Die Night Lords Trilogie von Dirtbag

  • Die Night Lords Trilogie von Dirtbag


    Autor: Aaron Demski-Bowden
    Buchformat: Taschenbuch
    Umfang: 413 / 405 / 440 Seiten
    Sprache: Englisch
    Preis: je ca. 7€ (Amazon)
    Verlag: Black Library
    ISBN:
    Soul Hunter: 978-1-84416-811-8
    Blood Reaver: 978-1-84970-039-9
    Void Stalker: 978-1-84970-149-5




    Inhaltsangabe



    Die Trilogie erzählt die Geschichte der Zehnten Kompanie der VIII. Legion des Adeptus Astartes – der Night Lords. Die Bücher bilden zusammen genommen eine Art Biographie der Zehnten Kompanie und ihrer Mitglieder, die das Leben, Kämpfen und Sterben innerhalb der Kompanie mit alle ihren Aspekten beschreiben. Dabei werden nicht nur die offensichtlichen Charaktere, nämlich die Space Marines der VIII. Legion, behandelt, sondern auch die häufig namen- und gesichtlosen Massen an gewöhnlichen Menschen, die für die Funktion einer jeden Legion unabdingbar sind.



    Der Fokus der Bücher liegt auf Talos, kommandierender Offizier der First Claw der Zehnten Kompanie und „gesegnet“ mit der Gabe seines Primarchen, Visionen der Zukunft zu sehen, sowie seinem Gefolge.



    Buch-Reihenfolge:
    Soul Hunter
    Blood Reaver
    Void Stalker





    Kritik



    Positiv



    Die komplette Trilogie konzentriert sich sehr stark darauf, den verschiedenen Charakteren Tiefe zu verleihen. Dabei wird nicht nur der Hauptcharakter Talos selbst von allen Seiten beleuchtet, sondern auch die anderen Mitglieder der First Claw. Über die verschiedenen Bücher hinweg verteilt erhält man Stück für Stück neue Informationen, die Charaktere plötzlich in neuem Licht erscheinen lassen. Dem Leser erscheinen die Charaktere dabei zu jeder Zeit glaubwürdig und in sich geschlossen. Selbst bei Non-40k-Romanen ist dies keine Alltäglichkeit.


    Ebenfalls von der Masse der Space Marine Romane abgehoben wird die Trilogie durch die intensive Einbindung der sterblichen Crew in die Geschehnisse. Dabei stechen zwei Charaktere besonders heraus, die ebenso gut ausgearbeitet sind wie die Marines der First Claw. Die Interaktion der sterblichen Crewmitglieder untereinander sowie mit den Marines der VIII. Legion ist dabei eines der tragenden Elemente der Bücher.


    Außerdem ist der Erzählweise des Autors positiv hervorzuheben. Im Gegensatz zu vielen anderen 40k-Romanen wird der Leser wird im Ungewissen über Beweggründe, Hintergründe und Ziele gelassen. Da der Autor auch auf die ansonsten gern genutzten (meist recht platten) Andeutungen von möglichen Gründen verzichtet, sieht man betreffenden Motivationen der Charaktere als Leser auch nur sehr selten voraus.


    Davon abgesehen schafft es der Autor den Büchern parallel verlaufende, gleichberechtigte und gleichermaßen interessante Erzählstränge aufzubauen, die sich nicht schon nach wenigen Seiten als für die Handlung irrelevante Sackgasse entpuppen.


    Eine Kleinigkeit noch, die dem geneigten Leser vielleicht auffällt: die Bücher sind fest und schlüssig in bestehenden Hintergrund eingebunden. Dies bedeutet: Bezugnahme auf bereits veröffentlichte Informationen in anderen Romanen (Roman Lord of the Night, Simon Spurier; Codex Chaos Space Marines; Regelbuch 5te Edition) sowie eine feste zeitliche Einordnung der Geschehnisse. Letzteres wird zu Beginn des dritten Buchs vom Autor selbst nochmals im Hinblick auf die neuesten Veröffentlichungen der Horus Heresy Reihe korrigiert, um eine konsistente Einordnung zu gewährleisten.


    Edit:
    Ebenfalls ein zentraler Aspekt, den ich vergessen habe zu nennen, obwohl ich ihn auf der Liste hatte und auf den mich meine Freundin wieder aufmerksam gemacht hat:
    Der Autor schafft es, eine abgrundtief böse Legion auf absolut lesenswerte Art darzustellen. Übertriebene Heroisierung oder ein extremer moralischer Perspektivenwechsel (soll heißen, nach normalen Maßstäben "böse Taten" gelten nun plötzlich als "gut") fehlen, dennoch bleiben die Handlungen der Charaktere für den Leser jederzeit nachvollziehbar und in sich schlüssig. Die Charaktere werden mit der Zeit "sympathisch" - in Anführungszeichen, da der Autor dem Leser immer wieder vor Augen führt, DASS und WARUM die Night Lords böse und bis ins Mark verdorben sind. Eine Tatsache, derer sich auch die Charaktere bewusst sind.
    Eine Glorifizierung des Bösen findet nicht statt, es werden immer beide Seiten beleuchtet - eine Meisterleistung bei einem Buch, dessen Kernthema das Böse ist.




    Negativ



    Hier fallen vor allem zwei Punkte auf.


    Erstens die biographische Herangehensweise. Es mangelt nicht an Action, Tragik oder zähen Kämpfen zum Erreichen von Etappenzielen. Was aber fehlt, ist ein großes, übergeordnetes Ziel, das als „Leitlinie“ fungiert. So bleibt nach dem Ende des dritten Buches ein etwas fader Nachgeschmack: man weiß nun zwar eine Menge über die Zehnte Kompanie der Night Lords, aber es scheint rückblickend alles etwas ziellos. Vor allem im dritten Buch wird dieser Punkt sehr deutlich, weshalb dieses gegenüber den beiden Vorgängern etwas abfällt.


    Zweitens die intensive Ausarbeitung der Charaktere. Durch den starken Fokus auf diesem Bereich passiert in den Büchern verhältnismäßig wenig, der begrenzte Platz der Bücher wird für die Charakterentwicklung benötigt, das Erzähltempo ist sehr gemächlich.





    Fazit



    Es passiert selten, dass ich von Wendungen in Büchern wirklich überrascht werde. Aaron Demski-Bowden hat genau das aber mit seiner vielschichtigen Charakterentwicklung in dieser Trilogie geschafft – ich habe
    meine Wahrnehmung der verschiedenen Charaktere unerwartet neu überdacht. Das passiert mir nur sehr selten – und bei Warhammer 40.000 Romanen bislang noch nie.


    Die Erzählweise mit parallelen Handlungssträngen, tiefgreifender Charakterentwicklung und Einbeziehung der sterblichen Crew sowie die Einbindungen in bereits bestehenden Hintergrund hebt diese Trilogie weit über die Masse der 40k-Romane hinaus.


    Wer also wirklich gute 40k-Romane lesen will, sollte sich die Night Lords Trilogie unbedingt näher anschauen. Für an den Night Lords Interessierte ist es quasi Pflichtlektüre und sollte nach Möglichkeit mit „Lord of the Night“ von Simon Spurrier ergänzt werden. Selbst meine Freundin, die normalerweise keine 40k-Romane liest und nur auf meine Empfehlung hin sehr skeptisch heranging, war äußerst positiv überrascht und empfahl sie anschließend aus eigenem Antrieb weiter.

  • Sehr aufschlußreiche Rezension. :up:


    hatte schon lange überlegt den Zyklus zu lesen, deine Rezension ist nun der letzte Anstoß die Bücher zu bestellen.

    "From the darkness we strike: fast and lethal, and by the time our foes can react... darkness there and nothing more."

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    - Raven Guard saying

  • Jawollja! Eine weitere Rezension vom guten Dirtbag. Schonmal Danke dafür :up:
    Du bringst mich damit allerdings gleich in ein doppeltes Dilemma:

    • Erstens: Ich bin großer Nightlords-Fan und wollte mir die Romane eigentlich aufheben, allerdings erfordern meine Aufgaben als Mod deine Rezension (zu Recht) zu kommentieren und zu bewerten ;)
    • Zweitens: Hast du gleich drei Bücher in einer Rezension verarbeitet. Da muss ich mir jetzt erstmal 'nen Kopp machen, wie ich das ins Inhaltsverzeichnis einbinde.

    Ich hätte es dementsprechend zwar lieber gehabt, separate Rezensionen vorzufinden, aber das macht deine Arbeit ja nicht schlechter. Und wenn sich die Romane in den kritischen Aspekten so ähnlich sind, dann ist das die Rezensions-Idee so okay.


    MfG

  • (...)


    Ich hätte es dementsprechend zwar lieber gehabt, separate Rezensionen vorzufinden, aber das macht deine Arbeit ja nicht schlechter. Und wenn sich die Romane in den kritischen Aspekten so ähnlich sind, dann ist das die Rezensions-Idee so okay.


    MfG

    Das dachte ich mir fast. ;) Ich habe mehrmals darüber nachgedacht, die Romane einzeln zu besprechen, mich dann aber dagegen entschieden.


    Der Grund dafür ist, dass die einzelnen Romane in ihrer Schwerpunktlegung erstens sehr ähnlich sind (Charakterentwicklung), einzig der dritte Band weicht hier wie bereits erwähnt etwas ab und nähert sich etwas den "typischen" Space Marine Romanen an. Zweitens sind die Romane stark untereinander verschränkt, weshalb die Trilogie eher als dreigeteiltes Buch verstanden werden kann. Eine sinnvolle Besprechung für jeden einzelnen Band würde meines Erachtens nach zuviel preisgeben, da sie zwangsläufig auch die Charaktere miteinbeziehen müsste. Auf der anderen Seite ist die Rahmenhandlung allein, ohne Berücksichtigung der Charaktere, aber meiner Meinung nach zu unwichtig, als dass es sich lohnen würde, sie gesondert zu behandeln.


    Was es auch etwas schwierig gemacht hat, die Einleitung zu dieser Rezension zu schreiben, da dieses "Unser Held beginnt als ... und möchte X und Y erreichen. Doch der Weg dorthin wird von Z bewacht" einfach fehlt.

  • Ich merke gerade das mein Kommentar ein wenig ... hm ... negativer rüberkam als gedacht. Daher möchte ich nochmal in aller Deutlichkeit den positiven Blickpunkt hervorheben.
    Deine Entscheidung für den Aufbau und das Format der Rezension mag unkonventionell sein, aber genau das macht sie eben besonders. Statt sozusagen dreimal die gleiche Rezension zu schreiben hast du die Trilogie sehr gut anschaulich zusammengefasst. Soll heißen: Gute Idee :up:


    Neue Formate und Ideen für Rezension sind immer gern gesehen. Ob sie nun gut oder schlecht sind, das weiß man eben erst, nachdem man es versucht hat. Selbst wenn letzteres der Fall sein sollte, kann man die Kritik dazu nutzen, das Format zu verbessern. Daher kann man ruhig mal Experimentierfreude zeigen und sollte keine Scheu haben, diese Ideen hier zu präsentieren (da schließe ich mich jetzt mal mit ein).

  • Ok,
    hoffe das ist hier so als Beitrag erlaubt:


    Ich fand Teil 1&2 genial!
    Hatte deswegen seeeehr bedenken ob ich mir Teil 3 bestellen soll
    (Hohe Erwartungen werde ja selten erfüllt...)


    Ich fand aber Dirtbags Rezension sehr gut
    und habs mir daher gleich bestellt.


    Von daher @ Dirtbag:
    Deine Rezension ist mmn sehr gelungen (gerade weil die Teile sehr fortlaufend sind, passt es die 3 zusammen zu fassen) und hat mir per den letzten nötigen Schubser gegeben
    auch Teil 3 zu besorgen!
    (Wehe der ist schlecht ;) )

    "I say the whole world must learn of our peaceful ways...



    by force"


    Black Templar 8.Edi
    S: 3
    U: 0
    N: 14

    Einmal editiert, zuletzt von Schwertschwinger ()

  • Kleines Update der Rezension:
    ich hatte einen wesentlichen (positiven) Punkt vergessen zu erwähnen. Warum mir das erst jetzt einfällt, frage ich mich selbst. Schande über mein Haupt - aber die Rezension ist nun darum ergänzt.


    Am Fazit ändert sich dadurch nichts, der Grund für die überdurchschnittlich gute Bewertung wird aber besser herausgearbeitet.