Letzte Zuflucht von Endymion


  • Taschenbuch: 480 Seiten
    Verlag: Heyne Verlag (8. Juni 2012)
    ISBN-10: 3453529448
    ISBN-13: 978-3453529441
    Originaltitel: Salvation's Reach (Gaunt's Ghosts)


    Ein neues Geisterbuch ist draußen und man merkt es kaum. Heyne möchte offenbar kein Geld mit der Reihe verdienen bzw. setzt bemerkenswert wenig in die Gestaltung der Serie. Das Cover gleicht beinahe dem Vorgängerband "Blutiger Pakt" und kann sich auch mit dem recht beliebigen deutschen Titel nicht hervorheben. Die alten Artworks der Imperialen Armee waren schon nicht passen für die Geisterbände, aber das jetzt ist wirklich traurig. Sollte Heyne die Veröffentlichungen in deutsch tatsächlich an die Black Libary verlieren, dann kann das nur gut für uns sein.


    Nunja, bevor ich groß anfange ein kleiner Hinweis, dass ich recht begeistert Abnett lese und ich denke, dass seine Geisterreihe Kult und Urgestein der 40k-Literatur immernoch unterschätz ist. Wer einen Abnett gelesen hat und keinen Gefallen daran fand wird auch hier nicht glücklich. Er bleibt in diesem Buch seinem Stil treu und verfeinert ihn sogar weiter.


    Zusammenfassung:
    Die Geister haben nach einer längeren Gefechtspause einen neuen Spezialauftrag, der ehr einem Himmelfahrtskommando gleicht und versuchen den Erzfeind politisch zu destabilisieren.
    Abnett geizt mit Details zum Auftrag und die genauen Hintergründe werden dem Leser erst im letzten Drittel eröffnet. Deswegen gehe ich hier auch nicht weiter auf die Handlung ansich ein.
    Jedoch kann ich ja ein paar kleinere Details rausrücken.^^
    Die Story knüpft nahtlos an den Vorgängerband "Blutiger Pakt" an und der Blutpaktverräter ist ein zentrales Element für den Storyverlauf. Es erwartet den Leser eine schöne Raumschlacht, die qualitativ der von "Das Attentat" ähnlich ist. Die Geister kämpfen zusammen mit Spacemarines! ... und haben nun eine Marschkapelle. Forgeworldmodelle werden hübsch mit eingebaut. Und es sterben interessante und teils wichtige Figuren.


    Mein Eindruck:
    Tja, hier drohe ich mich zu wiederholen, aber der Vollständigkeit halber:
    Abnett ist sehr begabt darin Figuren auszuarbeiten und auch über viele Bücher hinaus interessant zu halten. Lässt man mal die eigentlichen Gefechtsszenen raus hat man hier eine 40k-Soap Opera at its best. Hier wird gestorben, gelitten, geheiratet, gelogen, betrogen, gesoffen, getratscht. Unbekannte Söhne tauchen auf, Liebe, Sex (kein Kaufgrund!) und Eifersucht. Die volle Packung Menschlichkeit und Gefühle.
    Klingt sicher furchtbar, aber es ist so interessant geschrieben und in seiner Dichte so mitreißend, dass dieses Buch nicht lanweilt. Man sollte sicher einige Bände der Reihe gelesen haben, um jede Feinheit im Wechselspiel der Figuren zu erkennen.
    Abnett hat Humor. Die Dialoge überraschen immerwieder und der trockene und schnelle Witz ist über das ganze Buch verteilt. Dabei wird es nie albern oder unglaubwürdig. Vielmehr wird es lebendiger.
    Desweiteren lässt sich das Buch in drei Storyphasen unterteilen. Aufbruch, Reise und Rambazamber. Die Actiondichte ist ähnlich wie im Vorgänger "Blutiger Pakt" und wird erst zum Ende hin einem klassischen 40k-Roman gerecht.


    Fazit:
    Trocken betrachtet sind die Zutaten, die Abnett für seinen Roman verwendet nicht so gut geeignet um wirklich stimmig zu sein. Die Spacemarines können leicht falsch dargestellt sein, wie die CSM in früheren Geisterbänden, und die zwischenmenschlichen Verpflechtungen auch ermüden, doch er hat es wirklich gut gemischt.
    Er adelt seine Geister mit der Teilnahme der SM, doch er unterstreicht auch den Stellenwert eines Eliteregiments wie den Geistern aus Sicht der Marines. Und so werden Helden wie Kolea trotzdem zurechtgestutzt. Abnett schafft es die Andersartigkeit der Marines speziell im Denken zu unterstreichen und ist noch zu selten bei den BL-Romanen. Mit dem Iron Snake (der gänzlich anders wirkt als Priad) bindet er seinen Spacemarineroman "Schlangenschwur" mit ein und verdichtet verknüft sein eigenes 40k-Universum.
    Wer einmal wirklich gutes Handwerkliches Geschick beim Umgang mit einer Vielzahl von Figuren erleben möchte, dem sei das Kapitel "Elodie am Ufer" ans Herz gelegt. Es beschreibt wie Elodie (eingeführt in Blutiger Pakt) durch das Lager der Geister geht und folgt dann Figuren, denen sie dabei begegnet, um dann der nächsten Figur zu folgen und gibt so einen Einblick in den komplexen Microcosmos des Regimentes und des Troß.
    Bei der Vielzahl an Charakteren, die Abnett im Laufe der 13 Bände angehäuft hat, hat man als Leser nie das Gefühl überfordertet zu sein. Mittlerweile ist es schwer die Handlung schnell voranzutreiben und den wichtigsten Charakteren genügend Raum zur Entfaltung zu geben, aber Abnett schafft es. Manchmal wünschte ich schon, dass die ein oder andere Figur mehr im Fokus bleiben könnte, aber das würde an anderer Stelle Defiziete hervorbringen.
    Ich habe mich zu jeder Zeit gut unterhalten gefühlt und mag es, dass Abnett sich etwas von dem 08/15 Schema der älteren Geisterromane entfernt. wir haben hier nicht die Xte Makropole oder Dschungelwelt, die umkämpft wird.


    Ausserdem findet man in diesem Roman den stylischten Servitor überhaupt, der sogar Spacemarines die Show stehlt!

  • Ich habe mich schon gefragt, wann die erste Rezension zum neuen Geisterwerk auftaucht. Damit hat das Warten ein Ende. :)


    Ich muss sagen, ich bi nicht der größte Abnett-Fan, finde aber den Großteil der Gaunt' Ghost-Reihe unterhaltsam und mitreißend und mit deiner Rezension hast du mir Lust gemacht, das Buch zu lesen ohne jedoch spannenden Storyteilen vorweg zu greifen. Tolle Sache. Danke sehr! :up: Eventuell noch den einen oder anderen Formfehler ausbügeln, aber das ändert nichts an der inhaltlichen Qualität.

    Mit dem Iron Snake (der gänzlich anders wirkt als Priad) bindet er seinen Spacemarineroman "Schlangenschwur" mit ein und verdichtet verknüft sein eigenes 40k-Universum.

    Besser kann man es nicht sagen. Sowas finde ich immer klasse, da man so nicht den Eindruck hat, dass hunderte Helden des Imperiums durch die Galaxis kämpfen, aber es niemanden interessiert oder alle von einander abgegrenzt sind.

    Heyne möchte offenbar kein Geld mit der Reihe verdienen bzw. setzt bemerkenswert wenig in die Gestaltung der Serie. Das Cover gleicht beinahe dem Vorgängerband "Blutiger Pakt" und kann sich auch mit dem recht beliebigen deutschen Titel nicht hervorheben. Die alten Artworks der Imperialen Armee waren schon nicht passen für die Geisterbände, aber das jetzt ist wirklich traurig. Sollte Heyne die Veröffentlichungen in deutsch tatsächlich an die Black Libary verlieren, dann kann das nur gut für uns sein.

    Amen!


    Jetzt muss ich erstmal noch Blutiger Pakt lesen, bevor ich zu diesem Highlight kommen kann...

  • Jetzt muss ich erstmal noch Blutiger Pakt lesen, bevor ich zu diesem Highlight kommen kann...


    Dann hast du dir als Nicht-Abnettfan aber was vorgenommen. Ist ehr ein Krimi- oder Spionagebuch. Aber da werden etliche Charaktere auftauchen, die (für mich völlig überraschend) auch in "Letzte Zuflucht" fortgesetzt werden.


    Achja, eine Sache muss ich noch nachrufen: "Tormageddon Monstrum Rex!"

  • Ich habe das Buch vor 2 wochen gelesen und ich war begeistert. Ich bin ein großer fan der Abnett bücher.
    Und ich kann Endymion nur zustimmen. Das buch ist wirklich gelungen.
    Die Space Marines haben mir echt gut gefallen vorallem wie sie ganz klar darstellen wer das sagen hat.


    Jetzt noch ein Lob ich finde deine Rezension sehr klasse und ich habe es ganz genau so gesehen :)


    MFG Kara