die richtige Art zu Herzen. Ich schreibe so etwas nicht jedem. :)

  • Obwohl ich zuerst wirklich nicht wusste, what the funk ich darauf hätte antworten sollen, hier ein Versuch meine wirren Gedanken zu sortieren. ;)


    Vielleicht erzähle ich dir auch nichts neues, vielleicht erzähle ich auch Blödsinn

    Ersteres vielleicht ein wenig, letzteres keinesfalls. Zumindest aus meiner Sicht. Momentan ist es jedoch schwierig für mich, all das Gesagte so einfach annehmen zu können - gerade bei dieser Geschichte. Aber alles der Reihe nach...


    Ich habe nun die Floskel und die Lautmalerei entfernt. Gerade das ist ein altes Überbleibsel, das ich trotz allem schlichtweg übersehen haben muss. :pinch:


    Es ist für mich in dem Fall eine Sache der Entscheidung. Innen oder außen. // Mein Vorschlag wäre, die Handlungen auch aus dieser Empfindungs- oder
    Reflektionsseite heraus zu beschreiben. (Also in erster Linie die Tode)


    Sapay kay ist bewusst als unzuverlässiger Erzähler angelegt. Er fokussiert gerne Dinge, die andere in seiner Situation kaum bemerken würden, oder blendet notwendige Fakten aus, die für ihn alltäglich und daher unwichtig sind. In dem Fall ist es dann zwar schade, wenn dir mein Konzept nicht zusagt, allerdings auch ein "error by design", den ich ungern abändern möchte.


    Die "Todesszenen" sollten sich von der restlichen Erzählung abheben. Zudem es sicher einiges über meinen Erzähler und die Wirkung auf ihn aussagt, wenn er ausgerechnet in Bezug auf seine Vergangenheit in den Präsensmodus fällt und eine beinahe indifferente Haltung zur Beschreibung einnimmt. Mein Gedanke dazu war, für ihn ist das alles keinesfalls abgeschlossen (wie auch, wenn er seine gefallenen Brüder noch immer hört oder es zumindest glaubt) und in gewisser Hinsicht vielleicht auch zu "direkt", um es philosophisch zu sezieren.


    Das ist mir zu melodramatisch und langatmig.

    Bei welchem Thema sollte man sonst ein wenig melodramatisch werden dürfen, wenn nicht bei dem eigenen "Tod"? ;) Vorallem unter dem Aspekt, dass er seinen Zustand und alles was dieser symbolisiert verachtet? Eher als Fluch, denn als Auszeichnung sieht?


    Aber wie dem auch sei, ich werde überdenken, wie ich das kürzen kann. Allerdings nicht so radikal, wie du es getan hast, sonst kann ich es auch gleich weglassen, da es danach so gut wie nichts mehr aussagt. ;)


    Jedenfalls meinen herzlichen Dank für das Feedback. :up:

  • Alles klar


    Sapay Kay ist unzuverlässig als Erzähler. Das steht ja nicht im Widerspruch zu dem, was ich sagte. Worum es mir ging, war, dass die Erzählperspektive sauber ist.
    Darum fällt es mir auch bei den Todesszenen schwer, einen guten Alternativvorschlag zu finden. Daher erstmal eine Frage: Hat Sapay Kay die Todesszenen selber gesehen/miterlebt?


    Das lese ich da nämlich nicht raus, und das ist es glaube ich, was mich stört. Sollte dem nicht so sein, und das in einen größeren Zusammenhang gehören, dann ist es so und gehört so.
    Ah ok Präsens als direktes Erlebnis. Das finde ich auch richtig und gut. Das Präsens ist da auch korrekt meines Erachtens. Aber wie gesagt der Sapay Kay-Tunnelblick wäre schon gut glaube ich.


    Zitat

    Bei welchem Thema sollte man sonst ein wenig melodramatisch werden dürfen, wenn nicht bei dem eigenen "Tod"? Vorallem unter dem Aspekt, dass er seinen Zustand und alles was dieser symbolisiert verachtet? Eher als Fluch, denn als Auszeichnung sieht?


    Aber wie dem auch sei, ich werde überdenken, wie ich das kürzen kann. Allerdings nicht so radikal, wie du es getan hast, sonst kann ich es auch gleich weglassen, da es danach so gut wie nichts mehr aussagt.


    Für den Herrn Sapay Kay darf das natürlich melodramatisch ohne Ende sein. Aber nicht für uns. Das was du sagen willst, sagst du nämlich schon mit dem letzten Satz. Was bei mir ankommt durch diesen Absatz ist: 1. Abscheu einerseits über den eigenen Zustand, andererseits auch über den Status des Zwischenstadiums. Ein bisschen Ekel, eine gehörige Portion Verachtung.


    Aber ich wette, dass das durch Reduktion weitaus stärker in Erscheinung treten wird als durch Hinzufügen von Dingen. "Either show or tell" ist da mE ehernes Gesetz.


    Also entweder du beschreibst, was der Charakter da im Cybotrumpf fabriziert oder aber du führst aus, was er erlebt ohne den objektiven Blick von außen zu haben. Das ist meistens interessant, weil der Leser dann den anderen Teil ergänzt.


    Denn so wenig wird in der gekürzten Version nicht gesagt. Erklärt wird nicht viel, aber zwischen den Zeilen kommt mE nicht viel weniger durch als im langen Text. Den Apothecarius kann man natürlich noch gut drin lassen.