Dawn of War - Sammelband von Archaon40k


    • Autor: C.S. Goto
    • Übersetzung: Christian Jentzsch
    • Taschenbuch: 1168 Seiten
    • Verlag: Heyne Verlag (11. Oktober 2011)
    • Preis: 14,99 €
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3453529081
    • ISBN-13: 978-3453529083
    • Originaltitel: Dawn of War, Ascension, Tempest, The Trial of Isador
    • Größe und/oder Gewicht: 18,8 x 12,2 x 4,8 cm

    Einleitung:


    Bei „Dawn of War“ handelt es sich um einen Sammelband, welcher die Romane „Kriegstrommeln“, „Kriegsbeute“ und „Kriegsstürme“, sowie die Kurzgeschichte „Isadors Prüfungen“ umfasst. Alle diese Geschichten drehen sich um die Blood Ravens, bekannt aus dem gleichnamigen Computerspiel „Dawn of War“.
    Bisher hatte ich um die Romane immer einen großen Bogen gemacht, da mich schon die Zusammenfassung auf den Buchrückseiten abschreckten, wo im 21. Jahrhundert von Blutraben die Rede ist. Da ich nun jedoch gerade sowohl die „Schlacht um Helsreach“, als auch die „Ulldart“-Sammelbände durch und somit nichts zu lesen hatte, stolperte ich über diesen Sammelband. Und siehe da, beim obligatorischen Lesen der Zusammenfassung war auf einmal von den Blood Ravens die Rede.
    Also voller Enthusiasmus das Buch gekauft, ab nach Hause und bei einer wohlschmeckenden Zigarette angefangen zu lesen. Was dabei heraus kam, soll nun hier festgehalten werden ;)



    Inhaltsangabe:


    Das Buch handelt greift die Geschichte der dritten Kompanie der Blood Ravens unter dem Kommando von Gabriel Angelos aus dem ersten Teil der „Dawn of War“-Computerspielreihe und ihr Kampf gegen Orcs, Eldar, Chaos und Necrons auf.
    Dabei müssen sie sich in verschiedenen Kriegsgebieten sowohl der Gegner von außen, als auch ihren eigenen dunklen Seiten stellen.



    Meinungen und Kritik:


    Mit den Blood Ravens ein an sich sehr interessanter Orden als Hauptprotagonisten und, wie man aus dem Computerspiel weiß, viele verschiedene Völker als Antagonisten. Das ließ schon mal grundsätzlich auf viele interessante Stunden hoffen. Hinzu kam noch die scheinbar überarbeitete Übersetzung und die Tatsache, dass es schon ein wenig her ist, dass ich DoW spielte. Parallelen zur Geschichte des Spiels sollten mich also kaum stören, da ich selbige eh nicht mehr im Kopf habe ^^
    Die Bühne war also bereit für entspanntes Lesevergnügen... So dachte ich!


    Schon nach wenigen Seiten wurde jedoch klar, die 14,99 € waren für den Arsch.
    Das Buch ist meiner Meinung nach eine einzige Zumutung für Fans des 40k-Universums und ich finde es grenzt schlichtweg an Verarsche den Einband faktisch korrekt zu übersetzen, im Buch selbst jedoch den ganzen Schund unangetastet zu lassen.
    Auch sind zwar auf dem Einband alle in DoW vorkommenden Rassen, inklusive der Tau abgebildet, von selbigen ist im Buch selbst aber nicht einmal ein Stück einer Helmantenne zu finden. Verarsche hoch 10.


    Ein paar Beispiele inkompetenter Übersetzungsarbeit, die so vielleicht zu Ragnars Zeiten noch ok war. Heutzutage aber einfach nur lächerlich und nervig ist. Entgegen dem Einband handelt das Buch nämlich nicht von den allseits bekannten Blood Ravens, sondern von den Blutraben. Das Astronomican wird zum Astronom, die Thousand Sons zu den verlorenen Söhnen und das „Beste“ die Eldar bezeichnen die Menschen nicht als Chem Pan Sey, sondern als Affen. Und was bitteschön ist ein „Pater Scriptor“?
    Dies sind zwar alles an sich korrekte Übersetzungen. Allerdings stört es den Lesefluss für mich als Fan des 40k-Universums ungemein. Besonders interessant dabei außerdem, dass zwar die genannten Beispiele und andere Eigennamen übersetzt, andere hingegen (wie bspw. der Bazhakhain) original belassen wurden. Das macht die Übersetzung meiner Meinung nach sogar noch schlampiger.


    Doch genug davon, es ist ja nicht so, als gäbe es sonst nichts zu bemängeln :D
    Da wäre ja unter anderem auch noch die nicht vorhandene Fluffkompatibilität. Denn unter anderem sind die Shuriken der Eldar in den DoW-Romanen keine monomolekularen Scheiben, sondern kleine Laserprojektile, welche Löcher in Rüstungen schlagen.
    Weitere Beispiele bitte? Gerne doch. Phantomdroiden besitzen keine Phantomstrahler, sondern Shurikenwaffen. Necrons reparieren sich durch Miniatursonnen in ihrem Inneren (was meines Wissens nach selbst nach altem Fluff einfach nur Blödsinn ist). Und Sprungmodule erlauben es den Sturmmarines minutenlang in der Luft zu schweben.
    Schlussendlich das Ende, wobei ich mir hier nicht ganz sicher bin, ob das dem offiziellem Fluff entspricht oder nicht. Ich hatte zumindest bisher nie davon gehört, dass die Blood Ravens körperliche Mutation in ihren eigenen Reihen hinnehmen.
    Das sind wie gesagt nur Beispiele, aber ich will mich daran nicht zu lange aufhalten.


    Nächster Kritikpunkt, der Erzählstil.
    Mit einem Wort: Öde!
    Mit ein paar mehr Worten: Irgendwie bekommt man nie (oder besser seeehr selten) so richtig Bezug zur Geschichte und den handelnden Person. Alles ist irgendwie total flach erzählt, den Personen fehlt es an Persönlichkeit oder, wenn es denn mal persönliche Merkmale gibt, dann werden diese immer und immer wieder wiederholt. Es ist ja beispielsweise schön und gut, dass ein Hauptmann der Space Marines Gefühle zeigt und mit den Konsequenzen seines Handelns und dem Gewicht seiner Entscheidungsbefugnisse hadert. Aber muss denn wirklich (gefühlt) alle zehn Seiten extra darauf hingewiesen werden, dass selbst der am besten verbesserte Geist immer noch ein menschlicher Geist bleibt? Dabei sei mal dahingestellt, ob ein Space Marine in der Position eines Hauptmanns tatsächlich noch soviel Reue zeigen kann.
    Und selbst in den „Actionszenen“ kommt nie wirkliches Feeling auf. Schlachten werden nur oberflächlich abgehandelt, besondere Kampfszenen, in welchen mal genau beschrieben wird, wie einer der Charaktere die Schlacht erlebt und in dieser handelt gibt es eigentlich keine. Alles geht immer zack zack und so geht die Action auch so schnell wieder flöten, wie sie kam.


    Damit sei erstmal genug der Kritik, auch wenn man das wahrscheinlich noch ein paar Seiten weiter führen könnte. Ich spare mir jedoch die Arbeit und widme mich stattdessen mal den wenigen guten Seiten des Buchs.


    Da wäre zunächst einmal der tiefere Einblick in die Kultur Biel-Tans und das Leben, bzw. die Ansichten von Runenpropheten und Exarchen.. Nicht allzu ausführlich, aber doch immerhin teilweise vorhanden.
    Weiterhin nicht ganz uninteressant die Kurzgeschichte „Isadors Prüfungen“,welche einen kleinen Einblick in das Abgleiten eines Space Marine – Scriptors in die Fänge des Chaos verschafft. Diese Geschichte schafft zumindest mal ein wenig Tiefe in einen der Charaktere, auch wenn man sich hier ein wenig mehr erhoffen könnte.
    Lustigerweise war der für mich beste Teil des ganzen Sammelbandes die Nebengeschichte um Scriptor Ramah, welcher sich ohne Gedächtnis auf einer Welt im Netz der Tausend Tore wiederfindet und sich dort der Verlockungen des Chaos erwehren muss. Als auf einmal zu dem ganzen Mist auch noch die Ich-Perspektive (welche ich eigentlich überhaupt nicht ab kann) dazu kam, dachte ich schon „Mein Herr Tzeentch, womit habe ich das verdient?“. Doch tatsächlich war diese Nebenstory aus meiner Sicht das Highlight der Geschichte. Hier gab es wenigstens mal tiefere Einblicke in die Person Ramah, wie er denkt, warum er wie handelt usw. Und hier kam, zumindest teilweise auch endlich mal das Gefühl von Action und Dramatik auf.



    Fazit:


    Trotz dieser Lichtblicke, bleiben sowohl die einzelnen Romane, als auch der Sammelband eine einzige Enttäuschung und ich kann nur jedem 40k-Fan empfehlen einen weiten Bogen um selbige zu machen. Die 14,99 € sollte sich jeder sparen und davon lieber ein paar neue Minis oder Farben kaufen.
    Ich lese wirklich gerne, auch nicht nur 40k. Aber lesen kam mir noch nie so sehr wie Arbeit vor, wie bei diesem Wälzer.
    Da ich 0 Punkte nur an ein Buch vergeben würde, welches zwar als 40k gekennzeichnet ist, damit aber gar nichts zu tun hat, bekommt dieses Machwerk von mir 1/10 Punkten.



    Mit freundlichen Grüßen,
    Archaon


    Gib mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.
    Gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann.
    Und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!

    ARTHUR SCHOPENHAUER (1788-1860)


    Einmal editiert, zuletzt von Archaon40k ()

  • Ich kann dir schon mal versichern die Rezension ist das Gegenteil des Buches: Sehr gut gemacht :D
    Ich hatte mich vor kurzem auch mal ranklemmen können, aber es nach ca. 100 Seiten entnervt beiseite gelegt. Deine Rezension bzw.Beschreibungen treffen den Nagel auf den Kopf. Gähnen würde hier noch eine stehende Ovation bedeuten, so langweilig fand ich das, was ich gelesen habe.


    Auch die puren unlogischen Stellen (u.a. wegen Ausdrucksfehlern) sind grottig: Da wird erwähnt, dass von den Orks geplünderte Space-Marine UND Chaosschiffe im Orbit kreisen und beide werden unter "Ehrwürdige Schiffe" später in einen Topf geworfen.
    Auch Gabriels Aussage: Wir sind wie Orks. Wir führen Kriege um ihrer selbst willen. Kann schlimmer nicht sein. Setzt da ein Captain seine gesamten Brüder mit den Orks gleich? o.O uff


    Doch das Buch krankt mMn an einer Sache: Es ist eben Dawn of War das meiste der Story (zumindest beim ersten Buch) kennt nun wirklich JEDER 40k-Fan. Da ist die Spannungskurve futsch.
    Man kann ja nicht mal das Preis-Leistungs-Verhältnis positiv erwähnen, da es zwar einen Preis, aber keine Leistung gibt :thumbdown:


    Wie du schon richtig festgestellt hast: Wer was adrenalinspiegelsteigernderes sehen will, sollte sich die Zeitlupenwiederholung des letzten Wettangelns an der Auma-Talsperre nach 48h Schlafentzug angucken. Da gibt's mit Sicherheit spannenderes zu sehen...