Oh mein Gott hier gibt’s keinen Grot.
So diesmal habe ich mich gegen eine weitere Gitsnik Story entschieden, da das Thema zu Nahe an dem ist was ich beim letzten Mal geschrieben habe. Zumindest empfinde ich das so.
Nun verdunkelt euer Zimmer, lasst Tonspuren von Artilleriefeuer ablaufen und versetzt euch in die Lage eines Zivilisten, der schon seit Wochen ein einsames Dasein in einem Bunker fristet.
.... Wumm.
Da war es wieder, dieser gedämpfte Ton dem, einen Augenblick später, eine Vibration durch den gesamten Boden folgte. Kurz darauf ein Kratzen. Es war die Kreide mit der man nun schon vor geraumer Zeit begonnen hatte, die Anzahl der Schüsse zu zählen. Was anderes konnte man auch nicht tun. Für Essen, Waschen und Schlafen gab es genügend Vorkehrungen. Nur gab es so gut wie nichts mit dem man sich die Zeit vertreiben könnte.
Zeit? Wie viel davon verbrachte man nun schon hier? Stunden? Tage? Wochen? Oder waren gar schon ganze Monate vergangen, seit dem sich die schweren Falltore der Anlage schlossen? Nein. Man durfte nicht über die Zeit und erst recht nicht über das Schließen der Tore nachdenken. Denn dann würden wieder die Stimmen kommen.
.... Wumm.
Und wieder kratzte die Kreide. Etwas war diesmal aber anders.
Das Intervall zwischen dem Geräusch und der Erschütterung wurde länger, dafür gab es nun zwei Erschütterungen.
Eine leichte die sofort mit dem Geräusch kam und die größere die darauf folgte.
Waren die Stellungen in diese Richtung verrückt worden?
Würden sie den Bunker finden? Und wenn ja, wessen Seite würde einen entdecken?
Moment. War dies nicht irrelevant? Ob nun Feind oder Freund, Gnade würde man Aufgrund des Geschehenen wohl von keinem erhalten. Oh nein. Da kommen sie wieder die Stimmen.
“Hilfe!“ “Lasst uns rein!“ “Macht die Pforte auf!“ “Bitte!“ Nachfolgend nur noch Schmerzensschreie die vom Geröll erstickt wurden. Man kauerte sich in die Ecke und wiegt sich langsam vor und zurück. Tränen laufen abermals über das Gesicht, welches daraufhin gegen die zusammengezogenen Beine gedrückt wurde.
Man hasste die Anlage. Man hasste den Feind, welcher einen gezwungen hatte hier herzukommen. Man hasste die eigene Hilflosigkeit. Aber am meisten hasste man sich selbst.
Warum war man nicht im Stande die Tore zu öffnen als es begann?
War man in seinem Inneren so feige? Oder wollte man die Leute draußen ihrem Schicksal überlassen? Einmal der Entscheider über Leben und Tod sein?
Wobei es nur Zufall war, dass man sich im Augenblick des Angriffes hier befand. Man war für die Wartung der Anlage verantwortlich und der einzige Grund warum man dieses mal alleine war, war die Tatsache, dass der Partner krank zu Hause war.
Ob er überlebt hat? Ob es ihm gut ging? Man sollte meinen, dass man in solchen Zeiten nirgends besser aufgehoben war, als in einem Bunkerkomplex. Aber langsam kam einem der Gedanke, dass die Menschen die am meisten Glück hatten, jene waren, welche ohne große Schmerzen und langes Leiden bei den ersten Bomben starben.
War der Tod das einzige Licht was einem blieb?
“Krrrrrrrrrr.“
Vernimmt man plötzlich von der anderen Seite des Raumes. Als man sich dem Geräusch nähert fällt es auf, dass nun ein dauerhaft monotones Geräusch, welches den Boden zeitgleich sanft in Schwingungen versetzt eintritt. Es kommt aus der Richtung wo sich die große Eingangsluke befindet. “Krrrrrrrrrr. Kann... mand ..... höre... Krrrrrrr.“
Ertönt es wieder von der anderen Seite. Schnell wird dem Geräusch gefolgt, bis man an einer alten Funkstation ankommt. Man hatte bereits versucht Funksprüche zu empfangen und zu senden, jedoch kam es nie zu einer Reaktion. Nach ungezählten Stunden hatte man dies als hoffnungsloses Unterfangen abgetan und sich dem Zählen des Artilleriefeuers zugewandt.
Das Gerät wurde so eingestellt, dass man den Funkspruch besser verstand.
“Krrrrr. Kann mich jemand in der Anlage 3-74 AIV hören? Wenn da jemand ist bitte antworten.“ Der Hörer wird gegriffen und man versucht eine Antwort zu geben, jedoch kommt kein einziges Wort sondern nur ein heiseres Krächzen heraus. Es ist eine lange Zeit her seit dem die Stimmbänder zuletzt genutzt wurden und mehr als ein kehliges “Ah“ will sich nicht durchringen. “Hallo? Hören sie mir gut zu, wir stehen hier unter starkem Beschuss der feindlichen Artillerie, die sich direkt über ihnen befindet. Zudem haben unsere Kundschafter herausgefunden, dass feindliche Truppen begonnen haben sie auszugraben.“
Wie zur Bestätigung der Aussage wird das Rumoren von Seiten der Schotts immer lauter.
“Hören sie gut zu. In der Anlage befinden sich im unteren Stockwerk, genug Sprengköpfe um unsere Hauptflotte damit einen Monat zu beliefern. Der Feind darf nicht an sie rankommen, denn dann ist alles aus. Es tut mir Leid sie darum bitten zu müssen, aber bitte vernichten sie die Anlage bevor der Feind sie in die Hände bekommt! Bitte ich flehe sie an!“
Darauf erscheinen wieder die anderen Stimmen aus der Vergangenheit.
“Hilfe!“ “Lasst uns rein!“ “Macht die Pforte auf!“ “Bitte!“
Der Hörer wird fallen gelassen und ein freudloser Blick wird in Richtung der Schotts geworfen. Die Tatsache, dass man hier auf einem riesigen Pulverfass saß war einem von Anfang an klar. Man befand sich wieder in der Situation über Leben und Tod zu entscheiden.
Es zeichnet sich langsam ein beruhigtes Lächeln auf den Lippen ab.
Die Entscheidung war gefallen und man verschwand gemächlichen Schrittes in die Dunkelheit der einzelnen Gänge.
Geschichtsbuch der 8. Klasse
Seite 110
Titel: Der stille Retter
.... und so geschah es dass die Stadt ......... vom Angesicht der Welt verschwand. In einer Feuersäule noch nie da gewesenen Ausmaßes vergingen die Angreifer samt der gesamten Stadt. Der unbekannte Märtyrer hatte somit den Krieg beendet und viele Leben im Tausch gegen sein eigenes gerettet. .......
So hoffe es hat euch gefallen. Ist zwar nicht die ursprüngliche Idee die ich hatte, aber sie gefällt mir weit aus besser.
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