Autor: Nick Kyme
Buchformat: Taschenbuch
Umfang: 414 Seiten
Sprache: Englisch
Preis: 10,99 €
Verlag: The Black Libary, Games Workshop Ltd.
ISBN13: 978 1 84970 041 2
Inhaltsangabe
Der imperiale Bergbauplanet Damnos steht kurz vor dem Untergang. Nachdem unter dem Eis des Nordpols eine Gruft der Necrons entdeckt und aktiviert wurde, ist die Bevölkerung des Planeten in wenigen Monaten fast ausgelöscht. Die letzten Verteidiger haben sich in der südlichen Hauptmakropole Kellenport zurückgezogen und leisten einen verzweifelten Widerstand, doch drohen übermannt zu werden.
Im letzten Augenblick trifft die 2. Kompanie der Ultramarines unter Captain Sicarius ein und wirft sich den Necrons entgegen. Währenddessen versucht ein kleiner Trupp der Astartes-Krieger die Luftverteidigung der Xenos auszuschalten, um den Reserven der Ultramarines den Himmel für eine Landung freizumachen. Auch wenn die erste Angriffswelle der Necrons zurückgeschlagen wurde, steht die wahre Schlacht noch bevor…
Eindrücke und Kritik:
Negativ
Also gut, fangen wir mal mit den schlechten Nachrichten an. Gleich zu Beginn, eigentlich noch vor dem ersten Lesen des Buches, erfährt die Spannungskurve einen Dämpfer:
Der Titanic-Effekt (bezogen auf den Film): Man weiß einfach, wie die ganze Geschichte endet; zumindest, wenn man das große Regelbuch und/ oder den Codex: Space Marines besitzt.
Doch auch so braucht die Geschichte sehr lange, um in Fahrt zu kommen. Die Story plätschert eigentlich die ersten 2/3 des Buches nur so vor sich hin. Das liegt wohl daran, dass das Buch ziemlich schnell, ja fast schon hektisch, beginnt.
Innerhalb von sieben Seiten wird die Gruft gefunden, aktiviert und die Necrons marschieren auf.
Aber schon danach wird die Storyentwicklung sehr verlangsamt. Nicht falsch verstehen: Das finde ich eigentlich sehr positiv, da sich so die Handlung und die Charaktere atmosphärisch entwickeln können. Allerdings eröffnet der Autor drei, genau genommen sogar vier, parallele Handlungsstränge. Wenn bei einem gerade ein Spannungshöhepunkt aufgebaut wird, ist dieser wieder zerstört, da plötzlich zu einem anderen Schauplatz gewechselt wird: Von der Verteidigung Kellenports zur Angriffsstreitmacht gegen die Necrons, dann zum Sabotagetrupp, dann eine Vergangenheitsrückblende, um die Motive der Hauptcharaktere zu zeigen. Gerade letztere Art von Schauplatz, dient sehr stark der Charakterzeichnung und –tiefe. Ironischerweise auf Kosten der Spannungskurve. Hier wäre evtl. eine andere Art der Charakterisierung der Protagonisten möglich gewesen. So wird die Geschichte unnötig ausgebremst. Lediglich im letzten Drittel, wenn alle Handlungslinien zusammenlaufen kommt die Geschichte auf Touren.
Ein weiteres großes Problem entsteht durch die extrem schwankende Relation. Soll heißen, dass die Stärke der Necrons bzw. ihre Macht von Szene zu Szene schon fast absurd schwankt.
Die Necrons vernichten locker eine Angriffswelle von 50.000 Soldaten (und unzählige Panzer) werden jedoch in einer Szene von 100 Soldaten im Nahkampf erledigt…
Ein Ultramarine-Trupp hat extreme Probleme zehn normale Alpträume zu erledigen, aber knüppeln beim anderen Schauplatz reihenweise Necrons um.
Nicht falsch verstehen: Die (leichte) Überlegenheit der Ultramarines finde ich für’s Gesamtkonzept sehr stimmig, aber die extrem schwankende Verhältnismäßigkeit der Necronmacht ist doch etwas zu unglaubwürdig.
Auch die kleine Tatsache, dass die Necrons von Anbeginn Gothisch verstehen und sogar sprechen, ist….unlogisch.
Positiv:
Positiv zu verbuchen ist auf jeden Fall die gute und tiefe Ausgestaltung der Charaktere. Wie schon erwähnt geht das teilweise leider auf Kosten der Spannung. Nichtsdestotrotz sind die drei Hauptprotagonisten sehr gut und tief ausgearbeitet und erfahren Wandlungen in ihrer Überzeugungen und ihrem Charakter. Auch die Charaktere der Imperialen Armee/ Bevölkerung sind wunderbar ausgearbeitet. Klar sind alle Genannten in wenig stereotypisch bzw. klischeehaft eingefärbt. Das tut ihrer guten Ausarbeitung jedoch keinen Abbruch und dient der Atmosphäre.
Das größte Plus des Buches liegt jedoch in der unglaublich riesigen Fülle an Fluff, vor allem in Bezug auf die Necrons. In jedem Fitzelchen Beschreibung der Necronlords wird von GW dauernd erzählt, dass sie ihre Persönlichkeit noch erhalten ist. Dies wird von Kyme näher beleuchtet. Ebenso die Rollenverteilung und sogar Klassen der Lords.
Die verschiedenen Lords intrigieren gegeneinander, haben aber wie schon von GW beschrieben verschiedene Aufgaben: Architekt (Gruftspinnen, Skarabäen), der Oberbefehlshaber (wohl der Platinlord), der Befehlshaber der Artillerie
Es gibt sogar einen Necronlord der Alpträume, der ebenfalls deren Eigenschaften besitzt.
Auch die erste Ausgestaltung des gerüchteweise existierenden neuen Fluffs ist schon enthalten
Die Necrons sind sehr stark an Khemri angelehnt. Genauer gesagt sind sie Hierarisch aufgebaut und haben altägyptisch klingende Namen.
Auch die Psyche der verschiedenen Necronstreitkräfte wird erklärt, so sind z.B. Destruktoren über die Zeit wahnsinnig geworden und wollen nur noch zerstören oder Alpträume (als niederste Kaste) können Vergangenheit und Gegenwart kaum noch unterscheiden und kommen nicht damit klar, kein Fleisch mehr zu besitzen. Daher ziehen sie ihren Gegner die Haut und das Fleisch ab.
Auch die tiefere Ausgestaltung bereits existierender Charaktere und der 2. Kompanie der Ultramarines, die ja schon im Codex mehr Gewicht und Hintergrund bekommen hat, finde ich besser, als die erneute Gestaltung weiterer Ultramarines oder anderer Space Marines bzw. Imperialer Soldaten. Gerade der tiefere Einblick in die Psyche der 2. Kompanie ist eine Wohltat, da die Rivalität zur ersten Kompanie tiefer beleuchtet wird (die teilweise sogar in Paranoia ausartet). Auch die andere Einstellung zur Auslegung des Codex Astartes, lässt die Ultramarines … sympathischer erscheinen.
Die erste Kompanie sieht den Codex als festes dogmatisches Regelwerk an, während die 2. Kompanie darin eher interpretierbare (und dehnbare) Richtlinien sieht.
Auch die tiefere Beleuchtung der Charakteristika von Sicarius (und seinen Sergeants) sowie Tigurius ist eine lesenswerte Angelegenheit, da man so nicht nur auf die kleinen Beschreibungen von GW beschränkt ist und den einzigartigen Charakteren so mehr Leben eingehaucht wird. Das schafft Atmosphäre und eine starke Verbindung zum ursprünglichen 40k-Universum.
Es ist auch durchaus positiv, dass diese beiden einzigartigen Charaktere nicht als unbesiegbare Krieger gezeigt werden, sondern als fehlbare und überwindbare Individuen.
Auch die ergiebige Ausarbeitung des Vorfalls von Damnos weiß zu gefallen. So erfährt man mit vielen Infos und Details von den Umständen und den Ereignissen des Schlachtverlaufs. Damnos ist ja schon von GW ein wenig beschrieben worden. Allerdings ist diese Beschreibung (verständlicherweise) sehr kurz gefasst und muss sich darauf beschränken Neugier für solche Ereignisse zu wecken. Es ist schön zu sehen, wenn sich ein Autor nicht unbedingt unbekannte Schlachten ausdenkt, sondern bestehenden Fluff detaillierte ausarbeitet.
Die Verbindung zum Warhammer 40.000-Universum wird auch dahingehend noch positiv verstärkt, indem Kyme Apokalypse-Verbände in die Geschichte einarbeitet. Dadurch liest sich die Story ein wenig wie ein Spielbericht.
Fazit
In den ersten 2/3 behindert sich die Story selbst, weil sie immer abrupt zwischen den vielen Schauplätzen umherspringt. Das letzte Drittel ist allerdings mehr als lesenswert: spannend und atmosphärisch. Das Buch ist zudem prall gefüllt mit Details und Infos zur 2. Kompanie der Ultramarines und der Necrons und beschreibt einen spannend bekannten Konflikt sehr detailreich, auch wenn dadurch das Ende vorweggenommen wird.
Fassen wir die ganze Sache mal geordnet zusammen: Wer ein durchgängig spannendes Buch sucht, dass viele überraschende Wendungen und einen unbekannten Ausgang besitzt, sollte sich zweimal überlegen, ob er sich das Buch zulegt. Wer allerdings auf viele neue Fluff-Informationen und tiefe Charaktere aus ist, verbunden mit dem Hauch eines Spielberichts, und über kleinere Logiklöcher hinwegsehen kann, sollte zugreifen.