Autor: Graham McNeill
Format: Taschenbuch
Umfang: 448 Seiten
Sprache: deutsch
Preis: 9,99 € (Print)/ 15,99 € (eBook)
ISBN: 978-1-78193-064-9
Einleitung:
Priester des Mars ist nur der Auftakt einer mehrere Bücher umfassenden Geschichte. Von daher darf man bei diesem Buch keine abgeschlossene Handlung erwarten. Das Buch ist gut in drei Teile strukturiert: Vorbereitung der Mission, Reise durch den Warp, Ankunft und Durchschiffung der Halo-Narbe. Ob dieser Storyauftakt wie eine geölte Maschine läuft oder eher einem stotternden Benzinmotor gleicht, erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest.
Inhalt:
Erzmagos Lexell Kotov steht mit dem Rücken zur Wand. Er läuft Gefahr seine Privilegien und seinen Besitz auf dem Mars zu verlieren. Die letzte Chance, die ihm bleibt, ist das riskante Unterfangen, sich mit einem riesigen Konvoi und der Hilfe eines Freihändlers den Spuren des törichten Magos Telok in die Halo-Narbe (eine Art galaktisches Bermudadreieck) zu folgen.
Alles verläuft zunächst ohne Probleme, doch an der Halo-Narbe angekommen bereiten nicht nur Xenos dem Konvoi Schwierigkeiten, sondern auch eine seltsame…Intelligenz, die Kotov faktisch das Kommando entreißt und sich an die Spitze der Operation setzt. Als ob dies nicht schlimm genug ist, muss der Erzmagos seine Flotte und vor allem die gigantische Mechanicum-Arche durch die tödlichen Gefilde der Halo-Narbe steuern…
Eindrücke und Kritik:
negativ:
Die negativen Punkte lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Gestaltungs- und Logikfehler. Erstere sind ein ziemliches Ärgernis, zumal das Buch faktisch das zweite Mal aufgelegt wurde. Doppelungen und jede Menge Ausdrucks- und Zeichensetzungsfehler hätte man bei einer genaueren Prüfung vermeiden können.
Die zahlreichen Logiklücken und Inkonsequenzen haben dabei wenig geholfen. Im Spoiler könnt ihr die Sachen nachlesen, wenn ihr euch ein paar Wendungen vorgreifen wollte. Sie sind in einer Rangfolge angeordnet. Je weiter oben ein Kritikpunkt steht, desto stärker hat er mich gestört.
- Um durch die Halo-Narbe zu kommen, darf kein Schiff auch nur minimal vom Kurs abweichen. In der Narbe machen aber drei Schiffe jede Menge Manöver, Drehungen etc., ohne dass die Narbe sie vernichtet
- Die Eldar opfern Dutzende der ihren, nur um die Chance auf zwei Eldar-Leben zu wahren. Das entspricht meiner Meinung nach nicht ihrer Mentalität.
- Die Cadianer werden als abgehärtete, furchtlose Soldaten beschrieben, geraten aber bei gefühlt jedem Problem in Panik.
- Wenn die Mechanicum-Arche so unbezahlbar wertvoll ist und die Herren des Mars den Erfolg der Mission so sehr bezweifeln, warum wird das Schiff dann riskiert? Dass dann Kotovs Bosse vom Mars nicht sofort sein gesamtes Eigentum requiriert haben, fand ich schwer nachvollziehbar
- Die Priester sind entsetzt über eine Entität, die nach Belieben Existenzen anderer Wesen auslöscht, aber sie lassen in der eigenen Arche hunderte Arbeiter umkommen, ohne dass es sie interessiert. Ich bin mir hier nicht sicher, ob McNeill diese Doppelmorla bewusst zeigen wollte oder ob es nur zufällig entstanden ist. Diese fehlende Deutlichkeit wird daher von mir mit einem (sehr leichten) Punktabzug bestraft.
positiv:
Bei aller Schwarzmalerei gibt es auch Gutes zu berichten. Der Action-Anteil ist zwar äußerst gering, aber die Handlung wird durch Geheimnisse, Intrigen und einen recht guten Schreibstil (abgesehen von den negativen Punkten) gut und spannend vorangetrieben. Außerdem ist es eine willkommene Abwechslung zu den typischen 40k-Büchern.
Auch die Einblicke in die Strukturen, Mentalitäten und Abteilungen des Mechanicums werden hervorragend in die Geschichte eingearbeitet. Man wird nicht direkt darauf hingewiesen, sondern die Informationen werden organisch (pun intended) in den Handlungsverlauf eingebunden.
Besonders gut ist das bei der Perspektive der Magi gelungen. Die Geschichte wird zumeist aus Sicht der Techpriester geschildert und die Beschreibungen sind in großen Teilen sehr wissenschaftlich ausgedrückt. Ich musste einige Sachen zwar mehrmals lesen, um sie zu verstehen (und weiß nicht, ob sie Sinn machen, da ich mich in Quanten- und Astrophysik nicht auskenne), aber es trägt so gut zur Atmosphäre bei, dass ich das nicht als schlecht empfand.
Die Zusammenstellung der Expedition war schließlich gut nachvollziehbar begründet und die für das erste Buch wenig relevanten Figuren bekamen auch nur ein Mindestmaß an Erzählraum.
Cover: Gefällt mir gut, hat aber mit der Geschichte nix zu tun.
Fazit:
Das Buch lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits war die Handlung trotz geringer Action spannend, aber nicht mitreißend. Der Sprachstil war im Großen und Ganzen klasse, aber die Übersetzer haben stilistisch und grammatisch geschlampt. Schließlich gingen mir die unlogischen Stellen sehr auf die Nerven, zumal die Hälfte der Charaktere ironischerweise fast immer mit Logik argumentiert.
Der Roman ist damit zwar ein gelungener Auftakt für die Buchreihe, aber eben kein hervorragender.
Wertung:
6,5/10