Airbrush - ein kleiner Einsteigerguide [Veraltet, neue Version von tegris in Arbeit]

  • Da das Thema Airbrush immer häufiger hier im Forum hochkocht und auch generell immer mehr Einzug in's Hobby findet, hier mal ein kleiner Guide zum Einstieg.


    Im Folgenden geht es nicht darum wie ich mit einer Airbrush arbeite, sondern auf was man beim Kauf achten sollte und was einzelne Begriffe im Hobby bedeuten.


    Der Kauf einer Airbrush sollte grundsetzlich vernünftig überlegt werden, da der Einstieg leider doch recht schnell teuer wird.


    Vor allem müsst ihr Euch entscheiden was ihr überhaupt mit der Airbrush anstellen wollt, denn dementsprechend müsst ihr Eure AB aussuchen.
    Ich versuche die Anwendungen mal in 3 Kategorien zu unterteilen:


    Grundieren - hierbei geht's eigentlich nur darum Euren Minis in einer Hauptfarbe anzusprühen um sich später beim pinseln die Arbeit zu erleichtern. Z.B. um UltraMarines einfach erstmal blau zu bekommen. An der Stelle sei kurz gesagt, dass ihr vorher die Mini trotzdem vorher mit richtiger Grundierung grundieren solltet (also aus der Dose oder mit richtiger Grundierfarbe halt mit der AB)


    Fahrzeuge und größere Flächen abschattieren - hierbei geht es darum Tarnmuster aufzusprühen, Rüstungen, die in einer Grundfarbe gehalten sind, etwas abzuschattieren oder Umhänge zu schattieren.


    Graphsche Arbeiten - Hier geht's ans eingemachte, nämlich um Motive und Freehands auf Fahrzeugen und feinere Verläufe auf Minis aufzusprühen.



    Für's Grundieren reicht eine "Spritzpistole" von einer Airbrush kann man da eigentlich schon nicht mehr reden. Die Druckluft bläst von außen über eine 2te Düse und saugt damit über einen unten angebrachten Saugbecher die Farbe an.
    Der Vorteil dieser Pistolen liegt darin, dass sie sehr robust und günstig sind (so ca.20 Euro)
    Nachteil dieser Pistolen ist, dass sie sehr grob sprühen. In der Regel kann man das Spritzbild mit dem einer normalen Sprühdose vergleichen. Man kann halt nur auch normale Farben damit ohne größeren Aufwand versprühen.
    Um Armeen farbig zu grundieren sind diese Pistolen sicherlich in Ordnung, da reichtdann auch noch der Betrieb mit Druckgasdosen.


    Will man feiner arbeiten, sollte man sich eine richtige Airbush kaufen (die Dinger die meist wie ein dickerer, verchromter Kugelschreiber aussehen)
    Preislich liegen gute Modelle so bei 60-120 Euro. Je nach Zubehör. Zu beachten ist die Düsengröße der Ab's. Bei diesen Modellen liegt die Düsengröße meist zwischen 0,7 bis 0,3 mm
    Die Dinger sind recht unkompliziert in der Handhabung und haben ein vernünftiges Spitzbild. Sie sollten aber mit einem Kompressor betrieben werden. Mit Druckgasdosen verliert man schnell die Lust dran.


    Graphische Arbeiten kann man nur mit Profigeräten machen. Diese AB's arbeiten extrem fein und kommen in der Linienstärke fast sogar auf das Niveau eines normalen Kugelschreibers. Sie sind daher wirklich selbst für sehr feine Arbeiten, wie einzelne Rüstungssegmente zu bearbeiten geeignet.
    Nachteile dieser Pistolen sind vor allem der Preis (ab ca. 150 -180 Euro bis weit über 300) und ihre Empfindlichkeit. Düsengrößen unter 0,2mm sind durchaus üblich. Diese Präzision macht die Gräte natürlich empfindlich und bei der Handhabung sollte man sicher sein, was man tut. Von daher sind dieser Geräte sicherlich erst Fortgeschrittenen zu empfehlen.



    Dann erstmal ein paar nähere Erklärungen zu AB-speziefischen Funktionsweisen und Begriffen:


    Eine Airbrush funktioniert indem Farbe mittels Druckluft fein zerstäubt und auf den Malgrund geschleudert wird. Vorteil der Methode ist, dass bei korrekter Anwendung ein sehr glatter Farbauftrag stattfindet, da man berührungslos zum Untergrund arbeitet.
    Grundsetzlich gebt es 2 Arten die Farbe zu zerstäuben. Entweder bläst eine Düse die Luft seitlich über ine 2te Düse. Dabei wird Farbe durch die 2te Düse angesaugt und weggerissen (so funtkionieren die meisten Spritzpistolen) Diese Variante ist recht grob und die Sprühstrahldicke lässt sich nur sehr schwer verändern. Meist kann man sowas nur zum Grundieren benutzen.
    Die 2te Variante auf der mittlerweile eigentlich alle richtigen Airbrush's basieren ist die Vermischung von Farbe und Luft innerhalb der Pistole. Eine Innere Düse steckt quasi in einer 2ten Düse. Die innere Düse ist die Düse für die Farbe, die äußere für die Druckluft. Da die Farbdüse in der Luftdüse steckt, wird die Farbdüse sehr gleichmäßig von Luft umflossen, was ein besseres zerstäuben und feineres Spritzild ermöglicht. Diese Variante ist allen zu empfehlen die mehr als nur grundieren wollen.


    Die Düsennadel:
    Die Düsennadel steckt innerhalb der Farbdüse und verstopft diese. Je weiter man die Nadel zurückzieht, desto mehr Farbe kann durch die Düse fließen und desto dicker/breiter wird das Spritzbild der AB.


    Nadeln und Düsen sind der mit Abstand empfindlichste Teil der AB. Ist die Nadel krumm oder hat die Düse eine Macke ist der Luft- bzw. Farbfluss gestört und die AB hat kein sauberes Spritzbild mehr. Daher sollten diese Teile immer mit Vorsicht behandelt werden.


    Was Nadel- und Düsengrößen angeht, gibt es nur eine grobe Faustregel.
    0,7 zum Grundieren
    0,5-0,3 Quasi Allrounder. Flächen und Details funktionieren ganz gut
    0,2 und kleiner sehr feine arbeiten, dafür kaum flächige Arbeiten möglich


    Allerdings sind das nur richtwerde und die Übergäng fließend, da man das Spritzbild auch noch sehr stark über Farbkonsistenz als auch Luftdruck beeinflussen kann. Wichtig ist allerdings noch, dass Nadel und Düse immer aufeinander abgestimmt sein müssen (die Nadel soll ja die Düse verschließen können)
    In der Regel bieten die meisten AB-Modelle die Möglichkeit die Nadeln und Düsen gegen andere Größen zu tauschen. Bitte beim Kauf auf komplette Nadel und Düsen Sätze zurückgreifen (einzelne Komponenten sind eigentlich nur als Ersatz für defekte Teile gedacht).


    Unterschied Single und DoubleAction:
    Unter Single und Double Action versteht man die Funktionsweise, wie die Sprühstrahldicke (über das Zurückziehen der Nadel) kontrolliert wird.
    Bei einer Singleaction dient der Bedienhebel der AB nur der Funktion "an/aus" für die Druckluft. Die Position der Nadel muss über ein Gewinde eingestellt werden.
    Bei einer DoubleAction kann man durch runterdrücken des Hebels die Druckluft "an und ausschalten", zusätzlich steuert man durch Zurückziehen des Hebels die Position der Nadel und damit die Sprühstärke.


    Aus persönlicher Erfahrung kann ich Euch ein Doubleaction nur wärmstens empfehlen (mittlerweile haben auch die meisten Modelle diese Funktion) Es ist zwar mit etwas mehr Übung verbunden, bis man den Dreh raus hat, danach ist man aber sehr viel flexibler. Bei einer SingleAction muss man ständig nachregulieren und dafür das eigentliche Sprühen unterbrechen (und die neuen Ansätze sieht man häufig) Eine DoubleAction ermöglicht ein sehr viel weicheres, flüssigeres arbeiten.


    Ein weiteres wichtiges Thema ist auch die Reinigung der AB's. Nach Gebrauch sollten diese GRUNDSETZLICH gesäubert werden. Andernfalls setzten sich die Farbkanäle zu und die Düse verstopft. Eure Pinsel wascht ihr nach dem Malen ja auch aus. Leider ist die Reinigung der AB nerviger, da sie dafür zerlegt werden sollte um Nadel und Düse vollständig zu reinigen. Einfach nur Wasser oder Reiniger durch die AB zu sprühen reicht NICHT. Zumindest wenn ihr nicht innerhalb der nächsten Stunden damit weiterarbeiten wollt und ein wenig länger Freude an Eurer AB haben wollt.
    Als Reiniger eignen sich, zumindest bei Acrylfarben, Reiniger auf Alkoholbasis ganz gut. Die Farbe sollte vom Reiniger nur auch angelöst werden.
    Mit Abstand am besten und schnellsten funktionieren Nitroverdünnung oder Aceton. Beachtet aber hierfür, dass die Dichtungen Eurer AB dann auch Lösemittelresistent sind (in der Regel sind das dann Teflondichtungen) normale O-Ring- bzw. Gummidichtungen werden davon angegriffen und mit der Zeit schnell porös.



    Druckluft muss her:
    Damit die Airbrush funktioniert, braucht ihr natürlich auch Druckluft. Auch hier gibt's einige Unterschiede wie teuer Euch die Druckluft zu stehen kommt.


    Für einfache Grundierungsarbeiten reicht in der Regel der Betrieb mit Druckgasdosen. Die Dinger sind zwar recht teuer, aber wenn ihr nur eine Armee grundieren wollt sicherlich billiger als ein Kompressor.
    Wenn ihr länger damit arbeiten wollt, solltet ihr unbedingt 2 Dosen im Einsatz haben. Bei schneller Gasentnahme vereisen die Dosen schnell der Druck fällt massiv ab. Zusätzlich kann es zu Eisbildungen an der Düse oder in der Farbe kommen, was sich dann in Spratzern auf Eurem Modell bemerkbar macht. Wechselt man die Dosen ab und an beim Sprühen kurz aus, hat die andere Dose zeit sich wieder aufzuwärmen.


    Habt ihr euch eine richtige Airbrush gekauft solltet ihr euch einen vernünftigen Kompressor kaufen. Airbrush's verbrauchen zwar in der Regel weniger Druckluft als die Spritzpistolen, dafür will man aber auch mehr damit machen und dann gehen die Druckgasdosen einfach zusehr ins Geld. Zusätzlich sind die AB's mit feineren Düsen auch empfindlicher gegen Druckschwankungen, da das Sprühbild eh schon viel feiner ist.


    Was also ist ein vernünftiger Kompressor:
    Es gibt in der Regel 2 Kompressorarten, Membrankompressoren und Hubkolbenkompressoren.
    Bei Membrankompressoren flattert eine Membran hin und her und erzeugt so die Druckluft. Meist haben solche Kompressoren keinen Lufttank und laufen daher ständig und brummen, dafür sind sie meist günstiger. Wird länger und viel Luft verlangt laufen diese Kompressoren schneller heis.
    Hubkolbenkompressoren haben eigentlich immer einen Lufttank und laufen daher nur an, wenn der Lufttank leer wird. Sie sind laufruhiger aber auch teurer.


    Essenziell ist die Leistung der Kompressoren. Gemeint ist hierbei zum einen der lieferbare Druck in bar, als auch die Luftfördermenge in l/min.
    ca 4 bar Höchstdruck und 25-30 l/min Förderleistung reichen nahezu für alle gängigen AB's Nur für wesetnlich größere Düsendurchmesser ( Größer als 0,5 mm) braucht man mehr Leistung. Dann ist man aber eigentlich schon nicht mehr im Airbushsegment sondern eher bei Lakierpistolen.


    Ebenfalls sollte darauf geachtet werden, dass der Kompressor ölfrei läuft. Andernfalls kann sich die Druckluft mit feinen Öltropfchen vermischen, was vor allem bei im Hobby gebräuchlichen Acrylfarben dann regelrechte Fettaugen auf der Oberfläche hinterlassenkann.


    Aus ähnlichen Gründen sollte ein Wasserabscheider dabei sein. Erzeugt man Druckluft fällt Kondensatzwasser an. Wenn das in der Druckluft bleibt kann es anstatt Fettaugen Wassertröpfchen auf der Oberfläche geben, was euch ebenfalls eine gleichmäßig gesprühte Oberflächer ruiniert. Der Wasserabscheider leitet die Druckluft meist durch eine poröse Keramik. in der Druckluft befindliches Wasser bleibt daran hängen und topft dann einfach in einen Auffangbehälter (die man dann auch ab und zu mal ausleeren sollte)


    Ebenfalls sehr zu empfehlen ist ein Drucklufttank. Je größer der Tank, desto länger könnt ihr sprühen ohne dass der Kompressor wieder anläuft. Viel wichtiger ist jedoch, dass der Tank als Druckpuffer dient (die Größe des Tanks ist dabei eher unwichtig). Der Kompressor selbst erzeugt immer nur impulsweise Druckluft. Bei Membrankompressoren ist die Frequenz recht hoch, bei Kolbenkompressoren drückt jeder Kolben einzeln immer etwas Druckluft nach. Ohne Tank kann dieses Pulsen an die AB weitergegeben werden, ein ebenfalls gepulster Sprühstrahl ist dann die Folge davon.


    Ebenfalls wichtig (aber mittlerweile bei fast allen Kompressoren standardmäßig vorhanden) ist ein Druckminderer um den Druck je nach Düsegröße und Farbkonsistenz einstellen zu können.


    Zusammengefasst:
    Der Kompressor sollte:
    ca. 4 bar Druck erzeugen,
    mind. 25 l/min Förderleistung haben,
    ölfrei sein,
    Wasserabscheider besitzen,
    einen Tank und Druckminderer haben.


    Damit solltet ihr dann eigentlich für alles bestens gerüstetsein.


    Ein wieterer Punkt ist leider aber auch noch die Lautstärke.
    Im Baumarkt findet ihr Kompressoren mit oben genannten Anforderungen für ca. 80 Euro. Meist gehen die Dinger dann bis 8 bar, haben reichlich Förderleistung und haben einen großen Tank. Vom Grundprinzip her alles spitze, nur haben sie einen großen Nachteil:
    Sie sind abartig laut (ca. 90 dB und mehr !)
    Durch den großen Tank kann man zwar sehr lange mit einer Füllung arbeiten, es wird aber wirklich unangenehm, wenn man dann daneben sitzt und das Teil springt wieder an. Die Dinger sind also definitv nichts für die Wohnung oder um später am Abend noch etwas zu sprühen.
    Wer das in Kauf nehmen möchte und kann (hierbei ist sicherlich auch an Mitbewohner und/oder Nachbarn zu denken) hat damit für kleines Geld eine Spitzenleitung.
    Andere sollten dann doch lieber auf entsprechende Airbrushkompressoren zurückgreifen. Diese kosten dann zwar in etwa das Doppelte, machen dafür aber auch nur wenige mehr Lärm als ein Kühlschrank oder eine Mikrowelle.



    Ebenfalls ein kleiner, aber auch fieser Knackpunkt:
    Die Verbindung Kompressor zur Airbrush. Wenn ihr nicht beim gleichen Hersteller, oder ein Komplettset kauft, dann achtet unbedingt auf die Druckluftanschlüsse.
    Gebräuchlich sind so genannte Mini oder Microstecknippel mit Nennweite 2,7mm als auch 1/8 Zollverschraubungen (Baumarktkompressoren haben in der Regel 1/4 Zoll Stecknippelanschlüsse). Entsprechende Adapter gibt es natürlich zu Kaufen, es ist nur sehr frustrierend, die eben ausgepackte AB nicht ausprobieren zu können, weil Ab und Kompressor nicht aneinanderkommen.



    Was das Thema Farben und Verdünnung angeht gibt's demnächst noch ein paar Sätze


    Grüße
    Thor

    Wer kein Niveau hat, täuscht es bitte vor!

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