Vergessen [Adeptus Mechanicus, Kurzgeschichte]

  • Erwache


    Der antike Befehl hallte noch sehr lange in der endlosen, dunklen Leere nach. Es gab hier schon seit einer Ewigkeit keinen Geist mehr. Nur die hohle Abwesenheit von stumpfen Gedanken war übriggeblieben. Die Zeit selbst existierte hier seit Jahrmillionen nicht mehr. Es gab keine greifbare Dimension, keinen Gegenstand und keinen Verstand.
    Es verstrich eine kurze Unendlichkeit, bis der Ruf auf Widerstand stieß.
    Da entstand dieser Gedanke aus dem schieren Nichts.


    Charo!


    Ohne Bezug und ohne einen Verstand, der ihn hervorgebracht haben könnte und doch war er da.
    Zeit begann zu verstreichen als sich um diese eine Idee erste Erinnerungen sammelten. Es geschah langsam, geradezu gemächlich. Eine Person, ihr Gesicht, wer sie war und was sie war.
    Wessen Idee es war. Dieser spezielle Gedanke war sehr mächtig und beanspruchte den ersten Gedanken sehr eindringlich für sich. Neue Gedanken eröffneten sich und fügten sich unmittelbar an diesen stärkeren Gedanken an, während er noch mit der Grundidee rang.


    …Notfall-/Defensivprotokolle…


    Noch immer wehrte sich der Gedanke. Es fehlte ein Detail. Es passte nicht zusammen. Eine Träne sammelte sich um den Gedanken. Der Hauch von Tod umarmte ihn sacht und kalt. Dann wurde die Idee plötzlich stumpf. Der größere Gedanke fiel nun über die bitter frostige Tatsache her und riss sie zunehmend an sich.


    Mit einem Mal fehlte ein Stück. Scheinbar grundlos war da mit einem Mal mittendrin ein Loch, so unbedeutend, dass es zunächst nicht auffiel. Weiter sammelte sich die Erinnerung, knüpfte an Stränge an und versuchte sich einfach wieder in das Loch hineinzusetzen, doch die Lücke schloss sich nicht, sie wurde größer. Weiter tat sich der Schlund auf, bis schließlich die große Idee selbst verzweifelt gegen das große Nichts anzukämpfen begann. Doch der Sog war zu stark. Mit einem langsam anhebenden Kreischen begann der Kern des Knäuels allmählich in dem Strudel zu vergehen, bis schließlich ein markerschütternder Todesschrei durch die Unendlichkeit gellte.


    Es fehlte nichts mehr. Es war nichts mehr da.


    …Nemesor…


    Der Ruf erhellte die Leere und etwas schimmerte. Eine Träne blitzte auf. Das Nichts war nicht vollkommen. Letzte Gedanken waren noch immer dort, umklammerten zerbrechlich die flüchtige Emotion.


    …Erwache…


    Das Geflecht zog sich zusammen, ballte sich und versuchte die Träne mit aller Macht zu umschließen. Zwei letzte Fragmente wuchsen über sich hinaus, wurden größer und schafften es schließlich die Überbleibsel sicher zu umschließen.


    Ewig leben…
    Ewig herrschen…


    Diese Ideen waren wichtig. So wichtig, dass sie mit einem Mal von sich aus weiter wuchsen, sich verzweigten und unerwartet etwas völlig Neues hervorbrachten:


    Niemals aufgeben!


    Und mit diesem ersten neuen Gedanken, war der Verstand wiedergeboren.

    Die Emukraft, die alles schafft!


    - Eure Order lautet: Vernichtet den Anwärter. -


    Die letzte Prüfung!? ist eine actionlastige Science Fiction Geschichte in meinem eigenen Universum. More to come.

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  • …Der Magos…


    „…sollte davon wissen. Gib ihm Bescheid.“ Der Techpriester wendete sich gar nicht erst von seiner Logikmaschine ab, um dem Servitor den Befehl zu geben. Wortlos folgte dieser dem rauen, mechanischen Befehl seines Herren und verließ die kleine Kammer mit einem vernehmlichen metallischen Stampfen.
    Zurück blieb nur die einsame Gestalt in ihrem roten, wallenden Gewand. Aufgeregt schwingend umtanzten seine zahlreichen Mechandriten den jungen Adepten, während dieser in seine Arbeit vertieft ein paar letzte Werte abrief und überprüfte.
    „Dank der Omissiah.“ Sagte er schließlich erleichtert und richtete sich auf.
    Seine vier bionischen Augen erblickten gerade noch, wie sein davoneilender Diener um die nächste Ecke des tiefschwarzen Bauwerks bog. Sein übriges natürliches Auge brannte indes vom übermäßigen Schlafentzug und verweigerte ihm zunehmend den Dienst.


    Die neuen Daten waren bemerkenswert. Zum ersten Mal hatte die fremdartige Maschine auf ihre Bemühungen angesprochen. Bereits jetzt war er in der Lage gewesen dem Apparat seinen genauen Aufbau zu entlocken, auch wenn zugegeben nicht viel davon Sinn ergab.
    Gedankenverloren schweifte der Blick des Techpriesters durch den Raum. Zahlreiche große Logiksysteme füllten die kleine, außerirdische Kammer fast vollständig. Die Wände bestanden aus fremdartigen Materialien und anstatt rechter Winkel basierte die ganze Geometrie dieses Raumes mehr auf schrägen Elementen.
    Entfernte Geräusche drangen durch den Stein. Die ganze Struktur erzitterte leicht. Doch es blieb bei einigen wenigen Schlägen. Das war nichts Ungewöhnliches. In den Berichten der ersten Exploratoren auf diesem Planeten waren diese Ereignisse bereits feinsäuberlich aufgezeichnet worden. Anfangs hielt man es noch für eine besondere Fehlfunktion der antiken Maschinen dieses Ortes, doch die Erschütterungen folgten keiner feststellbaren, noch so komplizierten Logik und es sollte schon Zeiten gegeben haben, wo sie jahrelang ausgeblieben waren.
    Der Blick des jungen Mannes schweifte weiter und blieb schließlich an dem Objekt zu seiner rechten hängen.
    Die Maschine gab ein stetig pulsierendes Wispern von sich. Kränklich grünes Licht beleuchtete das Innenleben der kleinen Ausbuchtung in der Wand. Hinter einer durchsichtigen Schicht eines unbekannten, wabernden Materials befand sich dort ein fremdartiges Wesen. Leitungen und Schläuche verliefen durch die metallenen Knochen und verbanden sich schließlich mit Wirbelsäule oder Schädel.
    Der Xenos war groß, größer noch als die Skitarii, die diesen Außenposten nun schon seit Ewigkeiten bewachten. Seine Hände glichen Klauen und sein Gesicht war ein furchteinflößender Schädel, in dessen Höhlen ein schwächliches grünes Funkeln zu erahnen war.
    Nur wenige Verzierungen säumten die großen Schulterplatten und den Torso. Der Kopf trug lediglich eine kleine goldene Verzierung, die mit der darauf sitzenden Kugel einer Art zurückgebundenen Zopf glich.
    Das gesamte Skelett wäre von den meisten wohl als schwarz wahrgenommen worden. Tatsächlich war das Skelett allerdings von einem sehr zarten Ultraviolett durchdrungen und der junge Techpriester erahnte, dass sich die Farbe noch in weit ausgefallenere Töne erstreckte, die sich jedoch selbst seinen bionischen Augen entzog.
    Das Auffälligste war jedoch die Inschrift, die sich in leuchtend strahlendem grün an seiner linken Schulterpanzerung befand.
    Doch um ihre Bedeutung wurde nun schon beinahe 300 Jahre lang gerätselt. So lange befand sich die Maschine bereits in der Obhut des Adeptus Mechanicus. Das war auch mit der Hauptgrund warum das schwache Glimmen der toten Augen ihm keine Angst machte.


    „Ah, Demetrius, ich habe gerade erfahren, es gäbe gute Neuigkeiten.“ Erschrocken richteten sich die Mechandriten des jungen Priesters auf, als er herumfuhr.
    „Oh, es tut mir leid, habe ich dich erschreckt? Das wollte ich nicht.“ Meinte der alte Techpriester mitleidig. Sein Gesicht wies nichts Menschliches mehr auf. Aus klobigem Metall ragten einige optische Gerätschaften heraus. Kein Vergleich mit den filigranen Zügen des Xenos in dieser Maschine. Lediglich der Mund war noch nicht vollständig bionisch.
    „Nichts für ungut, Ilias.“ Erwiderte Demetrius erleichtert. „Ja, die Ergebnisse waren wirklich erstaunlich. Wenn man bedenkt, dass das Gerät zum ersten Mal auf einen meiner Versuche reagiert hat, ist dabei eine ganze Menge für uns dabei herausgesprungen. Sieh mal.“ Die Mechandriten am Rücken des jungen Mannes betätigten einige Schalter an einer Logikmaschine im hinteren Teil des Raumes und eine flüchtige, kleine Holoprojektion erschien in der Mitte des Raumes.
    „Ich habe auf einen Schlag den Aufbau der Maschine in Erfahrung bringen können.“ Verkündete er stolz.
    „Das ist wirklich bemerkenswert.“ Meinte der ältere bewundernd. Sein Blick vollständig auf die Projektion gerichtet. „Weißt du schon wie das alles funktioniert?“
    „Wenn ich ehrlich sein soll, ich verstehe noch überhaupt nichts von alledem. Umso mehr bin ich darauf aus, die Maschine noch weiter zu studieren.“
    „Was sind das hier eigentlich für Verbindungen? Sie scheinen von außen gespeist zu werden.“ Ilias starrte gebannt auf die Projektion über ihren Köpfen.
    „Ja, sicherlich. Immerhin erzeugt die Maschine ja ihre Energie nicht selbstständig. Ich schätze es bezieht seine Energie aus den Systemen tiefer im Berg, die wir nicht erreichen können. Das einzige was mich momentan dabei beschäftigt, ist diese Verbindung hier drüben. Ich bin nun wirklich nicht besonders vertraut mit Xenostechnologie, aber das scheint eine Datenverbindung zu sein. Ich frage mich wofür die gut gewesen sein soll…“ er ließ den Gedanken kurz im Raum stehen. Dann fiel ihm mit einem Mal noch etwas anderes ein. Übermütig änderte er schnell einige Einstellungen.
    „Und da war noch etwas! Eins meiner Programme hat eine primitive Verbindung zu der Maschine herstellen können und das hier erhalten.“
    Das Hologramm der Pläne verschwand und etwas anderes erschien.
    Es war eine Art ultrakomplexes Muster. Teilweise konnte Demetrius darin imperiale Standardschrift erkennen, aber es war alles ineinander verwoben, übereinandergeschrieben und schien für mehr als nur drei Dimensionen gemacht zu sein. Wenn er es länger betrachtete, taten sich immer neue Ebenen an ein und derselben Stelle auf. Aber je länger er schaute, umso mehr bekam er den Eindruck, dass das alles völlig verzerrt war, verwaschen und im Großteil von profanen Stellen und Buchstaben durchsetzt, die dort überhaupt nichts verloren hatten. Demetrius konnte erahnen, dass das einmal Teil eines wundervollen Geflechts von Mustern gewesen sein musste. Aber jetzt wurde ihm von dem verdrehten Anblick einfach nur übel und sein Gleichgewichtssinn spielte zunehmend verrückt.
    Das Hologramm schob sich langsam von selbst über das Datenstück und zeigte immer neue Bereiche.
    „Ich habe so unendlich viel davon bekommen. Es muss irgendeine Art von Datenübertragung sein, aber ich habe überhaupt keinen Anhaltspunkt, was das ursprünglich gewesen sein könnte. Es ist so viel komplexer als alles, was ich je gesehen habe. Ich musste bei der Extraktion die Logiksysteme unglaublich schnell rekalibrieren, sonst wären sie unter der Datenlast zusammengebrochen und ich hätte nichts davon behalten.“
    Vollkommen gebannt starrte Illias in die unverständliche Wolke aus Mustern über seinem Kopf „Daten… Ja, vielleicht…“
    Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich von dem fremdartigen Anblick losreißen konnte. Als er wieder sprach, trug seine Stimme eine Spur von Mitleid „Weißt du Demetrius, das ist alles in hohem Maße interessant, aber eigentlich bin ich wegen etwas anderem hier.“ Er suchte kurz nach den richtigen Worten. „Deine Versuche hier mögen spannend gewesen sein und es freut mich, dass du noch eine Reihe von Ergebnissen erhalten konntest, allerdings hat der Magos endgültig beschlossen, dieses Xenosartefakt zu zerstören. Es tut mir leid.“
    Die Enttäuschung stand dem jungen Mann in seine menschliche Gesichtshälfte geschrieben. Er wollte kurz aufbegehren, doch dann senkte er nur betreten den Kopf. „Naja, der Magos hat mir von Anfang an gesagt, dass er etwas in der Richtung vorhatte, also sollte es mich eigentlich nicht so sehr treffen. Trotzdem finde ich es schade, mein kleines Nebenprojekt hier so einfach gehen lassen zu müssen, jetzt wo ich zum ersten Mal Ergebnisse erhalten habe."
    Traurig schüttelte der junge Mann den Kopf.
    „Kopf hoch, Demetrius. Mit dem was du heute erreicht hast, bist du doch wahrscheinlich noch für Jahrzehnte beschäftigt.“ Lächelte ihm Ilias zu, so gut er konnte. „Jetzt zieh dich für heute doch erst einmal zurück. Du hast es dir verdient. Morgen kommen dann ein paar Techniker und Skitarii vorbei und nehmen die verdammte Maschine auseinander. Danach kannst du dann in Ruhe weiter an deinen Ergebnissen arbeiten. Klingt doch gar nicht so übel. Und den hier…“ er klopfte an die wellenschlagende, widerstandsfähige Substanz an der Front der Maschine, „…wirst du bestimmt nicht sonderlich vermissen.“
    „Hmm, ich schätze du hast Recht.“ Stimmt ihm Demetrius zögerlich zu. „Ich sollte es wohl wirklich für heute erstmal gut sein lassen.“
    Gut gelaunt machte sich Ilias auf den Weg zum Ausgang der Kammer. „Kommst du jetzt mit oder sollen wir dich neben ihn hängen?“ fragte er scherzhaft.
    „Nein, nein, ich komme ja schon.“ Mit einem wehmütigen Seufzer auf den Lippen folgte Demetrius seinem Kollegen zum Ausgang. Mit einem letzten Wink seiner Mechandriten machte er das Hologramm und die Lichtschalter aus und auch die Logikmaschinen kamen zum Stillstand. Beide Männer eilten hastig den langen Gang entlang, ohne sich noch einmal umzudrehen. Schließlich lag auch der Gang dunkel und verlassen dar.
    Doch die Dunkelheit war nicht vollkommen.






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  • Mondschatten

    Hat den Titel des Themas von „[40k] Vergessen“ zu „Vergessen [Adeptus Mechanicus, Kurzgeschichte]“ geändert.