Stille im Gerichtssaal.
Absolute Stille.
Nur der Herzschlag und das leise Atmen der anwesenden war zu hören.
Dann eine Bewegung.
Ein erster tiefer Atemzug.
Der erste Angeklagte wurde wach. Er versuchte sich von seinem Sitz auf dem Platz der Geschworenen zu erheben. Es erwies sich als schwierig mit den am Rücken gefesselten Händen.
Er stieß an den Stuhl seines Nachbarn, der ein gequältest Stöhnen von sich gab.
Leicht taumelnd stand er auf und sah sich um. Er konnte kaum etwas erkennen und was er sah war mehr als verstörend.
Acht andere Personen saßen wie er in der Geschworenenbank. Jeder von ihnen hatte eine übergroße Maske eines stilisierten Tierkopfs aufgesetzt bekommen.
Einen Adler, einen Bären, einen Fuchs, zwei Hasen, eine Katze, ein Schwein und einen Wolf konnte er erkennen. Und wie es schien hatte er selbst ebenfalls eine dieser Masken aufgesetzt bekommen.
Mit einem lauten Fluch trat er gegen das Geländer der Geschworenenbank. Der Lärm weckte scheinbar einige der anderen, welche sich verwirrt umsahen.
Dann versuchte er die Maske mit seinen Schultern abzustreifen. Er zog den Kopf ein und drückte mit den Schultern gegen die Maske. Sie fiel mit einem Poltern zu Boden.
Dann verkrampfte sich der junge Mann (er konnte kaum älter als 22 sein) und sein Gesicht verzog sich schmerzhaft. Sein Atem ging stoßhaft und er schnappte verzweifelt nach Luft. Alle Augen der Anwesenden richteten sich erschrocken auf ihn als er unter Krämpfen zusammenbrach. Und bewegungslos neben seiner Maske zum liegen kam. Es war eine Wolfs Maske.
Einen Moment später konnte man ein knackendes Geräusch hören. Wie von einer alten Maschiene, welche sich langsam in Bewegung setzte.
Der Blick in die Richung des Geräusches enthüllte eine veraltete Anzeigetafel welche über dem Eingang zum Gerichtssaal angebracht worden war. Sie
zeigte 12 Stunden an. Oder hatte es zumindest bis vor einem Moment. Jetzt lief die Uhr rückwerts.
Die Personen auf der Geschworenenbank wussten nicht wie sie an diesen Ort gekommen waren. Niemand von ihnen hatte den verfallenen Gerichtssaal jemals gesehen. Jeder erkannte ihn allerdings sofort als das was er war. Der Richterstuhl, die Sitze für Angeklagten, Verteildiger, Ankläger und Zeugen waren unverkennbar.
Ausser ihnen war niemand sonst im Raum. Alle Türen waren verschlossen, alle Fester versiegelt. Bis auf die leise knackende Anzeigetafel hab es keinen Hinweis auf Uhr oder auch nur Tageszeit. Tatsächlich waren scheinbar so nahezu alle Gegenstände aus dem Raum entfernt worden. Vor dem Richterstuhl stand ein alter Röhrenfernseher auf einem kleinen, alten Holzschrank. Und oben lag der Richterhammer und daneben... Der Tod. Als scheinbar selbstgemachtes Püppchen zwar, doch unter den Umständen nicht minder beängstigend.
Vor jedem der Stühle auf denen sie saßen befand sich ein kleine Pult, bei dem man scheinbar etwas umklappen konnte.
Für die Erfassung der Situation brauchten die Anwesenden nur einen kurzen Moment. Dann drang die Einsicht darüber was es bedeutete zu ihnen durch. Sie waren an einem Ort den sie nicht kannten, mit Handschellen gefesselt, maskiert und gerade ist einer von ihnen vor ihren Augen gestorben!
Sie standen kurz vor einem Panikausbruch und niemand wusste was zu tun war. Oder hatte doch jemand einen Plan was sie tun sollten?
Der Countdown hatte begonnen. Das 'Final Judgement' würde bald beginnen.