Wallenfels [Roman]

  • Hallo miteinander,


    passend zu meinem Armeeaufbau für das 16te Cadia schreibe ich eine kleine Geschichte, die ich hier auch präsentieren möchte. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und freue mich über Kommentare und Anregungen im Besprechungsthread (klick mich ). :)



    I. Prolog
    Eusebius Graf von Wallenfels wurde als einziger Sohn in eine alte cadianische Adelsfamilie geboren und war somit für die Offizierslaufbahn prädestiniert, noch bevor er „Mutter“, „Vater“ und „Laserkarabiner“ sagen konnte. Seine Kindheit verbrachte er im Schloss der Familie von Wallenfels nahe Kasr Montgomery. In den ausgedehnten Parks frönte er schon früh dem Kriegsspiel und lernte Reiten, Fechten und Scharfschießen. Clifford, der Familienservitor, musste dem jungen Grafen bei schlechtem Wetter historische Schlachtenberichte aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte vortragen, und als er schließlich alt genug für die Aufnahme an einer Offiziersakademie war, stand für ihn bereits fest, dass er in die Fußstapfen keines geringeren als Generalfeldmarschall Solar Macharius treten würde.


    Zunächst jedoch musste er sich, trotz seiner Familienbeziehungen, den harten und steinigen Weg in den cadianischen Offizierskader erarbeiten. Es stellte sich jedoch rasch heraus, dass er die geborene Führernatur war. Auch wenn er im Rahmen der Ausbildung teilweise fragwürdige Entscheidungen traf, war er immerhin in der Lage, überhaupt Entscheidungen zu treffen und diese auch gegenüber seinen Soldaten durchzusetzen. So brachte er es fertig, bei einem sportlichen Wettkampf um einen beliebten Wanderpokal fünfunddreißig von vierzig ihm unterstellten Weißblechen einen mehrwöchigen Lazarettaufenthalt zu bescheren, als er sie dazu brachte, mit ihm durch ein Springmadenfeld zu robben, das eigentlich nur als zu umgehendes Hindernis vorgesehen war, nur um schneller über die Ziellinie zu gelangen.


    Als er 14 Jahre alt war, war er bereits Leutnant einer Weißblechkompanie und machte sich beim Kampf gegen die Mächte Abaddons einen Namen. Nach der Sturm-des-Chaos-Kampane wurde er als jüngster Hauptmann ins
    cadianische Offizierskorps aufgenommen. Immer sein ehrgeiziges Ziel vor Augen, kämpfte er sich verbissen voran, von seinen Untergebenen gleichermaßen wegen seiner Arroganz und Brutalität verachtet und wegen seiner Bereitschaft, im Angesicht tödlicher Gefahr an vorderster Front mit ihnen zu kämpfen, verehrt. Sein Markenzeichen wurde seine Reitgerte, die mancher vorlaute Offizier schon zu schmecken bekommen hat.


    Schließlich wurde er, nachdem er jahrelang das 16. Cadia siegreich durch viele Schlachten geführt hatte, im Rang eines Generaloberst in den Generalstab berufen. Sein Ziel war zum Greifen nahe, als er den entscheidenden Fehler machte: Er kritisierte in einer Generalstabsitzung einen Plan von Generalfeldmarschall Rufus Sacceur und hatte sogar die Stirn, einen Gegenvorschlag zu unterbreiten. Man sagt, auf der Kommandobrücke von Sacceurs Schlachtkreuzers Panzerfaust sei es so still und eisig geworden, als wäre der Stab plötzlich ins Vakuum versetzt worden. „Ihrem Wunsch“, so schnarrte Sacceur schließlich, „den Wachdienst auf Hett’n-Hain zu übernehmen, wird stattgegeben. Weggetreten.“ Von Wallenfels wurde aschfahl, entfernte sich aber mit einer verbindlichen Verbeugung.


    Er übernahm erneut das Kommando über das 16. Cadia und trat den Dienst in der finstersten Provinz an. Die ehemalige Halblings-Agrarkolonie Hett’n-Hain war vor etlichen Jahren von Ausläufern der Schwarmflotte Kraken gestreift und in eine unwirtliche Wüste verwandelt worden, in der nur noch ein paar unbelehrbare Farmer vor sich hinvegetierten und die gelegentlich von Eldarpiraten als Versteck genutzt wurde. Der Wachdienst dort kam einer Verbannung gleich. Wenn er Pech hatte, würde er niemals mehr eine Schlacht erleben, in der es um mehr als einen Steckrübenacker ging. Er war erledigt.


    Jahre vergingen, und der Name von Wallenfels geriet in Vergessenheit...

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  • II. Das dreckige Dutzend


    Imperialer Außenposten Hett’n-Hain, Thau-N’hus-System, östlicher Spiralarm


    „Mal herhören!“
    Die drei Neuankömmlinge – ein muskulöser Riese, der Statur nach Catachaner, ein wieselgesichtiger Asiat und ein junger Man mit kantigen Gesichtzügen und einem Gardistenbarett, der aber, wie alle anderen auch, die graublaue Sträflingskleidung des 16ten Cadia trug – blickten sich irritiert um. Am Rand des Lagers hatten sich die Sträflinge versammelt, und was der ehemalige Gardist sah, weckte sein Missfallen. Schlimm genug, dass sich ein Squat unter
    seinen zukünftigen Kumpanen befand. Einer von ihnen war ein Tiermensch, ein abscheulicher Abhumaner, der ein Gesicht wie eine Ziege nebst entsprechenden Hörnern und Hufen hatte.
    „Hier bin ich, ihr Flachpfeifen.“ Ächzend kletterte ein sehr kleiner Halbling auf ein leeres Bierfass, das zwischen zwei Steinbrocken verkeilt war, und musterte die erstaunt dreinblickenden Sträflinge.
    „Mein Name ist Shorty, und ich bin euer Aufseher. Hört gut zu, und schreibt es euch hinter eure dreckigen Ohren, denn ich werde das nur einmal sagen. Ihr fragt euch vielleicht, warum ihr keine Detonationshalsbänder tragt und warum, bei den Fußnägeln der Primarchen, ihr auf die Befehle eines Halblings hören sollt, statt ihm einfach den Hals umzudrehen.
    „Da hat er verdammt recht“, pöbelte der Catachaner und sprang mit gezücktem Messer auf Shorty zu. Dieser zuckte nur kurz mit seiner Hand in Richtung Gürtelschnalle, worauf ein hässliches Ploppen ertönte und der Muskelprotz in einer Wolke von Blut zu Boden ging. Er war tot, bevor er aufschlug.
    „Ganz einfach. Wie uns der Schlauberger hier gerade so eindrucksvoll demonstriert hat, tragt ihr eure Detonatoren in der Halsschlagader. Sie wurden euch zusammen mit den übrigen Schutzimpfungen gegen das heimelige Klima auf Hett’n-Hain injiziert. Mein Freund Azaghal“ – er deutete mit dem Daumen auf den Squat, der ebenfalls Sträflingskleidung trug, aber mehr wie ein schusseliger Forscher als wie ein gefährlicher Schwerkrimineller wirkte und bei der Aufmerksamkeit, die ihm nun zuteil wurde, sichtlich errötete – „hat sie entwickelt. Er glaubt nicht an den Maschinengott, müsst ihr wissen. Und er hat tolle Ideen, wenn er nicht gerade im Vollrausch versucht, einen Maschinenseher davon zu überzeugen, dass der imperiale Glaube der letzte Schwachsinn ist.“


    Die Stimmung entspannte sich leicht, und einige der Sträflinge begannen zu feixen. „Nun, ihr habt allen Grund, glücklich zu sein. Ihr habt zwar lebenslänglich in der Strafkompanie, und ihr werdet mit ziemlicher Sicherheit keine drei Einsätze überstehen, aber ihr werdet, dank meiner bescheidenen Organisationskünste, wenigstens mit einem vollen Bauch und einem angenehmen Nachgeschmack auf der Zunge fallen. Das ist doch was, oder? Dafür erwartet unser General, dass ihr mit vollem Einsatz ins Gefecht geht, und ich erwarte, dass ihr auf alles hört, was Feldwebel Shorty sagt. Und merkt euch: Wenn mich einer ärgert, macht es bei ihm ‚Bumm’. Sollte ich sterben, dann macht es bei euch allen ‚Bumm’. Also haltet mir den Rücken frei und benehmt euch, dann werden wir gut miteinander klarkommen. Ihr müsst mich nicht einmal mit „Herr Feldwebel“ anreden. „Chef“ reicht völlig.“
    „Herr Feldwbel“, meldete sich der ehemalige Gardist zu Wort. „Ich weigere mich, Seite an Seite mit einem verdammten Mutanten zu dienen.“ Der Tiermensch knurrte böse und bleckte seine riesigen, maisgelben Zähne. Shorty schüttelte traurig den Kopf.
    „Es heißt ‚Abhumaner’, und denk mal daran, dass hier viele Abhumane dienen, Azaghal und mich eingeschlossen. Dem General ist es egal, ob wir Hörner haben, ob Urwälder auf unseren Füßen wachsen oder ob wir einen halben Meter zu kurz oder zu lang für die Garde sind. Für ihn sind wir ohnehin alle Abschaum. Aber solange wir unsere Sache gut machen, sind wir nützlicher Abschaum. Und Rufus hier“, er nickte dem Tiermenschen anerkennend zu“, macht seine Sache sehr gut.“
    „Rufus guter Tiermensch. Töten viele Feinde von Gottimperator, schneiden Hälse durch. Machen Gottimperator glücklich. Kommissarfrau hassen Rufus, sagen Rufus hässlich Mutant, wollen...“
    Shorty stöhnte und rief: „Ist ja gut, du blöder Bock.“ Er wandte sich wieder zu den Neuankömmlingen. „Er redet nicht oft, aber wenn er einmal loslegt, ist er nicht mehr zu bremsen. Also, gut, mein kleiner Zinnsoldat. Komm mal runter von deinem hohen Ross. Wenn du so perfekt wärst, wie du tust, wärst du nicht hier. Du kannst also an Rufus Seite kämpfen oder“, er deutete auf den Leichnam am Boden, „du gesellst dich zu dem da. Such dir’s aus."
    Der ehemalige Gardist spuckte aus, nickte grimmig und trat zu den andern.
    „Ein herrlicher Tag in der Strafkompanie“, sinnierte Shorty mit einem breiten Lächeln, während er vom Fass kletterte. „Die Sonne scheint, wir haben 45 Grad im Schatten und wenn mich meine Nase nicht trügt, ist es gleich 5 Uhr und Zeit für das erste Frühstück. Ich liebe das 16te.“

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  • III. Morgengrauen
    Techmagus Roald Steele verfluchte zum zehnten Mal an diesem Morgen die Hitze und vollführte das Ritual der Klima-Feinjustierung an seiner Servorüstung. Mit aufsässigem Jaulen steigerten die Kühlaggregate ihre Anstrengungen, ihren Herrn und Meister vor den Unbilden der Morgensonne Hett`n-Hains zu schützen, und nach wenigen Minuten konnte er sich wieder bewegen, ohne dass sofort Schweißströme seine sorgenzerfurchte Stirn herabliefen. Kalinka, seine abgerichtete tallarnische Steppensau, die nicht über die Segnungen imperialer Klimatechnik verfügte, grunzte hingegen empört und stemmte sich bockig gegen ihr Geschirr. Unbeirrt schleifte der Magus sie hinter sich her und erreichte wenig später den kleinen Unterstand am Rand der Ruinenstadt Swal’b-Hach’h, in dem der Kommandostab des 16ten Cadia Stellung bezogen hatte.
    „Spät dran, Magus“, bemerkte Generaloberst von Wallenfels mit säuerlichem Unterton, ohne von seinem Kartentisch aufzublicken, um den sich neben dem Regimentskommandanten auch noch sein Faktotum Hauptmann Pfeiffer, Kapitän Jeremy Hardman von der Imperialen Raumflotte und Meister Lou Capinsky, der Regimentsastropath, versammelt hatten. Auch Lordkommissarin Vanessa van Holsten hatte sich im Befehlsstand eingefunden und schenkte dem Techmagus einen unergründlichen Blick aus ihren stechend grünen Augen.
    „Verdammtes Luder“, dachte Steele und biss sich auf die Lippen. Zwar wartete im Orbit des Planeten eine tödliche Waffenplattform des Adeptus Mechanikus nur auf seinen Befehl, um auf einen Schlag ganze Städte mit chirurgischer Präzision in Schutt und Asche zu legen, aber gegen einen Politoffizier von van Holstens Rang und Ruf konnte er nur den Kürzeren ziehen. Er bemerkte, dass Kapitän Hardman der Lordkommissarin auf den durchaus knackigen Hintern schielte, was seine Laune schlagartig wieder steigerte. Sollte van Holsten jemals Wind von den Gelüsten des jungen Kapitäns bekommen, würde sie mit Sicherheit rasch einen Makel in seiner Befehlsstruktur finden, der ihr Anlass für eine vorläufige Erschießung wegen Insubordination gegen den Willen des Imperators liefern würde. Er begann, hämisch zu grinsen, nickte dem Generaloberst höflich zu und entgegnete:
    „Verzeiht, Euer Lordschaft, mein Assistent muss beim Sprechen des Katechismus der Zeitumstellung etwas nachlässig gewesen sein. Ich werde ihn unverzüglich auspeitschen lassen.“
    „Tut Euch keinen Zwang an, Magus. Aber zunächst brauchen wir Euren Rat bezüglich dieses Ziels hier.“ Der Generaloberst deutete auf eine Holoprojektion, die etwa die Hälfte des Kartentischs in Anspruch nahm. Es schien sich um eine alte imperiale Befestigungsanlage zu handeln, sah aber auf den zweiten Blick mehr wie ein gigantischer Schrotthaufen aus.
    „Was beim Segen des Omnissiah ist das?“ fragte Steele und trat neben den Regimentskommandeur. „Und welcher Amateur hat diese bescheidenen Luftaufnahmen verbrochen?“ Kapitän Hardmans Aufmerksamkeit schwenkte schlagartig von den Weichteilen der Lordkommissarin zum Techmagus, während ihm die Zornesröte ins Gesicht schoss. Aber bevor er etwas erwidern konnte, machte der Generaloberst eine wegwerfende Handbewegung.
    „Es ist eine Festung der Kategorie 34-C7M35, und sie ist bewohnt. Von wem, wissen wir nicht. Aber Meister Capinsky verspürt eine starke psionische Präsenz dort. Falls es Mutanten sein sollten, wünschen wir, dass Eure Plattform sie in den Warp bombt.“ Lordkommissarin van Holsten sog scharf ihren Atem ein und beglückte den Regimentskommandeur mit einem giftigen Blick.
    „Bürger Generaloberst, Sie sollten das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wenn hier Mutanten sind, müssen wir die Inquisition informieren und Befehle von höherer Stelle einholen.“
    „Müssen wir das? Nun, dann sollten wir zunächst ein paar zusätzliche Informationen erlangen, bevor wir den Ordo Malleus grundlos hierher zitieren. Pfeiffer?“
    „Zu Befehl, Herr Generaloberst?“
    „Suchen Sie sich ein paar Freiwillige und schicken Sie sie näher ran. Wir haben gehört, bei den Sträflingen soll akute Langeweile herrschen. Wir brauchen mehr Datenmaterial. Und wir wollen wissen, was das da ist.“ Er deutete auf eine Art Standarte, die auf der Festungsmauer aufgepflanzt war und von der ein blutrotes Banner mit einem schwarzen Kuhschädel hing...

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  • IV. Die Bruderschaft
    Bruder Osbourne nahm einen tiefen Atemzug von der guten, würzigen Morgenluft und blickte sich entspannt um. Er stand auf der Wehrmauer des Klosters der Bruderschaft des wahren Imperators, direkt neben dem Banner des Predigers, auf dem der brennende, gehörnte Schädel zu sehen war, das uralte Symbol der Kraft, welches auch auf der Schulterpanzerung des Predigers selbst prangte. Der Abt nickte versonnen, als er an den heiligen Mann dachte, den der Imperator in seiner übergroßen Gnade auf diese entlegene Welt gesandt hatte. Vor sechs Monden war er wie aus dem Nichts erschienen, hatte um Mitternacht plötzlich vor den elenden Baracken gestanden, in welchen die Bruderschaft zuvor ihr jämmerliches Dasein gefristet hatte. Als die riesige Gestalt in ihrer strahlend roten Rüstung mit einem Mal unter sie getreten war, hatten sich die Mönche ehrfurchtsvoll zu Boden geworfen, weil sie geglaubt hatten, der Imperator selbst sei zu Ihnen herabgestiegen. Doch er hatte sie von ihrem Irrglauben befreit. Mit glühendem Eifer in seiner charismatischen Stimme hatte er ihnen gepredigt, von den Zeiten des großen Falls und dem Krieg gegen den falschen Imperator. Von der Stärke der Mächtigen, der Erhabenheit der Gewalt und dem ungeheuerlichen Potential, das in den Strömen des Warp verborgen lag und das die Agenten des falschen Imperators als unheilig verteufelten. Er hatte ihnen die Augen geöffnet und sie zu wahren Gläubigen gemacht. Schrein um Schrein hatten Sie unter seiner Anleitung für den wahren Imperator errichtet. Die alte Bastion hatten sie von ihrer verweichlichten, dekadenten Besatzung befreit und als Kloster des wahren Imperators in Besitz genommen. Die teuflischen kleinen Häretiker, die neben der Bruderschaft auf Hett’n-Hain siedelten, hatten für ihre dreisten Lügen bezahlen müssen. Ihr Land und ihre Leiber nährten nun diejenigen, die sie zuvor hochmütig verspottet hatten.


    Der Abt wandte sich um und ließ seinen Blick über den Innenhof gleiten, wo der Bruder Küchenmeister das Mahl für den Prediger bereitete. Am Spieß drehte sich ein bestialisch kreischender Halbling langsam über kleiner Flamme, so wie der Meister es liebte. Versonnen schloss Osbourne die Augen – die Schreie waren für ihn wie eine Symphonie.
    Tag für Tag war der Prediger allein in die Wüste gezogen, auf der Suche nach einem uralten Artefakt, über dessen Natur er seine Jünger im Unklaren gelassen hatte. Doch schließlich, vor einer Woche, hatte er seine Ausflüge unvermittelt eingestellt. Stattdessen hatte er die Mönche angewiesen, einen stählernen Mast aus Trümmerstücken zu errichten. Nun kniete er selbst am Fuß des Masts und verband eine verwirrende Vielfalt von Kabeln mit einem geheimnisvollen Kasten, den er mit sich gebracht hatte. „Wir errichten ein Leuchtfeuer, auf dass meine Brüder uns finden mögen“, hatte er dem Abt auf dessen vorsichtige Fragen hin offenbart. „Denn es sind Krieger des falschen Imperators auf diese Welt gekommen, und ohne die Hilfe meiner Mitstreiter werden wir hinweggefegt werden wie trockene Wüstensträucher.“ Osbourne hatte es nicht glauben können. Wer sollte dem Prediger gefährlich werden? Wer seine geheiligte, mit Ikonen des Imperators übersäte Rüstung durchdringen? Und doch hatte Bruder Crowley, der Seher, eine unheilvolle Präsenz gespürt, die sich von Norden näherte. Sie mussten wachsam sein. Niemals würden sie es zulassen, dass die Häretiker einen Fuß auf den geheiligten Klosterboden setzten oder gar ihre verderbten Hände nach dem Meister ausstreckten. Niemals!

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  • V. Das Portal
    „Ehret die Worte des Heiligen Herrschers der Menschheit!“
    „Wir ehren sie.“
    „Vernichtet die Schwächlinge, die seinen Namen besudeln und dem falschen Imperator huldigen!“
    „Wir vernichten sie!“
    Die seltsame Prozession zog langsam und würdevoll durch den unwegsamen Canyon. An ihrer Spitze schritt einer von des Predigers Brüdern, ein Riese von einem Mann, der wie sein Anführer eine blutrote, mit barocken Silberverzierungen geschmückte Rüstung trug. Auf seiner linken Schulterpanzerung prangte ein brennender, gehörnter Schädel, und in der rechten hielt er eine Axt, die vor unheiliger Energie knisterte. Sein asketisches Antlitz war leichenfahl und wirkte uralt, gleichwohl brannten seine Augen mit dem lodernden Feuer des hingebungsvollen Fanatikers. Und fanatisch wirkten auch die sieben in ebenfalls blutrote, zerlumpte Kutten gewandeten Mönche, die ihm folgten.


    Vor gut drei Stunden waren Bruder Turag und neun seiner Gefährten plötzlich wie aus dem Nichts im Kloster erschienen, was unter den Mönchen zunächst Entsetzen ausgelöst hatte. Der Prediger jedoch war hocherfreut gewesen und hatte
    sich mit ihnen in die Kapelle zurückgezogen. Als sie wieder hervorkamen, verkündete der Prediger, die Zeit sei nun gekommen, sich gegen die Schergen des falschen Imperators zu erheben. Einer der Mönche hatte eingewandt, die Eindringlinge seien zu zahlreich und zu gut bewaffnet, doch der Prediger hatte ihn nur scharf angeblickt, und der Zweifler war leblos zu Boden gesunken. Dann verkündete er, die Engel des wahren Herrschers warteten nur darauf, seinen treuen Anhängern im Kampf gegen die Krebsgeschwüre beizustehen. Er erwählte sieben Freiwillige, um Bruder Turag zu einem Portal zu begleiten, durch welches die Engel des Herrschers hervortreten und den Kampf gegen das ungläubige Geschmeiß aufnehmen würden.


    Die Prozession erreichte eine Art Krater im Boden des Canyon, in dessen Zentrum ein dunkler Obelisk stand, der mit schwach glimmenden Runen überzogen war.
    „Sehet, Ihr Kleingläubigen, das Portal! Nun rasch, bildet einen...“ Plötzlich hielt der Riese inne und hob die Nase in den sengend heißen Wüstenwind, als wolle er eine Witterung aufnehmen.


    BLAMM
    „Einer für Ohm Peregrin.“ Eine rote Rose erblühte mitten auf Turags Stirn, der ächzend in die Knie sank. Die Mönche schrien auf und blickten sich um.


    BLAMM
    „Einer für Tante Rosa.“ Gurgelnd griff sich einer der Mönche an den Hals, aber er konnte das Blut, das wie ein frischer Quell zwischen seinen Fingern hervorsprudelte, nicht aufhalten. Er war tot, noch bevor er auf dem steinigen Boden aufschlug. Aber nun deutete einer der Überlebenden aufgeregt auf einen kleinen Felsvorsprung, etwa fünfzig Schritt von dem Obelisken entfernt. Die Mönche verfielen in Raserei und rannten, wie von Dämonen besessen, auf den Felsvorsprung zu.


    BLAMM
    „Da waren’s nur noch fünf...“ Ein weiterer der Fanatiker fiel, aber das spornte die übrigen nur zu noch höherer Geschwindigkeit an.


    BLAMM
    „Vier.“ Sie waren noch gut zwanzig Schritt von dem Felsvorsprung entfernt, hinter dem der lange, mattschwarze Lauf eines Gewehrs hervor ragte.


    BLAMM
    „Drei“


    BLAMM
    „Zwei. Kommt schon, ist genug für alle da.“


    klick
    „Oh verdammt.“ Mit schreckgeweiteten Augen blickte Billy „Eye“ Harper den beiden Kultisten entgegen, die den Felsvorsprung, von dem aus er ihren Trupp so drastisch dezimiert hatte, nun fast erreicht hatten. Keine Zeit, die Ladehemmung zu beseitigen. Er erwog, mit dem Kopf voran auf den Boden des Canyons zu springen, um dem grausigen Schicksal zu entgehen, das so viele seiner Sippe ereilt hatte.


    ZOZOSCHSCH
    Der Halbling zog eine Augenbraue hoch, als die beiden Mönche lautlos nach hinten wegkippten und auf dem Felsboden aufschlugen. Dann drehte er sich langsam um. Hinter ihm stand ein Fremder, der eine braune Splitterschutzweste über einem blauen Sträflingsoverall trug und unverschämt grinste. In seinen Händen hielt er zwei rauchende Laserpistolen.
    „Schade, dass deine Flinte aufgegeben hat. Ich bin sicher, du hättest sie auch ohne meine Hilfe erledigt. Und das mit einer 30-06er Favala. Mir ist schleierhaft, wie man mit so einem Ofenrohr überhaupt schießen kann. Aber du...“ Er steckte die Pistolen weg und schüttelte den Kopf. „Man könnte meinem, Stumper Muckstart sei von den Toten auferstanden. Wie auch immer“, er streckte ihm eine stark behaarte Hand hin, „ich bin Feldwebel Shorty vom 16ten Cadia. Und mit wem habe ich die Ehre?“
    „Billy Harper, aber meine Freunde nennen mich Billy Eye.“ Der kleine Heckenschütze stand auf und schlug ein.
    „Ist mir eine Freude, Billy Eye. Komm, ich stell dich ein paar Kumpels vor. Erschreck nicht, das sind alles Große und ziemlich schräge Vögel. Aber ich denke, du solltest uns besser begleiten. Der General hat immer Verwendung für Leute von deinen Qualitäten.“ Er wandte sich um und kletterte mit der Geschicklichkeit einer Bergziege den Abhang hinauf, so dass Billy Mühe hatte, ihm zu folgen.


    ***


    Stöhnend robbte Turag Zentimeter für Zentimeter auf den Obelisken zu. Der niederträchtige Schuss hätte jeden normalen Sterblichen getötet, aber er, der im großen Krieg an der Seite des Gesalbten gekämpft hatte, war weit davon entfernt, ein normaler Sterblicher zu sein. Er war ein Astartes, und er würde seine Mission erfüllen. Nach einer Stunde, in der Hett’n-Hains rote Sonne gnadenlos auf seinen kahlen Schädel gebrannt hatte, hatte er schließlich sein Ziel erreicht. Mit letzter Kraft murmelte er entsetzliche Silben in einer Sprache, die so alt und unheilig war, dass die Aasvögel, die sich schon um ihn versammelt hatten, entsetzt aufstoben und das Weite suchen. Dann zog er sein Kampfmesser, schnitt sich die Kehle durch und starb mit entrücktem Lächeln, während die Runen auf dem Obelisken zu pulsieren begannen.

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  • VI. Skull Taker
    "Jetzt", murmelte Benswald und deutete mit seinem verbliebenen Daumen in Richtung Offiziersmesse der Fulmen Infernalis, von wo ein schallendes, fast schon hysterisches Lachen erklang, "ist er endgültig übergeschnappt. Der Orkboss hat ihn wohl härter am Kopf getroffen, als wir angenommen haben." Das Lachen ging unvermindert weiter. Allmählich kamen andere Renegaten aus ihren Quartieren und schauten sich verblüfft um. Lachen war nun nicht gerade das, was auf diesem Schiff an der Tagesordnung war. Schreie der Wut, ja. Schreie der Pein und der Ekstase aus den Bereichen, in denen die Jünger Slaaneshs ihren finsteren Gelüsten frönten. Aber das hier war geradezu unerhört.
    Mit einem Ausdruck äußerster Empörung auf ihren verkniffenen Gesichtern starrten die übrigen Champions Max Ertl an, der sich, nachdem er erfahren hatte, gegen wen die Skull Takers als nächstes ins Feld zu ziehen im Begriff waren, vor Lachen schier ausschütten wollte. Vatomah Noku, der stierköpfige Hüne, warf seinem Erzrivalen Tarek Volt vielsagende Blicke zu, was selten genug der Fall war. Und Golan Tal, der Vierte im Bunde, war sichtlich genervt vom Ausbruch seines Kollegen.
    "Nun komm mal langsam wieder runter, Eitersack", fauchte er schließlich. Aber Ertl lachte mittlerweile so heftig, dass die Nurglings, die in seinem fauligen Körper ihr Quartier bezogen hatten, schließlich einer nach dem anderen in Panik flüchteten und sich zwischen den Beinen der übrigen Champions verbargen, die die kleinen Plagegeister entsetzt abzuschütteln versuchten.
    Das Lachen trug Ertls Erinnerungen zurück an den Tag, an dem seine menschliche Existenz ausgelöscht worden war, um diesem entsetzlichen Halbleben Platz zu machen. Ein Halbleben, das er mit Freuden beendet hätte, wenn er nicht Feiglinge mehr als alles andere verabscheut hätte.


    Max Ertl war fürwahr kein Feigling; nicht als Mensch gewesen und auch nicht in seiner jetzigen Form. Er war als Sohn eines niederen Adligen auf Cadia geboren worden und durch eine harte Schule gegangen, wie die meisten Cadianer. Selbstverständlich hatte sein Vater ihn auf eine Offizierakademie geschickt, auch wenn die Chance, dass er zu einem nennenswerten Rang aufsteigen würde, aufgrund des Status seiner Familie eher gering gewesen war. Er würde ein Leben als Frontoffizier führen und selbiges irgendwann auf einem namenlosen Schlachtfeld auf einem ebenso namenlosen Planeten auf dem Altar der Ehre für das Imperium opfern. So war es ihm vorbestimmt. Das Schicksal hatte allerdings weitaus
    Grässlicheres für ihn vorgesehen.
    Nachdem er die Akademie mit Bravour absolviert hatte, diente er ein Jahr lang bei den Weißblechen, wo er seinen Vorgesetzten durch Mut und Entschlossenheit auffiel. Bald kommandierte er einen Trupp, schließlich einen kompletten Zug. Und als Zugführer im Rang eines Leutnants wurde er dann zum 16ten Cadia versetzt, unter den Befehl von Oberst Eusebius von Wallenfels.
    Wallenfels. Ein Name wie eine Legende. Ein Name, der Ertls Hass aufbrodeln ließ. Der jüngste Stabsoffizier, den Cadia jemals hervorgebracht hatte. Einer aus gutem Hause, der seinen Generalsrang quasi schon in der Tasche hatte, dem die Männer zujubelten und dem die Erfolge und die Frauen nur so nachrannten.
    Unter dem Befehl des Obersts hatte Ertls Zug eine Handvoll Schlachten geschlagen und dabei glänzende Erfolge erzielt. Man wurde auf den jungen Leutnant aufmerksam, und allmählich schien sich das Glück zu seinen Gunsten zu wenden. Wer weiß, vielleicht würde er mit der alten Familientradition der zweitklassigen Frontoffiziere brechen und doch noch zu höheren Weihen aufsteigen?
    Dann kam der Marschbefehl nach Anthrakas, wo seine ambitionierten Träume in einem Ozean des Grauens versinken sollten. Ein häretischer Kult hatte sich in den unteren Ebenen der planetenumspannenden Makropole ausgebreitet, und unter der Führung eines Inquisitors des Ordo Haereticus drang das 16te in die Eingeweide der gigantischen Stadt ein, um das Geschwür des Verrats auszubrennen. Dem ersten Zug unter Leutnant Ertl war die ehrenvolle Aufgabe zugeteilt worden, einen tiefen Vorstoß hinter die feindlichen Linien vorzunehmen und das feindliche Hauptquartier auszuschalten.
    Der Leutnant stieß rasselnd Atem aus, als er sich an seine letzten Stunden als normaler Sterblicher erinnerte. Ihr einheimischer Kundschafter hatte sie durch ein verwirrendes Labyrinth von Rohren und Korridoren geführt. Es war entsetzlich schwül gewesen; schmieriges Kondenswasser war an den Wänden herabgelaufen, von den Rohrleitungen an der niedrigen Decke getropft und hatte sich in kleinen, stinkenden Tümpeln auf dem mit Exkrementen verschmierten Boden gesammelt. Überall fanden sich aufs grässlichste entstellte Leichen, und ringsum war ein leises, böses Flüstern zu vernehmen, als würde die Makropole selbst die Eindringlinge verfluchen.
    Vorsichtig führte er seine Männer vorwärts. Angst nagte an seinen Eingeweiden, aber er wusste, dass er stark war und ignorierte sie. Und schließlich, an einem alten, rissigen Hochofen, aus dem sich flüssiges Metall wie Kerzenwachs auf den Boden ergoss, fanden sie den Häretiker und seinen Stab.
    Wallenfels Plan war aufgegangen und die Überraschung geglückt. Der Rest des 16ten Cadia führte in diesem Moment einen Frontalangriff durch, und die Kultisten waren darauf konzentriert, über ihre Funken versprühende Comm-Einheit die Abwehr ihrer Fußtruppen zu koordinieren, während ihr Meister irgendetwas auf den Boden zeichnete und seltsam kehlige Laute von sich gab. Max verschaffte sich einen Überblick über die taktische Lage und gab seinen Männern die entsprechenden Zeichen. Als sie angriffen, waren die Kultisten völlig überrascht. Der Kampf war ebenso schnell vorbei, wie er begonnen hatte. Bei gerade mal vier eigenen Verlusten hatten sie den kompletten Stab des Häretikers ausgeschaltet. Selbiger schien von alledem keine Notiz zu nehmen. In eine Art Trance versunken, wiegte er sich vor dem Symbol aus drei grünen Kreisen, das er auf den Boden gemalt hatte, hin und er. Ertl schwante Übles, und so schoss er dem Häretiker von hinten mit seiner Pistole dreimal in den Kopf, was diesen nach anfänglichem Zögern schließlich zum Verstummen brachte. Als er den Leichnam mit seiner Stiefelspitze umdrehte, stockte ihm der Atem. Einige der Soldaten schrien entsetzt auf, und der einheimische Führer wandte sich um und rannte wie von Furien gehetzt davon. Der Häretiker sah aus, als wäre er schon seit Tagen tot gewesen. Sein ganzer Körper befand sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Verwesung und war mit eitrigen Geschwüren übersät, in denen sich zahllose daumendicke Maden tummelten. Der Leutnant rief nach Kowalski und seinem Flammenwerfer, als die Luft über den Kreisen mit einem Mal zu flimmern begann.
    Was da plötzlich mitten unter ihnen auftauchte, waren zweifellos irgendwann einmal Terminatoren des Adeptus Astartes gewesen, aber das musste vor unvorstellbar langer Zeit gewesen sein. Ihre Rüstungen waren mit ihren Körpern verwachsen und offenbar ein lebender – oder vielmehr untoter – Bestandteil ihrer selbst geworden. Ebenso wie ihre Gesichter waren sie übersät mit Pusteln, Eiterbeulen und fahlen Flecken, und sie stanken, als wären sie direkt einer Jauchegrube entstiegen. Um das Maß des Entsetzens voll zu machen, grinste einer der drei jovial in die Runde der vor Schrecken erstarrten Soldaten, zog geräuschvoll einen Schleimbrocken aus den tiefsten Abgründen seiner verwesten Nebenhöhlen, spuckte ihn in hohem Bogen auf den Körper der Häretikers und krächzte mit belegter, aber nicht unfreundlicher Stimme:
    "Nargleth zum Gruß, meine Kinder. Wie können wir behilflich sein?"
    Das Lächeln des verrottenden Hünen gefror, als Ertl seinen Männern den Feuerbefehl erteilte. Und nachdem sie die erste Salve aus den Lasergewehren der Imperialen Soldaten mit beängstigender Leichtigkeit weggesteckt hatten, fiel ihre Antwort ebenso barsch wie wirkungsvoll aus. Als sich der Blutnebel der ersten Boltersalve gelegt hatte, war die Hälfte von Ertls Zugs tot. "Rückzug!", brüllte er. Die Erinnerung an das, was folgte, war schwammig. Sie flohen, schossen, warfen sich in Deckung und kämpften verzweifelt ums nackte Überleben. Irgendwie schafften sie es, zwei der verderbten Terminatoren auszuschalten, aber der verbleibende jagte sie mit spielerischer Leichtigkeit durch das Labyrinth der Makropole, wie eine Katze eine Maus jagen würde. Schließlich fand der Leutnant die Zeit, sich mit Benswald, seinem Funker, in eine Nische zu drücken, während der faulige Gigant am anderen Ende des Korridors sein blutiges Handwerk ausübte.
    "Mayday, mayday, HQ, hier Prime Mover. Auftrag ausgeführt, sind jedoch auf unerwarteten Widerstand gestoßen. Erbitten sofortige Unterstützung. Brauchen Laserkanonen und Melter. Das sind keine einfachen Härektiker; massiv gepanzerte Exoskelette. Stoßen vor zu Perimeter Alpha-2. Erwarten Evakuierung."
    "Negativ, Prime Mover", kam die Antwort vom Adjutanten des Oberst. "Halten Sie Ihre Position und nehmen Sie so viele Feinde wie möglich mit. Sie haben dem Imperator heute große Ehre gemacht, aber wir können Sie nicht evakuieren. Ihr Einsatzgebiet ist kontaminiert und wurde hermetisch vom Rest der Makropole abgeriegelt. Ganz Cadia blickt stolz auf seine Helden. HQ Ende."
    "Hallo, HQ? Habe ich gerade eine Funkstörung? Ich habe hier noch mehr als zwanzig Mann, und wir sind innerhalb eines Klicks von unserem Evakuierungspunkt. Ich brauche lediglich ein bisschen schweres Deckungsfeuer, und ich bringe meine Männer hier raus. Sie haben hier gerade Unvorstellbares geleistet, und sie haben es nicht verdient, dass Ihr sie jämmerlich verrecken lasst." Es klickte in der Leitung, und schließlich war die Stimme des Obersts selbst zu vernehmen.
    "Ertl, Sie bringen niemanden raus, haben Sie nicht verstanden? Ich bedaure es außerordentlich, aber wir müssen Sie isoliert halten. In Ihrem Sektor ist eine Seuche ausgebrochen, die an Aggressivität alles in den Schatten stellt, was wir kennen. Es gibt keinen Entsatz, und es gibt keine Evakuierung. Es ist vorbei. Sammeln Sie Ihre Männer, und sterben Sie wie ein aufrechter Cadianer, bevor Sie der Virus dahinrafft. Es war mir eine Ehre, an Ihrer Seite kämpfen zu dürfen, Leutnant Ertl." Es klickte, und die Leitung war tot. Benswald gab ein undefinierbares Gurgeln von sich, während Ertl vor Wut aufschrie.
    "Ehre an unserer Seite kämpfen zu dürfen? Der Drecksack opfert uns wie ein paar verschissene Schachfiguren. 'Cadias Helden', da scheiß ich doch drauf. Zur Hölle mit Wallenfels. Zur Hölle mit dem ganzen stinkenden Imperium."
    Von hinter ihm war ein schleimiges Räuspern zu hören, und ein gewaltiger Schatten fiel über ihn. Als er herumwirbelte, blickte er direkt ins Gesicht des Terminators. "Das ist, mit Verlaub, ein interessanter Aspekt, den Sie da gerade ins Spiel gebracht haben. Ich hätte einen Vorschlag zu machen, wenn Sie ihn hören wollen..."
    Leutnant Ertl war Pragmatiker genug, um zu wissen, dassseine Karriere als Offizier bei der Imperialen Armee soeben zu Ende gegangen war. Und er war verbittert genug, um sich den Vorschlag des Terminators, der sich als Julius Kant vorgestellt hatte, anzuhören. Als eine Woche später die Sperre durchbrochen wurde und sich die Horden des Chaos in die noch unbefleckten Teile der Makropole stürzten, kämpften er und diejenigen seiner Leute, die der Virus nicht dahingerafft, sondern lediglich in faulige Karikaturen eines Menschen verwandelt hatten, bereits Seite an Seite mit den Seuchenmarines, die hier eine Invasion im großen Stil planten. Aber zu diesem Zeitpunkt war Oberst Eusebius von Wallenfels bereits Dutzende von Lichtjahren von Anthrakas entfernt.


    Seit diesem Tag lebte Max Ertl nur noch für die Rache – soweit man von "Leben" sprechen konnte. Es verging kein Tag, an dem er sich nicht vorstellte, seine eitrigen Klauen durch das makellose Gesicht des Obersts zu ziehen und ihn das Entsetzen spüren zu lassen, das er und seine Männer gefühlt hatten. Er stellte sich vor, ihn tage-, ja wochenlang langsam zu Tode zu foltern, und er lächelte dabei. Wallenfels hatte seinen Zug verraten und verkauft. Und er würde bezahlen.
    Viele Monate hatte er mit anderen Renegaten bei den einfachen Renegatenmilizen für die Seuchemarines gekämpft. Seine wilde Entschlossenheit hatte ihm den Respekt der Legionäre eingebracht, und mit dem Terminator Julius Kant, der für einen Mann seiner Statur und Profession verblüffend gebildet und kultiviert war, verband ihn bald eine tiefe Freundschaft. Und als wieder einmal Lücken in den Reihen der Legionäre zu füllen waren, die der ewige Krieg gegen den falschen Imperator gerissen hatte, wurden ihm und Benswald schließlich archaische Servorüstungen verliehen, in denen vor ihnen schon Generationen von Legionären vor sich hingefault hatten, bis ein gewaltsamer Tod sie in die ewige Finsternis gerissen hatte. Und hier saß er nun, ein aufstrebender Champion des Nurgle, Anführer mehrerer Trupps der Seuchenmarines und Angehöriger einer Kriegerbande mit dem klangvollen Namen "Skull Takers", die auf dem Weg waren, eine handvoll Word Bearers im Kampf gegen imperiale Truppen auf der abgelegene Kolonie Hett'n-Hain zu unterstützen. Im Kampf gegen das 16te Cadia, um genauer zu sein. Gegen das 16te Cadia unter Generaloberst Eusebius von Wallenfels, um ganz genau zu sein. Ertl lachte schallend, und sein dröhnendes, nur hin und wieder von einem erfrischenden Asthmanfall unterbrochenes Gelächter erfüllte das ganze Schiff. "Rache", seufzte er schließlich. Und ein Ausdruck tiefster Zufriedenheit legte sich auf sein verwesendes Antlitz.

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  • VII. Götterdämmerung
    Gut die Hälfte des 16ten Cadia war in respektvoller Distanz zur Festung in Stellung gegangen und bereitete sich auf die Schlacht vor. Oder zumindest darauf, die Reste der Besatzung hinwegzufegen, denn der Generaloberst hatte dem Techmagus befohlen, die Festungsmauern mit gezieltem Orbitalbeschuss einzuäschern. Der Generalstab hatte sich auf einem Felsvorsprung einquartiert, in guter Deckung und dennoch mit einem ausgezeichneten Ausblick auf das Ziel. Ein Ordonanzservitor im Hintergrund des Gefechtsstandes zählte mit seelenloser Stimme die Zeit bis zum Beginn der Kampfhandlungen herunter. Während Techmagus Steele der Besatzung seiner orbitalen Waffenplattform die letzten Instruktionen gab, ging von Wallenfels mit den übrigen Stabsmitgliedern noch einmal die Strategie durch.


    Lordkommissarin van Holsten war unverkennbar wütend, verkniff sich aber jede weitere Bemerkung über die Verletzung von Direktive 666. Der Generaloberst würde sich nicht von seinen Angriffsplänen abhalten lassen, und die exemplarische Erschießung eines bei seiner Truppe so beliebten Offiziers hier auf diesem Pickel am Arsch des Imperiums würde einem Suizid gleichkommen. Vanessa von Holsten hatte aber durchaus noch nicht vor, ihre Karriere zu beenden. Deshalb hatte sie sich in die Pläne des Generaloberst gefügt, nicht jedoch ohne zuvor über ihren eigenen Astropathen heimlich eine Meldung an den nächstgelegenen Außenposten des Ordo Malleus abzusetzen. Sollte sich die Inquisition um die Beseitigung dieses impertinenten Mannes kümmern. Sie würde hier derweil für die angemessene Hingabe an den Imperator und die nötige Kampfmoral sorgen.
    „Wie sieht es aus, Steele?“, fragte von Wallenfels mit einem Hauch von Ungeduld in der Stimme.
    „Fünf Minuten noch. Und dann haben wir sechzig Sekunden, bevor der Winkel wieder so ungünstig wird, dass wir einen weiteren Tag warten müssen.“
    Der Generaloberst rümpfte die Nase. Die Festung lag mitten im Gebirge, in einer Position, die sie hervorragend gegen Orbitalbeschuss abschirmte, wenn man nicht gleich das halbe Felsmassiv abtragen wollte. Und die Ressourcen an Munition waren nicht unbegrenzt. Also hatten sie nur diese eine Gelegenheit für eine Salve. Bis zum nächsten Umlauf. Er wandte sich an Kapitän Hardman.
    „Die Bomber in die Luft, Kapitän. Bevor sich der Staub gelegt hat, will ich noch einen großflächigen Teppich über der Festung.“
    Hardman nickte erfreut und gab seinen Piloten die entsprechenden Instruktionen. Die Festung starrte vor automatisierten Flakbatterien, aber nach dem Orbitalfeuer würden diese nicht in der Lage sein, seine wertvollen Marauder zu bedrohen. Von Wallenfels nickte und wandte sich an seinen Adjutanten.
    „Sollte mit der Plattform irgendetwas schieflaufen, startet Plan B in vier Minuten dreißig Sekunden.“
    „Die Basilisken und Todesstoß-Batterien sind feuerbereit, mein General“, erwiderte Pfeiffer. Der Generaloberst nickte knapp und musterte Steele. Er kannte den Techmagus nun lange genug, um an einem kaum merklichen Aufleuchten in den Tiefen von dessen künstlichen Augen äußerste Missbilligung wahrzunehmen. Nun, es war sein gutes Recht, auf die überlegene Technik seiner Orbitalplattform zu vertrauen. Aber Eusebius von Wallenfels war nicht in den Generalsrang aufgestiegen, weil er mit nur einem einzigen Plan im Tornister ins Gefecht ging.


    „Operation Inferno der Reinheit beginnt in 4 Minuten“, erklang die leicht schnarrende Stimme des Ordonanzservitors. Die Lordkommissarin räusperte sich, und alle Köpfe wandten sich ihr zu.
    „Gedanke des Tages: Ein tapferes Herz besiegt den Makel der Häresie mit dem Schwert des Glaubens. Mögen die Ketzer brennen.“
    „Mögen sie brennen“, kam die vielstimmige Antwort.
    Plötzlich gab Steele ein erstaunlich menschlich klingendes Keuchen von sich. Der Generaloberst zog fragend eine Augenbraue hoch, während der Servitor emotionslos den Anbruch der dritten Minute vor Beginn der Kampfhandlungen verkündete.
    „Orbitalplattform meldet Ortungskontakt zu unidentifiziertem Objekt. Größe entspricht einem Raumkreuzer, unbekannte Klasse. Was beim Omnissiah…“ Der Techmagus gab ein entsetztes Pfeifen von sich und brach zusammen. Von Wallenfels wirbelte zu Hauptmann Pfeiffer herum.
    „Plan B, Ausführung. Gehen wir davon aus, dass die Orbitalplattform nicht feuern wird.“
    Wie zur Bestätigung seiner Worte erglühte am Himmel über ihnen unvermittelt eine zweite Sonne.


    ***


    Mit äußerstem Vergnügen verfolgte Max Ertl von der Brücke aus den Angriff auf die Waffenplattform. Die Fulmen Infernalis hatte sich ihrer Beute in Schleichfahrt genähert und erst im allerletzten Moment ihre Waffensysteme aktiviert. Eine Salve hatte gereicht, um den völlig überraschten Feind zu vernichten. Ein glücklicher Treffer hatte die Panzerung der Raketensilos durchschlagen, was zu einer Kettenreaktion geführt hatte. Für einen kurzen Moment leuchtete die Plattform auf wie ein Furunkel auf Väterchen Nurgles Nase. Dann war sie verschwunden.
    Der Champion wandte sich ab und begab sich zügig, aber ohne Hast in Richtung seines Thunderhawks. Als er das Hangardeck erreichte, waren der Warpschmied der Skull Takers und seine Lakaien gerade dabei, Bruder Rufus zu verladen. Obwohl der Sarkophag des schwer geistesgestörten Cybots noch nicht am Körper fixiert worden war, gingen sie mit äußerster Vorsicht vor. Zurecht. Ertl hatte einmal erlebt, wie diese paranoide Killermaschine Amok gelaufen war, und er legte keinen gesteigerten Wert darauf, diese Erfahrung zu wiederholen.
    Er schlug einen weiten Bogen um die Gruppe und erreichte dann sein Landungsschiff, das irgendeiner seiner lange verwesten Vorgänger auf den klangvollen Namen Eiterflechte getauft hatte. Der Thunderhawk sah aus wie der abgefaulte Arm eines Seuchenopfers, und um ihn herum begann der Hangarboden bereits zu korrodieren. Die Seuchenmarines hatten diesen Bereich des Hangars ganz für sich allein, obwohl Platz auf der Fulmen ansonsten ein äußerst wertvolles Gut war. Aber nachdem die ersten Astartes der übrigen Kriegerbanden, die sich dem Kommando von Prinz Lokhnarak unterworfen hatten, über Ekzeme und eitrige Hautausschläge zu klagen begannen, wurden sie gemieden wie… nun ja, die Pest die sie nun einmal waren. Der stets gut gelaunte Ertl nickte den beiden Wächtern an der Laderampe freundlich zu und stieg in das Schiff. Es war, als würde er den Schlund eines an Rachenkrebs im Endstadium leidenden Drachen betreten. Feuchtheiße und faulige Luft schlug ihm entgegen. Erfreut nahm er einen tiefen Atemzug und schritt dann auf die vollzählig versammelten Seuchenmarines zu, während sich die Luke hinter ihm schloss.
    „Kapitän an Bord“, brüllte jemand, und alle Köpfe – oder was davon übrig war – wandten sich zu ihm.
    „Meine Herren, es ist soweit“, schnarrte Ertl in die Runde. „In wenigen Minuten ziehen wir in den Krieg, und diesmal geht es nicht gegen irgendwelche wehrlosen Milizionäre mit Spazierstockgewehren. Wir kämpfen gegen Cadianer. Nicht, dass ein einzelner von ihnen uns den Eiter reichen könnte. Aber als Masse sind sie ein nicht zu unterschätzender Gegner. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich war selbst einmal einer von ihnen. Und ich kenne ihren Anführer aus eigener Erfahrung. Es wird hart werden, und viele von uns werden unserem fauligen Vater im Warp früher gegenübertreten, als es ihnen vielleicht lieb ist. Aber wir werden siegen.“
    Sein Lächeln verschwand, und er blickte jedem Einzelnen seiner Unterführer mit plötzlichem und für ihn ungewohntem Ernst in die Augen.
    „Heute“, flüsterte er, „werde ich mir den Kopf von Eusebius von Wallenfels holen. Und wenn Ihr nicht Euer verdammt noch mal Bestes gebt, damit ich dieses Ziel auch erreiche, werdet ihr kleinen Faulmaden Euch wünschen, Ihr wärt dem Ordo Malleus lebend in die Hände gefallen. Soweit klar?“

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  • Mondschatten

    Hat das Label [Inquisition] hinzugefügt
  • Mondschatten

    Hat den Titel des Themas von „[40K] Wallenfels“ zu „Wallenfels [Roman]“ geändert.