Der Feuersturm über Kronus [Astra Militarum, Roman, unvollendet?]


  • Der Feuersturm über Kronus


    Prolog


    Alles in allem war es nur ein Marsch. Ein Marsch in die Hölle. Schlammig, unwegsam und voller Angst. Wie in einem Entenmarsch marschierten sie voran. Die Blicke auf den dunstigen Dschungel gerichtet.


    Und dann, mit infernalem Getöse, tauchte die vierbeinige Höllenmaschine auf. Metallenes, unheiliges Kreischen entwich der sich scheinbar verändernden Fratze. Dämonisches Feuer fuhr aus einem Geschütz über einem der Spinnenbeine während die Maschinenkanone Soldaten zerfetzte und die Laserschüsse ihrer Waffen von der Panzerung der Maschine abprallten. Zwei Männer versuchten noch ihren schweren Raketenwerfer auf das Ding in Stellung zu bringen, doch die flegelförmigen Klauen fuhren aus und wischten über die Formation, einer der Soldaten, die die Schwere Waffe aufstellen wollten, wurde gepackt. Der arme Mistkerl schrie am Spieß während die Flegel zudrückten, ihn zerquetschten, und vor den Flammenwerfer hielten.
    Für einen der imperialen Soldaten schien das Alles wie in einem obskurren Traum abzulaufen. Und zwar solange, bis die linke Flegelhand, die noch nichts gepackt hatte, niederfuhr.


    Schmerz. Das war das Erste, was er fühlte. Schreie, das Erste was er hörte. Vorallendingen fühlte sich alles feucht und schlammig an.
    Und jemand hatte ihn gepackt. Fühlende Hände fuhren über seine Ausrüstung und schienen nach etwas nützlichem zu suchen.
    Arin öffnete so langsam wie möglich die Augen und sah an seinem Körper herunter.
    Das Erste, was er sah, war eine überaus hässliche menschliche Fratze. Auf der Stirn das kahlköpfigen Mannes war ein achtstrahliger Stern eingebrannt worden. Wie ein Irrer brabbelte er leise vor sich hin, während er sich an ihm zu schaffen machte. Die überaus dünnen, bloßen Arme waren von Schnitten und Verletzungen gesät, scheinbar war bei diesem Exemplar viel Überzeugungsarbeit nötig gewesen.
    Möglichst ruhig und langsam fuhr seine rechte Hand unter seinen Rücken, der im Morast begraben war. Suchend schwimmte seine Hand praktisch, fand den Gürtel und fand genau das, wonach er gesucht hatte.
    Er hob seinen Kopf. Der Ketzer sah erschrocken, dann ein wenig panisch, dann mehr oder weniger zornig auf.
    "STIRRB!" Schrie er.
    Arin zögerte keine Sekunde. Seine linke Hand fuhr aus dem Morast und packte den Mistkerl. Mit der Rechten holte er seine Laserpistole heraus und hielt sie dem Kerl an die Schläfe.
    Er drückte ab. Moderndes Zeug tropfte aus seiner Zweitwaffe und er befüchtete schon, dass das Ding den Geist aufgegeben hatte.
    Als ein hochintensiver Strahl durch den Kopf des Ketzers drang und verbrannte...Masse aus dem Kopf floß und sich mit dem Schlamm verschmolz wusste er eines.
    Dank dem Imperator für die Funktionalität, Soldat.
    Die Leiche wurde von seinem Körper befördert, und er versuchte aufzustehen, was aufgrund der Schmerzen nicht gerade leicht war. Er erinnerte sich daran, wie diese Kriegsmaschine, man nannte sie Geißel, glaubte er, die Hand nach unten geworfen und den Mann vor ihm zerquetscht hatte, er selbst war ins Wanken geraten. Als sich die metallene Fratze aber veränderte, obwohl das logisch gesehen nur schwer möglich wäre, und das schwere Geschütz, dass wie eine Zunge aus der Fratze prangte, direkt in die Schützengruppe feuerte, war er wohl bewusstlos geworden. Er hatte immer noch ein Klingeln in den Ohren und er schien alle seine Knochen spüren zu können. Er hatte Glück, dass die Explosion ihn nicht direkt getroffen hatte.
    Mit viel Mühe und ein wenig Kraftaufwand um den Schlamm niederzuringen, schaffte er es auf seine Beine, die ihn doch noch tragen konnten. Das war ein Anfang.


    Er sah sich um und sah genau das, war er sich bereits ausgemalt hatte. Zerfetzt lagen seine Kameraden verstreut. Den meisten waren bereits die Waffen abgenommen worden. Ebenso alles andere, was man sich an Ausrüstung schnappen könnte. Arin wusste immer noch nicht, warum das passiert war. Als einfacher Soldat bekam man immer das Wenigste mit, besonders in der verdammten Imperialen Armee.
    Oh nein, ganz vergessen, es war das 1. Kronusregiment. Die Befreier.
    Von der Befreiung waren Sie, soweit er das beurteilen konnte, verdammt weit entfernt.
    Er versuchte, Trauer und Mitleid für später zu verschieben. Er hatte diese Leute nicht lange gekannt und war quasi in die Einheit hineingeworfen worden.
    Doch es gab Wichtigeres als solche Gedanken. Überleben und das Finden anderer Soldaten gewann immer mehr an Bedeutung.


    Das Muradmoor war, entgegen des Namens eine vergleichsweise große Insel im südöstlichen Ozean des Planeten Kronus. Den Namen trug diese Insel deswegen, weil scheinbar die gesamte Insel ein Moor war. Oder Sumpf. Wenige Hügel waren die Schlüsselpositionen und man konnte froh sein, wenn sich dieser widerliche Dunst nicht ausbreitet und einem die Sicht versperrt.
    Das Muradmoor war durch seine geringe Entfernung zur Deimos-Halbinsel strategisch wichtig. Die einst idyllische Halbinsel hatte sich in ein Plateau der Hölle verwandelt, immer direkt an der Grenze von Realität und Immaterium, oder auch Warp. Alptraumhafte Kreaturen und die Krieger der "Word Bearers"-Legion strömten aus einem riesigen Portal, dass die Gegend verzerrte.
    Klingt nicht sehr einladend, aber irgendwer musste den Job ja machen.


    Er bahnte sich einen Weg durch den Morast und folgte der Spur der Zerstörung. Er war allein, mitten im Gebiet des Chaos.
    Nein, nicht alleine. Er konnte es hören.
    Das Kreischen einer Kettensäge.
    Und tatsächlich stapfte hinter einem zerstörten Chimäre-Schützenpanzer ein Hüne hin und her. In seiner Linken eine protzige Boltpistole, in der rechten eine riesige Kettenaxt. Der gehörnte Helm des Space Marine bewegte sich auf eine krankhafte Art und Weise hin und her. Seine Servorüstung hatte eine blutrote Legierung. Damit war die Identifikation da. Ein Berserker des Khorne.
    Arin erstarrte förmlich as er den mehr als 2 Meter großen Space Marine erblickte, der langsam den Kopf drehte.
    Soldat und Berserker standen kurz wie angewurzelt da. Der Größere von beiden schien sich zu fragen, warum da noch einer lebte.
    Innerhalb einer Sekunde formten sich diese Gedanken in Glück um. Der Kerl brüllte und ließ die Kettenaxt kreischen. etwas behäbig, aber dennoch wild bahnte er sich den Weg. Die Axt schwang er hin und her.
    Er wollte bereits zu einer wilden, hoffnungslosen Flucht ansetzen, als er feststellte, dass er feststeckte. Er zückte seine Pistole, zielte auf den Kopf und drückte ab...
    Diesesmal durfte er dem Imperator nicht für die Funktionalität danken. Das Zeug, dass sich vorhin noch in seiner Waffe befand, schien durch den Hitzeausstoß festgeworden zu sein und blockierte nun den Mechanismus.
    "Scheiße."
    Das axtschwingende Verderben kam immer näher
    "RUNTER!" Schrie jemand.
    Arin duckte sich, der Kommandostimme folgend, gehorsam und schnell nach unten. Genau im selben Augenblick fauchte ein Strahl über seinen Kopf hinweg und verbrannte ihm die Nackenhaare. Der Strahl kollidierte mit dem Servohelm und der Brüller des Space Marine verwandelte sich in ein lautes Grunzen. Ein zweiter, hochintensiver Strahl durchschoss den Helm des Hünen. Axt und Pistole landeten in Dreck und Matsch, dicht gefolgt vom Träger.
    "Ganz schön knapp mein Junge." Sagte die Stimme erneut. Er hörte Schritte.


    Arin drehte sich abrupt um und sah in die rot leuchtenden Binokulare. Der sich darunter befindende Mund grinste.
    Der Mann nahm die Sichtgeräte ab und musterte den jungen Soldaten. Das Gesicht des Mannes war eine spezielle Mischung aus unzähligen Bartstoppeln und Narben. Am Kinn und über dem linken Auge verliefen genähte Verletzungen. Da der Mann unrasiert war, so schätzte Arin, dürfte er eine ganze Weile hier im Muradmoor verbracht haben. Der Dreck an seiner Uniform und dem Umhang sprachen Bände.
    "Was. Hatts dir die Sprache verschlagen, oder möchtest du auch noch meine Waffe mustern?" Er hielt sie ihm bereitwillig hin. Es war ein Lasergewehr mit speziellem Visier und einem langgezogenen Lauf. Kratzer und Schweißnähte ließen vermuten, dass diese Waffe den einen oder anderen Schlag, vornehmlich von einem Ork, Space Marine und vielleicht dem einen oder anderen Tyraniden, überstanden hatte. Sie war genauso dreckig wie ihr Träger.
    Um es simpel auszudrücken, der Kerl war so dermaßen voller Dreck, dass er praktisch mit dem Gebiet verschmelzen konnte. Arin hätte es nicht gewundert, wenn er sich sogar mit Absicht im Schlamm gewälzt hätte. Er ließ diese absurde Vorstellung für ein paar Sekunden stehen.
    "Hör gut zu...Junge. Du bist der einzige verdammte Überlebende, ich mag solche Geschichten. Da dein Sergeant, Komissar, Prediger wer auch immer hier irgendwo in der Scheiße begraben liegen sollte, würde ich sagen, dass du jetzt mir gehörst. Tu also, was ich dir sage, und du wirst möglicherweise überleben."
    "Äh. Ja. Wer sind sie überhaupt, wenn ich fragen darf?"
    "Sergeant Silas. 42. Cadianische Scharfschützenkompanie, 8. Cadia." Sagte der Mann und musterte Arin noch einmal. Aufgrund seines bewusstlosem Aufenthalts im Schlamm war Arin fast genauso dreckig wie er, das schien dem Sergeant in den Kram zu passen.
    "Soldat Arin, 9. Kompanie...ehemals 9. Kompanie. Und was machen wir jetzt Sergeant? Und warum starren sie mich so an?"
    "Bist ganz schön direkt was? Du siehst Scheiße aus Junge, also perfekt für diese Gegend." Er griff nach hinten in seinen Rucksack und holte einen ähnlichen Umhang hervor, wie jener den er trug. Teils grün, teils braun wie Schlamm. Arin stülpte das Ding über. Silas musterte ihn noch einmal und bedeutete ihm dann, zu folgen.


    Daraufhin folgte ein langer Fußmarsch durch die Sümpfe und Arin kam sich nun fremder denn je vor, während er durch Gebüsche spähte, versuchte, Spuren zu lesen und diesem wunderlichen Sergeant zu folgen.
    Die Gegend war von Leichen gesäumt. Entstellten Kameraden, dem einen oder anderen Kultisten. Zerfetzt und nur die wenigsten mit Gliedmaßen. Das Blut hatte sich schon lange mit dem Schlamm gebunden und verpasste diesem einen rotbraunen Teint.
    "Nimmst das ja lässig hin. Junge." Sagte Silas während er in aller Ruhe durch die Gegend stapfte.
    "Warum nennen sie mich dauernd Junge?" Abrupt drehte der Sergeant sich um und tippte auf Arins Helm. Weiße Striche waren darauf zu sehen.
    "Weißblech. Ein Rekrut. Jungspund. Nenne es, wie du es willst. Ich bin nur ehrlich erstaunt, dass unser glorreicher Gouverneur Neulinge gleich in die Schlacht wirft. Die meisten von deiner Sorte würden sicherlich nicht in aller Ruhe durch solch ein zerstörtes, leichengesäumtes Land spazieren."
    Arin sah sich reichlich unbeeindruckt um."Bisher nicht schlimmer als zu zu sehen, wie die Freunde und Verwandten von Kroot massakriert und gegessen werden und dich als Nachtisch behalten möchten." Erwiderte er unverblümt.
    Silas wölbte eine Augenbraue und trat einen Schritt zurück.
    "Kroot sagst du? Hmm, mir fällt auf, dass du die ganze Zeit auf den Boden starrst. Du suchst nach Fußspuren und anderen Hinweisen. Außerdem habe ich lange keinen Begleiter mehr gehabt, der sich so leise im Schlamm bewegt, bei den anderen klingt es immer so, als hätten sie Saugnäpfe statt Stiefeln an. Du warst früher nicht zufällig ein...Tielastanischer Feldjäger?"
    Jetzt war es an Arin, verwundert zu starren."Ja, richtig. Woher wissen sie das?"
    "Ich erkenne die Jungs wenn ich sie sehe. 10. Regiment, von Orcus-Außenposten." Das Wort Regiment sprach er in einem sarkastischen Singsang aus. Die Feldjäger von Tielastan waren Paramilitärs, aber dennoch bekannt genug um gerne rekrutiert zu werden. Auf ihrem Heimatplaneten, der sich direkt an der Grenze zu den Tau-Septen befand, kämpften sie gegen die vogelähnlichen Kroot. Tag für Tag. Die von den Tau zu anderen Welten gebrachten Kreaturen waren hervorragende Fährtenleser und wussten die Raffinessen von Dschungeln und Wäldern zu nutzen. Wer die Kroot jagen wollte, musste ihnen schon mindestens 10 Schritte voraus sein.
    Instinktiv hob Arin die Hand und ballte sie zur Faust. Er spürte einen Ruck, als Silas mit seiner Faust dagegenschlug.
    "Na bitte, welch ein schöner Anfang."
    "Darf ich fragen, was sie hier eigentlich machen?" Fragte Arin, während hinter Silas durch das Gestrüpp kroch.
    Silas stapfte ruhig weiter."Ich bin auf der Suche nach einem Kultisten. Einem ganz bestimmten. Weißt du, wie das Chaos auf diese Welt gekommen ist?"
    "Ich habe davon gehört, dass die Oberhäupter und Frauen einer Adelsfamilie einen rituellen Selbstmord vollzogen haben, schienen ziemlich verzweifelt zu sein, die armen Irren."
    "Die Gerüchte haben sich bewahrheitet. Die Familie der Shetoni. Früher eine Adelsfamilie gerieten sie an die machthabenden Tau. Diese haben ihnen den größten Teil ihres Besitzes und, nach einer Auseinandersetzung einen Sohn geraubt. Vermutlich wurden sogar Kroot angesetzt um sie zu terrorisieren. Da das Imperium Nichts unternahm, waren sie schließlich so dermaßen verzweifelt, dass sie sich rituell umbrachten. Wie auch immer, einer der Söhne lebt noch. Ein charismatischer junger Bursche, der weiß, wie man Menschen überzeugt. Diese Talente nutzt er, um die Bewohner des Moores, die aufgrund des Krieges hierher geflüchtet sind, auf seine Seite zu ziehen. Frag mich nicht, warum das Chaos solche subtilen Methoden benutzt, doch sie funktionieren. Elasi Shetoni umgarnt die Leute mit tollen Reden, wie viel besser das Leben im Chaos ist, erzählt ihnen von den großartigen Chaosgöttern."
    "Aber warum nutzen wir solche subtilen Methoden? Warum den Kerl nicht einfach wegbomben?"
    "Wie du weißt, ist das Moor unser bisher einziger Zugangspunkt, von dort können wir Deimos schnell erreichen. Alles, was das Chaos zurzeit hier aufbieten kann, was jetzt noch erstaunlich wenig ist, weil ihnen noch die Kraft und die Kultisten fehlen, befindet sich hier im Moor und sie halten die Insel energisch. Ein Luftangriff über Langstrecken ist quasi unmöglich wegen der Stürme über der Halbinsel und der Landweg wird von den Necrons blockiert und mit denen will sich nicht mal der Gouverneur anlegen. Vorallendingen, weil er gar nichts hier von weiß."
    "Ich verstehe nicht ganz?"
    "Dieser Auftrag, Junge, ist vollkommen inoffiziell. Ich wurde von der Inquisition beauftragt, hier aufzuräumen."

  • Kapitel I: Ein Perfekter Schuss


    Elasi Shetoni war ein Mann des Moments. Er liebte die Show. Er liebte es, wie er die Menschen umgarnen konnte, sie gefügig machte. Es war so einfach und doch irgendwie unglaublich.
    Er hatte sich schnell damit zufrieden gegeben, dass seine Eltern verzweifelt waren. Er war verwundert, als er dem fernen Flüstern lauschte, dass er manchmal hörte. Und er war wenig erstaunt, bei dem Ritual dabei gewesen zu sein. Sein Vater hatte ihn sanft an den Schultern gepackt und ihm gesagt, dass er nun die Zukunft für Kronus wäre. Die Zukunft für eine neue Ära auf dem Planeten. Kurz darauf trat er in die Mitte des Pentagramms, welches in fauligem Grün, aufreizendem purpur, schimmerndem blau und strahlendem Rot leuchtete. Er konnte sich ganz genau erinnern, wie Vater das alte Schwert packte, wie die Sippe um ihn herum stand und fremdartige Worte murmelte, und wie er sich schließlich den Bauch aufschlitzte.
    Vorallendingen erinnerte er sich daran, wie alle Farben anfingen grell zu leuchten, während Eingeweide und Schwälle von Blut auf das Zeichen flossen, wie im Raum ein Sturm aus Feuer und Leid ausbrach, wie sein Vater röchelte und ein letztes, zufriedenes Lächeln zustande brachte, während ein schwer gepanzerter Hüne ihn stumm anstarrte.
    Der Riese hatte forsche Worte mit Elasi gewechselt, noch während zwei weitere Hünen dem Sturm entstiegen. Hexer. Während der eine Male des Khorne aufwies, was eine wahre Seltenheit bei dem großen Bluttrinker war, war die Servorüstung des anderen cobaltblau, die Hörner seines Helmes veränderten sich immer wieder. Beide hielten sie Zepter, fast doppelt so groß wie sie selbst, in den Händen.
    Er schauderte bei dem Anblick der Drei, doch man hatte ihm, aufgrund des Verdienstes seiner Familie versprochen, dass ihm Großes bevorstand. So war die Abmachung.


    Die Abmachung. Die Hexer sagten ihm immer wieder, dass ihm Großes bevorstand. Aber was?


    Arin konnte praktisch fühlen, wie sich die Situation zwischen den Beiden verändert hatte. Ein wenig Respekt und ein bisschen mehr Achtung schwangen in den Worten des Sergeants.
    "Es ist nicht sehr weit." Er reichte Arin eine Karte des Muradmoors. Allerdings waren unzählige Kritzeleien und Markierungen auf der Karte, was wohl bedeutete, dass das gute Stück nicht sonderlich aktuell war und aus dem einen oder anderen Sumpf ein unwegsamer See geworden ist. Drei rote Kreuze prangten auf der Karte.
    "Diese Kreuze markieren die sogenannten "Kultstätten". Des Tages sind die Menschen des Muradmoors treue Diener des Imperators und machen einen loyalen Eindruck, damit für die alles im Butter ist. Aber des Nachts hauen sie ab, gehen zu den Stätten und hören diesem Spinner zu. Manchmal sind auch Chaos Space Marines anwesend. Schon witzig, wie diese Mistkerle sich rausputzen, um einen atemberaubenden Eindruck zu hinterlassen. Seit Wochen bin ich ihm auf den Fersen und beobachte ihn. Ein routinierter Mensch ist er. Er hat einen klaren Stätten-Kreislauf und bleibt immer in Bewegung. Bei der nächsten Zeremonie will ich ihn drankriegen. Was sagt die Karte?"
    "Wenn ich hier alles richtig deute...dürften wir uns in der Nähe der südlichsten Stätte befinden. Noch einen Kilometer."
    "Das du die Schrift und das Gekritzel von Corporal Varen identifizieren kannst...Meine Güte, du hast das Zeug zu einem Offizier."
    "Herzlichen Dank." Erwiderte er kühl."Ich bin froh, die 14 Stunden hinter mich gebracht zu haben."
    "Ah, den Mythos kennst du also schon: Die durchschnittliche Lebenszeit eines frischen Soldaten an der Front. Tja, herzlichen Glückwunsch."


    Wenig später hatten sie die noch verlassene Kultstätte erreicht. Silas schob seinen Ärmel zurück und ein Chronometer kam zum Vorschein.
    "Wie ich erwähnte, ist das Ziel ein äußerster routinierter Mensch und für einen Chaoten furchtbar pünktlich." Er deutete zu Boden. Blutspuren.
    "Letztens stapften die Leute über das noch frische Blut hinweg, als wäre es nur Wasser. Sehr erstaunlich, die manipulierte menschliche Psyche. Komm mit, ich kenne einen guten Punkt."


    Besagter Punkt war ein unscheinbarer, in tiefen Grasbüschen und Bäumen verstecker Hügel. Arin bemerkte, dass sich jemand ziemlich viel Mühe gemacht und einen ähnlich unscheinbaren aber dennoch gut zugänglichen Weg nach draußen zu hauen. Als er den Sergeant anschaute, nickte dieser.
    "So, mein Junge. Nun kommen wir zum Grund, warum ich dir den Arsch gerettet habe. Du musst schießen."
    "Was? Das können sie vermutlich besser erledigen als ich."
    Silas hob seine rechte Hand. Erst jetzt fiel ihm ein Detail auf, dass er bisher mehr oder minder ignoriert hatte. Die Finger waren in ein und derselben Position wie vor ein paar Stunden. Zwischendurch zuckten sie krampfhaft.
    "Tja, einem der Marine-Mistkerle musste ich irgendwie davon abbringen, dass er sein Schwert in meinen Körper rammt. Zum Glück hatte der keinen Helm auf."
    Arin verstand."Soll das etwa heißen sie haben einen Chaos Space Marine dermaßen fest geschlagen das-"
    "Ha! Ja! Danach habe ich ihn mit der anderen Hand gepackt und zu Boden geworfen! Wäre doch super für die Propaganda. Nein mein Junge, das hier," er zückte ein langes, gezacktes Kampfmesser."Das hier hat ihm dann den Garaus gemacht. Außerdem bist du ein Feldjäger. Der Gebrauch und die Überlebensregeln dürften dir ja bekannt sein."
    Arin lächelte bei den letzten Worten. Das Gute an Lasergewehren ist, dass man sich bei Distanzschüssen keine Sorge um den Wind oder Schwerkraft zu machen brauchte. Andererseits ließ der kurzlebige Strahl einen schnell auffliegen. Die Feldjäger lernten, wie die Scharfschützen Cadias, die mobilen Aspekte eines solchen Lebens kennen. Er erinnerte sich an die 3 Grundregeln:


    1. Nimm niemals zu schweres Gepäck weg. Laufen und Sprinten sind das Einzige, was dir beim Überleben helfen.
    2. Suche dir Orte, die du schnell verlassen kannst, die aber nicht allzu zugänglich sind.
    3. Hast du einen Schuss abgefeuert, kümmerst du dich nicht darum, ob du getroffen hast oder nicht, sondern verschwinde. Getroffen hast du sowieso, denn ein Scharfschütze, der mit einem Lasergewehr nichts trifft, taugt auch nichts.


    Es waren die Grundregeln von Soldaten für Soldaten, man hielt sich dabei nicht mit den üblichen, edel und heilig klingenden Formulieren auf.
    Bisher hatte sich Silas an alles gehalten.
    "Ja...eine Halbe Stunde noch. Dann wirst du mit hoher Warscheinlichkeit den Schuss deines Lebens abfeuern. Oder Sterben. Wenn du Glück hast."


    Eine halbe Stunde später...


    Elasi sah den Kordon von Menschen an. Diesmal waren einige imperiale Soldaten dabei. Elasi sah die Weißen Striche auf ihren Helmen. Dazu die typischen, ausgemergelt wirkenden Gesichter der Bewohner.
    Die Soldaten machten einen nicht sonderlich beeindruckten Eindruck. Die meisten schienen das Getümmel von vorhin nur schwer verkraftet zu haben und sie starrten stumm nach vorne. Tausend-Yard Starren. Die Bewohner hingegen hingen ihm an den Lippen während er durch die Menge ging, Köpfe tätschelte und Schultern berühre. Kontakt war wichtig. Stimulation war wichtig. Zu Verstehen, dass ihnen die Tau ihre Heimat genommen haben und dass das nahende Imperium ihre Welt in eine Feuersbrunst verwandeln würde. Dass der Krieg nun auch ihre Leben nehmen könnte, wenn sie sich nicht entschieden. Das der Dienst im Chaos nur mit dem Respekt der Chaosgötter enden würde und sie aufsteigen könnten, von kleinen Akolythen zu wahren Hexern oder noch mehr.
    Bisweilen war er nicht sonderlich überzeugt davon, dass diese Menschen jemals sonderlichen Nutzen hätten, und dass man sie vermutlich nur missbrauchen würde. Doch um das eigene Wohl zu schützen, mussten nunmal Opfer gebracht werden.


    "Du kannst ihn sehen, oder?" Fragte Silas, der fast an Arins Ohr hing. Seine Augen waren nicht ans Zielfernrohr gedrückt, stattdessen wahrte er einige Zentimeter Abstand um nicht nur das Zielgebiet, sondern auch die nähere Umgebung sehen zu können.
    "Jaja, ich sehe ihn. Da sind ein paar von meinen Kameraden..."
    "Die kannst du jetzt vergessen. Die Schweine sind verloren, hätten sich lieber erschießen lassen sollen. Was für einen Eindruck macht das Publikum auf dich?"
    "Sehen konzentriert aus, aber der eine oder andere scheint sich nervös umzugucken."
    "Warte, bis der Mistkerl zum Höhepunkt kommt. Wenn Alle ihn anstarren, ist der Moment gekommen."
    Arin drehte die Intensität höher, um noch ein wenig effektive Reichweite rauszuholen.
    "Ist doch in Ordnung so, nicht? Dürfte einen ziemlich lauten Ton erzeugen."
    Silas schaute in Richtung der Kultstätte. Sie waren knapp einen Kilometer davon entfernt, die Intensität höher zu drehen, war eine rationale Entscheidung.
    "Egal, nicht mal ein Space Marine auf Stimpacks und mit dem Segen aller Chaosgötter könnte den Hang so schnell erklettern. Moment..."


    Elasi Shetoni kam langsam so richtig in Fahrt und er liebte es, wenn sie ihm an den Lippen hingen. Wenn sie endlich begriffen was geschah. Wenn sie verstanden, was sie dafür alles tun mussten. Was sie für ihre Zukunft opfern mussten.
    Wie das Flüstern in seinen Ohren zunahm.


    Niemand schien das Flüstern wahrzunehmen.
    Das Flüstern des Wandels, dass den jungen Mann umgab.


    Seltsames Licht umgarnte das Publikum und die Soldaten, während die Schemen der beiden Hexer erschienen und sich Silhouetten seltsam verdrehter Gestalten bildeten. Das Licht schien zu suchen, ließ Menschen kurz in die Höhe gleiten, sie verschwinden....
    Dann fand es Elasi.


    "Sie hängen ihn an den Lippen. Schieß!"
    Arin atmete tief aus, es klang fast wie en Seufzer. Dann zog er den Abzug durch. Was nun folgte, schien Jahre zu dauern, obwohl es nur der Bruchteil einer Sekunde war, der verging. Der ultraheiße Strahl materialisierte aus dem Gewehr, flog den knappen Kilometer ab und ging dem Kultisten genau zwischen die Augen. Elasi hatte nicht mal mehr Zeit, schockiert auszusehen, stattdessen krampfte sein Körper zusammen und seine Zunge trat ihm aus. Blut verließ aus allen Öffnungen seines Kopfes und er klappte zusammen.
    Nicht eine Sekunde verging, da waren beide Soldaten auf den Beinen und rannten los.
    "Na bitte! Eiskalt erwischt! Den Typen wusste nicht, was ihn getroffen hatte!"
    "War doch Sinn der Sache, oder nicht?" Meinte Arin in einem nicht sonderlich fragenden Tonfall, er warf im noch im Sprint das Gewehr zu und zückte sicherheitshalber die Laserpistole.
    "Na klar, ab-"
    Die Worte wurden Silas aus dem Mund genommen als eine Druckwelle über den Dschungel flog und beide von den Füßen hob.


    Unnatürliches, grell blaurotes Feuer loderte über die Sümpfe.
    Sintarius, Hexer der Thousand Sons, ehemals Schüler des Ahriman, sah dem Spektakel mit wachsender Freude zu. Er hatte seinen Helm, der mittlerweile wieder die Form erlangt hatte, die den Thousand Sons-Hexern entsprach angenommen, abgesetzt um dieses Spektakel mit eigenen Augen zu sehen.
    Der Junge hatte tatsächlich eine Zukunft gehabt. So wie es einen Erhabenen oder Aufstrebenden Champion benötigte, um den Blutdämonen des Khorne zu manifestieren, brauchte es einen Manipulatoren mit dem Potential. Der gute Elasi war eben genau das. Er trat näher, als die große, schlanke Gestalt ihre Flügel öffnete, die in den schillerndsten Farben leuchtete. Als der lange Hals sich reckte und der Falkenkopf offenbart wurde. Und sich eine passende, verzierte Robe und ein riesiger Zauberstab manifestierten, wusste er, dass das Werk perfekt war.
    Der Chi'khami'tzann Tsunoi beugte sich nach unten und starrte den Hexer an. Sintarius rammte seinen Stab herrschend in den Boden. Der Dämon tat es ihm gleich. Donner und Magie erfüllten den Ort.


    Ein weiteres Mal krachte es, Arin und Silas beobachteten entsetzt dass seltsame Feuer, dass sich nun zu Bällen formte und den Wald in Brand setzte, Teile des Sumpfes fingen nun ebenfalls Feuer. Aufgrund der überaus logischen Annahme, dass dermaßen modriger und feuchter Schlamm niemals Feuer fangen würde, war Arin sofort klar, dass es mit dem Spaß vorbei war. Noch während die ersten, brennenden Bäume anfingen, abzuheben, hievte er Sergeant Silas nach oben.
    "Ich weiß ja nicht wie es ihnen geht, aber ich würde gern zum Nächstbesten Feldlager verschwinden und den taktischen Rückzug antreten."
    "Keine schlechte Idee." Er sah, entgegen aller Vernunft auf sein Chronometer.
    "Ist das jetzt die richtige Zeit für sowas?" Er erkannte zu spät den eher schlechten Wortwitz.
    "In einer halben Stunde kannst du mit hoher Warscheinlichkeit noch dumme Witze reißen, weil du dann noch am Leben bist!" Brüllte er. Er deutete in die unangetasteten Wälder im Norden."In die Richtung!"
    In einer Mischung aus Waten, Springen und Rennen durchquerten sie den Sumpf und die Flächen, auf denen vor ein paar Sekunden noch Bäume standen.
    "Mit ein wenig Glück schaffen wir es aus dem Einzugsbereich! Noch können sie nicht den gesamten Wald niedermachen und noch ist der verdammte Norden in unserer Hand!"


    Nicht mal fünfzig Meter entfernt entstiegen, in aller Stille, Space Marines in blauer Rüstung dem Feuer. Mit ihren seltsamen blau-goldenem Helmschmuck der in die Höhe ging, wirkten sie noch viel größer als die üblichen Space Marines. In aller Ruhe und ohne Mühe stapften sie durch den Schlamm, ihre Köpfe sich langsam hin und her bewegend.
    "Staub....." Intonierten sie alle, aus tiefster, monotoner Agonie.
    "Zu Staub...." Flüsterten noch mehr im Chor.
    Sie hoben ihre Bolter auf Hüfthöhe, Feuerbälle aus dämonischer Energie, verbunden mit der Kraft eines Boltgeschosses, fluteten aus ihren Waffen, beide Soldaten nahmen Anlauf und brachten sich bei den noch nicht entwurzelten Bäumen in Deckung während die Infernoprojektile mühelos durch die Bäume schlugen und diese ebenfalls in Brand setzten.
    "Los los los, wenn wir durch das Waldstück durch sind, können uns die Spinner nicht mehr verfolgen!*"


    Erfüllt von Panik und Adrenalin rannten sie, mal im Zickzack, mal geradeaus, einzig und allein um den höllischem Getöse zu entkommen, dass sich entfaltete.
    Als sie weit genug entfernt waren, wurde aus dem Lärm langsam Stille. Ironischerweise tauchten sie in dem selben Sumpfgebiet wieder auf, indem die 9. Kompanie ihr Ende gefunden hatte.
    Silas lehnte sich, Luft holend, an das Chimärenpanzerwrack und landete mit dem Hintern voran im Dreck. Arin, der damals im "Kroot-Überlebenslauf" mit der Bestnote abgeschnitten hatte, stand nur da und versuchte den Krampf niederzuringen.
    "Ok, ok. Wir habens gepackt. Wir danken dem Imperator und so weiter. Wir beide sollten, so schnell es geht, nach Norden gehen. Dort ist ein Brückenkopf der Befreier. Wir müssen den Leuten berichten, was vorgefallen ist. Der Gouverneur dürfte nicht sonderlich erfreut sein."

  • Kapitel II: Berichte von der Front


    "Haben wir uns verlaufen?"
    "Nein, haben wir nicht."
    "Wir haben uns also verlaufen."
    "Nein."
    Arin und Silas haben, nachdem der Schreck und die Erschöpfung bekämpft worden waren, den Weg Richtung Norden fortgesetzt. Wetterleuchten und fernes Donnern waren erste Anzeichen eines ganz natürlichen Gewitters, dumm nur, dass die Blitze rot und grün blitzten.
    Der Norden des Muradmoors war, abgesehen von den Küstenregionen, noch dichter an hässlicher Vegetation. Arin fühlte sich an die dichten wenn auch gemäßigten Wälder von Tielastan zurückerinnert. Und an grün angestrichene Kroot...
    Er verwarf den Gedanken. In 7 von 10 Fällen hatte er den Kroot erkannt, bevor dieser ihn anspringen und mit dem Schnabel den Schädel aufschlagen konnte. Bei den anderen drei Malen war er schlau und schnell genug gewesen sich rücklings zu Boden zu werfen und einfach draufzufeuern.
    Doch hier würden schon bald ganz andere Grauen lauern. Dämonen und Mutanten, Ketzer und Space Marines. Die gaben wenigstens nicht viel auf Tarnung und waren aufgrund der Lautstärke, die sie an den Tag legten, schnell zu erkennen.
    Abrupt hob Silas die Hand.
    "Ich habe da was gehört." Sagte er, mit der unverletzten Hand bedeutet er Arin, sich zu ducken.
    Als auch Silas in die Hocke ging, holte er ein feuerzeugähnliches Objekt heraus. Es hatte auch ein entsprechendes Reibrad. Als der Sergeant am Rad den Draumen dranlegte und vorsichtig drehte, so als würde er ein Feuer anzünden, drang eine Reihe von leicht gezerrt klingenden Klick-Geräuschen daraus hervor. Er wartete einige Sekungen, und wiederholte dann die Abfolge.
    Irgendwo, ein paar dutzend Meter entfernt drang eine ähnliche Abfolge von Klickgeräuschen hervor. Diese Abfolge wiederholte sich ebenso.
    Silas grinste und stand auf.
    "Na, ihr beschissenen Mistkerle? Hat euch der Imperator geschützt?" Flüsterte er dem Gebüsch zu.
    Arin glaubte nicht Recht, was er da sah. Aus dem Gebüsch wurde ein Mann. Er trug ein Lasergewehr gleicher Machart und auch die entsprechenden Binokulare. Zwei weitere standen nun auf.
    "Einheit 2, von der Scharfschützenkompanie 42. Verdammte Mistkerle sind das." Sagte Silas.
    "Ja klar. Auch schön, sie wiederzusehen Sarge. Scheinbar findet im Süden eine wunderbare Feier ab." Sagte der vorderste Mann, Arin erkannte die Abzeichen. Ein Korporal.
    "Ach Varen. Dich haben sie immer als den Häretiker des Teams bezeichnet. Übrigens..."
    Silas zückte die Karte.
    "Das Ding war voll fürn Arsch! Ich musste mir Extranotizen machen, verdammt! Beim nächsten Mal will ich genaueste Angaben haben!"
    "Lecken sie mich, Sarge. Mit Respekt."
    Die beiden grinsten, die anderen Männer ebenso. Erst jetzt schien Varen Arin zu bemerken.
    "Hey, wer ist denn das Weißblech da?" Fragte er."9. Kompanie?"
    Silas kam dem Befragten zuvor:"Nenn den Jungen nicht Weißblech, war mal ein Feldjäger und ein reichlich abgebrühter noch dazu. Hat mir gehörig aus der Kacke geholfen. Seid nett zu Arin, er hat soeben seine gesamte Kompanie verloren und er ist der einzige Überlebende."
    Die Scharfschützen nickten ein wenig betrübt. Die Stille die folgte, wurde von Varen unterbrochen, der sich eine Zigarre anzündete. Das Ding wippte in seinem Mund hin und her.
    "Verstehe. Du musst einem Komissar kräftig auf die Füße getreten sein, Soldat. Man schickt ein Weißblech nicht einfach so in solch einen Angriff rein, nicht mal in der Imperialen Armee....meistens. Hey Sarge, ist der Scheißkerl erledigt?"
    Silas deutete auf Arin.
    "Braver Junge." Kommentierte einer der Schützen hinter dem Corporal.
    "Keine Zeit, Nettigkeiten zu verteilen meine Herren! Wir müssen zurück ins Lager. ist die Kommunikation immer noch unterbrochen?" Fragte Silas den hintersten Scharfschützen. Statt eines Rucksacks trug dieser Komunikationsausrüstung.
    "Leider ja Sarge. Wir müssen wohl wirklich laufen."
    "Corporal Mort, sie können einen auch wirklich den Tag verderben."
    "Immer dafür bereit, Boss."
    "Spitze. Lasst uns also weiterziehen, oh warte kurz Junge...." Silas bückte sich. Arin starrte auf den Dreck in seinen Händen. Mit einer fließenden Bewegung klatschte er das Zeug auf seinen Helm und verteilte es. Die weßen Striche wurden dabei verdeckt. "Du bist kein Weißblech mehr. Du bist jetzt Soldat. Besorg dir, sobald wir zu Hause sind, einen richtigen Helm."


    So begaben sie sich weiter Richtung Küste.


    Das Feldlager des Muradmoors war klein, aber fein. So zumindest Varen. Arin wusste davon nicht viel. Man hatte die 9. Kompanie als Vorraustruppe geschickt um die Lage zu sondieren. Genanntes Feldlager an sich war ein Bunkergebäude. Anders als das HQ in Ironworks Bay, Verzeihung, Victory Bay, war dieses ein schlichtes, zwanzig Meter hohes Quadrat, abgerundet mit halbrunden Eckbunkern von denen aus Soldaten mit Feldstechern die Gegend absuchten.
    Die Probleme ergaben sich bereits beim Eingang, zu beiden Seiten der Wachtposten waren hohe, mit Erdhängen Sandsackwälle hinter denen die Soldaten der 3. Kompanie erwartungsvoll mit ihren Gewehren und Schweren Boltern lugten.
    "Wer zum Teufel seid ihr denn?" Fragte der Rechte."Und warum seht ihr so Scheiße aus?"
    Die anderen Scharfschützen schienen der Silas-Mentalität zu folgen, sie sahen genauso verschmutzt und dreckig aus.
    "Dreckig auszusehen, Soldat, ist Teil unseres Berufes. Ihr Jungs könnt im braunen Matsch ja gerne in in rot wie das 39. Cadia rumrennen-"
    "Keine dummen Witze." Sagte andere Wachtposten. Ein Lieutenant."Im Protokoll steht hier Nichts von einem Haufen Scharfschützen und..."Er starrte Arin fragend an."Einem verdammten Soldaten! Was zum Geier treiben sie alleine im Muradmoor herum?!"
    "Äh, Sir. Ich glaube nicht, dass dies der richtige Moment für Disziplinarverfahren ist." Erwiderte Arin unverblümt.
    "Oder gehören sie zur 9. Kompanie hä?" Der Tonfall des Lieutenants wurde immer lauter."Ein Fahnenflüchtiger, WAS?!" Schrie er und zückte seine Boltpistole, die Scharfschützen zückten ebenfalls die Waffen und der Soldat daneben schien nicht so recht zu wissen, ob er die Waffe heben oder lieber beschwichtigen sollte.
    "Nehmen sie die Waffe runter, Mann. Oder ihre Karriere ist versaut. Sie mit ihrer hübschen Mütze wollens bestimmt nicht so weit kommen lassen." Sagte Silas in einem kalten, ruhigen Tonfall, das Lasergewehr über den Arm mit der verletzten Hand gestützt.
    "Hören sie auf meinen Sarge, Sir! Der Mann meinte es schon immer ernst." Kommentierte Mort fröhlich.
    "Ich werde euch Abschaum zeigen wie ernst ich es meine!"
    "Gibt es hier irgendein Problem?" Fragte eine blechern klingende Stimme. In ihr schwang Höflichkeit und Autorität.
    Der Urheber der Worte ragte hinter dem wütenden Sergeant auf.
    Es war ein Space-Marine.
    Die Abzeichen und Orden, die er trug, schimmerten silbern und Chrom. Seine Rüstung war komplett weiß und ein altmodisch wirkender Servohelm, ähnlich wie die Helme von diesen obskurren Reitern, die man auf Feudalwelten vorfand ruhte zwischen den Schultern. Uralt aussehende Schriftrollen hingen ihm von der Schulter herab, die Runen darauf leuchteten.
    Korrektur, ein Grey Knight.
    Der Lieutenant hatte seinen kompletten Elan und vermutlich auch alle Lebensgeister verloren. Er deutete eine Verbeugung an."Äh, nein, Milord. Ich denke, dass dies ein Fall für das Kriegsgericht ist, Milord."
    Der Grey Knight betrachtete gesichtslosen Blickes die Neuankömmlinge. Der Blick schien bei Arin ein wenig länger zu haften.
    "Nein, das wird nicht nötig sein."
    "Äh, dann muss ich es dem Kommandanten mel-"
    "Das wird ebensowenig nötig sein."
    "Dann trage ich es ins Protokoll ein..."
    "Das auch nicht. Sie werden sicher woanders gebraucht, Lieutenant. Sie auch, Soldat." Beide stapften erleichtert davon."Sergeant Silas. Sie scheinen aus einer misslichen Lage heraus in die Nächste reinzuschlittern. Da sie noch leben, nehme ich an, dass der Auftrag ausgeführt worden ist."
    Silas nahm Haltung an.
    "Ja, Sir. Der Name Elasi Shetoni kann abgeharkt werden."
    Der Grey Knight lachte kurz."Gute Arbeit, Sergeant. Es ist immer gut, wenn nützliche Elemente wie sie und ihre Leute heimkehren." Er deutete mit der linken Hand, ausgerechnet der Hand mit dem befestigten Sturmbolter drauf, auf Arin."Was ist mit diesem Knaben hier?"
    Silas machte eine wegwerfende Handbewegung."Ein Soldat, Sir. Hab ihn aufgefischt und war instrumental in der Ausführung der Operation."
    "Hatte der Lieutenant dahingehend Recht, dass er fahnenflüchtig ist?"
    "Nein Sir. Hat einen Angriff der Word Bearers überlebt. Das einzige, was er in der Hinsicht gemacht, ist sich taktisch Zurückzuziehen, mit Respekt Sir, auch nur dann, wenn ich es ihm sagte."
    "In welcher Hinsicht war er instrumental?"
    "Er hat geschossen Sir."
    Der Grey Knight wirkte, der Gesichtslosigkeit zum Trotz, ein wenig verwundert, er sah Silas seine krampfhaft zuckende Hand.
    "Das Mittel zum Zweck weil sie nicht dazu in der Lage waren?"
    "So ungefähr könnte man es ausdrücken, aber ich glaube, ich mag den Kerl." Und klopte bekräfigend auf Arins Schulter.
    Damit schien sich der Space Marine des Ordo Malleus zufrieden zu geben, er nickte vage und stapfte davon.
    Die Scharfschützen ließen den angehaltenen Atem entweichen.
    "Lieber Himmel, Sarge, entweder holt sie die Vergangenheit ein..."
    "Sags nicht, Mort. Nicht jetzt." Zum ersten Mal wirkte Silas wirklich ernst."Ich bin müde, habe Hunger und ich muss scheißen." Damit schien die Einheit entlassen worden zu sein. Mort schüttelte verwundert den Kopf und folgte dem Sergeant. Varen nickte Arin zu."Wenn du was Ordentliches zu trinken brauchst...findest mich beim Waffenlager." Damit ging er auch weg.
    Der bisher namentlich unbekannte Scharfschütze sah Arin immer noch an."Habe ich das richtig gehört? Die Feldjäger?"
    "Ja." Er schaute den jungen Mann an, vermutlich genauso alt wie er."Arin. Mirtansar-Außenposten."
    Er lächelte."Stroman. Arethusa-Außenposten."
    Sie schlugen die Fäuste aneinander, noch mehr Eis gebrochen.


    Arin verstand die Logik, die sich hinter dem Nutzen verbarg, nur Nachnamen zu benutzen. Die Welt wirkte so weniger persönlich. Schon seit Urzeiten wussten Soldaten im Einsatz, dass sie jederzeit sterben konnten. In der Imperialen Armee wusste man hingegen, dass einem vielleicht nur Minuten blieben. Kameradschaft war zwar gesund, aber man sollte den Leuten mit denen man gegen dutzende Meter hohe Ungeheur, Dämonen und geisteskranke Grünhäute kämpften die Illusion verpassen, dass sie jemals richtige Freunde gewesen wären. Verluste wie diese wären dann nur noch schlechter für die Moral.
    Drauf geschissen, dass er seinen Vornamen dafür verwendete.


    Die beiden Feldjäger stapften also gemütlich durch das große Feldlager. Die meisten Soldaten hier machten einen laxen Eindruck, doch schienen die meisten mitbekommen zu haben, was aus der 9. Kompanie geworden ist. Viele wirkten angespannt und hielten Waffen griffbereit, andere polierten ihre Bajonette lieber und erzählten Geschichten. Schließlich fand man den Rest des Scharfschützenteams. Da Arin keiner Einheit zugeteilt war und er dementsprechend nur diese komischen, dreckigen Typen kannte, blieb er wohl besser bei ihnen.
    "Auf Cadia, mein Junge, steigen die großen Feste. Springen über Häuserschluchten, eins werden mit den Ruinen, Schießen von gewaltigen Festungen aus. Und dann...wenn das 8. Cadia mutig voranstürmt und der alte Creed zum Angriff schreit, suchen wir unsere Ziele. Mitten im Getümmel. Mort behauptet dauernd, dass er Abaddon beinahe gekriegt hätte, aber das kauft ihm niemand ab." Erzählte Varen
    "Ja klar. Und ich hätte beinahe Commander Weitsicht von den Tau erledigt. Nein besser, den Ältesten Himmlischen Aun'Va." Meinte Silas während er eine Zigarre auspacke.
    "Über berühmte Persönlichkeiten des Feindes Bescheid zu wissen, das ist fast wie Xenophilie."
    "Lecken sie mich, mit Respekt, Korporal."
    "Sicher, Sir."


    Die Konversationen gingen weiter. Die Ironie bestand darin, dass die Einheit zwar zu den Cadianischen Scharfschützen gehörten, Mort aber der einzige richtige Cadianer war. Der Rest kam aus Tielastan. Die Männer von dem Planeten waren für ihre Fähigkeiten im Schießen bekannt und waren, wenn auch nicht in sonderlich hoher Zahl, fast überall vertreten.
    Doch dann...
    "Soldat Arin? Soldat Arin!" Schrie ein Lieutenant. Die Schützen sahen Arin an, der aufstand. Der Lieutenant raste auf ihn zu.
    "Sie werden zum Appell bei Hauptmann Vash verlangt! Bewegung Soldat, schlagen sie hier keine Wurzeln!"
    "Fraglich, ob man bei dem Moder Wurzeln schlagen kann.." Meinte Silas. Der Lieutenant sah ihn fragend an.
    "Waren sie auch nicht da draußen?"
    "Habe meinen Bericht schon abgeliefert. Fragen sie den großen Mann in Weiß und Silber." Der Lieutenant zog eine Grimasse. Er würde mit Sicherheit keinen Grey Knight danach fragen.
    Arin sah zurück, die Scharfschützen hielten die Daumen mit hoffnungslosen Mienen hoch.


    Mangels guter Führungsleute wurde Gregor Vash, eigentlich Hauptmann bei der 2. Panzerkompanie dazu abberufen, das Kommando hier zu tragen. Er selbst war nahe an der kompletten Verzweiflung, weswegen er es schließlich doch noch mit viel energischen Rumgestikulieren und Argumentieren zu Gouverneur Lukas Alexander geschaft hatte.
    "Sir, wir haben zurzeit nicht die Mittel um das Moor einzunehmen. Laut Sir Ravitas befinden sich sogar schon Dämonen hier. Angeblich haben unsere Aufklärer Geist-Marines gesichtet. Die Thousand Sons sind hier."
    "Ich verstehe."
    "Solch hohe Verluste könnten wir zurzeit nicht tragen. Nicht, solange wir keinen offenen Zugang zu Kronus haben, der uns erlaubt, Nachschub an Soldaten und Schwerem Gerät heranzuschaffen. Wir sind unterbewaffnet, Sir."
    "Ich verstehe, was sie ausdrücken möchte, Hauptmann Vash. Admiral Rayleigh tut sein Bestes um den Orbit für uns zu gewinnen. Bis dahin sind wir abgeschnitten. Ich habe dafür gesorgt, dass die Walküren-Schwadronen bereitgemacht werden. wir werden sie und die Männer so früh wie möglich abziehen lassen."
    "Gut, danke Sir."


    Vash schüttelte den Kopf und sah zu den versammelten Lieutenants die ebenfalls säuerliche Mienen aufgesetzt hatten. Die Morriah-Küste hatten sie im Sturm vom zu dem Zeitpunkt noch schwachem Chaos erobert. Allerdings war die Morriah-Küste nicht das Muradmoor. Der Verlust der 9. Kompanie hatte nicht gerade positiv zur Stimmung von Soldaten beigetragen. Und das Moor...
    War der denkbar schlechteste Ort für den Einsatz von Fahrzeugen. Nicht mal Cadia nach einer Woche voll intensiven Regens war schlimmer. Die dortigen Areale ließen sich wenigstens wieder einebnen, aber das Moor weigerte sich schlicht dagegen und kämpfte mit Fluten von brackigem Wasser und Schlamm dagegen an, als Schlachtfeld genutzt zu werden. Einen Haufen Catachaner hätten sie gebrauchen können. Stattdessen war er hier mit Tallarnern, Valhallanern Elysianern! Eine zusammengewürfelte Truppe, zu einem Regiment geformt! Was denken die sich da oben nur?"
    Und jetzt hatte er keine andere Wahl, als irgendeinem verlausten Mann vom Fußvolk zuzuhören.
    Der Soldat wurde reingeführt. Er war genauso dreckig wie er ihn erwartet hatte. Allerdings hatte er keinen so ruhigen, methodischen Gesichtsausdruck erwartet. Der Blick des jungen Mannes blieb kurz an Ravitas, dem Grey Knight kleben.
    "Soldat Arin, 9. Kompanie ist angetreten Sir."
    "Gut gut. Also dann...Soldat. Erklären sie mir bitte, wie sie überlebt haben, obwohl die gesamte Kompanie tot ist?"
    "Ich war bewusstlos, Sir. Artillerieeinschlag. Hat mich bis ins Mark erschüttert und ich verlor das Bewusstsein. Für die Chaoten sah ich wohl tot genug aus." Gab der Junge zurück.
    "Ahja. Und wie kam es überhaupt zum Vorstoß? Soweit ich weiß, hatte der Gouverneur nichts dergleichen geplant. Wer war der verantwortliche Offizier?"
    Der Soldat zuckte."Es gab keinen verantwortlichen Offizier. Nicht direkt. Gavidus, ein Prediger, Sir, hatte eine flammende Rede geschwungen, kurz bevor sie ankamen, glaube ich. Er meinte der zurzeit diensthabende Lieutenant sei ein Narr und Feigling und beschloss, als wichtiger Vertreter des Adeptus Ministorum, "den Kriege zum Feinde zu tragen" um es direkt zu zitieren. Der Mann zückte sein Kettenschwert, organisierte soviele Männer und Schützenpanzer zusammen und ging, den Bedenken des Lieutenants nicht folgend, in das Muradmoor hinein."
    "Die gesamte 9. Kompanie also. Warum glauben sie, hat Gavidus das getan?"
    "Ich glaube, er war nicht mehr ganz dicht Sir, hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank...bei allem Respekt."
    Vash sah sich im Raum um. Die meisten Offiziere und Soldaten die hier an Geräten arbeiteten arbeiteteten scheinbar unvermindert weiter. Die stehenden Lieutenants sahen weiter gerade aus.
    Nicht weniger als die Hälfte versuchte versuchte entweder ein Schmunzeln oder ein zum O geformten Mund aufgrund der Überraschung zu verbergen. Der Rest versuchte einfach überhaupt nichts zu machen.
    Vash sah den an der Wand lehnenden Grey Knight, sein Mangel an Reaktion beeindruckte ihn.
    Er fühlte sich verpflichtet, einen Beitrag zu leisten und zuckte mit den Schultern.
    Die Offiziere waren allesamt Männer von vergleichsweise hoher Erfahrung zu eher niedrigem Alter. Sie neigten zu einer eher soldatischen denn ekklesiarchistischen Haltung. Niemand von Ihnen würde einen Vertreter der Kirche so bezeichnen. In diesem Falle allerdings schienen Verständnis und Vernunft die Führung zu übernehmen. Vorallendingen würde sein Kommandostab keinen großen Wind um einen einzigen, jungen Soldaten machen, der es gar nicht besser wissen konnte. Das war es nicht wert. Und über Ravitas wollte er gar nicht erst nachdenken.


    Vash nickte vage."Nun gut...wie mir erzählt wurde, waren sie in Begleitung der 4. Einheit des 42. Cadianischen Scharfschützenkompanie unter Kommando von Sergeant Silas. Den Protokollen zufolge wurde aber keine Mission für eben jenen Mann stattgegeben. Was hatte er da draußen zu suchen?" Aus den Augenwinkeln sah er, wie der Blick des Grey Knights auf den Jungen heften blieb und wie dieser sich anspannte. Der Soldat schien das zu merken, nahm es aber scheinbar gelassen.
    "Der Lieutenant schickte ihn hinterher, Sir, um Gavidus zur Vernunft zu bringen. Nach dem Kampf suchten er und seine Leute nach Überlebenden und fanden mich. Wir brachen dann so schnell wie möglich Richtung Norden auf als klar war, dass alle Männer, inklusive Gavidus tot waren."
    "Ahah. Nun gut, wegtreten, Soldat. Zurück zu ihrer Einheit." Die Teilnehmenden nahmen wieder ihre Pflichten auf und die allgemeine Lautstärke stieg wieder an. Vash sah noch, wie der Soldat rausging und er bemerkte auch, wie der Grey Knight dem Jungen folgte. er zuckte die Schultern und sah wieder auf die Holographische Karte vor ihm.
    Dann wollen wir doch mal sehen...


    "Sehr beeindruckende Vorstellung, Junge." Sagte Ravitas, hinter Arin her gehend.
    "Danke, Milord. Sie haben mich ein wenig verunsichert, Milord."
    "Warum haben sie Ihnen nicht die wahren Beweggründe des Sergeants Silas erzählt?"
    "Weil ich das nicht für notwendig hielt. Ich...kenne die Hintergründe der Mission. Im groben. Inofiziell genug, um Hauptmann Vash zu beunruhigen. Der Hauptmann hat genug um die Ohren, schätze ich."
    "Ganz schön mutig. Für solch eine Falschaussage kann man erschossen werden."
    Arin überlegte kurz."Mag sein, aber für was wird man in den heutigen Tagen schon nicht erschossen?" Fragte er, wieder recht unverblümt, wie Ravitas fand.
    Ravitas schnaubte leicht amüsiert."Gute Frage. Allerdings sollten sie sich glücklich schätzen. Besagter Lieutenant war nach Gavidus Litanei dermaßen frustriert, dass er im eigenmächtigen Handeln mit wenig Unterstützung aufbrach und dafür den Preis bezahlte."
    "Oh."
    "Sie sagen es. Viel Glück noch...Soldat."

  • Kapitel III: Silberner Nemesis


    Arin fühlte sich ein wenig losgelöst, als er aus dem Kommandobunker des Feldlagers hinausstapfte und in die verwölkte Sonne blinzelte. Gespenstische Stille hatte sich breitgemacht. Die neuesten Nachrichten waren durchgedrungen. Tzeentchs Diener waren hier, Dämonen und Space Marines zugleich. Er beobachtete, wie Soldaten an Granatwerfern, Plasmawerfern und Lasergewehren Bajonette befestigten. Munitionskisten wurden zu den Abteilungen mit Schweren Boltern geschafft.
    "Ein Sturm zieht auf."
    Arin sah sich in der anbrechenden Dunkelheit um und sah eine Hand, die ein angezündetes Streichholz umwölbte. Rauch wurde ausgepustet.
    "Tatsächlich, Sir?" Fragte Arin gelangweilt."Ich spüre keinen Wind."
    "Für deine spröden Worte, müsste ich dich eigentlich standrechtlich grün und blau schlagen."
    Arin spazierte zu dem Sergeant rüber und setzte sich neben ihn.
    "Wann werden sie kommen?"
    "Bald." Im vagen Licht glaubte er, aufblitzende Zähne zu sehen. Wenigstens eine Stelle an seinem Körper, die sauber war."Ich freue mich drauf."
    "Haben wir überhaupt nur den Hauch einer Chance...Sir?"
    "Du bist ein raffinierter Bursche, ich will dir nichts vormachen. Wir haben nur eine Panzerkompanie und ein oder zwei andere sind überhaupt motorisiert. Admiral Rayleigh muss sich mit der Flotte der Tau rumschlagen. Ebenso riesigen Ork-Space Hulks. Die Eldar von Ulthwé ziehen sporadische Überfälle durch und die Blood Ravens haben wir auch noch dort oben. Unsere Versorgungswege sind abgeschnitten und die Moral...oh, Junge, die Moral! Wie du vielleicht weißt, wurde das 1. Kronusregiment aus allen möglichen verfügbaren Kompanien und Zügen zusammengestellt. Wirklich ALLES was wir gerade in dem Quadranten zur Verfügung haben. Wir mögen zwar cadianisch aussehen, aber trotzdem dienen hier Tallarner und Valhallaner. Kannst du dir vorstellen, was abgeht, wenn man beide planetare Volksgruppen in eine Kneipe schickt? Da sind die Schlägereien die man bei den Orks im Kampf erleben kann ein Witz. Cadianer und Elysianer, lieber Himmel. Und vermutlich noch mehr, vielleicht haben wir sogar Terraner hier. Und du weißt ohne Zweifel, dass ein ganzer Haufen Tielastaner hier dient. Mittlerweile wird schon darüber gescherzt, dass wir einen Mann vom 1. Tanith hier haben, was schon gar nicht verwunderlich wäre. Das einzige, was uns davon abbringt, uns gegenseitig umzubringen, sind Orks, Tau, Necrons, Eldar, das Chaos und Space Marines. Der Feind hält uns am Leben. Urkomisch, wenn du mich fragst."
    "Zusammengefasst: Wir sitzen in der Falle."
    "Ist das neu für dich?"
    Arin zögerte kurz. "Waren sie schonmal auf Knarloc-Jagd?"
    "Nunja, die Lasttiere. Eigentlich ganz handzah."
    "Und erstaunlich clever und äußerst schnell. Man weiß da sofort, wenn man in der Falle sitzt. Danach wünscht man sich einfach nur, dass sich eine Herde aus einem Dutzend Tieren nicht plötzlich als eine Horde aus mindestens 30 oder mehr entpuppte."Erklärte er spröde.
    "Du warst definitiv schonmal im Arsch, mein Junge. Ist das dein Ernst?"
    "War es ihr Ernst, als sie von Kneipenschlägereien sprachen? In der Imperialen Armee?"
    "Ohja."
    "Da haben sie meine Antwort auf ihre Frage. Zum Glück blieb es bei dem einen Mal und zum Glück bin ich schnell genug gerannt."


    "Hauptmann? Ich glaube, ich habe da was." Meldete Lieutenant Orimov, seinen Blick auf die holographische Karte gerichtet. Daten über Bewegungen, derzeitige Umwelteinflüsse und natürlich das Wetter wurden von den Satelliten übertragen, die sich im Orbit befanden.
    Vash antwortete nicht und starrte selber auf die Karte. Blinkende Pfeile standen in Formation, mehrere Kilometer von dem Feldlager entfernt. Drei Formationen zu drei Pfeilen.
    "Verdammt. Geben sie mir die Schwert des Imperators, die ist den Satelliten am Nächsten. Sagen sie denen, dass ich direkten Zugang zu den Satelliten brauche."
    "Ja Sir. Verbindung...steht. Sie können sich es sich bei meinem Terminal anschauen, Sir." Der Mann behielt den Blick auf die Karte, so als würde er hoffen, dass die Pfeile verschwanden. Vash starrte auf das Terminal. Dummerweise musste er erst mit einigen Befehlen einen der Satelliten justieren, um ein Bild über die nähere Umgebung zu bekommen. Die Koordinaten hatte er sich von der Karte abgeschrieben und gab diese nun ein. Nach einigem Zoom und der Feststellung, dass mal klares Wetter herrschte und der Feinjustierung hatte er schließlich ein klares Bild.
    Von oben betrachtet, stellten sich die Pfeile tatsächlich als Fahrzeuge des Chaos heraus. Vash glaubte, sechsbeinige Konstrukte zu erkennen. Er schaltete auf die Thermalsicht um und erkannte wuselnde Punkte, die entweder um oder an den Maschinen vorbei liefen. Er ortete, nur ganz kurz, enorme Wärme- und Energiesignaturen. Er wich zurück.
    "Verdammt! IN DECKUNG!"


    "Hey, hast du das gehört?"
    "Ich habe ein dumpfes Pochen gehört." Erwiderte Arin verwirrt.
    Beide hörten sie ein Pfeifen. Ein seltsam schriller Klang, so als würde etwas recht großes zugeflogen kommen. In beiden keimte eine grausige Erkenntnis auf.
    "SCHEIßE, RUNTER!" Brüllte Silas. Sie warfen sich zu Boden, noch während das Artilleriegeschoss das Munitionslager traf und eine Explosion, so kreischend hell wie ein Blitz, das Feldlager erstrahlen ließ. Arin glaubte noch Alarmsirenen, Geschrei und das Rattern von Schweren Boltern zu hören, bevor er das Bewusstsein verlor.


    Er öffnete abrupt die Augen und spürte den gleichen Schmerz, mit dem er sich noch vor ein paar Stunden rumzuärgern hatte. Die Ohren klingelten, seine Wirbelsäule schien einen Salto im Körper vollführt zu haben und die Gliedmaßen fühlten sich taub an. Das Feldlager war in Rauch gehüllt und überall lagen Lasergewehre die man zuvorkommenderweise an den Rand des Waffenlagers dazugelegt hatte, verstreut. Er packte eins, stand auf, bereit für welchen Wahnsinn ihn auch immer ereilen möge. Stattdessen sah er einen Chaos Space Marine Raptoren der mit seiner Boltpistole aus der Luft raste, in den Nebel schoss und scheinbar nach jemanden suchte.
    Wie ein blutrünstiger Kroot flog ein silberner Schemen dem Häretiker entgegen. Im nächsten Moment krachte eine energiegeladene Hellebarde auf den Servohelm und spaltete den Kopf. Mit offenem Mund sah Arin zu, wie Ravitas seine Psi-Waffe stecken ließ und Kultisten, mit Sturmgewehren und Schrotflinten bewaffnet, mit seinem Sturmbolter niedermähte. Die kleinen Raketenprojektile zerfetzten Extremitäten und ließen Köpfe zerplatzen. Die Kultisten trugen nichts, was man im geringsten als Panzerung oder auch nur Schutz interpretieren könnte. Der Grey Knight wuchtete sich zur Seite, als eine Rakete den tödlichen Anflug wagte. Er ließ weitere, raketengetriebene Verdamnis regnen.
    Arin bemerkte erst jetzt, dass er sich weit ab von der eigentlichen "Verteidigungslinie" befand, die irgendwo beim Kommandobunker war, aus dem Laserstrahlen und Plasmageschosse zuckten. Die Wälle waren schon lange nicht mehr besetzt wegen des Artilleriefeuers.
    Er sah, wie ein Kultist mit Granatenwerfer eine Ladung auf Ravitas abfeuerte. Der Blindgänger prallte gegen seine linke Schulter. Anstatt zurückzusetzen und so vielleicht zu stolpern, nutzte er die Energie und drehte sich um die eigene Achse, während er sich gleichzeitig hinhockte, den linken Arm auf das linke Knie stützte und mit seinem Zerstörungswerk fortfuhr.
    Arin setzte zu einem Sprint an, machte einen Hechtsprung und landete direkt hinter den Grey Knight. Die perfekte Deckung.
    "Tun nur unsere Heilige Pflicht, Milord?" Fragte er mit einem irren Grinsen.
    "Sir reicht aus, Soldat. Ich bin kein Inquisitor, aber geheiligt seien ihre Namen! Geläutert seien die Ketzer mit Blut und Stahl!" Er wurde immer lauter. Er hatte nachgeladen und feuerte weiter. Allerdings wurden es immer mehr Kultisten. Sie waren wirklich alle mit Standardprojektilwaffen ausgestattet, also Waffen die Geschosse mit Hilfe einer Treibladung raustrieben. Primitiv, aber effektiv. Für die geweihte Servorüstung des Grey Knights reichte die Feuerkraft scheinbar nicht aus. Das änderte nichts daran, dass es immer mehr wurden und die Chaos-Artillerie die imperialen Soldaten immer weiter nach hinten trieb, während er mit Ravitas zu weit vorne war. Das schien eben jener auch zu bemerken.
    "Nun gut. Sie haben meine Erlaubnis, hinter mir zu bleiben. gehen sie langsam rückwärts und erschießen sie Jeden, der eine große Waffe in den Händen hält."
    "Verstanden." Er rammte ein Magazin in das Gewehr und blieb hinter Ravitas, während dieser einen sicheren Schritt nach dem anderen setzte. Er selbst brauchte nicht mal geduckt zu bleiben, die Servorüstung bot mehr als genug sicheren Raum.
    Er sah einen Kultisten mit einem gestellartigen Objekt über die Sandsackwälle hasten. Dieser stellte es direkt auf diesen auf. Ein zweiter mit einem schweren Maschinengewehr folgte.
    Na bitte.
    Er sprang einen Satz zurück und duckte sich. Seine Waffe ruhte nun auf seinem rechten Knie und er drückte ab.
    Der Laserstrahl ging genau zwischen die Augen des Typen mit Maschinengewehr, das Gewicht der Waffe und die Wucht des Strahls rießen ihn vom Sandsackwall runter. Sein vewirrter Kamerade durfte ihm sogleich folgen, als Arin nochmal schoss.


    Beide hörten sie ein lautes Pochen, ausgehend vom Bereich hinter dem Kommandobunker. Rauch stieg von dort fast fontänenartig auf. Arin sah in den Himmel und lächelte. Direkt vor ihnen krachte die Mörsergranate in einen Haufen Kultisten, denen ganz plötzlich der größte Teil ihrer Körper abhanden kam. Andere Granaten schlugen ein und hüllten den Sandsackperimeter in eine Nebelwand. Die beiden hasteten nun direkt zum Kommandobunker. Soldaten und Offiziere kamen in geduckter Haltung mit Lasergewehren und Plasmawerfern und grimmiger Entschlossenheit zum Vorschein.


    "Bericht." Sagte Ravitas zu Hauptmann Vash, der sich Blut von der Stirn wischte und seinen Säbel bereithielt.
    "Die Schweine haben das Waffenlager erwischt. Da waren die Tarantulas und noch anderes, schweres Geschütz für Infanterie drinnen. Die Schweren Bolter haben wir von den Perimetern abgezogen und hierher gebracht. Unsere Verluste sind, so schlimm es auch aussehen mag gering. Wir haben die Vorhut abgewehrt. Aber so wie ich die kenne, war das nur ein Angriff der zur Sammlung von Informationen diente."
    "Kanonenfutter, die ersten im Feld." Sagte Silas hinter ihm. Arin ging auf ihn zu.
    "Wo zum Teufel waren sie?" Fragte er aufgeregt.
    "Ich wurde weggeschleudert, schätze ich. Als sich der Rauch ausbreitete war ich plötzlich woanders."
    "Bist ein echter Glücksbursche! Darfst mit einem Grey Knight kämpfen!" Sagte Mort mit einem breiten, verrückten Grinsen.
    Vash funkelte den Sergeant an.
    "Silas, sie und ihre Dreckskerle machen sich gefälligst nach oben in den Kommandobunker!"
    Er sah zu Arin.
    "Scheiß drauf! Nehmen sie den Kerl da mit! Ich krieg die Krise, wenn ich Soldaten sehe, die keiner Einheit zugeteilt sind! Knallt jeden ab, der irgendwas Großes mit sich herumschleppt oder knallt Typen ab, die groß sind! Alles was mehr als zwei Arme hat, wird sofort abgeknallt! Alles, was Hörner hat, wir ebenso sofort abgeknallt!"
    Ravitas legte eine schwere Hand auf die Schulter des Hauptmanns.
    "Behalten sie die Nerven. Es bringt Nichts, wenn der kommandierende Offizier nicht bei klarem Verstand bleibt. Vergesst nicht: Ein einziger Moment der Nachlässigkeit kann lebenslangen Verrat nach sich ziehen. Niemals vergessen, niemals vergeben."

  • Kapitel IV: Der Ritt der Walküren


    Das Scharfschützenteam, zu dem Arin sich jetzt scheinbar auch zählen musste, rannte malträtierte Betontreppen hoch und erreichte den südöstlichen Rundbunker, von dem aus man bereits mit allem Gerät was sich finden konnte, wartete. Die Rauchschwaden verzogen sich bereits und zum Vorschein kam...
    Nichts. Nichts außer Leichen. Die Soldaten sahen sich an, doch die meisten waren erfahren genug, um zu wissen, dass damit noch lange Nichts entschieden war. Zurecht, als purpurngelbes Feuer die nahen Bäume erfasste. Und Space Marines ausspie. Fast zeitgleich schossen die schweren Bolter des Kommandobunkers. Wieder waren es die Kultisten die zuerst mit simplen Waffen anstürmten und vom enormen Feuer zerfetzt wurden. Space Marines hasteten ihnen brüllend mit Boltern und schweren Nahkampfwaffen hinterher.Schließlich erschien, noch während sich die verbliebenen Kultisten und Space Marines hinter den Erdhängen sammelten die eigentliche Angriffswelle.
    Die Feuer formten sich zu Kreisen die in den Himmel ragten, in den verschiedensten Facetten von Blau leuchteten sie.
    Stumm und ohne jede Emotion marschierten die Thousands Sons in geordneten Reihen ein, nahmen Linienformationen an und schossen mit ihren
    Infernoboltern auf die Eckbunker. Ohne Furcht, getroffen zu werden stapften sie weiter, während Lasergewehre und Plasmawerfer scheinbar wirkungslos auf sie schossen und abzuprallen schienen. Die Feuerbälle, die aus ihren Boltern drangen rammten sich in den verstärkten Beton. Erstaunt stellte Arin,dersich hinter die Mauer hockte, fest, wie die Geschosse durch die Bunkerwände schlugen und Technisches Gerät sowie Offiziere trafen die beim Auftreffen schreiend zusammenklappten oder in Deckung gingen. Als er wieder aufstand legte er das Lasergewehr an und schoss.
    Anstatt auf die blauen Marines zu schießen, was scheinbar vollkommen
    unsinnig war, konzentrierte er sich auf die Kultisten und Space Marines hinter dern Erdhängen. Das Feuer veränderte wieder seine Form. Aus den Ringen wurden Beine, Kanonen und Flegelhände. Die Geißeln des Tzeentch
    manifestierten sich und nahmen vollen Kurs.
    "Sieht nicht gut aus, Sarge." Sagte Varen. Eine simple Feststellung, während er den Kopf einesKultisten mit seinem Gewehr vom Körper beförderte. Mort schien der einzige im Eckbunker zu sein, dem das ganze richtig Spaß machte. Grinsend und in stiller Ruhe schoss er stattdessen auf die Thousand Sons
    und beobachtete zufrieden, wie selbst die nach ein paar Treffern zu Boden gingen. Der Spaß würde ihm schnell vergehen. Mit wachsendem Entsetzen beobachtete er, wie die Geißeln ihre Waffen ausrichteten. Nicht die Maschinenkanonen, die noch größere Löcher als die Bolter der Thousand Sond schossen, nicht die Flammenwerfer, denen die Verteidiger auszuweichen versuchten. Sondern das verdammte Artilleriegeschütz.
    "ALLE RAUS HIER!"


    Arin reagierte instinktiv, als der südwestliche Eckbunker getroffen wurde und die Schreie im folgenden Inferno verebbten. Als die Terminals umher geschleudert und der schwere Kartentisch durch die Wucht nach oben gerissen wurde. Die nächste Geißel richtete sich bereits aus. Er sprang über die hüfthohe Mauer noch während die Artilleriegranate Richtung Eckbunker und erschrockene Soldaten flog, die bereits dazu
    ansetzten, tiefer in den Bunker zu springen, bis auf vier Scharfschützen, die dem Beispiel eines jungen Mannes folgten und mit überraschten wie wutverzerrten Mienen aus dem Bunker sprangen.So lebensmüde es auch klingen mag, es hat ihnen das Leben gerettet.


    Die Geißeln setzten über die Hänge und Sandsackwälle hinweg. Die gerade noch vom Feuer unterdrückten Space Marines und Kultisten rannten, im Schatten der Kriegsmaschinen, auf die imperialen Soldaten zu. Die Laserstrahlen schienen wirkungslos an den Servorüstugen abzuprallen. Doch einer, hatte schwereres Kaliber am Start. Ravitas hatte zurück zu seiner Psi-Waffe gefunden, doch das Sperrfeuer von Maschinengewehren bei
    den Sandsackwällen ließ ihn nicht zum Zug kommen, diese Schweren Waffen waren möglicherweise waren stark genug um seine Rüstung zu beschädigen. Angelehnt an einen Pfeiler schoss er aus seinen Sturmbolter und beobachtete zufrieden, wie getroffene Chaos Space Marines zu Boden sackten. Der Pfeiler war voller Löcher. In solch einer schmutzigen, von braun und grün dominierten Umgebung wirkte der Grey Knight wie ein Fanal. Und wie ein Schrecken für jeden, der ihm zu nahe kam.


    Der Mörserbeschuss ging solange
    weiter, bis die Chaos Artillerie ihren Feuerbereich erweiterte und
    einige Granaten zu den Positionen hinbefördert hatten.
    "Wir haben
    unsere Feuerunterstützung verloren! Zurück zum Strand! Letzten Perimeter
    befestigen!" Schrie Vash und kämpfte gegen den Lärm an. Er packte Mort
    am Kragen."Sie scheinen der letzte Funker hier zu sein, wo sind die
    verdammten Valkyrien?"
    Mort salutierte, obwohl seine Stiefel nicht mal
    Bodenkontakt hatten, mit parodistischer Zackigkeit."Ich weiß es nicht,
    Sir! Die Kommunikation ist unterbrochen!"
    "Ach verdammt." Er wedelte mit den Armen und deutete zum Strand."Alles oder Nichts, Leute! Ab hier gibts kein Zurück!"


    Direkt
    vor ihnen erhob sich eine der Geißeln. Sie konnten von Glück haben,
    direkt vor ihr und nicht weiter davor zu sein. Der angebrachte
    Zwillings-Flammenwerfer hüllte das nähere Areal in einen Sturm aus Glut
    und Hölle und Soldaten versuchten sich hoffnungslos in Deckung zu
    bringen und wurden niedergebrannt. Das eiserne Monstrum hatte auch die
    beiden bemerkt.
    Vash konnte nur hoch starren, während sich die
    gewaltige Hand zur Faust ballte und die jeden Moment niederrauschen
    würde. Er bemerkte nicht mal, dass Mort anfing manisch zu lachen und
    dann abrupt zu verstummen, um den Hauptmann zu packen und ihn zu Boden
    zu werfen als...
    die Donnerkeilraketen in die Geißel krachten,
    detonierten, und nur einen Haufen glühenden Altmetalls auf sechs Beinen
    hinterließen. Metallteile flogen mit enormer Geschwindigkeit durch die
    Gegend und das Geißelwrack brach zusammen.
    Die Luft war vom Gestank
    von Rauch, brennendem Fleisch und dem wahnwitzigen Lachen von Mort
    erfüllt. Silas rannte, sprang und rollte sich ab um so schnell zu ihm zu
    gelangen. Ohne nach dem Zustand von ihm oder dem des Hauptmanns zu
    fragen, hob er Mort hoch und packte den Hörer für die
    Kommunikationsausrüstung.
    "Greifen-Geschwader! Können sie mich hören?"
    "Roger! Laut und klar, der ankommende Warp-Sturm schien die Verbindungen zu stören. Wie sieht es bei Ihnen aus?"
    "Unheilige Charlies hier! Ich gebe es Ihnen durch! Dringende Evak und
    Unterdrückungsfeuer erforderlich. Ziele Süd-Südost! Bei Markierung 4, 16, 21! Legen
    sie alles drauf, was sie haben!"
    "Verstanden."


    Kurz darauf
    rasten die Vulture-Gunships mit wahnwitziger Geschwindigkeit heran. Die
    Vollstrecker-Gatlings und Maschinenkanonen ließen einen Hagel von
    Verderbnis regnen, der Chaos Space Marine und Kultist im Feuerbereich
    zugleich wegfegte. Die Raketenwerfer feuerten und zwangen die Geißeln
    mit ihrer Zerstörungswut zurück. Doch damit war es nicht vorbei. Die
    Vultures flogen vorbei, das Feld war mit Leichen gesät, und kleinen
    blinkenden zylinderartigen Objekten.
    Das Blinken wurde immer schneller, und die verbliebenen Angreifer konnten nur darauf starren, bevor sie es begriffen.
    Die
    abgeworfenen Melterbomben gingen hoch und erzeugten ein unglaublich
    heißes Inferno, dass Servorüstung und Geißelpanzerung versengte und den Wald in Flammen aufgehen ließ.
    Kurz darauf
    landeten die Valkyrien. Arin beobachte verblüfft wie aus drei von ihnen
    Gardisten ausstiegen. Nicht irgendwelche Gardisten, sondern Kasrkin.


    Sie
    formten vor dem Evakuierungspunkt Halbkreise gingen in die Hocke und
    checkten ihre Waffen. Alles eine fließende Bewegung. Die verbliebenen
    Verteidiger strömten sofort zu den Schiffen, etwas panisch aber dennoch
    routiniert. Arin folgte Silas. Dabei kamen sie an Hauptmann Vash und dem
    Kasrkin-Sergeant vorbei.
    "Lassen sie mich raten, sie sind hauptsächlich wegen des Grey Knights hier." Sagte Vash genervt und feststellend.
    Selbst
    der Kasrkin-Lieutenant wirkte bei diesem Anblick etwas verwirrt."Ein
    bisschen Auslauf schadet nie, Sir. Wir wurden erst vor kurzem von Cadia
    abgestellt und sollen Mylord Lukas Alexander im Kampf helfen."
    "Soll das heißen, dass die Versorgungslinien endlich stehen?"
    Der
    Lieutenant schüttelte enttäuscht den Kopf."Nein Sir. Wir konnten
    mithilfe von Blockadebrechern durch die Brokkn-Flotte des Waaaghbosses
    Gorgutz durchkommen. Aber Admiral Rayleigh hat alle Hände voll zu tun,
    all die ganzen Feinde dort oben überhaupt zu fixieren und die eigenen
    Schiffe zu koordinieren. Soweit ich weiß wollen sie demnächst endlich
    Panzer schicken lassen. Leman Russ-Kampfpanzer in allen Möglichen
    Ausführungen und auch Pläne damit die Jungs vom Mechanicus die Dinger
    mithilfe der Stätten von Bay konstruieren können. Aber jetzt verlieren
    wir besser keine Zeit!" Sie begaben sich zu den Walküren.


    Arin
    hatte es mit den Scharfschützen auf eine Maschine geschafft, die von den
    Kasrkin besetzt wurde. Männer in Plattenpanzerungen und
    gasmaskenähnlichen, gepanzerten Helmen, ausgestattet mit Telemetrie und
    dem Schnickschnack. Die immer noch dreckigen Scharfschützen wirkten
    daneben reichlich primitiv.
    Mort grinste immer noch und Varen hatte
    sich scheinbar an vorderster Front befunden. Blut und Schlamm waren bei
    ihm das prägende Element und trotzdem trank er in aller Ruhe aus einer
    kleinen Flasche, die er einem der Gardisten reichte. Allerdings hatte
    etwas anderes die vorderste Front von Arins Aufmerksamkeit bezogen.
    "Wo ist...Stroman?" Fragte er.
    Die Scharfschützen teilten Blicke und sahen zu Silas, der sich eine anzündete.
    "Tot, Junge. Er hat es nicht geschafft." Sagte er und blickte geradeaus, während er Rauch ausblies.
    "Scheiße, dass es mal einen von euch erwischt." Sagte einer der Gardisten.
    "Wir
    sind Scharfschützen." Erwiderte Mort und klopfte dem Mann auf die
    Panzerung."Wir haben nicht so einen hübschen Anzug wie ihr an." Der
    Kasrkin schüttelte trotzdem den Kopf.
    "Pfft. Aber wenigstens müsst ihr nicht an vorderster Front stehen sondern hockt auf irgendwelchen Scheißhäusern herum."
    "Diese
    Scheißhäuser, wie du sie nennst, sind Kasrs. Eure verdammten
    Namensgeber und die Heimat eurer Familien." Sagte Silas ernst. bevor
    Mort irgendeine dumme Antwort parat hatte.
    Der Gardist nahm den Helm ab. Silas nahm die Zigarre aus dem Mund.
    "Renton?! Himmel du lebst!" Sagte er, er beugte sich nach vorn, sie ballten die
    Fäuste und ließen sie aufeinanderprallen. Nicht aneinander, wie Arin
    trotzdem noch bemerkte. Er war ein wenig verwundert, wie schnell das
    Thema wechselte. Er hatte Stroman gerade erst kennen gelernt, und schon
    hatte es sich wieder erledigt.
    Verdammter Mist.


    "Was dachtest du denn? Dass die Tyrokfelder mich verschlucken oder was? Der alte Creed weiß doch was er tut."
    "Natürlich.
    Selbst fürs Hintern abputzen braucht er vermutlich einen Plan und ohne
    die Fahne kommt er vermutlich nicht mal dazu, ohne sie wenigstens einmal
    anzusehen."
    "Nana, wir wollen Herrn Mylord Großkastellan nicht schlecht machen." Meinte Mort."Ist ein feiner Bursche."
    "Richtig. Aber mich kotzen die Tyrokfelder an. Selbst jetzt noch finden wir manchmal Volscani-Überreste und Nacheiferer."
    "Ich dachte, die wurden komplett ausgelöscht."
    "Der
    ganze Planet ist ein Schlachtfeld. Ein verzweifeltes. Irgendwelche
    Propaganda muss es ja geben, okay?" Er beugte sich schon wieder nach
    vorne."Es heißt sogar, dass es hier welche gibt. Volscani und anderes Gesocks."
    Silas schien ernst zu wirken, dann fing er an zu lachen.
    "Ach
    hör auf Renton! Hier erzählt man sich sogar, dass wir einen vom Ersten
    und Letzten haben! Wir haben sogar nen Grey Knight verdammt!"
    Renton
    schien zu überlegen, sich an etwas zu erinnern."Hab gehört, dass Sir
    Ravitas für Mordecai Toth arbeitet. Sie sollen sich irgendwo hier in
    diesem System herumtreiben und eine Operationsbasis haben. Angeblich
    überlegen sie, wie sie in dieser Sache intervenieren können."
    "Du meinst zwischen uns und den Blood Ravens?"
    Stille breitete sich aus. Es war schon schwer, Mordecai Toth nicht zu kennen. Nicht nach Tartarus und Captain Angelos.
    "Naja.
    Soweit ich weiß, hat er großen Respekt vor den Blood Ravens. Viele Leute
    betrachten diesen Drang nach neuem Wissen...häretisch. Und dieser
    Angelos, der seinen eigenen Planeten dem Exterminatus servierte, tolle Geschichte übrigens. Der
    alte Toth wurde daraufhin losgeschickt, weil man Verräter vermutet. Und
    was passiert dann? Die Blood Ravens beweisen sich auf Tartarus, Angelos zeigt seine Loyalität und Toth ist schwer von dem Kerl begeistert.
    Deswegen versucht er sich auch in diese Sache einzumischen."
    "Kann
    ich nachvollziehen. Aber diese Sache erregt zuviel Aufmerksamkeit. Space
    Marines, die gegen die Armee kämpfen. Soweit ist es schon gekommen."
    Fügte ein anderer Gardist hinzu, während er an seinem HE-Lasergewehr
    rumspielte.


    Der Flug verlief planmäßig. Keine Maschine war
    abgeschossen worden, auch wenn man geahnt hätte, dass sowas in der Art
    passieren würde, schließlich ist das hier die Imperiale Luftwaffe.
    Auch
    die Vultures hatten sich wieder eingefunden, nachdem sie die
    umliegenden Wälder mit Melterbomben gespickt hatten. Verbrannte Erde.
    Wenn man sich schon zurückzog, dann richtig. Ein heftiger Knall hatte
    den Überresten des Feldlagers den Garaus gemacht und die jubelnden
    Überlebenden des Chaos gleich mitgerissen. Jene Mächte, die auf Deimos
    oder weit genug vom Sprengradius der Sprengsätze, die im Feldbunker
    bereit lagen, weilten, würden trotzdem feiern. Hunderte Tote und
    zerstörte Geißeln, was war das schon?


    Sintarius stapfte, seine
    stummen Brüder im Schlepptau, durch die Ruinen des Lagers und
    beobachtete die sich entfernenden Lichter, die von den Valkyrien
    ausgingen. Noch während sich die Verzierungen an seinem Helm
    veränderten, wandte er sich einer in einer Robe gekleideten Gestalt zu.
    "Nun?"
    "Die
    Vorbereitungen sind abgeschlossen und der Chi'khami'tzann Tsunoi wurde
    besänftigt. Er befindet sich bereits auf den Flug nach Deimos, wo der
    Dunkle Apostel bereits wartet."
    Achja. Der große Herr der Word
    Bearers. Wie er dort mit verrückten Khorne-Anbetern, stinkenden
    Nurgle-Verehrern und widerwärtig absurden Slaanesh-Vergötterern wartete.
    Wie...unzivilisiert. Aber was mochte das schon heißen?
    Sintarius
    war das egal. Er hatte ein großes Ziel im Leben eines Hexer des
    Tzeentch erreicht und einen seiner größten Krieger hierher gebracht. Den
    Herrscher des Wandels, den Geflügelten Veränderer.
    Wenn es sein muss, würde er all die ganzen anderen Narren mithilfe des Großen Dämons beseitigen.
    Noch war das nicht Teil des Plans des Großen Intrigenschmieds und Veränderers.
    Noch nicht.

  • Kapitel V: Ulthwé


    Es war ein stürmischer, kalter Tag, weit oben in den zerklüfteten, verschneiten Bergen von Tyrea und die Orks und Khornaten bekämpften sich bis aufs Blut.
    Äxte prallten aneinander, Munition wurde verschossen und es wurde gegröhlt. Die abartige Kälte spielte da keine Rolle. Der plötzliche Tod spielte keine Rolle.
    Und der Mangel an Sicht aufgrund von meterhohen Schneewehen spielte auch keine Rolle, wobei, er schien die Kämpfer noch wütender zu machen, weil sie so kaum zum nächsten Opfer übergehen konnten.
    Und inmitten des Gemetzels schien eine übergroße Konservendose zu stehen. Sie stand auf zwei mehr oder minder rechtwinkligen Beinen die wiederum auf x-förmigen Füßen aus Eisen ruhten. Schlanke wenn auch krude Arme ragten zu den Seiten empor, die eine endete in einer ähnlich malträtiert aussehenden Klaue, die andere in einer übergroßen Kreissäge.
    Der Orkgargbot, logischerweise in rot angestrichen, weil das schließlich schneller machte, packte einen weiteren Khorne-Berserker und rammte die stetig rotierende Kreissäge in den Menschenleib. Funken sprühten, als die Servorüstung langsam aufgerissen wurde und das Blut spritzte und quoll hervor, während der Mensch versuchte auf die Kreissäge einzuschlagen.
    Schließlich riss die Kreissäge den Space Marine entzwei.
    Blut, Eingeweide und der traurige Rest eines weiteren Kämpfers landete im Schnee, dass sich schon lange rotgefärbt hatte vom Ork- und Menschenblut. Der Vot setzte sich in Bewegung, aufgrund der reichlich kuriosen Anatomie seiner Extremitäten sah es eher so aus, als würde er hin und her watscheln. Es bestand Zweifel, dass das irgendeiner bei solch einer großen Kreissäge lustig fand. Besonders nicht dem Zerfleischerdämon, der sein Schwert wirkungslos in den Metallkörper rammte und dessen Schädeldecke mit der Kreissäge aufgerissen wurde.
    Wie...unzivilisiert.


    Naja gut, es war seinen Ränken zu verdanken, dass die Orks und Diener des verruchten Chaos erst aufeinanderstießen, auch wenn ihm die taktischen Informationen noch nicht bekannt waren. Und so primitiv dieser Anblick auch wirken mag, es gefiel Andaris einfach. Wenn andere sich schmutzig machten und wenn man mit den prüderen seiner Krieger stille Wetten abschließen konnte, wer wohl gewinnen möge, bis diese sowieso sterben würden.
    Alle sahen sie dem Gemetzel zu, in sicherer Entfernung. Die Gardisten, die Andaris zugewiesen worden waren, die Crewmitglieder der Antigravpanzer die verborgen im Schnee lagen und auch einige der soeben zurückgekehrten Ranger.
    Bis auf Elidan. Dem Pfadfinder.
    Es war recht ungewöhnlich, dass Neulinge auf dem Pfad der Ausgestoßenen von einem Pfadfinder begleitet worden. Die meisten zukünftigen Ranger gingen alleine in das große Universum hinaus um zu Beobachten und zu lernen. Natürlich steigerte es die Fähigkeiten enorm, von einem Pfadfinder geleitet zu werden und ebenso konnte man sich sicher sein, dass besagte Beschreiter dieses Pfades auch zurückgekehrten, aber es entsprach nicht der eigentlichen Bedeutung.
    Zum jetzigen Zeitpunkt war das aber irrelevant. Elidan saß nach vorne gebeugt auf einem Felsen, vielleicht auch einem Eisklotz. Der Kolben seines schlanken Gewehrs ruhte an seiner linken Hand.
    "Was hat es hiermit genau auf sich, Elidan."
    "Die Khornaten-Chem-Pan-Sey die ihr hier seht, gehörten definitiv dem "Dunklen Kreuzzug an", wie die Invasion des Chaosgenerals Eliphas auch bezeichnet wird. Sie schienen allerdings nicht damit zufrieden gewesen zu sein, dass die Hexer die dem "Großen Ränkeschmied" angehören, Eliphas davon überzeugen konnten, nicht sofort anzugreifen. Sie wissen ja, wie World Eaters auf so etwas reagieren."
    Andaris nickte.
    "Die Orks?"
    "Der Kriegshäuptling schien früher einmal der Waaaghboss von Kronus gewesen zu sein, bis Gorgutz Kopfjäger die Regie des Krieges übernahm. Er fand sich nicht damit ab und zog Richtung Norden."
    "Also sind die Gerüchte wahr? Es ist wirklich Gorgutz?"
    "Gorgutz von Lorn V. Er war es, der uns schließlich den Kampf gegen das Chaos endgültig ersparte und Crull persönlich erschlug und ihm seines Kopfes beraubte."
    "Ich kenne Gorgutz, Elidan. Ich kenne ihn nur zu gut. Die Runenprophetin wird von dieser Botschaft nicht begeistert sein."
    "Vermutlich hat sie es bereits vorhergesehen, Runenleser. Der große Ork schafft es immer wieder."
    Andaris schüttelte amüsiert den Kopf."Er ist der schlimmste Ork, dem ich je begegnet bin. Es ist nicht einfach so, dass er über alle Maßen dämlich oder anderweitig inkompetent ist. Es ist einfach nur so, dass er gerissen ist, eine unglaubliche Menge Glück parat hat und, und sie können mir glauben, hier streiten sich bei mir die Geister...wirklich intelligent zu sein scheint. In kürzester Zeit formiert er die zerstrittenen Orks auf Lorn V und geht eine temporäre Allianz mit dem Chaos ein. Es waren nicht nur die Necrons, die uns dann zum Bündnis mit den Menschen zwangen. und als Crull's Chaoshorden ihren Zweck erfüllt hatten, wurden sie von Gorgutz Waaagh niedergemetzelt. Nach Lorn V hatte ich angenommen, dass die Necrons ihn vernichtet haben, stattdessen taucht er unter, verprügelt Waaaghbosse von hier bis zum Ende des Lithiesh-Sektors und landet unversehens auf Kronus."
    "Sehr viel Charisma für einen Ork."
    "Zuviel Charisma, wenn ihr mich fragt. Er ist quasi der zweite Ghazkull. Wie auch immer, unsere Operationen dürfen nicht durch primitive Grünhäute gestoppt werden, was ist euer Vorschlag?"
    "Schnell zuschlagen und noch schneller wieder verschwinden."
    "Wohlan denn." Er ließ sein Schwert kreisen, seine Untergebenen, die gerade noch eins mit dem Schnee waren standen auf, überprüften die Waffen und gingen in Formation über. Die Falcon-Antigravpanzer erwachten zum Leben und stiegen aus dem Schnee. Luken öffneten sich und Gardisten stiegen in die Fahrzeuge.


    Mit einem leichten Ruck erhoben sich die Falcons weiter und schwebten in aller Ruhe über die Klippen, die sind von der Schlacht trennten. Niemand sprach, denn es gab nichts mehr zu sagen. Die Worte waren vorher schon ausgesprochen und es wurde Zeit für das nötige Blutvergießen.
    Mit einem leichten Ruck spürten die Anwesenden die Landung und in aller Stille, die während solch eines Gemetzels möglich war, entstiegen sie den Antigravpanzern.


    Optische Erkennung war durch den Sturm praktisch unmöglich, aber wer über Hochleistungszielgeräte verfügte, der brauchte sich um sowas nicht zu kümmern. Grün wurden die Gardisten vor ihm angezeigt. Die Shurikenkatapulte wurden vorbereitet. Einige andere aber holten Kettenschwerter und Shurikenpistolen heraus. Die Schwarzen Gardisten der Eldar waren eine Besonderheit unter sich. Eigentlich ist jeder Eldar, selbst wenn er einen noch so philosophischen Weg beschreitet, im Kampfe ausgebildet und kann in Stunden der Not als Gardist dienen. Die Schwarzen Gardisten des Weltenschiffs Ulthwé aber waren ein stehendes Heer, zu jeder Zeit bereit und in vielen Aufgabenbereichen in der Schlacht tätig. Diese recht ungewöhnliche Aufstellung kommt aber auch nicht von ungefähr. Ulthwe hatte schon immer mit einer vergleichsweise kleinen Anzahl an Aspektkriegern, also Kriegern, die sich einem bestimmten Pfad des Krieges verschrieben, zu leben. Elitekämpfer wie die Banshees, die Schwarzen Khaindar oder die Skorpionkrieger. Natürlich existierten auf Ulthwé alle Richtungen, was beneidenswert war, es war das hohe Maß der Schwarzen Gardisten, die die Entscheidung brachte. Eine gestählte Truppe.


    Es waren weder Befehle noch weitere Gestiken notwendig. In aller Stille, reformierte sich die Truppe. Die Sturmgardisten formten eine lockere Linie, mit je zwei normalen Gardisten zwischen Ihnen, die Schusswaffen im Anschlag. Andaris blieb weiter hinten um so nicht nur psionisch, sondern auch optisch die Kontrolle zu behalten. Während er schon fast hockend rannte, summte sein zweischneidiges Schwert hin und her. Eine typische Hexenklinge, nach seinem Willen geformt und geschmiedet.
    Die psionischen Präsenzen seiner Feinde konnte er spüren, wenn auch nicht sehr präzise. Die Chem Pan Sey des Chaos waren durchflutet von Gedanken des Wahns und der Zerstörung, die Khorne Berserker gaben nicht allzu viel darauf, ihre Waffen abzufeuern, sondern schleuderten sich gerade wegs in die Schlacht. Erstaunlicherweise waren die Orkpräsenzen viel klarer. Die Quelle ihrer psionischen Kräfte, wenn man es so ausdrücken möchte, hatte Andaris schon immer fasziniert. Der bloße Wille und die Vorstellungskraft eines Orks war stark genug, um selbst unmögliche Gerätschaften zum Laufen, und Gewehre, deren Inhalt aus ein paar Schrauben und einem Gummiband bestand, zum Schießen zu bringen. Sie waren deswegen so gut erkennbar, weil die Gedanken nun komplett auf das Kämpfen umgeschaltet waren und sich nie mit dem Gedanken befasste, was man nach dem verstörenden Gemetzel alles essen konnte, wie es Andaris auch schon erlebt hatte.


    Schließlich waren sie nahe genug dran und hatten einen Hügel überwunden. Direkt vor dem Hügel runterzugehen war nichts weiter als eine Vorsichtsmaßnahme, um den Angriff noch weiter zu verschleiern.
    Die roten Silhouetten seiner Feinde erschienen ihm auf dem HUD seines Helms. Die Sturmgardisten schlossen enger, griffen zu Plasmagranaten und warfen diese geradewegs in das Getümmel. Lichtblitze versuchten sich ihren Weg durch den Blizzard zu bahnen, um auch den Rest des Schlachtfelds zu erhellen. Viele der Silhouetten verschwanden komplett oder zerteilten sich, was die Effektivität der Granaten weiter verdeutlichte.
    "Der Adler ist gelandet, Falke. Beute vernichten." Meldete Andaris.


    Daraufhin erhoben sich die zurückgelassenen Falcons erneut und landeten 50 Meter östlich von der derzeitigen Postion der Gardisten und eröffneten das Feuer mit Sternenkanonen. Morgensternförmige Kugeln bloßer Energie rasten durch die Wehen und zerteilten nachrückende Gegner. Ebenso wurden die montierten Shurikenkatapulte abgefeuert um den Feind zusätzlich zu unterdrücken.
    Was Andaris ganz vergessen hatte, war den Bot der Orks zu berücksichtigen, mit Hechtsprüngen warfen sich die Gardisten zur Seite. Andaris war leider nicht so schnell und wurde von der Faust die direkt vor ihm einschlug zu Boden geworfen.
    Der Killabot erhob sich direkt vor ihm. Geschosse so fein wie Nadeln krachten in den Rumpf. Die Shurikenkatapulte der Gardisten waren nicht auf solch schwere Panzerung ausgelegt. Unbeirrt ließ die Kriegsmaschine die Säge aufkreischen und schickte sich an, diese in Andaris zu vergraben.
    Der auf dem Rücken liegende Andaris spürte die Gefahr sofort. Er sammelte soviel Energie, wie er in seinem verwirrten Zustand nur konnte. In dem Augenblick, als die Säge herabschnellte, hielt er seine Hand entgegen und streckte die Finger aus. Wellen weiß-silbriger Energie schwappten über und das rotierende Objekt schien diese problemlos zu durchschneiden.
    Dann allerdings verlangsamte sich der Schlag und die Säge kam direkt über ihm zu stehen. Andaris setzte soweit auf wie er konnte und machte einen routinierten Rückwärtssalto, noch während der Killabot sich wandte und versuchte, die Hauptwaffe aus dem unsichtbaren Griff zu befreien.
    Eine der Falcon-Panzer nutzte diese Gelegenheit, um eine Krak-Rakete abzufeuern, die sich in den Rumpf bohrte. Ein glucksendes Lachen kam aus dem Bot, scheinbar war der Pilot der Ansicht, dass das Ding ein Blindgänger wäre.
    Die wahre Erkenntnis kam zu dem Zeitpunkt, mit dem die Rakete die Maschine in tausende Teile zerfetzte.


    Wenig später hatten sich die Schwarzen Gardisten auf dem Hügel versammelt, von wo aus sie ihren Angriff starteten. Der Sturm legte sich langsam, wodurch sie klare Sicht bekamen. Das galt zwar auch für die Menschen und Orks, die sich kurzerhand entschlossen, auf die Eldar einzustürmen, aber das änderte jetzt auch nichts. Nadelgeschosse regneten die Abhänge hinunter und durchlöcherten Orkhaut wie Servopanzerung zu gleich. Das blutige Werk war getan.
    Zweck dieser Operation war nicht tumbes Blutvergießen. Weiter im Süden und Osten tobten immer noch Schlachten. Man hätte diese Schlachten schnell und effizient lösen können, aber warum sich selbst schmutzig machen und Kriegsmaterial vergeuden?
    Es ging hauptsächlich darum, dass noch recht spärliche Warptornetz zu schützen, dass sich in fast ganz Tyrea ausbreitete, der Leistungen der Kristallsänger zum Dank. Die Portale wurden zwar gut getarnt, doch die Zerstörungskraft beider feindlicher Seiten hätte die Effizienz stark beeinträchtigen können und beim Prinzip des Schnell Zuschlagens und wieder Verschwindens konnte man nie effizient genug sein. Vorallendingen waren es die Khornaten, die mit ihren barbarischen Ritualen das Warptornetz störten.
    Damit hätte sich die Sache wohl erledigt.


    Wenig später fand sich Andaris auch schon auf der Vision von Lilieth wieder. Dummerweise war Kronus vom Netz der Tausend Tore abgeschnitten, weswegen man ein Expeditionskorps und ein Kriegsschiff abstellen musste, um das ganze überhaupt in Gang zu bringen. Glücklicherweise wurden diese Probleme damit gelöst, das drei große Warptore in Tyrea, dem derzeitigen "Hauptquartier" der Eldar auf Kronus, errichtet wurden.
    Die Vision war eines der wenigen noch verbliebenen Schlachtschiffe der Typhoon-Klasse. Enorme Kriegsschiffe wie diese gibt es eigentlich nicht mehr, die alten, glorreichen Zeiten in denen monströse Raumschiffe, wie die Weltenschiffe selbst, noch in hoher Zahl existierten, sind vorbei. Eine Typhoon ist ein dermaßen seltener Anblick, dass die meisten Völker diese Klasse schon längst vergessen haben.
    Derzeit wandelte Andaris etwas gedankenverloren in der Kristallhalle. Sie hatte die gleiche Funktion wie der Kristalldom eines Weltenschiffs. Hier wurden die Seelensteine verstorbener Krieger gespeichert. Während die hierdurch gesammelten Seelen im Kristalldom dazu da waren, den Gott der Toten Ynnead zu erstarken, so sind die "Bewohner" einer Halle mehr temporärer Natur. Eldarkrieger dürfen sich, auf freiwilliger Basis, dazu verpflichten, auch nach dem Tod in Form eines Phantomkriegers oder gar eines Phantomlords weiterzukämpfen, welcher mit solch einem Seelenstein betrieben wird.
    Zumindest ist das hier auf der Vision von Lilieth eine mehr oder minder natürliche Praktik. Tatsächlich empfinden viele das Benutzen von Geisterkriegern als Sakrileg. Die Seelensteine werden aus der Unendlichkeitsmatrix gerissen und damit ihrer Ruhe gestört. Es ist ein Übel, zu dem man nur in höchster Not greift.


    Vor kurzem allerdings fand man, da die Zeiten der Eldar schon immer in Not waren, auf Ulthwé eine simple Lösung. Den Cybots der Space Marines nachempfunden, kann sich ein Krieger dazu berufen, ob er seine Seele im Zeiten des Kampfes für die nächste Schlacht hergibt und in Zeiten des Friedens in der Matrix ruht, oder ob er seine Seele, wie sonst üblich, komplett der ewigen Ruhe überlässt. Dies war aber auch nur eine vollkommen temporäre Lösung für solche Feldzüge.
    Da dies erst vor kurzer Zeit geschah musste ein großer Teil der Vision umgebaut werden. Während Andaris auf einem schmalen Pfad in der silber und weiß leuchtenden Dreieckigen Halle wanderte, beobachtete er die Kristallsänger, die scheinbar im Nichts schritten. Immer dann, wenn ihre Füße in die Leere zu reichen schienen, bildeten sich Netze aus kleinen Phantomkristallen. In aller Seelenruhe stapften sie in der Halle umher und spielten Musik, was zur Verformung von Phantomkristallen führte und der Halle den letzten Schliff gab.


    Er war auf dem Weg zu einer kleinen halbrunden Plattform, die ebenso im Nichts zu schweben schien. Direkt vor der Plattform war eine Statue für den legendären Autarchen Eldrad Uthran erbaut worden. Und direkt vor dieser Statue meditierte seine Vorgesetzte.
    Die Runenprophetin Taldeer.

  • Kapitel VI: Die Wälder Acerias

    Ein trüber regnerischer Tag war es, daran erinnerte er sich. Er glaubte, das Pflaster zu spüren und die Gesichter zu erkennen, die ihn ansahen. Wie er dann mit tausenden von anderen in Formation stand und den Platz zum Raumhafen marschierte...
    An diesen Tag erinnerte er sich gerne obwohl es wenig Sentimentalität gab, wenn man es genau nahm.


    Ein paar Monate vorher, Tielastan.


    Stumm und geradeaus blickend marschierten die frischgebackenen Soldaten die gepflasterten Straßen entlang. zu ihren Seiten hatten sich Unmengen an Bürgern eingefunden, die sie mit starren, betrübten und bisweilen verärgerten und auch abweisenden Blicken beobachteten.
    Keiner der neuen Soldaten hatte Trommelwirbel, einen Blumenregen erwartet. Kein feierlicher Abschied für die Soldaten des Imperiums.
    Um diese recht seltsame Mentalität zu verstehen, muss man damit anfangen, herauszufinden was sie alle wohl vorher gemacht haben.
    Die Antwort ist simpel: Sie gehörten zu den Feldjägerkorps und jagten nach Krootmonstern.
    Obwohl dieser "Beruf" eine hohe Bedeutung auf dem Planeten Tielastan hatte, so musste das nicht heißen dass es auch beliebt war. Insbesondere die Frauen konnten nur die Köpfe schütteln. Ihre Söhne wurden ihnen, angespornt durch reißerische Reden, weggenommen und die Ehefrauen waren wenig erpicht darauf zu erfahren, dass ihre Männer in irgendeinem dunklen Wald zerissen worden waren. Trotzdem verstanden sie die Wichtigkeit des Ganzen, denn sonst könnten viele andere nicht beruhigt in den Städten leben. Die Krootpopulation würde dank der Fauna des Planeten schneller wachsen und so irgendwann auch größere Orte angreifen.
    Die Männer hatten meist nichts dagegen. Väter, die meist ebenso Jäger waren, gaben ihren Söhnen den mentalen Feinschliff, schärften ihnen Praktiken ein und drückten ihnen auch ein ordentliches Lasergewehr in die Hand.
    Mit der Imperialen Armee war es da anders. Bewohner wie die von Tielastan, die sehr weit vom Astronomican und der Wiege der Menschheit entfernt waren, neigten zu einer sehr nüchternen, realistischeren Weltanschauung als die propagandadurchtränkte Auffassung die in den Kernwelten der entsprechenden Segmenten gehegt und gepflegt wurde. Die Menschen hier konnten erstaunlich gut einschätzen, wie hoch der Wert eines imperialen Soldaten war.
    Und das lief auf beiderseitiges Verständnis aus. Die Söhne wurden einfach so in das Universum ausgeschickt, der Ehemann wird mit hoher Warscheinlichkeit nie wieder kommen. Selbst die Männer können darüber nur den Kopf schütteln. Gute junge Männer wurden immer für den Kampf gegen die Kroot gebraucht, sie konnten über die Existenz der gesamten Menschenpopulation des Planeten entscheiden. Und jetzt nahm man sie weg.
    Umso schlimmer, dass viele der frischen Soldaten Freiwillige waren.


    Diese Soldaten waren keine Befreier. Keine Eroberer. Sie waren mal Söhne, Ehemänner, Enkel...
    Jetzt wurden sie wie Fremde beäugt und schienen nur gesichtslose Hüllen zu sein. Was für ein glorreicher Abschied.
    Arin versuchte einfach geradeaus zu schauen, doch sie schienen ihm alle tief in die Seele zu starren, während sich die Formation wieder in Bewegung setzte. Er konnte sich die Gefühle der anderen Soldaten gut vorstellen. So wollte kein Soldat verabschiedet werden.
    Dementsprechend erstaunlich war es, dass eine zarte Hand über die Brüstung langte und eine Sommerblume hielt.
    Arin erschrak und sah zur Seite. Eine junge Frau, die das drastische Gegenteil zum ganzen Rest darstellte, lächelte ihn an. Sie trug ein einfaches weißes Kleid mit Trägern, bei ihren Augen hatte er das Gefühl, dass er genau beobachtet wurde, allerdings nicht auf die kalte Art wie die Anderen. Sie hatte braunes wuscheliges Haar. Daran erinnerte er sich.
    "Warum seid ihr alle so still, wenn sie doch für uns kämpfen? Wenn sie in die weiten des Alls ausziehen und für uns und andere kämpfen?" Sagte sie.
    Eine grantige, überaus matriarchenhaft wirkende Alte kam mit knirschenden Zähnen hinzu.
    "Neta! Was machst du denn schon wieder?! Diese...Männer, brauchen keine Dankbarkeit! Sie kommen gut alleine zurecht, wenn sie schon die Heimat verlassen!"
    Die "Sonnige" schien sich aus dem Krawall hinter ihr nicht viel zu machen. sie reichte ihm die Blume.
    "Die ihr sind eigentlich für jemand anderen, aber du kannst eine haben."


    Kurz darauf wurde die junge, sonnige Frau von der Alten, ihrer Mutter oder Großmutter oder weggezogen und lautstark ermahnt, sie war so frei und hatte die Blume dem schockierten Arin in die Hand gedrückt, die eigentlich den Gewehrriemen halten sollte. Er glaubte, sie auch weiter lächeln gesehen zu haben.
    Er hatte nicht erwartet, solch eine sentimentale Seite zu haben. Dies war ein hoffnungsloses Universum mit Millionen von Toten jeden Tag. Das Imperium konnte kleine Teilsiege erringen, aber das ganze Paket abzuräumen war praktisch unmöglich.
    Da war es ganz praktisch sich an etwas zu klammern. An Hoffnung. Komische Sentimentalität.


    Das dumpfe Brummen und Rattern der Motoren schien sich im Wald zu verlieren. Die 2. Panzerkompanie des 1. Regiments wurde nun in den Südwesten ausgeschickt, um die großen Wälder von Aceria zu erobern.
    Die Bäume von Aceria schienen den Leben auslöschenden Necrons und dem alles korrumpierenden Chaos weiter zu trotzen. Die Idylle ließ die Soldaten ein wenig lax werden.
    Die meisten saßen entspannt auf den weiter vorwärts wälzenden Panzern und selbst die, die zu beiden Seiten der Kolonne gingen, fanden sich in Zweiergruppen ein und unterhielten sich sorglos, während sie ihre zerstörerischen Waffen mit sich trugen.
    Die Anführer schienen sich nichts daraus zu machen. Hauptmann Vash, saß in der Luke seines Leman Russ-Vernichter-Kommandopanzers, den rechten Arm gewinkelt und mit der Faust seinen Kopf abstützend, trank er aus einer Tasse Tee die er in der linken hielt. Einer seiner Offiziere, Arin glaubte er hieß Wrangel, saß an seiner Seite neben dem Kanonenturm, die Füße auf dem Seitenbolter ruhend.
    Arin saß zwei Panzer weiter hinten auf einem Exterminator, einer Leman Russ-Ausführung die mit ihrer Zwillings-Maschinenkanone auch Space Marine Angriffe mit Leichtigkeit zerschlagen konnte.
    Er starrte wie gebannt auf die schmale Phiole die zum Teil mit Wasser gefüllt ist. Die Sonnenblume war darin.
    "Ey...hey? Du hast nicht zufällig eine Zigarre?"
    Ein unrasierter Kerl kam aus der Luke hervor. Sein Grinsen und die schief getragene Offiziersmütze verliehen ihm ein recht heiteres Aussehen.
    Arin hingegen murmelte vor sich hin und starrte das Glasding an. Als er bemerkte, dass er angesprochen worden war und die Worte verarbeitete, sagte er:
    "Rauchen ist ungesund. Schadet der Kondition."
    "Prima Anmerkung Junge, sehr raffiniert, das einem vorgesetzten Offizier zu sagen. Eigentlich ist es ja Sash da unten der eine braucht. Was starrst du da eigentlich an?" Fragt er, beide Arme nun auf die linke Seite des Kanonenturms gelehnt.
    Arin drehte sich endlich um und packte die Phiole weg.
    "Nichts weiter als Erinnerungen."
    "Gute?" Fragte der Mann, allen Anschein nach der Panzerkommandant.
    "Schwer einzuschätzen, wenn ichs überleben sollte, werde ich es wohl herausfinden."
    "Hohoh, du hast eine am Haken?"
    Arin zuckte.
    "Was? Nein! Es ist ein wenig kompliziert und verwirrend."
    "Das ist es immer Junge. Das ist es immer. Ist sie weit weg?"
    "Weit genug, um zu wissen, das ihr erstmal nichts passieren sollte."
    "Da macht sich einer Gedanken."
    "Nein. Es ist nicht so, wie sie denken. Ich will sie fragen, was sie zu dieser Geste verleitet hat."
    Er hatte schon oft darüber nachgedacht. Was "Die Sonnige" eigentlich meinte. Die Worte hatten naiv geklungen, aber sie schien zu wissen wovon sie sprach. Es schien mehr um Aufmunterung zu gehen, als um Patriotismus. Trotzdem...was sollte die Sonnenblume bedeuten? Warum gerade er?
    Ach scheiß drauf.
    "Wie schon gesagt. Keine Zigaretten." Sagte er und klopfte erhärtend auf seine Taschen.
    Aus dem Inneren des Panzers kam ein Maulen.
    "Klappe Sash! Konzentrier dich auf die Straße." Brummte der Kommandant runter.
    Irgendwo in der Ferne ertönte ein lauter Knall.


    Die Kolonne blieb stehen und der Offizier kramte unter der Luke nach seinen Kopfsprechhörern. Er rückte die Mütze gerade und setzte sich die Hörer auf.
    "Hastings hier. Was ist los Hauptmann?" Fragte er. Ein Gespräch entbrannte. Was folgte war eine Reihe "Sirs" und "Ahahs".
    Er nahm die Kopfhörer ab und legte sie sich um den Hals.
    "Es hat unsere Vorhut erwischt. Sauberer Kopfschuss, unbekannte Herkunft. Na toll, haben wir überhaupt noch Pfadfinder?" Fragte er.
    Hastings bemerkte wie Arin mit den Augen rollte und versuchte, keine Grimasse zu ziehen.
    "Du liebes Bisschen. DU bist einer. Viel Glück Junge, der Geist der Maschine sagt mir das du das brauchen wirst."
    "Tatsächlich? Bisher hatte ich eine Menge Glück."


    Er begab sich eiligen Schrittes zur Spitze der Kolonne, wo mehrere Gestalten um den toten Soldaten standen. Ein anderer Soldat hockte und schien etwas aus dem Kopf herauszufischen.
    "Tja. Scheiße gelaufen." Sagte einer der Stehenden. Ein Offizier.
    "Von wo kam der Schuss? Wer hat geschossen?"
    Einer der Männer entpuppe sich als Sergeant Silas. Er deutete vage nach Nordosten.
    "Irgendwo von dort, Sir. War ein flinker Mistkerl, hat aber eine Menge Sträucher in Bewegung gebracht. Ich konnte ihn nicht vor die Linse kriegen." Der kniende Soldat schaffte es, das Projektil herauszuholen. Er hielt zu Silas hoch.
    "Ahah. Damit sind Eldar oder Tau ausgeschlossen, die verwenden schließlich keine Projektilwaffen."


    "Das ist eine Krootkugel." Sagte jemand hinter Ihnen.
    Das kleine Grüppchen drehte sich um. Silas grinste.
    Einer der Männer, von hochgewachsener Statur und mit einer hohen, roten mit gold verzierten Mütze sah ihn an. Er trug zwar einen Mantel über die Uniform, beschränkte sich aber trotzdem darauf, keinen Gebrauch von den Ärmeln zu machen. Genau die Sorte Offizier, die man immer meiden sollte.
    Ein Kommissar. Er starrte Arin, der die Worte ausgesprochen hatte mit wölfischen Blick an.
    "Ach sooo ist das mein Junge? Haben wir wohl einen Experten hier? Woran erkennst du das?" Fragte er im rauhen, seltsam humorlosen Tonfall.
    Arin kam näher, nahm sich das Projektil.
    "Langgezogene Kugel, nicht sonderlich gut verarbeitet. Ist quasi Handarbeit und man hat wohl örtliche Metalle benutzt. Sowas fertig man nicht in einer Manufaktur an. Außerdem..."
    Er wedelte leicht mit dem Geschoss und deutete auf eine Stelle unter den Spitzen. Kleine Widerhaken waren daran befestigt.
    "Kroot lieben Widerhaken. Wenn Jemand versucht, sowas rauszuziehen, gibts eine Riesenschweinerei, wenn man es nicht richtig anstellt."


    Der Kommissar kam näher, breitete seine rechte Pranke aus und lies sie auf Arins Rücken knallen, der sichtlich zusammenzuckte.
    "Sehr gut! Wir haben wohl einen wahren Meister seines Faches hier! Nun denn, mit solch einem Meister dürften uns wohl keine Missgeschicke mehr passieren!"
    Der Kommissar gab ein Handzeichen zum Kommandopanzer. Hauptmann Vash nickte und das Aufheulen von Motoren deutete darauf hin, dass die Kolonne ihren Weg fortsetzen würde.
    Arin schüttelte den Kopf, während das arme Schwein fortgetragen wurde. Der Kommissar begab sich wieder nach hinten.
    Schon wieder klatschte eine Hand auf seinen Rücken. Diesmal wars Silas.
    "Na? Was denkst du?" Fragte er und nickte zum Kommissar, der sich auf einen Panzer hinter Vashs setzte.
    "Arschloch. Gleiche Sympathie, die Gnadenlosigkeit und Machtgier vertuschen soll. Arschloch."
    Silas neigte den Kopf nach hinten und begann zu lachen. Varen und Mort stiegen weiter hinten ab und schickten sich an, die bisherige "Pfadfindereskorte" abzulösen. Welch undankbarer Job. Aber wenigstens wurde er von aufmerksamen Männern begleitet.
    Viel wichtiger: Männer, die er kannte. Sowas konnte Leben retten. Man sollte nicht viel Sympathie erwarten, wenn man als Valhallaner mit Tallarnern ausgeschickt wurde. Oder umgedreht. Oder als Harakoni mit Elysianern unterwegs zu sein....
    Es gab immer Rivalitäten, und da sich jeder bewusst war, dass es tausende zu Millionen von Ihnen gab, wars sicher kein Verlust, wenn eine unliebsame Person das Zeitliche segnete.
    Deswegen war es immer praktisch, mit Leuten unterwegs zu sein, die man kannte, oder die sich nicht durch planetare beziehungsweise regimentsbedingte Rivalitäten aufhalten ließen. Cadianer und Tielastaner schienen sich gut zu verstehen.


    Mürrischen Schrittes ging er also voran. Die gute Stimmung hatte sich jedenfalls gelegt. Dies waren mit Sicherheit keine normalen Krootstämme. Er hatte schon eine Menge Kroot-Fabrikation gesehen und konnte somit gut unterscheiden, ob das Ding in "Heimarbeit" zusammengezimmert worden war, oder ob bestimmte, blauhäutiger Verbündete ihren Beitrag zur Metallarbeit geleistet hatten.
    Verdammte Tau. Verdammte Kroot.


    "Hey Sarge?" Fragte Mort plötzlich. Er versuchte zu flüstern, was sich wie ein Räuspern anhörte.
    "Was willst du?" Erwiderte Silas während er sich eine anzündete.
    "Sie wissen ja immer so eine Menge. Haben Kontakte und so. Von wo kommt eigentlich die ganze Kriegsmaschinerie her?" Und deutete mit den Daumen nach hinten.
    "Hab gehört, dass die Imperiale Flotte einen Erfolg hatte. Die Versorgungslinie ist zwar fragil, aber jetzt haben wir endlich die ersten schweren Lieferungen gekriegt. Angeblich soll sogar ein weiterer Baneblade dabei gewesen sein."
    "Noch einer?"
    "Noch einer. Die Faedor, wie ich hörte."
    "Faedor? Wer oder was zum Geier ist Faedor?"
    Varen lachte."War ja klar, der kleine Cadianer weiß es nicht. Faedor war ein berühmter tielastanischer Jäger. Großwildjäger, wie er selber bescheiden sagte. Nun, eigentlich war er verrückt und außerordentlich fähig. Er war dafür berühmt, Große Knarlocs zu jagen."
    "Jagen? Soll das ein Witz sein?"
    "Nein. Als Junge soll er sich auf Kroothunde und Krootgeier eingeschossen haben. Furchtbare Raubtiere. Ein weniger bekanntes Gerücht erzählt davon, dass er von Eldar-Rangern trainiert worden sei, aber die Legende hat es nie über den Planeten hinaus geschafft. Dann hätte man ihn nur posthum gebrandmarkt. Seine Taten machten ihn aber berühmt und so wurde er natürlich schnell in die Armee eingegliedert.
    "Und weiter?" Fragte Mort während er an seiner Waffe rumfummelte.
    "Wo er während der Schlacht auf den Tyrokfeldern den gesamten Führungsstab der Volscani aus den Schatten heraus abgeknallt haben soll. Beinahe hätte er auch General Klief erwischt, doch der wurde wenig später mit der Regimentsstandarte des 8. Cadia von Jarran Kell aufgespießt.
    In den Kämpfen gegen die Tyraniden soll er Carnifexen die Augen herausgeschossen und in den Randwelten der Tau-Septen erfolgreich gegen die berühmten Geist-Kampfanzüge vorgegangen sein. Ein Einzelgänger, aber ein brillianter Schütze. Verrückt war er dahingehend, weil er sich meist an die großen Sachen herantraute, und nur mit mürrischem Knurren kleinere Ziele erschoss. Der Mann war gierig nach großen Zielen. Beobachtete oft tagelang das Verhalten seiner Beute, wie es in einer Schlacht agierte. Nur um es später abzuknallen. Er soll eine Menge Trophäen gehabt haben.
    Ein Baneblade war eben genau das. Ein Großwildjäger, wenn auch nicht so unauffällig wie Faedor selbst. Aber stark genug um auch die größten Ziele zu Fall zu bringen. Faedor hätte sich sicher darüber gefreut...wenn er letztendlich nicht doch von seiner liebsten Beute, dem Knarloc, geschlagen worden und im Magen eines solchen Monsters gelandet wäre." Beendete Varen seinen Vortrag. Silas gab geistesabwesend Beifall.


    "Die Kolonne hinter uns ist quasi alles, was bei der letzten Lieferung eingetroffen ist. Nur Faedor hält sich noch in Victory Bay auf. Es sind zwar zwei Baneblades, aber die werden mit Adleraugen behütet und werden nur in Notzeiten losgeschickt."
    "Ha. Wann ist diese Notzeit? Wenn wir alle tot sind und der Feind bei Bay anklopft?"
    "Sowas in der Art."


    Ihm blieben die Kopfschüsse erspart. Einer sehr vagen Karte der Wälder folgend dirigierten er und die Scharfschützen die Kolonne. Die paar Leman Russ-Panzer und ein ganzer Haufen umgebauter Chimären. Während man solches Gerät hatte, waren die Sentinels, welche eigentlich für die Erkundungszwecke genutzt wurden, noch immer nicht eingetroffen. Die Logistik, die man trotz der scheinbaren Wichtigkeit dieser Mission an den Tag legte, war miserabel. Und zu allem Überfluss konnte man es den armen Schweinen im Orbit nicht verdenken. Wer wollte sich schon mit Orks, Eldar, Chaos und Tau an einem Tag herumschlagen?


    Sergeant?" Fragte Arin.
    "Ja, Junge?"
    Arin sträubte sich bei der Bezeichnung."Wohin sind wir überhaupt unterwegs? Ein großes, rotes Kreuz auf der Karte ist nicht gerade vielsagend."
    "Wir sind auf den Weg nach Atha Ithien. Das war früher der größte Posten der Planetaren Verteidigungsstreitkräfte hier auf Kronus."
    "Der war nicht in Victory Bay?" Fragte Mort.
    "Nein." Begann Varen, der Silas eine anzündete, während sie weiterstapften."Ironworks Bay, wie es damals hieß, wurde von der Imperialen Armee selbst gehalten, nicht von den PVS. Wir gehören zwar ins selbe Team, sind aber zwei unterschiedliche Organisationen. Trotzdem haben die PVS umfassende Waffenlieferungen erhalten...was letzten Endes auch nicht viel gegen die Tau genützt hat. Dafür waren die leider zu schlecht ausgebildet."
    "Verstehe. Und was gibts nun dort?"
    "Zivilisten. Wir sollen eine sichere Route von Ithien bis Bay bahnen und sie von hier fortschaffen, solange Totaler Krieg herrscht."
    "Dass das übermächtige Imperium noch Zeit für den kleinen Mann hat um diesen zu retten. Unglaublich. Können wir sicher sein, dass die nicht schon alle abgemurkst worden?" Mort.
    "Erstaunlicherweise ja. Wir haben vor kurzem versucht, Funkkontakt aufzunehmen und haben eine Antwort erhalten. Die scheinen eine Art Bürgerwehr oder Miliz oder sowas formiert zu haben und versuchen scheinbar ihr Bestes um zu überleben. Hinsichtlich der Feinde, die überall um die Wälder herum lauern, wirds aber nicht mehr lange dauern."
    "Und...wie wichtig sind uns die Zivilisten?" Fragte Mort.
    Silas grunzte und entließ eine dichte Rauchwolke."Den eigenen Ruf aufzupolieren, kann nie schaden. Allerdings geht es mehr um den Posten selbst. Der scheint immer noch wie eine Eins zu stehen. Und da sich sich auch noch im Zentrum dieses Waldsektors befindet, wo all die großen wenn auch überwucherten Straßen und Pfade zusammenführen, brauchen wir ihn auch."


    Wie sich aber herausstellte, waren sie wohl nicht die Einzigen. Um Atha Ithien herum befanden sich zahlreiche Dörfer und Kleinstädte.
    Besser gesagt, sie befanden sich mal da. Auf ihrem Weg passierten sie eine Menge Dörfer. Allesamt zerstört. Die Bewohner lagen gefleddert auf den Straßen.
    Der Verdacht auf Kroot hatte sich somit stark erhärtet. Die Kampfgruppe setzte zum Gewaltmarsch auf Atha Ithien an.

  • Kapitel VII: Die Schlacht um Atha Ithien

    Atha Ithien war eine vergleichsweise große Stadt. Bunkerähnliche Häuser standen mehr oder weniger in Reihen auf dem ganzen Hügel verteilt. Auf dem Stadtplatz wehte die Flagge des Imperiums. Die Betonmauern hatten allen Angriffen getrotzt....
    ...nun, bis auf die Westseite. Die war vollkommen hinüber.


    Sie hatten es tatsächlich rechtzeitig geschafft. Hauptmann Gregor Vashs Kampfgruppe wurde mit Besorgnis und ein wenig Erleichterung empfangen. Wie sich herausstellte, hatten die Bewohner gerade erst einen "Spaßangriff der Tau" hinter sich gebracht, bei dem die Westseite der Verteidigungen zerstört worden war.
    Vash hatte sich lange mit dem...Bürgermeister unterhalten. Das eine Dorf, dass von den Kroot zerstört worden war, war kein Einzelfall gewesen. Stattdessen waren alle Orte systematisch zerstört worden. Atha Ithien war aufgrund der Verteidigungen und der waffenstarrenden Bevölkerung erst gemieden worden.
    Bis gestern. Als Tau-Hammerhai-Antigravpanzer mit Massebeschleunigern das Feuer eröffneten und zahlreiche Bewohner bei dem Versuch getötet worden waren, die Stadt mit den bisher sehr nützlichen Raketenwerfern zu schützen.
    Doch das war nicht alles...


    "Und wir sind die Nächsten! Sie haben es geplant! Wir haben eine Nachricht bekommen." Sagte der Bürgermeister schockiert.
    "Und warum seid ihr euch da so sicher?" Fragte Vash.
    "Nun...wir...wir haben vor ein paar Stunden eine Nachricht aufgefangen. Wir versuchen uns schon seit langem darin, Kommunikation abzuhören. Und ganz plötzlich empfingen wir etwas! Darin hieß es, dass der Angriff innerhalb weniger Stunden zu erfolgen hat! Zwei Stunden bleiben uns noch!"
    "Wie habt ihr das denn geschafft?! Das Kommunikaionsnetzwerk der Tau abzuhören ist praktisch unmöglich! Das versuchen wir schon seit Jahrhunderten!"
    "Nunja....darüber haben wir lange beraten. Wir wissen ehrlich gesagt nicht, was da passiert ist. Aber viele von uns sprechen halbwegs Tau und deswegen haben wir diese Botschaft übersetzt und..."
    Den Rest der Worte verschluckte er.
    Vash Gesicht legte sich in Falten."Nun, wie auch immer. Wenn das, was ihr da gekriegt habt, wahr ist, sollten wir uns auf den schlimmsten Fall gefasst machen. Wir sind nicht für umsonst hierher gekommen, nur damit dieser Ort dem Erdboden gleich gemacht wird, beim Imperator! Außerdem sind die Tau für ihre verdammte Pünktlichkeit bekannt. Also dann! An die Arbeit, Soldaten!"


    Die erste Stunde verging mit unbehaglicher Stille und Vorbereitungen und die folgenden Minuten schienen im Fluge zu enden. Die Stimmung war deftig aufgeheizt. Schon bald stand der erste richtige Kampf bevor, das Gefecht im Muradmoor schien niemand gelten zu lassen. Arin war selbst nervös. Dessen war er sich vor einiger Zeit gar nicht bewusst gewesen, vermutlich, weil er jederzeit hätte verschwinden können. Schwer wäre es nicht gewesen. Diesmal sah es anders aus.


    Und dann...


    "Alle Mann auf die Stationen! Angriff der Kroot steht unmittelbar bevor!" Rief ein Wachtposten auf den Mauern.


    Arin rannte zusammen mit den Scharfschützen. Atha Ithien war in Sachen Verteidigung reichlich ausgestattet. Die Betonmauern im Westen hatten den Angriff zwar nicht überstanden, aber die Bunker standen noch und wurden nun mit allerlei schweren Waffen versehen. In den wenigen Stunden Vorbereitungszeit waren provisorische Gräben um die Anlagen gezogen und Stacheldraht verlegt worden. Panzerbarrikaden waren hinsichtlich des Feindes überflüssig. Die Sentinel-Schützenpanzer hatte man eingraben lassen, möglicherweise konnte eine Menge Erde, Schutt und ein Sandsackwall sie vor der Zerstörungswut eines Massebeschleunigers schützen oder den Schaden wenigstens abmindern.
    Mangels einer Mauer auf die sie sich stellen und schießen konnten, mussten sich die Scharfschützen ebenfalls mit dem Graben zufrieden geben. Ein ganzer Haufen anderer Soldaten und die zugeteilten Offiziere bereiteten hier ihre Waffen vor, Bajonette wurden aufgesteckt und Munitionskisten hastig verschoben. Der Graben war leider kein Meisterwerk ala Todeskorps von Krieg, also kein Labyrinth, das ahnungslose Feinde schonmal in eine Mine führen konnte. Die Befreier mussten sich damit zufrieden geben, dass sie sich hinter dem aufgeschüttetem Erdwall und Sandsäcken darüber schützen konnten. Für mehr hatte die Zeit nicht gereicht.
    "Kannst du was sehen? Kannst du was sehen?" Fragte einer der Soldaten Arin nervös, während er ein Magazin in sein Lasergewehr schob.
    Arin schüttelte den Kopf. Leichter Nebel hing in der Luft. Er glaubte so etwas wie Bewegung zu erkennen."Nein." Gab er also zurück und sah durchs Visier, welches er gerade erst noch sauber gemacht hatte. Zweimal prüfen konnte nie schaden.
    Er drückte sich mit den Rücken an den kleinen Erdhang und sah nach links und rechts. Nervosität. Er hasste diese Momente, wenn man sich Gedanken machte, ob alles klappen würde, ob man überleben würde. Kommissare dachten da ähnlich. Der Politische, dem Arin schon die ganze Zeit auf die Nerven ging stapfte erhobenen Hauptes vor den geduckten Männern. Die Art und Weise wie er dabei seine Laserpistole hielt, ließ die Moral auch nicht höher fahren.
    "Ihr werdet nicht wanken! Wir sind die Imperiale Armee, wir sind die sprichwörtlichen Befreier und werden solange kämpfen, bis Kronus wieder jenen gehört, die im Recht sind! Rückzug ist keine Option! Kapitulieren werdet ihr nur vor dem Leben!" Silas schüttelte den Kopf, als dieser ihn passiert hatte. Arin musste zugeben, dass er sich in seiner Nähe wohl fühlte. Mehr oder minder. Er war der einzige, der heiter vor sich hin grinste. Varen lugte immer wieder vorsichtig über die Sandsäcke und Mort....
    ....las ein Buch.
    Sensationell.
    "Hey, Vorsicht! Bewegung!" Flüsterte einer der Offiziere. Schlagartig wich die Nervosität und wurde zu gewaltbereiter Anspannung. Ein Stakkato von klickenden Lauten ertönte, als die schweren Bolter entsichert worden.
    Arin lugte nun auch nach oben und sah...
    ...einen Menschen. Besser gesagt Jemand, der mal ein PVS gewesen sein mochte. Doch auch wenn er weit weg war, konnte Arin doch eine Menge subtiler Details erkennen. Details, die darauf hinwiesen, zu wem er wohl jetzt gehörte.
    "Was soll das denn jetzt?" Fragte der Kommissar im wetterndem Tonfall.


    "Krieger des Imperiums!" Kam es laut. Lautsprecher oder sowas."Viele von euch sind schon im Kampf gegen das Höhere Wohl gefallen. Frauen und Kinder wurden getötet, weil sie an das Richtige glauben...nämlich dem Wohl und den Aun. Getötet wurden sie von den Schlägern der Inqusition!"


    Die Soldaten sahen einander an und begannen zu tuscheln.
    "Scheiße. Lieutenant Deckard meinte, dass die ein paar von den PVS gefangenommen haben und denen gleich mal eine Gehirnwäsche verpasst haben sollen." Sagte einer der Soldaten.


    "Doch glaubt ihr nicht, dass ihr das falsche tut? Was erreicht ihr schon, wenn ihr uns vernichtet?! Einen mächtigen Verbündeten verliert ihr. Einen Verbündeten, einen Freund! Jemand, der euch helfen möchte! Der Imperator kann uns nicht aus der Dunkelheit führen, meine Brüder! Die imperialistischen Oberbefehlshaber, die nur an sich denken, auch nicht!"


    "Was labert der Scheißkerl da? Wollen die uns jetzt auch noch indoktrinieren?"


    "Aber die Aun, die Himmlischen sind mächtige, aufgeklärte Führer! Sie können eure Familien beschützen! Eure Nachkommen und auch eure die Ehre Vorfahren! Die Hand ewigen Glückes und Friedens ist immer ausgestreckt."


    "Lieber Himmel, ich brenne darauf, diesen Arschlöchern dort reinzutreten, wo die Sonne nicht scheint." Sagte Silas laut. Viele Soldaten begannen zu grinsen. Einige andere machten einen sehr verwirrten Eindruck. Sie schienen sich zu fragen, ob es vielleicht keine schlechte Idee wäre, auf den Mann in der den Feuerkriegern angelehnten Uniform zu hören.


    "Dies ist unser Angebot! Lasst die Leiche auf dem Thron hinter euch. Lasst die brutale, planetenzerstörende Inquisiton hinter euch, die euch zurücklassen würde und zwar nur weil sie es für richtig halten! Lasst die Heerführung hinter euch, die euch nur für Schmutz und Zahlen in einer Kriegsstatistik hält! Wendet euch dem Höheren Wohl zu! Kommt Brüder! Antwortet jetzt!"


    Arin drehte sich um und sah den Kommissar an. Eins musste man ihm lassen, wenn es darum ging rot vor Wut anzulaufen, würde er 10/10 Punkten kassieren.
    "Sergeant! Geben sie diesem aufgeklärten Burschen unsere bescheidene Antwort!" Donnerte er.
    "Jawohl, Sir!" Sagte Silas, stand grinsend auf, legte sein Scharfschützengewehr auf den Sandsackwall und schoss kurzerhand. Der Strahl fauchte über die Ebene, die zwischen den provisorischen Verteidigungen Atha Ithiens und dem Wald lag und traf den Verräter. Eine Fontäne von Blut erhob sich, nachdem der Kopf geplatzt war. Der Leib landete im Dreck.


    "Verdammte Gue'Vesa-Verräter. Meine Herren! Werdet ihr euch etwa diesem Wahnsinn hingeben, der sich euch da gerade geboten hat?!" Fragte der Kommissar."Denkt daran, dass der Imperator schon seit Jahrtausenden über uns wacht, soll er also deswegen, an diesem Tag, aufhören, nur weil ein schmieriger Verräter das Gegenteil behauptet!?"
    Schallender Jubel war die Antwort. So leicht würde der Imperator schon nicht abkratzen, dachte sich jeder!


    Kurz darauf erhob sich massives Geschrei. Es klang keineswegs menschlich. Es schien wie aus den Kehlen, wilder, aggressiver Tiere zu kommen und es erhob sich vom ganzen Wald aus. Vorallendingen klang es...recht vogelartig.


    Und kurz darauf schien der Wald Füße zu bekommen. Es klang so, als würde eine Schafsherde gewaltigen Ausmaßes sich mit zwei weiteren verbinden und sich nun auf ein Ziel zubewegen.
    Und der Eindruck täuschte nicht ganz.
    Es war sowas wie eine Herde. Und sie war gewaltig. Aber es waren keine Schafe.
    "Kroothunde! Allen Anschein nach wollen sie unsere Verteidigungen testen und unsere Munition vergeuden."
    Mort schüttelte den Kopf hin und her.
    "Gehts los!? Gehts los?"
    "Ja du Luftkopf, es geht los!" Sagte Varen.


    Kroothunde waren eine seltsame Evolutionsform, die die Kroot vom Planeten Pech, ihrem Heimatplaneten mitbrachten. Aufgrund ihrer Eigenart, genetische Informationen durch gezieltes Fressen auf die eigene Rasse zu übertragen, neigten die Kroot dazu, praktisch alles was sie getötet hatten auch gleich zu verspeisen. Dabei können sogar besondere Merkmale des Gefressenen übernommen werden. Hierdurch entstanden zahlreiche Generationen an neuen Krootwesen. Auf einem Planeten mit sehr breit gefächerter Fauna konnte man die seltsamsten Kroot entdecken...wenn man nicht vorher verspeist wurde. Jene, die zum Beispiel gerne Orks fraßen (was im Prinzip schon alles über die normalen Essgewohnheiten eines Kroot aussagte), neigten dazu, muskulöser und gar grüner zu werden. Allerdings konnte dies auch stark überhand nehmen und zu Katastrophen führen, zum Beispiel durch das Verzehren von Tyranidenfleisch oder Fleisch, das in Berührung mit den Energien des Warp kam. Darum wurden die Kroot generell von "Weisen" geführt, die die Evolution überwachten und dafür sorgten, dass die Dinge sich nicht zum Schlechten wendeten.
    Wie die Kroothunde entstanden sind, war vielen ein Rätsel. Sie waren nur dahingehend als Hunde klassifiziert, weil sie auf vier Beinen gingen. Den charakteristischen Krootschnabel führten sie nicht nur weiter, er wurde sogar länger und noch stärker. Sie waren wild und hochaggressiv, mehr als ein normaler Kroot. Sie waren unglaublich gefährlich im Nahkampf.
    Und wie viele andere Kroot auch, wurden sie von den Tau als effektives Kanonenfutter betrachtet und so eingesetzt. Dahingehend hatten die Hunde sogar weniger Stellenwert als ein Kroot selbst, weil die Vierbeiner kaum noch als zivilisiert zu betrachten waren.


    Wie eine endlose Flut strömten die Kroothunde aus dem Wald, ihrem Ziel, dem großen Fressen entgegen.
    "Noch nicht schießen." Sagte der Kommissar."Lasst sie herankommen. Lieutenant?"
    "Ja Sir." Der Offizier winkte einen Funker heran, schnappte sich den Hörer.
    "Sigmar Bravo. Mörserfeuer bei Sektor 2 und 4. Unterdrückungsfeuer, Splittergranaten! Volle Salve!"


    Daraufhin erhob sich ein Chor aus Pfeifem, Zischen und dumpfem Knallen, als die Mörserbatterien ihr Feuer eröffneten. Unpräzise ja, aber dennoch vernichtend, krachten sie in die Horden der Kroothunde. Blut und Gliedmaßen spritzten und flogen im hohen Bogen und nicht wenige der Biester wurden von den Schrapnellen durchlöchert. Die Mörser richteten enormen Schaden an. Die Verluste verheerend. Doch animalischer Instinkt und die Aussicht auf eine Menge Futter trieb die Biester immer weiter an.


    "Noch nicht feuern! Noch nicht feuern!" Rief der Kommissar. Die Waffen wurden nun fest angepackt. Jedes verfügbare Lasergewehr wurde nun, auf den Sandsäcken gestützt, auf die Kreaturen ausgerichtet. Fest im Griff, den Feind im Visier.
    "Nicht feuern...."
    Hände wurden geknackt, letzte Zigaretten herumgereicht. Einige warfen immer wieder eine Fragmentgranate hoch und fingen sie auf, während sie den Blick auf die Hunde richteten, die zu Dutzenden vom Mörserbeschuss zerfetzt worden und näherkamen.
    Auch Arins Griff um sein Lasergewehr härtete sich. Er pustete aus. Über ihm positionierten sich die Multilaser der Chimären aus.
    Die Hand des Kommissars verweilte immer noch oben, während die Augen gebannt auf die Zerstörung blickten....


    Sie kamen schon fast unaufhaltsam näher. Nur wenige 100 Meter trennten die Kombatanten voneinander.


    ....dann raste sie nach unten und zückte den Energiesäbel.
    "FEUER!"


    Die Bolter der ersten Verteidigungslinie röhrten lautstark. Hundert Lasergewehre wurden abgefeuert und die Multilaser hatten schon mindestens ein Dutzend Laserstrahlen verschossen.
    Noch während Arins Strahl den Schnabel eines Hundes durchbrach, flogen die Boltraketen kreuz und quer, trennten Fleisch von Knochen, Beine von Körpern und Augen von Köpfen. Die schweren Bolter wurden hin und her geschwenkt und verteilten unendlich Blutzoll während die Lasergewehre alles Überlebende vernichteten. Die Leman-Russ Vollstrecker ließen die großen Gatlingkanonen sprechen. Dabei schwangen die Kanonentürme wie Sensen hin und her und schossen ungehemmt in die nachkommenden Hunde und zerstückelten diese. Innerhalb von Sekunden war das Feld vor Atha Ithien von Blut und Eingeweiden getränkt.


    Dementsprechend erstaunlich war es, als eine unfassbar heiße Explosion vor der Linie die Verteidiger blendete, röstete und einige von Ihnen fortwarf und den Kroot ermöglichte, durch den Krater und die Verwirrung vorzurücken, während die Panzer der Tau über den zerhackten Leichen der Hunde schwebten und die Feuerkrieger sich ihren Weg bahnten und feuerten.
    Die Linie drohte zu zerbrechen.


  • Kapitel VIII: Die Linie fällt



    5...
    Schreiende, imperiale Soldaten. Sie flohen, schossen oder drückten sich in den Matsch.
    4...
    Eine hellblaue, gleißende Lanze, abgefeuert von einem Massebeschleuniger, bohrte sich in den Leman Russ Vollstrecker und riss einen großen Teil des Panzers weg. Erde und Sandsackwälle flogen durch die Gegend.
    3...
    Kroot und auch Hunde warfen sich gegen die Soldaten die dumm genug waren, zu stehen. Ein Hund biss dem verantwortlichen Lieutenant den Kopf ab.
    2...
    Er hörte den Schrei, während er geduckt hinter einem Rest Sandsackwall verborgen blieb. Der Schrei wurde immer lauter, denn die dazugehörige Kehle näherte sich an.
    1...
    Er hörte das knallende Geräusch der Flinte, wenn auch etwas dumpf. Die Explosion hätte ihm beinahe die Trommelfelle zerfetzt. Erfahrung und Konzentration halfen ihm bei der Koordination und der Unterscheidung zwischen all den anderem Gebrülle und Geschreie und diesem einen Schrei. Ebenso sah er einen sich verlängernden Schatten.
    0.
    Der Schatten sprang. Arin warf sich mit dem Lasergewehr voran nach oben. Das bisher saubere, gut geschliffene Bajonett bohrte sich in den schlanken Leib. Der Schwung, den der Sprung der Kreatur mit sich brachte, konnte er nicht kompensieren, wodurch das aufgespießte Vieh zusammen mit seinem Gewehr landete. Er vergeudete keine Zeit und trat ordentlich zu, dann betrachtete er das Ergebnis.
    Sensationell.
    Dummerweise hatte er damit einige Aufmerksamkeit erregt. Einer der Hunde stürmte auf ihn zu und rutschte dabei fortwährend aus. Er warf sich nach vorne, griff nach der Jagdflinte des toten Kroot und schoss.
    Das Dumme Ding verzog, es platschte rechts von der Kreatur in den Matsch. Leise fluchend warf er die Flinte hoch, wodurch sie sich drehte, und fing sie am Lauf mit beiden Händen auf. Er schwang das Ding gerade zu dem Zeitpunkt, als der tödliche Schnabel schon die den Großteil der Entfernung per Sprung zurückgelegt hatte.
    Widerhaken und Kolben krachten gegen den Kopf und ließen es laut und zufriedenstellend knacken. Der Körper sauste zur Seite.


    Dann erst nahm er sich die Zeit, die Situation zu begutachten, während er in geduckter Haltung blieb. Der große Teil der Kroot floh sammelte sich vor den malträtierten Verteidigungen, noch während der eigentliche Angriff, bestehend aus den Feuerkriegern der Tau und den Hammerhai-Antigravpanzern noch lief.
    Er beobachtete, wie einige der Soldaten wieder zu den Sandsackwällen, den Überresten, hasteten und das Feuer eröffneten. Die Linienformation der Tau sprengte auf, sie sprangen auseinander und schossen mit ihren Waffen. Die Pulsenergie brannte sich nur so in die Armaplastrüstungen von Arins Kollegen, einem platzte gar der Kopf, andere wurden so oft getroffen, dass sie fast rückwärts tänzelten.
    Arin drückte sich noch weiter nach unten. Mist und verdammt. Er atmete tief aus.
    Mort rang derweil mit einem Kroot. Er nutzte den Größenvorteil aus und in einer Sekunde der Unachtsamkeit hob er den Kerl an den Achseln zähneknirschend hoch und warf ihn gegen eine Wand und trat auch ein paar Mal zu. Als der Pulsfeuerregen niederging warf er sich neben Arin auf den Boden.
    Erst jetzt registrierte er auch Varen, der sich eines schweren Bolters bemächtigt hatte, und die Kroot mit kurzen Feuerstößen niedermähte, sich aber dabei geduckt hielt.
    "Wer ist hier der verantwortliche Offizier?!" Rief ein übel zugerichteter Soldat.
    Mort sah auf.
    "Und wer zum Teufel seid ihr?" Fragte er, als noch mehr lädierte Soldaten auftauchten und in Kratern und allem anderen was Deckung bot kauerten.
    Der Soldat deutete hinter sich.
    "Wir sind die Typen von der verdammten Nordlinie, beim Imperator! Die Verteidigungslinie, die nicht mehr existiert! Wir werden hier niedergemetzelt! Wir sollten fliehen un-"


    Weiter kam er nicht, ein Laserstrahl schlug durch seinen Kopf. Alle drehten sich um und sahen in die irren, grinsenden Züge des Kommissars.
    "Ihr habt euren Posten verlassen! Und Defätismus wird nicht geduldet, solange meine schlichte Seele existiert! Warum habt ihr den Posten verlassen?"
    "Tut uns Leid, Sir. Plötzlich waren die Tau überall. Und...unsere Leute, äh, die die mal unsere Leute und jetzt Verräter sind waren da auch. Und andere Kroot, ziemlich große."


    Der Kommissar richtete seine Laserpistole auf den nächsten Soldaten...und senkte sie seufzend wieder. Silas tauchte hinter ihm auf. In der einen Hand eine krumm geschlagene Jagdflinte, in der anderen ein Bajonett und ein Messer. Der Sergeant war blutübergossen.
    "Kein schöner Tag zum Erschießen was?" Fragte er heiter."Wer ist hier der verantwortliche Offizier?"
    Mort zuckte mit den Schultern und sah zu dem Lieutenant, dem der Kopf abgebissen worden war.
    "Sie, Sir?" Erwiderte er im fragenden Tonfall.
    "Pfft. Naja. Wenn sie gestatten, Sir Kommissar, schlage ich einen taktischen Rückzug vor. Um uns zu sammeln und die Effektivität zu steigern. Diese Männer haben ihre Linie tapfer gehalten."


    Kurz darauf hörten die Anwesenden ein lautes Geräusch. Es hörte sich stark nach einem dumpfen Wumpf an. Schon schoss eine weitere Energiewelle hervor und traf den Vollstrecker-Leman Russ erneut. Der sowieso schon angeschlagene Panzer flog in die Luft.
    Arin spähte vorsichtig über die die Sandsäcke. Die Tau kamen in aller Ruhe näher. Die Antigravpanzer hatten tatsächlich gewisse Ähnlichkeiten mit einem Hammerhai. Der...Bug sah wie der Kopf eines solchen Fisches aus, nur waren unter den "Hämmern" Puls-Gatlings angebracht worden, die sich in Erwartung vieler Ziele drehten. Der Rumpf an sich war vergleichswase schlank und ging erst weiter hinten mehr in die Breite. Was man als Schwanzflossen bezeichnen könnte, waren die enormen Triebwerke zu beiden Seiten. Und auf dem Bereich dazwischen thronte eine Schützenkuppel. An ihr montiert war eine breite wenn auch sehr flache, pulsierende Kanone. Ein Massebeschleuniger.
    Sieben dieser Gefährte schwirrten näher. Die Feuerkrieger in ihren Teilplattenrüstungen aus was auch immer und ihren charakteristischen Helmen mit den rot leuchtenden, untereinander angeordneten binokularen Visoraugen waren in lose Gruppen verteilt. Krieger in weißen Helmen wiesen auf die "Shas'Ui", die Gruppenführer hin. Anders als die normalen Feuerkrieger mit ihren langgezogenen Pulsgewehren die locker durch Armaplast schlugen, trugen die Anführer kürzere Karabiner und wenn Arin's Gedächtnis ihn nicht täuschte, hatten diese auch Granatwerfer.
    Und um seine Vermutungen zu bestätigen, nahmen die Soldaten Formation ein, die Waffen wie eine halbrunde Phalanx auf die Stadt gerichtet, während die Führer sich hinhockten und etwas in die untere Seite ihrer Karabiner stopften.
    Oh super...
    "Alle raus hier!" Rief er und riss die anderen aus ihren Gedanken. Er packte den immernoch am Boden liegenden Mort und rannte los.
    Plock.
    Die schimmernden Granaten flogen, von bläulichem Rauch begleitet, über die Reste der Verteidigung und landeten zwischen einer Schützengruppe. Blaues, superheißes Feuer warf die Soldaten weg und und die Hitze versengte ihre Körper.
    "Okok, akzeptiert! Raus ihr Hunde! Zweite Verteidigung formen!" Rief der Kommissar.
    Dankbar rannten alle Soldaten des Bereichs Richtung Osten. In die Stadt hinein.
    "Vielleicht können wir sie im Häuserkampf schlagen! Feuerkrieger sind absolute Nieten in diesem Fachbereich! Bildet Gruppen und besetzt die Gebäude!"

  • Kapitel IX: Deus Ex Malleus


    Einen Außenposten im All zu errichten war eine komplizierte Sache. Solch eine Anlage wurde an strategisch wichtigen Stellen gebaut um verschiedenste Zwecke zu erfüllen. Dabei war es wichtig, den Posten entweder gut zu bewaffnen, gut zu bewachen, oder gut zu tarnen. Die Tau hatten sich im All für Letzteres entschieden...es versucht.
    Natürlich war es eine logische Idee, den Außenposten in unmittelbarer Nähe zu einem Asteroidenfeld zu errichten. Selbst moderne Sensoren konnten ihre Probleme haben, etwas zwischen den sich bewegenden Objekten auszumachen.
    Was die sonst vorsichtigen, vorrausschauenden Tau nicht bedacht haben: Den Faktor Ork.
    Orks liebten Asteroiden. Sie liebten sie so sehr, dass sie große Exemplare aushöhlten, riesige Schuppen darin bauten und das Äußere mit Waffen vollpflasterten. So etwas war als "Brokk'n" bekannt. Meist dienten solche...Stationen aber nicht dazu, an Ort und Stelle zu bleiben, sondern möglichst schnell auf einen Planeten befördert zu werden, als improvisierte Landungsschiffe.
    Die großen Brokk'n, aus denen ein Dutzend von Raketen nach dem anderen auf die Tau prasselten, waren allerdings der seltenen stationären Natur zuzuordnen. Aldaris war besonders fasziniert von den Brokk'n gewesen, die sich im Zentrum des Felds befanden. Diese wurden nämlich genutzt, um kleinere Planetoiden mithilfe von Schiffen oder großen Greifarmen zu verarbeiten, was bei Orks sowieso eine kuriose wie auch erstaunlich mysteriöse Sache war. Dinge wie einen Asteroiden so zu "zappen", dass nur das Wichtigste übrig blieb...es klang so furchtbar verrückt und unlogisch, aber es klappte dennoch.
    Bei der Vorstellung, dass die Orks ihre kruden aber effektiven Fahrzeuge mit hochwertigerem Material als mit Schrott zusammenbauten, graute es ihm allerdings. Das hatte er schließlich zu Wort gebracht, was dazu geführt hatte, dass er mit der Aufgabe betraut worden war, das Jägerkomplement zu leiten, während die Vorbote der Pietät, ein Kreuzer der Blizzard-Klasse sich der zentraleren Brokk'n annahm.
    In seinem schon sehr lange währendem Leben hatte sich Aldaris zwar gerne mit Architektur und dem höheren philosophischen Darsein beschäftigt, doch er hatte einen seltsamen Hang zur Raumfahrt entwickelt, seine somit unorthodoxe Lebensweise war für die anderen Leser vergleichsweise unverständlich. Aldaris sah man entweder grüblerisch durch die Korridore des Weltenschiffs laufen, irgendwo im Netz der Tausend Tore, wo er Geblide mithilfe von Phantomkristall formte und meditierte, oder irgendwo im Weltraum.
    Er mochte es, sich in Schlachten zu stürzen, in denen zwei Parteien bereits um das Schicksal fochten, erstaunlicherweise waren die Orks bisher auf der Gewinnerseite.
    Dann allerdings tauchten die Raumschiffe der Tau auf, große, rochenähnliche Gefährte, aus jedem von ihnen ragte ein riesiger Massebeschleuniger heraus und sie starrten nur so vor anderen, kleineren Waffen.
    Explosionen...rollten im All. Aldaris Nachtschwinge-Jäger raste mit graziler Perfektion durch das Asteroidenfeld, dicht gefolgt von kleinen Raketen, welche stupide seinem Kurs folgen. Sie krachten in die Asteroiden.
    Er nahm mehr Schub auf, fegte aus dem Asteroidenfeld heraus und beharkte einen Barrakuda-Jäger der Tau, welcher wiederum auf einen Kampfbomba der Orks schoss.
    Barrakuda...sie sahen auch aus wie Rochen. Große Rochen mit Raketenwerfern und Pulskanonen. Der Barrakuda zerlegte den Kampfbomba vor sich.
    Doch Aldaris Shurikenkatapulte jagten Hochenergieprojektile in den Barrakuda. Wenn zwei sich streiten, freute sich der Dritte.
    "Oh hoher Runenleser Aldaris...denkt ihr, es war sinnvoll, den Chem Pan Sey die Übertragung der naiven Blauhäute zu schicken?" Meldete sich einer seiner Flügelmänner.
    "Die Chem Pan Sey sind genauso fürchterliche Narren wie die Tau, doch es kann nicht schaden, wenn man für das Erste einen bevorzugt, später den Nächsten, und zusieht wie sich das Muster entfaltet."
    "Aber die Runenprophetin...sie meinte, dass die Menschen in das Muster zu passen scheinen."
    "Was, schon wieder?" Erwiderte er und seufzte, während Krak-Raketen die Außenwand eines Brokk'ns trafen und den Asteroiden aufplatzen ließen. Die großen Schiffe der Tau vernichteten einen anderen Asteroiden.
    "Äh Runenleser..."
    "Ja, was ist nun?"
    "Wir orten ein sehr großes Objekt, welches sich durch den Warp nähert. Höchstwarscheinlich ein Kriegsschiff. Es scheint mehrere Lichtjahre entfernt vom Planeten Orichalcum aus den Sprung gemacht zu haben. Und es scheint mehrere Schiffe in Begleitung zu haben."
    "Was, mehr als ein Schiff? Verstärkungen? Für wen? Wurde schon ausgemacht wessen Schiffe das sind?" Fragte er leicht gehetzt, während er den Dakkawummen eines Kampfbombas entkam, eine Fassrolle machte und eine 90 Grad Schleife vollführte. So schnell, das der dumme Ork hinter ihm nicht mal bemerkte hatte, dass er weg war. Genauso schnell war er hinter ihm und schoss seinen Feind zu klump.
    "Konnten sie es nu-"


    Die Frage wurde ihm nun von selbst beantwortet. Der Moment, der ihm den Atem stocken ließ, dauerte nur für den Bruchteil einer Sekunde.
    Für den Bruchteil einer Sekunde sah er einen weißen, gigantischen Schemen. Und ein lautes Donnern, ausgelöst durch die Hintergrundeffekte des Warp, welcher sogar seinen Spaß mit dem Vakuum des Weltraums hatte, erhallte.
    Und dann war es einfach...da. Ein unsagbar großes Kriegsschiff, so groß wie die Schlachtschiffe aus der glorreichen Zeit seines Imperiums.
    Nein, nicht seines Imperiums.
    Der vordere Teil des Schiffes erinnerte an eine imperiale Kathedrale, quasi das Vorderschiff eines solch großen Gebäudes, nur in einem noch größeren Maßstab, der Kilometer reichte. Vorne war ein spezieller Rammbug befestigt, auf dem ein Aquila die Flügel synchron zum Bugspriet ausgestreckt hielt. Wie eine Galleonsfigur.
    Am Ende des Vorderschiffes der Raumkathedrale, wie Aldaris sie nun bezeichnen würde, prangte ein enormer Sockel, auf dem wiederum eine große Statue thronte. Noch ein Aquila, die Flügel geradewegs herausgestreckt. Das Ding schimmerte.
    Dahinter, wie nunmal bei einer imperialen Kathedrale, ein großes Hauptschiff, quasi die Türme. Lichter waren überall auszumachen. Weiter hinter waren die Antriebe, die Feuer in die ewigen Weiten des Weltalls spien.
    Aldaris blinzelte, er hatte erst jetzt realisiert, dass sich das Schiff einen Weg durch das Asteroidenfeld gebahnt hatte. Die Spuren auf dem Bug und die enorme Schneise hinter dem Kriegsschiff waren Hinweis genug.
    Die großen Raumschiffe der Tau drehten sich und wurden in ein Inferno aus orangener Strahlenenergie umschlossen. Das imperiale Schiff hatte sich ein wenig zur Seite geneigt und ließ nun die gesamte Steuerbordseite sprechen. Das erste Schiff wurde vaporisiert. Das andere wurde zerteilt. Torpedos trafen den Außenposten und zerfetzten diesen in Einzelteile. Aldaris's Sensoren gaben Warnsignale aus, als sie Hunderte von neuen Signaturen ausmachte. Raumjäger. Schnell, wendig und mit viel Erfahrung begaben sich die imperialen Piloten in Formation und sprengten auf, als die losen Horden aus Bombas angriffen, die noch übrig waren. Auch die Raumjäger verfügten über Laserkanonen und zersägten die Jäger der Orks förmlich.
    Kurz darauf erschienen weitere, Raumschiffe, welche dem ersten Kriegsschiff im grundsätzlichen Aufbau ähnelten, aber dennoch unterschiedlich und vorallendingen kleiner waren.
    Sie schimmerten in dem vage an Bronze erinnernden imperialen Rumpflack.
    Und jetzt fiel ihm auch ein anderes Detail auf. Das große Raumschiff schimmerte nicht, es gleißte regelrecht.
    Es gleißte silbern und in chrom und setzte Kurs Richtung Orbit über Victory Bay, wo ebenfalls eine Schlacht ums Überleben tobte.
    Nicht mehr lange. Der Sieger stand wohl nun bald fest.
    "Bei Asuryan. Geben sie der Runenprophetin Bescheid. Die Vorbote der Pietät soll soviel zerstören wie sie kann und dann sofort abziehen. Die Inquisition ist hier."
    Derweil gesellten sich Raumfrachter zu den kleineren Kriegsschiffen. Der Großteil der Kampfgruppe setzte Kurs Richtung Bay.
    Doch eines der Raumkreuzer setzte, zusammen mit zwei Frachtern, Kurs Richtung Orbit über Atha Ithien...


    Lautes Gebrüll erhob sich, als die Krootoxe, ein weiteres totes Ende der Krootevolution über die Sandsackwälle und Leichen setzten. Diese Kreaturen sahen wie unbehaarte Gorillas mit großen Schnäbeln aus und gehörten zu den als wirklich gefährlich kategorisierten Kroot, aus ihrer dunklen Haut ragten Dornen hervor und ihre breiten, muskulösen Arme konnten einen Kanonenturm von einem Panzer raus reißen oder den Krootox gestatten, sich eine Prügelei mit einem Cybot der Space Marines liefern. Die Tatsache, dass manche dieser Monster sogar höher als die in 1 bis 2 Metern Höhe schwebenden Hammerhai-Panzer waren, machte die Sache nicht besser.
    Arin lief, als sich irgendetwas in den Beton über ihn bohrte. Vermutlich aus einer Kroot-Langbüchse. Krootoxe verfügten über einen beeindruckenden, verlängerten Rücken, der den kleineren Artgenossen als Waffenplattform fungierte. Übergroße Flinten, besagte Langbüchsen, waren auf die Schultern der Monster geschnallt.


    Pulsfeuer brannte sich in die Wände, als Arin durch ein frisch geschossenes Loch in eines der Bunkergebäude hastete, sich den Bruchteil einer Sekunde gönnte, um das Mobiliar zu begutachten, um dann wieder durch die unversehrte Tür rauszurennen. Laser- und Bolterfeuer war überall zu hören. Scheinbar hatten es genug Schützengruppen geschafft, sich zu verbarrikadieren. Eine Rakete sauste über seinen Kopf hinweg und traf einen zu hoch schwebenden Antigravpanzer. Langsam hasste er die Dinger. Das Gefährt schwankte eindrucksvoll, als es getroffen wurde und dem Absturz nah zu sein schien, fing es sich aber wieder und ließ die Pulskanonen sprechen, welche in schneller Abfolge Nachzügler niedermähten.


    Das Ziel war der Stadtplatz. Auf die Dauer war Verschanzen in den Gassen oder Gebäuden sinnvoll, aber auch nur für kurz. Wer zuviel Aufmerksamkeit erregte, riskierte, von Massebeschleunigern beschossen zu werden. Die verbliebenen Kroot kämpften sich durch die Stadt, während die Tau, welche bisher kaum nennenswerte Verluste zu ertragen hatten, sich in geraden Linien durch die Stadt bewegten und Sammelpunkte für die Hammerhaie ausmachten, damit sie ihr Zerstörungswerk auch niedrig schwebend verrichten konnten.
    Das war wirklich nicht gut.


  • Der trapezartige Platz sah, in Sachen Zerstörung, reichlich unberührt aus. Vor dem großen Rathaus , welches ein verziertes großes Bunker-HQ ähnliches Gebäude mit Turm war, hatte man weitere Sandsackwälle, Stacheldraht und Gräben gezogen. Neben den Soldaten begaben sich nun auch die Kaskrin in Stellung. Als irgendetwas hinter ihm explodierte, nahm Arin kurzerhand mehr Anlauf, schwang sich über den einen anderen Wall, welcher aus Stein bestand und landete rücklings neben einem Kasrkin, der gerade erst seinen Helm aufsetzen wollte. Er glaube das Gesicht zu erkennen.
    "Eh? DU schon wieder? Ich werd verrückt. Seit wann seid ihr Soldaten so langlebig?"
    "Wenn man die Beine schnell in die Hand nimmt, kann man immer überleben." Erwiderte er dem Grenadier namens Renton, dem er während der Evakuation des Muradmoors begegnet war.
    Über die Elite des Armee wusste Arin folgendes: Im Prinzip bezeichnete man sie als Grenadiere, doch gab es da zahlreiche Unterschiede. Die Grenadiere selbst waren Soldaten, die nicht nur Schlachten in möglichst einem Stück geschafft haben, sondern auch kräfitg austeilten. Sie wurden der Ehre zuteil, HE-Lasergewehre und Plattenpanzerungen zu tragen, die viel besser als Armaplast schützten. Sie wurden als Spezialtruppen eingesetzt und sollten, meist mithilfe von Bionics, sich schnell einen Weg bahnen und Frontlinien verschieben. Dort wo die einfachen Soldaten nicht weiterkamen, wurden diese Männer mit ihrer viel bessereren Ausrüstung eingesetzt. Sie neigten dazu, furchtbar arrogant und unter sich zu sein.
    Wie Arin schnell feststellte, konnte es noch anders kommen. Unter den Grenadieren gab es verschiedene Korps. So zum Beispiel die Kasrkin von Cadia, die Eliter unter den Grenadieren, welche normalerweise nur auf ihrer Heimat kämpften und für so zäh galten, dass man die Überreste unter einem Stein kehren musste, damit diese nicht nochmal zur Waffe griffen. Auch sie wurden unter den dekorierten Soldaten ausgewählt und waren an den meist orangenen Blitz- und Pfeilmarkierungen an ihren Rüstungen zu erkennen.
    Doch selbst Grenadiere beziehungsweise Kasrkin hassten eines ganz besonders. Leute, die es aufgrund sozialen Standes und ohne Kampfbewährung noch viel weiter schafften. Denn eine weitere Grenadierseinheit waren die Gardisten, zumindest im Prinzip. Die Gardisten waren die Elite der Elite (der Elite aus der Sicht der Kasrkin), welche aus den Kriegswaisen, die von der Schola Progenium aufgenommen worden waren, bestand. Menschen wie diese wurden nicht nur aufs schärfste indoktriniert, sie wurden praktisch plemplem, aus der erfahrenen Sicht eines jeden Soldaten. Aus der Schola Progenium stammten auch Inquisitoren (besonders jene mit Vorliebe für Exterminatii) und Kommissare, was einem im Prinzip alles verriet, was man so aus Kriegswaisen machen kann. Hinsichtlich dessen, wieviele Soldaten und Offiziere Tag ein, Tag aus starben, konnte man sich gut vorstellen, wieviel Zuwachs die Schole Progenium bekam.
    Eine Rivalität war so schnell zwischen den normalen Grenadieren, den Elitegrenadieren wie den Kasrkin und den Gardisten entstanden. Im Prinzip sahen sie aufgrund ihrer Ausrüstung gleich aus, doch sie erkannten einander schnell.
    In den seltensten Fällen allerdings konnten diese Männer auch sozialer, wie am Beispiel von Renton zu sehen, der Arin so etwas wie einen überaus zähen Schokoriegel in die Hand drückte.
    Das Ding schmeckte, wie nicht anders zu erwarten, stark nach Zucker.
    "Was ist da drüben los? Wir haben hier gehört, dass die West-und Nordlinie gefallen ist." Sagte er.
    "Ich weiß es nicht direkt. Gerade noch haben wir Kroot weggepustet und dann wurden mithilfe von Explosionen riesige Schneisen geschlagen. Die Feuerkrieger der Tau sind uns da überlegen und so wie sich es anhört ist Häuserkampf angesagt. Kurz vorher hat irgendein komplett irrer Kommissar, ich glaube er hat mich auf den Kieker, den taktischen Rückzug angeordnet."
    "Hmm, großer Kerl, scheint nicht viel von Deckung zu halten?" Fragte Renton, Arin nickte."Ahah! Der alte Gerent. Harter Kerl. Bei dem muss ma-" Weiter kam er nicht. Varen, Mort und Silas rasten an ihm vorbei. Renton sah sich um.
    "Was ist denn jetzt wieder?!" Irgendetwas brüllte, die Mauer, hinter der sich Kasrkin-Grenadier wie Soldat verschanzt hatte, zerbarst und ein Krootox kam zum Vorschein.
    "OH SCHEIßE!" Er schickte sich an, auf das Ding zu feuern. Arin schlug die Waffe nach unten.
    "Sei nicht dämlich Mann, renn!"


    Sie rannten los und entkamen gerade so den Steine zertrümmernden Fäusten, das Ding ließ erneut einen Kriegsschrei oder so etwas ähnliches los und beförderte sich schwungvoll Richtung Platz. Bolter und Lasergewehre schossen auf es ein und hielten es zurück. Es war nun so aufgekratzt, dass es seine Passagiere fortwarf. Und dann kamen sie von allen Seiten. Und Kroothunde und auch normale Kroot.
    "Na toll, auf zu Runde 2." Wie ein Mann warfen sich die Scharfschützen, Arin und Renton hinter den Sandsackwall, standen auf und schossen los. Mit schon fast mechanischer Präzision schoss der Kasrkin mit Vollautomatik, die viel helleren, intensiveren Strahlen bohrten sich locker in das Alienfleisch und einer nach dem Anderen kippte um, während die Anderen mehr auf Kopfschüsse setzten.
    Mehr Teile der Mauer wurden zertrümmert und weitere "Gorillas" kamen zum Vorschein. Sie bäumten sich auf, warfen sich nach vorne indem sie die Fäuste auf den Boden krachen ließen und mit den Hinterläufen Schwung holten. Panzer und Soldaten eröffneten das Feuer.
    "Auf die Schnäbel schießen! Verschwendet eure Zeit nicht, sinnlos auf die Haut rumzuballern!" Rief Silas und sie taten, wie ihm geheißen. Natürlich war der Schnabel auch robust, aber empfanden diese Aliens es dennoch als störend, wenn man sie da beschoss, wenn man Glück hatte, traf man sogar ein Auge. Arin legte an, wartete, bis eines der Krootoxe mehr oder minder still hielt, damit er ein Auge treffen könnte.
    Schoss...
    Der Schnabel explodierte. Das getroffene Monster wand sich hin und her und dann wurde es wieder hart von irgendwas getroffen. Und wieder, und wieder, als es fiel, wurde das nächste beharkt.
    Der vibrierende Boden und das Gefühl gefüllten Raumes veranlasste Arin, sich umzudrehen.
    Direkt hinter ihnen hatte sich ein Exterminator-Leman Russ geparkt. Mit seinen Zwillings-Maschinenkanonen waren die Krootoxe kein Problem. Eine vertraute Stimme erklang weiter oben.
    "Ist zwar kein gutes altes Kampfgeschütz, aber das tuts auch! Jetzt den auf 12 Uhr Lorentz. Ja, den, der näher kommt verdammt!"
    Der komische Panzeroffizier, der ihn nach einer Zigarette gefragt hatte. Hastings hieß er, so glaubte er.
    "Verdammt, wie sollen wir nur die Linie halten?" Fragte dieser. Er fummelte irgendwo herum und holte das Kommunikationsgerät raus.
    "Hastings hier. Die Grauhäute und die Tau haben die Linien durchbrochen und sind auf den Weg zum Platz! Wir bluten hier aus. Ich möchte ja hier nichts in Frage stellen, Im Prinzip, aber wir sind am Arsch wenn nicht schnell Unterstützung eintrifft."
    "Ja, ich weiß! Halten sie die Linie einfach während ich eine Neugruppierung durchführe! Wir müssen uns selber zu Ihnen durchschlagen verdammt!"


    Hastings schlug das Gerät gegen irgendwas im Kanonenturm. Er seufzte, rückte seine Mütze zurecht.
    "Ok meine Herren! Wir müssen den Platz solange wie möglich halten. In wenigen Minuten wird hier entweder die gesamte Schlacht ausgefochten und wir gewinnen, oder wir werden alle jämmerlich draufgehen! Die Waffenteams sollen hinten bleiben und schweres Feuer auf jedes Fahrzeug geben, oder jedes hässliche Alien das über 3 Meter hoch ist! Ihr Frontschweine und Grenadiere, haltet die vordere Linie!" Er winkte einem anderen Panzeroffizier zu."Wir sind jetzt der Amboss, die da draußen der Hammer! Der Hammer muss schon beim ersten draufschlagen auseinander brechen!"


    Mehrere Bunker explodierten. Feuerkrieger sammelten sich und schon begann das Kreuzfeuer, denn aus dem Rathaus schossen die Bolter, aus einigen Gebäuden im Norden noch mehr Tau. Laserenergie und Pulsfeuer klatschte einander, zerstörte Panzerung wie Gewebe zugleich. Kroot rannten durch Trümmer, schossen mit ihren Flinten, rannten gegen den Stacheldraht, wurden erschossen, oder sprangen mit katzenartiger Eleganz darüber. Soldaten hoben ihre Gewehre, parierten die Angriffe und lieferten sich Nahkämpfe, während die verbliebenen Leman Russ Panzer auf große Ziele schossen.
    Dann allerdings tauchten die Hammerhaie auf. Raketen stoben von weiter hinten und jagten einen in die Luft. Das schafften die Waffenteams noch, dann wurden sie von den Feuerkriegern getroffen.
    Hastings Panzer wurde getroffen, glücklicherweise direkt in die unglaublich robuste Frontpanzerung. Der Panzer wummerte unter dem Schlag. Dampf stieg aus dem Exterminator und das Gefährt vibrierte.
    "Oh Gott! Sofort raus da! Weg von dem Panzer!" Brüllte Hastings und warf sich vom Turm aus zu den Scharfschützen. Während der Panzer anfing zu glühen, folgte ihm ein abgekartert aussehender Kerl mit einem ähnlich verrückten Grinsen wie das von Mort. Vermutlich dieser Lorentz, der Schütze. Ihm folgte ein ziemlich schlanker, junger Kerl. Er sagte, "Du meine Güte," hielt sich an der Mütze fest und warf sich ebenfalls zu Boden und kroch weg und zu guter letzt folgte ein schwarzhäutiger, kahl rasierter Mann, er beschäftigte sich nicht damit irgendwas zu sagen. Er schien zum Teil froh, zum Teil niedergeschlagen zu sein, aussteigen zu müssen. Reichlich erstaunlich, dass eine Crew es wagen würde, ihr Fahrzeug zu verlassen.


    "Toll. Das wäre dann der Zweite. Der andere wurde von den Necrons desintegriert, oder? Wo war das nochmal Kaurava III?" Sagte der junge Mann.
    "IV." Erwiderte der Schwarze, ebenfalls in Offiziersuniform."Auf III hat ein Panzaknakka beinahe unseren Turm weggesprengt. Und auf IV konnten wir nix machen, wer greift denn schon während der Pause an?"
    "Achja."
    "Seid ihr euch vielleicht mal bewusst, dass wir gerade unseren Panzer, unsere Rüstung, unsere Waffe, verloren haben?" Brüllte Hastings, sein Gesicht ein Manifest der Zornesröte.
    "Oh nein Sir, bitte keine Mechanicus-Predigt! Nicht schon wieder!" Erwiderte der Jüngste.
    "Ach kommt schon." Sagte Lorentz."Schlimmer kanns echt nicht werden!"


    Und dann überschlugen sich die Ereignisse. Von einem Moment zum Anderen tauchten mehrere Hammerhai-Antigravpanzer auf. Einer zielte mit seinem Massebeschleuniger direkt auf die kleine, kuriose Gruppe.
    Doch just in dem Augenblick, als er Schießen wollte, verwandelte sich ein Bunkergebäude in eine Staubwolke und spie einen Leman-Russ aus. Aber nicht irgendeinen.
    Es war der Zähe Bastard. Der Kommandopanzer von Hauptmann Gregor Vash. Das metallene Ungetüm nahm das soeben zerstörte Gebäude als Rampe und beförderte sich mit maximaler Geschwindigkeit aufs Schlachtgebiet. Tempo und Beschaffenheit des Bodens ließen den Panzer zur Seite schlittern und seine enorm lange Vernichterkanone richtete sich auf den Hammerhai. Kurzerhand schoss der Panzer, ein die Ohren klingeln lassendes Donnern. Die Panzergranate schlug mit solch brutaler Wucht ein, dass es den Feindpanzer direkt in die Richtung beförderte, aus die er soeben gekommen war. Außer Kontrolle krachte dieser gegen einen anderen Hammerhai.
    Dann verdunkelte sich der Himmel. Ein großer Raumkreuzer der Mars-Klasse hatte sich direkt über dem Schlachtfeld geparkt. Alle, Feuerkrieger wie Soldat und Kroot, sahen nach oben.
    Die Imperialen schrien und johlten vor Freude, als ein Projektor der Unzerstörbar auflud und eine Säule aus roher Energie auf den nördlichen Teil der Stadt entlud.
    Der Boden wurde nicht einfach nur verglast, er wurde entzweit und vernichtete nicht nur den Großteil des Angriffs, sondern auch jede feindliche Hoffnung auf Erfolg. Als Valkyrien mit Containern landeten, die wiederum Sentinels mit panzerbrechenden Multi-Lasern enthielten und die Marauder-Kampfbomber der Unzerstörbar ausflogen war eines der klar.
    "Was steht ihr noch hier rum?! VORWÄRTS! FÜR DEN IMPERATOR!"
    Die Sentinel-Kampfläufer liefen beinahe ungehindert über das Schlachtfeld, dank ihrer Schnelligkeit und Agilität waren sie in der Lage den panischen Schüssen der Massebeschleuniger-Schützen auszuweichen und selber Feuerstöße abzugeben, die saubere Löcher in den Panzern schufen. Einer nach den anderen krachte zu Boden und explodierte. Die Soldaten, frische wie auch nun im Kampf gebeutelte, sammelten jede Waffe auf, die sie kriegen konnten und hetzten die verbliebenen, vom enormen Lasertreffer durchgeschüttelten Angreifer über die traurigen Reste der Stadt.
    Bei der West- und Nordlinie angekommen sammelten sie sich und schossen auf alles ein, dass sich Richtung Wald bewegte.


    Der Rest des Tages war von Jubel und in die Luft gereckten Fäusten geprägt, während die Unzerstörbar gigantische Plasmabälle Richtung Westen schoss. Der Sieg war errungen, die horrenden Verluste wie weggeblasen. auf dem Stadtplatz wurde schließlich die Flagge des Regimentes gehisst.

  • Kapitel X: Ein Panzer namens Suzie


    Und wieder regnete es. Kalter, ekliger Herbstregen. Bald schon würde nicht nur der äußere Norden von Kronus mit Schnee bedeckt sein. Durch das warme Klima vom sandigen Westen und tropischen Süden gab es hier sehr häufig Wettereinbrüche, wenn die gemäßigte, feuchte und definitiv kältere Luft vom Osten und Norden aufzog.
    Man würde denken, dass Ernüchterung aufkam, doch stattdessen wurde gefeiert. Die Tatsache, dass die größte Kneipe der Stadt den Angriff überstanden hatten, trug maßgeblich zur Freude bei.
    Die Stadt war ausnahmslos evakuiert worden. Die Gebäude wurden also von Soldaten besetzt, glücklich darüber, ein festes Dach über den Kopf zu haben.
    Planen wurden zwischen Gebäuden und über Mauerreste gezogen. Unter Ihnen gingen Mechaniker, Panzerfahrer und der eine oder andere Tech-Adept dem friedlicheren Teil ihres Tagewerks nach. Arin stapfte über provisorische Wege, während an Fahrzeugen geschweißt und geschraubt wurde und kleinere Gruppen über das Darsein und die Arten des Maschinengeistes philosophierten. Für Arin waren diese Vehikel Kriegsmaschinen, die Leute von A nach B transportierten oder Sachen möglichst effektvoll in die Luft fliegen ließen, oder einfach beides zur gleichen Zeit taten. Für die Menschen um ihn herum waren sie Kunst. Wie Skulpturen, die perfektioniert werden mussten. Schon die Zerstörung eines Panzers war für sie ein Sakrileg. Ihre Meinung war somit nicht konform mit den alltäglichen Plänen eines General, der daran dachte, wieviele Panzer er wohl für den Sieg verpulvern müsse.
    In einer düsteren Ecke, wo von einem Radio auf einem Tisch voller Werkzeuge Jazz drang, stand ein Leman-Russ Panzer. Die Standardausführung mit dem klassischen Kampfgeschütz. An der Seite des Kanonenturms stand in großen imperialen Buchstaben geschrieben:

    Suzie

    Netter Name für einen Panzer. Sash, der Fahrer von Hastings Crew saß zurückgelehnt auf einem Klappstuhl und las das Buch:Unheilige Kriegsmaschinen, mit diesen Blasphemien zieht der Feind in die Schlacht. Sash bemerkte ihn und nickte einem anderen Stuhl zu. Arin setzte sich.
    "Tolle Maschinen. Blasphemisch, aber nützlich, das lässt sich nicht abstreiten. Was machst du denn hier? Keine Lust auf hartes Zeug?"
    "Alkohol ist schlecht für Körper, Sinne und bisweilen für Moral." Sagte Arin automatisch."Ich bin rastlos, mir ist nicht nach Feiern zumute."
    "Dir fehlt'n Mädchen, Bro. Dann weißt du, was Rastlosigkeit bedeutet. Hier gibts nunmal keine...oder geht es etwa um solch eine Rastlosigkeit?" Er grinste breit und hob und senkte anzüglich die Augenbrauen.
    "Nein!"
    "Was für ein sauberer Soldat. Du kommst nicht zufällig aus Mordian oder Praetoria?"
    "Nein. Aber mein...Vater...hatte gewisse Ansichten."
    Sash wölbte die Brauen und sah Arin direkt an. Der Junge hatte seltsam harte, scharfe Züge angenommen. Außerdem sah er nach unten.
    "Übler Kerl?"
    Arin antwortete nicht.
    "Hey?"
    "Nein. Anders."
    Sash merkte sofort, dass da nicht viel zu erreichen war, das Thema schien zu sensitiv zu sein. Er wollte nicht unnötig nachbohren. Nicht, wenn ein Mann unter 20 solch einen Gesichtsausdruck auflegen konnte. Eilig versuchte er ein neues Thema zu finden. Er bemerkte erst jetzt, dass Arin die ganze Zeit auf das Buch, das auf seinen Knien ruhte, seit das Gespräch anfing, starrte.
    Derzeitiges Kapitel: Eldar! Die Phantompanzer der Raumschiffinsulaner! Eine sehr detaillierte Zeichnung eines Antivgravpanzers war zu sehen. Eine große, schwere Sorte, bekannt als der Illum Zar. Dieser verfügte über eine sogenannte Prismenkanone, welche einen Laserstrahl wie Licht brechen konnte. Sehr gefährlicher Kram.
    "Die Fahrzeuge der Eldar...erstaunliche Dinger. Können verdammte hohe Distanzen einfach überfliegen und einen mit solchen Waffen wegpusten."
    "Habt ihr schon mal gegen die Eldar gekämpft?" Fragte Arin, alles was vorher geschehen war, wie vergessen.
    "Nein, zum Glück noch nicht. Während des zweiten Kaurava-Feldzuges gab es das Gerücht, dass die Eldar von Ulthwé unter der Runenprophetin Taldeer dort ihr Unwesen trieb, nachdem sie auf Lorn V...naja du weißt schon."
    "Was?"
    "Du weißt es nicht?"
    "Stellt sich die Frage was du genau meinst."
    Sash sah ihn kurz an und rückte näher.
    "Es geht das Gerücht um," begann er im Flüsterton,"dass General Sturnn, welcher mit dem Auftrag nach Lorn V kam einen Imperator-Titanen zu bergen, in Kontakt mit den Streitkräften der Eldar und Taldeer kamen. Sie sollen sich im Zuge der Angriffe des Chaos und der Orks miteinander verbündet haben und wenig später sogar die Necrons geschlagen haben. Sturnn selbst schweigt wie ein Grab, aber das Oberkommando soll Taldeer zu einem Prioritätsziel gemacht haben. Lukas Alexander, unser Oberkommandierender, soll mit der Aufgabe betraut worden sein, die Eldarhexe zu stellen und landete hier auf Kronus."
    "Dann wurde das 1. Kronusregiment also nur geschaffen, um sie zu jagen und zu stellen?"
    "Scheinbar ja. Den Rest der Geschichte kennst du ja. Die Eldar verschwinden irgendwo auf dem Planeten, wir zusammengewürfelter Haufen kamen hinterher, die Blood Ravens sind wegen irgendwelcher Relikte hier, Spinner im Süden beschwören das Chaos und die Tau landen wegen der Bedrohung ihrer Kolonie und die Orks...gehen immer dort hin, wo es Action gibt. Wir sind unvorbereitet in einen glühenden Kessel gelandet."
    "Na, worüber tuschelt ihr denn so?" Fragte eine rauhe Stimme.
    Beide schreckten zurück und sahen Hastings, die Mütze wieder schief auf den Kopf und eine Flasche in der Rechten.
    "Hatte ich nicht gesagt, dass du über den Geist wachen solltest?"
    "Der Maschinengeist scheint zufrieden zu sein, Sir. Keine Vorkomnisse!"
    "Warum heißt der Panzer Suzie?" Fragte Arin.
    "Weil-"
    "Streng geheim." Sagte Hastings mit knirschenden Zähnen. Sash grinste.
    Er rümpfte die Nase und stapfte davon. Sash schüttelte den Kopf.
    "Hach, man kann ihn so wunderbar darüber aufziehen, wenn man den richtigen Zeitpunkt erwischt." Er bemerkte Arins verwirrte Miene."Der gute Hastings ist ein Freund des Mechanicus und seines Glaubens. Dieses Baby da," er zeigte auf Suzie,"ist kein Panzer, sondern eine fahrende Reliquie, ein Schrein der Anbetung. Man muss diese Leute vom Mars für ihre tollen Kriegsmaschinen und ihren komischen Glauben lieben."
    "Deswegen hat er euch also angeschrien, nachdem euer alter Panzer in die Luft flog."
    "Alter Panzer? Wo denkst du hin, Suzie ist unsere Maschine erster Wahl und wirds auch auf ewig bleiben, Hastings würde ansonsten ausflippen! Kurz nach Kaurava wurden wir ohne Umschweife in das Kronusregiment geschmissen. Das ging derart schnell, dass glatt vergessen wurde, den Panzer mitzunehmen. Deswegen mussten wir als "multifunktionale Crew" arbeiten, also unter verschiedenen Panzern je nach Situation, bis die Penner endlich unser eigentliches Stück geliefert hätten, was wegen der Blockaden schwierig war. Nun, er konnte sich mit dem Exterminator von vorher nicht anfreunden, wegen der kurzen Zeit, aber ihm gefällt es trotzdem nicht, wenn einer in die Luft fliegt."
    "Wenigstens wars ein schmerzloser Tod. Für den Panzer. Keine Qualen, schnell und sauber."
    Sash starrte ihn kurz an. Dann fing er wieder an breit zu grinsen.
    "Ha! Wusste, dass du den Witz an der Sache verstehst. Komm Junge, die Nacht ist lang, lass uns was trinken gehen."

  • Kapitel XI: Der cadianische Weckruf


    Ungefähr gegen Mitternacht hatten sich gewisse Dinge verändert:
    1. Er kannte die Panzercrew der Suzie. Ganz nette Leute eigentlich, auch wenn sie dauernd über nur ein Thema sprachen.
    2. Mehrere Valkyrien brachten Mannschaften und Fahrzeuge, sogar Artillerie. Bald würden sie bestimmt weiterziehen.
    3. Ithianisches Bier war...furchtbar. Es machte zwar nicht so betrunken wie man es erwarten würde, aber es war auf andere Weise widerlich berauschend. Aber ein Soldat, der tagsüber zuviel Schreckliches gesehen hatte, gab sich auch damit zufrieden. Arin würde es nicht wundern, wenn die Inquisition das Zeug irgendwann verbieten würde.
    Mit dröhnendem Kopf latschte er durch den schlammigen, regennassen Boden. Es schmatzte jedesmal wenn er die Stiefel herauszog. Dass der Boden zur Vertikalität neigte und alles andere irgendwie schwammig aussah, lag an ihm, wie er nach einem anstrengenden Gedankengang feststellte.
    Gut, langsam schien der Brei da oben in seinem Kopf wieder klarere Konsistenz zu gewinnen, auch wenn der Boden gerade den Höhenflug antrat und sein Magen zur Trommel einer Waschmaschine umfunktioniert worden war. Voller komischem Zeug.
    Äh...
    Außerdem...
    Oh Mist....

    Er begab sich zur nächstgelegenen Wand und stützte sich mit einer Handa b, während sich sein Körper zusammenkrümmte und der Mageninhalt endlich den Weg nach draußen fand.
    Es tat höllisch weh und das Zeug brannte immer noch, aber wenigstens hatte die Umgebung aufgehört unscharf zu sein. Hoffentlich...
    "Na, Junge? Zechtour überstanden?" Fragte eine vertraute Stimme.
    "Nicht...sicher, Sir. Ist sie...offiziell mit dem...Beendigen des Trinkens...oder mit dem Auskotzen beendet?" Erwiderte er in einer Mischung aus Keuchen und Schnaufen."Was machen sie hier?"
    "Ich mache den Wachjob, weil die anderen Offiziere scheinbar selber mit Feiern beschäftigt sind, und irgendwo edlen Wein und sowas runtergießen."
    Aah...der kalte Regen tat erstaunlicherweise gut. Frische Luft.
    "Bitte, um Erlaubnis...mich aussprechen zu dürfen."
    "Wie förmlich du im beduselten Zustand bist!" Feixte Silas."Also, Erlaubnis erteilt, was ist?"
    Arin sammelte sich, fasste die Welt in klare Konturen zusammen.
    "Sind sie wirklich nur ein Sergeant?"
    "Was?" Fragte er seltsam scharf.
    "Ein einfacher Sergeant, verzeihen sie die Bemerkung, wird doch nicht von der Inquisition persönlich beauftragt. Und ein normaler Mensch kann einen Space Marine nicht so fest schlagen, dass er dann Zeit genug hat ihn mit einem Messer, einem Messer, zu töten."
    Silas wartete und beäugte den Jungen.
    "Willst du einen klugen Rat hören, Junge?" Fragte Silas, noch während sich der Regen legte und dem ganzen eine erstaunliche Dramatik gab.
    "Ja?"
    "Stell niemals Fragen. Sie werden dich noch dein Leben kosten."
    Arin sparte sich die wenig geistreiche Erwiderung hierfür, er schauderte.
    Silas drehte sich um, er zögerte.
    "Ach und noch was."
    "Ja, Sir?"
    "Glückwunsch zur Beförderung...Korporal."
    Dann ging er von dannen, in absoluter Stille.


    Arin begab sich in das ausgebombte Gebäude, in dem Quartier bezogen war und warf sich mit einem unsicheren Schwung aufs Bett und schlief schlagartig ein.
    Am nächsten Morgen plagten ihn die Kopfschmerzen.. Nahezu jeder andere Soldat war entweder frisch und munter oder furchtbar schlecht gelaunt wegen des Bieres. Der eine oder andere schlief gar nicht, Nachwirkungen der Schlacht.
    Mort wurde von Varen aus dem Bett getreten. Mort stand vom Boden auf, sah sich kurz um und ging nach draußen, als wäre nie etwas gewesen.


    "Ja, das verstehe ich, Milord. Schneller Schlag, den unvorbereiteten Feind vorbereitet treffen."
    "Korrekt, Hauptmann, stellen sie nur sicher, dass ihre Kampfgruppe rechtzeitig eintrifft, sodass sie sich mit der unseren treffen kann. Auf dem Weg dahin sind sie dazu befohlen, alles Nötige zu tun, um schnell voranzukommen, alles Andere ist sekundär."
    "Verstanden, Milord Gouverneur."
    "Der Schlachtplan wird erstellt, wenn wir die Lage genau einschätzen können. Mit den Mächten, gegen die wir antreten, lässt sich nicht im Voraus planen."
    "Vollkommen klar, Milord."
    Hauptmann Vash seufzte. Und rein ins Getümmel.


    "Gut, gut. Rohr und Sichtgeräte blankgeputzt?"
    "Check."
    "Mechanicus-Psalme von den richtigen Augen überprüft und neu gesprochen?"
    "Check."
    "Ballistische Daten überprüft, Sichtgeräte kalibriert?"
    "Check."
    "Feuerwinkel berechnet, Rohr ausgerichtet?"
    "Check."
    "Geschütz geladen, Luke fest verschlossen?"
    "Check."
    "Wetter- und Klimadaten angefragt und mit in Feuerlösung übernommen?"
    Der Feuerleitoffizier warf die Arme verärgert in die Luft und hielt dem leitenden Artillerieoffizier das Notizbuch vor die Nase.
    "Nun sei doch nicht so penibel, Himmel noch! Wir haben das Hunderte Male durchgekaut. Natürlich habe ich die Scheißdaten. Drei Wochen ist es her, dass wir das letzte Mal geschossen haben! Schick das Ding endlich los!"
    "Oh. Gut. Na schön..."
    "3...2...1...FEUER!"


    Der Boden erbebte, als die Artilleriegranate mit ohrenbetäubendem Schall und Rauch in die Freiheit entlassen wurde.
    "Guten Morgen, Kanonenfutter! Dies ist der 6:00 Uhr morgens Weckruf!" Schrie der Feuerleitoffizier, er schrie lauter als eigentlich gewollt, doch die Ohren klingelten ihm.
    Der Großteil der jetzt zu 100% wachen Motorisierten Infanterie antwortete im stillen, Kopf schmerzendem Einvernehmen mit erhobenen Mittelfingern.


  • Kapitel XII: Nebel


    Mit jeder Stunde, die verging, kehrte auch die Geschäftigkeit und Organisation zurück. Vorbei wars mit der Vorstadtruhe. Soldaten fanden sich bei ihren Zügen ein, Sergeants brüllten und posierten wie die Herren des Univerums, Fahrzeuge fuhren über Schlamm und Straße.


    Auf dem Stadtzentrum ging es heiß her. Offiziere auf Podesten und Tischen reichten hier Granat- und Plasmawerfer aus, zwei Spezialwaffen, in denen jeder Soldat geübt sein musste, abgesehen vom Lasergewehr...zumindest wenn man das Glück hatte, überhaupt ausgebildet zu werden. Allerdings gab es auch andere Waffen, die einen diskreten Weg über den Tisch zurücklegten, Finger wurden gekreuzt, es wurde gezwinkert und heimlich wurden unzählige Währungen ausgetauscht.
    Den Ersten seiner Truppe, den Arin traf, war Mort. Dieser gehörte zu den Leuten, die auf dem etwas anderen Weg zu einer neuen Waffe gekommen waren.
    Einer Schrotflinte.
    Ferner hatte er sich unzählige kleine Taschen an den Gürtel gehangen und eine Schärpe aus Patronen verzierte seine Uniform. Man könnte ihn für eine Ein-Mann Armee halten.
    "Ah, da bist du ja!" Schau dir diesen Samariter an!" Brabbelte er fröhlich.
    Er reichte ihm die Waffe.
    Arin hatte die eine oder andere Schrotflinte gesehen, allesamt eher unförmig und klump. Stattdessen war der Lauf eher filigran und gut verarbeitet. Eckige Löcher an den beiden Seiten, vermutlich aus reiner Ästhetik. Der Schaft war schwarz und lag gut in der Hand. Für eine Pump Gun typisch, der Nachlademechanismus den man nach hinten wuchten musste. Eigentlich glich das Ding mehr einem Gewehr.
    "Von wo kommt das Schmuckstück denn?" Fragte ein Soldat und lugte dabei von links nach rechts, falls irgendwelche hohen Tiere hinsahen.
    "Kronus mein Lieber! Eine der ersten neuen tausend Waffen die in den Manufakturen von Bay kreiert wurden. Die Mechanicus-Jungs haben STK's gefunden."


    Die Szenerie wurde unterbrochen, als eine Diskussion zwischen einem Soldaten, der sich auch nicht gerade leise in Szene setzte, und einem Offizieren, der zu den Ausrüstungsoffizieren gehörte.
    "Gasmasken?! Wozu zum Geier brauchen wir Gasmasken?"
    "Was soll das werden, Soldat? Versuchst du etwa gescheit zu sein?!"
    "Ich werd nicht fürs Nachdenken bezahlt, aber selbst ein Schwachkopf würde sich fragen, wofür wir Gasmasken in der Wüste brauchen?"
    "Wo hast du das denn aufgeschnappt, Soldat? Brüllte ein anderer Offizier."Das ist Verbreitung klassifizierter Informationen!"
    Bevor die Offiziere anfingen ihre Waffen zu zücken, um alles wieder zur Ordnung zu bringen, weil plötzlich Diskussionen unter den anderen Soldaten ausbrachen, knallte es schließlich laut, als Hauptmann Vash die Luke mit maximalem Ärger und Tempo öffnete.
    "Was soll der verdammte Lärm!?" Er stierte zu dem ersten Offizier rüber."Was ist los, Mann?"
    Der Offizier salutierte umständlich und sein Magen schien eine Umdrehung zu machen, als auch noch Kommissar Gerent auftauchte, der ebenfalls nicht begeistert zu sein schien, weil zwei Offiziere nicht die ganze Meute Soldaten in Zaum halten konnten.
    "Es geht um die Ausrüstung, Härr! Dieser Soldat da," er zeigte auf den Beschwerdeführer,"glaubt, dass wir in die Wüste unterwegs sind!"
    Vash sah ein wenig verdutzt in die Runde. Er schien sich allen Anschein nach mit Mittagsschlaf beschäftigt zu haben. Zerzaust genug sah er für solch eine Annahme aus.
    Alle starrten ihn an. Er sah kurz zu Gerent, der mit den Schultern zuckte.
    "Nun gut, Männer. Ihr solltet erfahren, dass dies eine Falschinformation ist, und dass wir nicht in den Westen ziehen. Und nein, dafür wird erstmal niemand erschossen. De Facto hat solch eine Information nie existiert. Wie auch immer."


    "Wir ziehen nicht in den Westen. Wir könnten das natürlich tun um die Tau Kampfgruppe, die wir geschlagen haben, komplett zu vernichten, doch Milord Gouverneur hat vor kurzem den Einsatzplan an alle kommandierenden Offiziere losgeschickt. Wir sollen, ohne Umschweife, nach Osten vorrücken....zur Deimos-Halbinsel."


    Niemand diskutierte, niemand sprach.


    "Gouverneur Lukas Alexander hat vor, die unmittelbare Bedrohung des Chaos auf uns, nein, dem ganzen verdammten Planeten, auszumerzen." Sagte Vash mit dumpfer Stimme."Es geht sogar soweit, dass wir den Posten hier verlassen sollen. Im Zuge unseres Vorstoßes durchqueren wir die östlichen Wälder von Aceria, die zwischen uns und Deimos liegen. Die Sentinel-Rudel, die sich uns vor kurzem angeschlossen haben, haben eine Aufklärungsrunde gedreht und sind dabei auf...gewisse Probleme gestoßen. Allen Anschein ist der Wald westlich von Deimos stark kontaminiert mit...allem Möglichen. Deswegen die Gasmasken. Deswegen die Ausrüstung."
    Vash rollte mit den Augen, er schien selber nicht erfreut zu sein. Er hockte sich hin."Seid froh, dass euer Oberbefehlshaber sich die Zeit nimmt, uns überhaupt Ausrüstung hierfür zu schicken. Die meisten anderen hätten uns einfach so durchgeschickt und sich dann keine weiteren Gedanken gemacht." Flüsterte er, außer Hörreichweite von Gerent. Vermutlich die ersten, vollkommen informellen Worte, die er jemals gesprochen hatte.


    Stunden später fuhren Kolonnen von Chimären, Basilisken und Leman-Russ Panzern, aus Atha Ithien. Ewigkeiten schienen zu vergehen, niemand sprach.


    Das Schlimmste, was man einem ordinären Soldaten eigentlich antun konnte, war, ihm dem Chaos auszusetzen. Auf den Schlachtfeldern des 41. Jahrtausends konnte man Millionen von Tyraniden bestaunen, die auf einen einstürmten. Nicht weniger Orks, die mit ratternden Kriegsmaschinen auf einen zusteuerten. Legionen von Necrons, die einen jederzeit vaporisieren oder häuten konnten.
    Doch das Chaos war die Urangst, das große Übel seit dem Bruderkrieg. Das Chaos konnte einen schon durch rohen Einfluss wahnsinnig und paranoid machen, die größten Ängste des Menschen hervorrufen oder Jahrzehnte damit verbringen, ihn langsam aber sicher umzubringen, sei es durch Folter oder durch Opfergabe. Jederzeit konnten Scharen von grauenerregenden Dämonen auf einen strömen, kreischende Maschinen warfen sich auf einen.
    Im besten Falle waren es nur Kultisten, Mutanten und Chaos Space Marines.


    Wenigstens waren die Soldaten mittlerweile mehr eine Einheit denn ein Haufen verschiedenster Bewohner unterschiedlichster Planeten. Kämpfe schweißten zusammen, und mittlerweile lehnte man sich, wenn auch subtil, zusammen gegen Offiziere auf. Das Problem an solchen gemeinsamen Aktionen war, dass das Erschießen von mindestens 10 Leuten während einer ruhigen Pause meist schwer zu erklären war, selbst in der Imperialen Armee, umso schlimmer beim Kronusregiment wo noch immer an allen Ecken und Kanten "gespart" wurde.
    Was man sich auch dann nicht anmaßte, war den Kommissar in Frage zu stellen. Das war ein absolutes Todesurteil. Gerent stand, so unverwundbar wie ein Fels, breitbeinig auf der vordersten Chimäre.


    Sie erreichten eine breite Lichtung, wo sich auch die Sentinel-Rudel versammelt hatten. Die Crewmitglieder saßen um ein Feuer, der eine oder andere rauchte gemütlich. Sie standen auf und nahmen Haltung an, als Vash von seinem Panzer ausstieg, zu ihnen stapfte, und mit ihnen sprach.
    Einer der Fahrer hob die Hand, wies auf den dunklen Wald im Osten und wedelte waagerecht. Seltsamer Dunst stieg von dem Bäumen aus, schien sich aber keinen Hehl daraus zu machen, sich auszubreiten.
    "Der ganze verdammte Wald, Sir! Wir haben die Daten einer Abteilung von Ordo Sepulturum Leuten geschickt, die habens bestätigt. Der Zug sollte da nicht reingehen, solange die nicht alle anständig ausgerüstet sind, ansonsten wird das dass reinste Tollhaus...."
    "Verstehe." Erwiderte Vash. Er drehte sich um."Alles, absteigen! Ausrüstung anlegen!"


    In dieser Hinsicht gab es nicht viel zu erledigen. Schließlich bestand die Uniform eines Soldaten aus einem Overall, welcher Beine und Arme ebenso bedeckte wie den Körper und das ohne irgendwelche offenen Stellen. Das Ganze konnte einfach über die Stiefel gestülpt werden und die Handschuhe konnten ebenfalls mit den Ärmeln des Overalls verbunden werden, wodurch keine Einflüsse von außen eindringen konnten. Die Gasmaske war eine cadianische, eher kompakte Variante. Sie waren also nicht so plumb und sichtberaubend wie die Varianten aus Krieg oder Armageddon, wo ferner ein Schlauch eine Verbindung mit der Maske und einem Behältnis voll frischer Luft herstellte, was ziemlich hinderlich sein konnte, wenn man versuchte, sich umzusehen.
    Das Ding filterte schlichtweg die Luft. Man bekam sicher nicht die sauberste Luft der Welt, doch das war sicher besser, als diesen blassgrünen Nebel einzuatmen. Die Ausrüstung bestand aus zwei Teilen: Der Maske selbst, die alles vom Kinn bis zur Nase verdeckte und einem Visor, welches entfernt an eine Sonnenbrille erinnerte. Arin war recht beeindruckt über die Bedienung. Kleine Schlitze im Helm ermöglichten es einem Soldaten, das Visor einfach "dranzustecken". Die Maske hatte auch Schlitze, wodurch sie an das Visor drangesteckt werden konnte. Die Welt nahm einen leicht gelblichen Ton an, dank der Farbe des Visors und alles wirkte ein wenig farbentsättigt. Mort, der seine Ausrüstung ebenfalls aufgesetzt hatte, checkte, ob bei Arin alles verschlossen und in Ordnung war. Er schlug ihm sachte mit der flachen Hand gegen den Helm und hob den Daumen. Alles i.O.
    Arin machte dasselbe bei ihm.
    Derweil wurde auch dafür gesorgt, dass alle Fahrzeuge luftdicht verschlossen waren.


    Die Infanteriezüge setzten sich auf die Chimären und Panzer, so als wäre nie etwas gewesen. Vashs Kampfgruppe setzte nun Kurs in den Nebel.
    Jähe Kälte erfasste Arin, als das Gespinst sich um die Panzer und Männer schloss.


    "Irgendwelche Zwischenstationen, Sarge?" Drang Morts Stimme aus einer der Gasmasken.
    Erst jetzt fiel Arin auf, dass sich die Scharfschützen nicht großartig von den "normalen" Soldaten unterschieden. Er hatte sie lange nicht mehr mit ihren Binokularen und ihren dreckigen Mänteln gesehen. Er musste sich dann wohl an der Waffenauswahl orientieren, denn die Schrotflinte war nur schwer zu übersehen.
    Varen hingegen glaubte er rechts von sich zu haben und Silas war....
    "Die Stadt Aen Etheln. War früher mal für den "Adel" von Kronus gedacht, der sich häuslich machte. Mal sehen, was aus den Leuten geworden ist. Wir sind nicht damit beauftragt, wieder Eier zu schaukeln, wenn du das meinst."
    ....links. Direkt neben ihm.
    Diesmal schien das aber nicht für allgemein Erleichterung zu sorgen. Das "Eier schaukeln" hätte die Ankunft an der eigentlichen Front verzögert.


    Entgegen aller Erwartungen blühte der neblige Wald nur so vor Leben. Ganze Schwärme von Fliegen, ziemlich großen, grünlichen Wespen und Mücken flogen in der Ferne. Wenn sie dem Zug zu nahe kamen, wurden sie von einem freundlichen Herrn mit Flammenwerfer begrüßt, der sie mit kurzen Feuerstößen grillte und verscheuchte.


    Da war allerdings noch mehr. Fernes Tummeln entpuppte sich als Horden von Ratten. Doch anstatt blindlings in eine Richtung zu rennen, schienen sie der Kampgruppe zu folgen. Als würden sie sie für jemanden beobachten.


    Und das alles, während sich der Nebel immer mehr schloss.

  • Kapitel XIII: Ungesehene Vororte



    "Das Ganze, halt!" Rief Vash.
    Die Kolonne kam zum stehen. Jähe Unruhe erfasste die Soldaten.
    Arin bemerkte, wie Kommissar Gerent von seiner Chimäre sprang und zum Hauptmann ging.
    "Was ist los? Warum stoßen wir nicht weiter vor?!" Rief er durch seine Maske.
    "Aen Etheln liegt direkt vor uns,kaum mehr als 1 Kilometer. Wir haben nichts von dort gehört und die Funksprüche bleiben unbeantwortet." Während er sprach trabten die Sentinel-Rudel heran. Die Kanzeln waren hell erleuchtet und die beiden Frontfenster waren wie zwei Augen, die sich durch den Nebel
    bohrten.
    "Ihr habt die Befehle von Milord Gouverneur klar verstanden, Mann! Führt sie also auch aus."
    "Nicht, bevor wir wissen, was hier los ist. Und ich werde nich riskieren, die gesamte Gruppe durch die Stadt rücken zu lassen, solange nicht klar ist, wie groß die Gefahr ist."
    "Ach? Wirklich? Wir sollten jetzt sofort vorrücken und der Gefahr zeigen, woraus wir gemacht sind! Ich könnte sie für ihr Zögern erschießen lassen."
    Jähe Stille trat ein, nur noch fernes Summen war zu hören.
    "Ja. Könnten sie. Aber der Gouverneur weiß, dass ich der verdammt nochmal beste hohe Offizier hier bin, den er in kürzester Zeit hätte kriegen können. Er baut auf meine Leistungen. Wollen sie ihm vielleicht erklären, warum ich plötzlich ein Loch im Kopf habe, dass ohne seine Zustimmung gemeißelt wurde? Nein? Gut." Arin staunte nicht schlecht, als der maskierte Kommissar wieder zurückstapfte. Vash schien einen wunden Punkt getroffen zu haben.
    "4. und 6. Zug! Antreten, Erkundungsmission! Die Sentinels würden zuviel Aufmerksamkeit erregen!"
    Von besagten Zügen kam ein gewisses Murren.
    Vash winkte zu den Sentineln, 6 teilten sich in zwei Dreiergruppen auf und bewegten sich in die Richtung, in die Vash zeigte, der Rest ging Richtung Norden und Süden...oder war es Osten und Westen? Oder....
    "Der Rest, Stellung aufbauen! Zu allen Seiten sichern!" Die restlichen Infanteristen stiegen ab, schwere Bolter und Maschinenkanonen wurden um die Fahrzeuge in Stellung gebracht.
    Vash stieß einen Leutnant an.
    "Zug 4 und 6 bekommen mehr Spezialwaffen. Und auch mehr Handgranaten. Die sollen ja vorsichtig dort drin sein."
    "Verstanden Sir, wir haben auch noch unsere Scharfschützen hier, Sir!"
    Ach verdammt.
    "Achja. Silas!" Schrie Vash.
    "Ja, Sir?" Fragte Silas und materialisierte sich wie durch Magie hinter ihm.
    "Sie standen doch gerade noch dort drü- ach egal. Sie rühmen sich doch immer damit, dass sie und ihre Jungs kilometerweit durch den Nebel sehen können nicht?"
    "Ansonsten wären wir weder Scharfschützen noch Späher, Sir."
    "Gut. Sie gehen mit Zug 2 und 4." Sagte Hauptmann vash Arin bemerkte, wie Mort seine Hand gegen das Visier schlug. Eine klare Geste dafür, dass sie in der Tinte saßen. Mal wieder. Vash glotzte ihn an."Was sollte das denn?"
    "Eine ziemlich fette Fliege, Sir!" Erwiderte er.
    Wenig später...


    "Nun gut, ihr Derwische, zugehört," begann Leutnant Sualem, ein Tallarner, Führer des 4. Zuges," Aen Etheln ist eine große Stadt ohne Hochhäuser, der Aufbau der Stadt erfolgte in einer Zirkelanordnung, sie vermag wie ein großer Kreis aus dem Himmel gesehen zu sein und dazu kommet ein Vorort. Außer den äußeren Mauern sind keine Befestigungen oder andere Hindernisse zu erwarten, die unseren Pfad blockieren mögen." Der Mann war groß und hager, typisch für die Leute von diesem Planeten. Ein ziemlich großes Krummschwert ruhte in einer altmodischen Scheide. Laut einiger anderer Soldaten hatte Fhalim Sualem seine Tallarn-Uniform nach einigem Zögern durch die cadianische umgetauscht, aber er hätte nur über seine Leiche das Schwert zurückgelassen. Das Gesicht konnte er natürlich nicht erkennen. Er stellte sich den Mann als wettergegerbt und gebräunt vor.
    So sahen die doch alle aus, oder?


    Die Tallarner hatten eine starke Neigung zum Nahkampf. Vermutlich hatte man deswegen den 4. Zug für den Einsatz beordert, schließlich bestand er zu einem großen Teil aus solchen Leuten. Ihre Bajonette waren länger, die Säbel der Sergeants krummer. Sie unterhielten sich leise und der Masken wegen
    dumpf.
    "Was, wir sollen uns auchaufteilen? Warum?" Fragte Mort Sergeant Silas, während Sualem weiter in dieser komischen Art weiterfloskelte.
    "Er hat Recht, Sir. Wir sindScharfschützen, Aufklärer, keine Supersoldaten, die den Tag retten." Unterstrich Varen Morts Worte ruhig.
    "Ja, aber diese Tallarner vom 4. Zug machen so dermaßen viel Heidenlärm und sind so unfassbar unachtsam, dass es mich schon wundern würde, wenn sie 5 Minuten später nicht irgendwo im Sumpf liegend von Ratten aufgefressen werden würden. Ihr beide habt Ahnung davon, was man im Nebel beachten sollte, ihr beide wisst, wie man sich praktisch unsichtbar macht und man so leise wie eine Katze auf Mausjagd ist. Der 6. Zug besteht zum größten aus Elysianern, und denen werden die Knie weich, wenn sie mehrere Kilometer zu Fuß zurücklegen müssen, anstatt von irgendwo abzuspringen. Wie auch immer, Junge, Varen, ihr geht mit dem 4. Zug. Mort und ich mit dem 6."


    "Verstanden Sir." Erwiderte Varen.
    Mort kam auf Arin zu. Er reichte ihm das Schrotgewehr.
    "Hier Mann, wirst du gebrauchen können, wenns hart auf hart kommt." Sagte er.
    "Und was ist mit dir? Was ist wenn du angegriffen wirst?" Mort deutete auf Silas, der ein langes, gezacktes Messer mit prüfendem Blick beäugte, wenig später ein Bajonett herausholte und die Gegenstände in beiden Händen wog, so als müsste er sich mit beiden im Nahkampf verteidigen.Und aus irgendeinem Grund schien Arins Frage beantwortet. Er packte das Gewehr und Mort drückte ihmnoch vier Taschen in die Hand. Plötzlich sah er von links nach, rechts und gab ihm noch etwas.
    Von diesen Patronen ging ein leichtes, orangenes Glühen aus. Ein großes Feuerzeichen prangte auf ihnen.
    "Atem des Imperators. Sei vorsichtig damit. Könnte praktisch sein." Dann machte er sich mit dem Sergeant davon.


    Sie waren nun rund einen Kilometer mitden Tallarnern gegangen, die sich tatsächlich laut verhielten, anders als Varen und er.
    "Corporal Arin?" Fragte Varen in einer betont höflichen, seltsam sachlichen Tonlage.
    "Ja, Corporal Varen?" Erwiderte Arin, genauso formell wie er.
    "Klären sie mich bitte nochmal über unsere besondere Begabung auf, die die der wundervolle Sergeant erwähnte." Varen besah sich des Nebels und stellte fest, dass er entgegen der Überzeugung von Silas nichts in diesem Brei erkennen konnte.
    "Eine sehr interessante Frage, die ich nicht beantworten kann. Allen Anschein nach ist dieser Nebel unnatürlich und dementsprechend nicht auf die erwähnten Fähigkeiten ausgerichtet, die wir an ihm anwenden sollen."
    "Außergewöhnlich und verdächtig, Corporal," er drehte sich um, "Eure Damen sollten sich in wenig leiser bewegen, Lieutenant. Wer weiß, welche Schrecken hier lauern?"
    "Schlimmer als Ratten können sie nicht sein." Flüsterte ein Soldat.
    "Waren ganz schön fette Ratten, nicht?"
    "Wenn man sie gut durchbrät.."
    "Ruhe, ihr Hunde!" Zischte Sualem. Er ging vor zu den beiden."Aber ihr beide scheint auch nicht gerade die Heiligen Finder der Oase in der Wüste zu sein? Direkt vor uns möge eine Stadt liegen, wo ist diese?"
    Varen zögerte kurz. Gerade als der den Mund aufmachen wollte, sagte Arin:"Direkt vor uns."
    Dumpfes, aber aufgeregtes Flüstern machte sich breit. Tatsächlich, im fahlen Schein des Sonnenlichts, dass es wundersame durch die Wipfel der hohen Bäume und den Nebel schaffte, erkannten sie vage Umriss, welche wie eine Mauer aussahen.


    Sualem hob die Hand, ballte sie kurz zur Faust und streckte die Hände von sich. Der Zug ging vom Entenmarsch in eine lockere Kampfformation über, die Nerven waren gespannt, die gestaute Energie in den Lasergewehren surrte.
    "Jetzt ist es wichtig, Augen aufzubehalten. Ich verabscheue dies urbane Gelände. Ihr beide geht vor."


    Varen und Arin sahen sich kurz an. Der jüngere Corporal montierte das Scharfschützenrohr von seinem Lasergewehr ab, es wäre in einem Nahkampf nur hinderlich, er packt den Riemen des Gewehrs und warf es sich hinter den Rücken, stattdessen zückte er das Schrotgewehr und drückte ein paar Patronen rein. Der ältere zückte einen Dolch aus dem Gürtel, prüfte es kurz und steckte es in eine Armscheide.
    "Auf gehts." Sie gingen voran, die Tallarner folgten in einigem Abstand.
    Durch die Mauer zu kommen war kein Problem, sie war zwar massives Stein, mit einer noch massiveren Betonfüllung (scheinbar war dem Adel nur Beton zu unansehnlich gewesen), doch irgendwetwas hatte sich mit einer dermaßen großen Wucht fortbewegt, dass die Mauer nur nachgeben konnte. So leise wie möglich gingen sie durch die Bresche.
    "Wir haben die Stadt erreicht, Wali." Sagte Sualem über Funk.
    "Gute Arbeit. Setzen sie den Weg fort, seien sie vorsichtig."


    Auch der andere Zug meldete sich, keine Vorkomnisse, sie haben einen enormen Bogen geschlagen, weil der Leutnant nicht auf Silas und Mort hören wollte, sich aber sich doch dazu entschloss, die beiden zu Rate zu ziehen, weil er beinahe in einen Pfuhl voller Ratten gelandet wäre.
    "Nun gut, Leutnant. Wir sind drin. Was sollen wir hier machen?"
    "Mögliche Gefahren ersehen..." Sualem sah sich um."Also, abgesehen von den offensichtlichen Gefahren, die uns die Welt bereiten könne. Vielleicht wäre es weise, herauszufinden, was aus den Bürgern geworden ist. Dies sind die Vorbezirke der Stadt." Dafür, das dies die Vorbezirke waren, fand Arin, sahen die Gebäude recht interessant aus. Sie waren ziemlich altmodisch und anders als in Metropolen oder gar Makropolen nicht eng aneinander. Alle hatten hier ein Grundstück. Sie hatten ein abgeschrägtes Dach aus Ziegeln, wenige Fenster und eine große Eingangstür. Zumindest das konnte er gerade so erkennen. Das Ganze schien an eine ferne Zeit erinnert.
    "Sie planen hoffentlich keine Hausdurchsuchungen." "Das eine oder andere Haus zu durchsuchen gehört leider auch mit dazu, ein ganz bestimmtes wurde
    auch dafür ausersucht."
    "Oh großartig..." Sagte Varen kaum hörbar.
    "Jeder Vorbezirk vermag einen Piazza sein eigen zu nennen, eine Art Stadtplatz, wenn auch nur ein kleiner, der eine Verbindung zum Stadtzentrum darstelle. Der nächstgelegene Piazza, der Ceclanos-Piazza, ist das Ziel. Dort steht eine Art Gemeindehaus, ein großes, zweistöckiges Gebäude mit Eckvorbauten, braun gefärbte Ziegel, kaum zu verfehlen. Sobald wir dies erledigt haben, erstatten wir Bericht. Bis dahin vermögen wir auch sicher zu sagen, ob zumindest die Außenbezirke frei seien. Der andere Zug ist ebenfalls in dieser Form tätig."


    Der Nebel lichtete sich erstaunlicherweise ein wenig, so als wäre es geplant gewesen. Anstatt zwei Häuser weiter nach vorne sehen zu können, waren es
    jetzt wenigstens 3. Keine große Verbesserung, aber eine Verbesserung. Sie wagten es trotzdem nicht, direkt auf der Straße die zum Piazza führte zu marschieren, sondern schlugen sich durch die mittlerweile rattenverseuchten Gärten und Hinterhöfe.
    Auf dem Weg dorthin sahen sie niemanden, hörten niemanden oder erahnten auch nur irgendwelche Aktivität. Vielleicht tilgte der Nebel auch alle Geräusche. Reichlich beängstigend, wie die Gebäude aus dem Nebel ragten und sie zu allem Überfluss alle gleich auszusehen schienen. Man könnte meinen, dass der Zug überhaupt nicht vorankam sondern ständig an einer Stelle verankert blieb.
    Arin nahm kurzen Anlauf und schwang sich über einen Zaun, Varen folgte ihm dichtauf. Sie waren etwas weiter als die Tallarner, die sich mit dem urbanem Gelände und all den zu überspringenden Hindernissen kaum anfreunden konnten.
    Allerdings hörten die Reihen voll
    Häuser hier auf und vor Ihnen erstreckte sich nun...gar nichts. Nichts, was irgendwo emporragen dürfte. Sie hatten es wohl geschafft.
    "Endlich. Geben wir nun dem anderen Zug Bescheid." Sagte er. Er hielt seine zwei Finger an die Stelle seines Helms, hinter dem sich das linke Ohr verbarg.
    "Leutnant Abernecky, wirvermochten, den ersten Zielpunkt zu erreichen."
    "Schön! Worauf wartet ihr noch? Sichert das verdammte Ding, damit wir das Okay für das Weiterbewegen der Kolonne geben können."
    "Ich bin immer noch überzeugt,dass wir schnell weiter sollten. Nichts hat sich hier ergeben. Hier ist nichts."
    "Ratten sind hier, verdammt! So groß und lang wie ein Laserge-ja, sauber erwischt Jonnes, so groß wie ein Lasergewehr. Aber die Befehle sind klar, langsames, geplantes Vorrücken, so Hauptmann Vash. Außerdem habe ich keine Lust wenn,Moment, was war das-"
    Lautes Rauschen ließ einige der Soldaten zusammenzucken.
    "Was bedeutet dies, Les?" Der Soldat mit der Funkausrüstung, Verbindungsmann zwischen den Zügen, zog sich das schwere Gepäck vom Rücken und fummelte nervös daran herum.
    "Ich tappe im Dunkeln, Wali. Irgendetwas blockiert die Verbindung."
    "Kameldung! Verbindung zum 6. Zug wiederherstellen! Ihr beide!" Fauchte er die beiden Korporals an."Beseht euch des Piazzahauses! Als Versammlungsort möge dort eine große Tafel stehen, mit Informationen! Sie werden dort immer ausgehangen!"
    Arin entschloss sich, nichts zu sagen und wartete, als frischgebackener Korporal, der sich noch immer wie ein ordinärer Soldat fühlte darauf, dass der Erfahrenere von beiden sprach.
    "Jawohl. Darf ich erwarten, dass ich entsprechend für den Häuserkampf ausgerüstet werde?" Fragte Varen, Arin zuckte zusammen.


    Maske und Maske starrten einander an. Trotz des fehlenden Gesichtsausdruckes konnte man deuten, worüber Sualem gerade nachdachte: Dem frechen Korporal entweder den Kopf abschneiden oder erschießen.
    Dann gab er es schließlich auf. Er wedelte kurz.
    "Les, mögest du dich um die Funkausrüstungkümmern, du wirst den Plasmawerfer nicht brauchen."


    Der Soldat namens Les zögerte, drücke Varen aber schließlich den leise vor sich hin brutzelnden, klobigen Plasmawerfer in die Hand. Varen prüfte die Waffe. Eine typische Waffe in der Armee, genauso effektiv wie auch für den Benutzer gefährlich. Der Werfer war die vielleicht beste Handfeuerwaffe gegen schwer gepanzerte Gegner, sie verschoss Bälle aus ultraheißem Plasma, welche mithilfe eines magnetischen Beschleunigers nach vorne befördert. Der Beschleuniger sorgte ebenfalls dafür, dass die Geschosse auch in der Ballform blieben und das Zeug nicht unkontrolliert Richtung Feind verschossen wurde.
    Soviel zu unkontrolliert, aufgrund der Natur ultraheißem Plasmas war die Waffe berühmt für ihre Fähigkeit, schnell zu überhitzen und sogar zu explodieren. Allein die Überhitzung konnte einem Finger und Arme verbrennen.
    Von der möglichen Explosion einer solchen Waffe ganz zu schweigen.


    Varen nickte und schaltete den Werfer sicherheitshalber aus, hing sich den Riemen um die linke Schulter und nickte Arin zu, die beiden warfen sich über die Mauer und befanden sich nun am Rande des Piazzas. Sie kauerten sich hinter ein ungesund aussehendes Gebüsch.


    "Ok, das Gebäude dürfte direkt vor uns liegen. Wir können nichts sehen und ich hoffe inständig, dass irgendjemand da draußen uns auch nicht sehen kann. Ein schneller Spurt vorwärts, vorbei an der Haupttür. Wir versuchen durch die Fenster zu schauen und uns zu vergewissern, dass nicht doch jemand da ist. Danach werden wir sehen, wie wir reinkommen und wie wir alles durchgehen."
    Er nickte erneut, ohne weitere Worte standen sie auf und hasteten ins Nichts.



  • Kapitel XIV: Notizen voll Unheil


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    Schlitternd und mit röhrendem Atem bahnte sich Arin seinen Weg durch das widerliche Gespinst. Ein Solat, der im Feindesland rannte, kämpfte immer mit dem Gefühl sich auf den Boden zu werfen und Deckung zu suchen. Ein Typ der sich dumm und dämlich rannte war wie eine beleuchtete Zielscheibe. Der Sprint kam ihm unendlich lange lange vor und für einen kurzen Moment erfasste ihn die Ahnung, dass sie gar nicht dort waren, wo sie eigentlich sein sollten. Das beklemmende Gefühl, irgendwo anders zu sein, nicht mehr in der realen Welt, erfasste ihn.
    Varen war auch verschwunden, zumindest im optischen Sinne. Er konnte kontinuierliches Getrappel hören.
    Dann verschwand auch das Getrappel.
    Bisher war er ziemlich gut darin geesen, eine Nervosität zu verbergen, unter Soldaten, die meist lauter als er waren, war das leicht. Doch jetzt war er alein, mit dem Gefühl, Stunden und Kilometer gerannt zu sein. Und genauso schlagartig wie diese Erkenntnis kam, ragte eine gräulich Backsteinmasse empor. Ovale Fenster sollten Licht in das Gebäude bringen und eine breite Treppe führt zu einer schemenhaften Hauptpforte. Zu beiden Seiten erhoben sich runde Ecktürme. Das musste das Haus der Versammlung sein. Und wie durch ein Wunder saß Varen neben zwei giftgrünen Gewächsen. Arin begab sich erleichtert zu ihn.
    "Wo warst du?" Fragte der Sitzende.
    "Wie bitte?"
    "Du warst mehrere Minuten weg. Du hast an Tempo zugenommen und ranntest vor mir, dann warst du verschwunden und dann tauche ich als Erster hier auf....ist alles in Ordnung?" Fragte er in einem Tonfall, der vermuten ließ, dass ihm die Frage schlagartig in den Sinn kam und irgendwie richtig erschien.
    "Äh, ja?" Unterbewusst klopfte er Teile seines Körpers ab und kam sich ziemlich dumm vor.
    Aber was war passiert? Sowas ist doch absolut unmöglich. Oder doch nicht?
    "Vielleicht halluzinieren wir?"
    "Hmmpf, vielleicht. Wie auch immer, ich habe mich umgesehen."
    "Und?"
    "Gespenstisch leer würde ich sagen."
    "Danke, das beruhigt mich sehr." Erwiderte Arin sarkastisch."Also, wir gehen wir vor."
    "Wir erledigen diesen dummen Auftrag so schnell wie möglich. Wir schauen ob wir irgendwas brauchbares herausfinden und hauen ab."
    "Und wenn wir auf jemanden treffen?"
    "Dann schießen wir ihn zu Brei."
    "Einen...Zivilisten?" Fragte Arin und er konnte hören, dass er leicht entgeistert klang.
    "Abwarten. Ich würde da nicht zuviel Hoffnung setzen. Komm mit, wir steigen durch eins der hinteren Fenster."


    Ein breites Fenster an der Nordwestseite wurde mit wenig Diskretion aufgeschlagen. Arin stieg zuerst rein und fand sich in einem ziemlich engen Raum wieder, was in Anbetracht der Maße dieses Hauses ungewöhnlich schien. Vielleicht eine Art Besprechungsraum. Ein t-förmiger Tisch stand vor ihm. Drei Stühle am Kopf, zwei zu beiden Seiten und einer direkt gegenüber von der Kopfseite. Varen stieg ebenfalls ein, sah den Tisch und fasste verdutzt darüber und deutete auf dunkle Flecken auf den Tisch. Arin kamen gewisse Vorstellungen, wer bei einer Bestrafung wo saß. In einem Schrank fanden sich auch die passenden Werkzeuge. Hammer, Sichel, Messer, Zangen. Allesamt noch nicht von ihrem letzten Einsatz gesäubert.
    Der Griff um das Schrotgewehr festigte sich während Varen nun das Plasmagewehr bereithielt und zur einzigen Tür ging. Er betätigte den Türknauf, so leise wie es nur ging und stupste die Tür mit seinem Lauf an um sie immer weiter zu öffnen, Arin trat zu seiner Seite und deckte den Bereich zu Varens Rechten während dieser in den Korridor sah. Auch hier war der Nebel allgegenwärtig, setzte sich aber auf dem Boden ab. Jedes Mal wenn Varen einen Schritt in den Korridor machte, erklang ein widerliches, schmatzendes Geräusch.
    Niemand schien hierzusein, während sie den Korridor Richtung Süden nahmen. Varen wagte es immer noch nicht, den Werfer anzuschalten.


    Der Versammlungsraum war wirklich groß, mehr ein kleiner Saal oder sowas. An der Nordseite war eine leicht erhöhte Holzplattform mit Podest und großer Tafel, wo auch einige Zettel drangeklebt worden waren. Davor aufgereihte Stühle, wie in einer Kirche ohne Kirchbänke. Fahles Licht drang aus den ziemlich schlampig verhangenen Fenstern.
    An sich klang das alles ganz normal, wenn es nicht gewisse Details gab, die schnell ins Auge fielen.
    Zum Beispiel die verrotenden, von Fliegen umnachteten Kadaver, die von der Decke hingen oder kurzerhand an die Wände genagelt worden sind. Oder die Fackeln, die grün leuchteten.


    Die Tafel voller Notizen war nicht besser. Von rechts nach links waren sie wohl nach Datum geordnet.
    Es fing ganz normal an:
    Georgios der Landwirt auf dem Cecla-Platz braucht dringend ein wenig Abhilfe, er würde auch gut zahlen.
    Wir brauchen dringend noch Männer und Frauen, die sich für die Freischar melden. Kürzlichen Sichtungen zufolge sind Krootherden wieder im Begriff, näher an den Wald zu rücken.


    Dann allerdings wurde es interessanter:
    Alle Bewohner, die Verwandte auf den Landgütern auf der Deimos-Halbinsel sind dazu aufgefordert, sich von der Region fernzuhalten. jeglicher Zugang nach Osten ist untersagt, solange die Freischar nicht die Umstände geklärt hat!
    Wegen der neuesten Sichtungen von komischen Gestalten und dem Auftauchen des Nebels sind alle Bürger aufgefordert, weiterhin zu Hause zu bleiben.


    Dann wurde es seltsamer:
    Vor kurzem tauchten kranke Menschen im Osten auf. Jeder Bewohner ist darum gebeten diese, so siechend und hifslos sie auch aussehen mögen, zu meiden, auch wenn ihr sie alle am liebsten umschnetzeln wollt. Wir verstehen die Bedenken.[/font]
    Der gute Fürst Tainos wurde hiermit gehängt, weil seine Zuvorkommenheit dafür sorgte, dass die Siechenden reinkommen. Alle seien der Krankheiten gewahr, die sich verbreitet.


    Doch der Spaß fing erst an:
    Fürchtet euch nicht, Kinderlein. Die Pest ist kein Fluch, sondern ein Segen. Wir empfangen einen neuen Segen der uns vor dem Bösen, den Kroot und den Tau schützen wird!
    Der ehrenwerte Fürst Aleksander wird heute angehört. Bitte bringt alle Scheren oder andere scharfe Gegenstände mit, damit auch jeder ein Stück seiner Gedärme bekommt und niemand leer ausgeht.
    [/i]


    Gedenket, dass das Leben sprießet, auch wenn es Ratten und Fliegen sind! jeder Schädlingsbekämpfer kann mit Wohlwollen gefangengenommen, zu den Ratshäusern gebracht und dort dann geopfert werden. Es ist eine gute Tat.
    Unsere neue Kirche erfreuet sich großer Beliebtheit. Zeigt eure Zuneigung, indem ihr eure Eingeweide offenbart.


    Und schließlich eine wundervolle, große Notiz:
    Der Verpester komme, der Wille geschehe. Unsere treue Gemeinde ist gesegnet und jeder wird die schreckliche Freude des Lebens auf diesem Planeten fühlen können. Verschließt euch nicht vor den herrlichen Legionen des Chaos und den Kreaturen die wandeln, denn wir sind eins.


    Die beiden Korporals nahmen die Notizzettel ab. Die Frage, was hier wohl los sei, wäre damit wohl geklärt.
    "Der Imperator segne Gouverneur Alexander, dass er uns die Gasmasken geschickt hat. Wer weiß, was uns passiert wäre, wenn wir ohne die reingegangen wären."
    "Sprechen die von einem Chaosgott?" Fragte Arin erstaunt. Für ihn war das komplett neues Territorium. Natürlich war er bei seinem ersten Einsatz dem Chaos begegnet, den Chaos Space Marines, den Kultisten und auch dem einen oder anderen Dämon vielleicht, aber jetzt merkte er erst wie wenig er wusste.
    "Aye. Nurgle. Der Gott der Seuchen und des Lebens...in gewisser Hinsicht. Er erfreut sich am Leben in allen Aspekten und das gilt auch für Krankheiten verbreitende Mistviecher. Das erklärt die riesigen Ratten die wir gesehen haben und die Fliegen. Es heißt, sie seien seine Spione."
    "Dann kann man wohl kaum davon sprechen, dass wir unangekündigt kommen."
    "Nein, wohl kau-"


    Weiter kam er nicht, denn plötzlich ertönte ein lautes Pochen.
    "Was?"
    "Pscht, hörst du nicht?"


    Die beiden duckten sich. Varen hielt einen Zeigefinger an den Gasfilter.
    Ferne Stimmen waren zu hören. Sie klangen wie eine Mischung aus lauter Predigt und Wehklagen. Und dann noch mehr Pochen, diesmal kam es von den Treppen. Zu beiden Seiten der Plattform führten Treppen scheinbar zu einem weiteren Saal, gemessen daran, wieviel Nebel da herausquellte.
    Doch jetzt entstieg etwas oder jemand dem Nebel.
    Und aus einem wurden drei. Dann sechs, dann 12 und immer mehr.
    Sie sahen nicht gerade gesund aus. Sie waren wie Bauern, Adlige und Stadtbewohner gekleidet, doch die Kleidung war heruntergekommen, die Haut wirkte bleich und pergamentartig und bei einigen hing das Fleisch in Fetzen ab. Dem Vordersten fehlte der größte Teil des Kopfes, so als hätte man ihm diesen abgebissen.
    Sie standen zwar aufrecht, aber sie wankten und schlurften.
    Und sie kamen die Treppe hinunter. Die beiden Imperialen wichen zurück.
    "Oh Mist. Zombieseuche!"
    "Bitte?" Fragte Arin verwirrt.
    "Es gibt eine Krankheit, die man Seuche des Unglaubens nennt...wenn man davon infiziert wird, wird man zu einem hirnlosen Monster. Einen Zombie. Kennst du nicht all diese uralten Erdenfilme?"
    "Nein!"


    Die Zombies bahnten sich mit langsamer Geschwindigkeit den Weg nach unten. Es sah wie eine Art Schlurfsprint aus. Varen und Arin wichen zur Tür zurück. Die war verschlossen.
    "Mal wieder typisch!" Rief Varen.
    Arin biss die Zähne zusammen, als ein besonders aufdringlicher Bewohner näher kam, der setzte plötzlich zu einem richtigen Sprint an.
    Er riss das Gewehr hoch und zog den Abzug durch. Ein lauter Knall ertönte und der Lichtblitz blendete Arin.
    Die Ladung Schrot traf fast den gesamten Oberkörper, der Zombie wurde zurückgeschleudert, während die Wut der Ladung den Körper zerriss. Eitriges Blut prasselte auf seine Uniform. Er rammte den Nachlademechanismus nach hinten, wodurch die ausgeschossene Patrone rausflog.
    Wahnsinn, daran konnte er sich gewöhnen. Er fackelte nicht lange, und schoss weitere Ladungen ab. Er konzentrierte sich darauf, den Schaden schön zu verteilen, den die Zombies tanzten jedes mal zurück, wenn sie getroffen worden waren. Aus irgendeinem Grund könnte er das den ganzen Tag machen. Doch der Ernst holte ihn schnell zurück. Varen fummelte immer noch an dem Schloss herum.
    "Sag mal...hast du da eigentlich einen Leuchtstab oder einen Plasmawerfer in der Hand?!" Rief er schließlich als ein weiterer Zombie seines Kopfes beraubt wurde.
    "Hä was, oh ja stimmt." Varen hob den Plasmawerfer und schaltete ihn an. Ein lautes Summen erklang und blaues Glühen erfüllte den Bereich vor der Tür.
    Varen schoss kurzerhand auf das Schloss. Die Energiekugel schoss ein Loch rein, massives Holz wurde wirklich überbewertet. Mit der linken Schulter drückte er sich gegen die Pforte und sie ging endlich auf.
    "Raus hier, schnell!" Varen zückte eine Granate, zog den Stift raus und warf das Ding direkt vor die langsam näherkommende Menge.
    Verfolgt von einem Feuerball setzen die beiden Soldaten zum taktischen Rückzug an.

  • Mondschatten

    Hat den Titel des Themas von „[40K] Der Feuersturm über Kronus“ zu „Der Feuersturm über Kronus [Astra Militarum, Roman, unvollendet?]“ geändert.
  • Mondschatten

    Hat das Label [Astra Militarum] hinzugefügt