Fulgrim vom Butch

  • Fulgrim
    Visions of treachery
    Graham McNeill



    Taschenbuch
    Verlag: The Black Library (10. Mai 2012)
    Sprache: Englisch
    ISBN-10: 1849703388
    ISBN-13: 978-1849703383


    Inhalt:
    Das Buchh erzählt Fulgrims Wandlung vom Primarchen hin zu seiner dämonischen Besessenheit und die Wandlung seiner Emperors Children. Schlusspunkt ist dann die Schlacht auf Isstvan V.



    Ich gehe jetzt mal weniger auf die chronologische Handlung ein, dazu behandelt das Buch einfach zu viel. Kann sein, dass diese Rezi chaotischer ist als meine bisherigen. Graham McNeill war ja bis jetzt nicht mein Lieblingsautor, also war ich gespannt (und leider auch etwas voreingenommen), was er aus diesem epischen Thema machen würde. Licht und Schatten würde ich mal sagen. Der Anfang des Buches ist dann auch sehr 08/15 Space Marines: Schacht/Handlung/Schlacht etc. Es beginnt mit dem Sturm auf die Laer. Um zu beweisen wie "perfekt" die Empereors children sind, legt Fulgrim fest die schwer zu bekämpfenden Lear in nur einem Monat bezwungen zu haben. Das ganze geht dann natürlich nur mit extrem hohen Verlusten. Hier fangen für mich die logischen Brüche, wie ich sie von McNeill kenne an. Was ist perfekt daran, ein hoch gestecktes Ziel mit Unmengen an Ressourcen zu erreichen, gerade wenn es um Astartes geht? Dazu wird immer wieder erwähnt, wie "perfekt" Fulgrim doch ist, ohne das genauer zu beschreiben. Weiterhin genügt es bei den EC um Diskussionen zu beenden einfach zu sagen "anders wäre es nciht perfekt". Irgendwann konnte ich das Wort "Perfekt" echt nicht mehr lesen. Da wäre mir eine Beschreibung dessen, was so perfekt ist lieber, als es gebetsmühlenartig zu wiederholen...


    Wie schon bei Horus werden auch wichtige Entscheidungen nicht erklärt, sie finden einfach statt. Nachvollziehbare Charakterbeschreibung sieht für mich anders aus.


    Was McNeill aber kann sind die Schlachten. Er schafft es sie packend zu erzählen, oder kindisches breittreten wie viel Blut gerade spritzt. Irgendwie "fühlen" sich die Kämpfe bei ihm einfach gut an.


    Nachdem dann ein Großteil der EC und Fulgrim (ohne Gründe) im Tempel der Lear die Helme absetzt werden sie von den Tönen und Farben in ihren Bann gezogen. Ebenso später dann ein Haufen menschliche Künstler, die die Welt betreten dürfen. Ab hier fängt mir das Buch dann aber an besser zu gefallen. Auch wenn man weiß, dass Slaanesh hier im Spiel ist, bringt McNeill dies sehr behutsam und indirekt ins Spiel. So wie die "Perfektion" vorher plakativ war, so fein sind die langsamen Veränderungen bei den EC. Hier ist es schön nachvollziehbar, wie sich die Korrumption langsam ausbreitet.


    Was mir auch gut gefällt ist, dass McNeill einen sehr dezenten Humor hat. So gibt es eine Passage, in der der Bibliothekar dem Captain Julius Kaesoron erzählt, dass der Begriff Häresie mehr oder weniger aus dem Gebrauch gekommen ist, dank der Errungenschaften des Imperators. Auch fallen immer wieder kleine Bemerkungen, aus denen hervorgeht, dass das Imperium nunmal ein faschistische Diktatur ist. Da beschönigt er nichts, finde ich gut.


    Ab der Mitte überschlagen sich dann die Ereignisse. Es gibt unheimlich viel Fluff. Viele Hintergründe zur fortschreitenden Häresie und Begegnungen mit anderen Primarchen (Ferrus Manus sehr viel). Das ist einerseits schön, weil eben der Fluffanteil hoch ist, andererseits verzettelt sich das Buch dann etwas, und mir fehlt der rote Faden. Neben Fulgrim sind andere Captains der EC Handlungsträger, aber irgendwie zerfranst es dann. Gerade gegen Ende wechseln Absatzweise die Protagonisten. Und immer mal wieder wird es unlogisch. So wird der Captain Solomon auf Isstvan III durch bloßes Zurufen von Abaddon getäuscht mit ihm, die loyalen EC zu bekämpfen und warum die Loyalisten nicht wenigstenss versuchen auch etwas zu sagen bleibt unerwähnt. Da hätte ein kleiner Absatz gereicht und die Täuschung noch epischer gemacht, wenn Solomon sich trotz der Warnungen der Loyalisten auf Abaddons Seite geschlagen hätte.


    Die Schlacht auf Isstvan V hinterlässt dann wieder ein gespaltenes Bild bei mir. Einerseits gut geschrieben, aber leider finde ich die Zahlen/Größenordnung nicht angemessen. Wenn bei Waterloo an einem Tag 50.000 Soldaten ermordet wurden, dann finde ich eine schlacht mit 40.000 Astartes verteilt auf 20 km Frontlinie einfach zu klein. Dazu dann wieder ein Titan, der pro Minute 1.000 Astartes pulverisiert. Da wünsche ich mir sehr viel größere Schlachten. Weltenüberspannende Kreige stelle ich mir nunmal etwas größer vor.


    Gut gefallen hat mir noch die endgültige Wandlung der EC zurch eine "musikalische" Aufführung, bei dem die EC und das Fußvolk durchdrehen und die Noisemarines geboren werden. Auch hier ist es nachvollziehbar, wie sich durch die Korrumption abartiges Handeln entwicklet. Schade dann aber wieder, dass in keinster Weise darauf eingegangen wird, wie die anderen Verräterlegionen auf die bereits äußerlich korrumpierten EC reagieren, da der Rest ja noch normal ist. Ebenso recht gut gefallen haben mir die inneren Vorgänge in Fulgrim am Ende, auch wenn diese für mich noch etwas besser ausgearbeitet hätten sien können. Schluss wäre für mich dann eigentlich gewesen als Fulgrim vom Dämonen besessen wird, die letzten Kapitel wären als Epilog besser geeignet gewesen.


    Positiv:
    + wirklich viel Fluff
    + nachvollziehbare Korrumption der Legion
    + schön ekliges "Konzert"
    + viel über Fulgrim und Ferrus Manus


    Negativ:
    - wenig roter Faden
    - logische Brüche
    - viele Handlingsstränge, die nebeneinander her laufen



    Was bleibt ist ein Zwiegespaltenes Bild. Einerseits hat McNeill erzählerische Schwächen, aber durch die Fluffdichte gegen Ende ist das Buch wirklich spannend. Vom Schreibstil würde ich dem Buch eine 6 geben, für den Fluff darf man einen Punkt addieren, ebenso wie für die schöne "Konzertszene" mit der Wandlung der EC.


    Bewertung
    6(8)/10

  • Erstmal wieder Danke für die Rezension, Butch! :up:


    Ich habe nur die ersten beiden HH-Romane gelesen und für mich festgestellt: Interessiert mich nicht! Da ich aber von vielen Seiten (alias andere 40k-Spieler) gehört habe, dass Fulgrim einer der besten 40k-Romane überhaupt sei. Daher war ich sehr gespannt, wie du das Buch bewertest.


    ...und überrascht war ich auch :D Insgesamt habe ich den Eindruck, dass das Buch einfach zu voll gepackt war und zu viel wollte (Primarchen zeigen, Korruptionsprozess beschreiben, Schlachten, Kontext zur Häresie aufzeigen, SM Captains behandeln usw.). Dass du du das Buch evtl. kritischer betrachtest, weil du kein Fan des Autors bist, hast du sehr gut gemacht. Erstens stellst du gleich dar, dass viele das Buch besser finden könnten, weil sie nicht so "vorbelastet" sind (mir geht's so mit Dan Abnett) und zweitens sind und können die Buchbewertungen meiner Meinung nach eh nicht 100% objektiv sein.


    Ich bin gespannt, was andere Leser aus unserer Community zu deiner Bewertung sagen.


    MfG