Beiträge von Mondschatten

    Der Thread ist, wie der Titel schon sagt, dafür da, kurze Flufffragen zu stellen, die sich um kleinere Details drehen und nicht so sehr in die Tiefe gehen und für die sich ein eigener Thread nicht unbedingt lohnt.


    Außerdem dient er als Inhaltsverzeichnis für Fluffragen, über die es schon eigene Threads gibt.










    Thema Space Marines

    Nehmen wir an, ein einzelner Bruder geht durch irgendwelche Umstände verloren bzw. findet sich allein auf einem Planeten wieder:


    1. Haben Space Marines sowas wie einen Notfallpeilsender, mit denen sie ihre Ordensbrüder kontaktieren können und


    2. wenn ja, wenn die ihn abholen kommen würden, mit wie viel Mannstärke würden die das wohl tun?

    Kapitel 3

    Ànathuriel


    Das Amphitheater des Hauses DorchaKerun war klein, vor allem im Vergleich zu den gewaltigen Arenen der namenhaften Hekatari-Kulte. Klein, selbst im Vergleich zum Theater des Kultes des Schwarzen Mutter, aber sehr exklusiv. Eine eigene Arena zu unterhalten, war für eine Kabale ohnehin unüblich. Aber DorchaKerun war ein altes Adelshaus und wenn das im heutigen Commorragh auch nicht mehr viel Bedeutung hatte, so legte der Hohe Archon Sanshérashk doch großen Wert auf standesgemäße Unterhaltung. Seine Gäste sollten sich nicht mit dem einfachen Pöbel in den großen Vergnügungstempeln gemein machen.


    Komfortable Logen waren in die Fassade eines Nebenturms des Palastes eingearbeitet. Sie blickten hinunter auf den halbmondförmigen Kampfplatz, eingestreut mit feinstem, weißen Kristallsand. Die Kulisse bildeten die terrassiert ansteigenden Anlagen des fürstlichen Gartens, eine jede Ebene überquellend vor exotischen Pflanzen, die den Zuschauern die Szene eines wilden, wuchernden Dschungels boten. Alle dies überwölbte eine transparenten Energiekuppel, die das trübe Zwielicht Commorraghs in eine anhaltende, blaue Abenddämmerung verwandelte – die passende Szenerie für eine Jagd.


    Nur eine Handvoll der Logen war besetzt. Quisar hatte eine Auswahl seiner Günstlinge und Verbündeten eingeladen, zumeist Individuen, deren Anwesenheit sein Vater wenig schätzte: Anführer von Hellionbanden und Raubjägergangs, fremdartige Söldner, die Solarite eines Harpyienschwarms. Es war Kalkül. Sein Vater sollte sehen, dass er keine Skrupel hatte, Standesgrenzen zu überspringen, wenn es um Machtgewinn ging. Oder zumindest sollte es so aussehen. Doch ob nun ersthafte Alliierte oder Mittel zum Zweck: der Pöbel wollten bei Laune gehalten werden.


    Unvermittelt wurde der Kampfplatz in ein grünliches Licht getaucht, das Licht des Jägermondes, des Wappens des Hauses DorchaKerun. Alle Gespräche, die unter den Gästen bis eben noch geführt worden waren, verstummten und wichen neugieriger Erwartung.


    Eine runde Öffnung im Boden zog sich auseinander und eine Hebebühne beförderte eine massive Gestalt nach oben. Erst als sie völlig im grünen Licht stand, war sie zu erkennen: ein Chem-Pan-Sey[1] von gewaltiger Größe und Statur. Runde, metallische Implantate glänzten regelmäßig über den nackten, muskulösen Körper verteilt. Die helle Haut war mit Schmutz und getrocknetem Blut verdreckt, schwarz im grünen Licht. Die langen, gelblichen Haare hingen in verfilzten Strähnen über das grobe, kantige Gesicht. Zischen den rissigen, halb geöffneten Lippen blitzten kurze Reißzähne hervor. Ein schimmerndes Stasisfeld hielt die Kreatur fest.


    Ausrufe des Entzückens waren aus den Logen zu hören. Losseainn[2] waren die mächtigsten Krieger, die dieses primitive Volk aufzubieten hatte. Auch wenn dieser hier nicht in höchster Verfassung zu sein schien, konnten die Gäste sich auf einen brutalen Kampf freuen. Zufrieden lehnte Quisar sich in seinem Sessel in der Fürstenloge zurück.


    Das Stasisfeld wurde deaktiviert. Der Krieger schlug die Augen auf, die Iris stechend gelb wie die eines Raubtieres, und sah sich kurz um. Er gab ein dunkles Knurren von sich, dann drehte er sich um und rannte auf die zum Garten offene Rückseite des Kampfplatzes zu, als wollte er in den wuchernden Pflanzen Schutz suchen.


    In Sekundenschnelle wuchs eine verschlungene Dornenhecke aus schwarzem Metall dutzende Meter empor und verwandelte das Halbrund der Arena in einen Käfig. Der Krieger bremste ab, kam aber nicht mehr rechtzeitig zum Stehen und prallte mit der Seite in die Barriere, die Arme schützend vor das Gesicht gehoben. Die metallenen Ranken knirschten und ächzten unter seinem Gewicht, hielten jedoch mühelos dem Aufprall stand. Die fingerlangen, gekrümmten Dornen bohrten sich in das Fleisch des Chem-Pan-Sey. Es breitete ihm einige Mühe, sich wieder loszumachen, nicht ohne Stücke seiner Haut in der Hecke zu lassen.


    Er trat zurück, sah die metallene Barriere hinauf und brüllte lauthals. Blutfäden rannen aus den Einstichen an seinem Rücken und seiner Flanke. Dann drehte er sich zu den Logen um. Seine Mine glich der eines wütenden Raubtieres. Mit hasserfülltem Grollen entblößte er seine Reißzähne.


    „Du siehst, hier gibt es keinen Ausweg“, hallte Quisars Stimme süffisant über den Platz. „Wir würden eine offene Szene bevorzugen, also sei so gütig, und versuche das nicht noch einmal.“


    Das Publikum belohnte seine Rede mit höhnischem Gelächter, wohl wissend, dass die geistlose Kreatur kein Wort verstanden haben konnte.


    Der Krieger stand unschlüssig da. Hinter ihm zog die Dornenhecke sich in den Boden zurück und gab wieder den Blick frei auf die wogende Vegetation der Terrassen. Dann öffnete sich in der Fassade unterhalb der Logen ein Tor. Ein rötlicher Lichtschein fiel auf den Platz.


    Ein Schatten zeichnete sich darin ab, dann zwei, dann weitere. Als sie in die Arena getreten waren, konnte auch die Zuschauer sie erkennen: Eine schlanke, muskulöse Frau in einem blauvioletten, enganliegenden Anzug, der viel Blick auf ihre elfenbeinfarbene Haut zuließ, nur der linke Busen, die Schulter, Unterarm und das linke Beim mit leichten, schwarzglänzenden Panzerplatten bedeckt, an deren Kanten sich das Licht in Grün und Orange brach. Ein Cape aus blauen, schuppenförmigen Federn lag über ihren Schultern. Eine kunstvoll gearbeitete, vogelähnliche Bronzemaske verbarg das Gesicht. Die hüftlangen Haare waren in einer komplexen Frisur verflochten, in die lange, blaue Federn eingearbeitet waren. In der rechten Hand hielt sie einen Speer mit langer, geschwungener Spitze.


    Sie wurde begleitet von sechs vierbeinigen Tieren mit Köpfen wie Raubvögel, schuppengefiederten Hälsen, jedes in einer anderen Farbe, und unterschiedlichen Fellmustern. Ein Raunen ging durch die Zuschauer. Ein weiblicher Bestienmeister war ein unerwarteter Anblick, noch unerwarteter als der Gegner, der ihr bei diesem Schauspiel gegenüberstand.


    Die nomadischen, halbzivilisierten Clans der Ödlande akzeptierten für gewöhnlich keine Frauen in ihren Reihen, geschweige denn, dass eine Frau erfolgreich das brutale Training, die entbehrungsreiche Lebensweise und die geheimen Initiationsriten der Bestienmeister durchlief. Noch außergewöhnlicher war allerdings, dass sie hier in den Farben der Kabale auftrat, anstatt in denen eines Hekatari-Kultes, mit denen die Clans für gewöhnlich alliiert waren.


    Die Frau blieb stehen, die Tiere mit ihr. Das Licht wechselte. Grüne und weiße Lichtflecken begannen über den Kampfplatz zu tanzen, als bräche Sonnenlicht sich seinen Weg durch ein dichtes, windbewegte Blätterdach. Wann immer die weißen Flecken sie streiften, waren die Farben der Tiere zu erkenne. Rot und Gelb, Blau, Grün, Orange und Purpur waren ihre Halsfedern, die Felle in allen Schattierungen von Cremeweiß bis blauschwarz, gefleckt, gestreift oder einfarbig. Die Haare ihrer Herrin leuchteten purpurrot.


    Die Bestienmeisterin aktivierte ihren Energiespeer und richtete die von weißblauen Blitzen umhüllte Spitze auf den Chem-Pan-Sey. Die Tiere folgten ihrem Befehl und griffen an. Der Hüne stemmte die Füße in den Boden und hob die Armee zur Abwehr. Ohne Rüstung und Waffen, die seinesgleichen im Kampf zu tragen pflegte, hatte er den anstürmenden Jagdfalken nur seine Muskelkraft entgegenzusetzen.


    Die allerdings war beträchtlich. Den ersten Ansturm schlug er mit Leichtigkeit zurück. Der ersten beiden Falken sprangen ihn an. Mit ausladenden Schwüngen seiner Pranken schlug er sie noch im Sprung zurück, als würde er lästige Insekten vertreiben. Die Tiere landeten fauchend im Sand, rappelten sich aber sofort wieder auf und begannen knurrend ihre Beute zu umkreisen. Der Chem-Pan-Sey antwortete in der gleichen Sprache und ließ seine Gegner nicht aus den Augen, bewegte sich mit ihnen.


    Die Bestienmeisterin hielt sich im Hintergrund und beobachtete das Geschehen genau. Die ersten Angriffe waren ein Test gewesen. Die Falken prüften die Wehrhaftigkeit ihrer Beute. Doch die gab ihre volle Stärke noch nicht preis.


    »Er wartet ab, er geht kein unnötiges Risiko ein.«


    Sie konzentrierte sich auf seine Bewegungen, auf seinen Gesichtsausdruck, wartete auf ein Anzeichen, wartet, dass ihre Intuition den richtgien Moment…


    „Arithav[3], Toneshav[4], amA‘ann aDarhathin[5]“, rief sie laut.


    Die beiden größten Tiere, das eine mit blauem Hals und schwarzem Fell, dass andere sandfarben mit roten Federn, lösten sich aus dem Rudel, sprangen zwischen die Beine des Kämpfers. Er hatte vorstürmen wollen, doch die Bestienmeisterin hatte seine Absicht erkannt, noch ehe er den ersten Muskel angespannt hatte. Der tumbe Chem-Pan-Sey war ein offenes Buch für ihre scharfe Wahrnehmungsfähigkeit.


    Die beiden Jagdfalken hieben ihre spitzen, gebogenen Schnäbel in die Fersen ihres Gegners, zerrten einen Moment an den Sehnen und sprangen sogleich wieder außer Reichweite. Noch in der begonnenen Bewegung versuchte er, die Richtung zu ändern und die beiden zu fassen zu bekommen, verlor dabei jedoch das Gleichgewicht und musste sich auf einem Knie abfangen.


    Die vier anderen Falkenhunde ergriffen die Gelegenheit, sprangen dem Riesen in den Rücken und schlugen ihre Schnäbel und Klauen in sein Fleisch. Brüllend bäumte er sich auf und griff hinter sich. Er bekam zwei der Tiere zu fassen, riss sie los und schleuderte sie von sich – ungeachtet der tiefen Wunden, die ihre Fänge in seine Haut rissen. Der Rote und der Blaue indes nutzten den Moment und warfen sich gegen die entblößte Brust des Gegners. Ihre Klauen zogen blutige Furchen


    Ein wohl choreografierter Reigen begann. Immer zwei der Jagfalken griffen an und zwangen ihren Gegner, bei der Abwehr eine andere Stelle seines Körpers den Schnäbeln und Klauen ihrer Artgenossen Preis zu geben. Mit der Zeit hing seine Haut an Beinen und Armen, Brust und Rücken mehr und mehr in blutigen Fetzen. Darunter kam ein schwarzes, offenbar künstliches Gewebe zum Vorschein. Längst war der weiße Kristallsand an etlichen Stellen tiefrot durchtränk. Doch der Krieger hielt immer noch stand.


    Die Bestienmeisterin schritt um den Kampf herum und behielt Tiere und Beute im Auge. In ihrem Rücken, hoch oben in den Logen, johlten die Zuschauer vor Begeisterung bei jedem Stück Fleisch, das die Falkenhunde dem Riesen vom Leib rissen.


    Doch der Beifall drang nur am Rande zu ihr durch. Ihre Aufmerksamkeit war bei den Tieren. So sehr war ihr Bewusstsein auf sie gerichtet, dass sie ihre Sinneseindrücke und Erregung bei der Jagd förmlich spüren konnte. Durch ihre Augen und Ohren nahm sie die subtilsten Reaktionen der Beute wahr, konnte ihre Bewegungen fast vorausahnen und leitete die Tiere zielgenau an die Schwachstellen des Kriegers.


    Gerade eben schickte er sich an, sein Gewicht auf das linke Bein zu verlagern, während am rechten bereits Fasern des Wadenmuskels herabhingen. Ein Gedanke genügte und im nächsten Moment schossen der grüne und der gelbe Falke heran und prallten mit voller Wucht gegen das linke Bein. Der Chem-Pan-Sey versuchte, sich mit dem rechten abzufangen, scheiterte aber und landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Rücken.


    Die Bestienmeisterin lächelte zufrieden unter ihre Maske. Die Tiere hatten sich bewährt, nun sollten sie ihre Belohnung haben. Sie gab ihnen das Zeichen, das Spiel zu beenden. In Sekundenschnelle hatte das Rudel sich gesammelt und fiel kreischend über seine Beute her.


    Doch dem Krieger war nicht entgangen, was vorging. Und er war noch lange nicht am Ende seiner Kräfte. Mit Händen und Füße wehrte er die Raubtiere ab, wälzte sich herum und war wieder auf den Beinen. Ohne sich weiter um die Tiere zu kümmern, stürzte er brüllend und mit gefletschten Zähnen auf die Drukhari-Frau zu, bereit, sie in Stücke zu reißen.




    Oben in der Fürstenloge betrachtete Quisar die Szene mit leichter Irritation. Er winkte den Zeremonienmeister des Theaters heran.


    „Gehört das zum Programm?“ fragte er.


    „Nein Herr, nicht dass ich wüsste.“


    „Gut.“ In gespannter Erwartung lehnte der Prinz sich in seinem Sessel zurück.




    Überrascht sah die Bestienmeisterin die gewaltige Kreatur auf sich zu stürmen. Der Riese überragte sie um mehr als die Hälfte ihrer eigenen Körpergröße. Eine direkte Konfrontation würde sie nicht überleben, die schiere Masse seines Leibes würde sie unter sich zermalmen. Gerade als der Chem-Pan-Sey sie erreicht hatte und sich auf sie werfen wollte, sprang elegant zur Seite und schwang ihre Speer nach vorne.


    Doch der Krieger war trotz seiner Verletzungen beweglicher als seine massige Gestalt es vermuten ließ. Seine Reaktionsfähigkeit kam der einer Aeldari beinahe gleich. Er fing sich ab und trat einen Schritt zurück, so dass der Stoß ins Leere ging. Ein tiefes Grollen verließ seine Kehle, als er einen erneuten Satz nach vorne auf die Drukhari zu machten.


    Die Bestienmeisterin wich weiter zurück und sah sich nach den Falkenhunden um. Durch den unerwarteten Gegenangriff hatte die sie den Kontakt zu den Tieren verloren. Sie waren immer noch im Jagdrausch, ohne ihre Führung aber nicht koordiniert genug, um die Beute wieder und unter Kontrolle zu bringen und in Schach zu halten. So konnte sie ihr keine Hilfe sein. Sie wusste sich nicht anders zu helfen, als weiter auszuweichen und zu versuchen, den Chem-Pan-Sey mit Speerstoßen auf Abstand zu halten. Das Gefühl der Sicherheit, das ihre natürliche Überlegenheit gegenüber minderen Spezies ihr für gewöhnlich verlieh, schwand zusehends.


    Der Hüne trieb die Drukhari-Frau weiter vor sich her, wich ihren Gegenangriffen aus und versuchte, sie zu fassen zu bekommen. Mit jedem Schritt schien sein Selbstbewusstsein zu wachsen. Er war die Kriegerelite seines Volkes. Er war wie ein wildes, unbezähmbares Raubtier. Und er war sich dessen vollkommen bewusst.


    Ohne es zu merken, näherten die beiden Kontrahenten sich immer weiter dem Rande des Kampfplatzes. Im letzten Moment blieb die Bestienmeisterin stehen, ehe die hervorschnellenden Dornenranken sie aufgespießt hätten. Laute der Verzückung hallten aus den Logen herab.


    Sie saß in der Falle. Die Falkenhunde jagten auf ihren Angreifer zu, würden ihn aber nicht mehr rechtzeitig erreichen, um ihn von ihr abzubringen. Seine gewaltige Pranke legte sich mit stahlhartem Griff um ihren Hals und hob sie an, um sie in die Dornen zu drücken. Ihre Kehle wurde zusammengepresst, sie bekam keine Luft mehr, spürte, wie sich das Blut in den Halsschlagadern staute, wie ihr zunehmend schwarz vor Augen wurde. Der Speer entglitt ihren Händen.


    Eine verzweifelte Eingebung kam in ihren Sinn. Es funktionierte bei den Jagdfalken. Es funktionierte bei anderen, größeren und wilderen Tieren. Dann muss es auch bei dieser Bestie funktionieren. Unter größter Anstrengung packte sie sein Handgelenk, so dick, dass sie es mit beiden Händen kaum umfassen konnte, und konzentrierte sich mit allem, was ihr schwindendes Bewusstsein noch zuließ, auf die Muskeln und Sehnen, die sie unter der Haut spürte.


    Ihre Hände wurden steif und kalt. Die Kälte begann ihre Arme hochzukriechen, aber sie ließ nicht ab. Sie spürte den eisernen Griff des Chem-Pan-Sey sich lockern, es gelang ihr, ein wenig mehr Luft in ihre Lungen zu bekommen.


    Gleichzeitig jedoch begann in ihrer Brust sich etwas zu verkrampfen, als wehrte es sich dagegen, aus ihr herausgerissen werden. Ein Schmerz fuhr in ihren Kopf, als hätte jemand glühende Messer in ihre Schläfen gerammt und wollte damit jede Nervenfaser ihres Gesichts einzeln herausreißen. Dann gab die Faust sie frei.


    Sie fiel zu Boden und Rang nach Luft. Der Riese taumelte zurück und sah sie fassungslos aus seinen gelben Augen an.


    „Xenos-Hexe“, fauchte er und stürzte sich erneut auf sie.


    Geistesgegenwärtig ergriff die Bestienmeisterin ihren Speer, der in Armlänge neben ihr lag, und schwang ihn nach oben. Knirschend drang die Spitze in den knöchernen Brustkorb des Kriegers ein. Seine muskulösen Glieder zuckten und krampften unter den Energiestößen der Klinge. Er stieß ein schrilles, schmerzerfülltes Brüllen aus, einem verwundeten Tier gleich.


    Sein gewaltiges Gewicht und unkontrollierten Bewegungen zerrten an der Waffe. Die Knochen in ihren Armen schienen unter der Last brechen zu wollen, doch sie ließ nicht nach. Würde der Speer ihr aus den Händen gerissen, würde der Hüne unweigerlich auf sie niedergefallen und unter sich zerquetschen.


    Mit einem lauten Schrei stieß sie noch einmal nach. Mit letzter Kraft gelang es ihr, den Speer zur Seite zu drehen. Der mächtige Körper des Chem-Pan-Sey erschlaffte, sackte zusammen und blieb als ein regloser Berg aus Muskeln neben ihr liegen. Beifall grenzenloser Begeisterung überflutete den Kampfplatz.


    Die Bestienmeisterin setzte sich mühsam auf ihre Knie und atmete tief ein und aus. Die Schmerzen in Kopf und Brust ließen langsam nach, die Wärme kehrte in ihre Arme und Hände zurück.


    Mühevoll zwang sie sich aufzustehen, ein Fuß, dann der andere, wobei sie den Speer aus der Brust des gefallenen Riesen zog. Auch als Siegerin durfte sie keine Schwäche zeigen. Sie verharrten einen Moment, nachdem es ihr gelungen war, aufrecht zu stehen. Dann drehte sie sich zu dem gefallenen Krieger um.


    Einen Moment lang betrachtete sie den Chem-Pan-Sey. Sie konnte nicht leugnen, dass er beachtlichen Widerstand geleistet hatte. Aber letzten Endes war er doch nichts als ein weiteres, wilde Tier. Die Bestienmeisterin stieß die Spitze ihres Speeres in einem übriggebliebenen Hautfleck auf seiner Schulter. Das hervorquellende Blut verkochte augenblicklich, als es mit dem Energiefeld der Klinge in Berührung kam.


    Den widerlichen Gestank hinnehmend, schnitt sie das Zeichen des Verdunkelten Mondes, Symbol des Hauses DorchaKerun, tief in das Fleisch. Währenddessen versammelten sich die Falkenhunde um ihre Herrin. Diszipliniert ignorierten sie die geschlagene Beute. Ohne Kommando würde sie sie nicht anrühren. Schließlich hob die Bestienmeisterin ihre Waffe zum Gruß in Richtung der Fürstenloge.


    Jetzt erst nahm sie den Applaus wahr, der ihr entgegenbrandete. Doch sie war zu erschöpft, um darüber irgendeine Freude zu empfinden. Sie verneigte sich noch einmal kurz und schritt dann, umringt von dem Rudel, zurück zum Ausgang.




    Im rötlich beleuchteten Vorbereitungssaal im Untergeschoss des Theaters ließ sie sich auf eine marmorne Bank fallen und nahm ihre Maske ab. Die tiefpurpurroten Haare hingen ihr wirr und schweißnass in die Stirn. Sie schlug die Hände vors Gesicht und holte tief Luft.


    Was war da eben passiert?


    Zu einfachen Tieren konnte sie schon immer eine Verbindung herstellen. Sie war stolz auf dieses Talent, auch wenn sie sich nicht erklären konnte, woher es kam und wie es funktionierte. Die meisten Bestienmeister hielten ihre Zöglinge mit Gewalt und Pheromonen unter Kontrolle. Sie hatte das nicht nötig, sie war besser. Aber nie hätte sie gedacht, dass dies auch bei halbintelligenten Kreaturen wie einem Chem-Pan-Sey möglich war.


    Sie hatte die Kontrolle über seine Hand übernommen. Gegen seinen eigenen Willen. Sie hatte seinen Widerstand gespürt. In ihrem Kopf, als hätte sie seinen Willen wahrgenommen, wie sie ein Geräusch wahrnahm. Sie hatte den Muskeln befohlen, sich zu lösen, sie loszulassen.


    Es war beängstigend. Die Schmerzen, das, was sie verursacht hatte, was auch immer es war, hätte sie töten können – das hatte sie mit jeder Faser ihres Körpers und ihres Geistes gespürt. Und auch jetzt, nachdem sie abgeklungen waren, hinterließen sie eine Art Echo, eine unerklärliche, tiefsitzende Furcht.


    „Ànathuriel, ich will dich beglückwünschen. Die Vorstellung war herausragend mitreißend. Meine Gäste waren begeistert.“


    Sie schaute auf. Quisar stand vor ihr, in seiner schwarzglänzenden Prunkrüstung, den blauviolett schimmernden Mantel mit dem silbergrauen Pelzbesatz über den Schultern. Sein ebenmäßiges, elfenbeinernes Gesicht zeigte Zufriedenheit und Wohlwollen. Und der Prinz von DorchaKerun war selten mit jemand anderem als sich selbst zufrieden.


    „Ich danke Euch für das Lob, mein Prinz“, entgegnete sie matt.


    „Warum so förmlich?“ Er trat näher und streckte seine Hand aus. Ànathuriel zögerte einen Moment, bevor sie sie annahm, und sich von der Bank erhob. Quisar strich ihr die wirren Haare aus dem Gesicht. Die überraschend vertrauliche Geste ließ sie kurz nach Luft schnappen.


    „Du bist wahrlich eine Bestienmeisterin, wenn du sogar die Losseainn der Chem-Pan-Sey deinem Willen unterwerfen kannst. Ein jeder fragt sich, woher diese Begabung kommen mag. Niemand anderem hätte ich meine Felchu besser anvertrauen können. Du hast sie perfekt ausgebildet.“


    Ànathuriel zog es vor, die Frage zu überhören und entgegnete: „Es sind hervorragende Tiere, Herr. Sie werden Euch gute Dienste leisten.“


    „Davon bin ich überzeugt. Deine Vorstellung heute hat mich auf eine gute Idee gebracht. Eine Arena ist eine kurzweilige Unterhaltung, eine Große Jagd ein einmaliges Erlebnis. Dieser Chem-Pan-Sey hat sich als robuster herausgestellt, als wir angenommen hatten. Ich will sehen, wie er sich in einem der fürstlichen Jagdgründe schlägt. Du wirst die Meute dafür trainierst. Einmal haben sie nun Blut gekostet, sie sollen es wieder bekommen.“


    „Es wird mir eine Freude sein, mein Prinz“, antwortete sie.


    „Das wird es. Ich vertraue darauf, dass du dafür sorgst“, stimmte Quisar zu. Seine tiefvioletten Augen bohrten sich regelrecht in ihre, ein Blick, der eine eindeutige Botschaft trug: Versagen werde ich nicht dulden. Dann wandte er sich um und ging.


    Am Treppenaufgang wartete Sirqa auf ihn. Reglos stand sie auf der untersten Stufe, kaum ihre Abscheu davor verhehlend, den letzten Schritt zu tun und sich auf denselben Boden zu begeben, wie die Bestienmeisterin. Quisar trat neben sie.


    „Sie ist unter deiner Würde“, bemerkte sie trocken, während sie gemeinsam wieder zu den Logen hinaufstiegen.


    „Jede ist das, liebste Schwester“, entgegnete er. Er hielt inne, nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie. „Jede, außer dir.“




    Ànathuriel war schon wieder in Gedanken versunken. Sie hatte den Chem-Pan-Sey also nicht getötet. Zumindest nicht so weit, als dass die Haemonculi ihn nicht wiederherstellen konnten. Es schien, als hatte der Primitive eine Vorstellung davon gehabt, was sie mit ihm getan hatte. Wie hatte er sie genannt?


    „Xenos-Hexe.“


    Was mochte das bedeuten?



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    [1] Mensch (abwertend)

    [2] Space Marine, wörtl. Eisenkrieger

    [3] Arith: rot; av: männlich = der Rote

    [4] Tonesh: blau = der Blaue

    [5] Am-: Befehlsform; A’ann: angreifen; a-: zu, nach; darhathin: das Bein = Greift die Beine an!

    Da wäre jetzt die erste Hälfte von Kapitel II. Das Forum hat die Formatierung aus der Worddatei eins zu eins übernommen, einschließlichd er Schriftart. Wenn die zu unangenehm zu lesen ist, bitte bescheud sagen, dann ändere ich das. Schreiben tu ich am liebsten in Courier New, gute alte Schreibmaschine.^^


    Kapitel V ist jetzt auch fertig, und da hab ich richtig dran laboriert, aber mit viel Spaß. Viele, fließende Perspektivwechsel, waren garnicht so einfach. Kapitel IV wird jetzt mehr gesprächslastig, ich hoffe, ich hab dafür das richtige Fingerspitzengefühl.


    Mir ist jetzt selbst erst aufgefallen, dass bisher alle Kapitel erstmal mit einer Beschreibung des Ortes anfangen. Das macht das Reinkommen beim Schreiben sehr viel einfacher. Und gibt dem ganzen irgendwie auch was Bühnenhaftes. Man sieht erstmal die Kulisse, bevor die Darsteller auftreten. Das war nicht geplant, gefällt mir aber. Ich denke, das werde ich so weiterführen. Oder wird das zu einseitig?

    Kapitel 2

    Quisar


    Unter der Klippe breitete sich eine weite, aber nicht sehr tiefe Schlucht aus. Am Grund legte ein kleiner Fluss gemächlich mäandernd seine blauen Schleifen aus, gesäumt von tropischen Gehölzen: Palmen, Orchideenbäume, Riesenfarne. Sie wechselten sich ab mit Schilf- und Grasflecken, in denen mit Lotos bedeckte Teiche glitzerten. Hin und wieder beschleunigte das Wasser, wenn es silbern glitzernd über einige Steine sprang. Die gegenüberliegende Wand aus rot schimmerndem Felsgestein war ebenso stufig und zerklüftete wie die diesseitige.


    Die Felsvorsprünge quollen über vor Büschen, Farnen und Ranken. Hängende Gärten, angelegt von der Natur. Schmale Wasserfälle ergossen sich in langen Kaskaden in das Tal. Darüber erhoben sich die Kronen majestätischer Baumriesen in den blauen Himmel. Nur nach Westen hin öffnete sich die Schlucht und gab den Blick auf weißen Sand frei, wo der Fluss in eine türkisen schimmernde Meeresbucht mündete. Ein warmer Wind trug den Duft der blühenden Bäume, das Rauschen des Wassers und die Stimmen einer Vielzahl exotischer Tiere und Vögel auf die Klippe hinauf.


    Mit einer gleichgültigen Handbewegung löste Quisar seinen Peiniger von Hals der Kreatur zu seinen Füßen. Humanoid, irgendwie. Zumindest hatte sie zwei Arme und zwei Beine und einen einzelnen Kopf, wenngleich der eher einer Amphibie ähnelte. Was auch immer es war, zu einer guten Jagdbeute hatte es nicht getaugt. Zu wenig wehrhaft, nicht schnell genug, um wegzulaufen, nicht einmal eine dekorative Trophäe gab das hässliche Ding ab. So etwas zu töten, bereitete keine Freude. Dabei hatten der lange Stab und der Schmuck aus Steinen und Federn, den das Wesen trug, auf eine Art Stammesführer hingedeutet. Sei’s drum. Seine Kabaliten hatten sicherlich einige Exemplare einsammeln können. Für das Vorprogramm in der Arena sollten sie genügen. Heute hatte er selbst zwar wenig Vergnügen an der Jagd gehabt, seine Tiere würden sie aber haben. Die Enttäuschung hielt sich in Grenzen.


    Quisar befestigte seine Peitsche am Gürtel der wie schwarze Insektenpanzer schimmernden Rüstung und machte sich an den Abstieg. Leichtfüßig sprang er von einem Vorsprung zum nächsten. Der Fels schien ihm den Gefallen zu tun, eine Art natürlich Treppe hinunter in die Schlucht zu bilden. Nur hin und wieder musste er sich unter dicken Wurzeln hindurchbücken, die aus der Wand ragten, oder allzu dicht überhängendes Gewächs zur Seite biegen. Selbst der Dschungel machte es ihm zu einfach. Was mochten die Asuryani[1] und die Sieri[2] nur an diesen verweichlichten Welten finden?


    Am Grund angekommen, folgte er dem Pfad zwischen mannshohen Farnen, Drachenbäume und Einblattpflanzen zurück zur Landezone, wo seine Truppe schon dabei sein mussten, die Beute dieses Jagdzuges zu verladen. Eher beiläufig bemerkte er eine leichte Bewegung im Unterholz, ein kurzes Wippen einiger Farnwedel. Er hielt inne und lauschte. Zu hören war nichts außer der Lautkulisse des Dschungels aus Insekten, Vögeln und dem Wind in den Blättern.


    Was die Bewegung verursacht hatte, war entweder ebenfalls stehen geblieben, hatte ihn vielleicht bemerkt und lauerte, oder konnte sich so lautlos bewegen, dass selbst sein sensibles, geübtes Gehör es nicht mehr wahrzunehmen vermochte. Eigenschaften, die auf ein Raubtier hindeuteten. Seine Neugier war geweckt. Was auch immer, es schien wert, dem nachzugehen. Vielleicht ergab sich doch noch die Gelegenheit auf ein zufriedenstellendes Jagderlebnis. Quisar wandte sich vom Weg ab und tauchte unter die riesigen Blätter ein. Wenig Augenblicke später war er genauso spurlos verschwunden wie das, was er zu verfolgen gedachte.


    Im Dickicht wurde die Luft schwüler. Der Boden war dick und weich bedeckt mit abgefallenem Laub. Quisar setzte einen Fuß vor den anderen, glitt geschmeidig zwischen brettartigen Baumstämmen, armdicken Luftwurzeln und Vorhängen aus Kletterpflanzen hindurch, ohne ein Blatt zu regen. Er hielt inne, schloss die Augen und lauschte. Der leise, anhaltende Chor aus Vogelstimmen und Insektensummen umgab ihn und verschmolz zu einem monotonen Rauschen.


    Da! Ein einzelner Laut stach aus dem Einklang heraus. Ein leises Schnarren, kaum lauter als die Umgebung, aber für das feine Gehör eines Drukhari doch genau zu unterscheiden. Quisar lächelte erwartungsfroh, wandte sich in Richtung des Lautes und setzte seinen Weg fort.


    Nur wenige Schritte weiter wand sich eine gewaltige, dick mit hellgrünem Moos bedeckte Baumwurzel quer über den Pfad. Er trat näher und untersuchte die glatte, graubraune Rinde. Kratzspuren waren in das Holz geschlagen.


    Vier Klauen an den Vorderbeinen, vier an den Hinterbeinen.


    Quisar strich mit seinen langen, schlanken Fingern über die Kerben. „Schmal, nicht tief. Zehenspitzengänger, mittelgroß, leidlich guter Kletterer. Katzenähnlich vermutlich.


    Ein leichtes Gefühl der Enttäuschung macht sich breit. Ein gewöhnliches Raubtier. Davon hatte er schon hunderte, wenn nicht tausende erlegt. Ein schlichter Zeitvertreib. Er war schon dabei sich umzudrehen, um den Weg wieder zurückzugehen, als sein Blick noch einmal auf die Wurzel fiel. Halb unter einem Stück abstehender Rinde steckte etwas fest. Er zog es heraus.


    „Eine Feder?“


    Tief dunkelblau, rund und hornig wie eine Drachenschuppe. Welcher Vierbeiner hatte ein solch seltsames Federkleid?


    Nun war seine Neugierde doch wieder geweckt. Mit einem eleganten Satz zog er sich die Wurzel hinauf und verharrte. Direkt unter ihm war ein Hohlraum, gut unter breiten Blättern verborgen. Offenbar hatte das Tier hier sein Lager. Noch schien es ihn nicht bemerkt…


    Mit einem schrillen Schrei sprang die Kreatur auf ihn herab. Sie musste in einem gegenüberliegenden Baum gesessen haben. Quisar wich aus und stürzte rücklings von der Wurzel, rollte sich jedoch elegant ab und blieb sprungbereit mit einem Knie am Boden hocken. Er richtete seinen Blick nach oben. Über ihm auf der Wurzel kauerte angriffsbereit das Tier.


    Es hatte einen vogelähnlichen Schnabel und stechend gelbe Augen. Den Kopf und den Hals bedeckten dunkelblaue, überlappende Schuppen, kaum als Federn zu erkennen. Der Körper glich dem einer schlanken, hochbeinigen Katze und war mit einem silbergrau schimmernden, glatten Fell bedeckt. Die Kreatur stellte die Halsfedern auf und fauchte drohend.


    „Keine Zähne, aber Klauen. Die Federschuppen schützen Kopf, Hals und Brust. Schnell und beweglich.“


    Quisar lächelte zufrieden. Die Hoffnung auf eine herausfordernde Begegnung schien sich doch noch zu erfüllen. Langsam richtete er sich auf, die Kreatur fest ins Auge gefasst, und löste den Peiniger von seinem Gürtel. Das Wesen schien unsicher, wie es sein Gegenüber einschätzen sollte. Es wiederholte seine Drohung, kam aber nicht näher. Quisar vollführte einen lockeren Peitschenschlag in Richtung des Tieres. Leise knisternd durchschnitt die Waffe die Luft. Die Kreatur hielt inne, immer noch unschlüssig.


    Dann, schneller als ein gewöhnliches Auge hätte folgen können, setzte es über den Eindringling hinweg. Doch Quisars Reflexe waren die eines Drukhari, von Natur aus schnell und durch Jahrhunderte des Trainings und des Kampfes verfeinert. Er duckte sich und ließ dabei seine Waffe in die Höhe schnellen. Der Peiniger streifte das Geschöpf am Hinterlauf. Es schrie auf und landete mit Mühe auf dem tiefhängenden Ast eines nahen Baumes, das gelähmte Bein hinter sich herziehend.


    „Es greift nicht an, es flieht nicht. Warum?“


    Quisar kam ein Gedanke. Das Wesen nicht aus den Augen lassend, näherte er sich rückwärtsgehend der Baumwurzel. Die Kreatur bemerkte seine Bewegung und stieß erneut eine Warnung aus. Klang diesmal eine Spur von Verzweiflung in dem Schrei mit? Quisar glaubte es zu spüren und es erfüllte ihn mit boshafter Freude.


    Das Geschöpf wurde immer unruhiger, wippte auf dem Ast, wagte aber mit dem gelähmten Bein keinen weiteren Sprung. Ein, zwei Schritte noch, und Quisar war wieder bei der Wurzel angekommen. Noch einmal fixiert er das Tier, wie es in völliger Hilfslosigkeit ihm nur noch hinterherschreien konnte. Er wandte sich um, erklomm mit einem Satz die Wurzel und war mit dem nächsten auf der anderen Seite hinuntergesprungen.


    Unter der Wurzel fand er eine ausgegrabene Mulde, auspolstert mit trockenen Blättern und Palmwedeln. Er begann das Pflanzenmaterial zur Seite zu schieben. Etwas glattes, rundes begann zum Vorschein zu kommen. Wie er vermutet hatte. Die Kreatur beschützte ihr Nest.


    Dann war das Tier wieder da. Kreischend sprang es von der Wurzel herab, knickte auf dem verletzten Bein ein, wirbelte dennoch herum und näherte sich humpelnd. Quisar drehte sich langsam um. Seine Position war ungünstig, unter der Wurzel war nicht genug Bewegungsfreiheit, um den Peiniger effektiv einzusetzen. Er hakte die Peitsche am Gürtel ein und griff langsam nach seinem langen Jagdmesser.


    „Du wirst hier keinen Sprung wagen“, sagte er mit boshafter Selbstgefälligkeit. „Wir wissen beide, warum.“


    Die Kreatur wippte vor ihm auf und ab, als hätte sie seine Worte verstanden. Unversehens schnellte der Drukhari nach vorne, das Messer vor sich. Das Tier versuchte auszuweichen, strauchelte jedoch mit seinem verwundeten Bein. Doch sofort war es wieder auf den Füßen und ging zum Angriff über. Quisar sprang zurück und schwang das Messer nach dem Tier. Beim Ausweichen stolperte es erneut. Zwei, drei Mal wiederholte er das Spiel, dann wollte er es darauf ankommen lassen.


    Das Tier setze zum Sprung an. Quisar warf sich ihm entgegen. Die beiden prallten aufeinander und landeten auf der dichten Laubdecke des Waldbodens. Die Kreatur war oben auf. Es gelang ihr, den Drukhari mit den Vorderpfoten in den Boden zu drücken. Quisar lag halb auf der Seite. Das Messer war ihm aus der Hand geglitten und lag unter ihm. Das volle Gewicht der Vogelkatze lastete auf seiner Brust. Dann stieß der spitze Hakenschnabel herunter in Richtung seines Kopfes. Er hob den linken Arm und fing den Angriff ab. Der schwarzglänzende Panzer seiner Unterarmschiene knackte unter dem Biss, hielt aber stand.


    „Da musst du schon mehr aufbringen“, höhnte er.


    Als hätte es seine Worte verstanden, begann das Tier ihn mit den Vorderpfoten zu bearbeiten. Quisar warf den Kopf zur Seite, um nicht eine unerwünschte Narbe im Gesicht davonzutragen. Die Klauen schrammten über die schwarzen Lamellen seines Brustpanzers. Das Adrenalin in seinem Blut versetze ihn in ein Hochgefühl. Doch er musste sich beherrschen. Er liebte den Rausch des Kampfes, wie einst in seiner Kindheit, in der Arena des Kultes seiner Mutter. Aber nun war er ein Jäger im Ringen mit einem wehrhaften Raubtier. Ein Moment der Unachtsamkeit konnte die Rollen vertauschen.


    „So, genug der Spielerei.“


    Mit einiger Anstrengung drückte er den Kopf seines Gegners zurück. Gleichzeitig versetze er ihm einen Tritt gegen die Hinterbeine. Sofort knickte das Geschöpf zur Seite weg und zog Quisar mit sich, so dass er nun über ihm war. Bevor es wieder aufstehen konnte, war der Drukhari auf den Beinen und hatte den Peiniger in der Hand. Die bläulich schimmernde Peitsche sauste nieder und schlang sich um den gefiederten Hals. Das Tier kreischte ohrenbetäubend. Die Ströme bioelektrischer Energie ließen es sein Rückgrat fast bis zum Brechen krümmen, alle vier Läufe krampften sich in unnatürlichen Winkel an den Körper.


    Quisar löste die Waffe. Die Beute war bewegungsunfähig, schrie aber immer noch. Selbst bei diesem nicht intelligenten Geschöpf konnte Quisar den Schmerz und die Verzweiflung in den Lauten spüren. Das Gefühl war geradezu berauschend. In gewisser Weise hatten diese wilden Kreaturen eine viel reinere, ursprünglichere Essenz als jedes denkende Lebewesen. Nur ein wahrer Nachkomme Kurnous[3] wusste das zu schätzen. Er wollte es so lange wie möglich auskosten.


    Er beobachtete das Tier noch einige Zeit, um sicher zu gehen, dass sein Peiniger erfolgreich dessen Nervensystem überlastet hatte. Dann ging er ein paar Schritte, hob ohne Hast sein Messer auf und kehrte zu seiner Beute zurück. Inzwischen gab das Geschöpf nur noch ein wimmerndes Schnarren von sich.


    Er kniete nieder. Unbehelligt von den erstarrten Tatzen setzte er das Messer an, machte einen Schnitt entlang der Innenseite des rechten Vorderbeines und zog vorsichtig die Haut ab. Das Tier schrie aus vollem Hals, jedes Mal, wenn er das Prozedere an den anderen drei Gliedmaßen und am Schwanz wiederholte. Erst nach dem Schnitt, mit dem er das Fell entlang des Rumpfes zu lösen begann, verstummte es. Der gefiederte Kopf fiel leblos zur Seite.


    Mit leichter Enttäuschung erhob Quisar sich und betrachtet den halb gehäuteten Kadaver. Nun ärgerte es ihn, dass er sich von Sirqa kein Stimulanzmittel hatte geben lassen. Vielleicht hätte das Tier damit noch etwas länger durchgehalten.


    Die gespenstische Stille wurde jäh unterbrochen von einem lauten Kreischen. Quisar drehte sich um. Es war nicht eine Stimme, es waren mehrere. Im nächsten Augenblick brachen vier weitere der Vogelkatzen aus dem Unterholz hervor, eines deutlich größer als das tote Tier, mit flammend roten Halsfedern und tiefschwarzem Fell, die anderen etwas kleiner, jedes die Federn und das Fell in einer anderen Farbe.


    „Rudeljäger also. Interessant.“


    Er ging langsam rückwärts, bis er mit dem Rücken an die Wurzel stieß und nicht mehr weiterkonnte. Die Tiere zögerten nicht und stürmten sofort auf den Eindringling los.


    Fast geräuschlos ging ein Hagelschauer aus kristallenen Splittergeschossen auf die Angreifer nieder. Noch im Sprung bohrten sie sich in den schwarzen Pelz des größten Tieres und ließen es mit einem dumpfen Aufprall zu Boden fallen. Die drei anderen wurden mitten im Lauf getroffen, strauchelten, stolperten übereinander und blieben reglos liegen. Als der Beschuss abebbte, näherte sich Quisar den Körpern und stieß dem schwarzroten den Fuß in die Seite. Es rührte sich nicht mehr. Das Gift der Kristallgeschosse, die sich zu hunderten in sämtliche Organe der Tiere gebohrt hatten, hatte fast augenblicklich gewirkt.


    Zehn seiner Fleischgeborenen traten aus dem Dickicht hervor, Elitekrieger der Kabale, jeder in die gleiche, wenn auch weniger prunkvolle, schwarzglänzende Rüstung gekleidet und mit einem goldverzierten Splitterkatapult bewaffnet. Der Sybarit reichte Quisar seinen blauvioletten Seidenumhang.


    Während er sich das Kleidungsstück anlegte, bahnte sich eine schlanke, hochgewachsene Frau ihren Weg durch das Unterholz, energisch die Blätter zur Seite schiebend. Ihr Haar, ebenso weißblond wie Quisars, hing als ein langer Zopf bis zum Boden, gehalten von einer vielgliedrigen, kunstvoll gearbeiteten Goldspange in Form eines Schlangenkopfes. Sie hatte einige Mühe, sich damit nicht in den tiefhängenden Zweigen zu verfangen. Dennoch waren ihre Schritte elegant, fast schwebend, umspielt von einem Rock in der gleichen Farbe wie Quisars Mantel.


    Als sie vor ihm Stand, war es Quisar, als würde er in einen Spiegel blicken, der ihm sein eigenes Gesicht als weibliches Abbild zeigte: fein geschnitten, hohe Wangenknochen, elfenbeinblass, dunkelviolette Augen.


    Sie schaute kurz an ihm vorbei und lächelte kühl.


    „Du hattest deine Freude, wie ich sehe.“


    Mit langen Fingern zupfte sie Laub aus seinen Haaren. Sein Haarknoten hatte sich zum Teil aufgelöst.


    „Leider mangelte es mir an Mitteln, sie zu verlängern“, sagte er.


    Sie wandte sich nach ihm um, während sie auf die toten Tiere zuschritt.


    „Du wolltest nichts haben.“


    Sie ging in die Hocke und untersuchte den blutigen, halb gehäuteten Kadaver, zupfte eine der Federschuppen heraus und füllte Proben der austretenden Körperflüssigkeiten in gläserne Röhrchen ab.


    „Bedauerlich. Mich hätte interessiert, wie meine Kreationen bei solchen Lebewesen wirken.“


    „Ich hoffe, du kannst über die Missachtung deiner Künste hinwegsehen, liebste Schwester“, entgegnete Quisar.


    Den Sarkasmus in seiner Stimme wohl zur Kenntnis nehmend, antwortete sie: „Nachsicht liegt nicht in meiner Natur.“


    „In meiner genauso wenig.“


    Er folgte ihr zu dem halb gehäuteten Exemplar, nahm das Messer wieder auf und beendete die Arbeit. Auf einen Wink kam der Sybarit heran und nahm das abgezogene Fell entgegen. Dann stieß er die Klinge in den Kadaver und öffnete den Rumpf.


    „Das ist ein Weibchen“, stellte er fest.


    „Was wolltest du damit überhaupt?“ fragte Sirqa, während sie mit ihrem eigenen, feinen Skalpell Stücke aus den Organen herausschnitt und in weitere Röhrchen verstaute. „Besonders spektakuläre Trophäen sind sie nicht. Leider ist das schwarze Fell ruiniert. Es hätte Mutter gefallen, besonders mit den roten Federn.“


    „Das silberne passt gut zu dunklem Purpur. Und wie sollten zumindest die Form wahren und unserem Vater von jedem ein Stück für seinen Mantel überbringen. Aber schau hier.“


    Er glitt in die Höhle unter der Wurzel und legte frei, was er entdeckt hatte. Sechs große, bunt gesprenkelte Eier kamen unter dem Laub zum Vorschein.


    „Sie wissen sich zu wehren, besonders als Rudel. Als hätten Kurnous Jagdfalken und Hunde sich in einem Geschöpf von großer Wildheit und Schnelligkeit vereint. Die passenden Begleiter für den Erben von DorchaKerun.“


    „Den designierten Erben, solange wir dafür Sorge tragen, dass dies so bleibt.“ Ihr Blick fiel auf die tiefen Scharten in seiner Rüstung. „Und solange du nicht für ein paar neue Schoßtiere deine makellose Haut riskierst.“


    Eine kurze Aufwallung von Zorn kochte in Quisar hoch. Doch letztendlich war Sirqa das einzige lebende Wesen, das so mit ihm reden und danach noch hoffen durfte, weiterhin lebend zu sein. Er reichte ihr eines der Eier. Sie strich mit den Fingern über die glatte Oberfläche und zog verschlungene Linien in das Blut des Muttertieres, dass ihm von Quisars Händen anhaftete.


    „Und wird sich darum kümmern?“ fragte sie.


    „Da habe ich schon jemanden im Auge“, antwortete er.


    _______________________________________


    [1] Weltenschiff-Aeldari

    [2] Exoditen

    [3] Jagdgott der Aeldari

    So, Kapitel IV ist fertig, an V arbeite ich grade. Für die kritischen Kapitel VI und vielleicht auch VII, je nach dem wie umfangreich die Ausarbeitung der Szenen am Ende werden, hab ich den Handlungsrahmen aufgestellt und hoffe, dass die Entwicklungen, wie ich sie mir gedacht habe, glaubwürdig sind und ich sie auch glaubwürdig rüberbrigen werde.

    Bis zu einem gewissen Punkt ist der Rahmen übrigens aus der antiken und der klassischen Literatur inspiriert (ich wäre damit also nicht die erste, die diesen Stoff klaut, das haben vor mir schon mehrere andere gemacht ;) ) und das mit ziemlicher Absicht, weil mich die Geschichte buchstäblich meine komplette Bildungslaufbahn begleitet und interessiert hat. Vielleicht kommt ja jemand dahinter.

    Kapitel 1

    Wahl


    Der scharfe Blick des Weltenwanderers durchmaß das Rund der Versammlungshalle. Die IstuKarun[1] hatten sich eingefunden, Ausgestoßene, die, der Pfade überdrüssig, ihr Weltenschiff verlassen hatten. Ob auch nur einer von ihnen sich hatte träumen lassen, was sie da draußen, in der ersehnten Freiheit des weiten Sternenmeeres, wirklich erwartete? Immerhin, bisher hatten sie überlebt, und sie waren zurückgekommen. Das machte sie zu den Besten unter ihresgleichen. Wenn ZarAsuryan rief, kehrten seine Weltenläufer heim.


    Mehrere hundert saßen auf den steil aufsteigenden Stufenrängen der ellipsenförmigen Halle. Für gewöhnlich versammelte sich der Rat der Seher hier. Wohl nur der Erste Runenprophet von ZarAsuryan, AthIdainn[2] Eathalvaén, hatte die Autorität – und die Impertinenz – diesen ehrwürdigen Ort für ein Treffen der Ausgestoßenen in Beschlag zu nehmen.


    Firondhir lehnte sich zurück und versuchte, die weitgespannte Kuppel der Decke hoch über ihm im dämmrigen Dunkel auszumachen. Wie das filigrane Astwerk eines Baumes zeichneten sich gewundene Phantomkristallstreben ab. Zwischen den Zweigen fiel Licht durch halbtransparente Kristallscheiben in jeder erdenklichen Schattierung von Blau. Der Anblick erfüllte ihn mit gebührender Ehrfurcht, mehr aber noch mit Bewunderung für die Kunstfertigkeit dieses Bauwerkes.


    Die wenigsten der übrigen Weltenläufer schienen ihre Umgebung in gleicher Weise wahrzunehmen. Firondhir konnte es ihnen nicht verdenken. Jedem Aeldari war einen Sinn für die Schönheit der Dinge angeboren. Doch wenn die Ausgestoßenen von ihren oft weiten und einsamen Reisen heimkehrten, lag ihr Blick auf anderen Dingen. Manche plauderten oder begrüßten lang nicht mehr gesehene Gefährten. Sicherlich prahlten auch einige mit ihren Abenteuern. Aber keine noch so fantasievoll ausgeschmückte Geschichte konnte heranreichen an die Fährnisse, die einem Wanderer tatsächlich auf dem Pfad des Ausgestoßenen begegneten.


    Firondhir und Illurayon hatten wahrscheinlich schon mehr erlebt als all die jungen Aeldari hier zusammen. Aber die Reise, die ihnen jetzt bevorstand, sollte über alles Bisherige hinausgehen. Mehr allerdings wusste Firondhir auch nicht. Der AthIdainn hatte nichts mehr als vage Andeutungen gemacht, als er sie zu sich gebeten hatte. Die Zukunft des Weltenschiffs ZarAsuryan würde eine neue Wendung nehmen, zum Guten oder zum Schlechten. Das hinge nun von ihnen ab.


    Aber war es nicht immer so, wenn die Runenpropheten die Weltenläufer heimriefen und den Kriegsrat sich versammeln ließen? Allerdings, Autarchen und Exarchen waren hier und heute nicht anwesend. Und auch die anhaltende Spannung, die das Bewusstsein eines Weltenschiffs durchströmte, wenn der Avatar Kaela Mensha Khaines[3] im Begriff war zu erwachen, war nicht zu spüren. Krieg stand nicht bevor. Nicht für die Bewohner des ZarAsuryans, nicht für die Aspektkrieger der Schreine der Asurya. Eine Aufgabe für die IstuKarun lag an. Heimliche Suche, stille Jagd.


    Illurayon war der Vorausschauendere von ihnen beiden, und mehr als das. Seit sie sich kannten, hatte er stets so etwas wie die Führungsrolle übernommen. Wohl deshalb war er es nun auch, den der AthIdainn zu einem vertraulichen Gespräch zu sich gebeten hatte. Aber sein Freund hatte ihm noch nie etwas verheimlicht. Firondhir sah keinen Grund, über die Maße besorgt zu sein.




    Eathalvaén wandelte über die verschlungenen Wege der weitläufigen Gärten in der Kuppel der Seher. Der regelmäßige Lichtwechsel in den Biodomen des Weltenschiffs hatte grade die Hälfte der Dunkelphase überschritten. Auf einem Planeten hätte man die Zeit wohl Mitternacht genannt. Das Fehlen des Tageslichts erlaubte den Blick auf die Sterne, deren weiß glänzende Lichtspitzen die hauchdünne, klare Kristallhaut der Kuppel durchdrangen. In der tiefblauen Dämmerung hatten zahlreiche Nachtblumen ihre großen, goldenen und purpurroten Kelche geöffnet und verströmten einen schweren, angenehmen Duft. Nächtliche Falter, samtviolett und groß wie Singvögel, gaukelten von einer Blüte zur anderen. Heimchen zirpten leise ihr Nachtkonzert.


    Irgendwo hinter diesem Gemälde der Sinne war für den empfindsamen Geist ein sphärischer Klang zu vernehmen, eine lautlose, auf und abschwellende Melodie wie das Rauschen des Meeres. Ein Meer aus Sternen, das die weit verstreuten Inseln des Volkes der Aeldari trennte und zugleich miteinander verband. Nächte in den Gärten eines Weltenschiffs hatten ihre ganz eigene Magie.


    Neben dem Runenpropheten schritt schweigend eine Gestalt, selbst für einen Aeldari hochgewachsene und in einem langen, schwarzen Mantel gehüllt. So bedacht und kontrolliert waren seine Bewegungen, dass man ihn in der Dunkelheit erst auf den zweiten Blick wahrnahm.


    „Hörst du das Meeresrauschen?“ fragte Eathalvaén.


    „Es sind nur die sanften Wellen, die unsere Küsten umspielen“, antwortete der Weltenwanderer. „Die wilde See liegt woanders, und mögen sich ihre Wellen nie an unseren Mauern brechen. Ich habe mich schon lange nicht mehr so weit hinausbegeben.“


    „Das Sternenmeer wird diesmal nicht euer Weg und euer Ziel sein, Illurayon.“


    „Ihr wisst, Eathalvaén, welchen Weg auch immer einzuschlagen Ihr mich bittet, ich werde ihn beschreiten.“


    „Diesmal wage ich nicht, dich zu bitten. Auch Firondhir nicht. Keinen von euch. Ich werde euch eröffnen, was die Runen mir eröffnet haben, und dann mag jeder selbst entscheiden, ob er bereit ist, an jenen Ort zu gehen, den kein Wesen betritt, ohne von seinen Bewohnern dorthin gezerrt worden zu sein.“


    Illurayon schwieg kurz. Diese rätselhafte Art zu sprechen, zeichnete Runenpropheten mitunter aus, mochte es nun sein, dass sie selbst den Runen keine klareren Begriffe hatten entlocken können, sei es, weil sie das, was sie gesehen hatten, nicht auszusprechen wagten.


    Doch Illurayon kannte den Ersten Runenpropheten von ZarAsuryan schon sein halbes Leben lang. Eathalvaén sprach offen, offener als es dem Rat der Seher zuweilen recht war. Wenn er solche Formulierungen gebrauchte, dann nicht, weil er selbst das fürchtete, was er nicht beim Namen nennen wollte. Er fürchtete um den, zu dem er sprach. Eine leichte Beklemmung beschlich den Weltenwanderer, denn er wusste die dunkle Rede wohl zu deuten.


    „Eathalvaén, sprecht nicht in Rätseln zu mir, zumal ich einen Teil ohnehin schon erraten habe.“


    Der Runenprophet lächelte.


    „Deiner Gabe entzieht sich wenig, Illurayon. Deswegen fällt es mir umso schwerer, dich auszusenden, denn sie ist der vornehmliche Grund, dass du der Einzige bist, der diese Mission zum Erfolg führen kann.“


    „Was ich weiß und was ich kann, habt Ihr mich gelehrt, ArdIdainn[4]. Ihr sendet uns in das Reich der Drukhari, nach Commorragh.“


    Der Runenprophet hielt in seinen Schritten inne, wandte sich dem Weltenwanderer zu und sah ihn an. Illurayon schrak zurück vor dem Blick in seinen grüngrauen Augen. Neun Jahrtausende, die man dem AthIdainn sonst nicht ansah, lagen auf seinem Gesicht. Aus dem Blick allein, ohne dass Eathalvaén ein Wort hätte sprechen müssen, wusste Illurayon, was ihm auf der Seele lastete:


    „Du wirst von dort nicht zurückkehren.“


    Illurayons Inneres schnürte sich zusammen. Das Leben eines Weltenwanderers war niemals sicher. Er hatte sich dafür entschieden, in dem Augenblick, da er den Pfad der Aeldari verlassen hatte. Aber der Tod war ein Risiko, das man mit Geschick und Vorsicht meiden konnte. Und Firondhir und er, sie waren sehr gut darin – bisher.


    Eathalvaén richtete seinen Blick zu den Sternen auf. Wie oft in den letzten Jahrhunderten hatte er schon dem Jungen König diese Botschaft überbracht. Selten, im Vergleich zu anderen Weltenschiffen, und doch viel zu oft. Doch Illurayon war kein Exarch, der dafür lebte, sich selbst im Dienst des Kriegsgottes aufzugeben. Er hatte sich für die Freiheit des Sternenmeeres entschieden. Mit außergewöhnlicher psionischer Begabung gesegnet, doch nur wenige Schritte davon entfernt, sich in der ewigen Verdammnis zu verlieren, hatte Eathalvaén sich seiner angenommen. Auf dem Pfad des Sehers hatte auch er ihn nicht halten können, doch hatte er ihn gelehrt, seine Gabe unter Kontrolle zu halten. Wofür?


    „Ihr sagtet, Ihr würdet mich nicht bitten«, hörte er den Weltenwanderer sagen. Seine Stimme, wie vom anderen Ende des Universums hinüberdringend, war gefasst, doch ließ die Furcht in ihr sich nicht verbergen. „Aber es muss einen Grund geben, warum Ihr grade an mich herangetreten seid.“


    Eathalvaén sah ihn wieder an.


    „Ohne dich wird die Reise fehlgehen. Keine Vision, die ich je hatte, war klarer, gleich welche Pfade der Zukunft ich verfolgt habe.“


    Illurayon holte tief Luft.


    „Ihr wollt mich nicht bitten. Aber eine Wahl bleibt mir trotzdem nicht.“


    „Du kannst fortgehen“, entgegnete der Runenprophet. „Wie die IstuKarun es immer tun.“


    „Und nie mehr zurückkehren. Weil es nichts zum Zurückkehren geben wird. Eine Ewigkeit durch die Sterne zu wandern ohne eine Heimat, um beizeiten Ruhe zu finden. ArdIdainn, ich weiß, dass Euch nichts mehr bedeutet als das Weiterbestehen ZarAsuryans.“


    Eathalvaén sah einen Sekundenbruchteil zur Seite.


    „In einem irrst du.“


    Eine Weile gingen die beiden schweigend weiter, bis schließlich die gewaltige Kuppel der Halle der Seher sich bläulich schimmernd gegen den Sternenhimmel erhob.


    Bevor sie eintraten, blieb Eathalvaén noch einmal stehen.


    „Du fürchtest dich, Illurayon. Vor der Entscheidung, und vor den Folgen, die sie nach sich ziehen wird, gleich wofür du dich entschließt.“


    „Es besteht wirklich keine Möglichkeit, die Dinge in eine andere Richtung zu lenken?“


    Eathalvaén lachte leise.


    „Ich gebe zu, auch ich bin nicht allwissend und unfehlbar. Und zeigt sich auch nur die kleinste Hoffnung, so ergreife sie und halte sie fest. Vielleicht findest du einen Weg, den ich übersehen habe. Doch bitte ich dich: Wenn du die Tore der Großen Halle durchschreitest, habe deine Entscheidung getroffen.“




    Firondhir sah auf. Ein hoher, schmaler Bogen ausgefüllt mit weißem Licht tat sich auf, als die rankenverzierten Türflügel der Großen Halle sich langsam auseinanderschoben. Zwei dunkle Figuren lösten sich aus der Helligkeit.


    Illurayon trat ein, gefolgt vom Ersten Runenpropheten ZarAsuryans. Ein seltsames Gefühl beschlich Firondhir beim Anblick seines Freundes, er konnte es nicht genau einordnen. Irgendetwas Bedrückendes war an ihm, an seiner Bewegung, auch wenn sein Gesicht so ruhig und gefasst wie immer war. Kaum bemerkte er, wie es um ihn her mit jedem Augenblick ruhiger wurde und sich immer mehr Augenpaare gespannt auf die Eintretenden richteten.


    Lautlos huschte Illurayon durch das dämmrige Dunkel zu den Rängen und setzte sich neben Firondhir. Der sah ihn erwartungsvoll an, doch Illurayon bedeutete ihm, nicht zu sprechen und wies in Richtung des Runenpropheten.


    Eathalvaén schritt durch den Saal, groß und aufrecht. Seine feingliedrige linke Hand umschloss seinen Runenstab, ruhend, kraftvoll trotz seines hohen Alters, eher, als hielte er eine Waffe, denn eine Stütze. Er blieb in dem goldenen Lichtstrahl in der Mitte der Halle stehen. Der mitternachtsblaue Sehermantel fiel in schweren, samtenen Falten von seinen Schultern bis auf den Mosaikboden. Silberne Runen glänzten auf den morgenhimmelblauen Aufschlägen. Das silbergrau durchzogene Haar lang und offen über den Rücken fallend, die feinen, ebenmäßigen Gesichtszügen voll ruhigem Ernst, ließ er seinen Blick durch die Runde schweifen.


    „IstuKarun“, hob er an zu sprechen. Seine helle, melodische Stimme, wenngleich nicht übermäßig laut, erfüllte die gesamte Halle. „Angereist, heimgekehrt, dem Ruf gefolgt aus den entferntesten Weiten des Sternenmeeres. Nicht ohne Grund habe ich euch herkommen lassen.“


    Er konnte die ungeteilte Aufmerksamkeit aller seiner Zuhörer fühlen: Neugier, Abenteuerlust, Aufregung, auch Sorge und Unsicherheit bei einigen, alle nur erdenklichen Farben von Gefühlen der Erwartung. Doch ein dunkler Flecken unheilvoller Gewissheit trübte das Bild wie die Leere eines schwarzen Sterns. Einen kurzen Moment schwieg er und versuchte, seinen Geist vor diesen Empfindungen zu verschließen, bevor er weitersprechen konnte.


    „Schon oft habt ihr euren Teil dazu beigetragen, Bedrohungen von ZarAsuryan abzuhalten. Wie oft habt ihr euch wohl wissend in größte Gefahren begeben, um ein dunkles Schicksal von ZarAsuryans abzuwenden?“


    Auch wenn Eathalvaén es im Halbdunkel der Halle kaum sehen konnte, so spürte er doch: Kein Gesicht, dass nicht von tiefstem Ernst, keine Seele, die nicht von höchster Entschlossenheit erfüllt war.


    „Nichts Geringeres trage ich in dieser Stunde an euch heran. Doch kann und will ich keinen von euch zu diesem Auftrag verpflichten.“


    Erstauntes Schweigen breitete sich aus. Für gewöhnlich bestimmten die Runenpropheten jene, die auf eine Mission ausgesandt wurden, bereits vorher. Auf geheimnisvolle Weise wussten sie, wen es brauchte, damit das Unternehmen erfolgreich verlief. Fragend blickte Firondhir Illurayon an. Doch sein Freund hatte nur die Augen niedergeschlagen und starrte ins Dunkel.


    Illurayon hatte seine Entscheidung bereits getroffen, als Eathalvaén ihm den Auftrag unterbreitet hatte. Wie hätte er seinem Meister seine Hilfe versagen können, welchen Preis sie ihm auch abverlangte? Er sorgte sich nicht um sich selbst. Er sorgte sich um seinen Freund. Wie der AthIdainn ihn auf dem Pfad der Seher angeleitet hatte, so hatte er den unerfahrenen Weltenläufer vor langer Zeit davor bewahrt, sich völlig auf dem Pfad der Ausgestoßenen zu verlieren. Seither waren sie unzertrennlich. Firondhir würde ihm nicht von der Seite weichen, ganz gleich was ihnen widerfahren würde. Doch dass er das Schicksal, das ihm bevorstand, teilen sollte, konnte und wollte Illurayon nicht zulassen.


    „Nichts Geringeres“, fuhr der Runenprophet fort, „sondern sehr viel mehr. Die entferntesten Orte und dunkelsten Winkel der Galaxis habt ihr aufgesucht. Chem-Pan-Sey[5] und Orkead[6], illMureead[7] und Necrons, selbst den Dienern des Großen Feindes habt ihr getrotzt. Doch diesmal führt der Weg dorthin, wo der Ort und seine Bewohner gleichermaßen und auf vielfältigste Weise gefährlich sind. Nicht hinaus in die Weiten der Galaxis führt er, sondern tief in die verschlungenen Labyrinthe des SercamBelach[8].“


    Ein Gemurmel ging durch die Ränge. Die ersten der Weltenläufer und Weltenwanderer begannen zu verstehen, wovon der Runenprophet sprach.


    Eathalvaén nickte langsam, während er wiederholt seinen Blick durch die Runde streifen ließ.


    „Die Dunkel Stadt soll euer Ziel sein. Und wir alle wissen, dass jene, die dort leben, obwohl von unserem Volk, uns fremder nicht sein könnten. Was sie einem Lebewesen gleich welcher Art anzutun vermögen, ist für uns nicht vorstellbar. Und gleichwohl ich von jedem von euch weiß, dass er bereit wäre, selbst die schwersten Prüfungen auf sich zu nehmen, so weiß ich doch ebenso, dass dies nicht die wahre Gefahr der Dunklen Stadt ist. Schlimmer als der Tod ist die ewige Verdammnis, die unseren Seelen dort droht, und der die Schwäche unserer Natur sich nur allzu gerne hingibt. Wir wissen, wer sich dort verliert, findet niemals den Weg zurück.“


    Der Saal war stumm geworden. Bedrückendes Schweigen erfüllte die Kuppel. Das Dämmerdunkel zog sich zu schwarzer, schwerer Finsternis zusammen.


    „Daher kann und werde ich niemanden von euch dazu bestimmen, diese Reise zu unternehmen. Die Runen haben die Entscheidung getroffen: Fünf IstuKarun gehen aus freiem Willen in die Dunkle Stadt. Keiner mehr. Keiner weniger.“


    Eine lange Pause trat ein, als ob jeder erwartete, dass der einer oder die andere etwas sagte, dass einer den Anfang machte.


    „Mir ist es bereits bestimmt zu gehen“, erklang eine Stimme aus dem Dunklen. Einer der Weltenwanderer hatte sich erhoben und schaute in die Runde.


    Firondhir erschrak und schaute zu Illurayon auf. Langsam schritt sein Freund die Stufen hinunter und stellte sich neben den Runenpropheten in Lichtkegel. Seine Kapuze hatte er zurückgelegt. Der Schopf aus fast weißen Haaren, die sich in einer traditionellen Frisur nur längs über die Mitte des Kopfes zogen und zu einem hohen Zopf gebunden waren, schimmerte im weißgoldenen Licht. Seine ernsten Gesichtszüge schienen noch schärfer, die dunkelblauen Augen noch tiefer als sonst.


    „Wer geht mit mir?“ wandte er sich an die Anwesenden.


    Ehe er noch wusste, wie ihm geschah, war Firondhir aufgesprungen. Einen langen Augenblick stand er auf den Stufen, unschlüssig, was er eigentlich hatte tun wollen. Dann wurde ihm bewusst, dass er, dass etwas in ihm damit eine Entscheidung getroffen hatte, die er nicht mehr zurücknehmen konnte. Nicht vor dem AthIdainn, nicht vor den versammelten IstuKarun und nicht vor Illurayon. Diese Reise konnte er seinen Freund, dem er sein Leben verdankte, nicht alleine antreten lassen. Nicht nach allem, was sie seither erlebt und überstanden hatten, nach allem, was sie miteinander verband. Mit schweren Schritten stieg auch er hinunter und stellte sich neben Illurayon.


    Illurayon seufzte kaum hörbar. Wie er es erwartet hatte. Allein der Wunsch, nur dieses eine Mal mochte Firondhir ihn alleine ziehe lassen, wäre illusorisch gewesen. Dabei konnte er das Unbehagen seines Freundes deutlich spüren. Und zugleich seine Entschlossenheit und sein Vertrauen. Bei aller düsteren Vorbedeutung, mit er diese Reise antreten musste, war Firondhirs Treue ihm ein Funken der Zuversicht.


    Der Anfang war getan. Wenige Augenblicke später erhob sich der nächste Weltenläufer, dann noch einer und zwei weitere.


    Irgendwo in den hinteren Rängen stand ein junger Mann, fast noch mehr ein Junge, mit schmalem, blassem Gesicht und fast durchsichtigen Augen auf und schickte sich an, die Stufen hinunterzusteigen. Sein Sitznachbar packte ihn am Arm.


    „Ydrir, was tust du? Das ist keine Aufgabe für uns!“ flüsterte er energisch.


    Der Angesprochen drehte sich zu ihm um und sah ihn an, als würde er durch ihn hindurch blicken.


    „Ich muss mitgehen“, sagte er mit einem Tonfall, als wäre dies das selbstverständlichste der Welt.


    „Rede keinen Unsinn. Das ist eine Aufgabe für Weltenwanderer, die weitaus erfahrener sind als wir.“


    „Es ist besser, du bleibst. Aber ich gehe“, entgegnete Ydrir, machte sich los und stieg die Stufen hinunter.


    „Als ob ich dich allein ließe“, fauchte der andere und folgte ihm.


    Am Ende standen ein gutes Dutzend Männer und Frauen im Rund der Halle.


    „Ich danke euch allen“, sprach Eathalvaén in die Runde. „Niemand derer, die nun nicht hier stehen, muss beschämt sein. Nur wer ein Wagnis einzugehen bereit ist, kann auf Erfolg hoffen. Wer es nicht ist, dient dem Unternehmen umso mehr, wenn er sich nicht beteiligt.“


    Dann wandte er sich an die Freiwilligen.


    „Fünf, nicht mehr, nicht weniger. Über zwei hat das Schicksal bereits entschieden.“ Er sah Illurayon und Firondhir an. Firondhir vernahm die Worte mit Unbehagen. „Über die drei weiteren wird nun das Los der Runen entscheiden müssen.“


    Der Runenprophet öffnete einen weißen Samtbeutel an seinem Gürtel und griff hinein. Als er die Hand öffnete, stiegen daraus drei filigran verzweigte Phantomkristall-Runen wie Leuchtkäfer empor. Goldgelbes Licht verströmend, zogen sie ihre Kreise über der Gruppe und hielten schließlich jede, eine nach der anderen, schwebend über einem der IstuKarun an.


    „Die Wahl ist getroffen.“


    „Nein!“ fiel ihm einer der Weltenläufer ins Wort. Überraschtes, teils empörtes Gemurmel breitete sich in der Halle aus.


    Eathalvaén blieb ruhig und sah den Sprecher an. Es war ein junger Mann mit haselnussbraunen Augen und ebensolchen Haaren, die er zu einem Zopf hochgebunden hatte. Dicht neben ihm stand ein zweiter, etwas schmaler und feingliedriger von Gestalt, doch mit den gleichen Gesichtszügen, die braunen Locken in jugendlicher Haartracht kinnlang und nur das Haar über dem Scheitel am Hinterkopf zusammengebunden. Über ihm schwebte eine der Runen.


    „Nenne deinen Namen“, verlangte der Runenprophet.


    „Ydril, AreIdainn[9]“, antwortete der Weltenläufer. „Und dies ist mein Bruder Ydrir. Er wird die Reise antreten, doch nicht ohne mich.“


    Der andere schaute betreten zu Boden.


    „Ydril, deine Sorge um deinen Bruder ehrt dich. Doch die Runen haben die Wahl getroffen“, entgegnete Eathalvaén.


    „Ich trete freiwillig zurück“, ließ sich eine andere Stimme vernehmen.


    Der junge Weltenläufer zuckte zusammen, als hätte er gefürchtet, dass jemand diese Worte aussprach. Sie kamen von einer blonden Frau, aus deren grauen Augen die Erfahrung vieler Jahre auf dem Pfad des Ausgestoßenen sprach. Die Rune über ihr glitt auf ihre Handfläche und folgte der Bewegung, als sie die geöffnete Hand Ydril entgegenstreckte.


    „Zwillinge zu trennen ist ein schlechtes Vorzeichen. Mein Tatendrang soll nicht der Grund sein, dass diese Mission fehlschlägt.“


    Ydril nahm die Rune entgegen.


    Eathalvaén schien für einige Augenblicke weit entfernt zu sein. Dann nickte er.


    „So sei es denn. Möge deine Zurückhaltung nicht das herbeiführen, was du zu vermeiden suchst.“


    „Ich danke dir“, sagte Ydril an die Frau gewandt.


    Der fünfte IstuKarun, der bisher am Boden gehockt hatte, erhob sich nun, so rasch, dass die schwebende Rune sich beinahe in seinen schulterlangen, blonden Locken verfing.


    „Hervorragend. Dann kann der Spaß ja beginnen.“



    ________________________________________________________________________________________

    [1] IstuKarun = Heimliche Jäger

    [2] AthIdainn = Hoher Runenprophet (Titel)

    [3] Kriegsgott der Aeldari

    [4] ArdIdainn = Meister Runenprophet (Vertraute Anrede durch einen Schüler)

    [5] Menschen

    [6] Orks

    [7] Tyraniden

    [8] Das Netzt der Tausend Tore

    [9] AreIdainn = Geehrter Runenprophet (Formelle Anrede)

    Hui, Top 7 ALLER Miniaturen geht eigentlich garnicht, denn kennt schon wirklich alle Miniaturen? Aber selbst Top 7 derer, mit denen ich zu tun habe ist schwer, weil es da wirklich wenig gibt, was mir garnicht gefällt, die komplette alte Dark-Eldar-Riege mal ausgenommen. Wenn ich da rein subjektiv vorgehe, lande ich ganz schnell bei den Miniaturen, aus denen ich meine Charaktere gemacht habe. Das liegt daran, dass ich mir schon immer Helden und Geschichten dazu ausgedacht habe, und 40K hat mir dann in einem für mich ansprechenden Setting endlich die lang ersehnte Möglichkeit gegeben, von meinen Charaktere auch noch Figuren zu haben. Grade jetzt steht die Truppe neben meinem Laptop im Arbeistzimmer und unterstützt mich beim Schreiben. :D Im übrigen geht es mir ähnlich wie Rogan, mir gefällt das Detailüberfrachtete der neuesten Modelle überhaupt nicht. Das Space-Wolves-Sortiment war da schon hart an der Grenze. Eine echte Rangfolge kann ich deshalb auch nicht aufstellen, sondern eher eine siebenteilige Auswahl.



    1 Space-Wolves insgesamt



    2 Runenprophet aus Kunststoff



    3 Der neue Geisterseher



    4 Die Schattenschwinge



    5 Die Walküre



    6 Autarch



    7 Inquisitor des Ordo Malleus



    Ach, und weil's so schön ist, noch einen extra.


    Der Kristallsänger


    So, jetzt ist es soweit, ich hab mit der Neufassung meine Romans angefangen. Das hat im wahrsten Sinne des Wortes lange reifen müssen, aber jetzt sind die Ideen und die genrelle Richtung soweit zusammen, dass ich wieder anfangen konnte, zu schreiben, rund 10 Jahre nach der ersten Version und den Ynnari, die mir dazwischen gegrätscht sind.


    Konzeptionell bin ich Stand heute bis Kapitel V, geschrieben sind Kapitel I bis III. Nach V kommt eine Zone, die noch mit einigen Fragezeichen versehen ist, allerdings weiß ich, wohin es danach weitergehen soll. Ich fange deshalb an, die ersten Kapitel stückweise zu veröffentlichen, wie es damals auf Planet 40K gemacht habe. In welcher Häufigkeit dann neue Teile kommen, wir sich zeigen. Am Anfang werde ich jetzt erstmal nicht alles auf einmal raushauen, damit sich ein gewisses Polster aufbaut und im Falle einer Blockade es nicht zu einer zu langen Unterbrechung kommt. Ich hoffe, dass uns das erspart bleibt, denn im Moment kommen die Ideen beim Schreiben wie von selbst.


    Der Roman befindet sich derzeit in der Überarbeitung. Deshalb habe ich die alten Kapitel komplett rausgenommen und stelle die überarbeiteten Kapitel nach und nach wieder ein.

    Die letzte komplette Version ist nach wie vor als PDF auf meiner Homepage zu finden.



    Zitat

    Vor 10.000 Jahren zerfiel das Sternenreich der Aeldari an der Dekandenz seiner Bewohner. Nun leben die letzten verbliebenen Asuryani in gignatischen Weltenschiffen im All, geleitet von ihren Runenpropheten, die die Strömungen des Schicksals lesen.


    So sendet Eathalvaén von ZarAsuryan die Weltenwanderer Ullirayon und Firondhir zusammen mit drei weiteren Rangern aus nach Commorragh, die Stadt der Drukhari, ihrer Bösartigen Vettern, die auch nach dem Fall nicht von ihrer alten, hedonistischen Lebensweise ablassen.


    Doch die Mission scheint fehlgeschlagen, noch ehe die Gefährten herausgefunden haben, wen sie in der Dunklen Stadt suchen. Und die Krieger des Prinzen von DorchaKerun sind nicht die gefährlichsten Gegner, denen die Asuryani sich stellen müssen.

    Ad bestias


    Inhalt


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    PFD - Link zu meiner Homepage

    Sehr gern ... Wie hast Du das denn gedacht?

    In Grundzügen so, dass wir wieder eine Gesprächsrunde aufnehmen. Die Teilnehmer stellen der Reihe nach ihre Ergebnisse vor, erzählen vielleicht kurz was zu dem, was dahinter steht. Und dann geht's ins Gespräch, was einem die Challange gebracht hat, wie man durchgekommen ist, welche Schwierigkeiten es vielleicht gab, etc. Erfahrungsaustausch also.

    War wirklich eine tolle Aktion, hat mich ein gutes Stück voran gebracht, vor allem mit den Space Wolves. Vielen Dank für die Orga, Skjolnir. Selbstgesetzte Ziele und ein öffentlicher Abgabetermim sind genau die richtige Motivation für mich. Jetzt ist aber erstmal Pause und ich widme mich wieder meinem virtuellen Zoo.


    Übrigens, wollten wir nicht wieder ein Video für den youtube-Kanal machen? Da wäre die Winterchallange doch ein gutes Thema.

    Wolfsgardisten fertig. Allerdings mussten wir umdisponieren und die Bewaffnung erstmal hintenan stellen. Wir hatten nicht genug Kombimelter. Deshalb werden die Arme jetzt magnetsiert, dann können sie auch die Nahkampfwaffen der Wolfsreiter benutzen. Dafür muss ich die Jungs aber erste meinem Bruder übergeben, damit er mir mit dem Dremel die Handmanschetten abmacht.


    So dann hätten wir hier die Aufgabe für diese Woche: Ragnar Schwarzmähnes Wolfsgarde.


    Mit deer Bewaffnung mussten wir fürs erste umdisponieren. Eigentlich waren Kombimelter und Sturmschilde vorgesehen, nur haben ir dann festgestellt, dass wir nur sechs Kombimelter haben. Deshalb haben wir beschlossen, dass ich de Hände magnetisiere, dann können ie uch gleich die Nahkampfwaffen der Wolfsreiter mitbenutzen. Dafür muss ich aber erst meinen Bruder aktivieren, dass er mir die Handmanschetten abdremelt, mit der Säge trau' ich ich da nicht ran. Deshalb bleiben auch die Sturmschilde erstmal ab, außer bei dem einen, der es vorher schon dran hatte.


    PS: Wer hat eigentlich die gelben Schulterplatten zu verantworten? So eine sch... Farbe.😆

    Leide nur ein Zweispielerhaushalt, wobei die Motivation, gegen meinen Mann zu spielen, ziemlich gering ist, von beiden Seiten. Er hat einfach ein besseres Grundverständnis dafür als ich, was dann öfter mal zu Frust führt, weil ich nichts auf die Reige kriege.