Die letzten Tage [Astra Militarum, unvollendet]

  • Ein schrilles Pfeifen lag in der Luft, es roch nach Erde, Schlamm und nach eitwas undefinierbaren süßlichen. Bunte Lichter tanzten vor meinen Augen und alles was ich sah war ein roter feiner Nebel, der sich wie ein Schleier über meine Wahrnehmung legte und nun langsam zu Boden sank. Ich wusste nicht warum aber irgendwie faszinierte er mich und ich blieb einen Atemzug ganz still um diesen fremdartigen, schönen Anblick zu genießen. Das schrille Kreischen wurde lauter und irgendjemand hinter mir schrie, doch ich konnte ihn nicht verstehen.
    „In Deckung!“ schrie es neben meinem Ohr und irgendetwas traf mich hart in den Rücken und ich fiel. Ich fiel und fiel weiter, ich wollte meinen Sturz abfangen, doch meine Arme gehorchten mir nicht. Unendlich lange dauerte der Fall, bis ich schließlich in etwas warmes weiches fiel und liegen blieb.
    Ein Pochen ging durch meinen ganzen Körper, mein Blut hämmerte in meinem Kopf und die Adern an meinen Schläfen begannen zu pulsieren. Eine eiserne Faust schien meine Brust und meinen Hals zu umklammern. „Luft“ dachte ich bei mir und prustend tauchte ich aus der schlammigen warmen Pfütze, schüttelte meinen Kopf und versuchte hechelnd wieder zu Atem zu kommen und meinen Verstand in die Realität zurück zu holen.
    Vor mir füllte sich der Abdruck meines Körpers im Schlamm langsam mit rotem, vom Blut warmen Wasser.
    Wo war ich und warum spürte ich meine Beine kaum. Auf Knien aufgerichtet blickte ich hinter mich und erkannte warum ich meine Beine nicht bewegen konnte. Ein zerrissener Körper lag halb auf mir, scheinbar die Person, welche mich kurz vor dem zweiten Granateinschlag zu Boden gerissen und dies mit Ihrem Leben bezahlt hatte.
    Ich versuchte meine schwerfälligen Gedanken zu ordnen und das Pfeifen und Dröhnen in meinen Ohren wegzuwischen.
    Als meine Sicht langsam klarer wurde und die Geräusche in meinen Ohren auf ein erträgliches Maß abgeklungen waren befreite ich mich von den grausam zerfetzten Überresten, welche vor ein paar Sekunden, oder waren es Minuten… noch ein Mensch gewesen waren. Plötzlich hörte ich donnernde Schüsse, Schreie und verwaschen herüberklingende Befehle in einer guturalen, animalischen Sprache. Irgendetwas in mir erkannte die Laute und ließ mich schnell zu Boden gehen, zurück in das schlammige, wollig warme Loch, in welchem mein Körper kurz zuvor gelegen hatte.
    Ich wartete, bis wieder alles still geworden war und schüttelte das Verlangen ab, einfach liegen zu bleiben und die Welt hinter mir zu lassen.
    Auf allen vieren kroch ich zu den Überresten einer alten, mit Sandsäcken flüchtig verstärkten Mauer und ging dahinter in Deckung. Hier fühlte ich mich fürs erste sicher und versuchte meine Gedanken zu ordnen um endlich Klarheit über meine Situation zu erlangen.
    Wer war ich? Es viel mir schwer mich an meinen Namen zu erinnern, da waren Fetzen in meinen Gedanken, Bilder einer friedlichen Vergangenheit, in welcher ich mit einer jungen Frau und zwei Kindern - Meinen Kindern – durch den Park einer modernen Metropole tollte. Nun vielen mir immer mehr bruchstückhafte Erinnerungen in meinen Schoß und ich begann sie zu ordnen.
    Dies war Severia Tercius ein paradiesischer Planet in einem zwei Sonnensystem am Rande des Callixissektors. Es war die einzige bewohnbare Welt dieses vier Planeten Systems und versorgte die nahen Gasgewinnungsanlagen eines, nahe dem Zentrum des Systems kreisenden Gasriesen mit Nahrung und technischen Hilfsgütern.
    Dies war vor drei Jahren, als meine Familie und meine Freunde noch lebten, als ich ein mittelmäßig erfolgreicher Händler für Industrieservitoren war welche den Bergleuten und Bauern das Leben erleichtern sollten, als plötzlich der Eintritt eines Kometen von außerhalb des Systems alles veränderte. Zunächst glaubten alle er würde Severia verfehlen und in der Korona der Zwilingssonnen verglühen, doch plötzlich änderte er den Kurs und hielt auf den Planeten zu.

    Faith is our armour ... In battle he offers us redemption


    Innocence proves nothing


    I am the mail uppon his fist ... I am the end


    Into the fire ... on tho the anvil


    With honor we stand ... We are the last of us

    2 Mal editiert, zuletzt von Amatherasu ()

  • Alle Versuche ihn zu stoppen schlugen fehl. Die herbeigerufenen Panzerkreuzer der Raumflotte Callixis kamen zu spät und die Besatzungen der 3 Kreuzer und der wenigen zivilen Schiffe, welche zur Evakuierung der reicheren Bevölkerung und der Würdenträger gestartet waren mussten tatenlos mit ansehen, wie der riesige Himmelskörper auf den paradiesischen Planeten niederging. Der Komet schlug außerhalb bewohnter Gebiete in einer der beiden Großen Wüsten am Äquator des Planeten ein. Die Staubwolke verdunkelte die Atmosphäre des Planeten und die landwirtschaftliche Produktion kam binnen Wochen nahezu zum erliegen. Mittels moderner Terraforming-Anlagen konnte die Atmosphäre nach drei Monaten wieder soweit vom Staub befreit werden, dass eine landwirtschaftliche Versorgung der Bevölkerung zumindest, im akzeptablem Maße möglich war.
    Danach begannen die Aufräumarbeiten. Nach dem Einschlag hatten Erdbeben 60% der Großstädte fast vollständig zerstört, viele Dörfer waren von der Außenwelt und jeglicher Versorgung abgeschnitten, der wichtigste Raumhafen und die Hauptkaserne der PVS wurden durch Bruchstücke des Kometen ebenso in Mitleidenschaft gezogen, wie die gesamte nördliche Hemisphäre des Planeten.
    Doch langsam und stetig begann sich alles zu normalisieren und die Bevölkerung half zusammen, wo es nur ging. Meine Familie und ich hatten sogar Glück, da unsere Fabrik nur geringe Schäden hatte hinnehmen müssen und wir fast nahtlos weiterproduzieren konnten. Ich verdiente mir zwar keine goldene Nase, da ich die Servitoren teilweise umsonst verschenkt, doch die Dankbarkeit und Anerkennung durch die Bevölkerung waren mir gewiss.
    Doch dann kamen sie. Wie sich herausstellte war die Ursache hinter der plötzlichen Kursänderung des Kometen eine gänzlich unerwartete. Die seltsamen, als Halluzination abgetanen Berichte über eine plötzliche Lichterscheinung an der Sonnenzugewandten Seite des Kometen zeitgleich mit der Kursänderung und die Beobachtung eines Panzerkreuzers, dass der Komet kurz vor dem Eintritt in die Atmosphäre Severia an der, der Oberfläche zugewandten Seite eine Energieerscheinung zeigte, wie sie sonst nur von Bremsdüsen verursacht wird, sollten sich als wahr herausstellen.
    Zwar zerbrach der Komet in viele größere und kleinere Bruchstücke, doch scheinbar hatten einige der Insassen, welche ihn in eine Art intergalaktisches Raumgefährt umgebaut hatten überlebt und sammelten sich nun.
    Die grünen Wilden, oder auch Orks, wie sie in alten Chroniken im Stadtarchiv genannt wurden hatten während der vier Monate, in denen der Planet und seine Bevölkerung den Aufschlag des Planeten verarbeiteten, ihrer Reihen weiter aufgestockt und wurden nun vom jungen aufstrebenden Waaghboss Dunkelzahn in die bevölkerungsreichen Gebiete der südlichen Hemisphäre geführt, welche noch bevor die PVS so recht wusste was da vor sich ging von den Orks unterjocht wurden.
    Die versklavte Bevölkerung arbeitet seither in den Fabriken, um immer neue Waffen und Fahrzeuge für diese, dem Geschwindigkeitswahn verfallenen Orks zu produzieren.
    Als die Imperiale Armee und weitere Verstärkung durch die Raumflotte Calixis eintraf, waren 50% des Planeten fest in grüner Hand und die PVS fast vollständig ausgelöscht.
    In dem was folgte starben meine beiden Kinder im Bombehagel, meine Frau wurde von Orks gefangen genommen und entweder getötet oder in die Fabriken verschleppt.
    Seither versuche ich sie zu finden und bin in die Armee eingetreten. Ich meldete mich für alle Einsätze in die Orkischen Hinterlande freiwillig, um sie zu finden, und nun sitze ich hier in der ehemaligen Metropole und Hauptstadt des Südens Simaria zwischen den blutigen Überresten meiner Kameraden und mache mich bereit zu sterben.
    Vor mir im Schlamm liegt ein Lasergewehr. Ich hebe es auf und werfe es wieder weg, weil der Abzug von einem Granatsplitter weggerissen worden war.
    [font='&quot']Nach einem kurzen Blick in die Runde und etwas suchen finde ich unter den Überresten von Feldwebel Siegfried „Rambo“ Jutschenkov, welcher mich vor ein paar Minuten durch seinen aufopferungsvollen Einsatz gerettet hatte seine Boltpistole, welche er als Erinnerung an eine [/font]

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    Einmal editiert, zuletzt von Amatherasu ()

  • längst vergangene Schlacht immer mit sich führte. Seine aufgerissenen Augen starren nun anklagend in den Himmel. Ich schließe sie ihm und murmle ein kurzes Gebet an den Gottimperator. Das Kettenschwert lasse ich liegen, es hat sowieso keine Energie mehr. Vor mir liegt eine archaisch anmutende, schartige Axt im Schlamm, scheinbar der letzte Hinweis auf die Grünhäute welche uns vor ein paar Minuten angegriffen hatten, kurz bevor der Prometiumtank von Gaseo explodierte und anschließend die Panzergranate geschlagen war.
    In der Entfernung höre ich noch Schüsse und Schreie, dann starb auch die letzte Einheit, welche mit uns auf diesen verzweifelten Einsatz in den Süden gekommen war unter dem lauten Ruf des Waaghs.
    Ich war allein, vielleicht hatte sich ja noch jemand retten können, aber sehr viel wahrscheinlicher hatte ich wieder einmal nur Glück gehabt. „Warum!“ murmelte ich, „warum großer Gottimperator lässt Du mich das überleben, willst Du mich quälen? Lass mich doch endlich zu meiner Familie in Dein Paradies eingehen!“ Die letzten Worte hatten mir scheinbar etwas Aufmerksamkeit beschert. Wütend schnaufend und ächtzend erhob sich ein riesiger Ork hinter der Mauer, vor der ich mittlerweile wieder stand. Er war verwunde, hatte eine aufgerissene Bauchdecke und versuchte mit seiner rechten verzweifelt seine Eingeweide wieder zurück zu stopfen. Die linke endete in einer riesigen Energieklaue und aus seinen Augen blitze es mordlüstern, als er mich erblickte.
    Ich schrie ihn an „Willst Du nicht endlich sterben, Du verfluchter zäher Bastard!“ „So soll es also denn enden“, dachte ich bei mir und stürzte mich mit Axt und Boltpistole in der Hand auf Ihn. Er antwortete nur mit einem Grunzen und sprang über die Mauer.

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  • Schnaufend kam ich zur Ruhe, die Bauchwunde hatte meinen Gegner wohl doch mehr behindert, als ich gedacht hatte, denn er war nach einem kurzen Handgemenge zusammengebrochen und konnte nur noch auf mich zu kriechen. Ich beendete die Sache mit einem gut gezielten Axthieb und erlöste meinen Gegner von seinem Leid. Wenigstens er sollte Erlösung finden.
    Ich blickte mich in den Trümmern von Simarias ehemaligen Innenstadtbereich, welcher früher für seine hydroponischen Gärten und fröhlichen Straßenfeste im ganzen System bekannt war, um und entschied mich wahllos für eine Richtung. Ich glaube es war Süden und murmelte mir selbst zu „Eigentlich ist es ja egal an welchem Ort ich sterbe“.
    Ich stolperte, kroch und wankte seit einigen Stunden bereits durch die von allen Geistern verlassenen, Schutt überhäuften Straßen, als ich glaubte ein wimmern zu hören. Naja vielleicht war es nur der Wind, aber irgendwie kam mir die Gegend bekannt vor und ich folgte einfach dem von mir eingeschlagenen Weg weiter. Ein kleiner Teil meines Verstandes hoffte, dass ich das Wimmern vielleicht noch einmal wahrnehmen würde, doch es kam nicht. So erlag ein weiterer namenloser, tapferer Soldat des Imperators seinen Wunden keine drei Meter von mir entfernt hinter einem Schutthaufen, ohne dass es irgendjemand zur Kenntnis genommen hätte.
    Über mir hörte ich plötzlich ein pfeifen und als ich mich umblickte erkannte ich einen, mit einer Sturmmütze verhüllten Kopf, welcher aus einem Fenster heraus lugte. Unauffällig, aber bedächtig lief ich zunächst am Eingang zum Gebäude vorbei, nur um mich ein paar Meter später wie zufällig hinter einem Schutthaufen unter einem Fenster zu setzen. Dort verharrte ich ein paar Augenblicke in denen ich mich verstohlen umblickte, ob mich bei meinem Treiben nicht zufällig doch eine Grünhaut beobachtete. Als ich mir sicher war, dass mich niemand direkt beobachtete warf ich mehrere Steine durch das Fenster.
    In den letzten Monaten hatten sich die Truppen des 12. Strank angewöhnt sämtliche Eingänge, mit Ausnahme von vier Fluchtwegen zu Gebäuden zu verminen, welche sie nicht aufgrund ihrer Truppenstärke vollständig sichern konnten. Das hier schien solch ein Fall zu sein, daher warf ich, um sicher zu gehen, einfach ein paar Steine durch das Fenster, bevor ich vollständig hindurch sprang.
    Scheinbar hatte ich Glück, da es auch nach dem 10ten Stein keine Explosion gab. Etwas zuversichtlicher schwang ich mich schließlich über den abgebrochenen, scharfkantigen Fenstersims in das innere des Gebäudes und Blicke in die Läufe mehrerer verschiedener Sturm- und Lasergewehre.
    Nachdem ich allerdings den ersten Schock überwunden hatte erkannte ich, dass es sich um hindrapierte Leichnahme handelte, welche sich in den verschiedensten Stadien der Verwesung befanden. Scheinbar hatte sie jemand zur Abschreckung postiert.
    Als ich mich nun langsam und bedächtig zwischen den Leibern bewegte um zu einer mit Geröll nahezu verstopften Tür zu gelangen rief plötzlich jemand „halt nicht bewegen…direkt vor Dir!“. Als ich nach unten blickte erkannte ich, dass ich gerade im Begriff war mit meinem rechten Fuß ein dünnes, zwischen den Leichen gespanntes Drahtseil zu bewegen. Schnell bewegte ich meinen Fuß zurück und stieg über den Draht und kroch danach über den Geröllhaufen, welcher die Tür zur Hälfte verstopfte. Dahinter warf ich mich schnell nach rechts ging in Deckung und blickte in ein lächelndes, mit Blut und Dreck verkrustetes Gesicht eines vielleicht 16-jährigen Jungen. Er trug eine abgewetzte Splitterschutzweste, welche ihm, ebenso wie der Helm viel zu groß zu sein schien. Naja wenigstens passte ihm die Tarnuniform dachte ich so bei mir, als ich ihn weiter musterte. Seine Abzeichen wiesen ihn als einen Angehörigen der 4. Kompanie meiner Einheit aus, was nicht verwunderlich war, da wir vor diesem Einsatz einige frisch ausgebildete Rekruten erhalten hatten um unsere Verluste aufzufüllen.

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  • „Na Frischling wie erging es Euch so?“ ich machte es mir etwas bequemer, zündete einen Lohstick an, nicht dass ich rauchen würde, aber
    irgendwie hatte ich so das Gefühl ich bräuchte etwas um mich fest zu halten. „Naja meine Kameraden sind alle Tod, bis auf unseren Kommissar, der liegt mit einem abgetrennten Bein oben im Büro und schreit Durchhalteparolen in das Funkgerät, wenn Du genau hinhörst, kannst Du aus dem Leichenhaufen da drüben noch das Funkgerät quäken hören.“ Er grinste weiter und ich begann zu husten, wie hatte das Siegfried nur ausgehalten, dieses kratzige Zeug zu inhalieren, ich beschloss durch zu halten und unterdrückte ein weiteres Husten „Wie heißt Du mein Junge?“ „Sebastian, wie der Heilige“ er grinste weiter „und Du?“.
    Ja wie hieß ich eigentlich, mein alter Name war ebenso mit meiner Familie gestorben, wie meine Zuversicht und Hoffnung, dass wieder alles besser werden würde. „Nenn mich einfach Soldat! Einfach nur Soldat“ zunächst lächelte er und wartete ob da noch mehr kommen würde, dann starrte er krampfhaft auf meine linke Brust wo sich normalerweise mein Namensschild befand, aber da fand er nur eine zerrissene Panzerweste, Schlamm und eingetrocknetes Blut, vielleicht auch noch andere Dinge, welche irgendwann einmal Teil eines Lebewesens waren.
    Bevor er noch weitere Fragen stellen konnte schnappte ich mir die Schrotflinte eines Toten, welcher mit eingeschlagenem Schädel gegenüber der Tür hockte und sage „Bring mich doch bitte zu dem netten Kommissar mit den reißerischen Parolen, ja?“ Daraufhin setzte er sich murrend in Bewegung. Wir
    gingen auf ein etwas wackelig aussehendes, stark in Mitleidenschaft gezogenes Treppenhaus zu, wobei wir immer wieder über Haufen von toten Orks und Menschen steigen mussten. Natürlich ohne in die allgegenwärtigen Sprengfallen zu treten.
    Nach dem wir schließlich bis in den 3ten Stock gestiegen waren, kamen wir in eine sehr geräumige und scheinbar früher einmal, hübsch anzusehenden Loft an. In einer Ecke saß oder eher lag ein älter Mann in Kommissarsuniform und brüllte tatsächlich Durchhalteparolen in ein Funkgerät. Dabei schien ihn weder zu kümmern, dass dieses noch am Rücken des zerfetzten Funkers hing, welcher halb unter einer kopflosen Orkleiche lag, noch dass er das schöne Möbelstück mit seinem blutenden Beinstumpf endgültig versaute.
    Als ich näher kam bemerkte ich, dass er sich nur um diese Parolen zu kümmern schien, auch als ich ihn direkt ansprach reagierte er nicht. Nach einigen weiteren erfolglosen Versuchen meinte der Junge hinter mir „Er reagiert nicht, das macht er schon seit Stunden. Ich war nicht hier, als die Orks den Raum stürmten, aber wenn ich mir das hier so ansehe, war das kein schöner Kampf“. Er hatte recht, teilweise schienen sich die Kämpfenden gegenseitig in Stücke gerissen zu haben. In einer Ecke erkannte ich die blutige zerfetzte Uniform des Kompaniehauptmanns, welcher nicht mehr als ein blutiger Klumpen Fleisch zu sein schien. Aber dieser Bastard hatte scheinbar vier oder mehr Orks teilweise nur mit seinem Bionischen Arm getötet, denn in dem harten Griff der metallenen Finger konnte ich nach dem zweiten hinsehen einen blutigen orkischen Unterkiefer erkennen.
    Als ich wieder zum Kommissar blickte und mir ein Bild des tobenden Kampfes vor meinem geistigen Auge abspielte, hatte ich irgendwie so eine Ahnung. Ich ging wieder zum Kommissar und untersuchte seine notdürftig versorgte Wunde, scheinbar wurde ihm das Bein nicht abgetrennt sondern abgebissen. Zu meinen Füßen fand ich schließlich den abgetrennten Kopf eines riesigen Orks, das Bein steckte noch halb zerfetzt in den stahlverstärkten Kiefern.
    Ich seufzte „Komm wir gehen Frischling, suchen wir uns einen anderen Ort zum übernachten als diesen, es wird bald dunkel und die Grotze könnten zum Plündern hierher kommen?“
    Plötzlich hörte ich ein Kreischen und kurz darf wurde das Gebäude von einer Explosion erschüttert. „Wo geht’s hier raus? Wir sollten verschwinden“ ohne ein weiteres Wort rannte Sebastian los und ich folgte ihm durch ein Labyrinth an Räumen und Treppenhäusern, bis wir schließlich auf der anderen Seite des Gebäudes an eine halb eingestürzte Feuerleiter kamen, an deren Gestänge ein paar Absetzleinen angebracht waren.
    Als wir durch die staubigen Straßen in die kalte Abenddämmerung hineinhetzten fragte ich mich, warum ich nicht zum sterben geblieben war.

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  • Wir rannten die Straße hinunter bis uns die Lungen brannten und meine Prellungen und Schürfwunden wieder zu pochen begangen. Unser keuchen wurde ab und an von fernen Artilleriedonner, den darauf folgenden Krachen der Einschläge und von gelegentlich, hinter uns ausgelösten Sprengfallen begleitet.
    Schließlich warfen wir uns in einen Bombenkrater, der direkt vor uns die Straße teile, so akkurat, als ob ein verrückter Architekt sich einen gestalterischen Scherz mit der Straße erlaubt hätte.
    Im Krater selbst rollten wir uns hinter ein Wrack, welches das traurige Ende einer Luxuslimousine darstellte. Scheinbar war der Wagen eines der ersten Opfer des Krieges, als dieser nach Simaria gekommen war.
    Als ich keuchend aufblickte, zuckte ich kurz zusammen als direkt vor meinen Augen ein faulender Arm aus den Trümmern des Wagens hing, die Hand daran war aufgedunsen und teilweise schon in das Zersetzungsstadium übergegangen.
    Als ich die verzierten Ringe sah, welche wie Täler im aufgedunsenen Fleisch prangten, fragte ich mich, wie es sein konnte, dass die allgegenwärtigen Aasgeier diese noch nicht mitsamt der Finger abgeschnitten hatten.
    Als ich mir ob dieses lächerlichen Gedankens bewusst wurde wischte ich ihn murmelnd aus meinen Gedanken. „Wie meinst du das mit ´all dem Reichtum´ und ´nichts gebracht´?“ Als ich den Jungen neben mir verwirrt ansah, wurde mir erst bewusst, dass ich meine Gedanken laut ausgesprochen hatte.
    „Ach das war nur so ein unsinniger Gedanke von mir. Ich glaube sie haben uns nicht bemerkt, lass uns zusehen dass wir noch ein bisschen Weg zwischen uns und den kleinen Mistkerlen bringen bevor es dunkel wird“ nicht dass ich gewusst hätte, welche Richtung jemals genug Abstand zwischen uns und sie gebracht hätte. In diesem Moment wurde mir klar, dass eigentlich jede Richtung gleich schlecht war, denn unsere Einheit war im Zuge diese zum Himmelfahrtskommando verkommenen Einsatzes. Wieder entschied ich mich für Süden und der Junge trottete bereitwillig weiter neben mir die staubige mit Gesteinssplittern bedeckte Straße entlang, scheinbar war auch ihm egal wohin er gehen sollte.
    Eine halbe Stunde später, glühte der Himmel rot auf und kündigte den baldigen Sonnenuntergang an. Das Artilleriedonnern war verstummt, vermutlich waren die armen Schweine mittlerweile entweder tot oder auf der Flucht. Diese geschwindigkeitssüchtigen Orks hatten vermutlich wieder einmal einfach ihre Kopf-durch-die-Wand-Taktik angewendet und waren auf die Stellungen, welche die Landezone umgaben, im Schatten einer riesigen, selbstverursachten Abgas und Staubwolke zugerast ohne sich um Ihre eigenen Verluste zu scheren.
    Mit dieser Taktik hatten sie schon seit Ihrer Invasion Erfolg, da die PVS auf Grund eines dramatischen Mangels an gepanzerten Transportern nur sehr schwerfällig auf deren Vorstöße reagieren konnte. Dummerweise hatte irgendein Gockel aus der Oberschicht, der sich Lord General schimpfen durfte vor Beginn des Krieges, ein fable für Artillerieverbände gehabt. Von daher hatte er die Infanteriedivisionen immer weiter verkleinert, Ausrüstungsetats gekürzt und vor allen an Sturmverbänden gespart. Und weil er sich zu sehr auf seine geliebten Basilisken und Raketenwerfer verlassen hatte, war der gesamte Süden nun eine einzige Trümmerlandschaft, denn ohne Bodentruppen war er unhaltbar und ohne Panzer und Gräben konnte man keine schnellen Sturmverbände lange Genug an Ort und Stelle halten bis die Artillerie das Ziel traf.
    Aber das alles scherte mich jetzt nicht mehr, ich wusste ja nicht einmal mehr ob ich dem Imperator dankbar sein sollte, dass mich der Ork nicht einfach umgebracht hatte, welchen Sinn das ganze hier hatte entzog sich völlig meinem Verständnis, auch der Junge schien eher teilnahmslos und eher vor sich hin zu leben, ohne wirklich den Grund zu kennen, warum er oder ich noch am Leben waren. Allgemein betrachtet, war es mir einfach egal, ob dort drüben tatsächlich ein Ork an seinem zusammengeschusterten Motorr… Plötzlich war ich wieder hellwach, und packte den Jungen an der Brust, der dadurch auch aus seinen düsteren Gedanken hochschrakt.
    Ich hielt den Finger schnell vor den Mund und versuchte langsam die Jutschenkovs Boltpistol in den Anschlag zu bringen meine erbeutete Schrotflinte hing nach wie vor über meine Schulter, während der riesige, grobschlächtige Kerls noch an irgendeinem Metallteil rüttelte und fluchend vor sich hingrunzte.
    Der Junge tat es mir gleich und wie auf ein geheimes Zeichen hin drückten wir ab. Der Kopf des grünen Riesen verteilte sich mit einem schmatzenden Geräusch, welches durch den Knall unserer Schüsse untermalt wurde über sein Motorrad und die dahinterliegende Wand. Schnell rannten wir zu ihm und überprüften ob nicht noch andere seiner Art in der Nähe waren.
    Während ich die Umgebung sicherte, hörte ich hinter mir den Jungen den Kadaver durchsuchen und entschloss mich nach einigen Sekunden, es ihm gleich zu tun, in der Hoffnung irgendetwas brauchbares zu finden.
    Doch es sollte anders kommen, gerade als ich mich umdrehte, hörte ich hinter mir ein kreischen und fauchen. Erschrocken fuhren der Junge und ich herum, gerade um noch zusehen wie eine rosa Kugel mit zwei Stummelbeinen und einem Riesigen, zähne starrendem Maul auf uns zu hechtete.
    Der Junge konnte gerade noch sein Gewehr nach oben reißen und zwischen sich und das Maul bringen bevor es ihn verschlungen hätte. Wie von Sinnen zerrte der Squig an dem Gewehr, weil er dachte es wäre der Junge, versuchte es durch zu beißen und sprang auf dem am Boden liegenden auf und ab. Nachdem ich den ersten Schreck überwunden hatte, ließ ich die Boltpistole fallen, packte die Axt mit beiden Enden und ließ sie mehrmals kraftvoll auf die rosa Kugel herniederfahren bis grünblaues Blut herumspritze und die Zuckungen endlich aufhörten.
    Ich wälzte den Kadaver nachdem ich durchgeatmet hatte schließlich mit einiger Anstrengung von dem Jungen herunter. „Alles in Ordnung?“ ich wischte mir etwas Blut aus dem Gesicht und sah in die schreckgeweiteten Augen des Jungen „Ja geht schon, sowas passiert mir ständig“.
    Mit einem gezwungenen Lächeln ließ er sich von mir auf die Beine helfen und warf nach einem kurzen Blick die verbogene, zerkratzte Ruine seines Gewehrs weg.
    Ich betrachtete ihn und suchte nach Anzeichen von schweren Verletzungen oder eines Schockzustands, aber er schien vergleichsweise glimpflich davon gekommen zu sein. Er blutete aus ein paar Kratzern, aber das Gewehr hatte die geballte Mordlust des orkischen Bluthunds abgefangen.

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  • Mondschatten

    Hat den Titel des Themas von „[40K] Die letzten Tage“ zu „Die letzten Tage [Astra Militarum, unvollendet]“ geändert.
  • Mondschatten

    Hat das Label [Astra Militarum] hinzugefügt